Heiner Geißler
Als Mitglied der „Unwort”-Jury hat Heiner Geißler auch die Bezeichnung „Gutmensch“ kritisiert:Gutmensch greife das ethische ideal des guten Menschen auf hämische Weise auf, um Andersdenkende pauschal als naiv abzuqualifizieren. Nach verbreitetem Sprachgebrauch profiliert sich ein „Gutmensch“ als großherziger, guter Mensch vor allem auf Kosten anderer. Ein bekannter Gutmensch war Heinrich Böll, der jegliche Scheinasylanten und damals noch nicht so genannte „Einwanderer“ in das soziale Netz der Bundesrepublik willkommen heißen wollte und schließlich auch als Mitglied im Komitee „Schiff für Vietnam“ Fluchtbereiten aus dem angeblich schrecklichen kommunistischen Vietnam in die Boote helfen wollte, um sie in die Bundesrepublik zu schleusen.
Wie die anderen Unwort-Propagandisten ist auch Heiner Geißler (CDU) ein „Gutmensch“. Von ihm hörte ich erstmals das Wort „multikulturell“. Heute sind die Gutmenschen gut organisiert und lassen Unwillige nicht selten als verkappte Nazis erscheinen.
Auch die schreibreformierenden Kultusminister waren Gutmenschen oder krochen vor ihren Ideologen zu Kreuze. Heiner Geißler als „Fortschrittlicher“ ließ umgehend seine Bücher reformiert erscheinen.
Jetzt hat er sich im Tagesspiegel wieder von seiner gutmenschlichen Seite gezeigt. Die Siegessäule in Berlin nennt er „das dümmste Monument der Republik“. Vielleicht sollte er auch den Franzosen empfehlen, den weitaus aufwendigeren Arc de Triomphe abzutragen oder gar selbst den jetzt „demokratischen“ Ägyptern helfen, die Wandreliefs Ramses des III. in Medinet Habu weiter abzumeißeln, um das begonnene Werk der frühen Christen fortzusetzen.
Er kritisiert zwar zu Recht, daß inBerlin keine Straße nach dem ersten Reichsfinanzminister der Weimarer Republik, Matthias Erzberger [katholische Zentrums-Partei], benannt wird … während es ja an Kaiser-Wilhelm- und Hindenburg-Plätzen und -Straßen keinen Mangel hat. Er sucht und findet aber im linksten aller ehemals westlichen Bundesländer – wiederum gutmenschlich – die Ursache absurderweise nur rechts:Rechtskonservatives und deutschnationales Gedankengut ist offensichtlich nicht auf Glatzköpfe und NPD-Funktionäre beschränkt, sondern breitet sich ungestört auch in städtischen Ämtern und Parlamenten aus. Schließlich beanstandet Geißler den Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses – eine klammheimliche Rechtfertigung des kommunistischen Sprengmeisters Walter Ulbricht.Sie befürwortet auch die Wiedererrichtung des architektonisch mittelmäßigen Hohenzollernschlosses zu einem Kostenpunkt von einer halben Milliarde Euro, während Opernhäusern, Orchestern und Museen in der ganzen Republik, vor allem in Berlin, Geld und Stellen gestrichen werden.
tagesspiegel.de 1.2.2012 Ein Urteil über die architektonische Qualität steht Geißler nun wirklich nicht zu. Dagegen hat man von ihm – abgesehen von einer Unterschrift – nie Kritik an der anerkannt minderwertigen, überflüssigen und weitaus kostspieligeren Rechtschreibreform gehört.
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