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Wolfgang Wrase
14.01.2001 23.00
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Kompromiß möglich

Meiner Ansicht nach wäre schon ein Kompromiß möglich, das heißt, daß sich das Rechtschreibwörterbuch ein bißchen „eindeutiger“ gestalten ließe. Nicht bei platt machen/platt machen, aber bei anderen Einträgen. So schreibt Professor Ickler weiter unten, er habe in der SZ bei „fertigstellen“ 316mal Zusammenschreibung gefunden und 5mal Getrenntschreibung. Das sind keine 2 Prozent Getrenntschreibung. Ich frage mich: Wieso macht man dann überhaupt statistische Erhebungen, wenn über 98 Prozent keine Entscheidung für den Standard ermöglichen? Das ist ja wie bei den Zeitungen, die ebenfalls 98,x Prozent Ablehnung der Neuschreibung bei den engagierten Beteiligten seriöserweise für keine eindeutige Mehrheit halten ...

Also, Scherz beiseite, lieber Herr Ickler: Ich glaube, ich würde mich trauen, bei „fertigstellen“ den Bogen wegzulassen. Weiter halte ich das für weitgehend durchführbar bei den meisten Verbzusätzen, die bei Getrenntschreibung als Adverbial mißverstanden werden können und normalerweise (oder zumindest oft) auch mißverstanden werden, also zum Beispiel bei „zusammen“. Ich denke, es wäre möglich, die Einträge zusammenarbeiten, zusammenläppern, zusammenpferchen, zusammenschustern (wieso eigentlich gerade diese Auswahl?) ohne Bindestrich zu schreiben, mit einem Akzent unter dem a von zusammen, und bei zusammenschreiben die Abgrenzung „aber: zusammen arbeiten“ zu bringen, mit einem Akzent unter dem a von arbeiten.

Übrigens finde ich bei „zusammen“ nur eine Ausnahme: ausgerechnet zusammen_schreiben (überwiegend zusammengeschrieben). Warum das für Fakultativschreibung kandidiert, ist leicht nachzuvollziehen: Es handelt sich nicht eindeutig um einen Ergebniszusatz, sondern zugleich auch um eine Angabe, die auf die Frage „WIE schreiben?“ antwortet. Das wird aus dem Vergleich mit „getrennt schreiben“ deutlich: auf getrennte Weise schreiben, andernfalls „ohne Lücke“ schreiben. Vor allem in der Formulierung „getrennt oder zusammen schreiben“: Da ist durch das vorangestellte „getrennt“ das „Wie“, das Adverbiale schon vorgegeben, so daß „zusammen“ als adverbiales „ohne Lücke“ mit Bezug auf den Schreibvorgang verstanden werden kann. Außerdem kann man „getrennt oder zusammen“ als mehrteilige Bestimmung zu „schreiben“ verstehen, was ebenfalls die Getrenntschreibung rechtfertigt. Es war daher ein bißchen gemein, Herrn Riebe diesen „Fehler“ der Getrenntschreibung nachzuweisen.

Also: Was spräche gegen einen solchen Kompromiß?



Wolfgang Wrase
München

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Norbert Schäbler
14.01.2001 23.00
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Einleuchtend

Herrn Markners Idee ist einleuchtend. Wenn es ein zusammengesetztes Substantiv mit gleichem Wortstamm gibt, dann sollte auch ein entsprechendes zusammengesetztes Verb möglich sein.
„Wiederherstellung“ ergo „wiederherstellen“, „Gutschrift“ also „gutschreiben“ („gute Schrift“ ist „gut schreiben“) „Auseinandersetzung“ nebst „auseinandersetzen“...
Das wäre auch ein erster didaktischer Leitfaden und eine recht ordentliche Entscheidungshilfe.



Norbert Schäbler
Hösbach

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Stephan Fleischhauer
14.01.2001 23.00
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Wieder

Kürzlich wurde auf dieser Seite das Problem „wieder_sehen“ wieder_aufgerollt. Folgendes sollte dazu noch erwähnt werden: Auch als selbständiges Wort hat „wieder“ die Doppelbedeutung „nochmals"/"zurück“. Den Unterschied kann man an zwei Beispielen deutlich machen: „Dann gehe ich eben wieder bei McDÖessen.“ – „Dann gehe ich eben wieder nach Hause.“ Im zweiten Beispiel wäre ein „nochmals“ ziemlich unsinnig – wir gehen ja alle sehr oft in unserem Leben nach Hause und nur selten in das besagte Lokal ...



Stephan Fleischhauer
Holtenauer Str. 53, 24105 Kiel

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Gast
14.01.2001 23.00
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McDÖ

Sorry! Welch komischer Tippfehler. Ich wollte McD... schreiben (mit Alt 0133).




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Walter Lachenmann
14.01.2001 23.00
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Was will Stephan Fleischhauer uns damit sagen?

Daß es bei ihm zuhause nichts zu essen gibt?
Warum geht er einerseits selten aber dann doch schon wieder in das besagte Lokal?
Was hilft alles besagen, wenn es bei McDonald neuerdings Döner gibt?
Woher weiß er, daß wir alle sehr oft in unserem Leben nach Hause gehen?
Manch einer von uns hat gar keines, wie viele trauen sich gar nicht mehr nach Hause.
Warum sollen wir dann nicht doch nochmals nach Hause gehen?
Dort gibt es wenigstens keine BigDöner! (Gruß an Herrn Dörner).
Vielleicht kann Herr Riebe das entschlüsseln.



Krottenthaler Gerüchteküche

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Manfred Riebe
14.01.2001 23.00
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Alles nur für die Kinder? Kinderleichte Rechtschreibung?

Sie haben natürlich recht: „sitzenbleiben“ (in der Schule) und „sitzen bleiben“ (auf dem Stuhl) werden auf dem ersten Teil betont. Deshalb müßten beide zusammen „sitzenbleiben“ geschrieben werden. Daher ist die getrennte Duden-Schreibung wie wohl viele andere systematisch falsch.

Sie haben auch recht damit, daß eine ziemlich radikale Reform entsteht, wenn der Dudenmaßstab der Betonung konsequent angewandt würde. Was hat denn eigentlich die Phonetik, die Wissenschaft der Lautbildung, bisher zur deutschen Rechtschreibung beigetragen?

Die Schreibweise, die der Duden durch praxisfremde Regeln verklausuliert und erschwert hat, wird mit dem Betonungsmaßstab kinderleicht. Ob Notbehelf, kaum durchdachtes Hilfsmittel oder Krücke, es ist der Spatz in der Hand, der besser ist als die Taube auf dem Dach. Ich zitiere Sie: „Die Linguistik hat es bisher nicht vermocht, eine schlüssige Theorie der Verbzusätze vorzulegen.“ („die linguistische Theorie ist hier durchweg sehr schwer verständlich und auch nicht ausgegoren.“) Die Linguisten müßten von der Ebene des Sprachwissenschaftlers nicht nur herabsteigen auf die Ebene des Schulmeisters, sondern auf die Ebene des Normalbürgers, der von der Elementargrammatik kaum eine Ahnung hat und daher auch Ihr Wörterbuch nicht benutzen kann. Ich weiß, wovon ich rede; denn ich habe viele Jahre versucht, Berufsschüler die Benutzung des Dudens zu lehren. Grammatik??? Genitiv Singular? Nominativ Plural? Dativ und Akkusativ? Nur wenige 16jährige Schüler kannten die Begriffe und konnten deklinieren. „Sowas nennt man ohne Scham und Schande Volksschulbildung hier in diesem Lande.“ Wenn Ihr Wörterbuch ein Volkswörterbuch für den Normalbürger sein soll, dann ist eine Krücke oder wie Stephanus Peil sagt, ein „Geländer“, wichtig, und das ist der Maßstab der Betonung.

Bei dieser weitverbreiteten Grammatikkenntnis bzw. -unkenntnis müßte Ihr Wörterbuch kinderleicht verfaßt sein. Denken Sie doch an die Grammatik- und Semantikkenntnisse der Reformer, die Hunderte zusammengesetzter Verben ausradierten. Wenn Sie „gut_sitzend; aber gut sitzend“ aufführen, könnten Sie auch „gutschreiben“; aber „gut schreiben“ gegenüberstellen. Querverweisen werden auch intelligente Leute meist nicht folgen. Die Fakultativschreibung ist m.E. sowohl ein Dogma als auch die Tatsache der Varianz, die durch komplizierte Regeln hervorgerufen wurde. Die Fakultativschreibung ist ein Dogma der Liberalität an der falschen Stelle, nämlich der Orthographie. Dieses Laisser-faire führt aber tendenziell zum Dogma der Reformer, der Getrenntschreibung. Die Journalisten werden durch Sie in der Reform-Getrenntschreibung bestätigt: Seht her, sogar Ickler ist einverstanden!

Im übrigen hat Wolfgang Wrase recht: Wenn ich den Begriff „zusammen schreiben“ ebenso getrennt schreibe wie „getrennt schreiben“, dann ganz bewußt, um das „zusammen“ besonders zu betonen und hervorzuheben.
Wolfgang Wrase hat insbesondere auch damit recht, daß sich das Wörterbuch eindeutiger gestalten ließe. Wenn Sie in der SZ bei „fertig_stellen“ 316mal Zusammenschreibung und nur 5mal Getrenntschreibung fanden, dann ist das ein deutliches Indiz. Wenn Sie jedoch die Betonung als Maßstab genommen hätten, hätten Sie sich die Mühe der statistischen Auswertung sparen können. Das trifft auf Dutzende Ihrer Fakultativschreibungen zu, die bisher im Duden eindeutig gelöst waren, bei denen Sie nun aber mit Ihrem Rundbogen für Verwirrung sorgen und damit nur Wasser auf die Mühlen der Reformer leiten.



Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg

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Christian Dörner
14.01.2001 23.00
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Über Verbsubstantivierungen und Betonungen

Nachdem ich mir gerade die zahlreichen Beiträge angesehen habe, kann ich es doch nicht lassen, zu den von den Herrn Riebe, Schäbler und Markner geäußerten Meinungen ein wenig Stellung zu beziehen.

Zu den Beiträgen von Herrn Schäbler und Herrn Markner:

Wenn es eine Verbsubstantivierung gibt, dann muß das (angeblich) gleichlautende zusammengesetzte Verb noch lange nicht exisitieren. Würde man die von Ihnen vorgeschlagene Regel wirklich konsequent durchziehen, würde man Verben wie »traktorfahren«, »holzhacken«, »computerspielen«, »mauerbauen«, sogar »nichtzustandekommen«, ja vielleicht sogar »zuschuldenkommenlassen« u. v. a. m. erhalten. Das ist ja beinahe schon so radikal wie die neuverordneten Getrenntschreibungen der Reform. Ist das wirklich Ihre ernste Absicht?

Zu dem Beitrag von Herrn Riebe:

Die Diskussion über die Betonung bei Verben ist schon sehr lange im Gang, und der Duden hat hier über Jahrzehnte vieles falsch gemacht. So behauptet er noch im Duden von 1973 (17. Aufl.), daß sich der Betonungsunterschied bei »sitzen bleiben« und »sitzenbleiben« eindeutig erkennen ließe. Im Nachfolger der legendären »Zweifelsfälle der deutschen Sprache« (1972), nämlich in »Richtiges und gutes Deutsch« (1985) bleibt dem Duden nichts mehr anderes übrig, als zuzugeben, daß die Betonung zwar manchmal einen gewissen Hinweis liefern kann, aber insbesondere in Fällen wie »sitzen bleiben«, »sitzenbleiben«, »in Gang setzen«, »instand setzen« usw. nichts hilft. In den Duden-Auflagen von 1986 und 1991 sind die krassen Fehler, die man in bezug auf die Betonung bei Verbzusätzen in den Regelteilen der Duden von 1961 (15. Aufl.) bis 1973 (17. Aufl.) findet, glücklicherweise korrigiert.
Ihr Vorschlag, die sinnvolle Unterscheidungsschreibung »sitzen bleiben« / »sitzenbleiben« nur wegen der identischen Betonung ganz zu beseitigen, ist meines Erachtens der falsche Weg. Dann können wir uns auch gleich auf »sitzen bleiben« – so die Reform – einigen, oder?



Christian Dörner
91058 Erlangen

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Wolfgang Wrase
14.01.2001 23.00
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zusammen_...

Ich möchte meinen Vorschlag noch etwas konkreter machen und am Beispiel von „zusammen“ zeigen, welche etwas präzisere Verwendung des Bogens ich mir bei diesem Verbzusatz vorstellen könnte. Natürlich müßte ich dann noch alle anderen Bogen-Fälle durchsehen und prüfen, ob sich das Schema einigermaßen durchhalten läßt. Selbstverständlich müßte das noch bei fraglichen Fällen statistisch überprüft werden.

zusammenarbeiten (vs. zusammen arbeiten; mit Betonung, als Beispiel für die Differenzierung)

mit Bogen:
zusammen_bleiben
zusammen_haben
zusammen_lassen
zusammen_schreiben
zusammen_sein

Alle anderen Einträge des Duden von 1991 (zusammen_lassen fehlt dort) ohne Bogen. Mich würde als Beispiel interessieren, wie die Statistik bei zusammen_kommen oder sich zusammen_nehmen aussieht: Wir sind zusammen gekommen, um ... Wenn du dich nicht zusammen nimmst ... Wie oft kommt das vor? Gibt es (bzw. gab es 1995) bei diesen sonstigen Verbindungen mit zusammen_ einen nennenswerten Anteil von Zusammenschreibung? Konkret: Gibt es bei irgendeinem dieser sonstigen Fälle eine Verteilung von Zusammen-/Getrenntschreibung, die kleiner ist als der Faktor 10? Falls nicht, würde ich den Deckel draufmachen. Man könnte dann ja trotzdem noch erläutern, entweder im Vorwort oder unter dem Stichwort „zusammen“, daß es vereinzelt noch mehr Getrenntschreibungen gibt, als mit dem Bogen dargestellt werden.



Wolfgang Wrase
München

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Gast
14.01.2001 23.00
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Missverständnis wegen Bedeutungsangabe

zu Schäblers „Es stinkt zum Himmmel“

Dass der Duden den Paragrafen 34 in Bezug auf „wieder_sehen“ richtig ausgelegt haben soll, bedeutet, dass er ihn in der neusten Auslage nun falsch auslegt; in dieser Reihenfolge, wirklich? Je vous en prie! Sie schreiben: „Der ausschließlich als Wortgruppe darzustellende Begriff ‚wieder sehen’ war die einzig mögliche Interpretation“. Soweit ich mich erinnere, hat Bertelsmann das erste Wörterbuch zur Reform rausgebracht. Ich hab es nicht hier stehen; ich hab es aber so in Erinnerung, dass dort die Abgrenzung von ‚wieder sehen’ zu ‚wiedersehen’ richtig dargestellt war. Dass man E1 so auslegen konnte, wenn man der Bedeutungsangabe zu viel Gewicht gab, dass es nur ‚wieder sehen’ geben konnte, das ist mir schon klar. Der Duden hat es ja gemacht! Das mit der „Wortgruppe“ könnte man meiner Meinung nach noch etwas ausführlicher beschreiben. Dass aber ausgerechnet die Dudenredaktion dies nicht begriffen hat und souverän richtig angewandt hat, finde ich im Nachhinein immer noch komisch. Heute weiß man, dass die Bedeutungsangabe eine Hilfe ist, zu verstehen, was mit „Wortgruppe“ gemeint ist. Wer natürlich meint: „Wann immer ‚wieder’ die Bedeutung „erneut, nochmals“ hat, dann muss ich getrennt schreiben...“ nun, der liest das Regelwerk eben falsch.


Was Sie zu dem ersten Kommissionsbericht schreiben, kuck ich mir noch an (heute ist es zu spät). Doch was Sie schreiben, ist keine Regeländerung, sondern eine Regeltextänderung, die das Gemeinte deutlicher darstellen soll (Abgrenzung Zusammensetzung zu Wortgruppe).

Ich bin übrigens nicht Journalist; eine journalistische Pflicht hab ich nicht. Bei „Affäre“ hab ich fast das Gefühl, Sie würden mich mit jemandem verwechseln. Auch „Störaktion“ kam mir etwas merkwürdig vor. Die Mafia (Kommission) erpresst regelmäßig Schutzgelder bei den Wörterbuchverlagen, um sie sich gefügig zu machen, das ist auch mir bekannt.



Michael Jansen

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Norbert Schäbler
14.01.2001 23.00
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Korrelation und Betonung als Krücken!

Ich sehe keinen radikalen Gedanken darin z.B. „radfahren, autofahren, traktorfahren“ u.ä. gleichartig zu schreiben. Auch „computerspielen, holzhacken, kegelschieben und seiltanzen“ macht Sinn, denn wenn ich die Alternativschreibweise im Bereich der Getrennt- und Zusammenschreibung als Rahmenrichtlinie anerkenne, dann muß ich auch Gebrauch davon machen dürfen.
Was ich suche, sind Entscheidungshilfen. Wann schreibe ich was am sinnvollsten? Es wäre doch ein Unding Massen von Schulabgängern auf die Welt loszulassen und ihnen lediglich eine Rahmenrichtlinie in den Ranzen zu packen. Das gäbe ein Chaos!
Sowohl das Merkmal der Betonung als auch die Korrelation der Wortarten halte ich für ausgezeichnete Behelfskrücken, die zwar nicht immer ausschließlich dienlich sind, doch wo die eine nicht hilft, hilft eben die andere. Meiner Meinung nach müssen noch mehr Krücken gebaut werden. Da müssen die Orthopäden ran, sprich die Didaktiker.
Im übrigen möchte ich darauf hinweisen, daß in der Schule ein starker Trend zur Nominalisierung vorliegt. Dies liegt unter anderem daran, daß im Gegensatz zu früher, als die Umdruck- und Kopiertechnik nicht so ausgefeilt war und Texte als Ganzes geschrieben wurden, heute meist Einzelwörter in Lückentexte eingesetzt werden. Größtenteils bestehen diese Lückenfüllwörter aus Begriffen, sprich Substantiven.
Daneben bevorzugt auch die Behördensprache den Nominalstil. Hier kommt es z.B. auch zu geistlosen Wortschöpfungen wie: „Die Nichtannahme, die Nichteinhaltung, ....“ Derartige Unwörter sind selbstverständlich nicht als Behelfskrücken zur Wortableitung zu gebrauchen und zum Glück sind Wortverunstaltungen wie „das Sichzuschuldenkommenlassen“ noch nicht erfunden.
Abschließen möchte ich mit einem Beispiel einer amtlichen Verlautbarung. „Nach der Unterzeichnung durch den Bundespräsidenten wird das Inkrafttreten des Gesetzes mit Wirkung vom 1. Januar erfolgen.“
Für gutes, wortreiches und aktives Deutsch könnte ich mir durchaus Verbalisierungen wie „verlautbaren“ und „inkrafttreten“ vorstellen. Oder ist da etwa ein „in Kraft treten“ besser?



Norbert Schäbler
Hösbach

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Stephanus Peil
14.01.2001 23.00
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Rechtschreibnoten abschaffen?

Zu den Vorschlägen von Herrn Markner und Schäbler:

Der von Herrn Markner in die Diskussion gebrachte und von Herrn Schäbler aufgenommene Gedanke, von der Zusammenschreibung eines zusammengesetzten Substantivs auch die Zusammenschreibung zusammengesetzter Verben (pardon, Herr Ickler würde mich korrigieren: Verbzusätze) ableiten zu können, scheint mir keine praktische Entscheidungshilfe für die Zusammenschreibung zu sein:
Auch von getrenntgeschriebenen Verbzusätzen kann man ja zusammengesetzte Substantive bilden:
allein gehen – Alleingang
neu anfangen – Neuanfang
Auto fahren – Autofahrt


Zu Icklers Bemerkung über meine auf ihn bezogene Formulierung »Schreibpapst«:

Herr Ickler hat das Wort »Schreibpapst« in den falschen Hals bekommen. Mit »Papst« wollte ich lediglich die in Fachkreisen unangefochtene Autorität Icklers unterstreichen, seine überdurchschnittliche Kompetenz herausheben. Es lag mir fern, ihn mit diesem Begriff in ein falsches Licht stellen oder gar beleidigen zu wollen. Vielmehr sollte der Ausdruck meinen Respekt bezeugen, den ich vor ihm habe.

Daß Ickler keine Unfehlbarkeit beansprucht, ehrt ihn. So sehe ich auch seine Definition, was ein Rechtschreib»fehler« sei, als nicht unfehlbar an: Für mich ist und bleibt eine Abweichung von der Schreibnorm ein Rechtschreibfehler. Die Frage ist nur: Was ist die Schreibnorm? Früher wußte ich, was die Norm der Schriftsprache war, aber heute? Durch die liberale Auffassung Icklers ist mir die Klarheit mehr und mehr entschwunden. Gottseidank bin ich nicht mehr gezwungen, rote Tinte    verspritzen zu müssen, ich wäre mir nach dieser Diskussion auch sehr unsicher, was ich noch als Rechtschreibfehler markieren sollte und vor allem: was nicht. Sollte man deshalb nicht ganz auf die Rechtschreibnoten verzichten? Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, daß nach Icklers Auffassung eine Benotung im Rechtschreibunterricht in bezug auf die GZS zu unterlassen sei. Wie sollte ich sonst seine folgenden Bemerkungen deuten? » Man schreibt „genausogut“, „genauso gut“ und „genau so gut“, das ist alles dasselbe. (...) Unsere Lehrer bekommen meistens keine Ausbildung in Orthographie und Sprachnormentheorie. Sie haben daher ein ganz naives Verhältnis zur Rechtschreibung, schauen im Duden nach wie jede Sekretärin und urteilen nach falsch und richtig, wie der Dienstherr es befiehlt. Ich lehne diesen ganzen Betrieb von Grund auf ab und empfehle eine ganz andere Praxis: Beratung im Sinne eines „besser oder schlechter“.« Als Konsequenz daraus müßte Ickler doch einen Wegfall der Notengebung im Rechtschreibunterricht postulieren (zumindest auf dem Gebiet der GZS, aber auch in Fällen wie z. B. in bezug auf / in Bezug auf). Vielleicht sieht er die Benotung von Rechtschreibfehlern in diesem Bereich gar als Herrschaftsinstrument an? 1968 liegt wohl doch gar nicht so weit zurück!

Herr Ickler findet es schlimm, daß ein schreibgeübter Deutscher im Wörterbuch nachschlagen muß. Ist das verwunderlich bei der heutigen Schreibunsicherheit besonders auf dem Gebiet der GZS, an der Icklers Wörterbuch einen wohl nicht unbedeutenden Anteil hat? So sehr mich als Schreibenden die Toleranz und Liberalität Icklers vor dem Makel der Falschschreibung schützt, so unzufrieden bin ich über die Auflösung der Schreibnorm auf diesem Gebiet, die Ickler sicherlich mitzuverantworten hat.
Ein bißchen mehr Mut beim Weglassen des Bogens, wie es Herr Wrase vorschlägt, könnte Herrn Ickler nicht schaden.


P.S.: Meine niveaulose Art, z. B. den »Makel der Falschschreibung« als einen solchen überhaupt zu erwähnen, und überdies die hitzige (und endlose) Diskussion am Kochen zu halten, bitte ich entschuldigen zu wollen.



Stephanus Peil
Westerburg

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Norbert Schäbler
14.01.2001 23.00
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Die Angst, alles zu verlieren

Es ist relativ einfach nachzuweisen, daß die Rechtschreibreform zu ca. 95 Prozent aus einer in der Bundesrepublik zuvor nie praktizierten Schreibänderung besteht, einer Änderung, die selbst für „Sprachidioten“ nachvollziehbar ist, und von „Volldeppen“ in einem generellen Ersatz von „ß durch ss“ vollzogen wird.
Und es ist geschichtlich erwiesen, daß das Ausführen einer Parole – gefaßt in drei Worten – dem deutschen Volke noch nie Probleme bereitet hat.
Schwieriger fällt schon der Nachweis, daß diese Reform ein einzigartiges Blendwerk ist, das mit Methoden der Geiselnahme und Machtmißbrauchs sowie unter Einsatz massenpsychologischer Wirkfaktoren durchgesetzt wurde, und die sich bewährter Seilschaften von Politik und Wirtschaft bediente.
Ein Gedächtnis, das zumindest vier Jahre zurückreicht und das sachliche Argumente berücksichtigt, wird auch diese Klippe meistern.

Einige Thesen:
Die Verwendung von „ß“ ist sowohl lese- als auch schreibtechnisch die bessere Lösung. Dagegen ist die veraltete „SS-Schreibung“ ein „Missstand“.
Kritiker sind keine Gegner jedweder Reform, auch wenn sie von Seiten politischer Zirkel als solche bezeichnet werden. Sie sind auch dann keine potentiellen Gegner und lernunfähige Gestalten, wenn sie – wie auf dieser Internetseite üblich – die SS-Schreibung nicht praktizieren.
Eine Reform zum Selbstzweck darf es nicht geben. Ziel kann nur sinnvolle Erneuerung sein.   
Der SS-Schreibung und dem SS-Gehabe der Reformer haftet der Makel des UNANNEHMBAR an.

Herr Professor Ickler stellt seine konstruktive Kritik täglich unter Beweis. Er hat bisher seine sämtlichen Publikationen (auch sein Wörterbuch) in herkömmlicher Schreibweise verfaßt. Dazu gehört Mut, der etlichen seiner Kollegen scheinbar abhanden gekommen ist.
Es sollte uns Kritikern eine Ehre sein, ihm behilflich zu sein, zumal sein Lösungsansatz im Bereich der GSZ Perspektive verrät.
Wir sollten helfen, die willfährige Erteilung von Schreiblizenzen, das angeblich unwiderrufbare Dogma, letztlich die Gängelung durch unbedachte Normierung, zu beseitigen.

Aber lieber Herr Professor Ickler, jetzt zurück zur Überschrift und zurück zu einer unbeantworteten Frage von Stephanus Peil. Verzeihen die Frage! Sie hat etwas Beschämendes und Peinliches an sich.
Was passiert eigentlich, wenn der Fall der GSZ gelöst sein wird? Haben wir Sie dann weiterhin an unserer Seite im Kampf gegen das UNANNEHMBARE, oder werden Sie dann den Widerstand wegen Aussichtslosigkeit aufgeben?
Können Sie unsere Angst verstehen? Können Sie unsere Hoffnung nähren?
Bitte um eine ehrliche Antwort!



Norbert Schäbler
Hösbach

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Theodor Ickler
14.01.2001 23.00
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Gesammelte Fragen und Antworten

Über Nacht sind wieder ein Menge anregende Gedanken hier eingetroffen, die ich mit Vergnügen sammele und zu beantworten versuche. Übrigens finde ich unsere Diskussion nicht übertrieben hitzig, sondern sehe ein sachliches Niveau, um das uns die meisten anderen Diskussionsforen beneiden könnten. Gelegentliche persönliche Schlenker würzen die Suppe.

Zur „Norm“: Ich weiche die Norm nicht auf, sondern vertrete einen deskriptiven Normbegriff, d. h. ich betracht den Gebrauch als Norm. Herr Gröschner und ich haben den Karlsruher Richtern (vergeblich) diesen Begriff der inhärenten Norm nahezubringen versucht. Eine extern gesetzt Norm, wie so oft im Duden, hat große Nachteile, weil unsere Kenntnis nicht ausreicht, um zu sehen, ob sie wirklich der Sprachentwicklung und Intuition entspricht. Andernfalls muß sie mit großem Aufwand und zweifelhaftem Erfolg gelernt werden. Beispiel: „sitzenbleiben“ vs. „sitzen bleiben“. Daß ausgerechnet hier der übertragene Gebrauch anders geschrieben werden soll, ist eine sachfremde Ad-hoc-Regel, extern gesetzte, nicht aus dem Gebrauch abgleitete Norm. Niemand kennt sie oder hält sich daran, wenn er nicht das „Glück“ hatte, von einem Schulmeister darauf gestoßen zu werden. Und wie steht es mit anderen übertragenen Gebrauchsweisen? Das Mauerblümchen, das sitzen bleibt, der Metzger, der auf seinem Rindfleisch sitzen bleibt? Übrigens gehört „sitzenbleiben“ zu den Verben, die ich schon ganz früh untersucht habe. Hier ein Auszug aus meinem Protokoll: FAZ 1996: „sitzenbleiben“ (nur Infinitiv) – 6mal übertragen, 8mal wörtlich; „sitzen bleiben“ 5mal übertragen, 4mal wörtlich; Süddeutsche Zeitung 1998 ungefähr gleich oft übertragen und wörtlich. Weitere Nachprüfungen würden den Befund verbreitern, aber nicht ändern. Offenabr legen die Schreiber und Leser keinen Wert auf solche haarspalterischen Unterscheidungen, da der Kontext keine Zweifel läßt. Übrigens: Warum sollte nur „sitzenbleiben“ immer zusammengeschrieben werden, lieber Herr Riebe? Dieselben Verhältnisse gelten für alle Infinitiv+Verb-Gefüge dieser Art (s. meine Rubrik „Positionsverben + Infinitiv“). Sollen sie alle zusammengeschrieben werden, gewissermaßen als Spiegelbild der Reform, die sie alle getrennt schreiben läßt? Das wäre genauso dogmatisch und wirklichketisfremd, und welchen Sinn soll es denn haben? Solche Sachen nehme ich aus dem kleinen Bereich des Festgelegten heraus und schaffe damit den Zustand der Freiheit – und der Fortsetzung der bisherigen bewährten Schreibung. Und, lieber Herr Peil, die Unsicherheit wächst dadurch nicht im mindesten! Das ist ja gar nicht möglich, wenn doch mein Motto heißt: Weiter so wie bisher!

Zur Notengebung: Rechtschreibung ist, wie gesagt, ein Teil der Sprachkompetenz und eine Kulturtechnik; sie kann gelehrt und daher auch benotet werden und sollte es auch, genau wie Grammatik und Ausdruck und Aufsatzschreiben usw. Warum eigentlich nicht? Neulich brachte meine Tochter (7. Klasse) ein Heft nach Hause, worin der Deutschlehrer aus „galoppieren“ das zweite p mit roter Tinte herausgestrichen hatte, nebst „R“ am Rande. Wahrscheinlich selbst ein Opfer der Reform. Da hat er sich geirrt, das ist ganz eindeutig, hier gibt es keinen Spielraum. Das Anstreichen von „genausogut“, „genau so gut“ oder „genauso gut“ würde ich mir auch nicht gefallen lassen, weil diese Schreibweisen allesamt üblich, sprachgerecht und daher richtig sind. Zum hundertsten Male: Es kommt darauf an, in welchem Bereich der Orthographie man sich befindet, das ist keineswegs „beliebig“.

Zur Phonetik: Es freut mich, daß Herr Riebe inzwischen die Problematik seiner vermeintlich ganz „einfachen“ Lösung einsieht, und daß ihm auch die doch sehr revolutionären Folgen seiner „konsequenten“ Durchführung des Betonungskriteriums nicht mehr fremd sind. Was die Phonetik betrifft, so ist besonders die Arbeit von Peter Eisenberg hervorzuheben, auch der Teil über Buchstaben und Laute in der Dudengrammatik (die beiden letzten Auflagen) aus seiner Feder.

Zu Präferenzen, Bogen: Herr Wrase hat recht, mir ist auch bewußt gewesen, daß manche freigestellten Schreibungen nur verschwindend selten vorkommen, wahrscheinlich auch „zusammen nehmen“ usw. Ich habe gezögert, wo „zusammen“ unterzubringen ist, und mich dann aus Gründen der Systematik und wegen erwiesener Unschädlichkeit für die Fakultativität entschieden. Das muß aber nicht das letzte Wort sein. Kleinere Verschiebungen zwischen ß 9 und ß 10 sind immer möglich, sie ändern am Grundsätzlichen nichts. (Die Auswahl „zusammenarbeiten“, „-läppern“, „-pferchen“ ist nicht ganz willkürlich; das erste ist gewissermaßen das Paradigma für Analogieschlüsse, wie so oft; die andern beiden sind wegen der Schreibweise des Grundwortes aufgenommen. So habe ich es oft gemacht, aber vielleicht noch nicht systematisch genug. Ich zitiere im übrigen den verehrten Meister Augst: „Schad’t nix!“)

Zu Substantivierungen: Bei Substantivierungen gelten andere grammatische Gesetze als bei Verbkonstruktionen. Auch substantivierte Infinitive sind Substantive in diesem Sinne. Daher nur „das Busfahren“, nicht „das Bus Fahren“; daraus folgt also nicht, daß es auch ein Verb bzw. eine Verbzusatzkonstruktion mit der Schreibweise „busfahren“ geben müsse. Zu Ende gedacht, führt dies zu „stellungnehmen“ usw.; auch das ist vorgeschlagen worden, sogar Peter Suchsland geht in einem gescheiten Aufsatz sehr weit in diese Richtung. Erwägenswert, aber im Augenblick wohl nicht so ganz aktuell. Herr Dörner hat wieder mal das Richtige gesagt.

Zu „wiedersehen“: Ob der Duden die Regel zuerst falsch und dann richtig ausgelegt hat oder umgekehrt, braucht uns nicht zu kümmern, das können die Dudenredakteure mit der Kommission ausmachen, über die sie sich mit Recht sehr geärgert haben und weiterhin ärgern. Ich habe zu zeigen versucht, daß die Reformer ihre eigenen Regeln nicht verstehen. Bertelsmann hat in der Eile der ersten Auflage die Reform nur halb umgesetzt und daher aus Nachlässigkeit bei „wiedersehen“ zufällig das Richtige getroffen. Nachdem der Duden erschienen war, hat aber Bertelsmann sich umgehend der neuen Deutung angeschlossen. Ich habe das Bertelsmannmachwerk und den völlig unfähigen Bearbeiter damals in einer Besprechung bloßgestellt. Die Eiertänze der Redaktion und die weitere Anpassung an den Duden (sogar im Stichwortbestand) werden auch in „Regelungsgewalt“ nachgewiesen (vorläufig schon hier auf der Rechtschreibseite unter „Propaganda und Wirklichkeit“). Über die Geschichte und Bedeutung von „wieder/wider“ hat das Grimmsche Wörterbuch eine ausgezeichnete Abhandlung, die ich auch frühzeitig in die Diskussion gebracht habe, weil sie die Irrwege der Reformer hätte verkürzen können.

Zum „kinderleichten“ Wörterbuch: Lieber Herr Riebe, Sie haben in München die Podiumsdiskussion erlebt, auf der Herr Götze sagte, er wolle eine Rechtschreibung, die ein sechsjähriges Kind versteht. Ist es boshaft, wenn ich Ihre Forderung und Ankündigung einer „kinderleichten“ Rechtschreibung damit vergleiche? Die deutsche Rechtschreibung kann aus vielen Gründen nicht kinderleicht sein. Das will ich aber hier nicht auch noch begründen. Aber sagen Sie mir doch einmal, was Sie meinen, wenn Sie sagen, Sie schrieben „zusammen schreiben“ getrennt, um das „zusammen“ besonders zu betonen? Soll das heißen: Nach der kinderleichten Regel wird zusammengeschrieben, wenn der erste Teil betont ist; wenn er aber „besonders betont“ ist, dann wird wieder getrennt geschrieben? Und ist dann nicht die Gefahr, daß man es als „gemeinsam schreiben“ mißversteht? Ein großes Rätsel geben Sie uns da auf. Übrigens kommen Sie mit dem Betonungskriterium deshalb zu Unmassen von Zusammenschreibungen, weil bei jedem Verb ein spezifizierendes Element stehen kann, das automatisch betont ist (Phrasenakzent), also „mausetotschlagen“, „krankenhausreifschlagen“ usw. – das war der Grund, warum ich gestern schmunzeln mußte, denn ich sah nur zu deutlich, daß Sie das nicht bedacht haben.



Theodor Ickler
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Theodor Ickler
14.01.2001 23.00
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Empfehlungen

Wie so oft, stimme ich Herrn Dörner grundsätzlich zu. Warum habe ich trotzdem keine statistisch gestützten Empfehlungen gegeben? Ich habe mich nicht getraut. Mein Material reicht nicht aus, und ich habe auch nicht das Personal und die Zeit gehabt, das zur Verfügung stehende Material so gründlich auszuwerten. Ausschlaggebend war aber schließlich die Überlegung, daß die bereits vorhandene Tendenz sich auch und gerade dort durchsetzen wird, wo ich bloß Möglichkeiten und keine Präferenzen angebe. Wer also ohnehin dazu neigt, „kennenlernen“ zusammenzuschreiben (und das tun in der Tat die meisten Erwachsenen), und sich in meinem Wörterbuch vergewissert, wird finden, daß seinem Wunsch nichts entgegensteht. Er wird doch dann gewiß nicht getrennt schreiben, nur weil dies ebenfalls freigestellt ist! Also entsteht kein Schaden, und der Entwicklungstendenz geschieht kein Abbruch. Ich habe mir weiterhin überlegt, daß Empfehlungen, wie überhaupt eine ausführlich kommentierende Darstellung, eher in eine Schreibdidaktik gehört. Die entsprechende Erweiterung des Wörterbuch würde einen Aufwand erfordern, der meine Kräfte übersteigt und Jahrzehnte kosten würde. Auch würde es der Übersichtlichkeit nicht gut bekommen. Für die Schule ist der verständige und sachkundige Lehrer gefordert, der auch mit meinem bescheidenen Wörterbuch gute Arbeit leisten kann. – So ist es also gekommen, daß ich meinen kleinen „Bogen“ zaghaft in Richtung einer Präferenzschreibung interpretiert habe, mehr aber auch nicht. Wer sich an einer eigenen Darstellung versucht, wird sofort viel besser verstehen, wie es gemeint ist und welche Schwierigkeiten man sich einhandeln könnte.
Alles in allem will ich den Schreibenden ihre Souveränität lassen (genau wie bei der Wortwahl und allen anderen Teilen der Sprache) und nur sicherstellen, daß ihre Texte so ziemlich dem entsprechen, was in Deutschland üblich ist. Und das glaube ich auch garantieren zu können: Wer nach meinem Wörterbuch schreibt, bringt einen „orthographisch unauffälligen“ Text hervor, wie ich es programmatisch und sehr bescheiden genannt habe.



Theodor Ickler
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Theodor Ickler
14.01.2001 23.00
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wiedersehen

Obwohl es schon oft gesagt worden ist, zuletzt gerade wieder von Herrn Schäbler, möchte ich den Fall nochmals erörtern:

Die amtliche Regelung zu „wieder-„ (mit dem Paradebeispiel „wiedersehen“) ist vollkommen mißlungen. Die Reformer haben nachweislich bis heute nicht eingesehen, was die eigentliche Bedeutung von „wieder-„ als Verbzusatz ist. Das liegt an ihrer grundsätzlichen Abneigung gegen Semantik, die sie stets für vage usw. erklärt haben und daher aus ihren Betrachtungen jahrzehntelang ausklammern wollen. (Bevor Herr Riebe jetzt „Aha!“ ruft und mir einen Widerspruch nachweisen zu können glaubt, bitte ich, meine Schriften, besonders den Kritischen Kommentar, im Zusammenhang zu lesen.) Im Regelwerk wird daher fälschlicherweise „erneut, nochmals“ als Paraphrase angegeben. Wiederaufbauen heißt aber nicht nochmals aufbauen (als hätte man es zuvor schon einmal aufgebaut), sondern es heißt „durch Aufbauen in den vorigen Zustand zurückversetzen“. „wiedersehen“ heißt ungefähr: „durch Sehen einen früheren Zustand, nämlich eine Bekanntschaft, herstellen“ usw. (klingt alles ein bißchen linkisch, aber das Wesentliche kommt gut heraus).
Durch die falsche Bedeutungsangabe in ß 34 (1) mußten die Wörterbücher auf eine falsche, d. h. von den Reformern nicht gewollte Fährte gelockt werden. Zuerst der reformierte Duden, dann alle anderen Wörterbücher, danach die Schul-und Kinderbücher, dpa usw.
Das Erschütternde ist aber, daß die Kommission, wie der neueste Duden und der neueste Bertelsmann beweisen, den Kernpunkt immer noch nicht begriffen hat! Zwar ist „wiedersehen“ in den beiden Wörterbüchern (anderswo aber noch nicht) wiederhergestellt, andere Mißgriffe gleicher Art sind aber noch nicht korrigiert. Vgl. meine Besprechung zum Duden 2000. Da es sich durchweg um häufigst gebrauchte Allerweltswörter handelt, sind die Auswirkungen katastrophal, und die demnächst zu erwartenden nächsten Korrekturwellen machen es nicht gerade einfacher.



Theodor Ickler
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