Einer muß ja mal anfangen
Also die heutige Ausbeute ist nicht allzu ergiebig, was aber daran liegt, daß ich die Zeitungen der letzten Woche nicht gründlich gelesen habe. Immerhin, damit dieser Draht nicht verkümmert (der Faden ist mir zu dünn), immerhin drei nette Zitate aus dem Tölzer Lokalteil:
»Männer lassen Jacken mit gehen«.
Beim näheren Lesen des Berichts erfährt man dann, daß die Jacken doch nicht alleine gehen konnten, sondern einer der beiden Täter, bei denen es sich »vermutlich um Asiaten« gehandelt habe, sie in seinem Rucksack verstaute, während der andere die Verkäuferin ablenkte.
Darunter erfahren wir: »Unbekannter zerkratzt Auto«.
»Ein Unbekannter hat am Mittwoch den Wagen eines Haushamers verkratzt. Das Auto war an der Tiefenbachstraße geparkt. Schaden: 1500 Mark.« (Also: nicht mehr an der Tiefenbachstraße parken, Jungs!).
Vermutliche Asiaten und Unbekannte können sich allerhand leisten. Zerkratzen, verkratzen der Haushamer war sicherlich verkrätzt.
Das hat nun mit Rechtschreibung nichts zu tun, ist aber dennoch schön.
Auch folgendes:
»Hillary präsentiert Buch«
Es geht nicht um »unsere« Hillary oder die von Bill, sondern um Sir Edmund aus Neuseeland. Der 81-Jährige (wie Jährig der inzwischen geworden ist!) kommt also an den Tegernsee und liest aus seinem Buch über seine Mount-Everest-Erstbesteigung am 29. Mai 1953, die ihm den Adelstitel von der englischen Königin Elizabeth II. eingebracht hatte. Und dann:
»Zum 50. Todestag dieses Ereignisses, 2003, will die Vorsitzende der Stiftung, Ingrid Versen, eine Trekking-Tour in den Himalaya mit Edmund Hillarys Sohn Peter organisiert...«
Doch, genau so steht das da..
Auch ohne Rechtschreibreform sind unsere Schreibprofis, die die Schreibwirklichkeit repräsentativ darstellen (Ickler dixit), immer wieder für allerhand Klamauk zu haben. Über den Alkoholpegel des Lokalredakteurs kann man nur Vermutungen anstellen.
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Walter Lachenmann
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