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Forum > Beispielsammlung über Sinn und Unsinn
Kieler Nachrichten
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Sigmar Salzburg
29.11.2007 12.15
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Kieler Nachrichten v. 28.11.07

LITERATURRÄTSEL

Wer schrieb was?


»Auf eine solche Frage gebe ich Ihnen keine Antwort. Ich weiß nur, daß Ejlert Lövborg den Mut gehabt hat, sein Leben auf seine eigene Weise zu leben. Und nun zum Schluß – dieses Große! Diese Tat, über der Schönheit liegt! Daß er die Kraft besessen hat, so früh von der Tafel des Lebens aufzustehen und das Fest zu verlassen – freiwillig.«

Hier irrt die Protagonistin: Ihr Held starb keinen Tod in Schönheit und gar nicht so freiwillig in einer billigen Absteige. Die so Irrende spricht nur in knappen Sätzen und ist auch sonst ein schwieriger Charakter: Die große Langeweile liegt wie ein Schatten über ihrem Leben („Mir scheint oft, daß ich nur zu einem geschaffen bin. Mich zu Tode zu langweilen“). Gezeichnet von einer existenziell empfundenen Leere, verschließt sie sich gegen das Gute und öffnet ihr Inneres dem Bösen. Das Stück, das ihren Namen trägt, gilt als ein Wegbereiter des symbolistischen Dramas und damit als ein typisches Spätwerk des Autors. Es zeichnet sich durch die Vorwegnahme psychoanalytischer Erkenntnisse aus. 1864 verließ der große Gesellschaftsdramatiker sein Heimatland, 1891 kehrte er zurück – längst weltberühmt.

Die Lösung des letzten Rätsels lautet: Herodot, Historien. Gewonnen hat Michelle Fries, Kiel. Unter den richtigen Einsendungen verlosen wir einen Buchgutschein ä20 Euro. Lösungen (Titel & Autor) bis 3. Dezember an Kieler Nachrichten, „Literaturrätsel“, Fleethörn 1-7, 24103 Kiel. Tel. 0431/9032895, Fax 9032896, E-mail: literaturraetsel@kieler-nachrichten.de


Henrik Ibsen: Hedda Gabler
Nur ein Beispiel für die fremdsprachige Literatur, die seit über hundert Jahren in die kultivierte traditionelle Rechtschreibung übertragen worden ist und die durch den Reform-Staatsstreich der Politiker für die Augen der indoktrinierten jungen Generation fremd wird.

Das wird auch durch die „Kultur als Chefsache“ nicht wiedergutgemacht:

Kulturrat rügt: Land fördert immer weniger
Berlin / Kiel
- „Kulturpolitik als Chefsache in Schleswig-Holstein schadet der Kulturfinanzierung“ – zu diesem Schluss kommt der Deutsche Kulturrat in seiner neuesten Pressemitteilung. Das Land habe 2005 die Kröte schlucken müssen, dass im Kabinett kein Minister mehr für die Kultur zuständig sei, sondern Ministerpräsident Carstensen selbst, stellt Olaf Zimmermann, der Geschäftsführer des Kulturrates, fest. Diese Chefbehandlung habe dazu geführt, dass der Anteil der Kulturausgaben … auf „erschreckende“ 0,62 Prozent gefallen sei, den niedrigsten Anteil seit 1985.
Der Kulturrat bezieht sich mit seiner Kritik auf zwei Antworten der Landesregierung auf Kleine Anfragen des FDP-Abgeordneten Eckehard Klug. … „Der Ministerpräsident als Kultusminister“, formuliert Zimmermann, „erweist sich als doppelt bittere Pille für Schleswig-Holstein“. mu


Es sei daran erinnert, daß nicht nur die regierenden CDU und SPD, sondern auch Ekkehard Klug 1999 und seine Parteigenossen im Landtag für die Annullierung des Volksentscheids gegen die „Rechtschreibreform“ gestimmt haben und damit für den kulturfeindlichen Reformunfug – sogar noch in seiner extrem-idiotischen Urfassung.

Gericht: Schüler dürfen Lehrer im Internet benoten

Köln – Schüler dürfen ihre Lehrer auch weiter im Internet benoten. Die Bewertung im Internetportal „spickmich“ sei vom Grundrecht auf freie Meinungsäußerung gedeckt, entschied gestern das Kölner Oberlandesgericht (OLG) und wies damit die Berufung einer Gymnasiallehrerin zurück, die schon in erster Instanz unterlegen war.


Die Pädagogin sieht sich durch ihre Benotung im dem seit Frühjahr 2007 bestehenden Portal verunglimpft … Das OLG bestätigte mit seiner Entscheidung ein entsprechendes Urteil des Kölner Landgerichts vom Juli 2007. … dpa


Bermerkenswert ist das Urteil auch aus einem anderen Grunde: Das Portal besteht seit dem Frühjahr. In dieser Zeit also wurde von den Gerichten sowohl die Klage und als auch die Revision des Urteils in der höheren Instanz abgeschlossen.

Man vergleiche das mit dem Vorgehen des OVG Lüneburg (und anderer), das allein für die Revision des Urteils zur Rechtschreibung gegen Josefine Ahrens eine Bearbeitungszeit von mindestens drei Jahren angekündigt hat, so daß ein Urteil erst nach dem Abschluß ihrer Schulzeit erfolgen könnte – wenn es denn überhaupt noch verkündet wird.

In dieser Zeit konnten die Kultusminister ihre Schlingen zuziehen und die renitenten Zeitungen zum Einknicken bewegen. Dies wiederum wird das Gericht aller Erfahrung nach zum Anlaß nehmen, die angebliche Akzeptanz der Tollpatsch-Schreibung zu verkünden. Die Unabhängigkeit der Justiz ist ohnehin nur noch eine Fiktion. Bekannt ist, daß die Urentscheidung des Bundesverfassungsgerichts 1998 von Parteimitgliedern von SPD und CDU/CSU gefällt wurde.

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Sigmar Salzburg

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Sigmar Salzburg
23.11.2007 10.34
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Kieler Nachrichten v. 21.11.2007

LITERATURRÄTSEL
Wer schrieb was?

»Als er in Athen eintraf, meldete er das Unglück. Die Frauen aber der nach Aigina ausgezogenen Männer nahmen es ihm, als sie es hörten, sehr übel, dass er als einziger von allen überlebt hatte, und schlössen einen dichten Kreis um diesen Menschen und stachen mit ihren Gewandspangen auf ihn ein, wobei eine jede ihn fragte, wo ihr Mann denn sei. So sei auch der umgekommen, die Athener aber hätten gemeint, noch schrecklicher als ihr Unglück sei diese Tat ihrer Weiber.«

Er gilt als der Vater der Geschichtsschreibung. Er war der erste, der systematisch Geschichten und Unterlagen zusammentrug, sie überprüfte, so gut er konnte und sie so ordnete, dass er die Leser nicht nur ansprach, sondern dabei auch noch unterrichtete. Aus einem Abstand von 50 Jahren heraus wird die Geschichte (samt Vorgeschichte) der großen persischen Invasion Griechenlands zwischen 490 und 479 v. Chr. erzählt. Und wie erzählt wird! Ausführlich werden Völker, Bräuche, Legenden und Kriegshandlungen (aus wechselnden Perspektiven) vorgestellt. Man hat beim Lesen stets das Gefühl, dass kein Wort zuviel verwendet wurde. Das Epos ist mehr als nur eine wertvolle Quelle und Urstoff für Legenden. Es ist bis heute ein wunderbar lesbares, spannendes und erhellendes Stück Weltliteratur.

Die Lösung des letzten Rätsels lautet: Jürgen Teipel, Verschwende deine Jugend! Gewonnen hat Corinna Bannert, Kiel.
Unter den richtigen Einsendungen verlosen wir einen Buchgutschein ä 20 Euro. Lösungen (Titel & Autor) bis 26. November an Kieler Nachrichten, „Literaturrätsel“, Fleethörn 1-7, 2403 Kiel. Telefon: 0431/9032895, Fax 9032896, E-mail: literaturraetsel@kieler-nachrichten.de


Herodot, Historien V, 87.
Der Dasssatz könnte aus einem älteren ß-freien Druck stammen, da hier nicht die neu vorgeschriebene absurd-megalomanische Großschreibung „als Einziger“ verwendet wird, die übrigens auch der Rätselmacher („der erste“) verweigert – anders als die meisten übrigen Schreiber dieser Ausgabe:

Muss im Baugewerbe schon jeder Zweite häufig schwer heben, sind es in der Pflege sogar 68 Prozent.

[Krebs] Bei einem Wortgefecht könnten Sie den Kürzeren ziehen …


Zunächst ein Blick auf verbotene traditionelle Schreibweisen in dieser Ausgabe:

Meist gab es von allem zuviel.

[Sarkozy] Um aus der Defensive zu kommen, feilt er zur Zeit an einem ganzen Bündel Maßnahmen.

Silvia Als erstes stand Kultur auf dem Programm

Zur Not Zerschlagung der Stromkonzerne … Es sei zu prüfen, ob das Gesetz gegen Wettberbsbeschränkungen „als ultima ratio um ein Instrument der wettbewerbsfördernden Struktureingriffe zu erweitern ist.“, … [dieselbe Seite] „Das Steuerrecht veranlasst den homo oeconomicus

Jetzt ist zu schreiben „ultima Ratio“ und „Homo oeconomicus“, weil man den gehätschelten Tollpatsch-Schreibern die Kenntnis lateinischer Wortarten abverlangt – wobei aber „ultima“ trotz allem immer noch groß geschrieben werden soll, während dies für das Adjektiv im „Goldenen Schnitt“ zeitweise verboten war.

… im Flensburger Schiffahrtsmuseumhttp://www.schiffahrtsmuseum.flensburg.de

Vielleicht kann es als Eigenname nicht anders geschrieben werden. In Kiel dagegen gibt es (S. 25) nur das Schifffahrtsmuseum, obgleich es sich selbst auf großen Transparenten auch noch mit zwei „f“ schreibt.

… und weitere Kostproben der reformierten Schlecht- und Rechtschreibung:


Unterschätzen sollte man den 49-Jährigen keinesfalls. … Lohnuntergrenzen auch in … der Fleisch verarbeitenden Industrie …

Seniorenteller, nein danke …[HiFi-Anlage] Möglicherweise nach einem Bedienungsfehler, der diese Anschaffung lahm legte, steht diese ungenutzt im Wohnzimmer…. [Auto] Das Nachfolgemodell gefällt ihm äußerlich gut, inwändig aber überhaupt nicht.
(Ganz klar eine dumme Folge von „aufwändig“)

[Anja Althaus:] „Ich bin eine Kämpferin, knocke alles um …“
Wie soll das nun ausgesprochen werden?

Auf der ZiSch-Seite [Zeitung in der Schule] gibt wird die Jugend massenweise an „Essstörungen“ gewöhnt.Auch sonst haben die Zeitungsleute oder die Lehrer keinen Beistand geleistet:
Im schlimmsten Fall endet das Hungern tötlich.

„Treffen junger Autoren“ Frederike Hoppe (15) „ … die einzigen Sachen, die ich bisher fertig gebracht habe“.
Die anderen Texte hat sie unfertig auf das Treffen gebracht. Dieser stammt aber von einem professionellen Journalisten.

Dann gibt es noch die Raubanauserie – den Raub des etymologisch und onomatapoetisch begründeten „h“ im „Rauhen“ ….

[Klaus] Hoffmanns Stimme .. Er setzt sie mimisch-gestisch ein, traut sich Rauigkeiten ebenso wie die hymnischen Momente der Exaltation.

… und nicht zuletzt noch Trennspäße:

… im Zusammenhang mit Amo-kläufen

… einen Schönheit-schirurgen gestern zu fünf Jahren Haft verurteilt


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Sigmar Salzburg
14.11.2007 12.49
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Noch eine Stichprobe

Gerade sind KN-Ausgaben der letzten drei Wochen zur Verwurstung bei mir gelandet – zuviel zur gründlichen Durchsicht. Ich blättere also nur in dem Exemplar v. 12.11.07:

Chefredakteur Klaus Kramer schreibt-:
Zwei verzweifelte Deutsche setzen ihrem Leben auf einem Parkplatz in der Schweiz ein Ende. „Scho--nend ergänzt man unwillkürlich, aber nein, ... ckierend …“ soll es sein.

Ansonsten hat er die neueste Rechtschreibung immer noch nicht begriffen:

Vor allem fehlt die Bereitschaft, sich mit Sterben und Tod auseinander zu setzen. … Da es aber nicht gelingen kann, Tod und Sterben aus dem Leben heraus zu halten

„Warum hälst du nicht endlich den Mund?“[,] herrschte der König den venezolanischen Präsidenten (vorne rechts) an. Foto dpa
Der erste indianische Präsident hatte sich unfreundlich gegenüber dem Ministerpräsidenten der einstigen Entdeckermacht gezeigt. Dem aber ist die Selbstbestimmung eingemeindeter Völkerschaften fremd:

Der baskische Regierungschef Juan Ibarretxe kündigte jetzt an, dass er seine Bürger über die „Selbstbestimmung“ des Baskenlandes abstimmen lassen will. …Spaniens sozialdemokratischer Ministerpräsident Jose Luis Zapatero erteilte diesem Unabhängigkeitsplan … ein klare Abfuhr: „Inakzeptabel und illegal.“ Jede Volksbefragung müsse vom Staat genehmigt werden und das Baskenrefenrendum werde nicht erlaubt.

In der Bundesrepublik geht es ähnlich anmaßend zu:

Hans Zehetmair (CSU), bayerischer Kultusminister, am 3.3.97 (Frankfurter Allgemeine Zeitung): „Ich kann mir nicht vorstellen, daß ein Volksbegehren zugelassen wird, das gegen das Grundgesetz verstößt und die Einheitlichkeit der deutschen Rechtschreibung zerstört.“ Hartmut Holzapfel (SPD) hessischer Kultusminister am 6.9.97 (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung): „Ich halte eine Volksabstimmung auf Landesebene zu dieser Frage nicht für zulässig.“

Das Zeitungsprojekt ZiSch [Zeitung in der Schule] zeigt die Umpolung der jungen Generation:

ZiSch-Reporterin interviewte Ministerpräsident
„Man muss jeden Tag seine Arbeit aufs Neue, auf den Prüfstand stellen.“

Auf welches „Neue“ stellt Peter Harry Carstensen seine Arbeit?

Aber schon der nächste Jung-Journalist verwendet verbotene Wörter und verbotene Schreibungen:

Jens Barwich interviewte sein Idol: HSV-Star Rafael van der Vaart

Sie haben den HSV-Rekord von Uwe Seeler eingestellt und treffen zur Zeit in jedem Pflichtspiel und das sogar mit dem Kopf!....
Welche Hobbies haben Sie …


Diese englische Originalschreibung ist von der Kieler Bildungsministerin mit Bekanntgabe vom 25.7.2005 [am Beispiel „Ladies“] verboten worden.

Es ist also zu schreiben „Hobbys“, aber „Oldies“:

Oldies: Auf Reisen wollen sie Qualität
Studie: Der Seniorenteller schreckt eher ab
Heide – Die einen locken mit „Best-Ager-Trips“, die anderen mit dem „55plus Bonus“ …


Hier ist es kaum noch die „scherzhafte Bezeichnung für Angehörige der älteren Generation“ (Duden), sondern es schimmert das geldgeile Streben der Wirtschaft durch, sich alten Leuten euphemistisch anzubiedern. Noch unappetitlicher wirkt da die Wortschöpfung „Best-Ager“ oder „Bestager“, die es im 2004er-Duden noch gar nicht gab.

Als Ergebnis ihrer „Frust-ration“ propagieren die Grünen das arbeitslose Einkommen, müssen sich aber auch zur unsystematischen ies-Endung bekennen:

Grüne: Jeder soll 500 Euro haben
Gegner kritisieren das Konzept als „Stilllegungsprämie für Menschen“….
In der Analyse gaben ihm [Robert Habenck] auch die Gegner Recht…. „Ich gehöre nicht zu den regierungsgeilen Realfrusties“, rief die Delegierte Anja Rosengren …


Das Herzstück der „Reform“, die ss-Regel, sorgt weiter für Konfusion bei Eigennamen:

S. 16 … beim siebten Kieler Comedy Club im Schloßhof …
S. 19 METRO-Kino im Schlosshof

Dies ist wohl kein Gericht im China-Restaurant: … meine heiß geliebte Lilli, ein Terriermix

genau wie Respighis „Fontane di Roma“ kein Zigeunersprudel ist.

Dagegen tritt der Quäntchen-Wahnsinn der „Reform“ an völlig unvermuteten Stellen auf:

… das gewisse Quäntchen Wahnsinn in Blick und Stimme – … (Kieler Schauspielschüler auf Gut Hohenhain)

Es gibt den Brotherren und in RTL2 den „Big Brot-her“.

Ein Beispiel der Megalographie darf nicht fehlen:
Man kennt sie, die spitzen Bemerkungen, … die den Anderen in ein unverhofftes Licht setzen.

„Badminton-Ass“ ist man nur im Plural:
Wichtiger Schritt für Wittorfs Badminton-Asse

usw. usw.

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Sigmar Salzburg
09.11.2007 09.12
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Die ss, das Herzstück der „Reform“

Kieler Nachrichten v. 7.11.2007

LITERATURRÄTSEL
Wer schrieb was?


»Kann sein, ich habe dich zu lieb gehabt. Darum verlange das nicht von mir. Das ist etwas Schreckliches, etwas Grauenvolles, was du von mir verlangst. Sicher, ich glaube, du willst scherzen. Der Kopf eines Mannes, der vom Rumpf getrennt ist, das ist ein übler Anblick, nicht? Es ziemt sich nicht, dass die Augen eines Mädchens auf so etwas fallen. Was für eine Lust könntest du darin finden?«

Vor allem seine geistreichen Gesellschaftskomödien machten den Autor, der als Inbegriff des Dandys gilt, inte-ressant. Hier widmete er sich einem Tragödienstoff, einer Legende aus dem Neuen Testament. Und keinesfalls wird da gescherzt! – Die als Liebhaberin verschmähte weibliche Hauptfigur tanzt in Folge ihres Frusts für ihren majestätischen Stiefvater den wunderbaren Schleiertanz. Und hat dafür einen mehr als ausgefallenen Wunsch frei. Da ist sie wieder: Die Frau als Projektionsfläche für die irdische Lust samt Jenseitsschauer; die Hauptfigur des Stücks zeigt also reichlich vom Zeitgeist der Belle Epoque. Kommentar des Autors dazu: „Die Moral ist immer die letzte Zuflucht der Leute, welche die Schönheit nicht begreifen.“

Die Lösung des letzten Rätsels lautet: Johann Wolfgang von Goethe, Iphigenie auf Tauris. Gewonnen hat Wilma Vater, Klausdorf.
Unter den richtigen Einsendungen verlosen wir einen Buchgutschein ä 20 Euro. Lösungen (Titel & Autor) bis 12. November an Kieler Nachrichten, „Literaturrätsel“, Fleethörn 1-7, 24103 Kiel. Telefon: 0431/9032895, Fax 9032896, E-mail: literatur-raetsel@kieler-nachrichten.de


Oscar Wilde „Salome“ – hier in der Version für die Oper von Richard Strauss. Der „Dasssatz“ vor der „Schlussszene“ steht im allgemeinen nicht im Libretto, durfte aber in dieser (Schul-?)Version natürlich nicht fehlen.

Ansonsten: Die „neuen“ ss sind die „Reform“:
Die Glosseuse „Kielia“ schreibt … können Sie so einfach aus Nuss-Schalen lesen? …Und ganz anders rücken die Siebenschläfer dem geliebten und schmackhaften Kern zu Leibe. Sie häufen die leeren Nussschalen zu kleinen Hügeln auf.

Auf einer anderen Seite finden wir:

Osdorf: Schüler gehen auf Nussjagd. … Noch bis Ende des Jahres sind alle Schleswig-Holsteiner aufgerufen, beim Spaziergang gefundene Biss-Spuren zu dokumentieren und einzuschicken.

… Beisshemmungen bei „Bissspuren“.

Aber die „Fundgrube“ vom Vortage enthielt einige traditionelle Nüsse:

Klavier, „Noeske“, frz. Nußbaum
Klavier … nußbaum
Vitrinenschrank, Nußb.


Mit solchen schwierigen ß-Wörtern braucht sich die Jugend nun nicht mehr abzugeben und konnte am Montag beim Projekt „Zeitung in der Schule“ (ZiSch) leichtfüßig (oder „behände“) drauflosschreiben. Nun fällt es natürlich viel leichter, so schwierige Wörter wie „Soulicious“ (Sarah-O’Connor-Interview) oder „Stalking“ (Hauptthema) zu lernen (meine Nichte schrieb früher immer „Torking Heads“):

ZISCH-Reporterinnen versetzen sich in erdachten Geschichten in die Gefühlswelt von Stalkern.

Ich schlage meine Augen auf, und das Erste was ich sehe, sind die wunderschönsten Augen der Welt. … Der Zweite ergreift mich nun und ich habe keine Chance, mich zu wehren …

Ich habe Dir auch einen Brief geschrieben: „Meine Liebste – so genannte – Anna, Du bist wunderschön … Ich freue mich, Dich morgen wieder zu sehen.


Sonderbar: Nach dem Wink von oben ist die Kleinduzerei wie ein Spuk verschwunden.

Der Redakteur Rainer Pregla schreibt an anderer Stelle:

Orwell ist längst überholt
… Wir müssen aufpassen, dass nicht die phantasischen Filmideen vom Visionär unserer Tage, Steven Spielberg, schon bald Realität werden. Sein Werk „Minority Report“ zeigt eine Gesellschaft, in der es keine Privatsphäre mehr gibt, in der gar jeder Konsument von einer elektronischen Litfasssäule individuell mit Werbung bombardiert wird.


Die Zeitungsverleger stehen schon bereit, sich postalisch einen besseren Zugang zu den Bürgern und zur Arbeitskraft der Unterprivilegierten zu verschaffen: In einer Anzeige wendet sich der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger e.V. an die Mitglieder des Deutschen Bundestages:

Von Ihrer Stimme hängt es ab, ob ein überhöhtes Mindestlohnniveau eingeführt wird, das vor allem dazu dienen soll, das Briefmonopol der Deutschen Post AG zu sichern. Die neuen Wettbewerber sollen von einem Markt fern gehalten werden, dessen Liberalisierung Sie als Bundestagsmitglied beschlossen haben.


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Sigmar Salzburg
04.11.2007 08.47
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Als Leserbrief abgesandt:

In den KN v. 1.11.07 lesen wir zur Sprache Ulf Erdmann Zieglers, sie sei … „funkelnd vor Ironie, zwischen staubtrocken und metaphernselig behände wechselnd“.

Washoe, die mit den Händen „sprechende“ Schimpansin, ist tot. „Multikulti“ wohl auch. Wir sollten also beim traditionellen „behende“ bleiben und auf das Angebot von Frau Dr. Hilliger (gleiche KN) verzichten, uns weiterhin als Rechtschreibexpertin betreuen zu wollen.


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Sigmar Salzburg
03.11.2007 15.50
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Noch zu Kieler Nachrichten v. 1.11.2007

LITERATURRÄTSEL
Wer schrieb was?

Die Mutter fiel! -Tritt auf unwillger Geist! / Im Kreis geschlossen tretet an ihr Furien / Und wohnet dem willkommnen Schauspiel bei, / Dem letzten gräßlichsten das ihr bereitet / Nicht Haß und Rache schärfen ihren Dolch, / Die liebevolle Schwester wird zur Ta t / Gezwungen. Weine nicht. Du hast nicht Schuld./ Seit meinen ersten Jahren hab ich nichts /Geliebt, wie ich dich lieben könnte, Schwester. / Ja schwinge deinen Stahl, verschone nicht,/ Zerreiße diesen Busen und eröffne /Den Strömen die hier sieden einen Weg.


In edlem Blankvers kommt es daher, das Seelendrama um das Problem der Humanität. Der Stoff stammt aus der Antike – und es war wohl nicht zuletzt sein untragischer Ausgang, der ihn zu einem Schlüsseltext der deutschen Klassik machte. Die weibliche Hauptfigur dient als Priesterin der Göttin Diana und leidet fern ihrer Heimat und Familie unter starkem Heimweh. Ihre Leistung: Mit dem richtigen Maß an Selbstbestimmung und gegenseitiger Anerkennung gelingt es ihr schlussendlich, die verhängnisvolle Kette von barbarischen Opfer-, Fluch- und Rache-Ritualen zu durchbrechen….

Goethe, Iphigenie auf Tauris III,1 – in traditioneller ß-Schreibung. Die meisten Deutschen wollten (wie Marcel Reich-Ranicki) unsere Klassiker nicht in der „neuen“ Rechtschreibung lesen: Dennoch werden unsere Schulkinder nach Parteien-Ideologie oder -Egoismus umerzogen. Reclam und die Medien machen es möglich – Mitläufertum.

Ein neuer Film zeigt, daß es früher kaum anders war: „Das Reichsorchester“ über Furtwänglers Berlinder Philharmoniker … Nach Kriegsende warf man die Parteimitglieder aus dem Orchester und spielte weiter. Mehr nicht… ein entlarvenderes Abbild kollektiven Mitläufertums gab es selten.

Weitere Filme sind
„Das Leben der Anderen“
„Nachbarn“ mit Aggressionsfant-asien
Weißt was Geil Wär…?!
und schließlich:
„Bis zum Ellenbogen“ Regie Justus von Dohnányi mit der Wortschöpfung „Gurkenbrät“…– eine Erfindung Willis
Die Stammschreibunglehre legt nun die langvermißte Kreation „Brätsel“ statt „Brezel“nahe.

Österreich beendet „Fahrlicht am Tage“
… nachdem eine Studie … keinen Gewinn an Sicherheit durch die Scheinwerfer feststellen konnte.


Und der fehlende Gewinn an Sicherheit durch die „Rechtschreibreform“ …?

Knut Lütjohann baut und spielt Didgeridoos …
„noch nie gehört, aber tief beeindruckt“, entglitt es Gisela Wagner…So ging es vielen Zuhörern, die das Didgeridoo (spricht Ditscheriduh) noch nie gehört haben ….


Nicht anders hat man im 18. Jahrhundert beim „Kanguroo“ Sicherheit für den langen Schlußvokal erreicht. Frau Hilligers Nonsense-Erklärung der Schwanz-ab-Verordnung für das „Känguruh“ ist nichtig. Statt am „Gnu“ hätte man sich auch an der „Kuh“ orientieren können.

Ab 22 Uhr gibt’s im Metrokino im Schloßhof ein Wiedersehen mit Ex-Bro’Sis-Sänger Faiz Mangat und seiner Band Seven Faces. Die Band besteht, wie der Name schon sagt, aus „sieben Strolchen“.

Das seit Beginn der „Rechtschreibreform“ verwaiste Kino wurde kürzlich unter traditionellem Namen wiedereröffnet. Das Wort „Strolch“ wird übrigens meist auf „Astrolog“ zurückgeführt, Menschen, die im Frühmittelalter als reisende Quacksalber ihr Unwesen trieben.

So war es denn am Dienstag Abend im Literaturhaus nicht weiter verwunderlich, dass Ulf Erdmann Ziegler … Was aber deutlich wurde, war die Geschmeidigkeit der Sprache Zieglers. Funkelnd vor Ironie, zwischen staubtrocken und metaphernselig behände wechselnd …


„Multikulti“ ist tot. Washoe, die mit den Händen „sprechende“ Schimpansin, auch. Wir sollten also beim traditionellen „behende“ bleiben und auf das Angebot der Schreibquacksalber verzichten:
Ohne Experten wird es auch in Zukunft nicht gehen“.

– geändert durch Sigmar Salzburg am 04.11.2007, 09.09 –
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Sigmar Salzburg
02.11.2007 08.03
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Hilliger – das Letzte ...

Kieler Nachrichten v. 01.11.07

Bis zur nächsten Reform …

Teil 24 – Heute: Regelmut statt Regelwut

Über die Reform der deutschen Rechtschreibung ist viel gestritten worden. Über Sinn oder Unsinn, über Vereinfachung oder Simplifizierung, über Vereinheitlichung oder Zersplitterung. Jeder hat seine Argumente gefunden und tut sich mit denen der anderen schwer.

Warum nur dauert es immer so lange, bis wir hier in Deutschland eine (Rechtschreib-)Reform auf den Weg bringen? Einerseits herrscht weitgehend Konsens darüber, dass die Rechtschreibung vereinheitlicht und auch vereinfacht werden soll – und zwar für Lesende und Schreibende. Andererseits geraten sich immer wieder Befürworter und Gegner in die Haare. Zu den Gegnern gehören inzwischen sogar zwei Seiten. Diejenigen, die ganz zurück zur alten Rechtschreibung wollen, und diejenigen, die sich eher darüber beklagen, dass diese Reform nicht weit genug geht und ihren Namen kaum verdient. Und diese Gruppe scheint größer und größer zu werden. Sie wird es auch sein, die in absehbarer Zeit neue, mutigere Reformen fordern wird.

Trotz allem Für und Wider sollte man sich aber Folgendes vor Augen halten. Viele Widersprüche ergeben sich, wie es der Rat für Rechtschreibung formuliert, aus Unterschieden im „Sprachgebrauch und Sprachbau“. Eine lebendige Sprache aufzuschreiben bedeutet dadurch immer auch, Kompromisse einzugehen. Geschriebene Sprache ist im Vergleich zur gesprochenen Sprache stärker beschränkt und reglementiert. Aber bliebe sie in ihrer Entwicklung stehen, schrieben wir auch heute noch ein mittelalterliches Deutsch, würden sich Fremdwörter in der Schreibung nie und nimmer anpassen. Fast können wir „Zum Glück!“ sagen, dass unsere schreibenden Vorfahren relativ lax mit der Rechtschreibung umgegangen sind. So konnten sich Lautverschiebungen und sprachliche Veränderungen immer auch recht schnell im Schriftbild niederschlagen. Je stärker feste Regeln jedoch für die Schreibung gelten, umso langwieriger ist der Angleichungsprozess. Deshalb müssen diese Regeln von Zeit zu Zeit sozusagen angefasst und angepasst werden. Wer dazu berechtigt ist, ist ebenfalls streitbar. Je unabhängiger das Gremium und je vielfältiger besetzt, umso besser sicherlich. Aber natürlich ist immer wieder Sachverstand gefragt.

Ohne Experten wird es auch in Zukunft nicht gehen. Und vielleicht zeigt sich ja in den nächsten Jahren, dass das Ganze gar nicht so verbissen gesehen werden muss. Es gibt inzwischen allerhand Bücher, die in „alter reformierter“ Rechtschreibung erschienen sind und nun schon wieder überarbeitet werden müssten. Meistens betreffen diese Veränderungen die Getrennt- und Zusammenschreibung, manchmal auch die Groß- und Kleinschreibung. Die nächste Reform wird kommen – vielleicht in zwanzig oder dreißig Jahren. Länger wird es bestimmt nicht dauern, bis der Ruf nach Vereinfachung wieder ganz laut wird. Es sei denn, der jetzt dazu beauftragte Rat für Rechtschreibung achtet darauf, dass sich Veränderungen im Sprachgebrauch relativ schnell in den allgemeinen Regeln bzw. im Wörterverzeichnis widerspiegeln. Dann nämlich gäbe es eine kontinuierliche Entwicklung, die eine nächste Reform weit hinausschieben könnte.
Zum Schluss und um mit einem letzten Beispiel aus der Praxis zu enden, sollen Ihnen drei kleine „neue“ Wörter nicht vorenthalten werden. Sie passen in keine der bisher ausgeführten Regeln und haben deshalb noch keinen Platz in dieser Artikelserie gefunden. Kein Grund, ihnen nicht auch Gerechtigkeit und Nennung widerfahren zu lassen. Hier sind sie:

Das Wörtchen rau wird, wie alle anderen auf -au endenden Adjektive, ohne h am Ende geschrieben: blau, grau, genau, schlau – und jetzt also auch rau. Entsprechend muss das Wort Rauheit nur mit einem h statt mit zweien geschrieben werden. Dann gibt es ein Tier, das sein h – wahrscheinlich beim wilden Herumhüpfen – verloren hat: das Känguru. Genau wie bei Emu, Gnu und Kakadu fällt das h am Ende fort. Und zuletzt sei darauf hingewiesen, dass der Fön, der als Gerät zum Haaretrocknen bekannt ist, ein h dazugewinnt, es sei denn, es handelt sich um das eingetragene Markenzeichen Fön. Somit entfällt also die grafische Unterscheidung vom Föhn genannten Wind, der besonders im Gebirge bekannt ist. Denn sowohl Gebirgswind als auch Haartrockner haben etwas Wesentliches gemeinsam: Sie verbreiten viel heiße Luft.

Sabine Hilliger

http://www.kn-online.de/artikel/2246885

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Sigmar Salzburg
01.11.2007 10.12
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Noch zu KN v. 31.10.07

Was Frau Hilliger als Vereinfachung und Erleichterung durch die „Rechtschreibreform“ ausgibt, ist in Wirklichkeit eine Erschwernis. Während traditionell ein Komma zwischen zwei Haupsätzen für Klarheit sorgt, sind jetzt Intelligenz und Aufmerksamkeit vom Schreiber gefordert, zu erkennen, ob ein Leser durch ein weggelassenes Zeichen irregeführt werden könnte.

So mußte man in der reformverstümmelten Version von Michael Endes „Momo“ von 300 gestrichenen Kommas die Hälfte wieder einfügen, um den Text verständlich zu machen.

Ein ähnliches Scheitern der Erleichterungsideologie betrifft auch die Schreibung mehrteiliger Fremdwörter, bei denen bisher nur das erste Wort groß geschrieben wurde:

Personen mit … Neigung zu Angina-pectoris-Anfällen sollten jedoch Anstrengungen im Freien vermeiden.

Jetzt braucht man mindestens das Kleine Latinum, um zu wissen, daß „pectus“ (Brust) ein großzuschreibendes Substantiv ist.

Dagegen wird die allgemein verbreitete Kenntnis der Vorsilbe „inter“ nicht gerne gesehen, so daß die Trennung „Inte-resse“ protegiert wird.

Mit den nachgewiesenen 5 Milliarden Euro, die durch diese „Reform“ bisher in der Volkswirtschaft sinnlos versickert sind, hätte man 200000 Junglehrerjahre bezahlen können. Aber der Politik war die Spaltung von „allgemeinbildend“ wichtiger:

Lehrerkollegien in Deutschland überaltert
… gut die Hälfte der Lehrer an allgemein bildenden und beruflichen Schulen älter als 50 Jahre.


Oder die Weiterentwicklung des richtigen „Plop“:

Flensburger „Plop“ auch für Dithmarscher
Kiel
– Wenn der geplante neue Bügelverschluss für das Flensburger Bier richtig „ploppt“, will die Brauerei diese Technologie auch der Dithmarscher Konkurrenz überlassen. … Die „Plop“-Pläne waren in die Schlagzeilen geraten, weil die Brauerei dafür einen Zuschuss von 1,5 Millionen Euro aus der EU-Kasse bekommt. dpa


Dagegen sollen graphische Erinnerungen an akustisch „Rauhes“ ausgelöscht werden:

Manfred Maurenbrecher … sein schmirgelraue Stimme ist Erkennungszeichen
Über junge Musiker meint er: „Da gibt es inzwischen Leute, die wieder sehr viel Freude daran haben, Sachen auf Deutsch zu schreiben …“

Das adverbiale „auf deutsch“ (wie?) wird jetzt durch durch die Frage „auf was?“ zu einem Objekt umfunktioniert: Man schreibt nicht mehr nur „auf Papier“, sondern auch „auf Deutsch“.

Andere Großschreibungen werden unterschlagen:

Regisseur Justus von Dohnanyi „Wir sind alte Freunde, seit wir gemeinsam in Hamburg am Thalia Theater engagiert ware, wo ich als letzter von uns 1995 weggegangen bin“…

Dafür tut der Kolumnist zuviel des „Guten“, jedenfalls bei der zweiten Gelegenheit:

Dass wir alle nicht schmucker werden und darob auf Nachsicht des Nächsten hoffen, weiß am Besten Kielius

Daß auch in Dokumentarfilmen manches gestellt wird, ist bekannt:

Der gute Vater war ein grausamer Mörder: Buchautorin Beate Nieman diskutierte mit Kieler Schülern. … welche tiefen Krisen Beate Niemann dabei durchlitten hat, ist in einem 2003 fertig gestellten Dokumentarfilm des WDR zu sehen.

Und bei den 41. Internationalen Hofer Filmtagen … ein Power-Mädel, das sich durchbeißt, auch wenn der Familie ständig die Abschiebung droht. Sie muss Draussen bleiben. In der Foto-Beischrift lesen wir jedoch: „Draußen bleiben“ heißt der Film von Alexander Riedel.

Eine Erholung ist der ss-arme Fortsetzungsroman von Benno Hurt „Eine Reise ans Meer“, jetzt tatsächlich wieder in traditioneller Rechtschreibung:
gräßlich, Kurzschluß, ausgepreßt, entschloß, daß … am hellichten Tag …




– geändert durch Sigmar Salzburg am 02.11.2007, 09.06 –
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Sigmar Salzburg

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Detlef Lindenthal
01.11.2007 07.22
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Re: KN/Hilliger v. 31.10.07: Bis zum Kom[m]a


Dr. Sabine Hilliger schrieb in den Kieler Nachrichten und wird vermutlich auch demnächst in der Frankfurter Rundschau schreiben:
Die Freiheiten, die ursprünglich vorgesehen waren, sind in den wichtigsten Teilen durch den Vorschlag des neuen Rates für Rechtschreibung und nach der Entscheidung der Kultusministerkonferenz im März 2006 zurückgenommen worden. Also gilt alles, was wir einmal gelernt haben, immer noch. Die überschaubaren Fälle, in denen wir anders schreiben können als bisher, sind schnell genannt – und wie gesagt: Wir können anders schreiben, müssen es aber nicht.
Ist das hier eine Kabarettsendung, oder was. Kleinkunstpreis für Sabine. Wie heißt eigentlich die weibliche Form von Pappnase?

________

Nachsatz, nun mit etwas mehr gebotenem Ernst, nachdem ich eine gefühlte halbe Stunde lang Laub geharkt habe: Was sollen Schulkinder und Abiturienten denken, wenn sie solchen Dünnpfiff lesen?
Ach so, sie sollen gar nicht denken. Hm. Ja, dann paßt alles wieder zusammen. Pfui Spinne.


Zweiter Nachsatz:

Dr. Sabine Hilliger schrieb:
Ob Nebensätze, Einschübe oder erweiterte Infinitive mit zu: bitte immer mit Komma!
Und außerdem hat Sabine nicht wirklich Schimmer von der Sache:
Ich hoffe, daß es Dir gut geht[,] und daß Du bald kommst.
Laut Frau Dr. Hilliger mit Beistrich, sie mutig allein auf weiter Flur, im gesamten Rest der deutschsprachigen Republiken, Volksrepubliken (hm) und Königreiche (Belgien, Dänemark) hat niemand für hier ein Komma vorgeschlagen.
Vorschlag: Doktorgrad zurückgeben und irgendwas Nützliches machen.
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Detlef Lindenthal

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Norbert Lindenthal
01.11.2007 06.51
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Re: KN/Hilliger v. 31.10.07: Bis zum Kom[m]a

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Sigmar Salzburg

(Sabine Hilliger:)
… oder erweiterte Infinitive mit zu: bitte immer mit Komma!

Sabine Hilliger propagiert eine jahrzehntealte Regel als Reformererrungenschaft? Da stimmt doch etwas nicht. Und sie sagt auch nicht, welche der (neuen) „neun“ Regeln das regele. „Neun Regeln“ ist übrigens eine ohne nachzudenken nachgeplapperte Lüge; es sind viel mehr.

Weg mit Sabine, weg mit der Reform – her mit dem Volksentscheid, her mit der frei geregelten bewährten Schreibweise.
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Norbert Lindenthal

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Sigmar Salzburg
01.11.2007 06.33
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KN/Hilliger v. 31.10.07: Bis zum Kom[m]a

Neun Regeln blieben übrig

Teil 23 – Heute: Punkt, Punkt, Komma, Strich

Ein bisschen scheinen die Satz- oder Interpunktionszeichen aus den Regeln für die Rechtschreibung herauszufallen. Sie betreffen nicht einzelne Wörter, sondern meist die gesamte Satzstruktur. Insofern sind sie eher ein grammatisches Problem. Trotzdem haben sich die Orthographen dieses Themas angenommen. Denn wenn es um die sogenannten Satzzeichen geht, müssen neben Punkt, Komma, Frage- oder Ausrufezeichen auch Anführungszeichen, Apostrophe oder Ergänzungsstriche, Auslassungspunkte, Gedankenstriche und Klammern betrachtet werden.

Wir bleiben jedoch bei den Kommas, denn nur sie waren im Fokus der Reformer. Über Jahrzehnte, im Grunde sogar Jahrhunderte gab es keine einheitlichen Regeln für das Setzen eines Kommas. Die Erfahrungen der Schreibenden wurden beobachtet und analysiert. So kam eine Regel zur anderen. Nicht selten aber stand die eine Regel der anderen auch im Wege. Was die eine sagte, hob eine andere wieder auf. Sie waren verquickt miteinander, aber nicht strukturiert.

Mit der Reform wurden die vielen Über- und Unterregeln gründlich auseinandergenommen. Aus vielen Dutzend Bestimmungen sind letztlich neun Grundregeln – Paragrafen – entstanden. Sie beschreiben ausreichend alle Fälle, in denen wir ein Komma setzen müssen oder können. Wer aber gehofft hatte, dass die Kommaregelungen im Zuge der Reform vereinfacht würden oder wenigstens etwas freier zu handhaben wären, sieht sich enttäuscht. Die Freiheiten, die ursprünglich vorgesehen waren, sind in den wichtigsten Teilen durch den Vorschlag des neuen Rates für Rechtschreibung und nach der Entscheidung der Kultusministerkonferenz im März 2006 zurückgenommen worden. Also gilt alles, was wir einmal gelernt haben, immer noch. Die überschaubaren Fälle, in denen wir anders schreiben können als bisher, sind schnell genannt – und wie gesagt: Wir können anders schreiben, müssen es aber nicht.

Die erste Änderung betrifft das Abgrenzen von selbstständigen Sätzen, die durch und, oder, beziehungsweise, entweder – oder, nicht – noch, weder – noch verbunden sind. Musste früher an dieser Stelle das Komma zwingend gesetzt werden, so kann man es jetzt auch weglassen. Das bietet sich insbesondere dann an, wenn die Sätze kurz und übersichtlich sind. Bei längeren, verschachtelten Sätzen oder bei Sätzen, die schnell missverstanden werden können, empfiehlt es sich natürlich, die nötigen Kommas einzufügen – es sei denn, Sie beabsichtigen, Ihre Leser zu ärgern. Einige Beispiele: Das Feuer brannte endlich (,) und sie machten es sich gemütlich. Hast du ihn angerufen (,) oder wirst du es erst am Sonntag tun? Dem Täter ist die Flucht ins Ausland gelungen (,) bzw. er versteckt sich. Entweder du kommst (,) oder du schreibst einen Brief. Weder schrieb er einen Brief (,) noch kam er selbst. In den nächsten drei Sätzen sollten Sie das Komma jedoch unbedingt setzen, um Missverständnissen vorzubeugen: Ich fotografierte den Berg (,) und meine Frau lag in der Sonne. Er traf sich mit meiner Schwester (,) und deren Freundin war auch mitgekommen. Wir warten auf euch (,) oder die Kinder gehen schon voraus.

Die zweite Liberalisierung betrifft die sogenannten formelhaften, also nicht vollständigen Nebensätze. Diese wurden bisher je nach Stellung im Satz mit einem oder zwei Kommas abgetrennt – auch hier haben Sie in Zukunft größere Entscheidungsfreiheit: Wie bereits gesagt (,) verhält sich die Sache anders. Ich komme (,) wenn nötig (,) bei dir noch vorbei. Ansonsten bleibt alles beim Alten. Ob Nebensätze, Einschübe oder erweiterte Infinitive mit zu: bitte immer mit Komma!

Sabine Hilliger

Auflösung Teil 22 (die erste Variante entspricht den Richtlinien der deutschen Nachrichtenagenturen): Wir haben schon so oft gemütlich zusammengesessen. Es kann auch irgendwer einfach so vorbeikommen, sodass/so dass am Ende alle da sind, die dazu gehören wollen. Wie kann mir gut zumute sein, wenn ich so viel zu tun habe. Um den Berg hinunterzukommen, müsst ihr ein Stück rückwärtsfahren. Mit dem Betrieb ist es rapide abwärtsgegangen. Ihr solltet schnell heimkommen, bevor der Regen überhandnimmt. Soviel er weiß, hat sie diesmal nicht so viel eingekauft. Wie kann ich zufrieden sein, wenn immer alles schiefgeht. Weißt du, wann du heute Abend zurück bist? Du könntest ebenso mich zur sogenannten/so genannten Farewell-Party mitnehmen.

http://www.kn-online.de/artikel/2246338

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Sigmar Salzburg
30.10.2007 18.00
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Noch zu KN v. 30.10.2007

„Herz zerreißend“: Frau Dr. Hilligers Schilderung der Nöte verbiesterter so-Schreiber, verbunden wieder mit der unverblümten Aufforderung, das Heil in neuesten Wörterbüchern zu suchen.

Nun, Frau Hilliger wird den reforminspirierten Fehler nicht machen wie andere, z.B. die Pfarrerin Cornelia Füllkrug-Weitzel bei der Eröffnung der 14. Aktion „Hoffnung für Osteuropa“ am 25. Februar 2007: Maria war drei, als sie auf der Straße aufgelesen wurde, wo sie Herz zerreißend bettelte.

Und auch in den KN wirkt die Reformfußangel weiter:

„Minna von Barnhelm“ in Hamburg: Das Blut verschmierte Paar wird in Hochzeitskleider gesteckt und auf der hintersten Bühne zwangsverheiratet.

Ansonsten:

Becks traumhaftes Wahlergebnis von 95,5 auf dem Parteitag hat die Frage nach der Kanzlerkandidatur fürs Erste beantwortet ….
Fürs Erste Fernsehprogramm?

Zwei Jahre Dauerwahlkampf? – Der Ton wird rauer

Dazu könnte passen:
Wortkünstler Friedhelm Kändler brillierte in der Molfseer Räucherkate
Wie lange können wir den Sätzen folgen, wenn immer mehr Buchstaben aus dem Alphabet eliminiert werden?


usw. usw.

Aber ich will mich kurz fassen: Der Fortsetzungroman „Eine Reise ans Meer“ von Benno Hurt erschien heute überraschend in traditioneller Rechtschreibung:

Freßwelle, Eßgewohnheiten, daß, erfaßt, schoß, Gehaltsvorschuß,
auch mit normwidrigen Topf-Parties.
Allerdings besteht man auf Neutrennungen: abschre-ckend, Vo-rauszahlungen.

Wie es am Samstag aussah, kann ich nicht sagen, da mir die Ausgabe noch nicht geschenkt wurde. Man kann nur spekulieren: Betriebsunfall oder Sabotage; ein Versuchsballon, ob Proteste des Autors oder Verlages erfolgen …

Ein ähnlicher Fall trat schon im Frühjahr in der 4. Fortsetzung des sonst unreformierten Romans „Friesenblut“ von Olaf Schmidt auf.

Sonst finden wir wieder das allgemeine ss-Elend, z.B in der Fundgrube:
Essservice v. Wedgewood .
Daneben aber auch ein renitentes „muß

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Sigmar Salzburg

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Sigmar Salzburg
30.10.2007 15.26
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KN/Hilliger v. 30.10.07

Kleine Wörter haben es in sich

Teil 22 – Heute: Klein, aber oje – von Partikeln und anderen Kleinigkeiten (2)

Können Sie denn inzwischen erklären, warum man getrennt schreiben getrennt schreiben muss, zusammenschreiben dagegen zusammenschreibt? Im ersten Fall haben wir es mit zwei Verben, genauer gesagt mit einem Partizip und einem Infinitiv zu tun. Und zwei Verben (auch deren Partizipien), die aufeinandertreffen, haben wir gelernt, schreibt man normalerweise getrennt. Es sei denn, der zweite Teil heißt bleiben oder lassen und es liegt eine übertragene Bedeutung vor – dann kann man auch zusammenschreiben.

Bei dem Wort zusammenschreiben sieht das Ganze ein wenig anders aus. Der erste Bestandteil ist weder Verb noch Substantiv noch Adjektiv, sondern eine so genannte Verbpartikel. Das Wörtchen zusammen ähnelt einem Adverb, es kann in bestimmten Fällen sogar als selbstständiges Adverb vorkommen. Hier aber handelt es sich eindeutig um eine Verbpartikel, wie die Einschubprobe beweist. Wir haben das Wort zusammengeschrieben (Ausgangssatz). Zusammen haben wir das Wort geschrieben (=gemeinsam). Wir haben zusammen das Wort geschrieben (=gemeinsam). Will man ausdrücken, dass das Wort ohne eine Lücke geschrieben wird, kann man zwischen beide Teile der Zusammensetzung nichts einschieben. Es funktioniert nur folgende Umstellvariante: Zusammengeschrieben haben wir das Wort. Also tun wir es auch.

Mit der Eselsbrücke aus dem ersten Satz haben Sie bei Bedarf gleich eine Hilfe parat, wenn es um bestimmte Probleme bei der Getrennt- und Zusammenschreibung geht. Generell merken können Sie sich auch, dass Wortgruppen mit dem Verb sein immer getrennt geschrieben werden müssen – egal, wie lang oder kurz das Wort davor ist: an sein, auf sein, aus sein, außer Stande/außerstande sein, beisammen sein, da sein, drauf sein, her sein, hin sein, hinterher sein, hinüber sein, im Stande/imstande sein, inne sein, los sein, pleite sein, um sein, vonnöten sein, vorbei sein, zurück sein, zusammen sein. Es spielt, wie sehen, hier also keine Rolle, ob es sich um eine Verbpartikel handelt oder nicht. Das gilt aber so konsequent wirklich nur für dieses kleine Wörtchen sein.

Nachdem wir uns nun in aller Genauigkeit den Umgang mit zusammengesetzten Verben angeschaut haben, soll es noch ein paar Hinweise auf die Schreibung von einzelnen Wörtern geben. Selbstbewusst (!) kann sich das Wort selbst in Zukunft immer mit etwas Abstand neben das dazugehörige Verb oder Partizip stellen: selbst ernannt, selbst gemacht, selbst gekocht, selbst geregelt. Selbstredend (!) aber nur, wenn es sich um eine persönlich geleistete Sache handelt. Selbstentzündliche Stoffe (von selbst entzündlich) oder selbstklebende Folie (von selbst klebend) bleiben wie bisher selbstverständlich (!) in der Zusammenschreibung bestehen.

Die kleinen Wörter haben es in sich. Ob reformiert oder nicht, sie bereiten dem Schreibenden immer wieder Schwierigkeiten. So gesehen ist an einem So nicht so viel dran, sooft Sie es aber verwenden, so oft werden Sie an es denken. Oder nehmen wir irgendein anderes Wort – irgendetwas, das Ihnen einfällt, irgend so ein Irgendwie, das hat irgend so etwas… Haben Sie's bemerkt? Es ist wieder das kleine so, das das Schreiben manchmal so schwer macht, so dass so mancher gleich die Lust verlieren mag.

Mit ein paar Übungssätzen können Sie überprüfen, ob Sie das Wichtigste rund um die kleinen Wörter behalten haben. Entscheiden Sie sich für die richtige oder für eine der richtigen Schreibungen – und scheuen Sie sich nicht, ein (möglichst aktuelles!) Wörterbuch zu Rate zu ziehen:
Wir haben schon so/oft gemütlich zusammen/gesessen. Es kann auch irgend/wer einfach/so vorbei/kommen, so/dass am Ende alle da/sind, die dazu/gehören wollen. Wie kann mir gut zumute/sein, wenn ich so/viel zu tun habe. Um den Berg hinunter/zu/kommen, müsst ihr ein Stück rückwärts/fahren. Mit dem Betrieb ist es rapide abwärts/gegangen. Ihr solltet schnell heim/kommen, bevor der Regen überhand/nimmt. So/viel er weiß, hat sie dies/mal nicht so/viel eingekauft. Wie kann ich zufrieden/sein, wenn immer alles schief/geht. Weißt du, wann du heute Abend zurück/bist? Du könntest eben/so mich zur so/genannten Farewell-Party mit/nehmen.


Sabine Hilliger

[Im Originaldruck sind die Abstände in „selbst ernannt“, „selbst gekocht“ ... riesig, weil die eingeengte Spalte an dieser Stelle nur ein einziges gespaltenes Wort zuläßt. Es wirkt grotesk.]

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Sigmar Salzburg
30.10.2007 11.19
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Noch Anmerkungen zu KN v. 29.10.07

In derselben KN-Ausgabe, in der die „ämsige“ Frau Hilliger die nach 10 Jahren wiederhergestellte und wieder allein richtige traditionelle Schreibung „seligsprechen“ vorführt, »hat die katholische Kirche gestern 498 „Märtyrer“ der „religiösen Verfolgung“ während des spanischen Bürgerkriegs selig gesprochen… afp«.
Daß man selig mit Dahingeschiedenen sprechen kann, ist sonst nur aus spiritistischen Sitzungen bekannt.

Dieselbe Erdsiek-Rave, die diesen Schwachsinn acht Jahre lang in Schülerhirne hat hämmern lassen, rechnet es sich sicher als Verdienst an, diesen wieder abgemildert zu haben. Unter normalen demokratischen Verhältnissen hätte die Opposition schon längst ihren Rücktritt gefordert.

Aber man steckt ja unter einer Decke – genau wie Franz Müntefering, der die „Rechtschreibreform“ nach einer Volksabstimmung schon für gescheitert ansah und dann doch der antidemokratischen Volksbeglückung die Stange hielt. Wie kein anderer kann der Mann … die Basis mobilisieren. Das hat der frühere Parteichef Müntefering nicht verlernt, auch wenn er in einer Sachfrage den Kürzeren gezogen hat (aktueller Parteitag).

Nicht nur gegen bessere („hochwohlgeborene“) Rechtschreiber hat er etwas, sondern auch gegen bessere Verdiener: „ Dass einer tausend Mal so gut ist wie ein anderer, kann doch überhaupt nicht sein.“ … in der Neuschreibe von Frank Lindscheid. Hier schlägt das Verbot von „jedesmal“ durch, so daß auch das richtige „tausendmal“ gemieden wird. Jetzt bedeutet der Satz, daß einer in tausend Fällen genauso gut ist wie mancher andere – was ja nun wirklich nicht selten ist.

Auf der gleichen KN-Seite 3 kommt die eifrige „Parteilinke Andrea Nahles“ ausführlich im Interview zu Wort – die vom „SPD-Milchmädchenflügel“ *), hier mit dem Rekord von 14:2 „dass“ gegen andere neue „ss“, was die Reformbedürftigkeit ihrer Sprache erklärt.

Ein neuer Fortsetzungsroman, Benno Hurt „Eine Reise ans Meer“, hat in den KN begonnen, natürlich im Dasssystem, aber sonst durchaus nicht schulgerecht: Meide die Weide, denn sie nimmt Krankheiten auf, mahnte des öfteren meine Mutter. Oder ebenfalls verbotene Schreibung: … und schaufelte soviel Eis er nur konnte in sich hinein[!]. Etliche unnötige Trennschreibungen.

Die reformierten Groteskschreibungen tauchen in den KN immer wieder unerwartet auf:
Blutiges Grusel-Outfit löste Polizeieinsatz aus …Besonders Besorgnis erregend für die Beobachter waren die vermeintlichen Verletzungen des Mannes. … Die … Beamten hatten zunächst Mühe, den unverletzen, aber arg betrunkenen Mann wach zu kriegen.

Die Beamten waren eben noch nicht wach genug. „Besorgniserregend“ ist aber in derselben KN-Ausgabe nicht unbekannt. Das Know-how hat sich aber noch nicht allgemein durchgesetzt, denn es wird „Know How“ geschrieben, also auch nicht „reformiert“ als „Knowhow“ – im Gegensatz zum lächerlichen „Newage“ noch nicht in der Reformschrottpresse gelandet, obwohl man „whow“ lesen möchte.

Die Rücknahme einiger hypertropher Großschreibungen verführt Ängstliche zur Übertreibung, z.B. Susanne Güsten: Zu recht verweist Ankara darauf, dass …

Sonst aber finden wir die übliche Reformgroßschreierei:
Als Erste stolpert Frau Leander auf die sparsam mit Couch und Stühl möblierte Bühne …

Nur hier hilft sie bei der grammatischen Entflechtung:

Doch wer eine durchgehend hitzige Ska-Rock-Party erwartet hatte, wurde in der Halle400 möglicherweise enttäuscht, die Übrigen Ohrenzeugen eines stilistischen Richtungswechsels.

Nicht fehlen darf der„raue Charme“ der Kulturbanauserie.

Da ist die Brainfuckers Fun Foundation gerade richtig.
Auf ihrer Homepage melden sie: Ey ihr Fotzen, das war Limbo!!!!

(Limbus = Vorhölle, Limbo = westindischer Tanz)

Die „edle Frau Musica“, deren „Eigenlob“ einst Adorno bespöttelte, hat im mitteleuropäischen Kulturkreis kaum noch Ansehen – ein rechter bzw. linker Nährboden für abgestandene Kulturrevolutionen aller Art und ihre schreibreformerischen Restbestände.

*) http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=69

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Sigmar Salzburg

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Sigmar Salzburg
30.10.2007 08.40
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Die Hilligersche Heimsuchung ... zum 21.

Kieler Nachrichten v. 29.10.07

Die lange Liste der Verbpartikel

Teil 21 – Heute: Klein, aber oje – von Partikeln und anderen Kleinigkeiten (1)

Das nächste Kapitel der Getrennt- und Zusammenschreibung handelt von Verben, die sich mit mehr oder weniger schwer definierbaren Wörtern verknüpfen. Der Rat für Rechtschreibung bezeichnet sie als Verbpartikeln. Dazu zählt er Wörter, die genauso aussehen wie Präpositionen oder Adverbien, immer aber mit einem Verb zusammen auftauchen. Das ist aus sprachwissenschaftlicher Sicht wohl streitbar, aber versuchen wir, über diese Definition dem Problem zu Leibe zu rücken.

Im Deutschen kann man viele Verben stark in ihrer Bedeutung variieren, wenn man sie mit einem Wort verknüpft, das wie eine Präposition aussieht: angehen, abgehen, aufgehen, hingehen, vorgehen, rangehen, übergehen, zugehen usw. Die Liste der den Präpositionen gleichenden Verbpartikeln ist sehr lang. Sie werden immer mit dem folgenden Verb zusammengeschrieben – natürlich nur, wenn sie auch direkt nebeneinanderstehen: an-, ab-, auf-, aus-, bei-, durch-, ein-, entgegen-, entlang-, gegen-, gegenüber-, hinter-, in-, mit-, nach-, über-, um-, unter-, vor-, wider-, zu-, zuwider-, zwischen-. Diese Liste ist zwar nicht vollständig, zeigt aber doch viele der gebräuchlichsten präpositionsähnlichen Verbpartikeln auf.

Daneben gibt es dann die Verbpartikeln, die den Adverbien gleichen. Diese von den „echten“ Adverbien zu unterscheiden, die nicht mit dem folgenden Verb zusammengeschrieben werden, ist schon etwas schwieriger. Ein wenig hilft uns hier die Aussprache weiter. Bei den „echten“ Adverbien liegt die Betonung sowohl auf dem Adverb als auch auf dem nachfolgenden Verb. Ein Beispiel mag das verdeutlichen: Wir haben uns mit diesem Problem genau auseinandergesetzt. Die beiden Tratschtanten hat der Lehrer auseinander gesetzt. Im ersten Beispiel liegt der Akzent nur auf dem Wort auseinander, während im zweiten Beispiel auch das Verb setzen mit betont ist. Manchmal ist der erste Teil auch gar nicht betont. Oft lässt sich das „echte“ Adverb auch durch andere, synonyme Wörter ersetzen (im Lehrer-Beispiel durch „separat“ oder „getrennt“). Zu den Verbpartikeln, die den Adverbien ähneln, gehören u. a. folgende: abwärts-, auseinander-, beisammen-, davon-, davor-, dazu-, dazwischen-, empor-, fort-, her-, heraus-, herbei-, herein-, hin-, hinaus-, hindurch-, hinein-, hintenüber-, hinterher-, hinüber-, nebenher-, nieder-, rückwärts-, umher-, voran-, voraus-, vorbei-, vorher-, vorweg-, weg-, weiter-, wieder-, zurück-, zusammen-, zuvor-. Sie werden mit dem Verb zusammengeschrieben, so lange diese Wörter keine selbstständigen Adverbien sind. Falls die Betonungsprobe einmal nicht weiterhilft, empfiehlt sich eine Umstellprobe. Stellen Sie sich einen Satz wie diesen vor: Sie wollte nicht immer dabei/sitzen. Wenn zwischen den ersten Teil und das zugehörige Verb weitere Satzglieder treten können, spricht das für eine Getrenntschreibung. Dabei wollte sie nicht immer sitzen oder sie wollte dabei nicht immer sitzen (sondern auch ab und zu mal stehen). In einer anderen Satzbedeutung kann man dagegen diese beiden Bestandteile nicht trennen: Dabeisitzen wollte sie nicht immer oder sie wollte nicht immer nur dabeisitzen (sondern auch einmal etwas sagen).

Eine weitere Gruppe von häufig mit Verben zusammengesetzten Wörtern sind diejenigen, die praktisch nie mehr in freier Wildbahn vorkommen: abhanden-, anheim-, bevor-, dar-, einher-, entzwei-, fürlieb-, hintan-, inne-, überein-, überhand-, umhin-, vorlieb-, zurecht- und zusätzlich fehl-, feil-, heim-, irre-, kund-, preis-, wahr-, weis-, wett-. Es soll ja Leute geben, denen das Auswendiglernen solcher Reihen besonders gut liegt, wenn nicht sogar Spaß macht.
Mir und wahrscheinlich auch Ihnen bleibt in vielen dieser Fälle wohl auch in Zukunft nichts anderes übrig, als öfter mal nachzuschlagen – trotz Reform der Reform. Aber bitte nur in den allerneuesten Nachschlagewerken, sonst könnte es passieren, dass Sie restlos durcheinanderkommen. Oder durcheinander kommen?
Sabine Hilliger

Auflösung Teil 20: (die erste Variante entspricht den Richtlinien der deutschen Nachrichtenagenturen): Wir müssen die Zahlen hochrechnen. Das ist mir nicht leichtgefallen. Was soll uns anderes übrigbleiben/übrig bleiben? Sie wurde seliggesprochen. Kannst du noch klar denken? Es wird schon glattgehen. Willst du ihm das übelnehmen/übel nehmen? Das sollte dir fernliegen. Sie hat den Aufsatz gut geschrieben. Der Restbetrag wird Ihnen gutgeschrieben. Sie hat wahrgesagt, dass du freigesprochen wirst.

http://www.kn-online.de/artikel/2244865

[Fettdruck hinzugefügt. Wer sich jedoch nicht zum pawlowschen Konsumenten machen lassen will, besorgt sich Theodor Ickler „Normale Deutsche Rechtschreibung“. Oder einen Duden bis zur 20. Auflage im Trödelladen. So bleibt man unabhängig von den Marotten der Kultusminister, ihrer Vordenker und Mitläufer.]

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