A
Zu Herrn Riebe: (Vorweg: Die Löschung habe ich selbst vorgenommen, die Korrektur Getrenntschreibung ebenfalls.) Ich habe niemals gesagt, daß die Betonung keine Rolle spielt, sondern lediglich darauf hingewiesen, daß sie ein zwar notwendiges, aber nicht hinreichendes Kriterium ist. Genauer: Man kann mit Hilfe der Betonung (wenn man nicht zur syntaktischen Analyse fähig ist) oft zwischen Adverbial und Verbzusatz unterscheiden, also etwa zwischen mies machen (auf miese Weise machen) und miesmachen (so machen, daß es mies ist ganz grobe Paraphrase, die nur das Objektisprädikativ kennzeichnen soll!), aber innerhalb der Verbzusätze kann man das nicht mit Sicherheit. Der beste Beweis sind die bisher hier angeführten Beispiele. Obwohl platt machen nach Riebeschem Muster auf dem ersten Bestandteil betont wird, ist die Zusammenschreibung nicht dudenkonform. Wie soll ich den Ausschnitt aus dem Buchstaben A verstehen? Warum soll aufeinanderhetzen zusammengeschrieben werden, wenn es sich um Kampfhähne handelt, und getrennt, wenn Politiker im Spiel sind? Ist es Herrn Riebes Privatschreibung, auf sein im Sinne von offen sein getrennt zu schreiben? Absein wird laut Duden in jeder Bedeutung (auch abgerissen sein) zusammengeschreiben, nach Riebe jedoch in letzterer Bedeutung getrennt (obwohl der erste Bestandteil betont ist). Dudengerecht ist das alles ja nicht. Hinzu kommt noch die alte Regel, mit sein nur infinite Formen zusammenzuschreiben, also aufgewesen, aber auf ist (in jeder Bedeutung, auch offen sein und aufgestanden sein! so jedenfalls nach Duden). Ich stelle fest, daß Herr Riebe zu einer privaten Orthographie gelangt, was sein gutes Recht ist, aber nciht zu einer Einheitsorthographie führt, wie er sie postuliert, ganz abgesehen, von den Widersprüchen, in die er sich verwickelt. Wenn es eine Verbfügung allein entscheiden (mit Subjektsprädikativ) gibt, muß man dazu auch ein Partizip Präsens bilden können, es fehlt also ein entsprechender Eintrag neben alleinentscheidend (ebenso bei erziehen); mit der Betonung allein kann man hier auch nicht unterscheiden, weil auch die getrennt geschriebene (getrenntgeschriebene? Ton auf dem ersten Bestandteil ...) Fügung auf dem ersten Teil betont ist oder werden kann. Auch allein stehen wird in wörtlicher Bedeutung normalerweise auf allein betont, die bloße metaphorische Verwendung ändert die Betonung nicht. Usw. Das ist also alles viel komplizierter, als die Riebesche Liste es ahnen läßt.
Mentrup hat übrigens das Dudentaschenbuch gegen seine Überzeugung geschrieben; er war ja viele Jahre lang entschieden für die Rechtschreibreform, zugleich aber als Dudenautor zwangsläufig an die Vorgaben gebunden. Dies nur nebenbei. Die Dudenangaben über die Betonungsverhältnisse sind systematisch falsch.
Zu Herrn Peil: Wie Herr Peil selbst sagt, sind die beiden Bereich nicht vergleichbar, und ich habe mehrfach betont, daß ich nicht rein statistisch vorgehe, sondern auch systematische Erwägungen einfließen lasse. Das ist auch hier die Antwort. Solange wir die Schlußbuchstabigkeit mit dem Zeichen ß haben, ist es unmöglich, zwischendurch mal dass zu schreiben. Ich hatte ja bereits dargelegt, daß auch ein häufiger Tippfehler wie Konstrast (oder nciht) keineswegs in die Liste korrekter Schreibweisen aufgenommen wwerden darf. Dagegen ist die Getrenntschreibung bei Verbzusätzen durchaus systemgerecht. Nur bei einer Handvoll Partikeln ist seit zweihundert Jahren die Zusammenschreibung das einzig Übliche (aufsteigen usw.). Unabhängig davon ist natürlich die völlige Ersetzung des ß durch ss möglich, also die Schweizer Schreibweise.
Eigentlich ist die Anfrage von Hern Peil ein wenig unter seinem Niveau, weil er ja selbst die Unvergleichbarkeit der Fälle konstatiert. Ich will zur Erläuterung trotzdem noch ein anderes Gebiet erwähnen. Wir finden ja oft auch fehlerhafte Kleinschreibung von Substantiven, zumindest in Schülertexten. Auch hier ist der systematische Gesichtspunkt entscheidend. Solange wir die sogenannte Substantivgroßschreibung haben (was allerdings in meinen Augen eine falsche Bezeichnung ist, s. Kritischer Kommentar), ist es systematisch unzulässig, Substantive auch mal klein zu schreiben. Die Ausnahmen sind eigens definiert. Meine Darstellung war und ist in diesem Punkt ganz stimmig, und es ist durchaus nicht nötig, mit gespielter Naivität einen wohlüberlegten, in der Fachwelt anerkannten Normbegriff in Frage zu stellen.
Theodor Ickler Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
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