Kieler Nachrichten v. 10.10.07
LITERATURRÄTSEL
Wer schrieb was?
Dann schenkte ihm der Rektor einen Lehrstuhl, auf den sich Schnauz sofort setzte. Es war ein außerordentlicher Lehrstuhl, den er bekam. Er hatte die Farbe von Karamelpudding, was Schnauz sehr gut gefiel, und man konnte mit ihm schaukeln. Es war also ein außerordentlicher, karamelpuddingfarbener Schaukellehrstuhl. Schnauz war gerührt. In seiner Dankesrede rief er immer wieder: „Merci, mon ami, merci, mon ami. Ach ja, ach ja. Die Professoren und Doktoren der Pariser Universität klatschten Beifall und waren erstaunt, wie gut Monsieur le Professeur Docteur Schnauz französisch sprach.
»Dass ein Esel (der kurz darauf „merci mit „merde verwechselt und seine Kollegen Professoren damit in arge Verlegenheit bringt...) einen Lehrstuhl bekommt, finden die Erwachsenen komisch. Tatsächlich glauben wollen sie es aber nicht. Was natürlich daran liegt, dass sie vergessen haben, wie sie selbst als Kinder die Welt erlebt haben. Ein schüchterner Junge mit fünf ungewöhnlichen Freunden bringt dem Erzähler in diesem „schönen dicken Buch die Kinderwelt wieder nahe. Der Autor, einer der prominentesten Literaten der ehemaligen DDR und sonst für seine nüchterne Sachlichkeit und scharfsichtige Analyse politischgesellschaftlicher Verhältnisse bekannt, schrieb es wohl auch für seine beiden Söhne, von denen einer inzwischen ebenfalls schriftstellerisch tätig ist.
... Unter den richtigen Einsendungen verlosen wir einen Buchgutschein ä 20 Euro. Lösungen (Titel & Autor) bis 15. Oktober an Kieler Nachrichten, „Literaturrätsel, Fleethörn 1-7, 24103 Kiel. Telefon 0431/9032895, Fax 9032896, E-mail: literaturraetsel@kie-ler-nachrichten.de «
Christoph Hein: „Das Wildpferd unterm Kachelofen“
Ein schönes dickes Buch von Jakob Borg und seinen Freunden.
Neuerdings werden anscheinend traditionelle ß-Signale in den Textproben vermieden. Daß es sich dennoch um klassische Rechtschreibung handelt, können Eingeweihte nur an „Karamel“ erkennen. Die kürzliche Neuauflage dürfte dagegen reformiert erschienen sein, denn Christoph Hein widersetzt sich als einer der wenigen bekannteren Autoren nicht der „Reform“. Im Gegenteil, in seinen neuesten Produktionen versucht er schlecht und recht, sich anzupassen.
Frau Hilligers Serie geht auch noch weiter:
Extravagant oder wie gehabt
Teil 6 – Heute: Palabra Extranjera – Inostrannoje Slowo – Verbum Barbarum – Fremdwort
In der letzten Folge ging es um allgemeingültige Schreibungsänderungen für zwei Gruppen von Fremdwörtern. Sie erinnern sich? Geografie, Megafon, Fotometrie? Potenziell, differenzial, substanziell? Heute stehen die Änderungen in der Fremd-
Gewusst wie!
Eine Serie zur neuen Rechtschreibung
Wortschreibung im Mittelpunkt, die überwiegend Einzelfälle betreffen. Auch bei den Einzelfällen gilt das Prinzip der behutsamen Anpassung und des Aufgreifens bereits bestehender Entwicklungen. Und es bleiben nach wie vor die alte und die neue Schreibung richtig. Wenn Ihnen also eine neue Schreibweise zu extravagant erscheint, behalten Sie einfach das Gewohnte bei, so wie die deutschen Nachrichtenagenturen es in allen diesen Einzelfällen tun (außer bei Delfin). Auch das Wort Ghetto bleibt hier in der alten Schreibung bestehen, obwohl die Schreibung ohne h schon viel älter ist als die Reform. Bei Finn-Dinghy ist es wiederum umgekehrt: Hier gilt die neuere (ebenfalls vorreformerische) Schreibung Finn-Dingi.
Das Einfachere ist in diesen Einzelfällen meist das Neue, wie Sie gleich sehen werden. Folgende Buchstabenverbindungen eignen sich gut für eine Anpassung:
„gh wird zu „g (wie schon bei Getto, Finn-Dingi) in: Jogurt/ Joghurt, Spagetti/Spaghetti.
„é/ee wird zu „ee (wie schon bei Allee, Armee, Dragee u. a.) in: Exposee/ Expose, Buklee/Boucle, Kommunikee/Komniuni-que, Varietee/Variete, Schikoree/Chicoree.
„ai wird zu „ä" (wie schon bei Sekretär, Militär) in: Nessessär/Necessaire. Bereits üblich sind: Mohär, Majonäse, Polonäse (die Nachrichtenagenturen schreiben Mohair, Mayonnaise, Polonaise).
Bei diesen und auch den noch folgenden Beispielen zeigt sich, dass oft mehrere Bestandteile im Wort gleichzeitig geändert werden müssen. Daher rührt – wie bei „Büro/Bureau vor etwa einhundert Jahren – das auf den ersten Blick ungewohnte Wortbild.
Weitere Änderungen gibt es bei folgenden Buchstabenverbindungen:
„ch wird zu „sch (wie schon bei Broschüre, Haschee, retuschieren, Scheck) in: Ketschup/Ket-chup, Schikoree/Chicoree.
,qu wird zu „k (wie ;chon bei Etikett, Likör) n: Kommunikee/Kommu-nique.
„ou wird zu „u (wie chon bei Nugat) in: Bu-dee/Boucle.
„c wird zu „ss (wie schon bei Fassade, Fasson, Rasse) in: Fassette/Facette, Nessessär/Necessaire.
Ganz wichtig ist und besonders betont werden soll, dass Wörter mit „th und „rh kaum von den Neuregelungen betroffen sind, Wörter mit „ph nur so weit, wie in der letzten Folge beschrieben. In den Diskussionen um die Reform sind hier besonders viele Missverständnisse entstanden. Woraus sie resultieren, lässt sich nur erahnen: Nichtwissen, bewusste Panikmache, Schlechtreden der Reformbemühungen vielleicht. Es gibt weder Kata-strofen* für Filos-ofen* noch Rytmus-störungen* in der Diskotek*! Von der Schreibung mit „r statt mit „rh sind ganze drei Wörter betroffen: Katarrh, Myrre/Myrrhe, Hämorriden/Hämorrhoiden (Achtung: auch das „o entfällt). Von „t statt „th sogar nur zwei: Pan-ter/Panther, Tunfisch/ Thunfisch. Dazu gleich noch ein Tier: Delfin/Del-phin.
Zum Schluss sei noch das beliebte Fremdwort für die Geldbörse erwähnt. Portemonnaie, gern und falsch auch als Portmonnaie*, Portemonais*, Portemonnaise* oder Portesmonaie* geschrieben, um nur einige Variationen zu nennen, ist jetzt einfach ein Portmonee.
In den meisten Zeitungen und Zeitschriften unseres Landes werden Sie wie schon gesagt überwiegend die alte Schreibvariante dieser Einzelfälle finden.
Nicht neu, an dieser Stelle aber nennenswert ist die Bildung des Plurals von englischen Wörtern auf ,,-y. Es wird nur ein ,,-s angehängt, ohne dass das ,,-y, wie im engischen Original, in ,,-ie umgewandelt wird: Lady/Ladys, Baby /Babys, Hobby/Hobbys. Damit ist zu den Änderungen bei den Fremdwörtern das Wesentliche gesagt. Meine Empfehlung: Vereinfachen Sie die Fremdwörter, die Sie häufig benutzen und seien Sie bei der Eindeutschung konsequent (nur Mut: nicht Chikoree oder Chikoree, sondern Schikoree). Kommt Ihnen die Schreibung eines Wortes gar zu fremd (bzw. deutsch) vor, dann bleiben Sie bei der alten Version, sie ist ja nach wie vor erlaubt.
Sabine Hilliger
* mit Stern gekennzeichnete Wörter entsprechen nicht der neuen Rechtschreibung
Bei Fragen erreichen Sie die Autorin über http://www.ductus-comm.de/sos
Alle bisher erschienenen Folgen finden Sie unter http://www.kn-online. de/rechtschreibung
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