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Sigmar Salzburg
23.06.1999 22.00
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Wer hat denn die Böhrk zum Gärtner gemacht?

Zum Thema „Bücher zählen“: Nicht einmal die taz mochte diesen anarchischen Leserbrief abdrucken:

(zu KN v. 30.09.98) Reformstopp: Kultusministerium sucht Ausweg

„Es zählt das Perlhuhn eins, zwei, drei, vier, was zählt es wohl, das gute Tier... ?“ (Morgenstern)    Jetzt wissen wir es, Bücher zählt es ... die guten ins Töpfchen, die schlechten...? Aufschlagen, ss-Kontrolle, groß/klein, getrennt/auseinander OK? rauh ohne „h“? „Gämse“ vorhanden?... Bei über 800000 von Buchhandel und Bibliotheken lieferbaren Büchern fehlt zur absoluten „Mehrzahl der lieferbaren Bücher“ nochmals die gleiche Anzahl in Neuschreibung – etwas mehr, wenn Günter Grass, Siegfried Lenz, Martin Walser u.a. kein Schreibverbot bekommen. Dabei hat die Kultusministerin aber noch den ersten Teil ihres neuen Gesetzes übersehen: „Es gilt die Rechtschreibung, wie sie in der Bevölkerung seit langem anerkannt ist.“ Also nochmal: Volkszählung, Befragung, Briefkontrolle wie oben (Vorsicht Trickser! Viele Schreiber täuschen bloß mit viel ss!).... Meint sie das wirklich alles ernst? Ist die Ministerin noch zu retten?



Sigmar Salzburg
24229 Dänischenhagen

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Sigmar Salzburg
23.06.1999 22.00
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Wer hat denn die Böhrk zum Gärtner gemacht?

Zum Thema „Bücher zählen“: Nicht einmal die taz mochte diesen anarchischen Leserbrief abdrucken:

(zu KN v. 30.09.98) Reformstopp: Kultusministerium sucht Ausweg

„Es zählt das Perlhuhn eins, zwei, drei, vier, was zählt es wohl, das gute Tier... ?“ (Morgenstern)    Jetzt wissen wir es, Bücher zählt es ... die guten ins Töpfchen, die schlechten...? Aufschlagen, ss-Kontrolle, groß/klein, getrennt/auseinander OK? rauh ohne „h“? „Gämse“ vorhanden?... Bei über 800000 von Buchhandel und Bibliotheken lieferbaren Büchern fehlt zur absoluten „Mehrzahl der lieferbaren Bücher“ nochmals die gleiche Anzahl in Neuschreibung – etwas mehr, wenn Günter Grass, Siegfried Lenz, Martin Walser u.a. kein Schreibverbot bekommen. Dabei hat die Kultusministerin aber noch den ersten Teil ihres neuen Gesetzes übersehen: „Es gilt die Rechtschreibung, wie sie in der Bevölkerung seit langem anerkannt ist.“ Also nochmal: Volkszählung, Befragung, Briefkontrolle wie oben (Vorsicht Trickser! Viele Schreiber täuschen bloß mit viel ss!).... Meint sie das wirklich alles ernst? Ist die Ministerin noch zu retten?



Sigmar Salzburg
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Gast
22.06.1999 22.00
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Leserbrief an die Main-Post

Johannes Faupel
Unterster Zwerchweg 61
60599 Frankfurt


Per e-mail „newsline@mainpost.de“
An die Redaktion der Main-Post

Frau Margit Klinger
Herrn David Brandstätter
Herrn Martin Vogler
Herrn Gert-Peter Weirauch
Herrn Notker Altenhöfer

24.06.99

Ihr Artikel vom 23.06.99 in „Sekunde mal!“   


Sehr geehrte Redaktion,

Ihre Frau Rott muß sich ja offenbar Blitz gescheit vorkommen, wenn sie Schluss folgert, der idiotische Agenturneuschrieb würde auf Dauer bleiben. Das wird er natürlich nicht in dieser Form, weil er unbrauchbar ist und nicht einmal seine Macher ihn verstehen.

Also wird an der Sprache weiter herumgepfuscht werden. Sollte einer von Ihnen einmal für DIE ZEIT schreiben wollen, dann darf umgelernt werden, dann muß sich Frau Rott eine neue Spickliste schreiben. Wer von Ihnen Kinder hat, sollte die Main-Post ab August nicht mehr zu Hause herumliegen lassen. So ein Kind lernt ja auch unbewußt, sagt man. Die Kleinen eignen sich dann die Zeitungsrechtschreibung an, und am nächsten Tag heißt es in der Schule: falsch.

Frau Rott findet das pfiffig und irgendwie modern. Genau das Gegenteil ist der Fall. Und man muß nicht einmal Stock konservativ sein, um das alles als Stroh dumm zu entlarven. Ich finde das Grauen erregend (ich bin kein Fan von Horrorfilmen, das war eben wieder Neuschrieb).

Mein Vorschlag, damit das alles – um mit Frau Rott zu sprechen: richtig
„Sinn macht“ und nicht „kleckerweise“ über die armen Leser kommt:

Fassen Sie den Kindern zuliebe Ihre Jugendseite doch einfach in der neuen Schulrechtschreibung ab. Und wenn Sie dem Maingebiet richtig zeigen wollen, wo es orthographisch langgeht, dann verwenden Sie gerechterweise im ständigen Wechsel jeden Tag eine andere – in den Bücherschränken Ihrer Leser vorrätige! – Rechtschreibung: einmal die nach Aldi, dann nach Bertelsmann, nach Wahrig, nach Duden usw. Es dürften inzwischen so an die 18 sein – ohne die Privatversion von der ZEIT. Keine Sorge, das wird bestimmt nicht langweilig. Denn allein zwischen Duden und Bertelsmann gibt's ca. 8000 Unterschiede. Sie könnten sogar ein Gewinnspiel einbauen: „Wie schreibt die Main-Post heute? Wer hat's gemerkt?“

Mit dem Murks werden Sie nicht glücklich werden. Man kann Ihnen in Ihrem eigenen Interesse nur wünschen, daß es nach der Umstellung Kündigungen Ihrer Abonnenten hagelt; dann wird das Einsehen bei Ihnen und den Presseagenturen nicht lange auf sich warten lassen.

Apropos Leser – haben Sie jemals eine Leserumfrage durchgeführt, um herauszufinden, welcher Prozentsatz den Neuschrieb wirklich „liebgewonnen“ hat? In Frau Rotts Artikel liest sich das gar so verträumt und realitätsfern.

Als Redakteur sollte man nicht willenlos nachplappern, was ein paar reaktionäre Bürokraten und die mit ihnen verbandelten Geschäftemacher einem vorzuschreiben versuchen. Ein bißchen mehr kritische Betrachtung,
ein wenig mehr Augenmaß und der Mut, für die eigene Überzeugung und die Vernunft einzutreten, das gehört schon zum professionellen journalistischen Handwerkszeug.

Mit freundlichem Gruß

Johannes Faupel

PS: Nachfolgend der gestrige Kommentar des Präsidenten der Akademie für
Sprache und Dichtung in Darmstadt.



Johannes Faupel
Unterster Zwerchweg 61, 60599 Frankfurt

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Gast
22.06.1999 22.00
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Leserbrief an die Main-Post

Johannes Faupel
Unterster Zwerchweg 61
60599 Frankfurt


Per e-mail „newsline@mainpost.de“
An die Redaktion der Main-Post

Frau Margit Klinger
Herrn David Brandstätter
Herrn Martin Vogler
Herrn Gert-Peter Weirauch
Herrn Notker Altenhöfer

24.06.99

Ihr Artikel vom 23.06.99 in „Sekunde mal!“   


Sehr geehrte Redaktion,

Ihre Frau Rott muß sich ja offenbar Blitz gescheit vorkommen, wenn sie Schluss folgert, der idiotische Agenturneuschrieb würde auf Dauer bleiben. Das wird er natürlich nicht in dieser Form, weil er unbrauchbar ist und nicht einmal seine Macher ihn verstehen.

Also wird an der Sprache weiter herumgepfuscht werden. Sollte einer von Ihnen einmal für DIE ZEIT schreiben wollen, dann darf umgelernt werden, dann muß sich Frau Rott eine neue Spickliste schreiben. Wer von Ihnen Kinder hat, sollte die Main-Post ab August nicht mehr zu Hause herumliegen lassen. So ein Kind lernt ja auch unbewußt, sagt man. Die Kleinen eignen sich dann die Zeitungsrechtschreibung an, und am nächsten Tag heißt es in der Schule: falsch.

Frau Rott findet das pfiffig und irgendwie modern. Genau das Gegenteil ist der Fall. Und man muß nicht einmal Stock konservativ sein, um das alles als Stroh dumm zu entlarven. Ich finde das Grauen erregend (ich bin kein Fan von Horrorfilmen, das war eben wieder Neuschrieb).

Mein Vorschlag, damit das alles – um mit Frau Rott zu sprechen: richtig
„Sinn macht“ und nicht „kleckerweise“ über die armen Leser kommt:

Fassen Sie den Kindern zuliebe Ihre Jugendseite doch einfach in der neuen Schulrechtschreibung ab. Und wenn Sie dem Maingebiet richtig zeigen wollen, wo es orthographisch langgeht, dann verwenden Sie gerechterweise im ständigen Wechsel jeden Tag eine andere – in den Bücherschränken Ihrer Leser vorrätige! – Rechtschreibung: einmal die nach Aldi, dann nach Bertelsmann, nach Wahrig, nach Duden usw. Es dürften inzwischen so an die 18 sein – ohne die Privatversion von der ZEIT. Keine Sorge, das wird bestimmt nicht langweilig. Denn allein zwischen Duden und Bertelsmann gibt's ca. 8000 Unterschiede. Sie könnten sogar ein Gewinnspiel einbauen: „Wie schreibt die Main-Post heute? Wer hat's gemerkt?“

Mit dem Murks werden Sie nicht glücklich werden. Man kann Ihnen in Ihrem eigenen Interesse nur wünschen, daß es nach der Umstellung Kündigungen Ihrer Abonnenten hagelt; dann wird das Einsehen bei Ihnen und den Presseagenturen nicht lange auf sich warten lassen.

Apropos Leser – haben Sie jemals eine Leserumfrage durchgeführt, um herauszufinden, welcher Prozentsatz den Neuschrieb wirklich „liebgewonnen“ hat? In Frau Rotts Artikel liest sich das gar so verträumt und realitätsfern.

Als Redakteur sollte man nicht willenlos nachplappern, was ein paar reaktionäre Bürokraten und die mit ihnen verbandelten Geschäftemacher einem vorzuschreiben versuchen. Ein bißchen mehr kritische Betrachtung,
ein wenig mehr Augenmaß und der Mut, für die eigene Überzeugung und die Vernunft einzutreten, das gehört schon zum professionellen journalistischen Handwerkszeug.

Mit freundlichem Gruß

Johannes Faupel

PS: Nachfolgend der gestrige Kommentar des Präsidenten der Akademie für
Sprache und Dichtung in Darmstadt.



Johannes Faupel
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Sigmar Salzburg
15.06.1999 22.00
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Notizen aus der Provinz

Was macht ein Lehrer, der süchtig ist? Er setzt sich irgendwo heimlich einen Schuß. Wenn er Kindern seinen Stoff vermittelt, wird er bestraft. – Und ein Lehrer in Schleswig-Holstein, der neuschreibsüchtig ist? Er leidet still am Entzug und demonstriert, wo es geht, seine Schreibgesinnung. Wenn er Schülern diesen Stoff vermittelt, ist es gegen das Gesetz, wird aber von seiner vorgesetzten Regierung augenzwinkernd geduldet. In seinem lokalen Parteiblättchen, wo alle noch als „Altschreiber“ auftreten – Kanzler Schröder, der Bürgermeister, die Gemeindemüllbeauftragte – setzt er unbeirrt ein ss-Signal ans andere: einig ist sich die Parteibasis über diese „Reform“ nicht, so sehr auch Schleswig-Holsteins Landesstiefmutter (reformkritisch gesehen) diese Tatsache zu vertuschen versucht. Skurril wird es, wenn der „fortschrittliche“ Lehrer einen Bericht mit einer Co-Autorin verfaßt, die anderswo schon als Reformmuffel entlarvt ist: Der Text ist „reformiert“, während die Zwischentitel – offensichtlich von der „lernunwilligen“ Kollegin verfaßt – traditionell geschrieben sind und sogar einmal demonstrativ mit „daß“ beginnen.



Sigmar Salzburg
24229 Dänischenhagen

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Sigmar Salzburg
15.06.1999 22.00
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Notizen aus der Provinz

Was macht ein Lehrer, der süchtig ist? Er setzt sich irgendwo heimlich einen Schuß. Wenn er Kindern seinen Stoff vermittelt, wird er bestraft. – Und ein Lehrer in Schleswig-Holstein, der neuschreibsüchtig ist? Er leidet still am Entzug und demonstriert, wo es geht, seine Schreibgesinnung. Wenn er Schülern diesen Stoff vermittelt, ist es gegen das Gesetz, wird aber von seiner vorgesetzten Regierung augenzwinkernd geduldet. In seinem lokalen Parteiblättchen, wo alle noch als „Altschreiber“ auftreten – Kanzler Schröder, der Bürgermeister, die Gemeindemüllbeauftragte – setzt er unbeirrt ein ss-Signal ans andere: einig ist sich die Parteibasis über diese „Reform“ nicht, so sehr auch Schleswig-Holsteins Landesstiefmutter (reformkritisch gesehen) diese Tatsache zu vertuschen versucht. Skurril wird es, wenn der „fortschrittliche“ Lehrer einen Bericht mit einer Co-Autorin verfaßt, die anderswo schon als Reformmuffel entlarvt ist: Der Text ist „reformiert“, während die Zwischentitel – offensichtlich von der „lernunwilligen“ Kollegin verfaßt – traditionell geschrieben sind und sogar einmal demonstrativ mit „daß“ beginnen.



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13.06.1999 22.00
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Chirurgisch genau



Chirurgisch genau

Wie Dieter E. Zimmer den Murks und das Chaos der Reformtollpatsche erläutert, kritisiert und vorsichtig repariert...
...und daraus eine mißraten-akzeptable ZEITSchreibung bastelt

von Helmut Jochems, Littfeld



Seit dem 10. Juni 1999 erscheint DIE ZEIT in umgestellter Orthographie – als erste große deutsche Zeitung und ohne dem Zwang zu unterliegen, den die Nachrichtenagenturen ab 1. August 1999 auf die von ihnen abhängigen Regional- und Lokalzeitungen ausüben werden. Nun weiß man, was Dieter E. Zimmer in den langen Monaten seines Schweigens zur Rechtschreibreform getrieben hat: Gebastelt hat er, und zwar an einer Revision des auch in seinen Augen mißratenen Mannheim-Wiener Regelwerks, von dem er aber schon vor fast zwei Jahren sagte, es sei trotz allem akzeptabel. Nun ist Zimmer nicht der erste, der sich daran macht, den Augiasstall auszumisten. Um die Jahreswende 1997/98 setzte sich Gerhard Augst mit seiner Zwischenstaatlichen Kommission an die Spitze der Revisionisten und fand zunächst sogar Beifall bei den Kultusministern. Als aber die Schulbuchverlage mit Schadenersatzforderungen droh-ten, wurde der KMK schnell klar, daß nach den vielen vorangegangenen Reformkompromissen ein weiterer gefunden werden mußte: Bis 2005 ändert sich nichts, dann aber kommt, wie auch das Bundesverfassungsgericht im Sommer 1998 andeutete, die von der Rechtschreibkommission als „unumgänglich notwendig“ bezeichnete Generalrevision.

Teilrevisionen haben inzwischen die Arbeitsgruppe der deutschsprachigen Nachrichtenagenturen und die Gruner+Jahr-Rechtschreib-Kommission vorgenommen, vom neuen Regelwerk der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung aus dem Computer von Peter Eisenberg ganz zu schweigen. Sie alle lassen Augsts belämmerte Gämsen und Kängurus unge-schoren und schlucken natürlich auch die vielen neuen ss-Schreibungen, legen sich aber bei drei Regelgruppen quer: Es bleibt bei den traditionellen Fremdwortschreibungen, die Kommaregeln werden nicht angetastet, und die urkomischen Silbentrennungen der Reformer überläßt man den Schulen und den Behörden. In diesen Punkten zieht Dieter E. Zim-mers „ZEITSchreibung“ selbstverständlich mit, wie er auch das „Schwarze Brett“ aus der Reformversenkung zurückholt und dafür den „Spinnefeind“ und „es tut mir Leid“ auf den seit Eisenbergs Zornesausbruch sprichwörtlichen Recht-schreibmüll befördert. Mit welch spitzen Fingern der Rechtschreibexperte der ZEIT das Machwerk anfaßt, ergibt sich schon aus dem ersten Satz seines Prologs:

Die ZEIT stellt ihre Schreibweise in dieser Woche um. Im August werden es die Nachrichtenagenturen tun, und dann wird ein Großteil der Presse in neuer Orthografie erscheinen. Sehr wahrscheinlich wird die Presse dabei die Erfahrung machen, dass sich nicht alle neuen Regeln für ihre Zwecke eignen. Sie ist eben eine Schulorthografie und durfte gar nichts anderes sein, bedacht ausschließlich auf leichtere Erlernbarkeit. Eine fürs Leben bestimmte Orthografie 2000 hätte nirgends Ausdrucksverluste hinnehmen dürfen, hätte dem vermehr-ten Kontakt des Deutschen mit anderen Sprachen und dem Umstand Rechnung tragen müssen, dass das uni-versale Schreibgerät zunehmend der Computer    ist.
(DIE ZEIT 24/1999, S. 1)

Im Grunde wiederholt Zimmer hier nur eine Einschätzung der Rechtschreibreform, zu der er schon 1997 gelangt war. Nun setzt er aber doch einige Akzente genauer:

Eine Rechtschreibung 2000 hätte erstens eine systematische und hierarchische Durchmarkierung sämtlicher Varianten enthalten müssen (Haupt-/Nebenvariante, Alte/Neue Schreibung, Ursprungsschreibung/Einge-deutschte Schreibung usw.), um ihre Handhabung in der Textverarbeitung zu erleichtern; zweitens klare und produktive, also auch auf neue Fälle anwendbare Regeln für die Schreibung der immer zahlreicheren Fremd-wörter, insbesondere englischer Wortgruppen; und es hätten drittens keine der wenigen von der Rechtschrei-bung bisher gebotenen Ausdrucksdifferenzierungen preisgegeben werden dürfen. Die vorliegende Adaption der Neuregelung ist auch ein Versuch, frühzeitig die Problemzonen zu erkennen, bei denen die Printmedien die Neuregelung wahrscheinlich für ihre Zwecke untauglich finden und nicht mitmachen werden, und den zu erwartenden Verlegenheiten vorzubeugen. Sie will niemandem die Entscheidung abnehmen, was er in Zukunft wie schreiben soll. Aber durch die Art der Aufbereitung des Materials will sie die Leser instand setzen, diese Entscheidungen selber zu treffen.
(DIE ZEIT 24/1999, S. 37)

Hier verschweigt Zimmer freilich bescheiden, daß er aktiv in das Regelwerk eingegriffen hat, und zwar gezielter als der unberatene Albrecht Nürnberger von dpa und die anonymen Élèven (Eleven?) aus G+J,s Hamburger Journalisten-schule:

Der Versuchung, einzelne Schreibungen zurückzuändern, weil dem einen diese, dem andern jene neue Schreibweise missfällt, hat die ZEIT widerstanden. Wenn sie einige Male dennoch Einzelschreibungen geän-dert hat, dann, weil die Rechtschreibkommission in mehreren hervorstechenden Fällen Wörter allem Anschein nach falsch klassifiziert und infolgedessen auch die falschen Regeln auf sie angewendet hat. Hier wurden also die neuen Regeln nicht über den Haufen geworfen, sondern nur richtiger angewandt.

Überhaupt kann es bei einer vorsichtigen Korrektur der Rechtschreibreform nicht darum gehen, andere, ver-meintlich bessere Regeln an die Stelle der offiziellen zu setzen und damit eine eigene private Orthografie – eine „Hausorthografie“ – zu gründen. Es geht nur darum, an bestimmten, eng umschriebenen Stellen eine kleine Zu-satzregel einzusetzen, die es erlaubt, dort weiter die alte Orthografie zu benutzen. Diese Zusatzregeln dürfen erstens nicht zahlreich sein; sie müssen zweitens knapp, einfach und unmissverständlich sein; sie müssen sozusa-gen chirurgisch genau die und nur die Fälle treffen, für die sie beabsichtigt sind; und sie müssen den Strapazen der täglichen Praxis standhalten. Aus diesem Grund verbot es sich auch, einfach die vernünftigen Regelände-rungen zu übernehmen, die die Zwischenstaatliche Rechtschreibkommission in Reaktion auf die inhaltliche Kritik nachträglich selber vorgeschlagen hatte, die von den Landeskultusministern jedoch nicht übernommen wurden.
(DIE ZEIT 24/1999, S. 37)

Von diesem Vorsatz wich Dieter E. Zimmer jedoch ohne viel Federlesens ab, als er sich an die Revision eines besonders anstößigen Kapitels der Rechtschreibreform machte, nämlich der vielen neuen Getrenntschreibungen von zusammenge-setzten Partizipien („äußerst Besorgnis erregende Entwicklungen“, „Italiens Feuer speiende Berge“). Nach Zimmers Programm ergibt sich die jeweilige „vorsichtige Reparatur“ aus vorangegangener „Erläuterung“ und „Kritik“, und die lauten hier so:

Bei Verbindungen mit dem Partizip I (auf -end) sieht die Neuregelung als Normalfall die Getrenntschreibung vor und die Zusammenschreibung nur dann, wenn ein Fugen-s vorhanden ist (bewußtseinserweiternd, er-werbsmindernd) oder wenn der erste Bestandteil für eine Wortgruppe steht, d.h., wenn er bei der Auflösung mehrere Wörter ergäbe (also himmelschreiend, weil himmel- hier für zum Himmel steht, aber Feuer speiend, weil Feuer hier keine Wortgruppe vertritt). Konsequent aber verfährt sie dabei nicht, denn in Fällen wie ab-scheuerregend oder markerschütternd oder schweißtreibend belässt sie es bei der Zusammenschreibung, ob-wohl keins der beiden Kriterien erfüllt ist. Bei der Neuregelung wurde anscheinend auch nicht bedacht, dass die meisten dieser Verbindungen als Ganzes gesteigert und außerdem substantiviert werden können – und dass dieser Umstand zu widersinnigen, „unmöglichen“ Schreibungen wie das nahe Liegendste, das nichts Sagendste führen würde.
(DIE ZEIT 24/1999, S. 40)

Damit ist die Lücke erkannt, die die „chirurgisch genaue“ Zusatzregel der ZEITSchreibung zu füllen hat, und die lautet so:

In der ZEIT gilt: Zu einem Wort verschmolzene Verbindungen mit dem Partizip I werden in sämtlichen For-men zusammengeschrieben. Die Verschmelzung erkennt man daran, dass ein Fugen-s vorhanden ist, dass der erste Bestandteil für eine Wortgruppe steht oder dass sie gesteigert vorkommen kann (gleichgültig, ob viele die gesteigerte Form für schlechtes Deutsch halten); sie liegt außerdem dann vor, wenn die Verbindung eine rechtliche Kategorie bezeichnet (alleinerziehend).
(DIE ZEIT 24/1999, S. 40)

Diese Regel ist das Paradepferd der Zimmerschen Reformrevision. In der graphisch aufwendigeren Internet-Wörterliste sind die Sonderschreibungen der ZEIT durch Rotdruck gekennzeichnet: Es sind durch die Bank die wiederbelebten zusammengesetzten Partizipien. In einigen wenigen Fällen bleibt es dennoch bei der urigen Reformschreibung: ein Blut saugendes Insekt, eine Fleisch fressende Pflanze, ein Holz verarbeitender Betrieb, die Krieg führenden Mächte. Diese Schreibmöglichkeit muß es nach Zimmers Überzeugung weiterhin geben, „weil eine Abgrenzung nötig ist zwischen ad hoc gebildeten Satzteilen (Wasser schluckend, Blumen schenkend), bei denen die Zusammenschreibung widersinnig wäre, und solchen Verbindungen, die als einheitliches Wort aufgefasst und behandelt werden.“ Aber darum geht es hier doch überhaupt nicht. Wenn man diese Verbindungen in ihre finite Form zurücktransformiert, fehlt (scheinbar) in jedem einzelnen Falle beim Substantiv der Artikel: es saugt Blut, sie frißt Fleisch, er verarbeitet Holz, sie führen Krieg. Tatsächlich liegt das an einer Besonderheit der Morphologie des Artikels im Deutschen. Die Sprachwissenschaftler sprechen von einem Zero-Artikel als charakteristischem Begleiter von Stoffbezeichnungen und Abstrakta – übrigens auch für den Plural des unbestimmten Artikels. Bei den obigen Beispielen handelt es sich also mitnichten um „ad hoc gebil-dete Satzteile“ (whatever that is), und die entsprechende Liste wäre leicht zu verlängern. Besonders häufig kommen solche Fügungen in fachsprachlichen Texten vor. Man stelle sich den komischen Effekt vor, wenn übliche Zusammen-schreibungen wie die nachfolgenden demnächst in der ZEIT getrennt erschienen:

ein bakterientötendes/keimtötendes Mittel
eine energiesparende Vorrichtung
eine kaufkraftvernichtende Steuerpolitik   
ein notleidender Wechsel
ein zinstragendes Aktivum

Zimmers Wörterverzeichnis führt übrigens notleidend auf, das zwar nicht steigerbar, wohl aber intensivierbar ist: sehr/äußerst notleidend. Selbst die „Zusatzregel“ ist also reparaturbedüftig. Es gibt in der jetzt gültigen Rechtschreibung jedoch zusammengeschriebene Partizipien, bei denen Zimmers drei Prinzipien auch nach dieser Ergänzung schlichtweg versagen. Was wird der Meister der ZEITSchreibung mit diesen traditionellen Zusammenschreibungen anstellen?

baumbewohnende Insekten
die gastgebende Mannschaft
eine flächendeckende Strategie
der grenzüberschreitende Warenverkehr
partei- und länderübergreifende Absprachen

Eine Orthographie, die mehr sein soll als eine phonetische Umschrift, läßt sich eben nicht nach rein formalen Kriterien regeln. Unter den Gebrauchsbedingungen, an denen sich die Schreiberinnen und Schreiber des Deutschen orientieren, spielt unter anderem die Bedeutung eine große Rolle. Gerade die haben aber die ideologisch verbohrten und zugleich sprachwissenschaftlich sehr unbedarften Reformer und Fachbeamten der KMK aus ihrem Regelwerk verbannt, und darin folgt ihnen Zimmer sklavisch. Sein Revisionsversuch ist also nicht nur deshalb ein orthographischer Holzweg, weil er    in den meisten anderen Bereichen die reformverballhornten Schreibungen erhalten will. An einer Stelle – bei der „Aus-drucksdifferenzierung“ durch Getrennt- oder Zusammenschreibung – erkennt Zimmer freilich selbst, daß er mit dem formalen Prinzip ins Schleudern gerät. Er muß zugeben:

Aber semantische Defizite lassen sich nicht anhand formalgrammatischer Kriterien ausgleichen, sondern nur an-hand semantischer Kriterien, und die sind notwendig weniger scharf. In manchen Fällen wird man also unsicher sein, ob Getrennt- oder Zusammenschreibung angebracht ist. In diesen Fällen gilt: wie im Rechtschreibwörter-buch.
(DIE ZEIT 24/1999, S. 41)

Das ist nun wirklich der allergrößte Witz. Die „Zuverlässigkeit“ der neuen Rechtschreibwörterbücher hat sich inzwischen so weit herumgesprochen, daß sie wie Blei in den Regalen der Buchhandlungen liegen. Bertelsmann hat gerade einen zweiten Anlauf unternommen und dabei sogar den Titel geändert (wie man anhand der großen Anzeige im ZEITSpezi-al leicht feststellen kann). Der Restbestand der durch und durch fehlerhaften ersten Auflage ist übrigens via GEW als hochherziges Geschenk an die Schulen in Schleswig-Holstein gegangen. Was ist das für eine Rechtschreibreform und was ist das für eine Revision, wenn sich am Ende die Regeln als unbrauchbar erweisen und wie auch immer legitimierte Experten festlegen müssen, „wie das deutsche Volk schreiben soll“.

Gibt es eine plausible Erklärung dafür, daß ausgerechnet DIE ZEIT bei dieser Verhöhnung der deutschen Schreibkultur mitmacht? Dieter E. Zimmer tut so, als sei die neue Rechtschreibung wie ein Naturereignis über die Deutschen gekom-men, die sich ihr nicht mehr entziehen können – weder jetzt noch in Zukunft:

Ab 2005 wird sie für alle Schulen des deutschen Sprachraums die einzige verbindliche Rechtschreibung sein – ausgenommen die Schulen in Schleswig-Holstein und etwaiger weiterer Bundesländer, die auf Grund eines Volksentscheids aus der Reform ausscheren und Deutschland zurück in die orthografische Kleinstaaterei des 19. Jahrhunderts zwingen. Am 1. August 1999 werden die Nachrichtenagenturen und mit ihnen ein Großteil der deutschen Presse ihre Schreibung umstellen. Sie wird jedem immer öfter begegnen, und dabei wird sie viel von ihrem Schrecken verlieren. Manche werden sie nicht einmal bemerken. Niemand muss sich in seinen privaten Schriften an sie – oder sonst eine Orthografie – halten; niemand aber auch hat ein Anrecht darauf, nur mit einer von ihm bevorzugten Orthografie konfrontiert zu werden, wie das Bundesverfassungsge-richt befand. Für die nachwachsende Generation wird die neue Rechtschreibung fürs Erste die einzige „richtige“ sein und so selbstverständlich, wie für die Älteren die alte Rechtschreibung war. Und diese wird nach und nach das Air des Altmodischen annehmen; an ihr festzuhalten, wird einen bewussten und demon-strativen Akt des Protests gegen den Zeitgeist darstellen.
(DIE ZEIT 24/1999, S. 37)

Das sieht Zimmers Journalistenkollege Dankwart Guratzsch anders:

Das feierlich bekundete Hauptziel, die Einheitlichkeit der deutschen Rechtschreibung zu wahren, ist verraten worden. Die Meinung von Hunderten Fachwissenschaftlern, der gesamten literarischen Prominenz und hoch-rangiger Politiker – unter ihnen auch der Bundespräsident – wurde in den Wind geschlagen. Wer hier noch davon spricht, dies alles geschehe im Interesse der Staatsräson, muß ein dürftiges Verständnis von dem haben, was Staatsklugheit – das nämlich ist die Wortbedeutung und doch wohl nicht absolutistische Staatszucht – für das demokratische Staatswesen bedeutet.
(Die Welt v. 10. 4. 1999)

In der kurzen Zeitspanne seit ihrer Einführung ist die neue Rechtschreibung zum Steinbruch geworden. Erst bei der vorgesehenen Revision im Jahr 2005 wird sich herausstellen, was davon überhaupt übrigbleibt.
(Berliner Morgenpost v. 21. 3. 1999)


Dem ist nur eines hinzuzufügen: Arme ZEITLeser, denen bis dahin Zimmers ZEITSchreibung zugemutet wird!



Jochems
Schützenstr. 25, 57223 Kreuztal

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Gast
13.06.1999 22.00
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Leserbrief vom 15.06.99 an die großen Tageszeitungen

Sehr geehrte Damen und Herren, ich bin Ihnen sehr dankbar, wenn Sie meinen Leserbrief veröffentlichen. Mit freundlichen Grüßen aus Frankfurt, Johannes Faupel, Unterster Zwerchweg 61, 60599 Frankfurt, e.mail j.faupel@ogilvyone.de


Mit Worten ließ sich's trefflich streiten – heute streitet man ums Wort allein. Man fühlt sich glatt in die Zeit der SED-Diktatur zurückversetzt: als demokratische Bewegungen mit allen Mitteln unterdrückt und die zweifelhaften Interessen weniger Menschen gegen den Willen des Volkes durchgedrückt wurden. Nur – bei der Rechtschreibreform geht es gar nicht um Besitz, Macht oder gar Waffen. Oder doch? Um viel Geld geht es allemal, um sehr viel Geld. Und betrachtet man das präzise formulierte und damit unmißverständliche Wort als Waffe wider die Unsachlichkeit, die Dummheit und die Gleichmacherei, liegt der Verdacht nahe, daß dieses wichtige Instrument bewußt entschärft wird. Wenn das Volk die richtige und allgemein anerkannte Schreibweise seiner Sprache erst als Nebensache erachtet, läßt sich in jeder beliebigen Hauptsache willkürlich mit ihm verfahren. Eine groteske Situation: Engagierte Menschen ringen um die Wahrung ihrer demokratisch garantierten Rechte, und die Polizei vertreibt sie von der Straße. Gegner der Reform wurden sogar schon vom Verfassungsschutz in die rechtsradikale Ecke gestellt. Dabei ist alles, was sie erreichen wollen, angehört zu werden und selbst zu entscheiden, wie geschrieben wird: in Schulen, Ämtern und allen anderen Bereichen. Systematisch wird das Berliner Volksbegehren boykottiert, und die angerufenen Gerichte ziehen sich in eine eilends gefundene Rechtslücke zurück. Neben dem erklärten Willen fast der gesamten Bevölkerung wird dabei das Wichtigste ignoriert: Angeblich war sie für das Volk gemacht, diese sog. Reform, aber das Volk will sie nicht. Die Rechtschreibreform ist unnötig, völlig mißlungen, systemlos und in sich längst tot, daran besteht nicht der geringste Zweifel. Das einzige Argument fürs Weitermachen heißt: Wir haben doch damit angefangen. Fatal, wie schnell der Verstand den Menschen verläßt, wenn er vermeiden will, Fehler einzugestehen und auf schnellen Profit zu verzichten. Ich wünsche Berlin und allen Menschen im deutschsprachigen Raum, daß dieser Humbug schnell ein Ende nimmt und die Rechtschreibreform auf die Müllhalde der Geschichte verfrachtet wird. Eines läßt dabei hoffen, und das haben die Kultusbürokraten nicht bedacht: Die Berliner sind schon mit ganz anderem fertiggeworden: Blockade, Mauer, Teilung, Isolation. Wenn sich zu diesen waschechten Privatdemokraten auch einige Politiker gesellen, ist das übrigens keine Schande. Es lebe die Demokratie!



Johannes Faupel
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Wie Dieter E. Zimmer den Murks und das Chaos der Reformtollpatsche erläutert, kritisiert und vorsichtig repariert...
...und daraus eine mißraten-akzeptable ZEITSchreibung bastelt

von Helmut Jochems, Littfeld



Seit dem 10. Juni 1999 erscheint DIE ZEIT in umgestellter Orthographie – als erste große deutsche Zeitung und ohne dem Zwang zu unterliegen, den die Nachrichtenagenturen ab 1. August 1999 auf die von ihnen abhängigen Regional- und Lokalzeitungen ausüben werden. Nun weiß man, was Dieter E. Zimmer in den langen Monaten seines Schweigens zur Rechtschreibreform getrieben hat: Gebastelt hat er, und zwar an einer Revision des auch in seinen Augen mißratenen Mannheim-Wiener Regelwerks, von dem er aber schon vor fast zwei Jahren sagte, es sei trotz allem akzeptabel. Nun ist Zimmer nicht der erste, der sich daran macht, den Augiasstall auszumisten. Um die Jahreswende 1997/98 setzte sich Gerhard Augst mit seiner Zwischenstaatlichen Kommission an die Spitze der Revisionisten und fand zunächst sogar Beifall bei den Kultusministern. Als aber die Schulbuchverlage mit Schadenersatzforderungen droh-ten, wurde der KMK schnell klar, daß nach den vielen vorangegangenen Reformkompromissen ein weiterer gefunden werden mußte: Bis 2005 ändert sich nichts, dann aber kommt, wie auch das Bundesverfassungsgericht im Sommer 1998 andeutete, die von der Rechtschreibkommission als „unumgänglich notwendig“ bezeichnete Generalrevision.

Teilrevisionen haben inzwischen die Arbeitsgruppe der deutschsprachigen Nachrichtenagenturen und die Gruner+Jahr-Rechtschreib-Kommission vorgenommen, vom neuen Regelwerk der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung aus dem Computer von Peter Eisenberg ganz zu schweigen. Sie alle lassen Augsts belämmerte Gämsen und Kängurus unge-schoren und schlucken natürlich auch die vielen neuen ss-Schreibungen, legen sich aber bei drei Regelgruppen quer: Es bleibt bei den traditionellen Fremdwortschreibungen, die Kommaregeln werden nicht angetastet, und die urkomischen Silbentrennungen der Reformer überläßt man den Schulen und den Behörden. In diesen Punkten zieht Dieter E. Zim-mers „ZEITSchreibung“ selbstverständlich mit, wie er auch das „Schwarze Brett“ aus der Reformversenkung zurückholt und dafür den „Spinnefeind“ und „es tut mir Leid“ auf den seit Eisenbergs Zornesausbruch sprichwörtlichen Recht-schreibmüll befördert. Mit welch spitzen Fingern der Rechtschreibexperte der ZEIT das Machwerk anfaßt, ergibt sich schon aus dem ersten Satz seines Prologs:

Die ZEIT stellt ihre Schreibweise in dieser Woche um. Im August werden es die Nachrichtenagenturen tun, und dann wird ein Großteil der Presse in neuer Orthografie erscheinen. Sehr wahrscheinlich wird die Presse dabei die Erfahrung machen, dass sich nicht alle neuen Regeln für ihre Zwecke eignen. Sie ist eben eine Schulorthografie und durfte gar nichts anderes sein, bedacht ausschließlich auf leichtere Erlernbarkeit. Eine fürs Leben bestimmte Orthografie 2000 hätte nirgends Ausdrucksverluste hinnehmen dürfen, hätte dem vermehr-ten Kontakt des Deutschen mit anderen Sprachen und dem Umstand Rechnung tragen müssen, dass das uni-versale Schreibgerät zunehmend der Computer    ist.
(DIE ZEIT 24/1999, S. 1)

Im Grunde wiederholt Zimmer hier nur eine Einschätzung der Rechtschreibreform, zu der er schon 1997 gelangt war. Nun setzt er aber doch einige Akzente genauer:

Eine Rechtschreibung 2000 hätte erstens eine systematische und hierarchische Durchmarkierung sämtlicher Varianten enthalten müssen (Haupt-/Nebenvariante, Alte/Neue Schreibung, Ursprungsschreibung/Einge-deutschte Schreibung usw.), um ihre Handhabung in der Textverarbeitung zu erleichtern; zweitens klare und produktive, also auch auf neue Fälle anwendbare Regeln für die Schreibung der immer zahlreicheren Fremd-wörter, insbesondere englischer Wortgruppen; und es hätten drittens keine der wenigen von der Rechtschrei-bung bisher gebotenen Ausdrucksdifferenzierungen preisgegeben werden dürfen. Die vorliegende Adaption der Neuregelung ist auch ein Versuch, frühzeitig die Problemzonen zu erkennen, bei denen die Printmedien die Neuregelung wahrscheinlich für ihre Zwecke untauglich finden und nicht mitmachen werden, und den zu erwartenden Verlegenheiten vorzubeugen. Sie will niemandem die Entscheidung abnehmen, was er in Zukunft wie schreiben soll. Aber durch die Art der Aufbereitung des Materials will sie die Leser instand setzen, diese Entscheidungen selber zu treffen.
(DIE ZEIT 24/1999, S. 37)

Hier verschweigt Zimmer freilich bescheiden, daß er aktiv in das Regelwerk eingegriffen hat, und zwar gezielter als der unberatene Albrecht Nürnberger von dpa und die anonymen Élèven (Eleven?) aus G+J,s Hamburger Journalisten-schule:

Der Versuchung, einzelne Schreibungen zurückzuändern, weil dem einen diese, dem andern jene neue Schreibweise missfällt, hat die ZEIT widerstanden. Wenn sie einige Male dennoch Einzelschreibungen geän-dert hat, dann, weil die Rechtschreibkommission in mehreren hervorstechenden Fällen Wörter allem Anschein nach falsch klassifiziert und infolgedessen auch die falschen Regeln auf sie angewendet hat. Hier wurden also die neuen Regeln nicht über den Haufen geworfen, sondern nur richtiger angewandt.

Überhaupt kann es bei einer vorsichtigen Korrektur der Rechtschreibreform nicht darum gehen, andere, ver-meintlich bessere Regeln an die Stelle der offiziellen zu setzen und damit eine eigene private Orthografie – eine „Hausorthografie“ – zu gründen. Es geht nur darum, an bestimmten, eng umschriebenen Stellen eine kleine Zu-satzregel einzusetzen, die es erlaubt, dort weiter die alte Orthografie zu benutzen. Diese Zusatzregeln dürfen erstens nicht zahlreich sein; sie müssen zweitens knapp, einfach und unmissverständlich sein; sie müssen sozusa-gen chirurgisch genau die und nur die Fälle treffen, für die sie beabsichtigt sind; und sie müssen den Strapazen der täglichen Praxis standhalten. Aus diesem Grund verbot es sich auch, einfach die vernünftigen Regelände-rungen zu übernehmen, die die Zwischenstaatliche Rechtschreibkommission in Reaktion auf die inhaltliche Kritik nachträglich selber vorgeschlagen hatte, die von den Landeskultusministern jedoch nicht übernommen wurden.
(DIE ZEIT 24/1999, S. 37)

Von diesem Vorsatz wich Dieter E. Zimmer jedoch ohne viel Federlesens ab, als er sich an die Revision eines besonders anstößigen Kapitels der Rechtschreibreform machte, nämlich der vielen neuen Getrenntschreibungen von zusammenge-setzten Partizipien („äußerst Besorgnis erregende Entwicklungen“, „Italiens Feuer speiende Berge“). Nach Zimmers Programm ergibt sich die jeweilige „vorsichtige Reparatur“ aus vorangegangener „Erläuterung“ und „Kritik“, und die lauten hier so:

Bei Verbindungen mit dem Partizip I (auf -end) sieht die Neuregelung als Normalfall die Getrenntschreibung vor und die Zusammenschreibung nur dann, wenn ein Fugen-s vorhanden ist (bewußtseinserweiternd, er-werbsmindernd) oder wenn der erste Bestandteil für eine Wortgruppe steht, d.h., wenn er bei der Auflösung mehrere Wörter ergäbe (also himmelschreiend, weil himmel- hier für zum Himmel steht, aber Feuer speiend, weil Feuer hier keine Wortgruppe vertritt). Konsequent aber verfährt sie dabei nicht, denn in Fällen wie ab-scheuerregend oder markerschütternd oder schweißtreibend belässt sie es bei der Zusammenschreibung, ob-wohl keins der beiden Kriterien erfüllt ist. Bei der Neuregelung wurde anscheinend auch nicht bedacht, dass die meisten dieser Verbindungen als Ganzes gesteigert und außerdem substantiviert werden können – und dass dieser Umstand zu widersinnigen, „unmöglichen“ Schreibungen wie das nahe Liegendste, das nichts Sagendste führen würde.
(DIE ZEIT 24/1999, S. 40)

Damit ist die Lücke erkannt, die die „chirurgisch genaue“ Zusatzregel der ZEITSchreibung zu füllen hat, und die lautet so:

In der ZEIT gilt: Zu einem Wort verschmolzene Verbindungen mit dem Partizip I werden in sämtlichen For-men zusammengeschrieben. Die Verschmelzung erkennt man daran, dass ein Fugen-s vorhanden ist, dass der erste Bestandteil für eine Wortgruppe steht oder dass sie gesteigert vorkommen kann (gleichgültig, ob viele die gesteigerte Form für schlechtes Deutsch halten); sie liegt außerdem dann vor, wenn die Verbindung eine rechtliche Kategorie bezeichnet (alleinerziehend).
(DIE ZEIT 24/1999, S. 40)

Diese Regel ist das Paradepferd der Zimmerschen Reformrevision. In der graphisch aufwendigeren Internet-Wörterliste sind die Sonderschreibungen der ZEIT durch Rotdruck gekennzeichnet: Es sind durch die Bank die wiederbelebten zusammengesetzten Partizipien. In einigen wenigen Fällen bleibt es dennoch bei der urigen Reformschreibung: ein Blut saugendes Insekt, eine Fleisch fressende Pflanze, ein Holz verarbeitender Betrieb, die Krieg führenden Mächte. Diese Schreibmöglichkeit muß es nach Zimmers Überzeugung weiterhin geben, „weil eine Abgrenzung nötig ist zwischen ad hoc gebildeten Satzteilen (Wasser schluckend, Blumen schenkend), bei denen die Zusammenschreibung widersinnig wäre, und solchen Verbindungen, die als einheitliches Wort aufgefasst und behandelt werden.“ Aber darum geht es hier doch überhaupt nicht. Wenn man diese Verbindungen in ihre finite Form zurücktransformiert, fehlt (scheinbar) in jedem einzelnen Falle beim Substantiv der Artikel: es saugt Blut, sie frißt Fleisch, er verarbeitet Holz, sie führen Krieg. Tatsächlich liegt das an einer Besonderheit der Morphologie des Artikels im Deutschen. Die Sprachwissenschaftler sprechen von einem Zero-Artikel als charakteristischem Begleiter von Stoffbezeichnungen und Abstrakta – übrigens auch für den Plural des unbestimmten Artikels. Bei den obigen Beispielen handelt es sich also mitnichten um „ad hoc gebil-dete Satzteile“ (whatever that is), und die entsprechende Liste wäre leicht zu verlängern. Besonders häufig kommen solche Fügungen in fachsprachlichen Texten vor. Man stelle sich den komischen Effekt vor, wenn übliche Zusammen-schreibungen wie die nachfolgenden demnächst in der ZEIT getrennt erschienen:

ein bakterientötendes/keimtötendes Mittel
eine energiesparende Vorrichtung
eine kaufkraftvernichtende Steuerpolitik   
ein notleidender Wechsel
ein zinstragendes Aktivum

Zimmers Wörterverzeichnis führt übrigens notleidend auf, das zwar nicht steigerbar, wohl aber intensivierbar ist: sehr/äußerst notleidend. Selbst die „Zusatzregel“ ist also reparaturbedüftig. Es gibt in der jetzt gültigen Rechtschreibung jedoch zusammengeschriebene Partizipien, bei denen Zimmers drei Prinzipien auch nach dieser Ergänzung schlichtweg versagen. Was wird der Meister der ZEITSchreibung mit diesen traditionellen Zusammenschreibungen anstellen?

baumbewohnende Insekten
die gastgebende Mannschaft
eine flächendeckende Strategie
der grenzüberschreitende Warenverkehr
partei- und länderübergreifende Absprachen

Eine Orthographie, die mehr sein soll als eine phonetische Umschrift, läßt sich eben nicht nach rein formalen Kriterien regeln. Unter den Gebrauchsbedingungen, an denen sich die Schreiberinnen und Schreiber des Deutschen orientieren, spielt unter anderem die Bedeutung eine große Rolle. Gerade die haben aber die ideologisch verbohrten und zugleich sprachwissenschaftlich sehr unbedarften Reformer und Fachbeamten der KMK aus ihrem Regelwerk verbannt, und darin folgt ihnen Zimmer sklavisch. Sein Revisionsversuch ist also nicht nur deshalb ein orthographischer Holzweg, weil er    in den meisten anderen Bereichen die reformverballhornten Schreibungen erhalten will. An einer Stelle – bei der „Aus-drucksdifferenzierung“ durch Getrennt- oder Zusammenschreibung – erkennt Zimmer freilich selbst, daß er mit dem formalen Prinzip ins Schleudern gerät. Er muß zugeben:

Aber semantische Defizite lassen sich nicht anhand formalgrammatischer Kriterien ausgleichen, sondern nur an-hand semantischer Kriterien, und die sind notwendig weniger scharf. In manchen Fällen wird man also unsicher sein, ob Getrennt- oder Zusammenschreibung angebracht ist. In diesen Fällen gilt: wie im Rechtschreibwörter-buch.
(DIE ZEIT 24/1999, S. 41)

Das ist nun wirklich der allergrößte Witz. Die „Zuverlässigkeit“ der neuen Rechtschreibwörterbücher hat sich inzwischen so weit herumgesprochen, daß sie wie Blei in den Regalen der Buchhandlungen liegen. Bertelsmann hat gerade einen zweiten Anlauf unternommen und dabei sogar den Titel geändert (wie man anhand der großen Anzeige im ZEITSpezi-al leicht feststellen kann). Der Restbestand der durch und durch fehlerhaften ersten Auflage ist übrigens via GEW als hochherziges Geschenk an die Schulen in Schleswig-Holstein gegangen. Was ist das für eine Rechtschreibreform und was ist das für eine Revision, wenn sich am Ende die Regeln als unbrauchbar erweisen und wie auch immer legitimierte Experten festlegen müssen, „wie das deutsche Volk schreiben soll“.

Gibt es eine plausible Erklärung dafür, daß ausgerechnet DIE ZEIT bei dieser Verhöhnung der deutschen Schreibkultur mitmacht? Dieter E. Zimmer tut so, als sei die neue Rechtschreibung wie ein Naturereignis über die Deutschen gekom-men, die sich ihr nicht mehr entziehen können – weder jetzt noch in Zukunft:

Ab 2005 wird sie für alle Schulen des deutschen Sprachraums die einzige verbindliche Rechtschreibung sein – ausgenommen die Schulen in Schleswig-Holstein und etwaiger weiterer Bundesländer, die auf Grund eines Volksentscheids aus der Reform ausscheren und Deutschland zurück in die orthografische Kleinstaaterei des 19. Jahrhunderts zwingen. Am 1. August 1999 werden die Nachrichtenagenturen und mit ihnen ein Großteil der deutschen Presse ihre Schreibung umstellen. Sie wird jedem immer öfter begegnen, und dabei wird sie viel von ihrem Schrecken verlieren. Manche werden sie nicht einmal bemerken. Niemand muss sich in seinen privaten Schriften an sie – oder sonst eine Orthografie – halten; niemand aber auch hat ein Anrecht darauf, nur mit einer von ihm bevorzugten Orthografie konfrontiert zu werden, wie das Bundesverfassungsge-richt befand. Für die nachwachsende Generation wird die neue Rechtschreibung fürs Erste die einzige „richtige“ sein und so selbstverständlich, wie für die Älteren die alte Rechtschreibung war. Und diese wird nach und nach das Air des Altmodischen annehmen; an ihr festzuhalten, wird einen bewussten und demon-strativen Akt des Protests gegen den Zeitgeist darstellen.
(DIE ZEIT 24/1999, S. 37)

Das sieht Zimmers Journalistenkollege Dankwart Guratzsch anders:

Das feierlich bekundete Hauptziel, die Einheitlichkeit der deutschen Rechtschreibung zu wahren, ist verraten worden. Die Meinung von Hunderten Fachwissenschaftlern, der gesamten literarischen Prominenz und hoch-rangiger Politiker – unter ihnen auch der Bundespräsident – wurde in den Wind geschlagen. Wer hier noch davon spricht, dies alles geschehe im Interesse der Staatsräson, muß ein dürftiges Verständnis von dem haben, was Staatsklugheit – das nämlich ist die Wortbedeutung und doch wohl nicht absolutistische Staatszucht – für das demokratische Staatswesen bedeutet.
(Die Welt v. 10. 4. 1999)

In der kurzen Zeitspanne seit ihrer Einführung ist die neue Rechtschreibung zum Steinbruch geworden. Erst bei der vorgesehenen Revision im Jahr 2005 wird sich herausstellen, was davon überhaupt übrigbleibt.
(Berliner Morgenpost v. 21. 3. 1999)


Dem ist nur eines hinzuzufügen: Arme ZEITLeser, denen bis dahin Zimmers ZEITSchreibung zugemutet wird!



Jochems
Schützenstr. 25, 57223 Kreuztal

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Gast
13.06.1999 22.00
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Leserbrief vom 15.06.99 an die großen Tageszeitungen

Sehr geehrte Damen und Herren, ich bin Ihnen sehr dankbar, wenn Sie meinen Leserbrief veröffentlichen. Mit freundlichen Grüßen aus Frankfurt, Johannes Faupel, Unterster Zwerchweg 61, 60599 Frankfurt, e.mail j.faupel@ogilvyone.de


Mit Worten ließ sich's trefflich streiten – heute streitet man ums Wort allein. Man fühlt sich glatt in die Zeit der SED-Diktatur zurückversetzt: als demokratische Bewegungen mit allen Mitteln unterdrückt und die zweifelhaften Interessen weniger Menschen gegen den Willen des Volkes durchgedrückt wurden. Nur – bei der Rechtschreibreform geht es gar nicht um Besitz, Macht oder gar Waffen. Oder doch? Um viel Geld geht es allemal, um sehr viel Geld. Und betrachtet man das präzise formulierte und damit unmißverständliche Wort als Waffe wider die Unsachlichkeit, die Dummheit und die Gleichmacherei, liegt der Verdacht nahe, daß dieses wichtige Instrument bewußt entschärft wird. Wenn das Volk die richtige und allgemein anerkannte Schreibweise seiner Sprache erst als Nebensache erachtet, läßt sich in jeder beliebigen Hauptsache willkürlich mit ihm verfahren. Eine groteske Situation: Engagierte Menschen ringen um die Wahrung ihrer demokratisch garantierten Rechte, und die Polizei vertreibt sie von der Straße. Gegner der Reform wurden sogar schon vom Verfassungsschutz in die rechtsradikale Ecke gestellt. Dabei ist alles, was sie erreichen wollen, angehört zu werden und selbst zu entscheiden, wie geschrieben wird: in Schulen, Ämtern und allen anderen Bereichen. Systematisch wird das Berliner Volksbegehren boykottiert, und die angerufenen Gerichte ziehen sich in eine eilends gefundene Rechtslücke zurück. Neben dem erklärten Willen fast der gesamten Bevölkerung wird dabei das Wichtigste ignoriert: Angeblich war sie für das Volk gemacht, diese sog. Reform, aber das Volk will sie nicht. Die Rechtschreibreform ist unnötig, völlig mißlungen, systemlos und in sich längst tot, daran besteht nicht der geringste Zweifel. Das einzige Argument fürs Weitermachen heißt: Wir haben doch damit angefangen. Fatal, wie schnell der Verstand den Menschen verläßt, wenn er vermeiden will, Fehler einzugestehen und auf schnellen Profit zu verzichten. Ich wünsche Berlin und allen Menschen im deutschsprachigen Raum, daß dieser Humbug schnell ein Ende nimmt und die Rechtschreibreform auf die Müllhalde der Geschichte verfrachtet wird. Eines läßt dabei hoffen, und das haben die Kultusbürokraten nicht bedacht: Die Berliner sind schon mit ganz anderem fertiggeworden: Blockade, Mauer, Teilung, Isolation. Wenn sich zu diesen waschechten Privatdemokraten auch einige Politiker gesellen, ist das übrigens keine Schande. Es lebe die Demokratie!



Johannes Faupel
Unterster Zwerchweg 61, 60599 Frankfurt

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Sigmar Salzburg
11.06.1999 22.00
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“Europa für Wale³

Greenpeace-Stand vor einem Wahllokal mit dem Transparent „Wal-Lokal“ – Eine ältere Dame: „Oh nein, schon wieder diese Rechtschreibreform!“ (Heute, am Tag der Europawahl, gehört von meiner Dreizehnjährigen.)



Sigmar Salzburg
Hans-Olde-Weg 22, 24229 Dänischenhagen

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Sigmar Salzburg
11.06.1999 22.00
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Gast
29.05.1999 22.00
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Wie wär¹s mit ein paar Links? (Matthias war hier)

Matthias war mal wieder hier und freut sich, daß es jetzt auch einige Seiten für Eintragungen ins Gästebuch gibt. Darf ich einen kleinen Verbesserungsvorschlag machen? Was haltet Ihr von Links zu anderen Seiten zur Rechtschreibreform?

Z.B.    http://home.t-online.de/home/j.langhans/reform.htm Aufsatz von Dr. Jürgen Langhans: Wir schreiben für die, die lesen

und:    http://bin.mayn.de:90/gaeste/index.phtml?rsr+ALL



Matthias Dräger

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Gast
29.05.1999 22.00
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Wie wär¹s mit ein paar Links? (Matthias war hier)

Matthias war mal wieder hier und freut sich, daß es jetzt auch einige Seiten für Eintragungen ins Gästebuch gibt. Darf ich einen kleinen Verbesserungsvorschlag machen? Was haltet Ihr von Links zu anderen Seiten zur Rechtschreibreform?

Z.B.    http://home.t-online.de/home/j.langhans/reform.htm Aufsatz von Dr. Jürgen Langhans: Wir schreiben für die, die lesen

und:    http://bin.mayn.de:90/gaeste/index.phtml?rsr+ALL



Matthias Dräger

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Gast
27.05.1999 22.00
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