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Forum > Beispielsammlung über Sinn und Unsinn
Kieler Nachrichten
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Sigmar Salzburg
09.10.2007 09.50
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Anmerkungen zu Frau Hilliger in KN v. 5.10.07

Es gab bisher einige Wörter, die sich dieser Kürze-Regel entzogen haben und nun angeglichen wurden. Dazu gehören Ka-ramell (Karamel*), Mopp (Mop* = Staubwedel), Ass (As*), Messner (Mesner*), Tollpatsch (Tolpatsch *), Stepp (Step*, Stepp tanzen) und Tipp (Tip*).

Als Orthographie-Wissenschaftlerin müßte Frau Hilliger eigentlich die fadenscheinige Rabulistik ihrer Erklärungen peinlich sein.

(Informierten Reformgegnern wird das Folgende seit langem bekannt sein. Die mögen es großzügig überlesen.)

Folgen auf einen kurzen Vokal in einem Wortstamm zwei Konsonanten, so wird nie verdoppelt:
z.B. Tölpel (nicht „Töllpel“). Das gilt auch für „Tolpatsch“ (ung. „talpas“). Möglich wird die Schreibweise erst durch die faule Umdeutung des „Tolpatsch“ zu einem wildgewordenen Elefanten im Porzellanladen. Ähnliches gilt für „Mesner“, der nichts mit der „Messe“ zu tun hat, sondern seine Bezeichnung von „mansionarius“ (Hausdiener, d.h. Kirchendiener) hat.

Bei Tip, Step und Mop wird die deutsche Verdoppelungsgrenze auf englisches Gebiet hinausgeschoben, und zwar völlig willkürlich, unter Bedeutungsveränderung. Ein „Tip“ (Hinweis, Trinkgeld) ist etwas anderes als ein „Tipp“ mit dem Finger. Der inzwischen weit verbreitete „Tripp“ ist dagegen immer noch falsch. Schüler können die englische und deutsche Schreibweise nicht mehr auseinanderhalten: Der erste Fehler, den meine Tochter in der Englischarbeit angestrichen bekam, war ein „tipp“. Der „Steptanz“ (engl. „Schritt“) hat mit der „Steppnaht“ (v. steppen „einstechen“) nichts zu tun. Mit den zwei „p“ macht man sich im englischen nur lächerlich.

„As“ kommt wie das „Plus“ und der (Omni-)„Bus“ aus dem Lateinischen und wird seit zweitausend Jahren nie anders geschrieben. Aber nur am „Ass“ wagten die reformierischen Prinzipienreiter die neue ss-Beferkelung. Dabei fällt auf, daß die übrigen Spielkartennamen nicht „reformiert“ wurden. Es soll immer noch „Pik“ und nicht „Piek“ geschrieben werden. Peinlich wird das „Ass“ aber in der häufigen Verbindung mit englischen Sportbegriffen, denn es bedeutet im Amerikanischen sowohl „Esel“ als auch „Arsch“. Gesichtet wurde schon „Matchrace-Ass Russell Coutts“. Ein „French Open Ass“ dürfte irgendwann folgen.

Der ganze faule Zauber der willkürlichen Erleichterungsorthographie wird offensichtlich, wenn „Tollpatsch“ zensurrelevant für notwendig gehalten wird, aber „Dammwild“ verboten bleibt, obwohl (entgegen der Behauptung von Frau Hilliger) „Damm“ ein eigenes selbständiges Wort ist.

Die Kritik ließe sich für jedes reformierte Wort fortsetzen. Besonders unappetitlich ist auch „deplatziert“. Während bisher „deplaciert“ und phonetisch eingedeutscht „deplaziert“ üblich waren, wird jetzt eine häßliche Bastardschreibweise erzwungen….

Nichts ist „leichter“ geworden. Es sind nur die Gültigkeitsgrenzen der Ausnahmen verschoben worden, zum Nachteil und zur Verdummung des Volkes.



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Sigmar Salzburg

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Sigmar Salzburg
09.10.2007 07.07
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Kieler Nachrichten v. 05.10.2007

Zunächst nur die auffälligsten Kinken:
Gleich auf Seite 1 prangt fett eine Bildunterunterschrift

Probe für den Ernstfall in Schwindel erregender Höhe

Es zeigt Arbeiter der Kieler Industriekletter-Firma „Highclimbers“ an der Levensauer Hochbrücke, Der Artikel selbst auf S.24 verwendet aber nur „schwindelerregend“

Solche Reformschreibweisen meidet Chefredakteur Klaus Kramer inzwischen standhaft, aber Rechthaber möchte er bleiben:

Der Arbeitsminister hat Recht.

Manchmal setzt sich das Gute noch durch:

Auf S. 23 berichtet Jürgen Küppers zum Welttag des Lehrers über die abstrusesten Ausreden von Schülern: „Ich musste heute morgen die Zähne meiner Oma suchen.“

Zum 60. Todestag von Max Planck wird Kiels Oberbürgermeisterin Angelika Volquartz. in den Mund geschoben „… dem die Wissenschaft Bahn brechende Neuerungen verdankt …“ (... und wie hat man in der Klasse meiner Tochter geübt, so etwas zu vermeiden!)

Die Schlechtschreibserie von Frau Dr. Hilliger lasse ich der Einfachheit halber ungekürzt folgen. Ich bitte um Entschuldigung:

Karamell und nummerieren

Die Kennzeichnung des kurzen Vokals
Im Deutschen gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Länge oder Kürze eines betonten Vokals (Selbstlauts) zu kennzeichnen. Für die langen Vokale ist die Palette bunt: Der Vokal selbst wird verdoppelt (Saal, Moor), er wird durch ein angefügtes „h“ verlängert (Ruhm, fahren), das „i“ erhält ein „e“ (spazieren, Tier)

Gewusst wie!

Eine Serie zur neuen Rechtschreibung


oder der Vokal bleibt, wie er ist (Rute, Mond). Das führt zu einer variantenreichen Schreibung ein und desselben Lautes, z. B.: Wal-Aal -Mahl – Qual.
Anders ist es bei einem kurzen Vokal. Hier haben wir im Grunde nur die Möglichkeit, den nachfolgenden Konsonanten (Mitlaut) zu verdoppeln: bitten, Ampulle, wenn, Paddel. Diese Regel erklärt auch, warum wir Galopp und nicht Gallop schreiben. Der betonte Vokal ist das „o“, also wird „p“ verdoppelt.
Was bedeutet das alles nun in Bezug auf die neue Rechtschreibung? Es gab bisher einige Wörter, die sich dieser Kürze-Regel entzogen haben und nun angeglichen wurden. Dazu gehören Ka-ramell (Karamel*), Mopp (Mop* = Staubwedel), Ass (As*), Messner (Mesner*), Tollpatsch (Tolpatsch *), Stepp (Step*, Stepp tanzen) und Tipp (Tip*).
Im Sinne einer einheitlichen Stammschreibung wird auch bei einigen weiteren Wörtern behutsam angepasst: nummerieren (wegen Nummer), platzieren (wegen Platz), Stuckateur (wegen Stuck). Übrigens werden im Deutschen „z“ und „k“ nicht einfach so verdoppelt, sondern in „tz“ und „ck“ umgewandelt. Das ist eine Besonderheit, die sich aber nicht auf Fremdwörter auswirkt. Es bleibt also bei der guten alten Pizza und auch das Sakko behält seine Eleganz, obwohl es weitläufig sehr wohl mit dem heimischen Sack verwandt ist.
Und was hat es mit dem viel gescholtenen Stopp auf sich? Hier bleibt alles beim Alten – es heißt nach wie vor Stopp! Wer sich von den entsprechenden roten Verkehrsschildern orthographisch in die Irre leiten lasst, hat nicht bedacht, dass wir es hier mit einem international gültigen Terminus zu tun haben. Im Englischen heißt es natürlich „stop“, aber eben nicht im Deutschen. Schauen Sie ruhig mal im Wörterbuch nach.
Keine Regel ohne Ausnahme und so ist es auch hier. Es gibt insgesamt acht Gruppen von Wörtern, die von dieser Regel bisher nicht betroffen waren und es auch in Zukunft nicht sein werden: 1. viele einsilbige Wörter, die oft aus dem Englischen stammen (Bus, Jet, Job, Pop, Klub -abgeleitet aber: jet-ten, jobben, poppig), Ausnahmen: Tipp, Stepp
2. die fremdsprachigen Nachsilben -ik und -it, auch wenn sie kurz gesprochen werden (Kritik, Profit)
3. Wortbestandteile, die nicht selbstständig vorkommen (Damwild, Sperling, Himbeere)
4. viele Fremdwörter (Ananas, April, Hotel, Roboter)
5. Wörter mit den nicht mehr produktiven Nachsilben -d, -st, -t (Brand – trotz brennen, Gespinst – trotz spinnen, Geschäft – trotz schaffen)
6. viele einsilbige Wörter mit grammatischer Funktion (an, im, man, plus, was)
7. die Verbformen: ich bin, er hat
8. die Wörter: Drittel (statt Dritttel*), dennoch (statt dennnoch*) und Mittag (statt Mitttag*).
Um nicht durcheinander zu kommen, prägen Sie sich am besten nur die oben genannten Einzelfälle ein: Ka-ramell, Mopp, Ass, Messner, Tollpatsch, Stepp, Tipp, nummerieren, platzieren, Stuckateur – alles andere bleibt, wie Sie es gewohnt sind.
Im folgenden Übungstext haben sich elf falsche Schreibungen versteckt. Finden Sie alle?

Oskar hat einen guten Jobb. Er arbeitet bei der Post und trägt numerierte Säkke und Packete aus. Wenn andere abends auf die Matraze fallen, macht er sich im schicken Sacko auf in den Klubb. Dort steppt er wild nach Poppmusik, trinkt Himmbeersekt und träumt davon, Stukkateur zu sein. Oder Profitt zu machen und in der Welt herumzujetten.

Sabine Hilliger

Auflösung von gestern:
Krepppapier, Geschirrreiniger, Bestellliste, Passstelle, Mittag

*mit Stern gekennzeichnete Wörter entsprechen nicht der neuen Rechtschreibung

Bei Fragen erreichern Sie die Autorin über http://www.ductus-comm.de/sos

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Karl-Heinz Isleif
08.10.2007 18.40
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Die Sache mit den drei Konsonanten war in der Tat vorher schon und ist auch jetzt noch schwierig – wenn man sich die Hintergründe nicht klarmacht oder sie nicht kennt. Ebenso wie die Sache mit dem Radfahren und dem Autofahren und dem Brustschwimmen, und ebenso wie die Sache mit dem diesmal und dem 'dieses Mal' und vielen anderen 'Ungereimtheiten' unserer Sprache. Auch ich war überzeugt, viele der alten Rechtschreibregeln seien ungereimt, obwohl die meisten sich bei genauem Hinsehen sehr wohl 'reimen'.

Die hochbetitelten Quacksalber, die damals an unserer Muttersprache rumoperierten, waren wohl ähnlich unbedarft. Das ist ja an sich noch nicht strafbar. Man kann ja nicht alles wissen und man wird sich doch wohl noch irren dürfen. Doch, ja. Es geht aber nicht an, daß jeder Dahergelaufene, der irgend etwas nicht versteht, und sei er Linguist, Germanist, Doktor, Professor gar oder Minister, sofort eine Reform vom Zaun brechen kann, die seinen Dilletantismus zum Maßstab hat.

Daß es jetzt mehr Ungereimtheiten gibt als vorher, das kann zwar auch die liebe Frau Hilliger nicht wegerklären, aber es sieht so aus, als ob das Volk der Dichter und Denker Pseudoerklärungen dieser Art gierig aufsauge. Wir müßten uns ja sonst eingestehen, daß wir nackten Kaisern aufgesessen sind.

KHI

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Sigmar Salzburg
08.10.2007 09.58
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Kommentar zu KN v. 4.10.07

Lesefreundlichkeit und Ökonomie sind wichtige Faktoren bei der Entstehung eines Schreibgebrauchs.

Frau Hilliger jedoch formuliert tendenziös:

Warum zwei Lösungen für die gleiche Erscheinung? Eine neue, einheitliche Regelung musste her.

Es „musste“ keineswegs eine neue Regelung her. Und was Frau Hilliger als „neu“ beschreibt, ist der Gebrauch des pedantischen 19. Jahrhunderts. Dieser war nie verboten worden. Es wurde nur, mit Unterstützung von Jakob Grimm, der alte Brauch gestattet, einen Buchstaben fortfallen zu lassen – eine leicht zu lernende Schreib- und Leseerleichterung, besonders bei häufigen Wörtern, wie „Schiffahrt“, „Brennessel“, „Stilleben“ (auch in der Herkunftssprache Holländisch so), „hellicht“ …

Selbst die Verantwortlichen für den Reformunfug waren nicht überzeugt von dem wiederaufgewärmten Dreifachzwang:

Es gibt im neuen Regelwerk auch Rechtschreibung, die schwer nachvollziehbar ist – die dreifachen Konsonanten zum Beispiel.“(Ute Erdsiek-Rave, LN 30.7.99)


Das „Guckomobil“-Projekt der Freien Universität Berlin, das die Leserfreundlichkeit an den Blickbewegungen überprüft – bei hanebüchenem Orthographieverstand der Untersucher – hat wenigstens ein Ergebnis gebracht: Dreifachbuchstaben sind schlechter lesbar. Insofern ist auch hier die „Reform“ ein Rückschritt.

„Fotogrammmetrie“ findet sich dagegen nicht im Duden, sondern regelwidrig „Fotogrammetrie“ – warum bleibt unklar.

Daß die Verkürzung der Dreifachkonsonanten nicht angewendet werden sollte, wenn ein weiterer Konsonant folgt, lag an Fällen wie „Bettruhe/Betttruhe“. Die Unterscheidung von „Betttuch“ und „Bettuch“, die jetzt als Triumph der „Reform“ hinausposaunt wird, ist niemals ein Problem gewesen. 1982 las man auf einem Klappentext einer „Kulturgeschichte der Erotik“ (Reay Tannahill) „Krieg und Frieden zwischen Bettüchern“. Wem wäre da eingefallen, an „Bet-Tücher“ zu denken?

Aber dort, wo sonst noch die „Reformer“ und die ihnen nachhechelnden Kultusminister die Unterscheidungsschreibung mutwillig und sinnenstellend aufgegeben hatten, nahmen sie wie selbstverständlich die Sinnerschließung aus dem Kontext in Anspruch:

Ahnen: In Ihrer Fragestellung tun Sie so, als würden die Dinge nicht im Kontext gesehen. Gerade wenn man liest, erschließt sich das Verstehen im Zusammenhang.(KM Ahnen, Spiegel 22.11.04)

Hilliger: „Wichtig dabei ist nur, dass auf sinnvolle Trennungen und den richtigen Bezug der Wörter zueinander geachtet wird. Also nicht: Flussschiff-Fahrt.“

… oder wie die Duden-Schreibung „Eisschnell-Lauf“.
Was mag „eisschnell“ wohl für ein Begriff sein?

Die durch die Dreifachbuchstaben eingeleitete „Erleichterungsorgie“ wird auch dadurch getrübt, daß man nun wissen muß, daß naheliegende „Wolllust“, „Schelllack“ oder „Hofffahrt“ dennoch falsch sind. Dem Volksetümologien schaffenden Prof. Augst ist da wohl etwas entgangen.

Willkür zeigt auch die sogenannte Stammschreibung mit der Endung „-heit“.
Traditionell schreibt man „das Rohe, die Roheit“, „das Rauhe, die Rauheit“ und „das Hohe, die Hoheit“.

Es bleibt unerfindlich, was an der neuen „Systematik“ eine Verbesserung sein soll:
„das Rohe, die Rohheit“, „das Raue, die Rauheit“ und „das Hohe, die Hoheit“.

Natürlich durfte in der Zusammenstellung auch nicht das falsche „r“ in „Zierat“ fehlen („Zierrat“)
Im etymologischen Wörterbuch steht: „gebildet mit dem unter Armut, Einöde, Kleinod, [u. Heimat] angegebenen Suffix zum Adjektiv zieri. … Zuweilen auch fälschlich als Zusammensetzung mit Rat aufgefaßt …

Keiner hat etwas dagegen, wenn den Schülern solche Irrtümer nicht als Fehlerpunkt gewertet werden. Daß aber das eigentlich Richtige mit der Fehlerkeule verfolgt wird und damit auch in den Schreibgebrauch der Erwachsenen gepreßt wird, das zählt zu den großen Übeln der Betriebsamkeit der nichtnutzigen Kultusminister.

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Sigmar Salzburg

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Sigmar Salzburg
08.10.2007 07.27
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Kieler Nachrichten v. 04.10.07

Die KN haben ihre Ankündigung wahrgemacht und belemmern ihre Leser nochmals mit den Regeln der „neuen“ Rechtschreibung, von der die Bürger nach Volksentscheid nicht belästigt werden wollten. Während dem Volk die Milliardenkosten und die ideelle Wertevernichtung aufgenötigt werden, ziehen einige Polit-, Lehr- und Wirtschaftsfiguren ihren Profit aus dieser Unfugsaktion der Kultusminister. Zu ihnen gehört in den unteren Rängen Dr. Sabine Hilliger, der die „Reform“ die Gründung einer „Ich-AG Rechtschreibung“ ermöglichte. Zu Recht schreibt sie, daß (bei dieser „Reform“) ästhetische Gesichtspunkte keine Rolle spielten. Orthographische Greuel wie „Nussschokolade“ beweisen dies. Es ist der gleiche Geist, dem in den 60er-Jahren schöne wilhelminische Gebäude zum Opfer fielen, entweder durch die Fallbirne oder durch Abschlagen des Stuckzierats und Verkleiden mit Spaltklinkern. Mit allerlei Halbwahrheiten will die Rostocker Schreibapparatschickse dasselbe für die „Rechtschreibreform“ rechtfertigen:

Pappplakat und Nussschokolade

Was unterscheidet den Stof-fetzen und die Schiffahrt von der Sauerstoffflasche? Richtig – die Anzahl der „f“ in der Mitte. Aber mit welchem Recht?
Es gab da mal eine Regel, die lautete; Treffen bei Wortbildungen drei gleiche Konsonanten (Mitlaute) zusammen, so werden nur zwei geschrieben, wenn ihnen ein Vokal (Selbstlaut) folgt. Also: Ballettänzer, Flanellap-pen. Folgt allerdings ein weiterer Konsonant, so werden alle drei gleichen Buchstaben geschrieben: Balletttruppe, Pappplakat. Das ist verwirrend. Warum zwei Lösungen für die gleiche Erscheinung? Eine neue, einheitliche Regelung musste her.
Es galt also zu entscheiden, ob in Zukunft immer nur noch zwei oder alle drei Buchstaben geschrieben werden sollen. Da ästhetische Gesichtspunkte bei Regelentscheidungen, noch dazu in Orthographie und

Gewusst wie
Eine Serie zur neuen Rechtschreibung


Grammatik, eine eher untergeordnete Rolle spielen, hat also eines der Grundprinzipien der deutschen Rechtschreibung den Ausschlag gegeben: das Prinzip der Stammschreibung. Es besagt im Wesentlichen, dass der Wortstamm eines Wortes auch in dessen Ableitungen erkennbar bleiben soll. Deshalb schreiben wir z. B. „Tag“ mit „g“ am Ende, obwohl wir ein /k/ sprechen, denn in den Ableitungen hört man deutlich das /g/: die Tage, tagen, des Tages. Und „täglich“ mit ,,'ä" und nicht mit „e“, weil das „a“ in „Tag“ zugrunde liegt.
Nach der reformierten Rechtschreibung schreiben wir also jetzt immer alle Buchstaben, die zum Wortstamm gehören. Ein paar Beispiele: Betttuch (im Unterschied zum Bettuch = Gebetsmantel), Brennnessel, Schifffahrt, Hawaiiinseln, Flusssand, Schnellläufer, Teeei.
Der/die Schreibende kann kann allerdings in Zukunft auch großzügiger als bisher mit dem Setzen eines Bindestrichs sein. Wem also bestimmte Zusammensetzungen zu unübersichtlich aufgrund der Buchstabenhäufung erscheinen, der greife getrost zum Bindestrich und mache ihn an dieser Stelle zum Trennstrich: Nuss-Schokolade, Programm-Markierung, Tee-Ei oder Zoo-Orchester. Die deutschen Nachrichtenagenturen haben sich darauf verständigt, den Bindestrich wie in den letzten beiden Beispielen nur in Wortern mit drei gleichen Vokalen (Selbstlauten) zu setzen.
Wichtig dabei ist nur, dass auf sinnvolle Trennungen und den richtigen Bezug der Wörter zueinander geachtet wird. Also nicht: Flussschiff-Fahrt (wenn der Unterschied zur Hochseeschifffahrt gemeint ist), sondern Fluss-Schifffahrt, und auch nicht Ölmess-Stab, sondern höchstens Öl-Messstab, wem Ölmessstab nicht gefällt.
Damit entfällt also auch die alte Regel, dass beim Aufeinandertreffen von drei gleichen Vokalen immer der Bindestrich zu setzen sei. Sie entscheiden, was Sie Ihrem Leser zumuten möchten!
Wenn es darum geht, das Stammprinzip zu erhalten, sind einige weitere Wörter von Veränderungen betroffen. Es handelt sich aber hier tatsächlich nur um Einzelfälle: Rohheit (roh+heit), Zähheit (zäh+heit), Zierrat (wie schon Vorrat), selbstständig (selbst+ständig), aber auch noch selbständig als zugelassene alte Variante (die Nachrichtenagenturen verwenden die neue Schreibweise).
Einige wenige, häufig verwendete oder durch den langen Gebrauch bereits abgeschliffene Wörter bleiben ausnahmsweise in der alten Schreibweise bestehen: dennoch (trotz denn+noch), Drittel (trotz Dritt(er)+Teil), Mittag (trotz Mitt(e)+Tag), Hoheit (trotz Hoh(e)+heit).
Am besten Sie probieren ein paar neue Schreibweisen mit Papier und Bleistift aus:

Der Satz am Schluss eines Textes ist der Schlusssatz/ Schluss-Satz.
Papier aus Krepp ist...
Zum Reinigen von Geschirr benötigt man ..,
Die Liste zum Bestellen von
Honigkuchen heißt...
Die Stelle, in der Pässe ausgegeben werden ist die ...
In der Mitte des Tages isst man gewöhnlich …

Sabine Hilliger

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Norbert Lindenthal
03.10.2007 06.58
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Schau hinter die Kulissen …

Sabine (voll im Geschäft):

„Übrigens: Unseren Kundinnen und Kunden empfehlen wir die Verwendung der neuen Rechtschreibung. Aber auch, wenn Sie lieber bei der alten bleiben wollen, sind Sie bei uns richtig.“

Dann schreib doch bitte für uns Kieler unverkrampft deutsch, bewährt, verständlich.

(Und nicht zu viele Kommata setzen; also nicht  Aber auch … sind Sie bei uns richtig, denn das ist nicht gemeint.)
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Norbert Lindenthal

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Sigmar Salzburg
03.10.2007 06.37
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... eine wissenschaftliche Existenz dank der „Rechtschreibreform“:

1.
Hilliger, Sabine :
Die Bemühungen um eine Rechtschreibreform auf dem Gebiet der DDR : Auseinandersetzungen um eine Reform der deutschen Orthographie in der sowjetischen Besatzungszone und der DDR zwischen 1945 und 1973/74 ; (erweitert um einen Ausblick auf die Jahre bis 1989/90) / vorgelegt von Sabine Hilliger . – [Microfiches-Ausg.] . – 1997 . – 5 Microfiches .
Rostock, Univ., Diss., 1997


2.
Zentrales Vorlesungsverzeichnis WS07/08 – Person
Dr. Sabine Hilliger ... SS06, 71155, Die neue deutsche Rechtschreibung – keine „Katastrofe“, Sr, Hilliger, Sabine, Dr. ...
jsrv.uni-rostock.de/zvvz2/jsp/oPer.jsp?op=lcop&id=1002421

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Karl-Heinz Isleif
02.10.2007 19.19
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Liebe Autorin!

Ihren Text in den Kieler Nachrichten v. 02.10.2007

Das Reförmchen zur Reform

habe ich auf Umwegen, nämlich hier:

http://rechtschreibung.com/Forum/showthread.php?postid=31819#post31819

gefunden und gelesen.

Ich bin einer von denen, die glauben, daß mit der neuen Rechtschreibung ein 'Kulturbruch begangen' wurde. Allerdings nicht aus den Gründen, die Sie genannt haben. Mich stört vielmehr, daß ohne Not und gegen den Willen der Bevölkerung neue Schreibweisen eingeführt wurden, von denen nicht eine einzige eine Verbesserung darstellt. Ich befasse mich ungern mit Minderwertigem. Mögen sie alle den Tipp mit zwei und den Trip mit nur einem p für ein Ergebnis grandioser wissenschaftlicher Forschungsarbeit betrachten – ich geniere mich, auf dem Niveau mitzuspielen.
Eher verdient das ZVAB an mir 'Millionen', als daß ich mir deutsche Bücher in peinlicher Neuschrift kaufe. Keine deutschsprachige Zeitung, weder gedruckt noch am Internet, wird von mir mehr abboniert oder gekauft. Das macht den hohen Damen und Herren nichts aus, ich weiß, aber es tut irgendwie gut!
Freundlichst
Karl-Heinz Isleif
Tokyo, Japan

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Norbert Lindenthal
02.10.2007 19.10
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könntest Du vielleicht bitte mal …

Liebe Sabine,

es kann ja sein, daß Du nach Kiel importiert wurdest. Und damit hast Du das Glück, ein recht ortskundiges Archiv aufsuchen zu können. Die Kieler Nachrichten wissen sicherlich viel über den Volksentscheid, der in Schleswig-Holstein und allen anderen 25 Ländern eine lachende und eine weinende Träne hinterlassen hat, je nachdem, von wann Du Dir das Rechtschreibgesicht in Erinnerung rufst.

In den nächsten Folgen kannst Du die vielen kleinen Leckerbissen aus dem Kieler Volksentscheids-Archiv zur Auflockerung einfließen lassen in Deine Texte, für die viele Dir zutrauen, nicht ganz so herrlich paritätisch dämlich obrigkeitsanempfohlen daherzuschreiben.

Und bitte vergiß nicht die Bevormundung durch Computervoreinstellungen.

Dein Leser
Norbert Lindenthal

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Sigmar Salzburg
02.10.2007 17.55
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Die KN sticht der Hafer

Kieler Nachrichten v. 02.10.2007

Das Reförmchen zur Reform

Vor 105 Jahren fand in Berlin eine für uns auch heute noch bedeutsame Konferenz statt -eine orthographische Konferenz. Auf ihr wurden zwei wichtige Dinge beschlossen. Erstens: Die deutsche Rechtschreibung sollte vereinheitlicht werden. Weg von der preußischen oder bayerischen Schulorthographie hin zu einer für das gerade gegründete Deutsche Reich geltenden Einheitsorthographie. Zweitens: Die Rechtschreibung sollte vereinfacht werden. Das betraf im Endeffekt häufig verwendete Fremdwörter, deren eindeut-

Gewusst wie!

[Foto: Männlicher Kopf hinter Wahrig-Wörterbuch]

Eine Serie zur neuen Rechtschreibung

schende Schreibung Konrad Duden sehr begrüßte, z.B. bei Medicin, Cultur und Cigaret-te, aber auch die Schreibung mit „th“ oder „ph“ in deutschen Wörtern: Thor und Thür, Epheu und Westphalen.

Dieser Reform, die endlich zu einheitlicher Schreibung in Deutschland und in den anderen deutschsprachigen Ländern führte, ging eine 25 Jahre dauernde Diskussion voraus (diesmal waren es nur zehn). Sogar Fürst Bismarck und der deutsche Reichstag hatten sich eingeschaltet – mit einer vehementen Ablehnung der Reformvorschläge. Alles, was von ihrer Ablehnung übrig geblieben ist, ist der „Thron“ – eine Reminiszenz an den Kaiser?

Die Diskussion um Reformen der Rechtschreibung ist so alt wie die Bemühungen, das geschriebene Wort verbindlich und allgemeingültig in einem Regelwerk festzuhalten. Sprache lebt und verändert sich und mit ihr die Schreibung. Das wird bei der Schreibung der Fremdwörter besonders augenscheinlich, macht aber auch vor heimischen Wörtern nicht halt. Niemand schreibt heute mehr „Bureau“, obwohl viele sich täglich dort hinbegeben, niemand weint mehr eine „Thräne“ oder besucht den „Elephanten“ im Zoo. Ist das schade? Oder einfach der Lauf der Dinge?

Im 20. Jahrhundert kochte die Diskussion der Reform etwa alle 30 Jahre wieder hoch, aber erst jetzt konnte zumindest ein Teil der Forderungen umgesetzt werden. Ein Grund dafür liegt u. a. darin, dass die politische Teilung Deutschlands nicht mehr existiert. Das große Spektakel um die Reform der Rechtschreibung ist bemerkenswert, verwundert aber nicht. In Zeiten, in denen die Medien die Teilnahme an nahezu allen öffentlichen, halböffentlichen oder privaten Diskursen erlauben, haben auch viel mehr Menschen die Möglichkeit, Einfluss zu nehmen. Sprache ist Allgemeingut, deshalb denkt natürlich auch (fast) jeder, ein Mitspracherecht zu haben, wenn es um ihre Veränderung geht. Aber genau hier liegt der Hase im Pfeffer. Um ein Haar hätten wir wieder dort angefangen, wo Konrad Duden und Co. 1901 aufgehört hatten, nämlich bei der Einheitlichkeit. Mecklenburg-Vorpommern schrieb sofort neu, Schleswig-Holstein noch ein paar Jahre alt, Bayern ganz zum Schluss auch ganz neu. Dabei sollte alles eigentlich nur etwas einfacher werden.

Inzwischen haben sich alle Bundesländer auf die reformierte Reform von 2006 verständigt und wenden sie in Ämtern, Behörden und Schulen an. Zur Erinnerung: Den ursprünglichen, 1992 verabschiedeten Reformvorschlag des international besetzten Arbeitskreises für Orthographie haben 1996 mit zum Teil erheblichen Abweichungen (z.B. doch keine Abschaffung der Substantivgroßschreibung) alle betroffenen Staaten unterzeichnet. Die zur Kontrolle der Entwicklung der Rechtschreibung eingesetzte zwischenstaatliche Kommission wurde Ende 2004 vom Rat für Rechtschreibung abgelöst, der die Reformvorschläge nach heftiger öffentlicher Diskussion nun noch ein zweites Mal gravierend überarbeitete und im März 2006 veröffentlichte. Besonderes Augenmerk in der Serie dieser Zeitung gilt dabei den seit 1. August 2007 eingeführten konkreten Regelungen der deutschen Nachrichtenagenturen, die in manchen Fällen und aus verschiedenen Gründen von den amtlichen Regeln abweichen.

Ein beliebtes Argument von Reformgegnem ist, dass mit der neuen Rechtschreibung ein Kulturbruch begangen würde, klassische Bildung nicht mehr zähle und die Kinder in der Schule verdummen. Aber wer denkt, dass die Entstehung von Sätzen wie „Der Sound in deinem Auto flasht total.“ oder „Heute wegen schlechtem Wetter geschlossen.“ im Zusammenhang mit der neuen Rechtschreibung steht, der irrt. Wem solche Sätze in den Ohren klingen oder in den Augen brennen, der sollte sich dafür einsetzen, dass wir gepflegter miteinander reden, dass wir lesen und vorlesen, dass wir Briefe schreiben und nicht

[Foto, aus Paritätsgründen: Weiblicher Kopf hinter Duden]

nur simsen oder in der E-Mail statt ;-) unser Augenzwinkern in Worten zum Ausdruck bringen. Das übt, macht Spaß und erfordert Nachdenken. Genau wie beim Schreiben von korrekter Rechtschreibung, egal ob wir Delphin, Delfin oder Meeressäuger schreiben.

Das Dickicht, das sich um die jetzt gültige deutsche Rechtschreibung rankt, lässt sich lichten. Mit vielen Beispielen und Erläuterungen zu schwierigen und auch weniger schwierigen Fragen wird das (reformierte) Reformwerk in den nächsten Wochen hier vorgestellt. Mitmachen ist gefragt, vielleicht auch mitreden und Erfahrungen austauschen. Viel Vergnügen!
Sabine Hilliger

Bei Fragen erreichen Sie die Autorin über http://www.ductus-comm.de/sos

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Sigmar Salzburg
20.09.2007 16.03
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„Reform“ weiter konfus

Kieler Nachrichten v. 20.9.07

Mit Nuon Chea (r.), der in U-Haft genommen wurde, ist erst der Zweite aus der Leitung der Roten Khmer angeklagt ... Fotos dpa

Reformleidgeprüfte Leser vermuten, es handele sich erst um den zweiten in der Reihe derer, die angeklagt werden müßten – traditionelle Leser aber eher, daß der Zweite aus der Führungsebene vor Gericht steht. Das Wörtchen „erst“ stützt die erste Vermutung, denn der Erste, Pol Pot, ist ja bereits tot. Im zweiten Drittel des begleitenden Artikel steht dann aber überraschend:

In der Hierarchie des Regimes stand der heute 82-Jährige direkt hinter dem damaligen Führer Pol Pot und war als „Bruder Nummer 2“ bekannt... dpa/afp

Nun weiß niemand mehr so recht, was gemeint ist.
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Sigmar Salzburg

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Sigmar Salzburg
20.09.2007 08.43
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Kieler Nachrichten v. 19.09.07

LITERATURRÄTSEL
Wer schrieb was?

»Ich bin bei ihm vorbeigegangen. Er hat gesagt: „Bube, er mich lackier das Zehennägel!“ Er hat auf seine Zehen gedeutet Der rote Nagellack war auf einer großen Zehe abgesplittert. Ich habe (...) gesagt: „ Wir sind nicht ihres Kammerdiener!“ und bin weitergegangen. (...) Dann hat die Mama zum Abendessen gerufen. Der Papa ist aus seinem Zimmer gekommen. Er hat sich ein Schnitzel und drei Kartoffeln auf den Teller gelegt und ist damit wieder in sein Zimmer gegangen. Das tut er immer, wenn er böse auf uns ist.«

Seit der monarchische Nagellackträger vor einer Revolte seiner Untertanen die Kellertreppe aufwärts geflüchtet ist, hängt der Haussegen in der Familie gewaltig schief. Der fantastische Zwerg ist nämlich nicht der einzige, dessen Autorität massiv in Frage gestellt wird: Auch der Vater kann sich nicht länger auf ein althergebrachtes Rollenmodell zurückziehen. 1972 erschien dieses Buch, das in einer urkomischen Geschichte den Wandel familiärer Strukturen in Folge der 68er-Bewegung widerspiegelt. Damit steht es beispielhaft für eine damals neue Art von Jugendliteratur, die statt auf „heile Welt“ auf altersgerecht verpackte Themen aus der realen Lebenswelt setzte. Die Verfasserin wurde vielfach ausgezeichnet.


„Wir pfeifen auf den Gurkenkönig“ von Christine Nöstlinger.

Auch in Schleswig-Holstein wurde eine Dynastie von Gurkenkönigen abgesetzt und exiliert:

Heide Simonis: Das längste Interview, das sie je gab
Ex-Ministerpräsidentin stellte gestern ihr neues Buch vor

Kiel – „Mit der Politik bin ich durch“, heißt es im Klappentext des neuen Buches, doch bei dessen Vorstellung am Tag nach dem angekündigten Rückzug von Ralf Stegner als Innenminister aus der Großen Koalition, die sonst wohl geplatzt wäre, beantwortet sie natürlich auch dazu Fragen. Doch dabei hält sich die sonst so schlagfertige Simonis erstaunlich zurück: „Es tut mir Leid, dass es nicht eleganter gelöst werden konnte.“


Hier wird ihr noch der inzwischen wertlose Schreibreformschrott nachgeworfen, den sie in aller Dreistigkeit durchdrücken half.

Ob „er“ ihr wirklich „Leid“ tat, bleibt unklar, aber er zählt zu den Verdächtigen, die möglicherweise die Monarchin vom Thron stießen:

Rätselraten um Stegners Nachfolge
Postentausch mit SPD-Fraktionschef Hay denkbar

Der Innenminister – der am 15. Januar 2008 aus dem Amt scheidet – wies Vorwürfe zurück, dass bei der Verhandlungenüber den Rücktrittstermin mit der CDU-Spitze seine Altersversorgung eine Rolle gespielt habe. „Wir haben über alles Mögliche gesprochen, aber weiß Gott nicht über Pensionsansprüche.“


Sie haben also nicht nur über „alles mögliche“ (vieles verschiedenes) gesprochen, sondern über „alles tatsächlich Mögliche“.

Der starke Mann der SPD, der jetzt nur noch Innenminister auf Abruf ist, kommt als Letzter und steht spürbar unter Druck.

Ralf der Letzte …

Viel zu wenige Ingenieure und Lehrer
Was OECD-Generalsekretär Angel Gurria sagte, gefiel Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) nicht besonders…. Die vergleichsweise gute Berufsbildung hierzulande kann die Kluft aus Sicht der Experten nicht ausgleichen.


Dreimal in dieser KN-Ausgabe hat man „hier zu Lande“ verweigert. Hätte die fromme Frontfrau nicht als Kultusministerin ihre Energie auf solchen Unfug verschwendet, dann stünde Deutschland jetzt bildungsmäßig besser da. Auch „Recht“-Haberei verunziert noch Presse und Schulliteratur:

Peking erzürnt über Merkels Begegnung mit Dalai Lama
… „Er strebe … unter dem Mantel der Religion danach, das Vaterland zu spalten“. … Merkel hat Recht wenn sie besorgt über die Religionsfreiheit in Tibet ist….


(Zwischen der tibetischen und die chinesischen Sprache, obwohl angeblich der gleichen Sprachfamilie angehörig, liegen wohl 5000 Jahre getrennter Wege. Chinas Anspruch auf Tibet ist unnatürlich – sogar chinesische Neugeburten überleben in der Höhenluft oft nur mit Sauerstoffzufuhr.)

Aber wie schnell ist alles vergessen ... „In unserer schnelllebigen Zeit ...“!
Der dritte Buchstabe ist wie das fünfte Rad am Wagen.

Helge Schneider und Band kommen ins Kieler Schloss
In den späten 80-ern wurde Helge Schneider, nach vielen Jahren des „Eduscho-Studiums“, endlich entdeckt. … Außerdem ist er wohl der einzige, dem es einfallen würde, einer seiner vielen Bands „Die alten Wurstgesichter mit den unterlaufenen Augen und den unter den Achseln kneifenden, zu engen Jäckchen“ zu nennen. Vor kurzem ist ein neues Albun erschienen, das Schneider – unnachahmlich – I Brake Together genannt hat.


Analog zu „den 80-Jährigen“ müßte auch von „den späten 80-Ern“ geschrieben werden, was aber jeder als Blödsinn erkennt. Dagegen ist „der einzige“ seit der „Reform“ ein schwerer Fehler, „vor Kurzem“ aber überraschenderweise nicht zwingend.

„I Brake Together“ könnte dem Arsenal der Newage-Tipp-Reformer entstammen.

Neu wieder falsch sind Reform-Trennungen wie „Kunststoffo – berflächen“, Lachnummern der „Reform“. Von dem verbliebenen Trennunfug lenkte der geschwätzige Schreibrat Zehetmair auf der Rücknahmekonferenz mit der „neuen“ Vermeidungsempfehlung von „Urin-stinkt“ ab.

Stefan Gwildis und Rolf Claussen:Der Soulman und der Theatermacher zeigen dem Publikum, was Theater neben tief schürfenden Botschaften noch alles vermitteln kann. … Sie steppen ein hinreißendes Wischmop-Pas-de-deux, …

Anonyme Wischmopp-Verweigerer unterminieren hier offensichtlich die pp-Reform englischer Wörter, die daneben auch noch den „Stepptanz“ (engl. „step“ Schritt) bereithält, der durch die Anbindung an die Nähtechnik zur Vereinfachung des Weltbildes beiträgt. „Tief Schürfendes“ ist seit der Teilrücknahme der „Reform“ nicht mehr zulässig.

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Sigmar Salzburg

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Detlef Lindenthal
17.09.2007 16.58
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Re: KN online 17.09.07

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Sigmar Salzburg
Hamburg (dpa) – William Gordon (70), Ehemann der chilenischen Bestsellerautorin Isabel Allende, wollte schon immer Schriftsteller werden.
Schon sein Vater sei ein Schriftsteller und Geschichtenerzähler gewesen. „Als kleiner Junge saß ich auf seinem Schoss und hörte seinen Geschichten zu“,

http://www.kn-online.de/
Eine der dort erzählten Geschichten war sicherlich das Börk&Böhrs-Märchen von der Mindestens-50-Prozent-Fehlereinsparung.
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Detlef Lindenthal

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Sigmar Salzburg
17.09.2007 16.06
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KN online 17.09.07

Hamburg (dpa) – William Gordon (70), Ehemann der chilenischen Bestsellerautorin Isabel Allende, wollte schon immer Schriftsteller werden.
Schon sein Vater sei ein Schriftsteller und Geschichtenerzähler gewesen. „Als kleiner Junge saß ich auf seinem Schoss und hörte seinen Geschichten zu“,


http://www.kn-online.de/

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Sigmar Salzburg
13.09.2007 14.32
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Kieler Nachrichten v. 11. u. 12.09.2007

Kieler Nachrichten v. 11.09.07

Wenig „Reform“ außer den „ss“ und –Jährigen.
Und natürlich wieder mal:

Raue Töne in der Koalition

Neben der Rückkehr zur alten Zusammenschreibung die neueste Zusammenschreibung:

Vielsagendes Schweigen
Ohne die Milliarden-Kredite der Notenbanken wären schon längst Banken pleitegegangen
.

Die belästigende Reformschreibung „Pleite gehen“ ist 2006 wieder zurückgezogen worden, die konventionelle Schreibung „pleite gehen“ aber immer noch „verboten“, obwohl bei vernünftigen Leuten weithin üblich, sogar mitunter in den KN.

Noch eine halbstaatliche Belästigung:

GEZ-Mitarbeiter verurteilt
Neumünster – Wegen versuchter Nötigung beim Aufspüren unangemeldeter Rundfunkgeräte ist gestern ein Gebührenbeauftragter des NDR zu 1200 Euro Geldstrafe verurteilt worden. Der 61-Jährige soll einem Ehepaar, dem er den Besitz unangemeldeter Empfangsgeräte unterstellte, den Fuß in die Tür gesetzt und mit der Polizei gedroht haben, gey Seite 13


Und da fehlt das Geld:

Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs…. Würden heute alle Mädchen und Frauen unter 28 die Prävention in Anspruch nehmen, kämen mehr als 3 Milliarden Euro zusammen. ….

Bekanntlich werden die Kosten der bisherigen „Rechtschreibreform“ auf 5 Milliarden geschätzt – um zum Beispiel schreiben zu dürfen:

Die Attentate haben sich tief in die Psyche der US-Bürger eingegraben: 61 Prozent sagten, sie denken mindestens ein Mal pro Woche daran.

oder

80 Prozent aller Raucher denken darüber nach, ob sie sich vom „Glimmstängel“ trennen wollen.

Auch bei den Schulen fehlt das Geld und führt zu krampfhaften „Schulreformen (Leserbrief:)

Die Bildungsministerin sagt: „Schleswig-Holstein schreibt ein Stück Bildungsgeschichte.“ Wie wahr, aber in absolut negativer Art und Weise! Die Einrichtung Regionalschule wirft ihre Schatten voraus: Die Einschulungszahlen in diesem Jahr an den Gymnasien sprechen Bände über die Verunsicherung der Eltern und führt an den Gymnasien zu Klassenteilern von 30 (!) Schülern. …

Birgit Ekhardt
Groß Vollstedt


In der „Fundgrube“ sieht man mitunter noch, wie das Volk schreibt:

Stehlampe, … Nußb.
Kaninchenaussen-Käfig
Querträger f. Dachgepäckreeling
Nußb.schr.


Kieler Nachrichten v. 12.09.07

Mindestens sieben Füller braucht sie zum Schreiben, sagt Sarah Kirsch und hält in ihren Händen (siehe Foto) eine Sammlung bereit …

Herlinde Koelbl: Schreiben! 30 Autorenporträts. Knesebeck Verlag

Eine Art „Best of“ des 1998 erschienen Bandes Im Schreiben zu Haus, ergänzt durch das Interview mit Günter Grass.

Von der neuen gekürzten Ausgabe kann nur abgeraten werden! Die interviewten Autoren, Gegner der „Rechtschreibreform“ zumeist, reden nur noch reformiert. Alles ist umgesetzt in die „neue“ Rechtschreibung, man kennt nur: jedes Mal, dass, kennen lernen …

LITERATURRÄTSEL_________
Wer schrieb was?

»Er hatte sich schon zum Gehen gewandt, als ein schepperndes Klopfen ihn zusammenfahren ließ. Mit eingezogenem Kopf drehte er sich zu dem Laden um, von dem das Geräusch gekommen war. Hinter der Fensterscheibe saß vorgebeugt der alte Mann. In seiner Rechten hielt er einen schwarzen Gehstock mit silbernem Knauf – damit hatte er wohl gegen das Glas geschlagen. Mit der freien Hand winkte er den Zauderer zu sich hinein.«

Deutschland zu Zeiten der Bücherverbrennung. Ein junger, zaudernder Bibliothekar nimmt Erstkontakt mit dem Antiquar auf, als dessen Nachfolger er sich zu bewerben gedenkt. Er bekommt den Job. Als sein Vorgänger plötzlich verschwindet, macht sich der junge Mann in den labyrinthischen Hinterräumen der Buchhandlung auf die Suche – und verstrickt sich in das Abenteuer seines Lebens. Er gelangt nämlich nach Phantasien und durchlebt wundersame Stationen, um den Kampf gegen das vernichtende Nichts. Ein toller Fantasy- und Abenteuerschmöker, der den jugendlichen Lesern die aufregende Vorgeschichte zu Michael Endes „Die unendliche Geschichte“ serviert.


„Die geheime Bibliothek des Thaddäus Tillmann Trutz“ von Ralf Isau

(Michael Ende hat man postum die Reformschreibung angetan. Hier wird sie wohl von Anfang an eingeplant sein.)



– geändert durch Sigmar Salzburg am 13.09.2007, 20.15 –
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