Ab mit Schavan
(Aus einem umfangreichen Artikel von Volker Bräutigam in „Ossietzky“)
Es gilt als unfein, nachzutreten. Manchmal aber ist es ein zwingender Akt politischer Hygiene. Der Ex-Forschungsministerin Annette Schavan wurde nach ihrem unumgänglichen Rücktritt dermaßen hoher Respekt gezollt und so viel Lobhudelei aus (fast) allen politischen Lagern zuteil, daß man um Widerworte nicht herumkommt. Kanzlerin Merkels Dreistigkeit, Schavan als »die anerkannteste und profilierteste Bildungspolitikerin unseres Landes« auszugeben, treibt jedem halbwegs um Objektivität Bemühten das Wasser in die Augen…
Nach dem Blick auf die beruhigende Finanzlage der Frau noch ein zweiter, und zwar unter den Blumenteppich, den ihr die Sprecher des bürgerlichen Lagers webten. Als Ministerin hat Schavan eine bildungspolitische Pleite nach der anderen eingefahren, Stichworte: Turbo-Abitur, Ausbildungsplatzmisere, BAföG-Elend. Unvergessen auch ihr borniertes Eintreten für Studiengebühren und ihre wirtschaftsfreundliche Fürsprache für Grüne Gentechnologie. Es ging ihr eben um die generelle Unterordnung des Bildungssystems unter Unternehmerinteressen nach dem neoliberalen US-amerikanischen Vorbild. Nachzulesen ist die Strecke ihrer Minusleistungen auf Albrecht Müllers Website NachDenkSeiten.
Jens Blecker, Betreiber des Blogs Infokrieger-News.de, geht seit Monaten – und bisher vergeblich – den Gründen nach, weshalb der Kölner »FrauenMediaTurm«, eine von Alice Schwarzer initiierte und geführte Spezialbibliothek für Frauenliteratur, Steuergelder in Millionenhöhe aus Berlin bekam und wie diese Fördermittel eigentlich verwendet wurden. Blecker berichtet, er habe glaubhafte Hinweise darauf, daß Ministerin Schavan Beziehungen zu Alice Schwarzers Netzwerk unterhielt, in dem nach deren Aussage »Spitzenpolitikerinnen aller Parteien« kungelten, darunter auch Ministerinnen. …
Erschienen in Ossietzky 5/2013
Obwohl die Zeitschrift in der bewährten Rechtschreibung erscheint, fehlt hier ein Hinweis auf Schavans hühnerhaften Eifer bei der Durchsetzung der „Rechtschreibreform“ .
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