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Norbert Schäbler
06.01.2001 23.00
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Mathematik in der Schriftsprache = Streben nach ökonomie


An verschiedenen Stellen habe ich bereits darauf hingewiesen, daß die Schriftsprache und die Mathematik Gemeinsamkeiten aufweisen. In Zusammenhang mit der zunehmenden Variantenschreibung bzw. Alternativschreibungsschwemme habe ich die Behauptung aufgestellt, daß Schüler nach eindeutigen Wortbildern lechzen, während die Rechtschreibreform einen völlig gegenteiligen Trend einleitet.
Daneben    erinnerte ich an das geflügelte Wort unserer Lehrer: „In der Kürze liegt die Würze“. Dieser Appell an unsere sich entwickelnde Kunst des Schreibens bezweckte zum einen das Ringen um die Präzision des Ausdrucks, zum anderen (teilweise in Wechselwirkung) unser Bestreben, die Gesamtlänge des Textes zu verringern. Ziel des Appells war die Ökonomie der Schriftsprache.
Ich erinnere des weiteren an Verschmelzungen und Verknüpfungen- und es spielt absolut keine Rolle, ob man "ß“ als Ligatur oder als Buchstabe bezeichnet – denn entscheidend ist die Funktion, der Vorteil,    letztlich „die Ökonomie“, die der Verschmelzung, Verbindung oder gar der neuen Zeichenschöpfung entspringt.
Tatsache ist, daß "ß“ ein einziges Darstellungszeichen ist, bei dem z.B. auf der Schreibmaschine ein einziger Anschlag genügt, während „ss“ zu einem Doppelanschlag auf die Taste „S“ nötigt, was zudem größeren Platzaufwand erfordert.
Tatsache ist auch, daß "ß“ beim Lesen eines Wortes eine willkommene Struktur- und Gliederungshilfe darstellt – nicht zuletzt deshalb, weil es die Monotonie des Schriftbildes unterbricht – und der begrenzten Blickspanne des menschlichen Auges entgegenkommt, weil es die Wortdarstellung auf engeren Raum zusammenzieht.
Es gilt auch zu erinnern an Vereinbarungen, Apostrophierungen, Regeln (vgl.    „Ohmsches“ Gesetz und „Ohm`sches“ Gesetz, „Schwimmeister, Baßsänger“ und „Schwimmmeister, Basssänger“ sowie „68er oder „der 12jährige“ contra „68-er“ bzw. „der „12-Jährige“).
Durch die Rechtschreibreform werden somit tausende von Begriffen sämtlich in ein "Überflusssystem“ überführt.
Mathematisch und logisch-schlußfolgernd kann es absolut keine Frage sein, ob bei Verwendung der „reformierten“ Schreibweise mehr Zeit und mehr Schreibfläche verschwendet wird. Dazu sind keinerlei aufwendige Untersuchungen nötig.
Es genügt die Annahme, daß beispielsweise eine Schreibmaschinenzeile bei einer Schriftgröße von 12 P eine Kapazität von maximal 85 Zeichen besitzt und durch eine notwendige Auflösung von "ß“ zu „ss“ auf 86 Zeichen erweitert wird, denn damit wird es zwingend notwendig, eine neue Zeile zu beginnen und zudem über eine mehr oder weniger sinnvolle Worttrennung (das wäre ein eigenes Kapitel) nachzudenken.

Vom mathematischen Standpunkt bzw. vom Standpunkt der Ökonomie aus ist die Rechtschreibreform eine einzige Katastrophe. Die Reformer erweisen sich bildlich gesprochen wie mittelalterliche Hammerschmiede, die eine Uhr zu reparieren versuchen, die nicht einmal kaputt ist.
Daneben aber haben die Herrschaften die ausgeflippTesten Werbeslogans der teuersten und elitärsten Uhrenwerke der Neuzeit im Kopfe: „Geld und Zeit spielt keine Rolex!“



Norbert Schäbler
Hösbach

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Gast
06.01.2001 23.00
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Forum????    Immer wieder: “ß³

Vor Monaten habe ich einmal kritische Worte zur Technik des hiesigen Forums geschrieben...

Andere scheinen nicht zu nörgeln, sondern zu handeln: die Diskussionen finden im Gästebuch statt.

Hier ein weiterer Beitrag zur Ligatur Doppel-s:

Prophecy Factory
Sprache Deutsch: Von Orthographien und Reformen

Auch diesen Beitrag stelle ich In das Forum.



Prößdorf

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Reinhard Markner
06.01.2001 23.00
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Literaturhinweis

Max Bollwage: „Ist das Eszett ein lateinischer Gastarbeiter? Mußmaßungen eines Typografen“, in: Gutenberg-Jahrbuch 1999, S. 35--41



R. M.

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Gast
06.01.2001 23.00
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Ein Gästebuch ist ein Gästebuch

Ich finde es amüsant, dass hier über die Rechtschreibung immer gesagt wird, dass keiner einem anderen etwas vorschreiben darf, dass da keiner eingreifen und regulieren darf, dass die Schreibweise von Schriftstellern nicht angetastet werden darf usw. Wie wäre das denn, wenn dies auch für diese Website gelten könnte? Wer etwas ins Gästebuch schreiben will, schreibt es ins Gästebuch. Wer andere Darstellungsformen wählen möchte, tut dies. Keiner schlägt ihm andere Stellen vor, noch greift er ohne zu fragen ein und „verlegt“ einen Artikel eines anderen Autoren ohne zu fragen an einen anderen Ort. Vor allem schlägt er nicht vor, die Diskussion doch im Forum weiterzuführen, schreibt seinen eigenen letzten Senf aber fett ins Gästebuch. Das Gästebuch hat den großen Vorteil, dass man jeden Tag sehen kann, was neu hinzugekommen ist. Die Leute schätzen das; lasst sie doch! Von oben herab sollte man das nicht reformieren; das entwickelt sich ganz natürlich.



Michael Jansen

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Gast
06.01.2001 23.00
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Comedy-Schwemme

Hier schreibt ein lustiger Gesell (Streben nach Ökonomie): Schwafelt Zeile um Zeile um letztendlich nur auszusagen, dass die Reform wegen dem häufigeren ss statt ß rein ökonomisch eine Katastrophe sei. Das klingt ja wie „Die Nazis waren für eine Reform, weil man dann mehr Blei für Waffen hätte.“ Hallo?



Katja Stadt

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Gast
06.01.2001 23.00
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Mehr Comedy! Der Mandel-Schwätzer...

Der Mandel-Schwätzer, ich hab ihn erst später gesehen, der toppt ja alles! Don Quijote ist auferstanden: Verrückt und doch (eventuell) nur zu genial für diese Welt! Traurige Gestalt!



Katja Stein

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Walter Lachenmann
06.01.2001 23.00
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Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde...

Gute Frau Katja Stadt oder Stein – wie hätten Sie's denn nun gerne?

Es gibt Dinge, von denen versteht man was oder hat wenigstens eine Ahnung davon oder weiß, daß es sie gibt. Dann ist es gut, wenn man bei einer Diskussion mitmacht, gegebenfalls Fragen stellt.

Wenn von Dingen die Rede ist, über die man rein gar nichts weiß, sollte man am besten schweigen, erst recht, wenn sie einen gar nicht interessieren.

Der »Mandel-Schwätzer« lebt vielleicht nicht auf Ihrem Intercom-Planeten, aber hat mehr Ahnung von unserer Welt, als Sie sich auch nur vorstellen können. Und was Sie über den Beitrag über die Lese- und Schreibökonomie von sich geben, beweist nur, daß Sie – so ist das Comedypublikum nun einmal – überhaupt nicht an mehr als oberflächlicher Unterhaltung interessiert sind.

Es gibt genug Internetseiten mit Chat und Schwätzmöglichkeiten, bei denen man auch die von Ihnen an den Tag gelegten schlechten Manieren ausleben kann. Vielleicht suchen Sie sich eine solche für Ihre Bedürfnisse nach Unterhaltung.



Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen

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Peter W. Forster
06.01.2001 23.00
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GROßBUCHSTABE ß als Beweis




Machen Sie folgenden Versuch, der Sie zwar DM 30,- kosten wird, der Ihnen aber den endgültigen Beweis für die Ligatur oder Nichtligatur    von ß bringen wird:

Parken Sie in
13347 Berlin, Hochstädter Str. vor HSR 1 auf der linken Fahrbahnseite, dann schreibt Ihnen der Polizeipräsident in Berlin folgendes:

IHNEN WIRD VORGEWORFEN, AM ... IN ... ALS FÜHRER ... NACH    PAR. ... FOLGENDE ORDNUNGSWIDRIGKEIT(EN) BEGANGEN ZU HABEN:
SIE PARKTEN IN DER O.A. STRAßE AUF DER LINKEN FAHRBAHNSEITE.

DIE BUßGELDSTELLE

Jeder kann    mit meiner persönlichen Erlaubnis den Polizeipräsidenten (Verkehrsordnungswidrigkeiten, Alt-Friedrichsfelde 60, 10315 BLN    (Aktenzeichen 46.639567.6     vom 20.12.2000) wegen der GROß-ß-SCHREIBUNG (ist das so richtig?) anrufen (030 9021- 2763) oder ein Fax (030 9021- 2717) senden.

Ist nun der amtlich gesetzte Großbuchstabe ß nicht Beweis genug, daß die Ligaturisten sich geirrt haben? Berlin ist schließlich jetzt unsere Bundeshauptstadt. Dort machen selbst die Leute jetzt alles richtig, die früher Steine geworfen oder auf einfache Polizisten militant und mächtig eingedroschen haben.

Ich wäre sehr dankbar, wenn mir ALS FÜHRER ein dankbarer Philologe die DM 30,- ersetzen würde, die meine Frau an die    BUßGELDSTELLE überwiesen hat, um die in der O.G. STRAßE begangene Ordnungswidrigkeit nicht in einen BUßGELDBESCHEID mit weiteren Gebühren und Auslagen zu verbinden.

Peter W. Forster, StD



PS: Ich hoffe, daß der GROßUCHSTABE ß nicht durch einen Konverter in SS korrigiert wird. Das wäre besonders für Berlin fatal.



Peter W. Forster
Lerchenstraße 9, 84137 Vilsbiburg

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Gast
05.01.2001 23.00
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Relevanz

Sehr geehrter Herr Professor Ickler,

in der Tat handelt es sich bei der ss/ß Schreibung nur um einen Teilaspekt der Reform.

Die Diskussion halte ich aus zwei Gründen dennoch für relevant:

aus den Diskussionsbeiträgen der Reformbefürworter auf diesen Seiten meine ich zu erkennen, daß diese ß niemals als Ligatur verstanden haben sondern als eigenständigen Buchstaben sehen, also auch nicht sehen, daß man bei der Heyseschen ss-Schreibung lediglich eine Graphem mit der Bedeutung ss durch ein Anderes mit der gleichen Bedeutung ersetzt.

Ist aber dieses Phänomen geklärt, folgt zwangsläufig die von Ihnen zu Recht gestellte Frage nach der Notwendigkeit dieses Teils der Reform.

Nur wer nicht weiß, daß ß eine Ligatur für ss ist, die als Schlußzeichen verwendet wird, kann ehrlich argumentieren, es sei die Ersetzung der „Ligatur für ss“ durch „ss „eine Systematisierung.

Der zweite Grund, warum mir diese Diskussion wichtig erscheint, ist die deutlich zu erkennende Tendenz, daß die ss-Schreibung das einzige dauerhafte Erbe der Reform sein wird. Schon jetzt ist sie ein „Muss“ für alle Anpaßler...

mit besten Grüßen

Prößdorf



Tjalf Boris Prößdorf
München

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Gast
05.01.2001 23.00
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Eszett: Herr Prößdorf irrt !

So löblich die Arbeit mit der Animation des ‚ß, ist, ich halte sie sachlich schlichtweg für falsch. Dass ausgerechnet derjenige, der hier am lauTesten tönt, sich mit der Geschichte des ‚ß, auszukennen, tatsächlich behauptet, in der Fraktur sei ‚ß, eine Ligatur aus langem und kurzem s, das wird langsam peinlich. Ein anderer Diskussionsteilnehmer zitierte hier noch eine Quelle, die das richtig wiedergibt (guter Artikel in Eroms / Munske). Der Name ‚Eszett, einerseits und die Formen des langen Fraktur-s und des Fraktur-z machen es völlig unwahrscheinlich, dass in der Fraktur das Eszett etwas anderes als die Ligatur aus (langem) s und z zu sein. Herr Prößdorf, es wird Zeit hier etwas Einsehen zu zeigen!

Übrigens „Die Ligatur ß gilt heute als    e i n    Buchstabe“ (Duden, 1991, S.72). Noch Fragen, Prößdorf?



Michael Jansen

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Norbert Schäbler
05.01.2001 23.00
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Zwangsumtausch: Schemel gegen Stühle

Sehr geehrter Herr Jansen!
Mir scheint es fast, als widersprächen Sie sich selbst, denn Sie führen als Begriffsbeispiele die Worte „Anschluß“ und „Anschluss“ an. Trotz augenfälligen und signifikanten Unterschiedes beider Wörter (der noch viel eindrucksvoller in handschriftlicher Form zutage tritt) stellen Sie fest, daß Sie weder im ersten noch im zweiten Wortbeispiel einen Vorteil für den Leser oder Schreiber erkennen können. Wie sähe Ihr Fazit bei den Worten „Mißstand“ und „Missstand“ aus?
Im folgenden möchte ich Sie mit einer Methode des Leselernprozesses vertraut machen. Wiederum widme ich mich speziell dem Buchstaben "ß“.
Ich bezeichne den Buchstaben "ß“ sehr gerne als einen Ruhepunkt und eine HalTestation für das Auge. Oftmals nimmt dieser Buchstabe die Rolle eines Silbengelenks ein und schließt sozusagen eine Silbe bzw. eine sinnvolle (sogar häufig wiederkehrende) Buchstabengruppe (z.B. „miß-") ab. Ich behaupte, daß Wörter mit "ß“ einfacher und schneller zu entschlüsseln sind als jene Wörter, die nach der Reform ihren signifikanten Buchstaben zugunsten von „ss“ abgeben mußten.
Ich empfehle Ihnen zur Nachprüfung dieser Theorie die Durchführung von sogenannten Blickspannerweiterungsübungen – eine von zahlreichen Methoden des Leselernprozesses.
Lassen Sie sich zu diesem Zwecke von einem Ihrer Kollegen zwei Wörterlisten mit zunehmender Wortlänge (ggf. handschriftlich) zusammenstellen.
Die Listen sollten mit kleinen Wörtern z.B. „Faß“ („Fass“) beginnen, die permanent um einen Buchstaben verlängert werden bis hin zu extrem langen Wortgebilden wie „Bundeselternratsauschußsitzung“ (nebst Alternative: „Bundeselternratsausschusssitzung“).   
Ziel der Blickspannerweiterungsübungen ist es nun, die zu lesenden Worte in einem Sekundenbruchteil zu erfassen. Dies geschieht technisch wie folgt. Sie decken das jeweilige Wort, das Sie (erstmals – bitte nicht schummeln!) lesen wollen, mit Hilfe eines Kartons (evtl. Spielkarte) ab, blenden den Begriff auf, indem Sie den Karton kurz zusammendrücken und sofort wieder zurückschnellen lassen...
Im fortgeschrittenen Stadium – insbesondere dann, wenn Sie Ihre Blickspanne auf 30 und mehr Buchstaben erweitert haben, das heißt fähig sind, riesige Wortungetüme spontan zu erfassen – werden Sie irgendwann an die Grenze ihrer Blickspannkapazität gelangen. Dann aber gibt es im Falle einzelner Wörter sehr wohl noch Steigerungsmöglichkeiten – und zwar bei den Wörtern, die aus sogenannten Signalgruppen bestehen oder signifikante Buchstaben aufweisen. Dies zu leugnen hieße: seine Eigenbeobachtung zugunsten einer Ideologie oder Wissenschaftsgläubigkeit zu opfern.

Unverständlich ist es mir, daß Sie einem Lehrsatz widersprechen, der da heißt: „Alles allen Sinnen!“ Das bedeutet nämlich, daß der Lehrgegenstand um so besser behalten und erfaßt (!!) wird, je mehr Sinne bei der Erkenntnisgewinnung abgerufen und eingesetzt wurden. Hieraus resultieren letztendlich auch die Methoden des erlebnis- und handlungsorientierten Lernens.
Meine Behauptung, daß im Falle der S-Laute das methodische Verfahren destabilisiert wurde, bleibt unwidersprochen.
Das ist im bildlichen Vergleich so, als wenn man einem normalen vierbeinigen Küchenstuhl ein Bein entfernt. Selbstredend kann man auch diese Sitzgelegenheit durch das geschickte Ausrichten der verbleibenden Beine zum Stehen bringen. Man hat dann einen sogenannten Schemel.
Haben Sie schon einmal einen Schemel mit hochgezogener Rückenlehne gesehen?

Zu Ihren weiteren Einwürfen bzgl. der Ligatur „st“ möchte ich vor allem auf die Frakturschrift verweisen. Würde man einem Computer, die unterschiedlichen Darstellungsmöglichkeiten des S-Lautes innerhalb der Frakturschrift einprogrammieren, käme es wohl niemals zu Wortverunstaltungen wie „Wohnung-stür“ oder „Frühstück-stee“. Genau so wenig könnten Wortkapriolen wie „Lachs-türme“ und „Wachs-tuben“ entstehen.
Ich gebe deshalb den Hinweis auf den Computer, weil jene Maschine offensichtlich die moderne Kommunikation regiert, sinnvolle Schreib- und Differenzierungstechniken in Vergessenheit geraten läßt und letztlich als zuverlässiges und begehrtes Alibi von Journalisten umschwärmt wird.
Die neugeschaffene Ligatur „ck“ ist ein deutlicher Hinweis darauf, daß dem Computer ein Opfer dargebracht wurde.

Noch eine Bemerkung zum Bundesligafußball:    Formal gesehen ist auf dem Trikot von Icke HÄßLER ein Fehler, denn das "ß“ existiert als einziger Buchstabe des gesamten Alphabetes nur ein einziges Mal. Das merkt man beispielsweise, wenn man dieses Wort mit Dauerumschalttaste auf der Schreibmaschine schreibt. Dann heißt das Wort HÄ?LER.
Das ist genauso wenig zu akzeptieren wie HÄSSLER, denn der Mann heißt Häßler.
Sei`s drum. Solche sanften Zwänge und Kompromisse kann ich einsehen.
Formalismus ist etwas ganz anderes. Dafür hat der Staat ein Monopol.



Norbert Schäbler
Hösbach

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Gast
05.01.2001 23.00
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Wenigstens sind wir jetzt auf dem Punkt,

Herr Jansen. Gerne dürfen Sie annehmen, daß ich mich irre. Ich gestatte mir vorerst, bei meiner Meinung zu bleiben.

Daß der Duden das Graphem ß von einer Ligatur zu einem eigenständigen Buchstaben umdefiniert bestätigt ja nur das Axiom des goßen Philosophen der deutschen Reaktion: „Die höchste Macht ist die Definitionsmacht“.

Folgt man dieser, recht jungen Definition, so habe ich in der Tat unrecht. Wir diskutieren aber nicht nachträgliche Definitionen, sondern die Quellen.

Gestatten Sie mir daher nochmals den Hinweis, daß ich den Namen eszett für die Folge eines Mißverständnisses halte, und daß dieselbe Quelle, die für sie Dogma zu sein scheint, immerhin zugiebt, es handle sich beim ß der Antiqua um eine Ligatur aus s und s. Halten Sie es allen Ernstes für plausibel, daß eine Ligatur mit gleichem Lautwert und gleicher Bezeichnung in zwei doch sehr eng verwandten Schriften sich einmal aus s und z und einmal aus s und s herleitet?

Unsere Beiträge habe ich in das Forum gestellt, wo mir eine Fortführung der Diskussion sinnvoller scheint

mfg



Prößdorf
München

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Walter Lachenmann
05.01.2001 23.00
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Tschichold irrte - somit auch Herr Prößdorf

»Übrigens „Die Ligatur ß gilt heute als    e i n    Buchstabe“ (Duden, 1991, S.72). Noch Fragen?«
Nein, aber Antworten:

Aus dem Zitat geht hervor, daß ß effektiv eine Ligatur    i s t , und als ein Buchstabe    g i l t . Es steht aber nicht da, daß es ein    B u c h s t a b e     i s t    .

Also: wir sind so schlau als wie zuvor. Nein: schlauer.

Denn Herr Janßen (ich verleihe ihm hiermit das goldende Dreierles-s mit Eichenlaub und Schwertern, direkt aus dem schwäbischen Lustschloß Solitude) hat    r e c h t :

Es ist ursprünglich oder zumindest in historischer Zeit eine Ligatur aus dem langen s und dem z.
Diese Vermutung legt sich mir nahe, nachdem ich in dem Buch »Schriftkunst« von Albert Kapr (Dresden 1955, dennoch politisch unverdächtig) Beispiele gesehen habe, die ich aus technischen Gründen hier nicht als Faksimile darstellen kann, Sie müssen es mir glauben. (`f= langes s, z = langes nach unten geschwungenes z)

Den vordantz hat man mir getan
dann jch on nutz vil buecher han
die jch nit lyß / vnd nyt ver`ftan (ly`fz)
(Narrenschiff, Basel 1494)

Im gleichen Buch gibt es mehrere Beispiele, daß das Wort »daß« auch »daz« geschrieben (Druck) wurde, mit dem langen, nach unten geschwungenen z.

Hertzog Arnold auß [´fz] Ba(yern)
(Frakturtype aus dem Turnierbuch des Sigismund Feyerabend, Frankfurt 1566)

Ich bin ge`fchickt mit der preß
So ich aufftrag den Firniß reß / ......
(Jost Amman 1598)

Aber wir werden gleich noch viel schlauer. Es handelt sich nämlich gar nicht um ein deutsches Zeichen, Ligatur oder Buchstaben, auch nicht um ein schwäbisches.

Aus der Werkstatt des Druckers Robert Etienne, Paris 1544, kommt die Granjon-Kursiv, und das Schriftmusterbuch enthält ein wunderschönes ß in dem Wort »aßociation«.

Das Dreierles-s gab es auch schon im Schreibbüchlein des Cresci, Rom 1570, in einer »cancellaresca corrente«, also einer geschriebenen Kanzleischrift in dem Wort »pretiosiß...« danach eine Arabeske, die wohl »issima« darstellen soll.

In einem Beispiel aus dem Jahr 1560, Werkstatt des Michael Vascosan, ein schönes Blatt aus der Garamond kursiv, mit Beispielen eines lateinischen Textes:
Princeps illu´fstrißime.. / doctißimi    /    sanctißimi
Diese ß haben aber schon deutlich die Form, die wir heute kennen, also es ist weder ein kleines s noch ein altes z deutlich auszumachen.

Wenn der berühmte Tschichold sich geirrt hat, kann man auch Herrn Prößdorf seinen Irrtum nicht verübeln.

Es geht ja doch auch darum, welche Funktion dieses Zeichen inzwischen in unserer geschriebenen Schrift eingenommen hat, und das war – vor der Rechtschreibreform – eine vernünftigere als die in der Reform. Weder spreche ich mir beim Schreiben meinen Text vor und schreibe meinem Sprechen nach, noch spreche ich – ab dem 2. Schuljahr – den gelesenen Text mit und orientiere mein Verstehen am so Nachgesprochenen. Sondern beim Lesen erfasse ich Wortbilder, oder gar Wortgruppenbilder, und je differenzierter und markanter – und vertrauter – diese sind, umso leichter fällt das Lesen und umso leichter fällt auch das Verstehen, nämlich wenn ich nicht an dem geschriebenen Text herumrätseln und ihn entziffern und die Buchstaben nachzählen muß. Dazu helfen Wortfugen, diese gehen bei der neuen ss/ß-Regelung weitgehend verloren, die Beispiele sind oft genug genannt worden: Basssolo gegen Baßsolo, Messergebnis gegen Meßergebnis.

Jetzt Herr Janßen sind Sie dran: Warum ist Basssolo besser als Baßsolo? Oder Messergebnis als Meßergebnis?
Warum sind Schlammmassen besser als Schlammassen? Bekommen Sie überhaupt soviel Auf-und-abs ohne nachzuzählen hin, wenn Sie das zu Papier bringen müssen? Ich weiß, wovon ich rede: ich heiße Lachenmann. Was glauben Sie, wie schwer es fällt, diesen Namen zu schreiben nach dem »che«.

Noch Fragen, Herr Janßßen?



Walter Lachenmann
Krottenthal 9

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Manfred Riebe
05.01.2001 23.00
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Das “ß³ ist seit 1941 ein amtlich anerkannter Buchstabe

Am 3. Januar 1941 verbot Hitler das Unterrichten der deutschen Schrift (Fraktur), weil er sie irrtümlich für „Schwabacher Judenlettern“ hielt. Danach erhielt das "ß“ in der Antiqua den unumstrittenen Stellenwert eines amtlich normierten Buchstabens (Poschenrieder, Thorwald: S-Schreibung – Überlieferung oder Reform? In: Eroms, Hans-Werner; Munske, Horst Haider (Hrsg): Die Rechtschreibreform. Pro und Kontra, Berlin: Erich Schmidt Verlag, 1997, S. 173-183, hier S. 176). Diesbezüglich machte Johannes Gross auf eine Weisung des Propagandaministeriums vom 18. Oktober 1941 aufmerksam:

„Der Führer hat die Beibehaltung des 'ß' in der Normalschrift angeordnet. Bei der Verwendung großer Buchstaben soll das 'ß' jedoch als 'SS' geschrieben werden.“

(Gross in: Frankfurter Allgemeine Magazin 11.07.97, S. 25).



VRS – Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V.
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg

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Walter Lachenmann
05.01.2001 23.00
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Führer befiehl - wir folgen!

Aber Herr Riebe,
was »der Führer« angeordnet hat, kann uns heute doch nun wirklich egal sein. Er hat noch ganz andere Dinge angeordnet, von denen wir heute auch nichts mehr wissen wollen.

Ob lt. Führerbefehl »Buchstabe« oder nicht, ß ist eine Ligatur, da hilft kein Führerbefehl und kein Beten. Lassen wir's doch bei dieser Tatsache bewenden, und reden wir davon, wie man damit umgeht.



Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen

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