Notice: Undefined variable: goto in /home/www/rechtschreibung.com/html/Forum/showthread.php on line 3 Notice: Undefined variable: goto in /home/www/rechtschreibung.com/html/Forum/showthread.php on line 3 Forum - Gästebuch
Willkommen und Rechtschreibforum
Suche in Gästebüchern
Das neue Gästebuch
Dieser Faden ist 199 Seiten lang:    1  2  3 · 10 · 20 · 30 · 40 · 50 · 60 · 70 · 80 · 90 · 100 · 110 · 120 · 130 · 140 · 150 · 160 · 170 · 180 · 190 · 196  197  198  199  antworten       Gasteintrag
Norbert Schäbler
13.01.2001 23.00
Diesen Beitrag ansteuern
Es stinkt zum Himmel

Sehr geehrter Herr Jansen!
Im Prinzip beschäftigt sich Ihr Einwand mit einer Banalität. Erlauben Sie mir trotzdem, daß ich mich mit Ihrem Zwischenruf auseinandersetze, denn ich muß unterstellen, daß Sie nicht gründlich eruiert haben und sehe in Ihrer Einlassung eine gezielte Störaktion.
Zur Sache:
Zunächst Ihre Darstellung im Wortlaut: „Die Zwischenstaatliche Kommission hat an ‚wieder sehen‘ vs. ‚wiedersehen‘ gar nichts geändert; der Duden hat eine frühere Interpretation des betreffenden Regelbereiches für die 2000er Auflage korrigiert.

Tatsache ist: Der Duden hat die Regel ß 34, Ergänzungsregel 1, seinerzeit richtig ausgelegt. Der ausschließlich als Wortgruppe darzustellende Begriff „wieder sehen“ war die einzig mögliche Interpretation einer von der Zwischenstaatlichen Kommission schwachsinnig formulierten Regel (wieder im Sinne von „erneut, nochmals“).
Eine weitere Tatsache ist, daß die Zwischenstaatliche Kommission im Dezember 1997 einen Bericht vorlegte, der auf Seite 25 folgende Regeländerung vorschlug:
ß 34, Ergänzungsregel 1: In einigen Fallgruppen ist unter bestimmten Bedingungen sowohl Getrennt- als auch Zusammenschreibung möglich“.
Dazu E1 (1) „...wieder (erneut) sehen, wiedersehen (ein Wiedersehen erleben)“
Das heißt: Die Zwischenstaatliche Kommission hat hier zumindest etwas vorgedacht, eine Regeländerung vorbereitet, die wie Sie sicherlich wissen, von den Amtschefs der Kultusminister im Februar 1998 untersagt wurde, allerdings nun klammheimlich Einzug hielt in den verschiedenen Wörterbuchverlagen. Der reformierte Duden erschien Ende 2000!

Am Ende ein Appell:
Ich denke doch, daß es eher ihre journalistische Pflicht wäre, den Unrat unter den Teppichen hervorzukehren, als – wie Sie es tun – den Mantel des Schweigens über eine zum Himmel stinkende Affäre auszubreiten.
Sie wissen so gut wie ich, daß der Arm der Rechtschreibkommission, bzw. der Politik, weit in die Wörterbuchverlage hineinreicht.



Norbert Schäbler
Hösbach

Mit Klick die Kennkarte von Norbert Schäbler ansehen    An Norbert Schäbler schreiben   Suche weitere Einträge von Norbert Schäbler        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Dominik Schumacher
13.01.2001 23.00
Diesen Beitrag ansteuern
Anführungszeichenumsetzer läuft wieder

Verehrte Gäste,
unbemerkt fiel vor einiger Zeit der Anführungszeichenumsetzer aus. Es waren wieder Zollzeichen (") zu sehen, die ja von der mechanischen Schreibmaschine bekannt sind. Da hier jedoch normale Tüttel möglich sind und sie auch von jedem Rechner richtig abgeschickt werden können, entschieden wir uns, hier auch ein einheitliches Bild anzustreben.
Als sich der Umsetzer vor zwei Tagen wieder meldete – wenn auch mit halber Kraft – blieben Anmerkungen nicht aus (Gewohnheit wurde durchgerüttelt). Keine Schwierigkeiten hat jeder, der die Zeichen normal in Auftrag gibt. Sollten doch einmal Auffälligkeiten auftreten, haben wir immer ein offenes Ohr.
Dank Herrn Lachenmann, der die Kunstgriffe für den PC verriet:
„Anführung vorne = Alt+132 oder 0132 auf dem Ziffernblock,
Anführung hinten=    Alt+147 oder 0147 auf dem Ziffernblock“.



Technik@rechtschreibreform.com>Dominik Schumacher

Mit Klick die Kennkarte von Dominik Schumacher ansehen    An Dominik Schumacher schreiben   Visit Dominik Schumacher's homepage!   Suche weitere Einträge von Dominik Schumacher        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Theodor Ickler
13.01.2001 23.00
Diesen Beitrag ansteuern
A

Zu Herrn Riebe:
(Vorweg: Die Löschung habe ich selbst vorgenommen, die Korrektur „Getrenntschreibung“ ebenfalls.)
Ich habe niemals gesagt, daß die Betonung keine Rolle spielt, sondern lediglich darauf hingewiesen, daß sie ein zwar notwendiges, aber nicht hinreichendes Kriterium ist. Genauer: Man kann mit Hilfe der Betonung (wenn man nicht zur syntaktischen Analyse fähig ist) oft zwischen Adverbial und Verbzusatz unterscheiden, also etwa zwischen „mies machen“ (auf miese Weise machen) und „miesmachen“ (so machen, daß es mies ist – ganz grobe Paraphrase, die nur das Objektisprädikativ kennzeichnen soll!), aber innerhalb der Verbzusätze kann man das nicht mit Sicherheit. Der beste Beweis sind die bisher hier angeführten Beispiele. Obwohl „platt machen“ nach Riebeschem Muster auf dem ersten Bestandteil betont wird, ist die Zusammenschreibung nicht dudenkonform. Wie soll ich den Ausschnitt aus dem Buchstaben A verstehen? Warum soll „aufeinanderhetzen“ zusammengeschrieben werden, wenn es sich um Kampfhähne handelt, und getrennt, wenn Politiker im Spiel sind? Ist es Herrn Riebes Privatschreibung, „auf sein“ im Sinne von „offen sein“ getrennt zu schreiben? „Absein“ wird laut Duden in jeder Bedeutung (auch „abgerissen sein“) zusammengeschreiben, nach Riebe jedoch in letzterer Bedeutung getrennt (obwohl der erste Bestandteil betont ist). Dudengerecht ist das alles ja nicht. Hinzu kommt noch die alte Regel, mit „sein“ nur infinite Formen zusammenzuschreiben, also „aufgewesen“, aber „auf ist“ (in jeder Bedeutung, auch „offen sein“ und „aufgestanden sein“! so jedenfalls nach Duden). Ich stelle fest, daß Herr Riebe zu einer privaten Orthographie gelangt, was sein gutes Recht ist, aber nciht zu einer Einheitsorthographie führt, wie er sie postuliert, ganz abgesehen, von den Widersprüchen, in die er sich verwickelt.
Wenn es eine Verbfügung „allein entscheiden“ (mit Subjektsprädikativ) gibt, muß man dazu auch ein Partizip Präsens bilden können, es fehlt also ein entsprechender Eintrag neben „alleinentscheidend“ (ebenso bei „erziehen“); mit der Betonung allein kann man hier auch nicht unterscheiden, weil auch die getrennt geschriebene („getrenntgeschriebene“? Ton auf dem ersten Bestandteil ...) Fügung auf dem ersten Teil betont ist oder werden kann. Auch „allein stehen“ wird in wörtlicher Bedeutung normalerweise auf „allein“ betont, die bloße metaphorische Verwendung ändert die Betonung nicht. Usw. Das ist also alles viel komplizierter, als die Riebesche Liste es ahnen läßt.

Mentrup hat übrigens das Dudentaschenbuch gegen seine Überzeugung geschrieben; er war ja viele Jahre lang entschieden für die Rechtschreibreform, zugleich aber als Dudenautor zwangsläufig an die Vorgaben gebunden. Dies    nur nebenbei. Die Dudenangaben über die Betonungsverhältnisse sind systematisch falsch.

Zu Herrn Peil:
Wie Herr Peil selbst sagt, sind die beiden Bereich nicht vergleichbar, und ich habe mehrfach betont, daß ich nicht rein statistisch vorgehe, sondern auch systematische Erwägungen einfließen lasse. Das ist auch hier die Antwort. Solange wir die Schlußbuchstabigkeit mit dem Zeichen ß haben, ist es unmöglich, zwischendurch mal „dass“ zu schreiben. Ich hatte ja bereits dargelegt, daß auch    ein häufiger Tippfehler wie „Konstrast“ (oder „nciht“) keineswegs in die Liste korrekter Schreibweisen aufgenommen wwerden darf. Dagegen ist die Getrenntschreibung bei Verbzusätzen durchaus systemgerecht. Nur bei einer Handvoll Partikeln ist seit zweihundert Jahren die Zusammenschreibung das einzig Übliche („aufsteigen“ usw.).
Unabhängig davon ist natürlich die völlige Ersetzung des ß durch ss möglich, also die Schweizer Schreibweise.

Eigentlich ist die Anfrage von Hern Peil ein wenig unter seinem Niveau, weil er ja selbst die Unvergleichbarkeit der Fälle konstatiert. Ich will zur Erläuterung trotzdem noch ein anderes Gebiet erwähnen. Wir finden ja oft auch fehlerhafte Kleinschreibung von Substantiven, zumindest in Schülertexten. Auch hier ist der systematische Gesichtspunkt entscheidend. Solange wir die sogenannte Substantivgroßschreibung haben (was allerdings in meinen Augen eine falsche Bezeichnung ist, s. Kritischer Kommentar), ist es systematisch unzulässig, Substantive auch mal klein zu schreiben. Die Ausnahmen sind eigens definiert.
Meine Darstellung war und ist in diesem Punkt ganz stimmig, und es ist durchaus nicht nötig, mit gespielter Naivität einen wohlüberlegten, in der Fachwelt anerkannten Normbegriff in Frage zu stellen.



Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf

Mit Klick die Kennkarte von Theodor Ickler ansehen    An Theodor Ickler schreiben   Suche weitere Einträge von Theodor Ickler        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Theodor Ickler
13.01.2001 23.00
Diesen Beitrag ansteuern
Normen, Päpste

Zu Herrn Riebe und Herrn Peil:
Es ist ein großer Unterschied, ob ich den Reformern Beliebigkeitsklauseln vorhalte, wo sie sich in ihre selbstgeschaffenen Sackgassen verrannt haben, oder ob ich an genau definierten Stellen Fakultativität feststelle, dort nämlich, wo die Texte Varianz zeigen, die auch aus systematischen Gründen, wie dargelegt, nicht oder nur zu unzumutbaren Kosten beseitigt werden kann. Das ist der Punkt, auf den Her Riebe leider nie eingeht.
Lieber Herr Peil, was soll denn das mit dem „Sprachpapst“? Gibt es irgend jemanden, der undogmatischer wäre als ich? Habe ich nicht die ganze Zeit mit Engelsgeduld Argumente vorgetragen und unermüdlich wiederholt? Wo hätte ich denn einen Unfehlbarkeitsanspruch angedeutet? Und wenn Herr Riebe mir ständig meine Liberalität vorhält, die er falsch findet, so spricht das doch nicht gerade für päpstliches Verhalten. Ich bin es doch, der die ganze Zeit hundert Blumen blühen lassen will, d. h. viele konkurrierende Wörterbücher, und die besondere Autorisierung eines einzigen Entwurfs bekämpft.

(Ich mache in letzter Zeit mehr Tippfehler, weil meine Augen – hoffentlich vorübergehend – seit meinem Unfall und der Operation) nicht so gut funktionieren und ich auch nur begrenzte Zeit am PC sitzen darf.)



Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf

Mit Klick die Kennkarte von Theodor Ickler ansehen    An Theodor Ickler schreiben   Suche weitere Einträge von Theodor Ickler        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Christian Dörner
13.01.2001 23.00
Diesen Beitrag ansteuern
ss/ß- Schreibung und GZS

Lieber Herr Peil,

gerne möchte ich zu dem, was Herr Prof. Ickler bereits gesagt hat, noch ein paar Dinge ergänzen. Es ist natürlich nicht sinnvoll, ein (fast) völlig zweifelsfreies Gebiet, nämlich das Gebiet der ß/ss-Schreibung, mit der Getrennt- und Zusammenschreibung zu vergleichen, die ja vor der Reform ständig in Bewegung war.
Wenn man die zwei Grundregeln der ß/ss-Schreibung begriffen hat, kann man sie problemlos auf alle anderen Wörter beziehen. Beliebigkeit würde hier niemandem helfen. Wie bereits oft diskutiert wurde, beschränken sich die Unklarheiten bei der ß/ss-Schreibung lediglich auf eine Handvoll (englischer) Fremdwörter (z. B. Cleverneß, Fitneß, Fairneß, Busineß, Dreß, ...). Hier sollte man m. E. die ß/ss-Schreibung sogar freigeben. Denn Cleverness, Fitness, Fairness, Business, Dress usw. sind definitiv nicht falsch.
Bei der Festlegung der GZS war der Duden von 1991 aber nicht mehr auf der Höhe der Zeit, so daß hier immer mehr Zweifelsfälle entstanden. Problematisch ist, daß man sich – egal wie man es regelt – die Zweifelsfälle nie wird merken können, und sei die Begründung, die der Einzelfallentscheidung zugrunde liegt noch so plausibel und genial.
Nur eine weitgehende Freigabe, die flexibel genug ist, sich den Sprachentwicklungen anzupassen, kann hier einen Lösungsansatz bieten.

Im Gegensatz zu Herrn Prof. Ickler befürworte ich jedoch hinter den Einträgen einen Hinweis, wie man denn im allgemeinen zu schreiben pflegt. Dieser dürfte jedoch im Gegensatz zum Duden nicht verbindlich sein, sondern sollte sich am jeweiligen Entwicklungsstand orientieren und lediglich Empfehlungen aussprechen.
Beispiel: kennen_lernen (heute i. d. R. nur noch zusammengeschrieben): kennenlernen, jmd. kennenlernen, kennenzulernen usw.
Verbindlich sollte nur kennen_lernen sein, der Rest des Eintrags ist Aufzeichnung des Sprachgebrauchs.
Wo die Sache jedoch eindeutig ist, bringen Freiräume nicht viel. So erkennt Prof. Ickler zu Recht die Großschreibung von Pseudosubstantivierungen (im großen und ganzen, im wesentlichem, im allgemeinen, des weiteren usw.) nicht an. Hier ist die Sache klar, und wo die Schreibung eindeutig ist, braucht man keine Beliebigkeit.
Außerdem ist Prof. Ickler z. B. bei der Laut-Buchstaben-Zuordnung, der Groß- und Kleinschreibung, der Silbentrennung und der Kommasetzung (Minimalliberalisierung, aber nützliche Vereinfachung bei den Kommata!) doch relativ konservativ, also in Ihrem Sinne geblieben.
Solche Ansätze sind aber durchaus diskutabel, finden Sie nicht?



Christian Dörner
91058 Erlangen

Mit Klick die Kennkarte von Christian Dörner ansehen    An Christian Dörner schreiben   Suche weitere Einträge von Christian Dörner        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Walter Lachenmann
12.01.2001 23.00
Diesen Beitrag ansteuern
Das ideale Rechtschreibwörterbuch

Es läuft wohl darauf hinaus, daß es zum Rechtschreibwörterbuch ein ausführlicheres Vorwort oder einen Zusatzband über den Umgang mit den aufgelisteten Schreibweisen geben wird. Dann vielleicht noch ein Buch über Stil und Sprachästhetik. Es gibt ja auch mehrere »Duden«-Bände (schön wäre ein Zusatzband zum Band 7, »Das Herkunftswörterbuch« über die Herleitungen der neuen Volksetymologie – oder gibt es den? Mit jeweils zwei Erläuterungen: a) tatsächliche Herkunft, b) volksetymologische Herleitung.)
Damit ist aber der praktische Nutzen des eigentlichen Wörterbuchs gleichzeitig auch wieder eingeschränkt, denn sowohl die Sekretärin als auch der Schüler oder Lehrer wollen ja schnell die Antwort auf ihre Frage haben: »Wie soll ich das Wort denn nun schreiben«?
Da hat der »alte Duden« seine Aufgabe zumindest vordergründig ganz gut erfüllt, wenn auch oft in widersprüchlicher Weise. Eine »liberale Auffassung von Sprachnormen« hätte auch so aussehen können, daß man sagt: Hier ist der »alte« Duden, da nehmen wir die krassesten Widersprüche heraus, und dann macht derjenige, der sich daran hält, mit größter Wahrscheinlichkeit zumindest keine groben Fehler. Wir stellen aber auch klar, daß eine vom »alten« Duden abweichende Schreibweise nicht falsch sein muß, wenn sie nicht das Wort, den sprachlichen Ausdruck oder den Sinn entstellt.
Dann bräuchte man eines nämlich nicht tun, was das Ickler’sche Wörterbuch tut: Schreibweisen statistisch auflisten, die deshalb nach seiner Ansicht nicht »falsch« sind, weil sie praktiziert werden. Durch diese Auflistung bekommen auch fragwürdige Schreibpraktiken einen offiziösen Charakter und jeder der »richtig stellen«, »mithilfe« und »zurzeit« schreibt, kann sich auf das Wörterbuch berufen, anstatt über seine Schreibweise nachzudenken.

Auch hier hat der »alte« Duden eine ganz gute Lösung gehabt. Er führt beispielsweise auf:
»zur Zeit« [als Haupteintrag, dann folgen einige Erläuterungen]; »schweiz. häufig u. österr. zur|zeit: er ist zurzeit krank...«

Nun weiß ich, warum »zurzeit« zwar nicht »falsch« ist, mir aber ungewohnt, und daß ich recht daran tue, so nicht zu schreiben. »Mithilfe« kommt im »alten« Duden nur als Substantiv vor, hier ist der eventuelle Gebrauch als »mithilfe« gar nicht erwähnt, und im Sinne der Sprachpflege und -ästhetik ist das auch gut so, auch im Sinne der Lesepraxis, denn das Substantiv »Mithilfe« wird auf der ersten Silbe betont, »mithilfe« liest man dann zwangsläufig erst mal ebenso, dabei würde man beim Sprechen hier die zweite Silbe betonen.   

Nun geht es nicht darum, den »alten« Duden zu verherrlichen, schon gar nicht dessen Gesetzescharakter, sondern über die Wünsche nachzudenken, die man im Hinblick auf ein Rechtschreibwörterbuch hat, das besser sein soll als der »alte« und erst recht der »neue« Duden. Siehe hierzu auch das »Nachrichtenbrett«!



Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen

Mit Klick die Kennkarte von Walter Lachenmann ansehen    An Walter Lachenmann schreiben   Visit Walter Lachenmann's homepage!   Suche weitere Einträge von Walter Lachenmann        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Norbert Schäbler
12.01.2001 23.00
Diesen Beitrag ansteuern
“...mea maxima culpa!³

Ich will mir ordentlich drei vor den Brustkasten donnern und ganz laut „mea culpa, mea culpa, mea maxima culpa“ schreien, denn über Nacht habe ich die Antwort auf Herrn Professor Icklers Frage gären lassen. Icklers Appell zum Denken: „Wem entsteht ein Schaden durch die Liberalisierung der Getrennt- und Zusammenschreibung?“ hat mich ein ganz klein wenig geheilt von meinem Fanatismus.
Aber ich fühle mich wie nach der großen Steuerreform. Das Geld, das ich künftig am Jahresende mehr in der Tasche habe, habe ich zuvor schon dreifach an der Tankstelle ausgegeben.

Mir entsteht Schaden, hatte ich ganz am Anfang festgestellt. Ich war entrüstet. Meine gute Laune war flöten gegangen, weil mich irgendwer mit der Getrenntschreibung „zufrieden stellen“ statt mit der Zusammenschreibung „zufriedenstellen“ bedient hatte. Und mir hatte es gestunken, daß ich ein paar Zehntelsekunden bei der Sinnentnahme verlor.

Nächtens hat der Appell gegriffen!
Ich träumte, wie ich ärgerlich mit roter Tinte einen kleinen Rundbogen zwischen „zufrieden“ und „stellen“ einzog.
„Das ist aber oberlehrerhaft“, hat mich der Wächter meines Schlafes angeraunzt. „Du bist verrückt, selbst im Schlaf rote Tinte zu verspritzen, und Egoismus zählt schon gleich gar nicht“.
„Aber ich habe einen Freund, der ärgert sich noch mehr als ich. Er ist Verleger und Sprachästhet. Der hört sofort auf zu lesen, wenn ihn jemand ‚zufrieden stellen‘ will“, widersprach ich.
„Idealismus zählt nicht, denn es geht um das Volk“, konterte mein Traumgeist. „Soll er doch sein eigenes Sortiment sauberhalten und die Sprachliebhaber weiterhin ordentlich bedienen, dann hat sein Idealismus wenigstens eine Möglichkeit zu sublimieren.“
„Und das Volk?“ fragte ich zaghaft. „Gibt es nicht so etwas wie eine gemeinsame Wahrnehmung, so etwas wie einen Reiz-Reaktions-Mechanismus, der nur eine einzige ganz eindeutige Reaktion auf einen ganz bestimmten Reiz zuläßt?“
„Das ist eine Frage der Erziehung!“ bestimmte mein Traumgeist. „Wir werden das Volk umerziehen, ihm klarmachen, daß es autoritäre Denkgewohnheiten praktiziert, daß es an Veraltetem hängt und Krückstöcke gebraucht, obwohl es frei laufen könnte“, und mit dieser letzten Entgegnung ließ er mich allein.
Eine Weile träumte ich noch von Armeen, die sich systematisch auflösten, kurzfristig neu gruppierten, wieder auseinanderliefen, und dann gingen plötzlich alle beschämt und beschenkt mit ein paar Verletzungen nachhause. Nur eine Gruppe – die der Unverletzbaren – blieb übrig. „SS“ stand an der Tür ihres Versammlungsortes. „NaSSgeschwitzt“ erwachte ich.

Und nun bin ich völlig wach und suche jemand, der mit mir das SS-Gebäude erstürmt. Dort sitzen nämlich die Ganoven, die weiterhin das Volk gängeln wollen. Einen Anführer wüßte ich für unsere Armee, doch der müßte versprechen, daß er noch ein paar „Peil`sche Geländer“
baut, für den Fall, daß die Armee den siegreichen Rückzug antreten kann. Auf allen Vieren zu kriechen, sieht nämlich blöde und gar nicht siegreich aus. Da lobe ich mir schon den aufrechten Gang am Stützbalken.




Norbert Schäbler
Hösbach

Mit Klick die Kennkarte von Norbert Schäbler ansehen    An Norbert Schäbler schreiben   Suche weitere Einträge von Norbert Schäbler        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Christian Dörner
12.01.2001 23.00
Diesen Beitrag ansteuern
Warum es nicht sinnvoll ist, die GZS bis ins letzte Detail zu regeln

Nachdem die Diskussion glücklicherweise wieder in Gang gekommen ist, möchte ich an Hand eines Beispiels noch einmal versuchen, den Hauptgrund zu verdeutlichen, warum es nicht sinnvoll sein kann, jeden Zweifelsfall zu normieren.
So mußte ich vor kurzem folgendes in einer Zeitung lesen: »... und so wurden die Konkurrenzunternehmen von Microsoft nach und nach plattgemacht.«
Aber ich kam ins Grübeln. Welche Schreibung ist denn hier nun dudenkonform? Heißt es »platt machen« oder »plattmachen«? Dies brachte mich dazu, dieser Frage einmal ein bißchen genauer nachzugehen.
Im Duden war dieses Wort nicht verzeichnet, so daß es nun wirklich schwierig wurde. Nun, wenn dieses Wort nicht verzeichnet ist, so kann man sich an analoge Wörter halten. Ich schlug daher »dichtmachen« bzw. »dicht machen« nach. So schreibt der Duden von 1991 vor, daß man »ein Unternehmen dichtmacht«, aber »einen Reifen dicht macht«. Im ersten Fall liegt also nach Duden ein neuer Begriff vor, so daß nur Zusammenschreibung in Frage kommt, im letzteren Fall sind beide Wörter in ursprünglicher Bedeutung gebraucht, so daß man getrennt schreiben muß.
Ich bezog diese Praxis nun auf das Wort »plattmachen«. Wenn dieses Wort verzeichnet *wäre*, so meine Vermutung, müßte man laut Duden also »seine Konkurrenz plattmachen«, aber »einen Reifen platt machen«. Dies wäre ja noch halbwegs akzeptabel, aber nun sah ich im Duden 2000 nach: »platt machen« (nur so) im Schwarzdruck, und zwar, wenn man es in der Bedeutung »dem Erdboden gleichmachen« verwendet. Hinweis: »gleichmachen« auch nach neuer Rechtschreibung hier nur zusammen! Für die anderen Bedeutungen gibt es wieder kein Beispiel.
Aber ist es nicht so, daß »platt machen« bzw. »plattmachen« in der Bedeutung »dem Erdboden gleichmachen« gerade eine halbübertragene Bedeutung hat, so daß man sich im Zweifel befindet, ob nun ein neuer Begriff entsteht? Allerdings findet sich im Duden 2000 gar kein Hinweis auf das (vielleicht alte) Wort »plattmachen«, so daß man nach alter Rechtschreibung vielleicht immer getrennt schreiben mußte. Wer weiß?
Nun, jetzt war es aber wirklich genug. Was soll dieser Unsinn und diese Haarspalterei? Man kann natürlich »seine Konkurrenz plattmachen« und auch »seine Konkurrenz platt machen«. Man kann auch ein Haus »plattmachen« oder »platt machen«. Beim Lesen überliest man das einfach. Die Bedeutung wird sofort klar. Das Kriterium der übertragenen Bedeutung oder das Kriterium des neuen Begriffs ist also hier sehr lückenhaft. Da ist mir die Auskunft des Rechtschreibwörterbuchs von Herrn Prof. Ickler viel lieber: platt_machen. Es gibt eben beide Schreibweisen. Will man hier dudenkonform schreiben, so wird einem der Duden nicht weiterhelfen; man muß seinem Sprachgefühl folgen, und das ist auch gut so.
Genaue Regelung hilft daher nichts. Je genauer man regelt, desto mehr muß man ins Detail gehen, desto mehr muß man Haarspaltereien betreiben. Damit ist nichts gewonnen.
Aber diejenigen, die eine exakte Regelung befürworten, können mir gerne Antworten, warum man »plattmachen« bzw. »platt machen« in einem Fall nur so und in dem anderen Fall nur anders schreiben darf. Die Argumente interessieren mich sehr.

Dies war *ein* Beispiel, aber es gibt zahllose. Eine Detailregelung der Getrennt- und Zusammenschreibung würde nur wieder zurück zum Dudenmonopol führen, jeder müßte ständig Zweifelsfälle nachschlagen, und das kann nicht unser Ziel sein.



Christian Dörner
91058 Erlangen

Mit Klick die Kennkarte von Christian Dörner ansehen    An Christian Dörner schreiben   Suche weitere Einträge von Christian Dörner        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Theodor Ickler
12.01.2001 23.00
Diesen Beitrag ansteuern
Nicht statistisch

Herr Lachenmann unterstellt mir nach wie vor eine rein statistische Arbeitsweise, obwohl ich schion mehrmals erklärt habe, daß ich daneben und sogar vorrangig noch andere Gesichtspunkte gelten lasse. Herr Dörner hat schön gezeigt, in welche unwürdigen und nutzlosen Haarspaltereien man gerät, wenn man es anders macht.
Vor einigen Jahren habe ich mal einen Aufsatz im „Sprachdienst“ veröffentlicht über das am häufigsten vertippte Wort, es ist „Konstrast“ („konstrastiv“ usw.). Inzwischen habe ich über hundert Belege gesammelt und könnte sie mit den Suchmaschinen wohl noch leicht vervielfachen. Ich bin aber, lieber Herr Lachenmann, weit davon entfernt, diese Schreibweise ins Wörterbuch aufzunehmen. Und ich brauche wohl nach so langer Diskussion nicht auch noch zu begründen, warum. Ich sehe, daß Sie sehr rigide Vorstellungen von der Sprache haben. Da kann ich – typisch Sprachwissenschaftler, meinetwegen – nicht folgen. Tut mir leid (dies bleibt klein geschrieben, auch wenn es jetzt noch so oft vorkommt – aus systematischen Gründen!).



Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf

Mit Klick die Kennkarte von Theodor Ickler ansehen    An Theodor Ickler schreiben   Suche weitere Einträge von Theodor Ickler        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Gast
12.01.2001 23.00
Diesen Beitrag ansteuern
Lexikon der Volksetymologien

Herr Lachenmann schrieb:

„schön wäre ein Zusatzband zum Band 7, »Das Herkunftswörterbuch« über die Herleitungen der neuen Volksetymologie – oder gibt es den? Mit jeweils zwei Erläuterungen: a) tatsächliche Herkunft, b) volksetymologische Herleitung.)“
Glaubt er wirklich, dass es so viele neue volksetymologische Schreibweisen gibt, dass ein „Zusatzband“ sinnvoll wäre? Es gibt ein wunderbares Buch von Heike Olschansky „Täuschen Wörter. Kleines Lexikon der Volksetymologien“ (Reclam). Das empfehle ich vor allem denjenigen, die nicht der Volksetymologie, sondern dem „populären Irrtum“ erlegen sind, das Thema nur auf die weinigen Fälle zu beschränken, die durch die Neuregelung eine andere Schreibweise erhalten haben.



Michael Jansen

Mit Klick die Kennkarte von Gast ansehen    An Gast schreiben   Visit Gast's homepage!   Suche weitere Einträge von Gast        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Gast
12.01.2001 23.00
Diesen Beitrag ansteuern
sorry

es heißt: Täuschende Wörter




Mit Klick die Kennkarte von Gast ansehen    An Gast schreiben   Visit Gast's homepage!   Suche weitere Einträge von Gast        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Walter Lachenmann
12.01.2001 23.00
Diesen Beitrag ansteuern
Gemeinheit

Daß ich eine Strafe verdient habe, sehe ich zwar dunkel ein, aber was Sie mit mir treiben, lieber Herr Ickler, ist schon ziemlich gemein. Jetzt wollen Sie mich in eine Ecke drängen, in der Herr Merz sich vermutet und deshalb lauthals beteuert, auch er sei in seiner Jugend ein rechter Hallodri gewesen, Joschka dagegen ein Chorknabe.
»Rigide« hätte ich mir bisher eingebildet, müßte eine von den allerletzten Vokabeln sein, die man auf mich bezogen jemals bemühen könnte – füglich.
Ich will aber darüber nachdenken, in der Hoffnung, daß Sie über das wenige Vernünftige, das ich zur Diskussion beisteuern konnte, auch nachdenken.
Vielleicht entsteht so wirklich etwas Gescheites.
Manchmal geht es mir wie Ihnen: ich frage mich, weshalb mich der Andere nicht versteht. Drücke ich mich nicht oft genug oder nicht deutlich genug aus? Lesen wir zu schnell, denken wir zu schnell? Ich meine, Ihr Ansatz und meine »Meinung« (mehr ist das bei einem Laien wie mir ja nicht) könnten durchaus zusammenpassen.
Das walte Gott.
Vielen Dank, Herr Jansen, für den Buchtip.



Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen

Mit Klick die Kennkarte von Walter Lachenmann ansehen    An Walter Lachenmann schreiben   Visit Walter Lachenmann's homepage!   Suche weitere Einträge von Walter Lachenmann        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Norbert Schäbler
12.01.2001 23.00
Diesen Beitrag ansteuern
Konkrete Fragen, nebst kleiner Bitte

Warum haben die Rechtschreibreformer im Konzept, das als sog. Wiener Absichtserklärung bekannt wurde, das Merkmal der Betonung abgeschafft, das der Duden bis dato als Unterscheidungskriterium gebrauchte?
Warum hat die Rechtschreibreformkommission in ihrem Bericht im Dezember 1997 auf Seite 23 im Zusammenhang mit der GZE formuliert: „Es sei daher ratsamer, als wichtigste Kriterien die Betonung und die Geltung als syntaktisch eigenständiges Abjektiv bzw. Adverb heranzuziehen“. – ? -
Warum spielt die Betonung im Bereich der GZE inzwischen wieder eine untergeordnete Rolle?
Würde mir jemand verraten, nach welchem Taktstock ich künftig singen, musizieren und tanzen soll?
Meinetwegen!Sogar unbedingt! Schaffen wir die Taktstöcke ab! Aber eine Stimmgabel braucht man doch wenigstens, wenn man ein Lied anstimmt.



Norbert Schäbler
Hösbach

Mit Klick die Kennkarte von Norbert Schäbler ansehen    An Norbert Schäbler schreiben   Suche weitere Einträge von Norbert Schäbler        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Norbert Schäbler
12.01.2001 23.00
Diesen Beitrag ansteuern
GZE, GZS und BSE

Man sollte seinen Schädel freihalten (frei halten), selektiv denken. Hier die Rinder, dort der Wahn. Tut mir „Leid“, wenn ich statt eines „S“ ein „E“ gepinselt habe. Vielleicht hängt das mit meiner Aversion gegen eine „S-Anhäufung“ zusammen.
Mit GZE meinte ich die Getrennt- und Zusammenschreibung (GZS).
Eine Seuche ist sie gleichwohl.



Norbert Schäbler
Hösbach

Mit Klick die Kennkarte von Norbert Schäbler ansehen    An Norbert Schäbler schreiben   Suche weitere Einträge von Norbert Schäbler        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Theodor Ickler
12.01.2001 23.00
Diesen Beitrag ansteuern
Betonung

Verbzusätze sind immer betont, werden aber deshalb noch längst nicht immer mit dem Verb zusammengeschrieben. Betontheit unterscheidet manchmal (mies gemacht vs. miesgemacht), ist aber nicht zuverlässig. Deshalb haben die Reformer zu anderen Kriterien gegriffen, zum Beispiel der Steigerbarkeit, was sich aber als ebenso unhandlich erwiesen hat, oder gar zu völig willkürlichen, aber eindeutigen Kriterien wie dem Ausgang auf -ig/-lich/-isch. Um aus diesem Sumpf wieder herauszukommen, wollten sie 1997 klein beigeben und die Betonung wieder einführen. Näheres im Anhang zu meinem „Kritischen Kommentar“ (Mannheimer Anhörung).



Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf

Mit Klick die Kennkarte von Theodor Ickler ansehen    An Theodor Ickler schreiben   Suche weitere Einträge von Theodor Ickler        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Dieser Faden ist 199 Seiten lang:    1  2  3 · 10 · 20 · 30 · 40 · 50 · 60 · 70 · 80 · 90 · 100 · 110 · 120 · 130 · 140 · 150 · 160 · 170 · 180 · 190 · 196  197  198  199  antworten       Gasteintrag
Jemandem das Gästebuch empfehlen! Druckvoransicht zeigen
Gehe zum Forum: