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Norbert Schäbler
13.01.2001 23.00
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Es stinkt zum Himmel

Sehr geehrter Herr Jansen!
Im Prinzip beschäftigt sich Ihr Einwand mit einer Banalität. Erlauben Sie mir trotzdem, daß ich mich mit Ihrem Zwischenruf auseinandersetze, denn ich muß unterstellen, daß Sie nicht gründlich eruiert haben und sehe in Ihrer Einlassung eine gezielte Störaktion.
Zur Sache:
Zunächst Ihre Darstellung im Wortlaut: „Die Zwischenstaatliche Kommission hat an ‚wieder sehen‘ vs. ‚wiedersehen‘ gar nichts geändert; der Duden hat eine frühere Interpretation des betreffenden Regelbereiches für die 2000er Auflage korrigiert.

Tatsache ist: Der Duden hat die Regel ß 34, Ergänzungsregel 1, seinerzeit richtig ausgelegt. Der ausschließlich als Wortgruppe darzustellende Begriff „wieder sehen“ war die einzig mögliche Interpretation einer von der Zwischenstaatlichen Kommission schwachsinnig formulierten Regel (wieder im Sinne von „erneut, nochmals“).
Eine weitere Tatsache ist, daß die Zwischenstaatliche Kommission im Dezember 1997 einen Bericht vorlegte, der auf Seite 25 folgende Regeländerung vorschlug:
ß 34, Ergänzungsregel 1: In einigen Fallgruppen ist unter bestimmten Bedingungen sowohl Getrennt- als auch Zusammenschreibung möglich“.
Dazu E1 (1) „...wieder (erneut) sehen, wiedersehen (ein Wiedersehen erleben)“
Das heißt: Die Zwischenstaatliche Kommission hat hier zumindest etwas vorgedacht, eine Regeländerung vorbereitet, die wie Sie sicherlich wissen, von den Amtschefs der Kultusminister im Februar 1998 untersagt wurde, allerdings nun klammheimlich Einzug hielt in den verschiedenen Wörterbuchverlagen. Der reformierte Duden erschien Ende 2000!

Am Ende ein Appell:
Ich denke doch, daß es eher ihre journalistische Pflicht wäre, den Unrat unter den Teppichen hervorzukehren, als – wie Sie es tun – den Mantel des Schweigens über eine zum Himmel stinkende Affäre auszubreiten.
Sie wissen so gut wie ich, daß der Arm der Rechtschreibkommission, bzw. der Politik, weit in die Wörterbuchverlage hineinreicht.



Norbert Schäbler
Hösbach

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Dominik Schumacher
13.01.2001 23.00
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Anführungszeichenumsetzer läuft wieder

Verehrte Gäste,
unbemerkt fiel vor einiger Zeit der Anführungszeichenumsetzer aus. Es waren wieder Zollzeichen (") zu sehen, die ja von der mechanischen Schreibmaschine bekannt sind. Da hier jedoch normale Tüttel möglich sind und sie auch von jedem Rechner richtig abgeschickt werden können, entschieden wir uns, hier auch ein einheitliches Bild anzustreben.
Als sich der Umsetzer vor zwei Tagen wieder meldete – wenn auch mit halber Kraft – blieben Anmerkungen nicht aus (Gewohnheit wurde durchgerüttelt). Keine Schwierigkeiten hat jeder, der die Zeichen normal in Auftrag gibt. Sollten doch einmal Auffälligkeiten auftreten, haben wir immer ein offenes Ohr.
Dank Herrn Lachenmann, der die Kunstgriffe für den PC verriet:
„Anführung vorne = Alt+132 oder 0132 auf dem Ziffernblock,
Anführung hinten=    Alt+147 oder 0147 auf dem Ziffernblock“.



Technik@rechtschreibreform.com>Dominik Schumacher

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Theodor Ickler
13.01.2001 23.00
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A

Zu Herrn Riebe:
(Vorweg: Die Löschung habe ich selbst vorgenommen, die Korrektur „Getrenntschreibung“ ebenfalls.)
Ich habe niemals gesagt, daß die Betonung keine Rolle spielt, sondern lediglich darauf hingewiesen, daß sie ein zwar notwendiges, aber nicht hinreichendes Kriterium ist. Genauer: Man kann mit Hilfe der Betonung (wenn man nicht zur syntaktischen Analyse fähig ist) oft zwischen Adverbial und Verbzusatz unterscheiden, also etwa zwischen „mies machen“ (auf miese Weise machen) und „miesmachen“ (so machen, daß es mies ist – ganz grobe Paraphrase, die nur das Objektisprädikativ kennzeichnen soll!), aber innerhalb der Verbzusätze kann man das nicht mit Sicherheit. Der beste Beweis sind die bisher hier angeführten Beispiele. Obwohl „platt machen“ nach Riebeschem Muster auf dem ersten Bestandteil betont wird, ist die Zusammenschreibung nicht dudenkonform. Wie soll ich den Ausschnitt aus dem Buchstaben A verstehen? Warum soll „aufeinanderhetzen“ zusammengeschrieben werden, wenn es sich um Kampfhähne handelt, und getrennt, wenn Politiker im Spiel sind? Ist es Herrn Riebes Privatschreibung, „auf sein“ im Sinne von „offen sein“ getrennt zu schreiben? „Absein“ wird laut Duden in jeder Bedeutung (auch „abgerissen sein“) zusammengeschreiben, nach Riebe jedoch in letzterer Bedeutung getrennt (obwohl der erste Bestandteil betont ist). Dudengerecht ist das alles ja nicht. Hinzu kommt noch die alte Regel, mit „sein“ nur infinite Formen zusammenzuschreiben, also „aufgewesen“, aber „auf ist“ (in jeder Bedeutung, auch „offen sein“ und „aufgestanden sein“! so jedenfalls nach Duden). Ich stelle fest, daß Herr Riebe zu einer privaten Orthographie gelangt, was sein gutes Recht ist, aber nciht zu einer Einheitsorthographie führt, wie er sie postuliert, ganz abgesehen, von den Widersprüchen, in die er sich verwickelt.
Wenn es eine Verbfügung „allein entscheiden“ (mit Subjektsprädikativ) gibt, muß man dazu auch ein Partizip Präsens bilden können, es fehlt also ein entsprechender Eintrag neben „alleinentscheidend“ (ebenso bei „erziehen“); mit der Betonung allein kann man hier auch nicht unterscheiden, weil auch die getrennt geschriebene („getrenntgeschriebene“? Ton auf dem ersten Bestandteil ...) Fügung auf dem ersten Teil betont ist oder werden kann. Auch „allein stehen“ wird in wörtlicher Bedeutung normalerweise auf „allein“ betont, die bloße metaphorische Verwendung ändert die Betonung nicht. Usw. Das ist also alles viel komplizierter, als die Riebesche Liste es ahnen läßt.

Mentrup hat übrigens das Dudentaschenbuch gegen seine Überzeugung geschrieben; er war ja viele Jahre lang entschieden für die Rechtschreibreform, zugleich aber als Dudenautor zwangsläufig an die Vorgaben gebunden. Dies    nur nebenbei. Die Dudenangaben über die Betonungsverhältnisse sind systematisch falsch.

Zu Herrn Peil:
Wie Herr Peil selbst sagt, sind die beiden Bereich nicht vergleichbar, und ich habe mehrfach betont, daß ich nicht rein statistisch vorgehe, sondern auch systematische Erwägungen einfließen lasse. Das ist auch hier die Antwort. Solange wir die Schlußbuchstabigkeit mit dem Zeichen ß haben, ist es unmöglich, zwischendurch mal „dass“ zu schreiben. Ich hatte ja bereits dargelegt, daß auch    ein häufiger Tippfehler wie „Konstrast“ (oder „nciht“) keineswegs in die Liste korrekter Schreibweisen aufgenommen wwerden darf. Dagegen ist die Getrenntschreibung bei Verbzusätzen durchaus systemgerecht. Nur bei einer Handvoll Partikeln ist seit zweihundert Jahren die Zusammenschreibung das einzig Übliche („aufsteigen“ usw.).
Unabhängig davon ist natürlich die völlige Ersetzung des ß durch ss möglich, also die Schweizer Schreibweise.

Eigentlich ist die Anfrage von Hern Peil ein wenig unter seinem Niveau, weil er ja selbst die Unvergleichbarkeit der Fälle konstatiert. Ich will zur Erläuterung trotzdem noch ein anderes Gebiet erwähnen. Wir finden ja oft auch fehlerhafte Kleinschreibung von Substantiven, zumindest in Schülertexten. Auch hier ist der systematische Gesichtspunkt entscheidend. Solange wir die sogenannte Substantivgroßschreibung haben (was allerdings in meinen Augen eine falsche Bezeichnung ist, s. Kritischer Kommentar), ist es systematisch unzulässig, Substantive auch mal klein zu schreiben. Die Ausnahmen sind eigens definiert.
Meine Darstellung war und ist in diesem Punkt ganz stimmig, und es ist durchaus nicht nötig, mit gespielter Naivität einen wohlüberlegten, in der Fachwelt anerkannten Normbegriff in Frage zu stellen.



Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf

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Theodor Ickler
13.01.2001 23.00
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Normen, Päpste

Zu Herrn Riebe und Herrn Peil:
Es ist ein großer Unterschied, ob ich den Reformern Beliebigkeitsklauseln vorhalte, wo sie sich in ihre selbstgeschaffenen Sackgassen verrannt haben, oder ob ich an genau definierten Stellen Fakultativität feststelle, dort nämlich, wo die Texte Varianz zeigen, die auch aus systematischen Gründen, wie dargelegt, nicht oder nur zu unzumutbaren Kosten beseitigt werden kann. Das ist der Punkt, auf den Her Riebe leider nie eingeht.
Lieber Herr Peil, was soll denn das mit dem „Sprachpapst“? Gibt es irgend jemanden, der undogmatischer wäre als ich? Habe ich nicht die ganze Zeit mit Engelsgeduld Argumente vorgetragen und unermüdlich wiederholt? Wo hätte ich denn einen Unfehlbarkeitsanspruch angedeutet? Und wenn Herr Riebe mir ständig meine Liberalität vorhält, die er falsch findet, so spricht das doch nicht gerade für päpstliches Verhalten. Ich bin es doch, der die ganze Zeit hundert Blumen blühen lassen will, d. h. viele konkurrierende Wörterbücher, und die besondere Autorisierung eines einzigen Entwurfs bekämpft.

(Ich mache in letzter Zeit mehr Tippfehler, weil meine Augen – hoffentlich vorübergehend – seit meinem Unfall und der Operation) nicht so gut funktionieren und ich auch nur begrenzte Zeit am PC sitzen darf.)



Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf

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Christian Dörner
13.01.2001 23.00
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ss/ß- Schreibung und GZS

Lieber Herr Peil,

gerne möchte ich zu dem, was Herr Prof. Ickler bereits gesagt hat, noch ein paar Dinge ergänzen. Es ist natürlich nicht sinnvoll, ein (fast) völlig zweifelsfreies Gebiet, nämlich das Gebiet der ß/ss-Schreibung, mit der Getrennt- und Zusammenschreibung zu vergleichen, die ja vor der Reform ständig in Bewegung war.
Wenn man die zwei Grundregeln der ß/ss-Schreibung begriffen hat, kann man sie problemlos auf alle anderen Wörter beziehen. Beliebigkeit würde hier niemandem helfen. Wie bereits oft diskutiert wurde, beschränken sich die Unklarheiten bei der ß/ss-Schreibung lediglich auf eine Handvoll (englischer) Fremdwörter (z. B. Cleverneß, Fitneß, Fairneß, Busineß, Dreß, ...). Hier sollte man m. E. die ß/ss-Schreibung sogar freigeben. Denn Cleverness, Fitness, Fairness, Business, Dress usw. sind definitiv nicht falsch.
Bei der Festlegung der GZS war der Duden von 1991 aber nicht mehr auf der Höhe der Zeit, so daß hier immer mehr Zweifelsfälle entstanden. Problematisch ist, daß man sich – egal wie man es regelt – die Zweifelsfälle nie wird merken können, und sei die Begründung, die der Einzelfallentscheidung zugrunde liegt noch so plausibel und genial.
Nur eine weitgehende Freigabe, die flexibel genug ist, sich den Sprachentwicklungen anzupassen, kann hier einen Lösungsansatz bieten.

Im Gegensatz zu Herrn Prof. Ickler befürworte ich jedoch hinter den Einträgen einen Hinweis, wie man denn im allgemeinen zu schreiben pflegt. Dieser dürfte jedoch im Gegensatz zum Duden nicht verbindlich sein, sondern sollte sich am jeweiligen Entwicklungsstand orientieren und lediglich Empfehlungen aussprechen.
Beispiel: kennen_lernen (heute i. d. R. nur noch zusammengeschrieben): kennenlernen, jmd. kennenlernen, kennenzulernen usw.
Verbindlich sollte nur kennen_lernen sein, der Rest des Eintrags ist Aufzeichnung des Sprachgebrauchs.
Wo die Sache jedoch eindeutig ist, bringen Freiräume nicht viel. So erkennt Prof. Ickler zu Recht die Großschreibung von Pseudosubstantivierungen (im großen und ganzen, im wesentlichem, im allgemeinen, des weiteren usw.) nicht an. Hier ist die Sache klar, und wo die Schreibung eindeutig ist, braucht man keine Beliebigkeit.
Außerdem ist Prof. Ickler z. B. bei der Laut-Buchstaben-Zuordnung, der Groß- und Kleinschreibung, der Silbentrennung und der Kommasetzung (Minimalliberalisierung, aber nützliche Vereinfachung bei den Kommata!) doch relativ konservativ, also in Ihrem Sinne geblieben.
Solche Ansätze sind aber durchaus diskutabel, finden Sie nicht?



Christian Dörner
91058 Erlangen

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Christian Dörner
13.01.2001 23.00
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Undurchsichtige Regelungen

Es ist mir fast peinlich, daß ich das Wort »platt machen« nicht im Duden von 1991 gefunden habe, aber trotzdem kann man daran noch mal alles Wesentliche erklären.
Ich habe anschließend versucht, mich in die Denkweise des Duden hineinzuversetzen, und habe es trotz nicht ganz unplausibler Begründung falsch gemacht. Daß man »ein Unternehmen dichtmachen«, aber »ein Unternehmen platt machen« muß, läßt sich nicht mehr mit dem gesunden Menschenverstand erklären. In beiden Fällen entsteht (eigentlich) ein neuer Begriff, und in beiden Fällen lassen sich die Wörter auch in ursprünglichem Gebrauch verwenden: »einen Reifen dicht/platt machen«.
Herr Riebe macht sonst von den Freiheiten, die ihm das Rechtschreibwörterbuch bietet, gerne Gebrauch. Er schreibt »zusammen schreiben«, »in Bezug auf« und »genauso gut«. Warum auch nicht? Auch ich schreibe »oh je«, »oh nein«, »ich hör« und »ich laß«, auch wenn mir der Duden sagen möchte, daß diese Schreibweisen falsch sind. Die jeweils dudenkonformen Schreibweisen sind mir aber so unsympathisch, daß ich mich mit ihnen nicht so ganz anfreunden kann.

Aber noch einen Punkt zur GZS: Je genauer man regelt, desto sicherer kann man sich sein, daß sich niemand wird merken können, welche Gedankengänge hinter der noch so genialen Festlegung stecken. Was ist dann gewonnen? Gar nichts. Man sieht nur, daß sich selbst diejenigen, die hier eine genaue Regelung befürworten, die Haarspalterfestlegungen des Duden nicht merken können. Sollte ihnen das nicht wenigstens ein bißchen zu denken geben, wenn man sich überlegt, daß auch die Schüler dies dann alles exakt lernen müßten?



Christian Dörner
91058 Erlangen

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Walter Lachenmann
13.01.2001 23.00
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Resistent?

Lieber Herr Ickler,
wenn das, was Sie darlegen, so wäre, wie Sie es darlegen, hätten wir ja nicht diese Diskussion, sondern wir würden Ihnen alle mit Begeisterung wie einem Anführer folgen oder wie einem Papst huldigen.
Vermutlich wollen Sie weder Anführer noch Papst sein, ich persönlich möchte auch weder den einen noch den andern haben. Was wir bräuchten, wäre ein Anwalt. Mit Anwälten ist es oft so – das zeigt die Erfahrung – daß man denen sein persönliches Anliegen noch so deutlich schildern kann, auch eine schriftliche Vorformulierung hilft nichts: wenn man dann das Anwaltsschreiben liest, kennt man seinen eigenen Fall nicht mehr. Oder nur noch teilweise, und das, was einem wichtig wäre, ist weg. Gewinnen tut man manchmal trotzdem, oder gerade deshalb, aber hier paßt die Analogie nicht mehr, denn wir wollen ja auch nicht vom Regen in die Traufe kommen.
Dabei ist das Anliegen doch – so meint jeder – ziemlich klar. Wir wollen nicht vorgeschrieben bekommen, wie wir richtig schreiben sollen, schon gar nicht abweichend von den bisherigen Gewohnheiten, und erst recht nicht so, daß uns unsere eigenen Texte nicht mehr gefallen oder gar unsinnig erscheinen. Also der Absolutheitsanspruch sowohl der alten Rechtschreibregeln wie der neuen sollte erst einmal gebrochen werden. Und dann bräuchten wir ein Wörterbuch, in dem Ratsuchende, also Leute, die nicht erst in die Tiefen irgendwelcher Auslegungsdiskussionen einsteigen können, sondern schnell weiterarbeiten wollen, nachschlagen können, wie sie im Zweifelsfall schreiben sollen (das sind alle hier Beteiligten bisher vermutlich viel seltener gewesen als jetzt in der neuen Konfusion, die selbst sonst Schreibsichere in Selbstzweifel stürzt). Dazu sollte man möglichst nur eine Antwort finden. Nun mag es schwierig sein, objektive Kriterien für das »Richtige« festzulegen, die Diskussion zeigt es. Kaum schlägt einer eines vor, kommt ein Gegenargument. Die Betonung ist es nicht, die Aussprache ist es nicht, immer kommen Abweichungen und Ausnahmen. (Ihr Beispiel »klarsehen« ist mir völlig fremd, was soll das denn sein? So lange durchs Fenster gucken, bis es sauber ist?) Da scheint Ihr Ansatz einleuchtend, sich nach dem Sprachgebrauch zu richten. Nur wie ist denn der? Der ist immer wieder durchsetzt von Unsicherheiten, Anmaßungen, Dummheiten aller Art, oft tatsächlich, ohne daß selbst der Sprachbewußte es noch merkt. Wie wollen Sie verhindern, daß all dieses Eingang findet in Ihr Wörterbuch? Da braucht es eben schon auch gewisse Steuerungen, und die Frage wäre vorrangig die der Kompetenz der Steuernden. Manchen Untugenden, bei denen wir selbst uns schon gelegentlich ertappen können, sollte eine weitere Sanktionierung verweigert werden, es wäre meines Erachtens auch denkbar, manches bereits im Wortschatz aufgenommene Dummzeug auf diese Weise wieder außer Kraft zu setzen.
Wenn wir einmal darauf verzichten, einander die Tippfehler und sonstige Schreibpannen vorzuhalten (auch wenn ich »zufriedenstellen« richtig finde, kann es mir passieren, daß ich »zufrieden stellen« schreibe, ohne es zu bemerken, aber dann auch ohne es zu wollen, und ich korrigiere es sofort, wenn ich es merke), bin ich mir ziemlich sicher, daß in einer Korrespondenz unter den hier Beteiligten, auch wenn der Sprachumfang noch wesentlich ausgedehnter wäre, alle so ziemlich dieselbe Rechtschreibung hätten. Also gibt es doch eine Art Norm. Und ein Wörterbuch müßte in allererster Linie diese Norm festhalten. Wenn man mit Messen, Zählen, Wiegen nicht weiterkommen kann, hilft vielleicht der gesunde Menschenverstand, das Stil- und Sprachgefühl und das Gefühl der Ästhetik (da bin ich wieder). Wenn ich die Zeit hätte, würde ich mir tatsächlich gerne die Arbeit machen, und Ihr gesamtes Wörterbuch wie ein Verlagslektor nacharbeiten. Ich bin ziemlich sicher, daß wir dann das Wörterbuch hätten, das alle Ihre verzweifelten Freunde gerne möchten. Wobei ich dabei auch diese einladen würde, dasselbe zu tun. Vermutlich hätten wir weitgehend übereinstimmende Ergebnisse. Wo Meinungsunterschiede bestünden, könnte man sicherlich Einigung erzielen.
Für einen Wissenschaftler vielleicht ein undenkbares, unprofessionelles Vorgehen. Für einen Verleger ein naheliegendes.
Sicherlich: der Begriff »gesunder Menschenverstand« ist unpräzise und man gerät leicht in die Nähe derer, die dazu »gesundes Volksempfinden« sagen.   

So diskussionsbereit Sie sind Herr Ickler, was wir alle sehr an Ihnen schätzen, mir persönlich kommen Sie gelegentlich ein bißchen resistent gegen plausible Argumente vor.



Walter Lachenmann
Krottenthal

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Stephanus Peil
13.01.2001 23.00
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Geduld!

Oi, nun hat er es mir aber wieder gegeben, unser Schreibpapst!
Entschuldigung, Herr Ickler, daß mein verknöchertes Fehlerdenken Sie so aufgeregt hat. Ich bitte um etwas Nachsicht für einen Langsamdenker wie mich: Vielleicht ist aus einem Saulus auch nicht urplötzlich ein Paulus geworden. Aber – das ist Ihnen doch hoffentlich klargeworden – ich befinde mich zur Zeit in einem Umdenkungsprozeß, indem ich nach und nach Ihre Argumentation besser zu verstehen und nachzuvollziehen mich bemühe. Ich gebe zu, die Kapsel meiner veralterten Denkweise nicht sofort und gänzlich absprengen zu können. Aber ein NVA-Soldat hatte es sicherlich auch schwer beim Eintritt in die Bundeswehr. Also bitte ich um etwas Geduld! Sie, Herr Ickler, sollten es aber nicht schlimm finden, wenn ein geübter Schreiber ins Wörterbuch schaut. Dafür sind Wörterbücher doch da! Zu diesem Zweck haben Sie doch auch Ihres geschrieben!



Stephanus Peil
In den Gärten 5, D-56457 Westerburg-Gershasen, Tel. 02663-8593, Fax 968575, Mobiltel. 0173-8255495

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Theodor Ickler
13.01.2001 23.00
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Fortsetzung II

Beim Spazierengehen (das mir der Arzt verordnet hat, ich erhole mich gerade von einer Operation) mußte ich noch über einen interessanten Fall nachdenken. Herr Peil und Herr Riebe meinen also, „plattmachen“ werde am besten zusammengeschrieben, wegen der Betonung und weil es ihrem Sprachgefühl entspricht. Ich neige auch zur Zusammenschreibung, habe aber gezeigt, daß sie weder dem alten Duden noch der Neuregelung entspricht. Kurioserweise ist also das kritisierte Icklersche Wörterbuch das einzige auf Gottes weiter Erde, das die von meinen Kritikern befürwortete Schreibweise überhaupt zuläßt! Daraus müßte sich doch eine Lehre ziehen lassen, nicht wahr? In den Zeitungen wird es übrigens auch viel häufiger zusammen- als getrennt geschrieben. Aber wer hat die Stirn, die bisherige Dudenschreibweise rundheraus für falsch zu erklären? Und wozu sollte das gut sein? Bei mir erfährt man wahrheitsgemäß, daß kurze Ergebniszusätze mit dem Verb zusammengeschreiben werden können. Ist das nicht wirklich die beste Anwort?

Oder sehen wir uns ein weiteres Beispiel von Hern Peil an: „bestehenbleiben“. Nach Duden nur zusammen! Aber wenn ich mal eben den Jahrgang 1995 der Süddeutschen Zeitung in den PC schiebe, also ein von der Reform noch ganz unberührtes Textkorpus, dann finde ich 17mal „bestehen bleibt“ und kein einziges Mal „bestehenbleibt“. Bitte, meine lieben Kritiker, was folgern Sie daraus? Das würde ich wirklich gern erfahren.

Ob man die Schreibweise in diesem genau umgrenzten Bereich in der einen oder in der anderen Richtung festlegt – es bleibt in jedem Fall eine Donquichotterie.



Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf

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Manfred Riebe
13.01.2001 23.00
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Förderung der Reform-Getrenntschreibung durch Icklersche Fakulativschreibung

Lieber Herr Professor Ickler!

Mir fällt auf, daß Ihre Antwort auf der Nachrichtenseite auf meinen Beitrag vom 12.01.2001: Getrenntschreibung und/oder Zusammenschreibung: Beliebigkeit oder Eindeutigkeit? Theodor Ickler stellt sein Rechtschreibwörterbuch zur Diskussion“, in dem Sie ankündigen, die Diskussion lieber im Gästebuch fortzusetzen, einfach gelöscht wurde. Warum löschte man Ihren Beitrag?
Auch in Ihrem Beitrag vom 11.01.2001 „zu lassen“ änderte man ohne Kommentar in Ihrem von mir als falsch kritisierten Satz: „Die heftige Kritik an der Zusammenschreibung kann ich nicht nachvollziehen.“ Das Wort „Zusammenschreibung“ in „Getrenntschreibung“.

Nur kurz eine Entgegnung zu einigen wesentlichen Punkten: Das von Herrn Peil mit Recht kritisierte Beispiel »genauso gut« habe ich absichtlich provokativ so stehen lassen. Erläuterung: Ich hatte „genausogut“ geschrieben, aber das Rechtschreibprogramm unterringelte das Wort rot. Ich trennte das Wort und der Computer war zufrieden. Das sollte ein Lehrstück dafür sein, welche Macht der Computer sicherlich auch auf die Schreibweise der Journalisten ausübt, die Sie Ihrem Wörterbuch zugrundelegen (Auch das Wort zugrundelegen wird rot unterringelt, so daß dadurch entgegen dem Univerbierungsprozeß ein willkürlicher Trend zur Getrenntschreibung entsteht.)

Sie schreiben: „Daß mir Herr Riebe meine Bemerkung über „Schulmeisterlein“ ankreiden würde, war beinahe zu erwarten, obwohl ich ja bloß die selbstironische Bezeichnung von Herrn Peil zitiert hatte. Herr Riebe schaut nicht genau hin.“ Ich schaue im Gegenteil genauer hin, als manchem lieb ist.
Es stimmt z.B. nicht, daß Sie bloß Herrn Peil zitiert hätten. Sie schreiben nicht die Wahrheit. Ich darf Ihr Gedächtnis ein wenig auffrischen, indem ich Sie zitiere:
„Manchmal verstehe ich nicht mehr, welche Vorstellungen einige meiner Mitstreiter sich von Sprache und Schrift machen. Kann man so in die Denkweise des Schulmeisters eingekapselt sein, daß ein freieres Verhältnis zu diesen Dingen, ja auch nur ein    freier Blick auf die bunte Fülle der Texte überhaupt nicht mehr möglich ist?“ (12.01.2001: „Endlich“) Erst daraufhin zitierte Stephanus Peil Sie aus dem Gedächtnis mit dem Wort „Schulmeisterlein“.

In Ihrem „Kritischen Kommentar“, 2. Auflage, kritisieren Sie die Regel der Reformer: „... bleibt es dem Schreibenden überlassen, ob er sie als Wortgruppe oder als Zusammensetzung verstanden wissen will“ dreimal als Beliebigkeitsklausel. (S. 77) Aber Sie selber machen bei Ihrer Fakultativschreibung nichts anderes und beschweren sich, daß ich dies als Beliebigkeitschreibung bezeichne. Gleiches Recht für alle!

Was mich stört ist, daß Sie in Ihrem „Kritischen Kommentar“ auf Seite 72 die Reformer kritisieren, daß diese die Betonungsverhältnisse nicht berücksichtigten und Sie dann auch Verbesserungsvorschläge machen, die Sie aber dann selber in Ihrem Wörterbuch nicht konsequent durchgängig berücksichtigen. Ihr Hinweis auf den Buchstaben „A“ erscheint mir etwas „schlitzohrig“ zu sein, da der Rundbogen dort sehr selten vorkommt. Wenn Sie Ihren eigenen Verbesserungsvorschlag und meine Verbesserungsvorschläge in meinen Briefen berücksichtigen, in Ihrem Wörterbuch die verschiedenen Schreibweisen mit ihren Bedeutungsunterschieden darzustellen, dann wäre in Ihrem Wörterbuch Ihre Alternativschreibung mit den Rundbogen so ziemlich überflüssig bzw. würden sich die Rundbogen zumindest auf ein Minimum an wirklichen Zweifelsfällen verringern lassen.

Momentan erwecken Sie mit Ihrer falschen Liberalität hinsichtlich Ihrer Alternativschreibung bei der Getrennt- und Zusammenschreibung bei mir jedenfalls den Eindruck eines Alt-68ers, der zumindest diesbezüglich schon halb zu den Reformern übergelaufen ist, um deren rückschrittliche Getrenntschreibung zu fördern.



Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg

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anonymer Gast
13.01.2001 23.00
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Rundbogen?

Was ist ein Rundbogen? Gibt es etwa auch eckige Bögen?
Warum nicht einfach nur Bogen sagen?



Willi Bogner
Bogenhausen

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Norbert Schäbler
13.01.2001 23.00
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“Quo vadis?³ oder “Let ¹s go!³

„Wer jeden Schritt vorher lange überlegt, bringt sein halbes Leben auf einem Bein zu“, so sagt ein chinesisches Sprichwort, und es trifft die gegenwärtige Situation in Sachen Rechtschreibung wie die Faust auf ’s Auge.
In den Reihen der Rechtschreibreformer gibt es zur Zeit keinen entscheidenden Raumgewinn. Nur hie und da tauscht die Reformkommission klammheimlich eine neue gegen eine alte Schreiblizenz aus (z.B. „wieder sehen“ heißt jetzt wieder „wiedersehen“), aber so richtig in Schwung kommt der ganze Lizenzenwucher nicht.
Auf der anderen Seite steht Theodor Ickler, allein gegen die Rechtschreibmafia. Er hat ein Modell entwickelt, bei dem nicht ständig gefeilscht und getauscht werden muß, ein Modell, das dem eines Selbstbedienungsladens ähnelt, in dem man vor allem zwei Tugenden beweisen muß: Entscheidungsfreude und Verantwortungsgefühl!
Das sind die beiden Wege, die man gehen kann.
Wir sollten nicht mehr lange fragen: „Wohin gehst Du?“ oder uns gar mit Privatkriegen verzetteln, sondern wir sollten uns in Bewegung setzen. Schließlich kann man ja auch beim Laufen denken.
Also: „Let ’s go!“



Norbert Schäbler
Hösbach

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Gast
13.01.2001 23.00
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Wiedersehen mit ’wieder_sehenŒ

Sehr geehretr Herr Schäbler,

die Zwischenstaatliche Kommission hat an ‚wieder sehen‘ vs. ‚wiedersehen‘ gar nichts geändert; der Duden hat eine frühere Interpretation des betreffenden Regelbereiches für die 2000er Auflage korrigiert.



Michael Jansen

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Manfred Riebe
13.01.2001 23.00
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Die Betonung als Faustregel für Getrennt- und Zusammenschreibung von Zeitwörtern

Lieber Herr Professor Ickler!

Sie regten eine Übung zum Buchstaben A an. Hier ist sie mit einer erläuternden Einleitung:.

Wolfgang Mentrup weist auf die zentrale Bedeutung der Betonung für die Zusammen- und
Getrenntschreibung hin: „In der Regel zeigt ein Hauptton auf dem ersten Bestandteil einer Fügung Zusammenschreibung an, aber Betonung beider Bestandteile Getrenntschreibung."Da in Ausnahmefällen aber die Betonung nicht immer eindeutig zu erkennen ist, empfiehlt Mentrup nur für diese Zweifelsfälle die Getrenntschreibung. „Wenn zwei gedanklich zusammengehörende Wörter ihre volle Bedeutung und damit ihre Selbständigkeit bewahrt haben, sollte man sie getrennt schreiben."    (Wolfgang Mentrup: Die Regeln der deutschen Rechtschreibung. Mannheim: Dudenverlag, 1968, S. 130 f.)

Im DDR-Duden heißt es ähnlich: „Bedeutung, Betonung und Schreibung sind oft voneinander abhängig. (...) Die Betonung gibt Hinweise für die Schreibung. Starkton eines Gliedes, besonders – aber nicht immer – des ersten, weist in der Regel auf Zusammenschreibung. (...) Verteilter Ton weist auf Trennung. (...) Manchmal sind beide Betonungen, d.h. beide Schreibungen möglich (d.h. Getrennt und Zusammenschreibung, M.R.). (...) Wenn eine Entscheidung für Getrennt- oder Zusammenschreibung nicht möglich ist, schreibe man getrennt.“ (Der Große Duden. Wörterbuch und Leitfaden der deutschen Rechtschreibung. 16. Auflage. Leipzig: VEB Bibliographisches Institut, 1974, S. 597, 599)

„Merke: In der Regel weist Starkton des ersten Gliedes auf Zusammenschreibung, verteilter Ton auf Trennung.“ (Duden. Rechtschreibung. 7. Nachdruck, Leipzig: VEB Bibliographisches Institut, 1954, S. 82).
Mit dieser Faustregel kann man in der Schreibpraxis arbeiten, ohne umständlich in einem Wörterbuch nachschlagen zu müssen. Dies ist m.E. das Geländer, das Stephanus Peil vermißt. Um die Betonung deutlich zu machen, sind im Sinne der Faustregel Betonungszeichen zu verwenden. Wenn nach dieser Faustregel auf Grund unterschiedlicher Betonung sowohl Getrennt- als auch Zusammenschreibung möglich sind, liegen zwei verschiedene Begriffe mit unterschiedlicher Schreibung und Bedeutung vor. In diesen Fällen wird im Wörterverzeichnis gewöhnlich die unterschiedliche Bedeutung aufgeführt, um Mißverständnissen vorzubeugen.

Eine Auswahl von Zeitwörtern zum Buchstaben A.
Im Original sind unten Betonungsstriche zu sehen, die hier vom System vermutlich leider nicht abgebildet werden.

absein (ermüdet sein)
ab sein (abgerissen sein)
abwärtsgehen
achtgeben (aufpassen), ich gebe acht, gib acht!
achthaben (aufpassen), habe acht!
alleinbleiben (für sich bleiben)
allein bleiben (jmd. bleibt als einziger zurück)
allein entscheiden; aber: alleinentscheidend
allein erziehen, jmd.; aber: alleinerziehend
allein gehen können
alleinlassen, jmd.
allein reisen, er will allein reisen
allein sein, ich will allein sein
alleinstehen (nicht verheiratet sein); alleinstehend (ledig; freistehend)
allein stehen (getrennt von anderen stehen)
allein tun, etwas
anderslauten
aneinanderhängen (z.B. Kettenglieder)
aneinander hängen (seelisch verbunden sein, sich sehr lieb haben)
aufeinander achten
aufeinanderfolgen (z.B. in der Thronfolge)
aufeinander folgen (in dichter, schneller Reihe folgen)
aufeinanderhetzen (Kampfhähne)
aufeinander hetzen (Politiker)
aufmachen (öffnen)
aufsein (aufgestanden sein)
auf sein (offen sein)
auseinanderbekommen
aushaben (Schule -)
aussein

Wer hat Änderungs-, Ergänzungs- und Verbesserungsvorschläge?



Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg

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Stephanus Peil
13.01.2001 23.00
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Toleranz auch bei der ß/ss-Schreibung?

Durch Herrn Ickler weiß ich jetzt, daß meine verknöcherte Vorstellung von einem (Rechtschreib-)Fehler auf dem Gebiet der GZS einer Korrektur bedarf. Hier als Erinnerung noch einmal Icklers Zitat:

Das Falsche ist ein extremer Pol. »zufriden« ist falsch, »zufriedenstellen« ist sehr gut, weil üblich und auf der Linie der Sprachentwicklung, »zufrieden stellen« ist ein bißchen weniger üblich, aber durchaus noch hinnehmbar. Daß ein Lehrer hier rote Tinte verspritzt, ist in meinen Augen nicht zu verantworten.

Nun würde mich auch einmal die Bewertung Icklers auf dem Gebiet der ß/ss-Schreibung interessieren. Gilt die von Ickler geforderte und praktizierte Toleranz bei der GZS auch für die ß/ss-Schreibung? Dazu ein konkreter Fall:

Ein Lehrer markierte im Diktat die Konjunktion »daß« als Fehler und bewertete ihn nach den gelehrten neuen Rechtschreibregeln auch als einen solchen. Abgesehen von der juristischen Beurteilung dieses Falles würde ich gerne wissen, wie steht Herr Ickler als Sprachwissenschaftlicher zur ß/ss-Schreibung? Wird er antworten: egal ob daß oder dass, Hauptsache die Konjunktion und nicht das Relativpronomen?

Analog zu »zufriden, zufriedenstellen, zufrieden stellen« könnte ich mir seine Bewertung wie folgt vorstellen:

Das Falsche ist ein extremer Pol. »das« ist falsch, »daß« ist sehr gut, weil üblich und auf der Linie der Sprachentwicklung, »dass« ist ein bißchen weniger üblich, aber durchaus noch hinnehmbar. Daß ein Lehrer hier rote Tinte verspritzt, ist in meinen Augen nicht zu verantworten.

Und vielleicht in 10 Jahren (was Gott verhüten möge):

Das Falsche ist ein extremer Pol. »das« ist falsch, »dass« ist sehr gut, weil üblich und auf der Linie der Sprachentwicklung, »daß« ist ein bißchen weniger üblich, aber durchaus noch hinnehmbar. Daß ein Lehrer hier rote Tinte verspritzt, ist in meinen Augen nicht zu verantworten.

Ich weiß, GZS und ß/ss-Schreibung sind in keiner Weise miteinander vergleichbar. Dennoch würde mich interessieren, ob mein stures Festhalten am Eszett eine ebensolche Marotte ist wie das Nachschlagen in einem Wörterbuch.



Stephanus Peil
In den Gärten 5, D-56457 Westerburg-Gershasen

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