“Rechtschreibreform³ Kabale und Intrige
Der Sprachputsch der Alt68er-Kulturrevoluzzer (Es folgt eine Sicherheitskopie meines Beitrags v. 19.11.1999 zum Spiegel-Forum unter www.spiegel.de/kultur...Rechtschreibreform: Die unendliche Debatte; überarbeitete 2. Fassung)
Wunderlich ist es schon lange, wieso sich der Verein zur Wahrung der Deutschen Sprache bisher so auffällig gelähmt in Sachen RSR verhalten hat. Hier noch ein paar Anmerkungen und Anregungen:
Verstrickungen der RSR-Sprachrevoluzzer mit dem VWDS
Der Herr Prof. Dr. Zabel saß bis vor kurzem im wissenschaftlichen Beirat des VWDS. Er war mit dabei vom Anfang an, und auf sein Wirken hin wurde die letzte Ausgabe des Wörterbuchs überflüssiger Anglizismen in Neuschrieb herausgegeben (Hrsg.: VWDS); warum Zabel, einer der Initiatoren der RSR, aus dem VWDS hinausflog, ist mir (noch) nicht bekannt. (Genauer: er ist noch mit einem Fuße drin, zwar nicht mehr Vollmitglied im VWDS, aber noch mit ihm assoziiert.)
Deutsch in Antiqua oder Fraktur?
Auszug aus : Rundschreiben des Stellvertreters des Führers Stabsleiter an die Reichsleiter, Gauleiter und Verbändeführer... folgender Erlaß (Obersalzberg, 3.1.1941): Zu allgemeiner Beachtung teile ich im Auftrage des Führers mit: Die sogenannte gotische Schrift als eine deutsche Schrift anzusehen oder zu bezeichnen ist falsch. In Wirklichkeit besteht die sogenannte Schrift aus Schwabacher Judenlettern. Genau wie sie sich später in den Besitz der Zeitungen setzten, setzten sich die in Deutschland ansässigen Juden bei der Einführung des Buchdrucks in den Besitz der Buchdruckereien, und dadurch kam es in Deutschland zu der starken Einführung der Schwabacher Judenlettern. Am heutigen Tage hat der Führer ... entschieden, dass [man beachte: ss statt ß! Anm. des Verfassers] die Antiquaschrift künftig als Normal-Schrift [Getrenntschreibung! Könnte ja aber auch alles an der verwendete Schreibmaschine liegen Anm. d. Verf.] zu bezeichnen sei ... sämtliche Druckerzeugnisse auf diese Normal-Schrift umgestellt ... wird in den Dorfschulen und Volksschulen nur mehr die Normal-Schrift gelehrt werden. Die Verwendung der Schwabacher Judenlettern durch Behörden wird künftig unterbleiben. Ernennungsurkunden für Beamte, Strassenschilder u. dgl. werden künftig nur mehr in Normal-Schrift gefertigt werden ... gez. M. Bormann (Volltext beziehbar vom Bund für deutsche Sprache www.bfds.de.)
Weiterer Punkt: Eine deutsche RSR wurde von Hitler 1944 geplant, dann aber wegen der Kriegswende sprich Normandie unterlassen. In Rußland wurde eine politisch motivierte RSR (die jetzige in Deutschland ist ja auch letztendlich politisch und nicht rein linguistisch gewollt!) nach der Abdankung des Zaren durchgeführt; sie beeinflußte eine von DDR-Gelehrten umrissene, aber nie umgesetzte DDR-RSR. Und: es war den Juden in Deutschland (wie anderswo in Europa auch) gesetzlich verboten (bis ins 19. Jahrhundert, als die Reformen des Freiherrn von Stein in Preußen zustande kamen), Druckereien oder Zeitungen zu besitzen; historisch nachweislich ist also, daß der unfehlbare Führer eine falsche Vorstellung von Judenlettern hatte.
Kleine Entstehungsgeschichte der RSR: politische Hintergründe RSR und die merkwürdige Teilnahmslosigkeit des VWDS
Abgesehen von den anderen Deutungen, die aus diesem Dokument hervorgehen, hier ein paar Schlußfolgerungen zur RSR und zu Neonazis:
(1) Rechtsgerichtete, nationalistische Gruppierungen (Skinheads bzw. gewalttätige Neonazis unteren, unkultivierteren Ranges) benutzen oft sozusagen entgegen Führers Befehl (!) die jüdischen Lettern für ihren Schriftverkehr und ihre Propagandablätter! (Bitte nicht den Fehler machen, dies unzulässigerweise auch umgekehrt zu lesen der Satz soll natürlich nicht heißen und ist auch so nicht geschrieben, alle diejenigen, die die Fraktur benutzen, wären auf irgendeine Art rechtsgerichtet!)
(2) Wäre nicht der Führer gewesen, würden wir jetzt alle in Sütterlin handschreiben und unsere Beiträge an den Spiegel und andere Foren in Fraktur einsenden.
(3) Inwieweit hatte Hitler vor, die Kleinschreibung bzw. Teile der jetzigen RSR einzuführen? (Ist dem Verfasser bisher nicht bekannt.)
(4) Allein anhand der obigen Weisung und der Schreibweise darin ist schon vermutbar, warum mancher Neonazi (hier im Sinne eines Anhängers der NSDAP-Ideologie) die jetzige RSR bejahen kann und auch im VWDS mitzuwirken bereit ist (abgesehen davon, daß jene sowieso für die Entfernung bzw. Eindeutschung aller Fremdwörter sind!) Damit soll aber nicht gesagt (oder gedacht!) werden, daß die VWDS-Mitglieder, die gegen die RSR sind (80% laut Sigmar, siehe oben im Spiegel-Forum), oder sonstige RSR-Befürworter nun auch (politisch) brauner Farbe wären, und auch nicht, daß das erklärte Vereinsziel des VWDS gegen überflüssige Anglizismen als ein von Hitler angeregtes zu betrachten wäre.
(5) In Frage stellen kann man durchaus aber, inwieweit die linguistischen Urheber (Augst, Zabel & Co.) der jetzigen RSR, ohne daß sie selbst alleine deshalb als rechtsradikal einzustufen wären, auf Hitlers Pläne von 194144 als Ausgangspunkt, als Anlaß bzw. zur inhaltlichen Motivierung zurückgegriffen haben. Die bewußt irreführenderweise als Rechtfertigung vielzitierte II. Orthographische Konferenz 1901/2 kann es ja kaum gewesen sein, da deren Zielsetzung und tatsächlich umgesetztes Ergebnis ganz anders ausgerichtet waren; es gab gar keine Schreibreform im Sinne der jetzigen, von oben von einer kleinen Clique von putschmäßig handelnden Verschwörern, ohne jegliches durchs Parlament genehmigtes Ermächtigungsgesetz diktatorisch verordneten, künstlich erdachten, nicht in der Bevölkerung organisch gewachsenen Schreibform, sondern eine einvernehmliche Festlegung (weshalb es ja auch, ganz im Gegensatz zu jetzt, auch keinen nennenswerten Widerstand gab historisch belegbar) einer eindeutigen Auswahl aus den in den verschiedenen Teilen des Landes und der Bevölkerung bereits bestehenden, zwar voneinander etwas abweichenden, aber doch im Wesentlichen des Entwicklungszustandes bereits einander sehr nahe gekommenen Regelwerken und Schreibweisen (Wörterbüchern). Das Ziel war, eine einheitliche Orthographie zu erreichen, zwecks Gewährleistung der damals noch nicht gegebenen eindeutigen schriftlichen Kommunikationsfähigkeit, die dann auch tatsächlich erreicht wurde für den Rest des Jahrhunderts (bis der Vorfall: Augst, Zabel & Co. + KMK passierte!) die vorher durch Dialektschreibungen gehinderte, nunmehr freie Austauschbarkeit der Gedanken im deutschsprachigem Gebiet in schriftlicher Form und u.a. die industrielle Entwicklung Deutschlands sowie seinen Platz unter den führenden Industrienationen sicherte. Die auf diese Weise bereits zustande gekommene, schon lange bestehende, sonst von niemandem sonst nach Hitler in Frage gestellte, für die Weiterentwicklung des Landes und des Geistesguts der Bevölkerung absolut notwendige eindeutige Kommunikationsfähigkeit ist also erst jetzt durch einige wenige auf dunklem Wege in Regierungskreisen zu Einfluß gekommenen, zum Schaden der deutschen Sprache und Bevölkerung unbesonnen und antidemokratisch handelnden Sprach- und Kulturumstürzlern in Gefahr gebracht worden.
Absehbare Folgen für die Kommunikationsfähigkeit der Sprache
Es geht also in der Problematik der RSR in Wirklichkeit nicht um die völlig zweitrangige Auswirkung der neuen RSR, wie gut und leicht der einzelne, von eindeutigen Regeln und einem eindeutig geschriebenen Wortschatz befreit, für sich eine beliebige und willkürliche Auswahl aus dem ermöglichten Spektrum von Regeln, Zeichensetzungen und Wortbildungen trifft bzw. treffen kann und mag, sondern in erster Linie darum, daß gerade durch diese, vorher in dieser Weise gar nicht erst mögliche, BELIEBIGE, unterschiedliche individuelle Auswahlmöglichkeit und die darauffolgende Angewöhnung verschiedener Schreibweisen durch verschiedene Individuen, die vorher bestehende Eindeutigkeit der Schriftsprache (Orthographie), folglich auch die Kommunikationsgewährleistung unter den Mitgliedern der deutschsprachigen Gesellschaft, mit der Zeit schweren Schaden bzw. gänzlich verloren gehen muß. Dabei ist noch gar nicht erst berücksichtigt worden, daß auf Jahrzehnte hinaus eine zwar schrumpfende, aber doch immer noch vorhandene, anfängliche Mehrheit der Bevölkerung die aus dem 1902 vereinbarten Regelwerk entwickelte, ganz andere Orthographie neben der Vielzahl der aus der RSR hervorgehenden Schreib- und Sprechweisen weiterhin einsetzen wird, und wenn nur aus der Macht der erlernten Gewohnheit.
Unbesonnene Befürworter der RSR beispielsweise ein Herr Markus v. Brevern (Spiegel-Forum) und andere wie er sollten die letztendlich tödlichen Gefahren zu Gemüte führen, die, neben den schönen, neuen (1984, George Orwell; Brave New World, Aldous Huxley) individuellen, spielerischen, schriftlichen Möglichkeiten, eben durch diese für die wichtigste VORAUSSETZUNG für das WOHLERGEHEN des Deutschen Volkes (Zitat aus dem Anfang der Verfassung Deutschlands) und seiner Gemeinschaft ergeben.
Verfassungswidrige politisch-wirtschaftliche Verflechtungen Medienkartell und Behinderung der Meinungsfreiheit?
Der Multimediariese Bertelsmann besitzt bzw. ist vertraglich verflochten mit dem Verlag Grüner + Jahr (Stern), der wiederum 25% des Spiegels besitzt. Bertelsmann ist beteiligt an bzw. hat starken Einfluß auf alle(n) namhaften Zeitungen und Verlage. Daß dies insbesondere für die Schulbuchverlage zutrifft, ist mehr als nur wahrscheinlich.
Ist wohl klar, warum sogar unser aller Held, der Spiegel, trotz aller Großmäulerei dann doch kuschen mußte, und der Stern ebenfalls, abgesehen von der Erwägung, durch die Schulen (bzw. orthographisch irregeführte Eltern) für die SchülerInnen mit dem Bann belegt zu werden. Zu dem Verhalten der Schulbuchverlage in dem neuen Zusammenhang brauche ich wohl nichts zu sagen. Deutschland hat bereits seinen Microsoft-Fall und zwar auf eine viel schlimmere Art und Weise als die USA Billy boy hat ja nur Software verkauft, aber hier gehts (vermutlicherweise) um unzulässige Einflußnahme auf politische Entscheidungen von verfassungsmäßig Unbefugten und um die Verflechtung zwischen ein paar wild gewordenen 68er Sprach-Revoluzzern (Trennung hier bewußt! Anm. d. Verf.) und Politikern auf höchster Ebene mit einem Weltwirtschaftskonzern, der mit Sprachprodukten handelt. Ist unter solchen Bedingungen noch zu erwarten, daß die von der deutschen Verfassung verlangte Bedingung der gerühmten freiheitlichen, demokratischen Grundordnung der BRD bei den RSR-betreffenden Entscheidungen der KMK noch zweifelsfrei gewährt wurde? Wo bleiben Verfassungsschutz ganz andere Leute haben sich ja seinerzeit lebenslängliches Berufsverbot wegen schweren Gesinnungsverstoßes gegen die freiheitliche, demokratische Grundordnung der BRD eingehandelt und das Bundeskartellamt ( wg. Bertelsmann)?
Zu den wirren Machtkämpfen über die RSR und anderen Vorgängen in den KMK- und KMK-Gutachter-Sitzungen, siehe die ausgezeichneten Ausführungen von Prof. Ickler in der unter www.rechtschreibreform.com beigefügten Literatur.
Revidierbarkeit des BVerfG-Urteils 1998? Veränderte Beweislage 1999
· Kann nicht das BVerfG sein eigenes Urteil von 1998, daß der Eingriff in die Schriftsprache über den KMK-Verwaltungsweg, statt über die Parlamente (also Gesetzesweg) wegen Unwesentlichkeit des Eingriffs (nur 0,05% der Wörter würden geändert, so Heidi Simonis) zulässig sei, wegen gravierender Veränderungen in der Beweislage und vorgetäuschter bzw. nicht belegter Zusicherungen der KMK-Gutachter revidieren, da keine höhere juristische Instanz über ihm steht? Dies o. ä. soll schon mal gewesen sein und außerdem ist diese Möglichkeit des Wiederaufrollens eines Gerichtsfalls bei geänderter Beweislage ja auch in schweren Kriminalfällen gegeben. Schließlich liegen jetzt ganz andere Ergebnisse der RSR vor als 1998 vom BVerfG mangels genügender, praktischer Umsetzung angenommen. Stichworte: Kosten seitens der Wirtschaft (Gewinn auch?) und vor allem der Eltern und der Schulen, Schadensersatz für die Eltern/Schüler und schreibende Berufstätige, erwiesene Schädigung der eindeutigen Kommunikationsfähigkeit in der deutschen Schriftsprache (Punkt: willkürliche Auslegbarkeit der RSR-Regeln und verschiedene Wörterbücher), d.h. Verlust der einheitlichen Orthographie (die die eindeutige Kommunikationsfähigkeit gewährleistet) im deutschen Sprachgebiet, die jetzt erst nachweisbar stattfindet und in aller Voraussicht, wenn nichts Entscheidendes geschieht, in ganz erheblichem Maße, auf individueller sowie Gruppenebene, rapide fortschreiten wird.
Beim Anstrengen eines solchen Prozesses wäre ganz wichtig zu beachten, daß der Kläger (also das Volk bzw. seine wahren Vertreter) diesmal, anders als 1998, das Pulver nicht zu früh verschießt. Bloß lieber ein bißchen länger warten, bis die juristischen Fachleute der RSR-Gegner das ist ja die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung ganz sicher sind, daß die geänderte Beweislage juristisch narrensicher nachzuweisen ist.
Verfassungsmäßige politische Haftung wegen Verstoßes gegen den Amtseid
Sollte der BVerfG dies tatsächlich tun, wäre zu überlegen, inwieweit die betreffenden Minister/Regierungen und sonstige (beamtete heh! heh!) Parteien wegen schweren Verstoßes gegen den Amtseid (es heißt doch, ich schwöre hiermit...und Schaden vom deutschen Volke abzuwenden und nicht hinzuzufügen(!) oder so ähnlich, oder?) und gegen die Verfassung (...freiheitliche, demokratische Grundordnung) unter Klage zu stellen wären. Diesmal sollte das Volk nicht versuchen, nur sich verteidigend seine Grundrechte vor Gericht zu schützen (schon gewesen!), sondern, selbst die Initiative ergreifend, die Missetäter vor Gericht anklagen! Mal sehen, wer die Runde dann gewinnt, das Volk oder die von ihm gewählten demokratischen Vertreter!
Dürfte wohl dem Denkfaulsten klar sein, wieso eine Heidi Simonis oder ein Zehetmeier so schnippisch und richtig bissig auf Fragen zu den angestrebten Volksbegehren reagiert haben und weiterhin reagieren, und dazu wieso vorschriftswidrigerweise es keine Protokolle der in Frage kommenden KMK-Sitzungen gibt! Nachdem sie nun im Sog des Kielwassers des eigenst zusammengeschusterten und losgetretenen Tankers geraten und nun selbst, bar jeder Steuerungsmöglichkeit, weiter mitgerissen werden, haben sie genau vor dieser Möglichkeit eine Heidenangst. Deshalb können sie sich es gar nicht leisten, irgendein Volksbegehren zum Erfolg kommen zu lassen. Man siehe diese bodenlose Arroganz die denken, keiner unter der Bevölkerung könnte (wegen anderswo erwähnter Unmündigkeit und folglich Dummheit) darauf kommen! Dabei bin ich gar nicht der erste, oder der einzige, der darauf gekommen ist! Fragt sich nur, wer hier der Dumme ist wäre es nicht klüger seitens der KMK, jetzt und rechtzeitig einen Rückzieher zu machen und den ganzen Unfug vorbehaltlos zurückzunehmen, als die oben erwähnten Möglichkeiten des politischen Selbstmordes auch nur zu riskieren?!
Die wahren langfristigen Absichten: Sprachpolitischer Umsturz Radikale Kleinschreibung als Zielsetzung und sozialpolitisches Mittel Umkrempelung der Zeichensetzung und aller Regeln Erschaffung einer künstlich erdachten Sprache
Zur weiteren Anregung der kleinen grauen Hirnzellen (Zitat, Hercule Poirot!) hier zwei Auszüge aus dem juristischen Gutachten (so darf man es wohl nennen) von Dr. Wolfgang Roth mit dem Titel Zur Verfassungswidrigkeit der Rechtschreibreform, erschienen im Heft 9 der Bayerischen Verwaltungsblätter am 1. Mai 1999 (also ein Jahr etwa nach dem Urteil des BVerfG, d.h. es waren einige der kläglichen Ergebnisse der Umsetzung der RSR bereits zu sehen, im Gegensatz zur Zeit der BVerfG-Verhandlung im Jahr davor), S. 257 ff. der Blätter und darin in der 2. Hälfte des Aufsatzes, unter der Überschrift, 2. Einladung zur Salami-Taktik, der Volltext ist bei www.rechtschreibreform.com unter der beigefügten Literatur nachlesbar (höchst empfohlen wegen anderer Inhalte): >>Doch der Keiser ist nicht tot: Mit dieser Reform werden die gröbsten Missstände beseitigt; ein radikaler Neuanfang wurde freilich vermieden ... Ehrlicherweise muss gesagt werden, dass dieser Missstand nur teilweise überwunden sein wird ... Die entscheidenden Probleme wie die Groß- oder Kleinschreibung wurden nicht gelöst: ein Bruch mit der Rechtschreibtradition wurde nicht vollzogen. So bleibt die deutsche Sprache auch in Zukunft die einzige Sprache auf der Welt, in der Substantive in der Satzmitte mit großem Anfangsbuchstaben geschrieben werden ... Ein langer (vom deutschen Volk überhaupt nicht erwünschter aber wer ist das Volk schon!! d. Verf.) Prozess ist damit an seinem vorläufigen Ende angelangt.<< (Alles ein Zitat aus: Götze: Die neue deutsche Rechtschreibung, Bertelsmann (welch Wunder!) Lexikon Verlag, 1996 (Fußn. 43), S. 21 f.; Hervorhebungen durch d. Verf.)
Damit ist klar, daß die jetzige RSR erst der Anfang sein soll! Die kleinschreibenden Sprachputschisten fühlen sich durch die Großbuchstaben so bedrohlich gestört, daß sie, als Teil eines regelrechten sprach- und gesellschaftspolitischen Programms oder eines heimlichen Manifests, vorhaben, unter anderen Maßnahmen von denen wir ja schon jetzt eine kleine Kostprobe bekommen durften zur völligen Behebung der Missstände die Großbuchstaben vollends zu enthaupten, das ß(ist ja schon jetzt fast ausgebürgert, ans Wortende hinausgeschoben!) ganz verschwinden zu lassen, die Zeichensetzung völlig umzukrempeln und die über Jahrhunderte sich weiterentwickelnde Zusammenschreibung gänzlich abzuschaffen! Ob das alles nun mit linguistisch-orthographischen oder aber eher mit gesellschaftspolitischen (Umsturz-) Überlegungen zu tun hat, mag der/die geneigte Leser/in selbst entscheiden!
Abzusehende Folgen: die Zerstörung der gemeinsamen Sprache
Die klar absehbaren Folgen dieses Vorhabens, zusätzlich zum oben erwähnten Verlust der eindeutigen Kommunikationsfähigkeit, sollte diese Clique weitermachen können /dürfen, werden sein, im Gegensatz zur Entstehung der von deren heiß herbei ersehnten neuen, schöneren, klassenlosen ortografie:
1. (Weiteres Zitat aus demselben Abschnitt in den o.g. Ausführungen Dr. Roths) >>Die Argumentation des BVerfG gibt den Reformern ein apartes Mittel an die Hand, alle paar Jahre einige weitere unbedeutende Änderungen im Erlaßwege verfügen (und wieder etliche Millionen Bücher verkaufen) zu können, bis in einigen Jahrzehnten die deutsche Sprache nicht mehr wiederzuerkennen sein wird indes nach Ansicht des BVerfG wird wohl kein einzelner Reformschritt wesentlich gewesen sein!<< Die Sprache soll also verkommen zu einem beliebig und willkürlich verformbaren politischen Streitthema alle vier Jahre! Ist ja gaaanz interessant!
2. Während der Übergangsphase, die mehrere Jahrzehnte dauern kann, wird es eine zunehmende Anzahl Orthographien, damit auch hochdeutsche Mundarten im deutschsprachigen Raum entstehen, die in der Ausartung sich schleichend immer weiter voneinander entfernen bzw. erneut Neugruppierungen (z. B. in berufsbedingten Gemeinschaften) bilden, wobei die bestehende, noch einheitliche Orthographie (basierend auf dem Konsens 1902) noch von einer großen Nebengruppe benutzt wird, die aber mit der Zeit ausstirbt. Eine völlig widersinnige Umkehr der bisherigen geschichtlichen und geistesgeschichtlichen Entwicklung der deutschen Sprache wird eintreten.
3. Am Ende werden die überlebenden individuellen und Gruppenorthographien und Mundarten untereinander so verständlich sein wie Bajuwarisch für einen Preußen oder norddeutsch Platt für einen Schweizer.
4. Damit wird das Deutsche von heute völlig unkenntlich, ausgestorben, nicht lesbar für einen Normal-Deutschen und zu einem Fall für die Palaeolinguisten und soziolinguistischen Pathologen geworden sein!
5. Damit wird die deutschsprachige Bevölkerung, seiner Geschichte, seiner vergangenen Literatur und damit seines gemeinsamen, kulturgeschichtlichen Gedächtnisses beraubt, gar keine Gemeinschaft mehr bilden. Denn ohne gemeinsame Sprache und ohne Vergangenheit ist ein Volk KEIN Volk!
Eines ist also klar: sollte es noch gelingen, dieser Sprach- und Kulturbarbarei Einhalt zu gebieten, müßte eine Verfassungsänderung zum Zwecke der Definierung der deutschen Sprache dringlichst beantragt werden. Es heißt zwar: ... die Amtssprache ist deutsch ... die Gerichtssprache ist deutsch ... , aber nirgendwo wird klar definiert, wie nun diese Sprache zu definieren ist. Es müßte in etwa so heißen: ... wobei die deutsche Sprache als die von der Mehrheit der erwachsenen Bevölkerung gesprochenen und geschriebenen Sprache anzusehen ist (Ich glaub, das machen besser die Juristen!). Dieser Vorschlag, im Parlament jetzt, oder aber zu einem anderen, (politisch besser gewählten) Zeitpunkt angeregt, böte auch eine Möglichkeit, diese unglückselige RSR ohne in die Gesellschaft ( kleinschreibend-nuklear!) hineinstrahlende (RSR-Befürworter-Vokabular!) gesundheitsschädliche Rückstände! endlich wieder loszuwerden
Na also meint Ihr, S. Salzburg, G. Sauer, und alle anderen? Wer macht mit bei der deutschen Version des großen Bernstein-Woodward-Watergate-Spiels? Wollen wir Internetfuzzis nun mal die Hintergründe des KMK-Wirtschaft-Revoluzzer-Komplexes aufdecken und ordentlich unters Volk bringen? Wenn schon sich die Berufsreporter, deren Aufgabe dies eigentlich wäre, entweder zu feige oder zu eingeschüchtert, geduckt halten und unbedingt so eine große Abneigung gegen den Pulitzerpreis an den Tag legen ... !
Zur Sicherstellung der freien Zugänglichkeit dieses Aufsatzes (sollte der arme Spiegel gezwungen werden, die Datei unabsichtlich verschwinden zu lassen!), parke ich weitere Kopien beim www.rechtschreibreform.com und www.raytec.de/rechtschreibreform
Nachsatz: Der verfehlte norwegische Feldversuch (RSR)
1. Ist das oben Geschilderte das, was die Kleinschreiber wirklich erreichen wollen? Zuzugebendermaßen ist das nicht ihre bewußte Absicht, sondern vordergründig eher die Bereinigung der Schriftsprache von allen Überbleibseln der geschichtlichen Entwicklung und die Erschaffung einer sichtbaren Gleichheit der Gesellschaftsklassen auch in der Sprache, in etwa im Sinne des Marxismus. Diesem Ausmaß an Verformung durch (allzu fehlbare!) Menschenhand ist noch keine Sprache auf Erden jemals unterzogen worden falls ja, dann hat sie die tief in alle Sprachstrukturen eingreifende Operation offensichtlich nicht überlebt!
Man denke nur an den totalen Fehlgriff der norwegischen RSR (der Verfasser verfügt hierzu über keine Originaldokumentation die Recherche im Internet und in den Internetarchiven des Stern und Spiegel blieben erfolglos) Warum wurden keine norwegischen Fachleute von der KMK zur Berücksichtigung der Folgen der bereits daselbst durchgeführte RSR hinzugezogen? Das Ergebnis des norwegischen Feldversuchs ist, daß die Norweger jetzt lieber Englisch schreiben, als sich mit dem verhunzten Regelwerk ihrer eigenen Sprache abzuplagen! Norweger sollen versucht haben, deutsche Fachleute vor solchen Eingriffen und deren Folgen zu warnen wie man sieht, umsonst!
2. Zugegebenermaßen habe ich im Hauptteil das rhetorische Stilmittel der Übersteigerung benutzt schließlich habe ich Rhetorik in zwei Jesuitischen (eine davon von deutschen Jesuiten geleitet) Schulen in Indien gelernt trotzdem sei daran erinnert: Erstens, die Lebenserfahrung lehrt jeden einzelnen, bei unkalkulierbaren Handlungen mit dem am schlechtesten anzunehmenden Fall (das Eintreten der SAU!) zu rechnen, und zweitens, warum sollte diese Vorsichtsmaßnahme nicht auch im gesellschaftlichem Bereich gelten? Schließlich ist ja auch im Falle eines ganz anderen, von sich selbst überzeugten, nur an das Wohl des deutschen Volkes (was speziell bei der jetzigen RSR kaum der Fall ist hier herrschen wohl nur die Geltungssucht und die Machtgier) denkenden Putschisten, die letzte SAU eingetreten, nämlich schlicht DIE deutsche Katastrophe 1945!
(Diesen Aufsatz, wie auch meinen ersten mit dem Titel: Ansichten eines ausländischen Germanisten, Physikers... bei www.rechtschreibreform.com gibt der Autor im Dienste der Sache frei zur Vervielfältigung und weiterer Verwendung in jeder möglichen Form, mit nur einer Einschränkung: nur als Ganzes, um durch isoliert Zitiertes Mißbrauch zu verhindern)
Apar Singh, Siegen, Physiker, Germanist, deutschsprachiger Ausländer.
Nachfrage: Könnte jemand mir Hinweise zu gut zugänglicher, deutsch- bzw. englischsprachiger Literatur über den norwegischen Fall, womöglich in Internetarchiven, geben? [Hinweis vom Setzer: Im Spiegel stand 1997 ein Aufsatz unter dem Titel Babel am Polarkreis]
Apar Singh Siegen
|