Verspätete Einsicht
Woran krankt die Bildungspolitik?
TeachersNews 9. Febr. 2009
Bis heute gab es zum Beispiel keine wissenschaftliche Evaluation über die Effizienz des Fremdsprachenunterrichts an Grundschulen, über die Effekte der Rechtschreibreform ...
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WORAN KRANKT DIE BILDUNGSPOLITIK?
Nicht nur in Hessen und Bayern, sondern auch in Hamburg, Berlin und anderswo macht derzeit bei den Regierungsparteien die Erkenntnis die Runde, mit bildungspolitischen Themen könne man keine Wahlen mehr gewinnen, verlieren dagegen sehr wohl. Die Angst vor dem schulpolitischen Frust der Wähler hat inzwischen fast alle Landesregierungen erfasst – und das zu Recht!
Zu groß ist der Vertrauensverlust vieler Wähler in die aktuelle Schulpolitik, zu übermächtig ist das Gefühl in weiten Teilen der Bevölkerung, dass vieles schief gelaufen ist im Zuge der zahlreichen Reformen, die in fast allen Bundesländern gerade im Bildungsbereich in den letzten Jahren nicht nur angestoßen, sondern auch durchgepeitscht worden sind.
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Woran krankt die Bildungspolitik in Deutschland? Ohne sich der Gefahr der unzulässigen Verallgemeinerung auszusetzen, sind dafür mehrere Entwicklungen ursächlich.
1. Zum einen hat sich die Bildungspolitik nicht zuletzt im Gefolge der Föderalismusreform zu einem chaotischen Experimentierfeld der Landespolitik entwickelt, in dem von den Regierungen allein noch Handlungsstärke und Innovation demonstriert werden kann. Anstatt vor Reformen ergebnisoffene Modellversuche durchzuführen und zu bewerten, degradiert so manches schulpolitische Reformpaket, das qua Gesetz zum Erfolg verdammt ist, die Kinder zu Versuchskaninchen. Evaluierungen finden nicht mehr statt, bergen sie doch die Gefahr des möglichen Eingeständnisses der Politik, sich geirrt zu haben. Es kann nicht sein, was nicht sein darf. Bis heute gab es zum Beispiel keine wissenschaftliche Evaluation über die Effizienz des Fremdsprachenunterrichts an Grundschulen, über die Effekte der Rechtschreibreform, über die qualitativen Auswirkungen der Schulzeitverkürzung, über die Konsequenzen der Einführung gestufter Studiengänge im Bereich der Lehrerbildung – um nur einige Reformbaustellen zu nennen.
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Es wäre allerdings töricht, von Schulreformen generell Abstand zu nehmen. Die Tatsache, dass es so viele miserable gibt, spricht nicht dagegen, gut vorbereitete, langfristig und auf Konsens angelegte Reformen in Angriff zu nehmen. Dazu bieten wir unsere Mitarbeit an – mit dem Pfusch muss aber Schluss sein.
Quelle: Deutscher Philologenverband
http://www.teachersnews.net/artikel/nachrichten/schulleitung/010413.php
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