Stanislaw Lem, Briefe
… Man weiß nicht warum und wozu, aber vor die strahlende Zukunft hat jemand oder etwas leider die triste Gegenwart gesetzt. Und die Finanzabteilung in der Krakauer Grodska-Straße 65. An letztere schreibt Stanislaw Lem am 13. Februar 1955. Offenbar hatte man seine ordnungsgemäße Einzahlung der Hundesteuer für das Jahr 1955 dort nicht nur übersehen, sondern darüber hinaus auch noch den Gerichtsvollzieher auf ihn losgelassen.
Er erkenne darin all die klassischen Merkmale der Bürokratie wieder, wettert der Schriftsteller. Als da wären: Erteilung falscher Auskünfte (an mich im verg. Jahr durch den Beamten, der mich eine Erklärung abgeben ließ), Nichtbeachten der Quittungen durch den Gerichtsvollzieher und seine Forderung, ich habe all das selbst in Ordnung zu bringen, mit dem Ergebnis, dass ich, statt mich einer produktiven Arbeit zu widmen, gezwungen werde, Papier und Zeit für allerhand Anträge und Wege in einer so läppischen und unwichtigen Sache zu vergeuden.
Sollte er zudem auch noch im Jahre 1956 eine Aufforderung zur Zahlung der Steuer für den vor einen Jahr verendeten Hund bekommen, werde er keine Mühe scheuen, die bösartigen Beamten aufs Empfindlichste zu treffen. …
WELT.de 25.11.08
Wo sollen die Beamten getroffen werden?
Peinliche Verdinglichung durch verbindliche Großschreibung –
ein Werk unserer Kultus-Bürokraten.
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