Re: Das hätte, so gesehen, jetzt nicht kommen dürfen.
Zitat: Ursprünglich eingetragen von Detlef Lindenthal
Nun noch einmal ganz langsam:
Ich hoffe, .. finde ich noch ganz schön fraglich.)
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Ist ja gut so, daß Sie sich nicht sicher sind
Da stimmt fast nichts.
Es wird deshalb vielleicht sogar zu hoffen sein, daß sich D.L. später nie wieder an diese Beiträge hier erinnern werden wird.
Das Ganze war allenfalls eine gute Übung darin, zu sehen, daß sich Sprache nicht über ihre Grammatik erlernen läßt, daß Grammatik beim Erlernen einer Sprache eher hinderlich ist, allenfalls eine untergeordnete Hilfestellung mit eingeschränkter Aussagekraft bieten kann.
Die Grammatik einer natürlichen Sprache ist eine nachträgliche und teils ziemlich notdürftige Konstruktion, die existierende Bildungen erklären soll, und das nur in eingeschränktem Maße leisten kann.
Es ist kein Zufall, daß sich bei Versuchen, das Deutsche EDV-gestützt zu analysieren, herausgestellt hat, daß es fast nichts bringt, sich um klassische deutsche Grammatik zu kümmern.
Dabei entstehen allenfalls Gebilde wie die im zitierten Artikel.
Und es war eine gute Übung darin, zu sehen, daß auch das Gefühl dafür, welche sprachlichen Konstruktionen als korrekt empfunden werden, sich nicht vollständig deckt.
Das ist mir nichts Neues, meiner in einer entgegengesetzten Ecke des deutschen Sprachraums aufgewachsenen Frau hatte ich seinerzeit auch diverse falsche Bildungen unterstellt, teils konnte ich klären, daß diese auch zulässig waren, teils keinen Widerspruch zur Zulässigkeit finden.
Von meinem sudetendeutschen Vater wiederum hatte ich selbst diverse sprachliche Gewohnheiten übernommen, mit denen ich, obwohl diese eindeutig korrekt deutsch waren und in der örtlichen Aussprache verwendet wurden, in Österreich als Zugereister, also Nichteinheimischer, auffiel (Bist' von Kärnten?!).
Grammatische Argumente zur Einführung von Rechtschreibänderungen dürften ähnlich hilfreich sein, vor allem, wenn sie ähnlich durchgängig einzusetzen sind.
Als gesichert kann allerdings gelten, daß beispielsweise norddeutsche Deutschlehrer Sätze als eindeutig falsch anstreichen, die in Österreich eindeutig als richtig gewertet werden, vice versa. Also daß, über Stilfragen, Wendungen und Fragen nach gutem/zeitgemäßen oder schlechtem/veraltetem Deutsch hinaus, sogar grammatische Konstruktionen des Norddeutschen im Süddeutschen oder süddeutsche in Norddeutschland angestrichen werden.
Die Tendenz der letzten Jahrzehnte zeigt allerdings, daß das Hochdeutsch derer, die Hochdeutsch erst vor geschichtlich gesehen kurzer Zeit als Fremdsprache erlernt haben, nämlich der Norddeutschen, als vermeintlich reinstes Deutsch die Entwicklung dominiert. Vor der Vertreibung galt übrigens Prager Deutsch als besonders rein eine Mischung, die sich in der Diaspora aus Deutsch äußerst verschiedener Regionen herausgemendelt hatte.
Angesichts der Bevölkerungsentwicklung wäre nicht zu wundern, würde diese die Entwicklungsrichtung dominierende Rolle bald an Gebiete wie das u.a. deutschtürkisch geprägte Kreuzberg übergehen.
Regionale Mißverständnisse bezüglich Wörten sind ja häufig, die bekanntesten:
Sessel (einfacher Stuhl bzw. Fauteuil) Stuhl (zeremonielle Sitzgelegenheit Sessel) Fauteuil (Sessel unbekannt);
Gehsteig Trottoir Bürgersteig;
Rock Jacke Sakko;
Gilet Weste;
Geldbörse Portemonnaie Brieftasche Säckel;
Brühe Suppe Bouillon;
Soße Sauce Fond Tunke;
Realität Wirklichkeit Immobilie.
Und die halbseidene grammatische Hilfskonstuktion des transitiven versus des intransitiven Gebrauchs ist sowieso eher als Witz denn als Hilfe beim Sprachgebrauch zu werten:
bin gesessen habe gesessen;
bin gestanden habe gestanden.
Sonderformen wie die der schwäbischen Steigung mittels Halb-" wären natürlich auch zu beachten (Halb- in schäbischen Schimpfwörtern ist nicht etwa eine Minderung des Beschimpfungsgrads, sondern eine extreme Steigerung; Halbdackel, Halbtrottel .. nichteinmal zum Dackel/Volltrottel hat es gereicht)
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