Die Cap Arcona und der 8. Mai 1945
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Die Cap Arcona
von Thorsten Totzke
Nach dem Ende des ersten Weltkriegs mussten die deutschen Reedereien alle ihre Flotten neu aufbauen. Der Hamburg-Süd gelang dieser Aufbau so gut, daß bereits 1926 der Auftrag für einen Passagierschiffsneubau vergeben werden konnte. …
Der Bau des Schiffes dauerte nicht einmal ein Jahr. Schon am 2. Mai 1927 meldete Rudolf Blohm der Hamburg-Süd, daß das Schiff termingerecht fertig gestellt wird. Zwölf Tage später, am 14. Mai 1927, lief das Schiff vom Stapel …
Am 12. Oktober wurde die offizielle Vermessung des Schiffes beendet und am 18. Oktober wird der offizielle Schiffsmessbrief ausgestellt, der dem Schiff unter anderem 27.560,52 BRT bescheinigte. …
Ende Juli 1939 verließ die Cap Arcona den Hamburger Hafen für ihre 91 Rundreise. Auf der Rückfahrt, etwas mehr als einen halben Tag von Hamburg entfernt, bekommt Kommodore Niejahr per Funk eine verschlüsselte Nachricht mit dem Befehl, einen speziellen Umschlag zu öffnen. … Die Nachricht besagt, daß die Cap Arcona auf dem schnellsten Weg nach Hamburg zurückkehren muss.
Am 01. September 1939 beginnt mit dem Überfall auf Polen der Zweite Weltkrieg. ….
Am 31. Januar 1945, nur einen Tag nachdem die Wilhelm Gustloff mit Tausenden von Toten gesunken war, verließ die Cap Arcona Gotenhafen mit Ziel Lübecker Bucht. An Bord befanden sich ca. 10000 Flüchtlinge. Am 4. Februar 1945 erreicht die Cap Arcona die Lübecker Bucht und lässt die Flüchtlinge von Bord. … Danach wird die Cap Arcona in die Lübecker Bucht beordert, wo sie am 14. April 1945 vor Neustadt den Anker wirft. Am Montag, dem 23. April wird die Cap Arcona von der Kriegsmarine entlassen und dem Reichskommissar für Seeschifffahrt (ReiKoSee) unterstellt. Dieser gibt den Befehl zu Übernahme von Häftlingen aus dem Konzentrationslager Neuengamme bei Hamburg.
Erst weigert sich Kapitän Bertram, die Gefangenen auf seinem Schiff zu übernehmen und erst als ihn zwei Offiziere der SS eröffnen, daß sie den Befehl haben ihn zu erschießen, wenn er sich weiterhin weigern sollte, gibt er klein bei und lässt die Gefangenen an Bord bringen. …
Am 03. Mai, der Krieg sollte nur noch einige Tage dauern, griffen britische Bomber und Jagdflugzeuge die Cap Arcona, die in der Nähe liegende Deutschland der Hapag und den Frachter Thielbek mit Raketen an. Alle Schiffe brannten lichterloh und sanken. An Bord der Cap Arcona befanden sich ungefähr 6000 Gefangene von denen nur ca. 500 diesen Angriff überlebten. .
© 2008 Thorsten Totzke
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Anfang Februar 45 sah ich (als fast Sechsjähriger) im Morgengrauen vor dem Hafen von Neustadt die großen grauen Schiffe liegen – eine beängstigende Atmosphäre. Die Cap Arcona war wohl noch nicht darunter, obwohl sie sich in der Lübecker Bucht befand. Wir saßen im Zug auf der Flucht aus Schlesien, die in Puttgarden auf Fehmarn enden sollte. Am 8. Mai sagte meine Großmutter: „Wir haben den Krieg verloren,“ und weinte – weil sie wußte, daß sie zwar von Nazis befreit sein würde, aber auch von ihrer Heimat. Was von den letzten Schrecknissen des Krieges schon bekannt war, weiß ich nicht. Man erwartete auch jeden Augenblick den Einmarsch der Engländer.
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