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Gast
26.11.2000 23.00
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Woher kommt das ß?

Das möchte ich auch gerne wissen.
Denn Apfel, Nuß und ...

Theodor Storms Nuß kommt sicher aus dem Latein?!
nux, nucleus, ... nuklear.

Wer hat aus nux die Nuß gemacht?

So besehen, könnte das ß aus einem x entstammen, oder?

Die Reform wird dem Theodor Storm womöglich eine Mandel von 15 Buchstaben zerstören. „Denn Apfel, Nuss und ... sind es 16 Buchstaben.

Und wieviele solcher nach dem Mandelmaß 15 bemessene Lyrik sonst noch zerstört wird, das mag der Teufel wissen.



Genzmann
Hausdorffstr. 233, 53129 Bonn

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Christian Dörner
25.11.2000 23.00
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Die Schüler freuen sich über die Rechtschreibreform?

Lieber Herr Müller,

daß sich die Schüler darüber freuen, daß man 'in bezug auf' jetzt groß schreibt, ist vielleicht nicht falsch. Allerdings kommt diese Floskel in Schüleraufsätzen so gut wie nie vor – weder falsch noch richtig. Des weiteren ist die Großschreibung m. E. auch nach den alten Regeln nicht falsch. Soweit ich weiß, wurden 'in bezug auf' und 'auf/von seiten' bis vor ca. 50 Jahren groß geschrieben, also auch nach 1901, als die sogenannte alte (in Wirklichkeit moderne) Rechtschreibung in Kraft trat.
Bei 'heute abend' sieht die Sache ganz einfach so aus, daß 'abend' hier nun mal ein Adverb ist. Daran kann auch die Rechtschreibreform nichts ändern, da die Rechtschreibung keinen Einfluß auf die Grammatik hat. Man betrachte nur die Äußerung des Duden 2000 (22. Aufl.) in bezug auf 'heute abend': "... werden als Substantive ANGESEHEN und großgeschrieben.“ Hilfloser geht es nicht mehr. Der Duden weiß ganz genau, daß es sich hier weder um ein Substantiv noch um eine Substantivierung handelt. Bei 'heute früh' ist es sogar noch schlimmer, denn die vom Duden 2000 erlaubte optionale Großschreibung wird nicht einmal von den neuen Regeln gedeckt.
Bei 'Streß' geht es wieder um die alte Diskussion der ß/ss-Schreibung. Hier dreht es sich um die Zweckmäßigkeit der Neuschreibung. Tatsache ist, daß jetzt bei ß/ss mehr Fehler als früher gemacht werden und daß auch die Lesbarkeit (Missstand, Gussstahl, Verschlusssache usw.) deutlich abnimmt.
Die Schreibung 'nummerieren' ist jetzt richtig, aber es bleibt beim 'Numerus', beim 'Numeral' und bei 'subsumieren'. Ist das eine Vereinfachung?
Und was passiert ab 2005? Lieber Herr Müller, ich denke, daß die Schüler schon jetzt richtig darauf brennen, daß ihnen 'kennenlernen', 'bekanntgeben', 'sogenannt', 'schneuzen', 'sitzenbleiben', 'zur Zeit', 'wie leid du mir doch tust', 'er wird mir doch wohl nicht weh tun' usw. als Fehler angekreidet werden. Da bin ich mir ganz sicher, oder!?



Christian Dörner
91058 Erlangen

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Thomas Paulwitz
25.11.2000 23.00
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Zusammen setzen: guter Vorschlag Herrn Schäblers

Herrn Schäblers Vorschlag unterstütze ich. Wenn ich mich frei machen kann, bin ich gerne bereit, dabei zu sein und mich mit anderen zusammen zu setzen und zusammenzusetzen.



Thomas Paulwitz
Erlangen

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Christian Melsa
25.11.2000 23.00
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Zusammen SäTZEN!

Das ist doch die einzig richtige Schreibweise. Denn „setzen“ kommt doch von „Satz“, daher auch „einsätzen“ wg. „Einsatz“ (habe ich eben gerade auf einer anderen Netzseite gelesen!)...



Christian Melsa

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anonymer Gast
25.11.2000 23.00
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Fehlinterpretation

Herr Prößdorf,
haben Sie irgendeinen Text, der das erklärt, was Sie hier mit „Fehlinterpretation ß=sz“ anreißen? Das klingt spannend, ich versteh nur noch nicht so ganz, was gemeint ist. Es geht wahrscheinlich um die Annahme, dass nur der Name ‚Eszett, aus der Fraktur übernommen wurde, der Buchstabe in der Antiqua allerdings von der Form her Ligatur aus langem s + kurzem s ist. Meinten Sie es so? Mag sein, nur sieht man eben auch heute Schriften, die haben eindeutig die Ligatur s + z aus der Fraktur übernommen (die Schrift des zitierten Buches von Eroms / Munske hat so ein ß; es wäre eine Fehlinterpretation hier von langem s + kurzem s zu sprechen).
Wie äußerte sich denn die Fehlinterpretation? In der Namensgebung (sonst noch etwas)? Wie hat man denn den Fehler Ende des 19. Jahrhunderts korrigiert? Wenn es nur die Namensgebung war, dann hat man die ja bis heute nicht korrigiert. Wenn Sie glauben, ich hätte 200 Jahre Forschung über Bord geworfen, dann ist das mit Sicherheit eine Fehlinterpretation. Auch das mit Lizst war nur ein „vergleiche“, fehlinterpretiert als „siehe als Begründung“.
Die Ausspracheunterscheidung die ich meinte, war Pröhsdorf oder Prössdorf; das ß macht das eben nicht deutlich, darum ging es ja gerade (Sie schrieben Pröhsdorf oder Prößdorf).
Das zum Schluss ist das Spannendste: „ß wurde Ende des letzten Jahrhunderts oft auch aus hs gebildet.“ Dazu müssen Sie unbedingt mehr erzählen. Wie wurde das daraus gebildet? Haben die Setzer die Buchstaben h und s zusammengebastelt oder wie?
Servus!



Daniela Kopsch

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Christian Dörner
25.11.2000 23.00
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Was ist eigentlich an der alten Rechtschreibung modern?


Lieber Christian Dörner,
vielen herzlichen Dank für Ihre Stellungnahme. Ich denke, dass wir mit der Erbsenzählerei nicht so recht weiterkommen. Sollen die Schüler also wieder mühsamst lernen: ins Lächerliche ziehen; im klaren sein; zur Not; not tun; Not leiden;
Sehen Sie wirklich einen Sinn darin: Streß, stressig, streßfrei weiterhin unterschiedlich zu schreiben? Ich nicht. Ich schreibe Stress, stressig, also stressfreier als vorher, und die Schüler auch.
Die Ickler-Version der alten Rechtschreibung enthält im Übrigen eine stolze Zahl von Ungereimtheiten: Cleverneß, Streß, aber Wellness! Ebenso halte ich sein sklavisches Festhalten an der alten Trennung für absurd: Mu-ster, Mei-ster aber Diens-tag; Bäk-ker statt neu – und besser – Bä-cker, ähnlich wie Be-cher (Warum plädieren Sie nicht für Beh-her?)
Was Sie zu »in Bezug auf« sagen, trifft auf meine Schüler kaum zu, weil in Geschäftsbriefen diese Floskel häufig vorkommt. Aber können Sie mir irgendeine Schülerarbeit zeigen, wo das Wort »Numerus« zu schreiben ist? Während das Verb »nummerieren« doch des Öfteren vorkommt – übrigens seit Jahrzehnten meist in dieser »falschen« Schreibweise. Dass jetzt mehr Fehler gemacht werden, ist nicht meine Erfahrung. Es sind eher weniger.
Trotzdem, vielen Dank für Ihren Brief. Er hat mich durchaus positiv überrascht. Ihm fehlt die auf dieser Homepage für mich so unangenehme Verbissenheit, die in vielen anderen Reaktionen zum Ausdruck kommt. Ihm fehlt auch der »blinde Hass« auf die hirnverbrannten, willfährigen Pädagogen, die diese Reform gut finden. Ebenso fehlt: »Schüler von den Kultusministern vergewaltigt oder als Geiseln genommen“ oder ähnlicher Schwachsinn.
Herzliche Grüße, Sigi Müller

Die Schüler freuen sich über die Rechtschreibreform?
Lieber Herr Müller,
daß sich die Schüler darüber freuen, daß man „in bezug auf“ jetzt groß schreibt, ist vielleicht nicht falsch. Allerdings kommt diese Floskel in Schüleraufsätzen so gut wie nie vor – weder falsch noch richtig. Des weiteren
ist die Großschreibung m. E. auch nach den alten Regeln nicht falsch. Soweit ich weiß, wurden »in bezug auf» und »auf/von seiten« bis vor ca. 50 Jahren groß geschrieben, also auch nach 1901, als die sogenannte alte (in Wirklichkeit moderne) Rechtschreibung in Kraft trat. Bei 'heute abend' sieht die Sache ganz einfach so aus, daß 'abend' hier nun mal ein Adverb ist. Daran kann auch die Rechtschreibreform nichts ändern, da die Rechtschreibung keinen Einfluß auf die Grammatik hat. Man betrachte nur die Äußerung des Duden 2000 (22. Aufl.) in bezug auf 'heute abend': "... werden als Substantive ANGESEHEN und großgeschrieben.“ Hilfloser geht es nicht mehr. Der Duden weiß ganz genau, daß es sich hier weder um ein Substantiv noch um eine Substantivierung handelt. Bei 'heute früh' ist es sogar noch schlimmer, denn die vom Duden 2000 erlaubte optionale Großschreibung wird nicht einmal von den neuen Regeln gedeckt.
Bei 'Streß' geht es wieder um die alte Diskussion der ß/ss-Schreibung. Hier dreht es sich um die Zweckmäßigkeit der Neuschreibung. Tatsache ist, daß jetzt bei ß/ss mehr Fehler als früher gemacht werden und daß auch die Lesbarkeit (Missstand, Gussstahl, Verschlusssache usw.) deutlich abnimmt. Die Schreibung 'nummerieren' ist jetzt richtig, aber es bleibt beim 'Numerus', beim 'Numeral' und bei 'subsumieren'. Ist das eine Vereinfachung?
Und was passiert ab 2005? Lieber Herr Müller, ich denke, daß die Schüler schon jetzt richtig darauf brennen, daß ihnen 'kennenlernen', 'bekanntgeben', 'sogenannt', 'schneuzen', 'sitzenbleiben', 'zur Zeit', 'wie leid du mir doch tust', 'er wird mir doch wohl nicht weh tun' usw. als Fehler angekreidet werden.
Da bin ich mir ganz sicher, oder!?



Christian Dörner
91058 Erlangen

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Christian Dörner
25.11.2000 23.00
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Die Schüler freuen sich über die Rechtschreibreform?

Lieber Herr Müller,

daß sich die Schüler darüber freuen, daß man 'in bezug auf' jetzt groß schreibt, ist vielleicht nicht falsch. Allerdings kommt diese Floskel in Schüleraufsätzen so gut wie nie vor – weder falsch noch richtig. Des weiteren ist die Großschreibung m. E. auch nach den alten Regeln nicht falsch. Soweit ich weiß, wurden 'in bezug auf' und 'auf/von seiten' bis vor ca. 50 Jahren groß geschrieben, also auch nach 1901, als die sogenannte alte (in Wirklichkeit moderne) Rechtschreibung in Kraft trat.
Bei 'heute abend' sieht die Sache ganz einfach so aus, daß 'abend' hier nun mal ein Adverb ist. Daran kann auch die Rechtschreibreform nichts ändern, da die Rechtschreibung keinen Einfluß auf die Grammatik hat. Man betrachte nur die Äußerung des Duden 2000 (22. Aufl.) in bezug auf 'heute abend': "... werden als Substantive ANGESEHEN und großgeschrieben.“ Hilfloser geht es nicht mehr. Der Duden weiß ganz genau, daß es sich hier weder um ein Substantiv noch um eine Substantivierung handelt. Bei 'heute früh' ist es sogar noch schlimmer, denn die vom Duden 2000 erlaubte optionale Großschreibung wird nicht einmal von den neuen Regeln gedeckt.
Bei 'Streß' geht es wieder um die alte Diskussion der ß/ss-Schreibung. Hier dreht es sich um die Zweckmäßigkeit der Neuschreibung. Tatsache ist, daß jetzt bei ß/ss mehr Fehler als früher gemacht werden und daß auch die Lesbarkeit (Missstand, Gussstahl, Verschlusssache usw.) deutlich abnimmt.
Die Schreibung 'nummerieren' ist jetzt richtig, aber es bleibt beim 'Numerus', beim 'Numeral' und bei 'subsumieren'. Ist das eine Vereinfachung?
Und was passiert ab 2005? Lieber Herr Müller, ich denke, daß die Schüler schon jetzt richtig darauf brennen, daß ihnen 'kennenlernen', 'bekanntgeben', 'sogenannt', 'schneuzen', 'sitzenbleiben', 'zur Zeit', 'wie leid du mir doch tust', 'er wird mir doch wohl nicht weh tun' usw. als Fehler angekreidet werden. Da bin ich mir ganz sicher, oder!?



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Thomas Paulwitz
25.11.2000 23.00
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Zusammen setzen: guter Vorschlag Herrn Schäblers

Herrn Schäblers Vorschlag unterstütze ich. Wenn ich mich frei machen kann, bin ich gerne bereit, dabei zu sein und mich mit anderen zusammen zu setzen und zusammenzusetzen.



Thomas Paulwitz
Erlangen

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Christian Melsa
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anonymer Gast
25.11.2000 23.00
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Fehlinterpretation

Herr Prößdorf,
haben Sie irgendeinen Text, der das erklärt, was Sie hier mit „Fehlinterpretation ß=sz“ anreißen? Das klingt spannend, ich versteh nur noch nicht so ganz, was gemeint ist. Es geht wahrscheinlich um die Annahme, dass nur der Name ‚Eszett, aus der Fraktur übernommen wurde, der Buchstabe in der Antiqua allerdings von der Form her Ligatur aus langem s + kurzem s ist. Meinten Sie es so? Mag sein, nur sieht man eben auch heute Schriften, die haben eindeutig die Ligatur s + z aus der Fraktur übernommen (die Schrift des zitierten Buches von Eroms / Munske hat so ein ß; es wäre eine Fehlinterpretation hier von langem s + kurzem s zu sprechen).
Wie äußerte sich denn die Fehlinterpretation? In der Namensgebung (sonst noch etwas)? Wie hat man denn den Fehler Ende des 19. Jahrhunderts korrigiert? Wenn es nur die Namensgebung war, dann hat man die ja bis heute nicht korrigiert. Wenn Sie glauben, ich hätte 200 Jahre Forschung über Bord geworfen, dann ist das mit Sicherheit eine Fehlinterpretation. Auch das mit Lizst war nur ein „vergleiche“, fehlinterpretiert als „siehe als Begründung“.
Die Ausspracheunterscheidung die ich meinte, war Pröhsdorf oder Prössdorf; das ß macht das eben nicht deutlich, darum ging es ja gerade (Sie schrieben Pröhsdorf oder Prößdorf).
Das zum Schluss ist das Spannendste: „ß wurde Ende des letzten Jahrhunderts oft auch aus hs gebildet.“ Dazu müssen Sie unbedingt mehr erzählen. Wie wurde das daraus gebildet? Haben die Setzer die Buchstaben h und s zusammengebastelt oder wie?
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Christian Dörner
25.11.2000 23.00
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Lieber Christian Dörner,
vielen herzlichen Dank für Ihre Stellungnahme. Ich denke, dass wir mit der Erbsenzählerei nicht so recht weiterkommen. Sollen die Schüler also wieder mühsamst lernen: ins Lächerliche ziehen; im klaren sein; zur Not; not tun; Not leiden;
Sehen Sie wirklich einen Sinn darin: Streß, stressig, streßfrei weiterhin unterschiedlich zu schreiben? Ich nicht. Ich schreibe Stress, stressig, also stressfreier als vorher, und die Schüler auch.
Die Ickler-Version der alten Rechtschreibung enthält im Übrigen eine stolze Zahl von Ungereimtheiten: Cleverneß, Streß, aber Wellness! Ebenso halte ich sein sklavisches Festhalten an der alten Trennung für absurd: Mu-ster, Mei-ster aber Diens-tag; Bäk-ker statt neu – und besser – Bä-cker, ähnlich wie Be-cher (Warum plädieren Sie nicht für Beh-her?)
Was Sie zu »in Bezug auf« sagen, trifft auf meine Schüler kaum zu, weil in Geschäftsbriefen diese Floskel häufig vorkommt. Aber können Sie mir irgendeine Schülerarbeit zeigen, wo das Wort »Numerus« zu schreiben ist? Während das Verb »nummerieren« doch des Öfteren vorkommt – übrigens seit Jahrzehnten meist in dieser »falschen« Schreibweise. Dass jetzt mehr Fehler gemacht werden, ist nicht meine Erfahrung. Es sind eher weniger.
Trotzdem, vielen Dank für Ihren Brief. Er hat mich durchaus positiv überrascht. Ihm fehlt die auf dieser Homepage für mich so unangenehme Verbissenheit, die in vielen anderen Reaktionen zum Ausdruck kommt. Ihm fehlt auch der »blinde Hass« auf die hirnverbrannten, willfährigen Pädagogen, die diese Reform gut finden. Ebenso fehlt: »Schüler von den Kultusministern vergewaltigt oder als Geiseln genommen“ oder ähnlicher Schwachsinn.
Herzliche Grüße, Sigi Müller

Die Schüler freuen sich über die Rechtschreibreform?
Lieber Herr Müller,
daß sich die Schüler darüber freuen, daß man „in bezug auf“ jetzt groß schreibt, ist vielleicht nicht falsch. Allerdings kommt diese Floskel in Schüleraufsätzen so gut wie nie vor – weder falsch noch richtig. Des weiteren
ist die Großschreibung m. E. auch nach den alten Regeln nicht falsch. Soweit ich weiß, wurden »in bezug auf» und »auf/von seiten« bis vor ca. 50 Jahren groß geschrieben, also auch nach 1901, als die sogenannte alte (in Wirklichkeit moderne) Rechtschreibung in Kraft trat. Bei 'heute abend' sieht die Sache ganz einfach so aus, daß 'abend' hier nun mal ein Adverb ist. Daran kann auch die Rechtschreibreform nichts ändern, da die Rechtschreibung keinen Einfluß auf die Grammatik hat. Man betrachte nur die Äußerung des Duden 2000 (22. Aufl.) in bezug auf 'heute abend': "... werden als Substantive ANGESEHEN und großgeschrieben.“ Hilfloser geht es nicht mehr. Der Duden weiß ganz genau, daß es sich hier weder um ein Substantiv noch um eine Substantivierung handelt. Bei 'heute früh' ist es sogar noch schlimmer, denn die vom Duden 2000 erlaubte optionale Großschreibung wird nicht einmal von den neuen Regeln gedeckt.
Bei 'Streß' geht es wieder um die alte Diskussion der ß/ss-Schreibung. Hier dreht es sich um die Zweckmäßigkeit der Neuschreibung. Tatsache ist, daß jetzt bei ß/ss mehr Fehler als früher gemacht werden und daß auch die Lesbarkeit (Missstand, Gussstahl, Verschlusssache usw.) deutlich abnimmt. Die Schreibung 'nummerieren' ist jetzt richtig, aber es bleibt beim 'Numerus', beim 'Numeral' und bei 'subsumieren'. Ist das eine Vereinfachung?
Und was passiert ab 2005? Lieber Herr Müller, ich denke, daß die Schüler schon jetzt richtig darauf brennen, daß ihnen 'kennenlernen', 'bekanntgeben', 'sogenannt', 'schneuzen', 'sitzenbleiben', 'zur Zeit', 'wie leid du mir doch tust', 'er wird mir doch wohl nicht weh tun' usw. als Fehler angekreidet werden.
Da bin ich mir ganz sicher, oder!?



Christian Dörner
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Gast
24.11.2000 23.00
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Ruhe bewahren...

Liebe Frau Kopsch,
Ruhe muß man immer dann bewahren, wenn sich irgendwo (Ende des 18. Jahrhunderts) ein Fehler eingeschlichen hat, etwa die Fehlinterpretation ß=sz, dieser Fehler dann aber Ende des 19. Jahrhunderts korrigiert wird und auch erläutert wird, wie es zu dieser Fehlinterpretation kam, und dann...
ja dann kommen kluge Menschen, weisen auf die Schreibweise Liszt hin, werfen alle Forschung der letzten hundert Jahre über Bord und begründen ihre eigene Fehlinterpretation mit einem hundertfünfzig Jahre alten Irrtum, geboren aus einer über 200 Jahre alten Fehlinterpretation.
Ob ich nun Pröhsdorf oder Prößdorf heiße, hätte ihre Frage lauten müssen. Um die Frage richtig stellen zu können, hätten Sie sich aber wiederum mit der Geschichte der deutschen Schrift auseinandersetzen müssen, denn ß wurde Ende des letzten Jahrhunderts oft auch aus hs gebildet.
Mit freundlichen Grüßen
P.



Tjalf Boris Prößdorf
Mynchen

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Gast
24.11.2000 23.00
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Diskussion verflacht immer mehr

Die Diskussion um die neue Rechtschreibung verflacht immer mehr. Das zeigen auch die letzten Beiträge auf dieser Meinungsseite. Viele haben sich bereits an die kleinen Veränderungen gewöhnt und das (christliche?) Abendland, die „deutsche Leitkultur“ usw. gibts ja noch. Und die meisten Schüler freuen sich, dass „in Bezug auf, nummerieren, heute Abend, Stress“ ... nicht mehr als Fehler angestrichen werden.
Die Diskussion um die auseinander oder zusammengeschriebenen oder mehrdeutigen Begriffe kann man immer führen, in der alten genauso wie in der neuen Schreibung. Da kommt es halt immer auf den Kontext an, damit etwas richtig verstanden wird. Beispiele: „Den Polizisten vorsichtig (oder rücksichtslos) umfahren“ ...hängt sicher auch, wie so oft, von der Betonung ab ... „das ist doch rechtmäßig oder recht mäßig?“ Lassen wir einfach mal ein bisschen Entwicklung zu und nehmen die Verbesserungen dankbar auf. Die Problemfälle bleiben, werden aber durch eine Rückkehr ins alte System – den Schritt zurück bzw. den Rückschritt – bestimmt nicht weniger, sondern mehr.
Sigi Müller



Sigi Müller
Geiselsteinstraße 5

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Norbert Schäbler
24.11.2000 23.00
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Zusammensetzen oder zusammen setzen!

Es wäre gut, wenn wir Sprachhüter und Verteidiger eines sinnvollen Umgangs mit Sprache uns einmal zusammen- und auseinandersetzen würden, denn wenn wir der destruktiven Taktik der Kultusminister nicht bald etwas Entscheidendes entgegensetzen, werden wir uns bald auseinander und zusammen setzen müssen.   
Herr Dräger mag einen Termin ansetzen.



Norbert Schäbler
Rosenstr. 12, 63768 Hösbach

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Gast
24.11.2000 23.00
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Ruhe bewahren...

Liebe Frau Kopsch,
Ruhe muß man immer dann bewahren, wenn sich irgendwo (Ende des 18. Jahrhunderts) ein Fehler eingeschlichen hat, etwa die Fehlinterpretation ß=sz, dieser Fehler dann aber Ende des 19. Jahrhunderts korrigiert wird und auch erläutert wird, wie es zu dieser Fehlinterpretation kam, und dann...
ja dann kommen kluge Menschen, weisen auf die Schreibweise Liszt hin, werfen alle Forschung der letzten hundert Jahre über Bord und begründen ihre eigene Fehlinterpretation mit einem hundertfünfzig Jahre alten Irrtum, geboren aus einer über 200 Jahre alten Fehlinterpretation.
Ob ich nun Pröhsdorf oder Prößdorf heiße, hätte ihre Frage lauten müssen. Um die Frage richtig stellen zu können, hätten Sie sich aber wiederum mit der Geschichte der deutschen Schrift auseinandersetzen müssen, denn ß wurde Ende des letzten Jahrhunderts oft auch aus hs gebildet.
Mit freundlichen Grüßen
P.



Tjalf Boris Prößdorf
Mynchen

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