Aussprache
Meine Bemerkung über die Befürwortung von ss durch Jean-M. Zemb bezog sich auf den konkreten Begründungsfall, nicht darauf, daß ich das phonographische Prinzip für unwesentlich hielte. Ich bleibe ja, in mildem Widerspruch zu Herrn Markner zum Beispiel, beim Vorrang des Mündlichen, bin also gewissermaßen ein Oralprimate. Bei Stilleben war das Problem anders: Wir haben diese seltsame Lehnübersetzung meist irgendwo schriftlich kennengelernt, ohne so recht zu verstehen, was es damit auf sich hat. Es gibt aber zahllose Wörter, die mehrere Aussprachen zulassen würden und trotzdem nie in Schwierigkeiten führen, weil wir eben die Wörter kennen, bevor wir sie zum erstenmal lesen. Wir lesen gestern und nicht geschtern usw. Man muß lange suchen, bevor man für Muttersprachler schwierige Wörter findet, bei denen die herkömmliche s/ß-Schreibung die Ursache des Problems ist. Kein Handlungsbedarf, wie gesagt, aber die besondere Fehlerträchtigkeit der neu-alten Heyseschen s-Schreibung steht fest.
Theodor Ickler Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
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