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Forum > Beispielsammlung über Sinn und Unsinn
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Sigmar Salzburg
04.05.2019 17.04
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Aus einem Interview mit Günter Kunert

Seit 40 Jahren lebt der Schriftsteller und Maler Günter Kunert nach seiner Ausreise aus der DDR im 78-Seelen-Ort Kaisborstel bei Itzehoe, abgelegen am Feldrand in der ehemaligen Schule. Seinen DDR-Roman „Die zweite Frau“ von 1976 hat der Schriftsteller, der am 6. März 90 Jahre alt [wurde], vor drei Jahren zufällig im Keller wiedergefunden. Ein Gespräch über das Leben in Ost-Berlin, die Biermann-Resolution und ein Essen mit Günter Grass...

Was hat Sie dann aufs Dorf nach Schleswig-Holstein verschlagen?

Ich wollte in den Norden, ich bin kein Bergfreund. Ein Hamburger Freund hatte ein Haus bei Itzehoe gemietet, dann haben wir die ehemalige Schule gekauft. Die Kisten kamen erst mal in den Keller, ich hab die auch gar nicht mehr angerührt.

Sie haben auch nie an den Roman gedacht?

Nein, wirklich nicht. ... Er sah furchtbar aus. Mit Maschine geschrieben und ganz viel reingekritzelt. Ich habe ihn zum Abschreiben gegeben und war neugierig, ob er was taugt. Dann habe ich drin geblättert und fand es von der Zeit nicht zernagt und vielleicht ganz interessant. Der Hanser-Verlag wollte den Roman nicht drucken. Dann habe ich ihn zu Wallstein gegeben, zwei Tage später hatte ich den Vertrag.

Haben Sie etwas geändert?

Kein einziges Wort. Auch der Titel ist geblieben.

[Aber leider nicht die Rechtschreibung. 2006 hatte er noch eine Resolution gegen die „Reform“ unterschrieben. Günter Grass hat an anderer Stelle ebenfalls unterschrieben, aber auch verfügt, daß seine Werke nie verändert werden dürfen. – Kunert hat noch andere Erinnerungen an Grass:]

Günter Grass hat sich ja gegen eine Wiedervereinigung positioniert.

Grass war im Grunde ein realitätsblinder Mann. Wir haben uns zwar öfter gegenseitig besucht, bis zum Mauerfall. Ich habe mich gefreut, er überhaupt nicht. Das war der Bruch in unserer Beziehung, von da an war ich sein Feind. Wir haben kein Wort mehr miteinander gesprochen.

Sie kannten sich ja schon seit Ostzeiten.

Es gab ja in Ostberlin einen kleinen Klub von Schriftstellern, wir lasen uns gegenseitig Manuskripte vor. Grass kam auch öfter dazu.

Wie haben Sie ihn damals erlebt?

Sehr eitel. Eine Diva ist nichts dagegen. Einmal wollte er unbedingt Kutteln kochen. Die gab’s ja gar nicht in der DDR. Aber als ich dann zum Schlachter ging, hingen da plötzlich Kutteln, das ist der Magen von Wiederkäuern. Also war man vorher bestens informiert. Die sahen ekelhaft aus, wie so ’ne poröse Haut. Meine Frau hatte vorher vorsichtshalber noch eine Gulaschsuppe gekocht. Grass kam in die Küche, sah die andere Suppe und beschwerte sich: „Dann bin ich hier ja völlig überflüssig.“ Er hat die Kutteln dann gekocht und alle mussten probieren. Die Gesichter! Dieses schuhso[h]lenartige Zeug schmeckte überhaupt nicht.

Und keiner hat sich getraut, das abzulehnen?

Natürlich nicht. Und dann kam meine Frau mit der Gulaschsuppe und die Begeisterung war groß. Nur er war den ganzen Abend gekränkt.

goettinger-tageblatt.de 5.3.2019

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Sigmar Salzburg
23.11.2018 14.02
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Richard Dawkins

Forscher aus Leidenschaft
Gedanken eines Vernunftmenschen

Ullstein Verlag Berlin, 2018, 524 S.,
ISBN 978-3-550-05026-8, 26,00 Euro

Die Orignalausgabe erschien 2017 unter dem Titel
Science in the Soul. Selected Writings of a Passionate Rationalist
Bei Penguin House, New York


Aus der Leseprobe ...

Allgemein herrscht die Vorstellung, Physiker würden sich häufiger selbst als religiös bezeichnen als Biologen. Dafür gibt es sogar statistische Belege von den Mitgliedern der Londoner Royal Society und der US-amerikanischen National Academy of Sciences. Wenn man bei solchen Elitewissenschaftlern genauer nachfragt, so stellt man fest, dass selbst die zehn Prozent, die sich zu irgendeiner Form von Religiosität bekennen, in den meisten Fällen nicht an Übernatürliches glauben: Es gibt für sie keinen Gott, keinen Schöpfer, kein Streben nach einem Jenseits...

Rezension beim hpd 22.11.2018

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Sigmar Salzburg
01.09.2018 05.30
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Thilo Sarrazin

Feindliche Übernahme
Wie der Islam den Fortschritt behindert
und die Gesellschaft bedroht

FBV, München 2018,
496 S. 24,99 €

Erwartungsgemäß wird das Buch in den einschlägigen multikultursüchtigen Medien zerrissen – zunächst wegen nichtiger sachlicher Fehler. Die sind sicher dem überhasteten Lektorat geschuldet, nötig nach der vertragswidrigen Weigerung von Bertelsmann, das Werk zu drucken und nach dem Umstieg auf den sicher weniger kompetenten FinanzBuch Verlag.

Eine Sonja Zekri von Heribert Prantls Alpen-Prawda findet Rechtschreibfehler: „djimmi“ statt „dhimmi“, die Transkription des stimmhaften arabischen Ti-Ejtsch, für „Schutzbefohlene“, eine euphemistische Übersetzung für geduldete, zwangsabgabenverpflichtete Andersgläubige.

Die islamnahe Islamwissenschaftlerin Johanna Pink ist entsetzt (zeit.de), daß in dem Buch von 113 Koransuren gesprochen wird, wo es doch 114 sind. Darüberhinaus habe Sarrazin die Vielfalt der islamischen Strömungen nicht beachtet. Den Vorwurf literaturfeindlicher Abschottung der Geschlechter will sie mit Verweis auf den (leicht pornographischen) Originaltext von „Tausendundeine Nacht“ entkräften. Das aber ist über tausend Jahre her und stammt eher aus dem persischen Raum.

Vielleicht ist es ein wirklicher Mangel, wenn Sarrazin die Qualitäten der einstigen Baukunst und Wissenschaft unter dem Islam nicht erkennt. Aber die sind lange vorbei. Nichts davon kann Deutschland noch bereichern, außer mit nachgebauten eklektischen Korankraftwerken.

Wichtig sind vor allem Sarrazins statistische Untersuchungen der Gegenwart, und da wird er kaum Fehler gemacht haben. Die Ergebnisse der unguten Massen-Ein- und Unterwanderung sind ja täglich in den europäischen Städten sichtbar. Vor allem Unterschichten haben Deutschland heimgesucht.

Den Multikulti-Apologeten stößt jedesmal Sarrazins biologistische Sichtweise übel auf, und die gilt sogleich als nazihaft. Seltsamerweise wird in den Trivialmagazinen unbefangen über Penislängen der Völker diskutiert, aber die Intelligenz ist ein Tabu. Der Marburger Psychopathologe Prof. Detlef H. Rost stellte dazu fest: „Ob es Unterschiede zwischen Ethnien gibt, ist ein weithin erforschtes Feld... Leider ist es nicht möglich, darüber vernünftig zu diskutieren.“ spiegel.de 6.5.13

Das Schlimmste aber ist: Europa hat sich mühsam vom religiösen und ideologischen Aberglauben freigekämpft. Die Gefahr ist groß, daß das alles durch eine frühmittelalterliche Großsekte mit starker Neigung zur Menschendressur wieder ausgelöscht wird. Wir Deutschen müßten eigentlich besonders hellhörig sein. Durch den ideologischen Größenwahn eines „Führers“ und natürlich die Mißgunst des ideologischen Gegners haben wir ein Viertel unseres Staatgebietes verloren. Bald könnte ein weiteres Viertel Deutschlands bevölkerungsmäßig vom Islam eingenommen sein. Der Einwurf von Sarrazins Parteifreund Buschkowsky „das glaube ich nicht“ wird mit jedem Tag widerlegt.

Ich werde das Buch nicht kaufen. Die Schilderung des Islams brauche ich nicht, und die Zukunftsvisionen Sarrazins sehe ich seit 1982 in jeder Großstadt und jeder Zusammensetzung ihrer Schulklassen bestätigt.

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Sigmar Salzburg
22.08.2018 06.10
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Stefan Schubert

Die Destabilisierung Deutschlands
• ISBN: 9783864455902
• Kopp Verlag 2018
• 336 Seiten, gebunden 22,99 €

Analyse des Skandals im Fall des islamischen Attentäters Anis Amri u.a. durch den ehemaligen Polizisten Stefan Schubert .

Das rechte Portal Pi-News schreibt dazu:

Ein breit angelegtes Kartell aus linksideologischen Buchhändlern boykottiert den Spiegel-Bestseller beim Filialverkauf, was sich direkt – wie beschrieben – auf die Ermittlung der Rangfolge der einstmals renommierten Spiegel-Bestellerliste auswirkt. ...
Die vom Marktforschungsdienstleister media control für die Ermittlung der Rangfolge der Spiegel-Bestsellerliste verantwortlichen Mitarbeiter haben den Enthüllungsbericht der PI-NEWS-LESER daraufhin leider nicht zum Anlass genommen, um sich für die Aufdeckung des Mißstandes herzlich zu bedanken...
pi-news.net 21.8.2018
Die PI-Leute sollten ruhig noch etwas mehr Mut in der Anwendung der traditionellen Rechtschreibung aufbringen.

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Sigmar Salzburg
06.07.2018 09.06
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100 Jahre Oswald Spenglers „Untergang des Abendlandes”

Einer der Herausgeber eines neuen Buches über Spengler, Max Otte, schreibt über Spenglers monumentales Werk:

Spenglers Diktion, sein Pathos und seine Bestimmtheit beeindrucken entweder, oder sie verschrecken. Gleich der erste Absatz seines Werks tönt wie ein Paukenschlag:

„In diesem Buch wird zum ersten Mal der Versuch gewagt, Geschichte vorauszubestimmen. Es handelt sich darum, das Schicksal einer Kultur, und zwar der einzigen, die heute auf diesem Planeten in Vollendung begriffen ist, der westeuropäisch-amerikanischen, in den noch nicht abgelaufenen Stadien zu verfolgen.“

Das Buch ist voll solcher Passagen, die vor Kraft und Selbstbewusstsein nur so strotzen. Es weist auf 1195 Textseiten nur wenig Längen auf und vermag über weite Strecken zu fesseln. Wer so schreibt, ist entweder ein Genie oder ein Größenwahnsinniger. Vielleicht auch beides.

Was soll man zu einem Denker sagen, der als einer der ersten den Eurozentrismus überwand und dafür plädierte, jede Kultur an ihren eigenen Maßstäben zu messen, das Ende der allgemeinen Wehrpflicht ungefähr für das Jahr 2000 voraussagte, etwa gleichzeitig die Demokratie enden und danach ein Weltimperium entstehen sah, der das „Aufkommen eines neuen Kalifats“ befürchtete, und der als erster die Umweltzerstörung als neues Grundproblem der Menschheit thematisierte? Der 1919 vorhersagte, dass im 21. Jahrhundert entweder der Finanzkapitalismus, oder aber ein autoritärer „preußischer Sozialismus“ die Welt dominieren würden, ohne Möglichkeit für einen Kompromiss oder für Mischformen, wie es zum Beispiel die „Soziale Marktwirtschaft“ wäre? Der eine „farbige Weltrevolution“ vorausahnte und eine „zweite Religiosität“ entstehen sah, welche das rationale Denken der westlichen Menschen verdrängen würde? Der 1931 die Diffusion der vormals abendländischen Technik und Wissenschaft über den ganzen Globus befürchtete?

Muss man einen solchen Denker nicht einen „Seher“ nennen?...

amazon.de 30.4.2018

Bei „Freie Welt“ wird der Band über Spengler ...

David Engels / Max Otte / Michael Thöndl (Hgg.), Der lange Schatten Oswald Spenglers. Einhundert Jahre Untergang des Abendlandes, Berlin, Manuscriptum, 2018, 176 p.
... durch die Redaktion (an) erstaunlicherweise in bewährter Rechtschreibung rezensiert. Das ist uns für das genannte Buch bisher nicht bekannt.

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Sigmar Salzburg
24.04.2018 05.14
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„Das Leben der Bienen“ (2)

Maurice Maeterlinck, belgischer Dichter und Schriftsteller des Symbolismus, Schöpfer der Dichtung „Pelleas und Melisande“, von Debussy als Oper komponiert, Literatur-Nobelpreisträger von 1911, war auch ein hingebungsvoller Bienenzüchter. 1901 erschien sein Werk „Das Leben der Bienen“, das heute noch von Imkern und Wissenschaftlern (Lars Chittka) bewundert wird. Nur die späteren Erkenntnisse Karl von Frischs fehlen noch.

Ich habe mir jetzt ein Exemplar von 1906 besorgt – ein poetisch-philosophischer und zugleich wissenschaftlicher Text, ca. 250 Seiten in Antiqua. Die Rechtschreibung ist eine Überraschung: Übersetzer (F. von Oppeln-Bronikowski) und Verlag (Diederich) verwenden noch die ß-losen, dudenfreien Schreibweisen vor 1900, wie sie neben dem ſs-Gebrauch für Antiqua seit etwa 1800 häufiger wurden. Jedoch treten die häßlichen Dreifach-s (sss) nicht auf: „Haselnussträucher“, „Masstab“, „Schlusstein“, „Grosstadt“. Störend ist mitunter, wie in der heutigen „Reform-“ und Schweizer Orthographie, die mangelnde Markierung des Schlusses innerhalb eines zusammengesetzten Wortes: „Fussenden“ (und bei uns seit 1996: „Schlosserhaltung“).

Ungewohnt, aber nicht störend ist das alte „th“: „er thut“, „Thätigkeit“, „Thorwache“, „Blüthen“.

Die erst seit der Rechtschreib„reform“ von 1996 erpreßte sprachverbrecherische Verstümmelung des „Rauhen“ gibt es selbstverständlich nicht: „an der rauhen Oberfläche“ (S.138), „nordwärts wird das Klima zu rauh“ (S. 189).

Auch die klippschulhafte Großschreibung der 96er „Reform“ findet man nicht: „er war der erste“, „nichts ähnliches“, „zu eigen machen“, „im allgemeinen“ (S. 48), „zu gunsten“, „von neuem“, „Im übrigen ist sie von Kopf zu Füssen voll entwickelt“ (S. 134), „vor kurzem“ (S. 245), „Er macht reich arm und arm reich“ (S. 12). Wie man das heute wohl schreiben soll?

Allerdings wird von einer Betonungsgroßschreibung mitunter Gebrauch gemacht: „Blicke des Anderen“ (S.10), „wie Viele es gethan haben“ (S. 94), „fast Alles, was besteht“ (S. 102). Bei der „recht“-Schreibung besteht eine gewisse Unsicherheit – wie heute wieder: „Und wer hat recht“, „das Leben ... gibt ihr jederzeit Recht.“ (beide S. 159).

Die dumme neue Getrenntschreibung häufiger Wortbildungen findet man nicht, obwohl sonst damit freier umgegangen wird: „ebensoviel“, „ebensowenig“, „jedesmal“, „soviel“. Die (inzwischen schon abgebremste) neue Radikaltrennung ist den Sprachästheten fremd: „segenspendende Stunden“, „honigspendende“ oder „honigtragende Pflanzen“ (100/101), „fleischfressende Pflanzen“.

In der Umlautschreibung weiß man noch, daß „überschwenglich“ (S. 122) mit „schwenken“ und „schwingen“ zu tun hat. Bei „Geberde“ ist das „ä“ auch noch nicht angekommen. Dagegen erscheint „mit Hülfe“ heute atavistisch.

Die fast einzige sinnvolle Neuerung unserer heutigen „Reform“ findet sich auch damals schon: „in Bezug auf den Intellekt“ (S. 253)


PS 4.5.: Meine Tochter per Postkarte: „... lieben Dank für das wundervolle Buch... So ist es also, wenn ein Dichter ein wissenschafliches Werk schreibt... Laß es Dir gutgehen! ...

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Sigmar Salzburg
22.04.2018 11.34
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Monika Maron

Munin oder Chaos im Kopf
Roman

S. Fischer
EUR 16,99

Schade, daß sich Frau Maron von einer bekennenden Gegnerin der Rechtschreibreform zur Fatalistin wandelte, sicher auch unter dem wirtschaftlichen Druck des Verlages, obwohl andere besser standgehalten haben.

Eine Rezension gibt es von Thorsten Hinz in der „Jungen Freiheit“. Vorsicht, die Zitate sind, wie dort üblich, auf traditionelle ß umgestellt!

Leben in der Vorkriegszeit

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Sigmar Salzburg
17.04.2018 20.23
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Maurice Maeterlinck „Das Leben der Bienen“

Für meine zweite, oder je nach Zählung, dritte Tochter, eine begeisterte Bienenfreundin, suchte ich das Buch und fand, daß es wieder vom Unionsverlag angeboten wird:

Maurice Maeterlinck, zu seinen Lebzeiten gefeierter Nobelpreisträger für Literatur, hat selbst Bienen gezüchtet und erforscht. Sein erstmals 1901 erschienenes Buch Das Leben der Bienen fand in zahlreichen Sprachen weiteste Verbreitung und gilt unter Fachleuten und Imkern bis heute als gültige Darstellung. Sachlich und präzis, aber mit berückender Sprachkraft schildert er die faszinierenden, rätselhaften Ereignisse im Bienenstock. In Maeterlinck verbindet sich der Naturforscher mit dem Denker und Dichter, der den Wundern der Natur nachspürt und das Staunen nicht verlernt hat.
Ich hatte das Buch noch als schöne Jugendstil-Ausgabe in Fraktur in Erinnerung. Jetzt mußte ich zu meinem Entsetzen feststellen, daß der ins Deutsche übersetzte Text für die Neuausgabe in die häßliche Reformschreibung der nichtnutzigen Kultusminister konvertiert wurde. Ich werde mich also in den Antiquariaten umsehen. Es muß ja nicht gleich eine Erstausgabe für 144 Euro sein.

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Sigmar Salzburg
22.01.2018 19.59
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Fach-Frage

Im 2006 von der KMK genehmigten Wörterverzeichnis steht:

Achtfach § 36( 1.2) , 8fach § 41E , 8-fach § 40(3); das Achtfache, das 8fache, das 8-Fache, um das Achtfache [größer] § 57(1)

http://www.rechtschreibrat.com/DOX/rfdr_Woerterverzeichnis_2006.pdf

Gleiche Logik wie „Jährige“.

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Detlef Lindenthal
22.01.2018 19.33
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Re: „Einfach Einstein!“

Zitat:
... gibt es „Kollisionen Schwarzer Löcher mit Massen zwischen dem 5-Fachen und 40-Fachen der Sonne.“

Bis und ab 1996 war 5-Faches „falsch“, nur 5-mal und 5-jährig, aber 5faches „galt“ als „richtig“.
Duden.de verzeichnet jetzt: „Schreibung mit Ziffer: 3-Faches, 3faches.“
Weiß jemand, seit wann die Kultusminister usw. 3-Faches zugelassen haben?
Oder macht der Duden mal wieder einen seiner jugendgefährdenden Alleingänge?
Bemerkenswert ist, daß Duden.de jetzt 3faches in gleicher Weise verzeichnet, wie es vor 1996 3mal, 3jährig, die 3jährige hieß.
__________________
Detlef Lindenthal

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Sigmar Salzburg
21.01.2018 18.49
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„Einfach Einstein!“

Rüdiger Vaas hat im Kosmos Verlag ein populärwissenschliches Büchlein herausgebracht und bewirbt es unter „wissenschaft.de“ und „hpd.de“, bei letzterem mit Betonung auf Einsteins Religionsferne.


Einstein – Sprachkünstler und Gedankenschmied

Albert Einstein hat unser Weltbild revolutioniert wie kein anderer. Ohne seine Forschungen gäbe es weder Relativitätstheorie, Quantenphysik noch Kosmologie. Diese äußerst schwierigen Themen hat Rüdiger Vaas, Redakteur für Astronomie und Physik bei bild der wissenschaft, nun verständlich gemacht – getreu Einsteins Motto, die Dinge so einfach wie möglich zu erklären, aber nicht einfacher. ...

Rüdiger Vaas,
Einfach Einstein! Geniale Gedanken schwerelos verständlich,
Kosmos, Stuttgart 2018, € 14,99
Das Büchlein ist in der heutzutage wohl unvermeidlichen „erleichterten“ Rechtschreibung der Kultusminister gehalten. Dickes Papier und beigegebene comicartige Zeichnungen (Gunther Schulz) passen es dem vermuteten Leserkreis an.

Sachlich ist es sicherlich fehlerfrei. Philosophisch muß man allerdings der Behauptung widersprechen, Einstein habe das „Ende des Äthers“ herbeigeführt, der im 19. Jahrhundert die Lichtausbreitung erklären sollte. Der damalige Fehler war, die Materie nicht mit einzubeziehen. Inzwischen ist er längst unter anderem Namen wieder Bestandteil der Physik, als „Raum“, „Quantenfeld“ oder ähnliches, ohne daß man den Grund seiner Eigenschaften wüßte.

Dank der Reformschreibung droht dem spätabendlichen Leser eine Nacht der langen „Messer“gebnisse. Die Allgemeine Relativitätstheorie wird aber nie reformgemäß kleingeschrieben. Allerdings gibt es „Kollisionen Schwarzer Löcher mit Massen zwischen dem 5-Fachen und 40-Fachen der Sonne.“ Diese „Fach“-Sprache geht aber auf unsere fachfremden Kultusminister zurück, ebenso die häßlichen „Schlusssteine“ in der eigentlich ausnehmend schönen Theorie.

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Sigmar Salzburg
06.07.2017 05.45
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Carlo Rovelli

DIE WIRKLICHKEIT, DIE NICHT SO IST,
WIE SIE SCHEINT

Eine Reise in die Welt der Quantengravitation
Rowohlt, Berlin 2016
aus dem Italienischen von Enrico Heinemann
320 S., € 22,95, ISBN 978–3–498–05806–7

„Wissenschaft.de“ rezensiert:

Quantenphysik für jeden
Was ist es, das die Welt im Innersten zusammenhält? Wer sich dieser Frage in einem populärwissenschaftlichen Buch annimmt, muss ein Esoteriker sein, ein eingebildeter Schwätzer – oder jemand mit großem Wissen. Keine Frage: Der italienische Physiker Carlo Rovelli gehört zur letzten Kategorie. Der Professor von der Universität Marseille gibt dem Leser einen großartigen Überblick über den aktuellen Stand der Physik zur größten Frage überhaupt.
Dabei gelingt es Rovelli grandios, was in Zeiten von Schlagzeilen über Gravitationswellen und Higgs-Teilchen kaum jemand fertig_bringt: Er vermittelt klar die Zusammenhänge von Relativitätstheorie und Quantenphysik ...
Die italienische Originalausgabe des Buchs erschien zwar schon 2014, doch Rovelli hat in der deutschen Übersetzung die aktuellen Ergebnisse ergänzt. Brisanter und spannender kann theoretische Physik nicht sein.
wissenschaft.de 26.7.2017
Ich brauche Amazon nicht. Am Montag bestellt bei der Buchhandlung, am Dienstag erhalten und bis Mittwoch durchgelesen: Es wurde eine Nacht der langen „Messer“gebnisse (S.236) mit vielen „als Erste“ (z.B. S. 105) Beteiligten – wegen des von den 64 volli-diotischen Länderpolitikern erpreßten Dass-Deutschs. Das war allerdings nur einmal falsch: „Der Legende nach liess Platon ...“ (S.52). Erfreulich: Keine neuen „fantastischen“ „so genannten“ (S.252) „Zeit lang“ (S.153), aber doch etliche Eisenbergsche Zusammenbasteleien: „wiederauftauchten“ (S.48), „richtiglagen“ (S.78, 241), „umeinanderkreisen“ (S.244). Die eher literarischen Augstschen Albernheiten kommen in diesem wissenschaftlichen Text nicht vor.

Zum Inhalt: Rovelli schildert die Fortschritte in den physikalischen Einsichten seit Demokrit – mit ausdrücklicher Ausnahme der bekannten tausend Jahre religiösen Wahns, der sich im zwanzigsten Jahrhundert als Weltverbesserungswahn wiederholte. Der mir erst jetzt aufgefallene Matwei Bronstein, der Rovellis heutiges Arbeitsgebiet als erster in Angriff nahm, überlebte Stalins Terror nicht (S. 171):
Matwei wird, ein Jahr nachdem er als Erster erkannt hat, dass sich unsere Vorstellungen von Zeit und Raum ändern müssen, von Stalins Polizei NKWD verhaftet und zum Tode verurteilt. Seine Exekution findet noch am Tage seines Prozesses statt, dem 18. Februar 1938. Er ist einunddreißig Jahre alt.
Rovelli beschreibt ausführlich, wie weit die intuitiven Spekulationen der alten Griechen in die richtige Richtung wiesen. Die vielschichtige Zeit in Einsteins Relativitätstheorie hätte ich allerdings anschaulicher dargestellt. Die zweite Hälfte seines Buches widmet Rovelli seinem Hauptarbeitsgebiet, der Zusammenführung von Relativitäts- und Quantentheorie. Dabei räumt er der konkurrierenden Stringtheorie, in die manche Physiker seit fünfzig Jahren wie in einen goldenen Topf gucken, nicht allzuviele Chancen ein.

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Sigmar Salzburg
20.03.2017 04.07
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Das Deutsche Grundgesetz: Kämpfe um die Menschenwürde

Siegfried R. Krebs rezensiert bei Freigeist Weimar ausführlich das Buch von Manfred Baldus „Kämpfe um die Menschenwürde“. Da dieser Begriff unvermeidlich auch bei der Diskussion der gewalttätigen Eingriffe des Staates in die Kultur auftaucht, sei ausdrücklich darauf und auf diese Rezension verwiesen:

WEIMAR. (fgw) „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ So steht es geschrieben in Artikel 1 (1) des deutschen Grundgesetzes. Und auf diesen Satz berufen sich seither Juristen, Philosophen, Theologen, Publizisten und Politiker, aber auch „einfache Bürger“, wenn es um ihre jeweiligen Interessen geht.

Doch niemand vermag genau zu sagen, was unter dem Begriff „Menschenwürde“ konkret zu verstehen ist. Der Rheinland-Pfälzer Manfred Baldus, Professor für Öffentliches Recht und Neuere Rechtsgeschichte an der Universität Erfurt (und für die SPD Richter am Thüringer Verfassungsgericht), versucht in einem informativen und lesenswerten Streifzug durch die jüngere (bundes-)deutsche Rechts- und Ideengeschichte zu erklären, wie dieses Postulat seinerzeit ins Grundgesetz gekommen ist und wie dies begründet wurde. Baldus verschweigt dabei keinesfalls, daß und wie seit den 1950er Jahren mit den christlichen Dominanzgewinnen in der westdeutschen Gesellschaft vehement versucht wird, die Menschenwürde christlich-religiös zu vereinnahmen. [...]

Würdenorm als Norm aller Normen?

Aber bereits im 1. Kapitel „Verstörende Lage“ beschreibt Baldus das Dilemma: „Die Würdeform als Norm aller Normen – auf dieses strahlende Bild fallen aber noch weitere Schatten. Die Problematik der Blüte um Blüte treibenden Deutungsvielfalt und die Ratlosigkeit angesichts einer Fülle von Interpretationsmethoden, die zu gänzlich voneinander wegstrebenden Gehalten der Norm führen, haben sich inzwischen noch weiter verschärft. (...) Nein, inzwischen formulieren sie [die Theologen; SRK] ebenfalls diverseste Thesen zur Norm von der Menschenwürde – und dies nicht ohne Selbstbewußtsein, sei doch 'die Menschenwürde als solche' gar kein 'juristischer Begriff'.“ (S. 13) – Womit die Theologen nicht mal Unrecht haben. [...]

Siegfried R. Krebs

Manfred Baldus: Kämpfe um die Menschenwürde – Die Debatten seit 1949. 452 S. brosch. suhrkamp taschenbuch wissenschaft 2199. Suhrkamp-Verlag. Berlin 2016. 20,00 Euro. ISBN 978-3-518-29799-5

freigeist-weimar.de 15.3.2017
Leider ist das Buch, wie ein Blick in die Leseprobe zeigt, anders als die Rezension nach der Zitiergewohnheit von SRK hoffen läßt, in „reformierter“ Rechtschreibung erschienen.

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Sigmar Salzburg
25.01.2017 17.35
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Honecker-Biographie

„Für Erich war wichtig, ein Dach überm Kopf zu haben, genug zu essen, warme Kleidung, genug Geld für eine Eintrittskarte fürs Kino am Wochenende und ein Kondom.“ Gerade Letzteres mitzudenken war für diese Generation nicht selbstverständlich, stellten sie doch die „Sache“, für die sie stritten, sehr häufig über das schnöde Sexuelle.
hpd.de 25.1.2017

Aus der hpd-Besprechung der Biographie:

Martin Sabrow:
Erich Honecker. Das Leben davor. 1912-1945.

München: C. H. Beck Verlag 2016

Die Zitate der Biographie sind in bewährter Orthographie wiedergegeben, der Zwischentext in der traditionsfeindlichen Reformschreibung. Auf diese Weise erscheinen selbst 25 Jahre zurückliegende Ereignisse wie aus einer anderen Welt. Schande über die Kultusminister von 1996:

Stalin blieb bis zum Ende Honeckers prägendste politische Bezugsfigur, auf die er noch zurückkam, als er im Sommer 1992 sogar dem Gefängnisarzt, der ihn von Amts wegen auf seine Haftfähigkeit hin zu untersuchen hatte, nicht vorenthalten mochte, dass er 1931 in Moskau nur vier Meter hinter dem sowjetischen Diktator gesessen habe und besonders dadurch beeindruckt war, «daß Stalin frei gesprochen hätte».
ChBeck.de S.76

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Sigmar Salzburg
04.11.2016 07.46
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Daniel Scholten

Denksport Deutsch
dtv premium
336 Seiten 17,90 Euro
September 2016

Leseprobe:
Vielleicht steht Ihnen auch der Sinn nach gutem und schönem Deutsch. Dafür gibt es Ratgeber. Sie führen vor, wie verlottert das Deutsche ist, und geben Tipps, wie man dagegen anredet. Zum Beispiel mit Genitiven und anderen Stilweisheiten, die darauf abzielen, wie Thomas Mann zu klingen. Gutes Deutsch klingt aber gar nicht nach Thomas Mann. Es lässt sich nicht nachbauen...
Er erwartet, Germania werde seufzen und dann mit rauer Stimme auf ihr enormes Alter verweisen, das man bei ihrem jugendlichen Aussehen leicht verkenne...
http://www.belleslettres.eu/denksport-deutsch/leseprobe.html

Seit 2010 veröffentlicht der Deutsch-Isländer Scholten Video-Beiträge auf Belles Lettres, wo er die traditionelle Rechtschreibung eindeutig bevorzugt. Bei dtv konnte oder wollte er sich wohl nicht durchsetzen – nicht einmal beim „Rauhen“. Er selbst schreibt unreformiert:

Daniel Scholten 1. November 2016
... Laßt Euch nicht davon abhalten, daß Carson über Drehbücher schreibt. Seine Darlegungen zum Erzählen sind für Romane von gleichem Wert.

Interessant auch der Koptologe:

Daniel Scholten Niemand in Ägypten spricht Koptisch. Kopten lernen es seit kurzem wieder, und zwar von Koptologen. Wenn jemand wie ich Koptisch auch nur lesen kann, wird er in koptischen Gemeinden ungläubig angesehen.

Daniel Scholten Die singen das Koptisch in Lautschrift vom Blatt ab, ohne ein Wort davon zu verstehen. Koptisch ist schon vor Jahrhunderten gänzlich ausgestorben.

Allerdings behauptete meine koptische Arabischlehrerin, es habe in Süd-Ägypten eine Familie mit ununterbrochener mündlicher Tradition des Koptischen gegeben. Die Sprache hat keine nähere Verwandtschaft mit dem Arabischen.

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