Liebe deinen „Anderen“ wie dich selbst.
Ohne Rechtschreib„reform“ hätte Gaucks Büro seine Rede wohl gar nicht verständlich aufschreiben können:
... in den 1950er Jahren war ich, wie die meisten Ostdeutschen, durch die westdeutschen Medien informiert über die Schicksale von Vertriebenen... Umso unverständlicher, warum ich, warum wir Einheimischen später so bereitwillig verdrängten, dass andere, die Vertriebenen, so unendlich mehr bezahlt hatten für den gewaltsamen, grausamen Krieg als wir. Warum wir, die wir unsere Heimat behalten hatten, aufzurechnen begannen und eigene Bombardierungen und Tote anführten, um uns gegen die Trauer der Anderen zu immunisieren. Mit politischen Thesen blockierten wir die uns mögliche Empathie.
Heute weiß ich: Wer die Gefühle des Anderen abwehrt, wehrt auch die eigenen Gefühle ab. Offenheit für das Leid des Anderen hingegen führt zu Verständnis und Nähe. Daran sollten wir auch heute denken, wenn in unserem Ort, in unserem Stadtteil oder in unserer Nachbarschaft Fremde einquartiert werden, die des Schutzes bedürfen. Verständnis für das Leid des Anderen ist eine Grundvoraussetzung mitmenschlichen Zusammenlebens.
Doch Verständnis für das Leid des Anderen hatten in Deutschland zeitweise nicht einmal die Söhne und Töchter der Geflüchteten und Vertriebenen...
Heute reagieren wir ganz anders auf den Anstieg der Flüchtlingszahlen als noch vor zwanzig Jahren. Es freut mich, wie viel Anteilnahme zahlreiche Bürger unseres Landes für Bürgerkriegsflüchtlinge und politisch Verfolgte aufbringen, wie viele Patenschaften übernehmen, Sprachkenntnisse vermitteln, Asylbewerber bei Behördengängen begleiten, ein Zimmer zur Verfügung stellen. Der Blick auf das Leiden der Anderen – er hat sich in unserem Land geschärft...
Vor 70 Jahren hat ein armes und zerstörtes Deutschland Millionen Flüchtlinge zu integrieren vermocht... Warum sollte ein wirtschaftlich erfolgreiches und politisch stabiles Deutschland nicht fähig sein, in gegenwärtigen Herausforderungen die Chancen von morgen zu erkennen?
bundespraesident.de 20.6.2015
Erfolg und Stabilität werden sich aber unter dem Zustrom so vieler Kulturfremder nicht lange halten. Ein Vergleich mit den deutschen Vertriebenen ist gänzlich unangebracht, ebenso die Freude über die künstlich geschürte Willkommenshysterie.
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