Kulturschäden
Im Dortmunder Ostwall-Museum widmete sich eine Putzfrau der Installation des Künstlers Martin Kippenberger mit Übereifer. Als sie einen milchigen Kalkrand weggeschrubbt hatte, war das 800.000-Euro-Werk blitzeblank, aber für immer zerstört.
… Wenn's anfängt durch die Decke zu tropfen ist eine Installation, deren künstlerische Brillanz sich vielleicht nicht jedem Museumsbesucher sofort erschließt. Sie besteht aus einem mannshohen Turm aus Holzlatten, unter dem ein großer Gummitrog steht. Den Boden dieses Maurertrogs bedeckte eine weißlich-kalkige Schicht, die Kenner gerne Patina nennen.
Die Patina ist jetzt weggefeudelt, unwiederbringlich verschwunden, wie es aus dem Museum heißt. Aufgenommen von einem Wischmopp, ausgewrungen in ein Waschbecken, abgeflossen in die Dortmunder Kanalisation. Wahrscheinlich das teuerste Abwasser, das jemals durch den Ruhrpott floss.
Die Zerknirschung im Dortmunder Ostwall-Museum ist jetzt groß. Betroffenheit, Fassungslosigkeit, Unglaube das sind die Worte, die aus dem Museum dringen. Und es ist noch mehr: Seit die Geschichte in der Welt ist, weiß auch Direktor Wettengl, dass die Liste der tollpatschigen Museumsputzfrauen jetzt um das Beispiel seines Hauses reicher ist…
1986 wischte eine Putzfrau in der Düsseldorfer Kunstakademie die Fettecke von Joseph Beuys einfach weg. 400.000 Euro Schadensersatz soll das Land Nordrhein-Westfalen gezahlt haben.
Spiegel 3.11.2011
Wir erinnern uns auch an die durch SPD-Frauen zur Sektkühlung zweckenfremdete bepflasterte Babybadewanne. Das zugehörige Schild „In dieser Wanne wurde Joseph Beuys als Baby gebadet“ ergänzte ein Spaßvogel „… offensichtlich zu heiß!“.
Der Schaden für die deutsche Kulturwelt hält sich in Grenzen – im Vergleich zur tol[l]patschigen ss-Reform, wie sie die Politiker mit ihrem Wischmop[p]sverstand angerichtet haben.
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