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Theodor Ickler
06.12.2000 23.00
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gewinnbringend

Noch einmal zu Herrn Jansen (aber nur zu gewissen Punkten).
Bei „gewinnbringend“ im amtlichen Wörterverzeichnis handelt es sich um eine unbegründete Ausnahme. Die Dudenredaktion hat wie wohl niemand sonst um eine widerspruchsfreie Auslegung der Neuregelung gerungen. Redakteur Scholze-Stubenrecht gibt darüber in „Sprachwissenschaft“ (2/2000) Auskunft. Nach längeren Ausführungen über Regel und Wörterverzeichnis kommt er zu folgendem Ergebnis: „Schaut man nun in die Wörterliste, so steht dort zwar, dass sowohl „Gewinn bringend“ als auch „gewinnbringend“ korrekt ist, aber zur Begründung wird auf Abschnitt (1) von § 36 verwiesen, nach dem Zusammenschreibung gilt, wenn „der erste Bestandteil für eine Wortgruppe steht“. Genau das kann ich aber in diesem Fall nicht nachvollziehen.“
Es wäre noch manches dazu zu sagen, aber da die Reformer ihren Fehler längst eingeräumt haben, erübrigen sich eigentlich alle weiteren Verteidigungsversuche. Nirgendwo hat die Kritik so eindeutig recht bekommen wie gerade hier.
Der Duden hatte die Verhältnisse vielleicht nicht mit letzter Klarheit dargestellt, aber auch wieder nicht so schlecht. Übrigens steht „platzsparend“ strikt alphabetisch eingeordnet im alten Duden.



Theodor Ickler
91080 Spardorf

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Theodor Ickler
06.12.2000 23.00
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Erklärungen

Ohne mich hier ungebührlich in den Vordergrund drängen zu wollen, möchte ich auch noch auf die interessanten Anregungen von Herr Wrase eingehen. Wenn ich hier manchmal etwas sprachwissenschaftlich erkläre, wie jüngst zu „platzsparend“, dann geschieht das im Rahmen einer halbfachlichen Diskussion, wo man auch schon mal grammatische Begriffe wie „Prädikat“ usw. verwenden kann. Wenden wir uns dagegen mit unseren Auskünften an die ratsuchenden Laien, dann dürfte die einfache Vorführung von Beispielen das Mittel der Wahl sein. Im Rechtschreibwörterbuch geschieht das auch meistens so.    Andererseits gibt es im Zeitalter allgemeiner Schulpflicht doch auch sehr viele Menschen, die neben dem Muster auch eine Regel erwarten. Da würde ich nun gern auf den allgemeinverständlichen Regelteil meines Rechtschreibwörterbuchs hinweisen, worin zum Beispiel die Sache mit dem erweiterten Partizip auf Seite 18 in ziemlich einfachen Worten erklärt ist. Der Gegenstand selbst ist sehr komplex, das weiß jeder, der sich einmal damit beschäftigt hat, und es wäre geradezu ein Wunder, wenn mir hier auf Anhieb die bestmögliche Fassung gelungen sein sollte. Ich habe auch seither eine Fülle von ungemein wertvollen Anregungen zugeschickt bekommen, zum Teil von erfahrenen Schulmännern, die seit Jahrzehnten mit selbstverfaßten Regelwerken unterrichten; das werde ich in Zukunft dankbar auswerten und einarbeiten. Ich glaube, viele Teilnehmer der hier ablaufenden Diskussionen könnten dazu einen Beitrag leisten, daß die deutsche Sprache immer besser durchleuchtet und in ihren Schwierigkeiten faßlich gemacht wird. Es geht ja wirklich nicht darum, jemanden bei einem Schnitzer zu ertappen, und ich würde mich, wie gesagt, schwer mißverstanden fühlen, wenn ich als jemand dastünde, der neue Gesetzeswerke aufstellt, an denen der harmlose und gutwillige Zeitgenosse zuschanden würde.
Paradox ausgedrückt: Die Schwierigkeit liegt großenteils darin zu erklären, warum Fälle wie „platzsparend/Platz sparend“ für einen leidlich gebildeten Deutschen bisher keine Schwierigkeit darstellten.



Theodor Ickler
91080 Spardorf

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Gast
06.12.2000 23.00
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überforderung pur

Was Professor Ickler zu „Platz sparend“ schreibt, hätte ich auch meinen ratsuchenden Mitarbeitern sagen können – denn es gibt genau wieder, wie „man“ in diesem Fall schreibt bzw. angeblich schreiben soll. Nur, wer würde das verstehen? Man würde mich für verrückt halten, wenn ich die exakte Antwort geben würde. Die Leute stehen unter Zeitdruck, wollen in ungefähr fünf Sekunden wissen, wie sie schreiben sollen. Man wäre unhöflich, wenn man da mit „Steigerbarkeit des Gesamtgefüges“ oder „prädikativer Gebrauch“ usw. ankäme oder mit verschiedenen Reformphasen – und das auch noch mündlich. Wie man sieht, überblicken ja nicht einmal die Reformer, angeblich „Experten“, oder höchst interessierte Leute wie Michael Jansen das Thema. Deshalb bin ich gezwungen, in solchen Fällen eine vereinfachte Antwort zu geben.

Das Thema meiner Mitteilung war nicht: Wie schreibt man in diesem Fall?, so als wollte ich mich selbst erkundigen. Sondern: Die Leute sind heillos überfordert, wenn sie versuchen, die Neuregelung anzuwenden. Kein normaler Mensch hatte hierzulande Schwierigkeit damit, „Das ist platzsparend“ oder andererseits zum Beispiel „Diese viel Aufwand und viel Platz sparende Lösung“ zu schreiben, während jetzt höchstens ein paar hundert Mitbürger auf die Frage nach der Schreibung ebenso kompetent antworten können wie Professor Ickler.

Den Wissensstand des Normalbürgers könnte ich fast täglich mit einer anderen haarsträubenden Geschichte illustrieren. Gerade eben erlebte ich zum Beispiel folgendes. Ich hatte vor etwa einer Woche einen umfangreichen Text (8 Stunden Arbeit) zu korrigieren. Es hieß, man solle die alte Rechtschreibung anwenden; das tat ich. Daraufhin prüfte jemand in der aufftraggebenden Firma, wie es üblich ist, noch einmal das Ergebnis – und strich einen Haufen Fehler an. Er glaubte, der Lektor und/oder die vermittelnde Werbeagentur hätten ein miserables Ergebnis abgeliefert. Zum Beispiel wurde moniert, daß „im übrigen“ oder „als erster“ keine Großschreibung enthielt.

Obwohl der Kundenberater in der Werbeagentur schon eine ganze Weile mit neuer Rechtschreibung zu tun hat, wußte er nun nicht, wer recht hatte: die Firma (der Kunde) oder ich als Lektor. Also mußte ich antanzen und die Beschwerden des Kunden im einzelnen durchsehen. So stellte sich schließlich heraus, daß der Kunde zwar alte Rechtschreibung wollte, aber bei seiner eigenen Prüfung den Duden von 1996 verwendet hatte, ohne zu bemerken, daß dieser die neue Rechtschreibung wiedergibt.

Vielleicht um seine „Korrekturen“ als berechtigt erscheinen zu lassen, entschied sich der Kunde nun, seine Broschüren doch in der neuen Rechtschreibung zu veröffentlichen. Also soll jetzt alles noch einmal überarbeitet werden. (Man denke anhand dieser kleinen Begebenheit an die sogenannte Kostenneutralität der Rechtschreibreform.) Dieser Folgeauftrag erging gerade an mich; ich habe ihn allerdings dankend abgelehnt.   




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Wolfgang Wrase
06.12.2000 23.00
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überforderung

Ich bin offensichtlich selbst überfordert, nämlich mit der rechtzeitigen Angabe meines Absenders. Hier ist er.



Wolfgang Wrase
München

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Gast
06.12.2000 23.00
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Platzrunde

Professor Ickler hat Recht: platzsparend steht sehr wohl im alten Duden. Ich hab's jetzt auch gefunden. Ich denke, mir werden viele zustimmen, dass es einigermaßen versteckt ist (beim Eintrag Platzrunde). Also gut.
Herr Ickler hat das Beispiel einmal mehr genutzt, um seinen Orthografie-Ansatz vom alten Duden abzugrenzen. Dass man sowohl platzsparend als auch Platz sparend schreiben kann, das halten wohl viele Leute für neue Rechtschreibung. Das ist auch nur zu verständlich, denn die Getrenntschreibung wird in dem Regelapparat des Duden nur in Verbindung mit der Erweiterung (z.B. viel) aufgeführt. Ickler betont hingegen erfreulicherweise die Eigenständigkeit der Wortgruppe. So, wie Herr Ickler den Zusammenhang aber aufführt, gibt er nicht den alten Duden wieder (was auch nicht unbedingt seine Absicht ist, das Credo kenn ich). Dass es sich nicht nur um zwei verschiedene Schreibweisen handelt, das ist hier genauso richtig wie das, was Ickler mal zum Fall wiedersehen und wieder sehen geschrieben hatte. Gewinnbringend war keine Ausnahme, sondern ein versteckter, pragmatischer Versuch, eine Lücke des Regelwerks zu füllen. Aber der Streit ist ja bekannt; muss hier nicht wieder ausgebreitet werden.
An dem letzten Kommentar von Herrn Wrase wird ein Grundsatzproblem deutlich: Wenn die Neuregelung etwas vereinfacht, dann sind die Reformgegner Verteidiger des hohen Kulturguts der viel ausdifferenzierteren bisherigen Regelung. Die Vereinfachung wird mit allerlei vollmundigen Argumenten angegriffen. Der Kameleoneffekt tritt ein, wenn man zugleich die Absicht hat, das neue Regelwerk als – wie drückt man „ausdifferenziert“ negativ aus? Ach ja, – „viel zu kompliziert“ darzustellen. In fünf Sekunden will man die Antwort haben; denkt man da nicht an die Polemik, dass den heutigen Schülern nichts mehr zugemutet werden kann, dass deswegen eine vereinfachte Rechtschreibung her muss, es will ja heute keiner mehr nachdenken...?

Die Investition in die neuen Regeln wird sich lohnen. Wer sie verstanden hat, der muss nicht mehr nachschlagen. Die alte Duden-Regel spricht von „als Einheit empfunden“. Damit wurde dieser Bereich scheinbar „freigegeben“. In den Einträgen des Wörterverzeichnisses sucht man lange nach der richtigen und differenzierten Darstellung von platzsparend und . Die Dudenredaktion empfand den Fall eben als Einheit, oder etwas icklernäher argumentiert, die Wortgruppe musste in einem Rechtschreibwörterbuch nicht eigens aufgeführt werden („Hat man sie getilgt?“).
„Kein normaler Mensch hatte mit dem Bereich Probleme“, solange er aus dem Gefühl geschrieben hat (bewusst oder unbewusst der „Empfindungs-Pseudoregel“ des Duden folgte). Wer hingegen Fragen stellt, der merkt, dass die Dinge etwas komplizierter sind. Kennen wir nicht alle den Überraschungseffekt, wenn man ganz normalen Menschen mal zeigt, wo sich überall die Duden-Regelungen nicht mit ihrer als „bisherige Rechtschreibung“ eingestuften Schreibpraxis decken?

Worin, wenn nicht in der Unkenntnis der neuen Regelung, die zugegebenermaßen erst im 2000er Duden deutlich wird, besteht denn der Unterschied zwischen alter und neuer Regelung? Das mit dem eingesparten Wort haben beide gemeinsam, das mit der Erweiterung (Duden: „nähere Bestimmung“) auch und Wahlmöglichkeit zwischen getrennt und zusammen sowieso. Die (inter)subjektive Empfindungs-Regel ist weg bzw. geht in der Wahlfreiheit auf. Das mit „klassenbildend“ ist weggefallen; ist auch nicht objektiv genug. Die Korrelation mit der Betonung und das mit „prädikativer Stellung“ wird nicht mehr erwähnt; muss auch nicht, denn das kann man stilistisch begründen, das kann man lehren, aber das soll nicht im orthografischen Sinne über richtig und falsch entscheiden. Herr Wrase, halten Sie wirklich die Neuregelung für schwieriger? Keine weiteren Fragen!



M.Jansen

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anonymer Gast
06.12.2000 23.00
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Ernst machen!

Da lässt sich Prof. Ickler großartig darüber aus, wann man „Platz sparend“ und wann man „platzsparend“ schreiben kann, dabei ist er nicht einmal in der Lage, das Adjektiv „ernst“ vom Substantiv „Ernst“ zu unterscheiden.

Nach seinem Wörterbuch muss man nämlich nach „bewährter“ Rechtschreibung „ernst machen“ (wie „ernst nehmen“) schreiben. Hier handelt es sich aber bei „Ernst“ eindeutig um ein Substantiv! Man muss sowohl nach alter, als auch nach neuer Rechtschreibung „Ernst machen“ schreiben.

Mal schauen, wie viele Fehler ich noch finde!



Anonymus
Irgendwo

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Theodor Ickler
06.12.2000 23.00
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Nicht sehr ernst

Der Herr Anonymus gebraucht gar starke Worte. Woher weiß er denn, daß es sich bei „Ernst machen“ noch um das Substantiv handelt? Ich habe diesen Fall schon vor längerer Zeit überprüft und dabei gefunden, daß „ernst“ in dieser Verbindung überwiegend klein geschrieben wird, obwohl der Duden das ausdrücklich untersagte. Es muß also eine starke Tendenz geben, „ernst“ hier als Adjektiv (in adverbialem Gebrauch) zu verstehen, was übrigens auch meinem Sprachgefühl entspricht. Die dudenkonforme Großschreibung kommt allerdings auch noch so häufig vor, daß ich sie in der nächsten Auflage als Variante anerkennen könnte. (Auf die komplizierte, offenbar noch nicht abgeschlossene Entwicklungsgeschichte von „Ernst/ernst“ will ich hier nicht eingehen.) Übrigens sind solche Übergangsbereiche nicht weiter tragisch, da mein Wörterbuch ja gerade nciht sagt, was man machen „muß“, sondern lediglich die üblichste Schreibweise darzubieten beansprucht, neben der es durchaus begründete andere Schreibweisen geben kann. Es ist ein Ratgeber, kein Strafgesetzbuch.
Meine Ausführungen über „platzsparend“ sind, denke ich, so schlicht wie möglich gehalten und keineswegs „großartig“. Bedauerlich ist, daß ich sie ständig wiederholen muß.



Theodor Ickler
91080 Spardorf

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Theodor Ickler
06.12.2000 23.00
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gewinnbringend

Noch einmal zu Herrn Jansen (aber nur zu gewissen Punkten).
Bei „gewinnbringend“ im amtlichen Wörterverzeichnis handelt es sich um eine unbegründete Ausnahme. Die Dudenredaktion hat wie wohl niemand sonst um eine widerspruchsfreie Auslegung der Neuregelung gerungen. Redakteur Scholze-Stubenrecht gibt darüber in „Sprachwissenschaft“ (2/2000) Auskunft. Nach längeren Ausführungen über Regel und Wörterverzeichnis kommt er zu folgendem Ergebnis: „Schaut man nun in die Wörterliste, so steht dort zwar, dass sowohl „Gewinn bringend“ als auch „gewinnbringend“ korrekt ist, aber zur Begründung wird auf Abschnitt (1) von § 36 verwiesen, nach dem Zusammenschreibung gilt, wenn „der erste Bestandteil für eine Wortgruppe steht“. Genau das kann ich aber in diesem Fall nicht nachvollziehen.“
Es wäre noch manches dazu zu sagen, aber da die Reformer ihren Fehler längst eingeräumt haben, erübrigen sich eigentlich alle weiteren Verteidigungsversuche. Nirgendwo hat die Kritik so eindeutig recht bekommen wie gerade hier.
Der Duden hatte die Verhältnisse vielleicht nicht mit letzter Klarheit dargestellt, aber auch wieder nicht so schlecht. Übrigens steht „platzsparend“ strikt alphabetisch eingeordnet im alten Duden.



Theodor Ickler
91080 Spardorf

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Theodor Ickler
06.12.2000 23.00
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Erklärungen

Ohne mich hier ungebührlich in den Vordergrund drängen zu wollen, möchte ich auch noch auf die interessanten Anregungen von Herr Wrase eingehen. Wenn ich hier manchmal etwas sprachwissenschaftlich erkläre, wie jüngst zu „platzsparend“, dann geschieht das im Rahmen einer halbfachlichen Diskussion, wo man auch schon mal grammatische Begriffe wie „Prädikat“ usw. verwenden kann. Wenden wir uns dagegen mit unseren Auskünften an die ratsuchenden Laien, dann dürfte die einfache Vorführung von Beispielen das Mittel der Wahl sein. Im Rechtschreibwörterbuch geschieht das auch meistens so.    Andererseits gibt es im Zeitalter allgemeiner Schulpflicht doch auch sehr viele Menschen, die neben dem Muster auch eine Regel erwarten. Da würde ich nun gern auf den allgemeinverständlichen Regelteil meines Rechtschreibwörterbuchs hinweisen, worin zum Beispiel die Sache mit dem erweiterten Partizip auf Seite 18 in ziemlich einfachen Worten erklärt ist. Der Gegenstand selbst ist sehr komplex, das weiß jeder, der sich einmal damit beschäftigt hat, und es wäre geradezu ein Wunder, wenn mir hier auf Anhieb die bestmögliche Fassung gelungen sein sollte. Ich habe auch seither eine Fülle von ungemein wertvollen Anregungen zugeschickt bekommen, zum Teil von erfahrenen Schulmännern, die seit Jahrzehnten mit selbstverfaßten Regelwerken unterrichten; das werde ich in Zukunft dankbar auswerten und einarbeiten. Ich glaube, viele Teilnehmer der hier ablaufenden Diskussionen könnten dazu einen Beitrag leisten, daß die deutsche Sprache immer besser durchleuchtet und in ihren Schwierigkeiten faßlich gemacht wird. Es geht ja wirklich nicht darum, jemanden bei einem Schnitzer zu ertappen, und ich würde mich, wie gesagt, schwer mißverstanden fühlen, wenn ich als jemand dastünde, der neue Gesetzeswerke aufstellt, an denen der harmlose und gutwillige Zeitgenosse zuschanden würde.
Paradox ausgedrückt: Die Schwierigkeit liegt großenteils darin zu erklären, warum Fälle wie „platzsparend/Platz sparend“ für einen leidlich gebildeten Deutschen bisher keine Schwierigkeit darstellten.



Theodor Ickler
91080 Spardorf

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Gast
05.12.2000 23.00
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Analogiegedanke

Liebe Frau Kopsch,

falls ich die Zustimmung der Betreiber dieser Seiten erlange, werde ich demnächst einfach einige Bilder von Buchstaben hier einfügen, dann können wir sicherstellen, daß wir vom gleichen Phänomen sprechen.

Habe ich in der Eile tatsächlich Transskription geschrieben?

Einer der Gründe, warum ich diese Reform ablehne, ist ihre Überflüssigkeit: sie beseitigt Fehler nicht, sie definiert sie nur weg. Es bleiben aber genügend Schreibfehler übrig, die auch von der Reform nicht gedeckt werden.

Relevant ist also nicht, ob es uns gelingt, möglichst viele Fehler wegzudefinieren – wobei fraglich scheint, ob die Reform nicht ohnehin willkürlich Probleme durch andere Probleme ersetzt – sondern relevant ist, wie wir mit denen umgehen, die Fehler machen.

mfg P.



Tjalf Boris Prößdorf
München

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Gast
05.12.2000 23.00
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Neuss, Grass, Strauß...

Sehr geehrter Herr Fleischhauer,

es gab außer der Ligatur ß in der Fraktur auch die Möglichkeit, -lang s rund s- zu setzen. Selbstverständlich gab es diese Möglichkeit auch in der deutschen Kurrent. Da es in der heutigen Antiqua und lateinischen Schreibschrift (das war ja nicht immer so) nur mehr das runde s gibt, wird aus -lang s rund s- dann ss, hingegen blieb ß erhalten.


Nun muß ich allerdings Belege suchen, digitalisieren und zur Verfügung stellen...

Teilen Sie mir doch bitte Ihre Kabelanschrift mit, so daß ich Ihnen Bescheid geben kann, sobald ich dazu gekommen bin, ich denke zwischen den Jahren kann ich so etwas angehen.

mfg P.



Tjalf Boris Prößdorf
München

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Gast
05.12.2000 23.00
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platzsparend und Platz sparend

Platz sparend oder platzsparend
Man kann platzsparend oder Platz sparend schreiben. Ersteres, weil etwas sehr platzsparend und noch platzsparender sein kann; Letzteres, weil sich die Schreibweise von Partizipien nach der Schreibweise des Infinitivs richtet (Platz sparen, also auch Platz sparend). Als Empfehlung würde ich die Zusammenschreibung geben. Im alten Duden stand platzsparend nicht drin. Die Regel spricht von „als Einheit empfinden“. Man konnte also „Platz sparend“ schreiben, wenn man es nicht als Einheit empfunden hatte. Aber auch nach der alten Norm gab es sicherlich (im Prinzip platzsparend und (viel) Platz sparend.



Michael Jansen

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Theodor Ickler
05.12.2000 23.00
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Platz sparend und platzsparend

Es verhält sich anders, als Herr Jansen glaubt.
Im alten Duden steht „platzsparend“ sehr wohl drin, aber selbst wenn es nicht dringestanden hätte, wäre der Fall klar gewesen. Man konnte bzw. mußte beide Schreibweisen benutzen, da es sich einerseits nachweislich um eine Zusammensetzung handelt: „sehr platzsparend“, „noch platzsparender“; andererseits um eine syntaktische Wortgruppe: „viel Platz sparend“. Freigestellt war die Wahl nur, wo die Umgebung keinen Hinweis in der einen oder anderen Richtung enthielt, also“ „eine platzsparende/Platz sparende Waschmaschine“. Allerdings sind auch hier die beiden Ausdrucksweisen (es sind ja gerade nicht nur Schreibweisen) keineswegs gleichwertig, denn das erweiterte Partizipialattribut ist stilistisch „markiert“, nämlich als papierdeutsch, amtsdeutsch o. ä. (im gesprochenen Deutschen kaum bekannt; es gibt mehrere Bücher darüber); außerdem verbietet sich beinahe der prädikative Gebrauch: *„diese Maschine ist Platz sparend“. Näheres in den großen Grammatiken; vgl. auch meinen „Kritischen Kommentar“.
Nun die Neuregelung. Die Reformer (vor allem B. Schaeder) haben sich hier zunächst darauf beschränkt, von der verbalen Verbindung „Platz sparen“ auszugehen. Wann immer man das fragliche Gebilde auf ein solches Verbgefüge zurückführen kann, ohne daß etwas wegfällt, sollte das Ganze so behandelt werden, als sei es nichts anderes als die partizipiale Form: „Not leidend“, „Eisen verarbeitend“, „Buch führend“ usw., wegen „leidet Not“. „verarbeitet Eisen“ usw.; aber „freudestrahlend“ wegen „strahlt vor Freude“ (nicht „strahlt Freude“) usw. Als Ausnahme ohne nähere Begründung fiel „gewinnbringend“ auf (nur im Wörterverzeichnis). Scholze-Stubenrecht hat diese Unstimmigkeit, die der Dudenredaktion viel zu schaffen machte, kürzlich noch einmal hervorgehoben (Sprachwissenschaft 2/2000).
Erst im Dezember 1997, im Ersten Bericht der Kommission, waren die Reformer zu der Einsicht gekommen, daß sie bei dieser voreiligen Festlegung etwas übersehen hatten, nämlich die oben angeführten, von mir damals oft und gern ausgebreiteten grammatisch falschen Folgen. Sie erklärten nun selbst, in diesem Bereich seien Korrekturen „unumgänglich notwendig“. Ich habe im Anhang zur zweiten Auflage meines Kommentars § 36 (und 34) neu so formuliert, wie er gemäß diesen Änderungen aussehen würde. Die Kultusminister und das Bundesinnenministerium haben die Korrektur jedoch nicht zugelassen; sie ist inzwischen unterderhand in die neuesten Wörterbücher eingeschleust worden. Herr Jansen glaubt aber zu Unrecht, daß es sich dabei nur um eine Verdeutlichung der ursprünglichen und eigentlichen Absichten der Reformer handele. Vielmehr geht aus den Angaben des amtlichen Wörterverzeichnisses eindeutig hervor, daß es sich anders verhält. Eine Angabe wie „Not leidend*" (mit dem Sternchen für „neu“) bedeutet, daß die Reformer die ausschließliche Zulässigkeit dieser Getrenntschreibung ganz bewußt als neue Regel eingeführt wissen wollten, und der Erste Bericht ist ja in dieser Hinsicht auch ganz eindeutig.
Der Grundfehler war auch hier, daß die Reformer überhastet eine andere Reform ausarbeiten mußten, als sie eigentlich wollten, und dabei keine Zeit oder keine Lust hatten, die grammatischen Folgen ihrer Einfälle am gesamten Wortschatz zu überprüfen.



Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf

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Gast
05.12.2000 23.00
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Liebe Frau Kopsch,

falls ich die Zustimmung der Betreiber dieser Seiten erlange, werde ich demnächst einfach einige Bilder von Buchstaben hier einfügen, dann können wir sicherstellen, daß wir vom gleichen Phänomen sprechen.

Habe ich in der Eile tatsächlich Transskription geschrieben?

Einer der Gründe, warum ich diese Reform ablehne, ist ihre Überflüssigkeit: sie beseitigt Fehler nicht, sie definiert sie nur weg. Es bleiben aber genügend Schreibfehler übrig, die auch von der Reform nicht gedeckt werden.

Relevant ist also nicht, ob es uns gelingt, möglichst viele Fehler wegzudefinieren – wobei fraglich scheint, ob die Reform nicht ohnehin willkürlich Probleme durch andere Probleme ersetzt – sondern relevant ist, wie wir mit denen umgehen, die Fehler machen.

mfg P.



Tjalf Boris Prößdorf
München

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Gast
05.12.2000 23.00
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Neuss, Grass, Strauß...

Sehr geehrter Herr Fleischhauer,

es gab außer der Ligatur ß in der Fraktur auch die Möglichkeit, -lang s rund s- zu setzen. Selbstverständlich gab es diese Möglichkeit auch in der deutschen Kurrent. Da es in der heutigen Antiqua und lateinischen Schreibschrift (das war ja nicht immer so) nur mehr das runde s gibt, wird aus -lang s rund s- dann ss, hingegen blieb ß erhalten.


Nun muß ich allerdings Belege suchen, digitalisieren und zur Verfügung stellen...

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mfg P.



Tjalf Boris Prößdorf
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