Platzrunde
Professor Ickler hat Recht: platzsparend steht sehr wohl im alten Duden. Ich hab's jetzt auch gefunden. Ich denke, mir werden viele zustimmen, dass es einigermaßen versteckt ist (beim Eintrag Platzrunde). Also gut. Herr Ickler hat das Beispiel einmal mehr genutzt, um seinen Orthografie-Ansatz vom alten Duden abzugrenzen. Dass man sowohl platzsparend als auch Platz sparend schreiben kann, das halten wohl viele Leute für neue Rechtschreibung. Das ist auch nur zu verständlich, denn die Getrenntschreibung wird in dem Regelapparat des Duden nur in Verbindung mit der Erweiterung (z.B. viel) aufgeführt. Ickler betont hingegen erfreulicherweise die Eigenständigkeit der Wortgruppe. So, wie Herr Ickler den Zusammenhang aber aufführt, gibt er nicht den alten Duden wieder (was auch nicht unbedingt seine Absicht ist, das Credo kenn ich). Dass es sich nicht nur um zwei verschiedene Schreibweisen handelt, das ist hier genauso richtig wie das, was Ickler mal zum Fall wiedersehen und wieder sehen geschrieben hatte. Gewinnbringend war keine Ausnahme, sondern ein versteckter, pragmatischer Versuch, eine Lücke des Regelwerks zu füllen. Aber der Streit ist ja bekannt; muss hier nicht wieder ausgebreitet werden. An dem letzten Kommentar von Herrn Wrase wird ein Grundsatzproblem deutlich: Wenn die Neuregelung etwas vereinfacht, dann sind die Reformgegner Verteidiger des hohen Kulturguts der viel ausdifferenzierteren bisherigen Regelung. Die Vereinfachung wird mit allerlei vollmundigen Argumenten angegriffen. Der Kameleoneffekt tritt ein, wenn man zugleich die Absicht hat, das neue Regelwerk als wie drückt man ausdifferenziert negativ aus? Ach ja, viel zu kompliziert darzustellen. In fünf Sekunden will man die Antwort haben; denkt man da nicht an die Polemik, dass den heutigen Schülern nichts mehr zugemutet werden kann, dass deswegen eine vereinfachte Rechtschreibung her muss, es will ja heute keiner mehr nachdenken...?
Die Investition in die neuen Regeln wird sich lohnen. Wer sie verstanden hat, der muss nicht mehr nachschlagen. Die alte Duden-Regel spricht von als Einheit empfunden. Damit wurde dieser Bereich scheinbar freigegeben. In den Einträgen des Wörterverzeichnisses sucht man lange nach der richtigen und differenzierten Darstellung von platzsparend und . Die Dudenredaktion empfand den Fall eben als Einheit, oder etwas icklernäher argumentiert, die Wortgruppe musste in einem Rechtschreibwörterbuch nicht eigens aufgeführt werden (Hat man sie getilgt?). Kein normaler Mensch hatte mit dem Bereich Probleme, solange er aus dem Gefühl geschrieben hat (bewusst oder unbewusst der Empfindungs-Pseudoregel des Duden folgte). Wer hingegen Fragen stellt, der merkt, dass die Dinge etwas komplizierter sind. Kennen wir nicht alle den Überraschungseffekt, wenn man ganz normalen Menschen mal zeigt, wo sich überall die Duden-Regelungen nicht mit ihrer als bisherige Rechtschreibung eingestuften Schreibpraxis decken?
Worin, wenn nicht in der Unkenntnis der neuen Regelung, die zugegebenermaßen erst im 2000er Duden deutlich wird, besteht denn der Unterschied zwischen alter und neuer Regelung? Das mit dem eingesparten Wort haben beide gemeinsam, das mit der Erweiterung (Duden: nähere Bestimmung) auch und Wahlmöglichkeit zwischen getrennt und zusammen sowieso. Die (inter)subjektive Empfindungs-Regel ist weg bzw. geht in der Wahlfreiheit auf. Das mit klassenbildend ist weggefallen; ist auch nicht objektiv genug. Die Korrelation mit der Betonung und das mit prädikativer Stellung wird nicht mehr erwähnt; muss auch nicht, denn das kann man stilistisch begründen, das kann man lehren, aber das soll nicht im orthografischen Sinne über richtig und falsch entscheiden. Herr Wrase, halten Sie wirklich die Neuregelung für schwieriger? Keine weiteren Fragen!
M.Jansen
|