Dreierles-S
Auf dieser Seite sind wie überall in der Welt die Schwaben ganz gut repräsentiert. Bekanntlich sind sie nicht die Dümmsten. So haben sie den Sinn und den Wert des schönen Zeichens ß schon immer erkannt und ihm einen Namen gegeben, der jegliche Diskussion überflüssig macht, er heißt Dreierles-S. Das ist wohlverstandene Volksetymologie, nämlich ein s, das ähnlich aussieht wie eine 3. Es soll Statistiken geben, die von den interessierten antischwäbisch orientierten Bundesbehörden unterschlagen werden, daß Orthographiefehler im Zusammenhang mit dem Dreierles-S im schwäbisch-alemannischen Dialektbereich im Vergleich zu anderen deutschen Dialektbereichen am geringsten sind, und zwar deutlich. In den Württembergischen Staatsarchiven liegen die Unterlagen, aber alle Archivare, die wußten wo, sind nicht mehr im Dienst. Plausibel ist die Theorie, daß der Buchstabe ß eine Ligatur aus dem langen s und dem kleinen s ist, nämlich dem »normalen« s (wie f ohne Querstrich, leider nicht mehr darstellbar), und dem Schluß-s, das immer am Ende eines Wortes geschrieben wurde. Dies ergab, auch in der Druckschrift, eine optimale Lesbarkeit, die mit dem Verschwinden des langen s eingeschränkt wurde. Man vergleiche (das f steht hier für das lange s)
dasselbe dasfelbe
Die Ausmerzung des langen s aus den Antiquaschriften, in denen dieses Zeichen durchaus vorhanden war, bedeutete seinerzeit einen deutlichen Verlust an Schriftklarheit, also Lesbarkeit, und ich komme auf diesen Aspekt, den niemand ernst zu nehmen scheint, zurück: Ästhetik.
Auch unter ästhetischem Blickwinkel haben die Schwaben gewonnen:
sz ist falsch und klingt nicht schön scharfes s klingt nach Scharfmachern Dreierles-s klingt freundlich und ist anschaulich.
Walter Lachenmann 83666 Waakirchen
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