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Dominik Schumacher
15.01.2001 23.00
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Ich teste

das Pragraphenzeichen:
§1, §2.
Ich hab’ Pragraphenzeichen getestet.



DS@rechtschreibreform.com>Dominik Schumacher
Bad Ems

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Manfred Riebe
15.01.2001 23.00
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“Sprachimmanente Gründe für Schreibweisen³

Da Wolfgang Wrase versuchen will, das Problem der fast durchgängigen Darstellung „Verbzusatz -> Fakultativschreibung“ ein wenig zu systematisieren, gebe ich ihm kleine Hinweise. Vielleicht nützen sie etwas.

1. Es gibt heute keine unverfälschte reine Schriftnorm mehr, die mit der gesprochen Sprache übereinstimmt. Sie ist verfälscht z.B. durch den Einfluß a) des Duden, b) der Nachrichtenagenturen und der Presse, c) durch die Computer-Software und d) heute durch die Rechtschreibreform und ihre katastrophalen Auswirkungen. Daher ist der deskriptive Ansatz, eine reine unverfälschte Schriftnorm festzustellen, zum Scheitern verurteilt.
2. Zu den Grundsätzen gehört auch: Das Sprechen kommt vor dem Schreiben, d.h. der deskriptive Ansatz sollte beim Sprechen ansetzen.
3. Zum Sprechen gehört die Betonung als sprachimmanenter Grund für Schreibweisen.

Nutzanwendung der Betonungsregeln: Die Beispiele Professor Icklers für die Zusammenschreibung „mausetotschlagen“ und"krankenhausreifschlagen“ stehen nicht in seinem Wörterbuch, und sie stimmen auch nicht. Warum nicht?
Norbert Lindenthal schrieb mir: „Die zu unterstreichenden Buchstaben können Sie einklammern in die
html-Steuerungen ; innerhalb wird dann unterstrichen dargestellt, auch in unserem Gästebuch.“ Das will ich einmal probieren:

„mausetot schlagen“ steht im Duden und bei Mackensen getrennt. Ähnlich wird „krankenhausreif schlagen“ getrennt geschrieben. Warum? Der Grund ist der verteilte Ton.

Ich erinnere noch einmal an die Betonungsregeln:

„In der Regel zeigt ein Hauptton auf dem ersten Bestandteil einer Fügung Zusammenschreibung an, aber Betonung beider Bestandteile Getrenntschreibung.“
Da in Ausnahmefällen aber die Betonung nicht immer eindeutig zu erkennen ist, empfiehlt Mentrup nur für diese Zweifelsfälle die Getrenntschreibung. „Wenn zwei gedanklich zusammengehörende Wörter ihre volle Bedeutung und damit ihre Selbständigkeit bewahrt haben, sollte man sie getrennt schreiben.“ (Wolfgang Mentrup: Die Regeln der deutschen Rechtschreibung. Mannheim: Dudenverlag, 1968, S. 130 f.)

Im DDR-Duden heißt es ähnlich: „Bedeutung, Betonung und Schreibung sind oft voneinander abhängig. (...) Die Betonung gibt Hinweise für die Schreibung. Starkton eines Gliedes, besonders – aber nicht immer – des ersten, weist in der Regel auf Zusammenschreibung. (...) Verteilter Ton weist auf Trennung. (...) Manchmal sind beide Betonungen, d.h. beide Schreibungen möglich (d.h. Getrennt und Zusammenschreibung, M.R.). (...) Wenn eine Entscheidung für Getrennt- oder Zusammenschreibung nicht möglich ist, schreibe man getrennt.“ (Der Große Duden. Wörterbuch und Leitfaden der deutschen Rechtschreibung. 16. Auflage. Leipzig: VEB Bibliographisches Institut, 1974, S. 597, 599)
____________________________

Lutz Mackensen setzt manchmal zusätzlich ein Pünktchen und erläutert: „getrennt zu sprechen“. Bisher waren mir Sprechpausen hauptsächlich nach Satzzeichen bekannt. Frage: Gibt es evtl. erkennbare Sprechpausen auch bei der Getrennt- und Zusammenschreibung? Das könnte bei langsamem Sprechen nach einzelnen Wörtern und evtl. auch an der Silbengrenze bzw. einer Wortfuge möglich sein.



Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg

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Manfred Riebe
15.01.2001 23.00
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“Sprachimmanente Gründe für Schreibweisen³ II

Der erste Versuch Betonungsunterstreichungen anzubringen, ist infolge eines Fehlers nur einmal gelungen und dann mißlungen. Auch zeigte sich, daß die html-Kennzeichnungen nicht dargestellt werden. Hier der zweite Versuch:

Da Wolfgang Wrase versuchen will, das Problem der fast durchgängigen Darstellung „Verbzusatz -> Fakultativschreibung“ ein wenig zu systematisieren, gebe ich ihm kleine Hinweise. Vielleicht nützen sie etwas.

1. Es gibt heute keine unverfälschte reine Schriftnorm mehr, die mit der gesprochen Sprache übereinstimmt. Sie ist verfälscht z.B. durch den Einfluß a) des Duden, b) der Nachrichtenagenturen und der Presse, c) durch die Computer-Software und d) heute durch die Rechtschreibreform und ihre katastrophalen Auswirkungen. Daher ist der deskriptive Ansatz, eine reine unverfälschte Schriftnorm festzustellen, zum Scheitern verurteilt.
2. Zu den Grundsätzen gehört auch: Das Sprechen kommt vor dem Schreiben, d.h. der deskriptive Ansatz sollte beim Sprechen ansetzen.
3. Zum Sprechen gehört die Betonung als sprachimmanenter Grund für Schreibweisen.

Nutzanwendung der Betonungsregeln: Die Beispiele Professor Icklers für die Zusammenschreibung „mausetotschlagen“ und"krankenhausreifschlagen“ stehen nicht in seinem Wörterbuch, und sie stimmen auch nicht. Warum nicht?
Norbert Lindenthal schrieb mir: „Die zu unterstreichenden Buchstaben können Sie einklammern in die
html-Steuerungen U und /U jeweils in spitzen Klammern; innerhalb wird dann unterstrichen dargestellt, auch in unserem Gästebuch.“ Das will ich einmal probieren:

„mausetot schlagen“ steht im Duden und bei Mackensen getrennt. Ähnlich wird „krankenhausreif schlagen“ getrennt geschrieben. Warum? Der Grund ist der verteilte Ton.

Ich erinnere noch einmal an die Betonungsregeln:

„In der Regel zeigt ein Hauptton auf dem ersten Bestandteil einer Fügung Zusammenschreibung an, aber Betonung beider Bestandteile Getrenntschreibung.“
Da in Ausnahmefällen aber die Betonung nicht immer eindeutig zu erkennen ist, empfiehlt Mentrup nur für diese Zweifelsfälle die Getrenntschreibung. „Wenn zwei gedanklich zusammengehörende Wörter ihre volle Bedeutung und damit ihre Selbständigkeit bewahrt haben, sollte man sie getrennt schreiben.“ (Wolfgang Mentrup: Die Regeln der deutschen Rechtschreibung. Mannheim: Dudenverlag, 1968, S. 130 f.)

Im DDR-Duden heißt es ähnlich: „Bedeutung, Betonung und Schreibung sind oft voneinander abhängig. (...) Die Betonung gibt Hinweise für die Schreibung. Starkton eines Gliedes, besonders – aber nicht immer – des ersten, weist in der Regel auf Zusammenschreibung. (...) Verteilter Ton weist auf Trennung. (...) Manchmal sind beide Betonungen, d.h. beide Schreibungen möglich (d.h. Getrennt und Zusammenschreibung, M.R.). (...) Wenn eine Entscheidung für Getrennt- oder Zusammenschreibung nicht möglich ist, schreibe man getrennt.“ (Der Große Duden. Wörterbuch und Leitfaden der deutschen Rechtschreibung. 16. Auflage. Leipzig: VEB Bibliographisches Institut, 1974, S. 597, 599)
____________________________

Lutz Mackensen setzt manchmal zusätzlich ein Pünktchen und erläutert: „getrennt zu sprechen“. Bisher waren mir Sprechpausen hauptsächlich nach Satzzeichen bekannt. Frage: Gibt es evtl. erkennbare Sprechpausen auch bei der Getrennt- und Zusammenschreibung? Das könnte bei langsamem Sprechen nach einzelnen Wörtern und evtl. auch an der Silbengrenze bzw. einer Wortfuge möglich sein.



Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg

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Henning Upmeyer
15.01.2001 23.00
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Zusammen- und Getrenntschreibung

Mehrdeutige Adverbien mit Verben (einfache und Präpositionaladverbien, d.h. Präposition mit Adverb):
Unterschiedliche Bedeutungsmöglichkeiten mancher Adverbien:
1.)Richtung oder Ziel oder Ergebnis einer zielgerichteten Handlung. Bisher Zusammenschreibung.
2.)Zeitpunkt oder Tatort oder Grund einer nicht zielgerichteten Handlung. Getrenntschreibung.

Mehdeutige adverbial gebrauchte Adjektive mit Verben:
Unterschiedliche Bedeutungsmöglichkeiten mancher Adjektive:
1.)Ziel oder Ergebnis einer zielgerichteten Handlung und vollendeten Aktionsart. Ergebnis ist die Eigenschaft. Bisher Zusammenschreibung.
2.)Art und Weise oder Zeitpunkt einer nicht zielgerichteten Handlung und unvollendeten Aktionsart. Ergebnis ist die Tätigkeit selbst. Getrenntschreibung.
3.) Kombination aus beiden Aktionsarten: Das erste Adjektiv beschreibt die Art und Weise oder den Zeitpunkt und das zweite das Ziel oder Ergebnis einer insgesamt zielgerichteten Handlung und vollendeten Aktionsart. Bisher Zusammenschreibung von zweitem Adjektiv und Verb.

Das Kriterium, bei unterschiedlichen Bedeutungen eines Adjektivs zwischen dem Ziel bzw. dem Ergebnis einer zielgerichteten Handlung bzw. vollendeten Aktionsart und der Art und Weise bzw. dem Zeitpunkt einer nicht zielgerichteten Handlung bzw. unvollendeten Aktionsart zu unterscheiden, war einfach, schnell und sicher zu erkennen und griff immer. Beim Lesen konnten die unterschiedliche Bedeutungen solcher Adjektive und Adverbien einfach und zweifelsfrei aus der Zusammen- oder Getrenntschreibung erkannt werden.

Mehrdeutige Stellungsverben mit „bleiben“ oder „lasse“:
Stellungsverben wie „stehen, sitzen, liegen, hängen, kleben, stecken“ in Kombination mit „bleiben“ oder „lassen“ können sowohl eine ergebnisorientierte einmalige Handlung und eine vollendete Aktionsart – bisher durch Zusammenschreibung gekennzeichnet – als auch einen Zustand und eine unvollendete Aktionsart – durch Getrenntschreibung gekennzeichnet – bezeichnen. Diese je nach der Aktionsart ganz verschiedenen Bedeutungen konnten bisher durch Zusammen- bzw. Getrenntschreibung genau unterschieden werden.

Zulässiger Umkehrschluß für den Leser:
Zusammenschreibung bezeichnete bisher immer eine ziel- oder ergebnisgerichtete Handlung und vollendete Aktionsart.
Getrenntschreibung bezeichnete bisher meist eine nicht zielgerichtete Handlung und unvollendete Aktionsart.

Beriffserklärung:
Vollendete Aktionsart: Gesamtheit der Handlung von Anfang bis Ende, Betonung des Ergebnisses. Ergebnis ist die Eigenschaft als Endzustand.
Unvollendete Aktionsart: Betonung des Handlungsverlaufs, nicht über das Ergebnis und den Endzustand. Ergebnis ist die Handlung selbst.

Vefasser: Henning Upmeyer, Roseggerweg 10, 82140 Olching, Januar 2001. E-mail: henning@upmeyer.de



Henning Upmeyer
Roseggerweg 10, 82140 Olching

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Theodor Ickler
15.01.2001 23.00
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Klärung

Zu Herrn Riebe: Ich habe selbstverständlich nicht sagen wollen, daß „mausetot schlagen“ zusammengeschrieben wird, sondern daß dies und „krankenhausreif schlagen“ nach dem Riebeschen Betonungskriterium zusammengeschrieben werden müßte. Die Betonung liegt auf dem ersten Bestandteil, auch wenn Herr Riebe    eine verteilte Betonung zu hören glaubt. Die Betonungsangaben im Duden waren oft falsch, unter dem Einfluß der (gewünschten) Getrenntschreibung entstanden. Ähnlich wird auch „zusammen fahren“ (genmeinsam fahren) ebenso gesprochen wie „zusammenfahren“ (erschrecken) – dies zum Dudelinterview auf der Nachrichtenseite, das auch sonst Richtiges und Falsches mischt. Wenn es (Herrn Riebe) so scheint, als gebe es einen zweiten Akzent auf dem Verb, erliegt man einer Sinnestäuschung oder mißdeutet einen leichten Nebenakzent, die mechanische Folge der Tatsache, daß umfangreichere Wortgruppen nicht unter einen einzigen Hauptakzent gebracht werden können. Ich könnte ihm die vielleicht etwas plausibleren Gebilde wie „Stellung nehmen“ usw. entgegenhalten; ganz allgemein gilt, daß das nächste determinierende Glied (links vom Verb) den Hauptton der Gruppe trägt, ohne daß sich daraus etwas für Zusammenschreibung gewinnen ließe. Das ist nun mal so, und Herr Riebe würde es bei der eigenen Wörterbucharbeit irgendwann einsehen müssen.

Gewissermaßen abschließend möchte ich noch folgendes sagen: Es ist, wie schon vor Jahr und Tag, deutlich geworden, daß einige Kritiker vor allem aus dem Umkreis des VRS, mir eigentlich keine Vorschläge zur Verbesserung meines Wörterbuchs machen wollen, sondern bereits die Grundkonzeption ablehnen. Diese Konzeption, die ich mit den Begriffen „deskriptiv“ (gebrauchsorientiert) und „liberal“ (großzügig, dem Schreiber Freiheit lassend) kennzeichne, wird zurückgewiesen zugunsten einer eher normativen und strengen (eindeutigen, das Einzelne festlegenden) Auffassung. Daher scheint mir nun ein Ende der Diskussion erreicht, und es bleibt nur die Aufforderung, die alternative Auffassung ebenfalls in einem Wörterbuch niederzulegen. Man muß sich geradezu wundern, daß der VRS mit jenen Mitgliedern, die viel mehr Muße haben als ich, nicht schon längst ein solches Wörterbuch vorgelegt hat, denn der grundsätzliche Unterschied unserer Auffassungen war doch schon nach der ersten Auflage klar. Daß ich selber von meinem gebrauchsbezogenen, liberalen Normbegriff abgehen würde, konnte wohl niemand erwarten, denn ich habe meine Auffassung von Sprache seit einem Vierteljahrhundert öffentlich vertreten und nie Grund gehabt, sie aufzugeben. Mein Respekt vor der Sprachgemeinschaft und ihren intuitiv gefundenen Lösungen ist viel zu groß, als daß ich sie den Bedürfnissen der Notengebung unterordnen würde.



Theodor Ickler
91080 Spardorf

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Christian Melsa
15.01.2001 23.00
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Liberal den Fortschritt deskribieren

Herrn Upmeyers Darstellung trifft den Nagel auf den Kopf, er spricht mir geradezu aus der Seele, müßte aber noch leicht ergänzt werden. Wie Professor Ickler erwähnt, schreibt man nämlich z.B. nicht »krankenhausreifschlagen«. Das wird im gegenwärtigen §10 ja auch schon erwähnt: «...teils um jederzeit neu zu bildende Verbindungen der Verben mit nicht zu umfangreichen Orts-, Richtungs- und Ergebniszusätzen.«. Der Zusatz »krankenhausreif« ist da also schon zu umfangreich.

An dieser Stelle im Regeltext wäre nun schlicht die nachdrückliche Empfehlung wünschenswert, solche Verbzusätze am besten immer zusammenzuschreiben. Im Gegensatz zu den obligatorischen Zusammenschreibungen von §9 wären demnach getrennte Schreibungen nicht falsch, sehr wohl aber einfach schlechter. Als einleuchtende Begründung bräuchte man dann nur noch Upmeyers (leicht umformulierten) Text dazuzusetzen: »So ergibt sich der zulässige Umkehrschluß für den Leser: Zusammenschreibung bezeichnet eine ziel- oder ergebnisgerichtete Handlung und vollendete Aktionsart. Getrenntschreibung bezeichnet meist eine nicht zielgerichtete Handlung und unvollendete Aktionsart.« Noch ein paar griffige Beispiele, und der Rettung der sprachlichen Entwicklungstendenz wäre Genüge getan. Allzu fakultativ dürfen diese Fälle nämlich auch nicht aufgefaßt werden.Wohl tauchen im Schreibgebrauch die getrennt geschriebenen Varianten noch mehr oder weniger oft auf, aber allein die Tatsache, daß Getrenntschreibung zwar nie ganz falsch sein mag, Zusammenschreibung aber unter Umständen schon, zeigt ja, daß dort schon formal ein ganz wesentlicher Unterschied vorliegt.

Da sich bei diesem Mechanismus nun mal wirklich verschiedene Bedeutungen ergeben, je nachdem, ob man getrennt oder zusammenschreibt, wäre es wahrscheinlich auch besser, im Wörterverzeichnis für solche Fälle keinen Bogen mehr einzusetzen, da dieser suggeriert, beide Fälle wären unbedingt sprachlich gleichwertig. Besser wäre wohl eine Darstellung, die die Präferenz bzw. Differenz der Zusammenschreibung schon vor Ort ausdrückt, die ja auch belegbar der modernen, faktischen Sprachentwicklung entspricht, insofern wäre das durchaus deskriptiv. Etwa: »bewußtmachen, (aber: bewußt machen; s. §10)«

Übrigens dürfte dieser Mechanismus auch »ernstmachen« zulassen. Im Wörterverzeichnis ist bei diesem Stichwort komischerweise gar kein Bogen eingefügt.

Andererseits gibt es noch Ausnahmen, bei denen Verbzusatz und Verb auch dann zusammengeschrieben werden, wenn damit kein Resultat angegeben wird:

bereithalten
offenhalten
nahestehen
nebenherlaufen
drauflosreden
heimlichtun
klarsehen
innewohnen
kopfstehen
übelnehmen
leichtnehmen
leichtfallen
schwerfallen
...

Deren Bildung ist eigentlich eher vergleichbar mit jenen Wörtern, um die es in §11, Absatz 6 geht, also zum Beispiel:

bitterböse
lauwarm
halbdunkel
allgemeinverständlich
hochaktuell
hochmodern
mattschwarz
sogenannt
...

Das heißt, sie bilden irgendwie eine besondere Kategorie. Was unter besonderer Kategorie zu verstehen ist, liegt natürlich eigentlich auch nur im Ermessen des Schreibenden (allein der lexikalischen Erfassung im Wörterbuch das Recht zur Deklaration zuzuschreiben, wäre ja eine sehr normative Auffassung). Für einen kreativen Schreiber sollte nach diesem Schema durchaus so etwas wie »schlauböse« oder »vollgeil« (was schließlich intuitiv als etwas anderes als »voll geil« zu verstehen wäre) möglich sein, gemäß §11, Absatz 6. Analog dazu kämen bei den Verben Wörter wie z.B. »echtleben« (i.S.v. »das Leben ausschöpfen«, während »echt leben« auch nur bedeuten kann: »nachweislich nicht tot sein«) oder »hellschauen« (synonym zu »klarsehen«, »den Durchblick haben») in Betracht – was exotisch wirken mag, aber da frage ich wie Ickler: Was würde es schaden? Jeder wüßte doch, was gemeint ist. Und es ist kraftvolle, lebendige Sprache! Solche Zusammenschreibungen sollten aber vom Schreiber nur dann erwogen werden, wenn Verwechslungen mit Ergebniszusätzen sinnbedingt äußerst unwahrscheinlich sind. Derlei Wörter würden aber schon deshalb kein Problem darstellen, da sie im Wörterbuch ohnehin nicht verzeichnet wären, bevor sie sich unter Umständen weit genug ausgebreitet haben. Wiederum wäre eine Zulassung solchen Wortbildungsverfahrens kein Bruch zur bewährten Rechtschreibung, also rein deskriptiv, denn woher kämen sonst die oben gelisteten zusammengesetzten Verben?

Den meisten dieser Ausnahmeverben würde eine Getrenntschreibung auch nicht weiter schaden, aber bei einem deskriptiven Ansatz kann man die natürlich schlecht einer sauberen Regelung zuliebe obligatorisch vorschreiben, wenn die Realität eine andere ist. Bei sowas wie »leichtfallen« bzw. »schwerfallen« verschwünde zudem ja die Differenzierung zur Getrenntschreibung. Dies sind jedoch Spezialfälle, deren Anzahl so überschaubar ist, daß man sie auch ohne weiteres einzeln im Wörterverzeichnis erklären kann. Hier muß man auch nicht befürchten, daß sich der Benutzer diese Differenzierungen nicht merken könnte, denn schließlich ist es eine ganz fundamentale Notwendigkeit der Sprachbeherrschung, daß man die Bedeutung von Wörtern kennt (fast ebenso fundamental ist die Erwartung an ein Rechtschreibwörterbuch, dementsprechende diffizile schriftliche Eigenheiten auch abzubilden). Man hält es schließlich auch nicht für eine Überforderung, sich den Unterschied zwischen homophonen Wörtern wie »Lerche« und »Lärche« oder »Moor« und »Mohr« zu merken. Im Falle der differenzierenden GZS handelt es sich eben nicht um verschiedene gleichklingende Buchstabenverbindungen, die den Unterschied schriftlich markieren, sondern um eine vorhandene oder nicht vorhandene Lücke.

Nimmt man in den Regelteil als Absatz von §10 noch Henning Upmeyers Ausführungen über »mehrdeutige Stellungsverben mit ‚bleiben‘ oder ‚lasse’« hinein, kann man nochmals ein paar Einzefallerläuterungen im Wörterverzeichnis einsparen.

Betreffs Wörtern wie »autofahren« vs. »Auto fahren« oder »schraubendrehen« vs. »Schrauben drehen« sollte man sich meiner Ansicht nach ebenso offen zeigen wie bei anderen Zusammenschreibungen. Wenn der Schreibende die Tätigkeit betonen möchte, soll er ein zusammengesetztes Verb schreiben, wenn er dagegen das Objekt betonen will, soll er getrennt mit Substantiv und Verb schreiben, dann etwa ohne weiteres auch »Rad fahren«. Das alles dient doch nur einer optimal artikulierteren Schreibweise und ist ebenfalls durchaus Usus.

Mein Appell ist also, die Liberalität lieber zugunsten der modernen und sinnvollen Sprachentwicklung walten zu lassen als ihrem Gegentrend, gerade auch als Kompensation des durch die Rechtschreibreform entstandenen Schadens. Das erfordert im Wörterbuch einen angemessenen Ausdruck der Ablehnung gewisser Getrenntschreibungen, die man sozusagen beinahe schon als veraltet markieren könnte (wohlgemerkt: beinahe! Die Abschaffung von »wie viele« wäre natürlich gegenwärtig bei weitem zu radikal, da bin ich wohl letztens etwas mißverstanden worden).



Christian Melsa
22149 Hamburg

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Theodor Ickler
14.01.2001 23.00
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Empfehlungen

Wie so oft, stimme ich Herrn Dörner grundsätzlich zu. Warum habe ich trotzdem keine statistisch gestützten Empfehlungen gegeben? Ich habe mich nicht getraut. Mein Material reicht nicht aus, und ich habe auch nicht das Personal und die Zeit gehabt, das zur Verfügung stehende Material so gründlich auszuwerten. Ausschlaggebend war aber schließlich die Überlegung, daß die bereits vorhandene Tendenz sich auch und gerade dort durchsetzen wird, wo ich bloß Möglichkeiten und keine Präferenzen angebe. Wer also ohnehin dazu neigt, „kennenlernen“ zusammenzuschreiben (und das tun in der Tat die meisten Erwachsenen), und sich in meinem Wörterbuch vergewissert, wird finden, daß seinem Wunsch nichts entgegensteht. Er wird doch dann gewiß nicht getrennt schreiben, nur weil dies ebenfalls freigestellt ist! Also entsteht kein Schaden, und der Entwicklungstendenz geschieht kein Abbruch. Ich habe mir weiterhin überlegt, daß Empfehlungen, wie überhaupt eine ausführlich kommentierende Darstellung, eher in eine Schreibdidaktik gehört. Die entsprechende Erweiterung des Wörterbuch würde einen Aufwand erfordern, der meine Kräfte übersteigt und Jahrzehnte kosten würde. Auch würde es der Übersichtlichkeit nicht gut bekommen. Für die Schule ist der verständige und sachkundige Lehrer gefordert, der auch mit meinem bescheidenen Wörterbuch gute Arbeit leisten kann. – So ist es also gekommen, daß ich meinen kleinen „Bogen“ zaghaft in Richtung einer Präferenzschreibung interpretiert habe, mehr aber auch nicht. Wer sich an einer eigenen Darstellung versucht, wird sofort viel besser verstehen, wie es gemeint ist und welche Schwierigkeiten man sich einhandeln könnte.
Alles in allem will ich den Schreibenden ihre Souveränität lassen (genau wie bei der Wortwahl und allen anderen Teilen der Sprache) und nur sicherstellen, daß ihre Texte so ziemlich dem entsprechen, was in Deutschland üblich ist. Und das glaube ich auch garantieren zu können: Wer nach meinem Wörterbuch schreibt, bringt einen „orthographisch unauffälligen“ Text hervor, wie ich es programmatisch und sehr bescheiden genannt habe.



Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf

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Theodor Ickler
14.01.2001 23.00
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wiedersehen

Obwohl es schon oft gesagt worden ist, zuletzt gerade wieder von Herrn Schäbler, möchte ich den Fall nochmals erörtern:

Die amtliche Regelung zu „wieder-„ (mit dem Paradebeispiel „wiedersehen“) ist vollkommen mißlungen. Die Reformer haben nachweislich bis heute nicht eingesehen, was die eigentliche Bedeutung von „wieder-„ als Verbzusatz ist. Das liegt an ihrer grundsätzlichen Abneigung gegen Semantik, die sie stets für vage usw. erklärt haben und daher aus ihren Betrachtungen jahrzehntelang ausklammern wollen. (Bevor Herr Riebe jetzt „Aha!“ ruft und mir einen Widerspruch nachweisen zu können glaubt, bitte ich, meine Schriften, besonders den Kritischen Kommentar, im Zusammenhang zu lesen.) Im Regelwerk wird daher fälschlicherweise „erneut, nochmals“ als Paraphrase angegeben. Wiederaufbauen heißt aber nicht nochmals aufbauen (als hätte man es zuvor schon einmal aufgebaut), sondern es heißt „durch Aufbauen in den vorigen Zustand zurückversetzen“. „wiedersehen“ heißt ungefähr: „durch Sehen einen früheren Zustand, nämlich eine Bekanntschaft, herstellen“ usw. (klingt alles ein bißchen linkisch, aber das Wesentliche kommt gut heraus).
Durch die falsche Bedeutungsangabe in ß 34 (1) mußten die Wörterbücher auf eine falsche, d. h. von den Reformern nicht gewollte Fährte gelockt werden. Zuerst der reformierte Duden, dann alle anderen Wörterbücher, danach die Schul-und Kinderbücher, dpa usw.
Das Erschütternde ist aber, daß die Kommission, wie der neueste Duden und der neueste Bertelsmann beweisen, den Kernpunkt immer noch nicht begriffen hat! Zwar ist „wiedersehen“ in den beiden Wörterbüchern (anderswo aber noch nicht) wiederhergestellt, andere Mißgriffe gleicher Art sind aber noch nicht korrigiert. Vgl. meine Besprechung zum Duden 2000. Da es sich durchweg um häufigst gebrauchte Allerweltswörter handelt, sind die Auswirkungen katastrophal, und die demnächst zu erwartenden nächsten Korrekturwellen machen es nicht gerade einfacher.



Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf

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Walter Lachenmann
14.01.2001 23.00
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»Things Ain¹t What They Used To Be«

Zitat aus Herrn Icklers Beitrag:
»Wer also ohnehin dazu neigt, „kennenlernen“ zusammenzuschreiben (und das tun in der Tat die meisten Erwachsenen), und sich in meinem Wörterbuch vergewissert, wird finden, daß seinem Wunsch nichts entgegensteht. Er wird doch dann gewiß nicht getrennt schreiben, nur weil dies ebenfalls freigestellt ist! Also entsteht kein Schaden, und der Entwicklungstendenz geschieht kein Abbruch.«
Das wäre möglicherweise wirklich plausibel und einleuchtend, wenn wir nicht die Rechtschreibreform hätten! Seit diese ihre unglückseligen Wirkungen auf die Schreibpraxis nicht nur der Journalisten oder sonstiger rechtschreibprogrammgesteuerten Menschen ausübt, sondern buchstäblich jeden schreibenden Menschen verunsichert hat, ganz abgesehen davon, was jetzt in den Schulen in dieser Hinsicht gelehrt wird, neigen eben immer weniger Leute dazu, »ohnehin« so zu schreiben, wie es bislang mehr oder weniger selbstverständlich war.
Also wäre es doch wichtig, die zu bevorzugende Schreibweise nicht nur in einem allgemeinen Kommentar zu nennen, sondern sie im Wörterverzeichnis deutlich zu kennzeichen. Dafür gibt es viele Möglichkeiten, die wenig Raum in Anspruch nehmen und auch wenig kosten, wenn überhaupt etwas.



Walter Lachenmann

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Gast
14.01.2001 23.00
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Eckige Bögen? Klar.

> Was ist ein Rundbogen?
> Gibt es etwa auch eckige Bögen?

Klar, man schaue sich nur ein beliebiges gotisches Bauwerk an.

> Warum nicht einfach nur Bogen sagen?

Viele Menschen schätzen sehr die Redundanz – da werden Kosten abgesenkt, Dinge umgeändert und Rechtschreibreformen aufoktroyiert.



Martin Gerdes

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Theodor Ickler
14.01.2001 23.00
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Wohl kaum

Nee, Herr Lachenmann, dazu lassen sich die Leute nicht verführen, erst recht nicht durch die ungeliebte Reform. Im Gegenteil, sogar in der Elternzeitschrift des bayerischen Schulministeriums, wo man ganz besonders penibel auf die Zehetmairsche Neuschreibung achtet, steht schon wieder „auseinandersetzen“, und ich halte es nur für eine Frage von wenigen Monaten, bis man dort auch die „allgemein bildenden“ Schulen wieder zu „allgemeinbildenden“ ernennt. Die um sich greifende Neuschreibung unserer allergehorsamsten Zeitungen ist nur ein oberflächlicher Schein, der auch wieder verfliegen kann und wird wie ein Nebelschleier in der Morgensonne.



Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf

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Walter Lachenmann
14.01.2001 23.00
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Geb¹s Gott!

... dann will ich Ihnen glücklich und tränenüberströmt in die bis dahin hoffentlich wieder beide gesunden und schmerzlosen Arme und nie wieder ins Wort fallen. Und Sie dürfen Ihr Wörterbuch machen, wie Sie wollen. Dürfen Sie aber sowieso. Ich gebe ja nur meine guten Ratschläge, sonst keine.
Allerdings bin ich da sehr, sehr skeptisch.



Walter Lachenmann
Krottenthal

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Manfred Riebe
14.01.2001 23.00
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Von der sprachlichen Basis entfernter praxisfremder theoretischer Überbau

Lieber Herr Professor Ickler!

Zuerst einmal wünsche ich Ihnen nach Ihrer Operation gute Besserung.

Es ist schade, daß das Gästebuch untersetzte Striche als Betonungsangaben nicht übernimmt. So kommt das, was man bezüglich der Betonung zeigen will, nicht zum Ausdruck.

Sie schreiben: „Die Dudenangaben über die Betonungsverhältnisse sind systematisch falsch.“ Meinen Sie auch den DDR-Duden? Bekannt ist jedenfalls, daß die Getrennt- und Zusammenschreibung in einigen Fällen in den verschiedenen Wörterbüchern (z.B. Duden, Mackensen, Wahrig) schwankt. Das liegt aber m.E. an der mangelnden Sorgfalt.

Wie kommen Sie denn zu Ihrem Urteil, die Dudenangaben über die Betonungsverhältnisse seien systematisch falsch? Verfügen Sie über Sprachmeßmethoden und -instrumente wie der Sprachwissenschaftler Professor Henry Higgins in „My Fair Lady“? Besitzen Sie Methoden und Instrumente, die denen des Duden und dem menschlichen Gehör überlegen sind?

„Plattmachen“ im Sinne von „plattwalzen“ wird auf dem ersten Bestandteil betont. Wendet man den Duden-Betonungsmaßstab konsequent an, so ergibt sich die Zusammenschreibung. Dies entspricht auch dem Prozeß der Univerbierung. Sagt man dagegen „platt sprechen“ oder „Platt sprechen“ (plattdeutsch), dann gibt es eindeutig zwei Betonungen, so daß die Getrenntschreibung die Folge ist. Wenn „plattmachen“ nicht dudenkonform sein soll, hat der Duden eben einen Fehler gemacht. Ich dachte, Sie wollten sich vom Duden lösen? Mit einer privaten Orthographie nach Riebeschem Muster hat das nichts zu tun, sondern mit dem konsequent angewandten sprachimmanenten Duden-Betonungsmaßstab.

Sie beklagen ja selber in Ihrem Kritischen Kommentar, 2. Auflage, S. 66, daß die Schreibweise „recht kompliziert“ geregelt und „wahrscheinlich allzu fein gesponnen“ sei und das „formale Kriterium der Betonung“ neuerdings überhaupt nicht berücksichtigt werde.
Auch ich bin der Meinung, daß der Sprechende alle diese feinen Erklärungen des Duden sich nie durch den Kopf gehen läßt, bevor er spricht und daß alle feinsinnigen grammatischen und semantischen Erklärungen ein nachträglicher theoretischer Überbau einiger Sprachwissenschaftler sind, denen die praktische sprachliche Basis fehlt.

Die Betonung ist dagegen nicht nur ein formales Kriterium, sondern ist elementarer Bestandteil der Sprache. Sie ziehen aus Ihren Beobachtungen aber nicht die Konsequenz, die Betonung als alleinentscheidendes oder vorrangiges Kriterium heranzuziehen und alles andere theoretische verwirrende Regelbrimborium wegzulassen, zunächst einmal auch das wichtige Kriterium der Bedeutung. Das Kriterium der Bedeutung kommt dann zum Einsatz, wenn man die unterschiedliche Schreibung eines Wortes (gutschreiben und gut schreiben; Ickler enthält nur „gutschreiben“) erklären muß, was besonders für die Übersetzung in Fremdsprachen wichtig ist. Daher reicht es eben nicht aus, in Ihrem Wörterbuch nur irreführend „schwer_fallen“ mit Bogen zu schreiben. Sie müßten dann schreiben: „schwerfallen“ (Mühe verursachen) und „schwer fallen“ (zu Boden fallen). Insofern ist in Ihrem Wörterbuch auch die Tendenz zu erkennen, möglichst wenig der problematischen zusammengesetzten Wörter abzudrucken.

Statt dessen postulieren Sie bei den zusammengesetzten Zeitwörtern usw. Ihr Dogma der Fakultativschreibung und überlassen dem Schreiber die Entscheidung. Wörtlich:
„Ich habe mir weiterhin überlegt, daß Empfehlungen, wie überhaupt eine ausführlich kommentierende Darstellung, eher in eine Schreibdidaktik gehört. ... Für die Schule ist der verständige und sachkundige Lehrer gefordert, der auch mit meinem bescheidenen Wörterbuch gute Arbeit leisten kann."( 16.01.2001, „Empfehlungen“).
Dies steht in krassem Widerspruch zu Ihrem Anspruch, Ihr Wörterbuch würde das Nachschlagen in Tausenden von Fällen unnötig machen. Sie machen es sich einfach und wälzen die Arbeit der Erklärung einfach auf die Lehrer und Schüler ab. Die aber machen es sich bequem und schreiben getrennt, weil man dabei nichts falsch machen kann.

Demgegenüber wären mit der konsequent angewandten Duden-Faustregel „Merke: In der Regel weist Starkton des ersten Gliedes auf Zusammenschreibung, verteilter Ton auf Trennung.“ alle Probleme gelöst. Es fehlt nur der Mut, diese Regel konsequent umzusetzen, weil sie zu einfach ist.



Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg

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Theodor Ickler
14.01.2001 23.00
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Duden und ich

Lieber Herr Riebe,
mit dem Duden verhält es sich so: Er hat nicht etwa die Betonungsverhältnisse studiert und daraus dann seine Getrennt- und Zusammenschreibungen abgleitet, sondern umgekehrt versucht, sich auf die beobachteten Getrennt- und Zusammenschreibungen einen Reim zu machen, d.h. eine Regel zu finden, die die Phänomene erklärt. Dabei ist er auf zwei Kriterien gestoßen: die Betonung und die Bedeutung („neuer Begriff“). Beides ist nicht ganz falsch, aber es sind Notbehelfe, die allenfalls Indizien für die tieferliegenden, im Grunde grammatischen Unterschiede sind, zum Teil allerdings auch gar nicht weiter erklärbare Übergangserscheinungen auf dem Weg zur Zusammenschreibung. Dabei hat sich der Duden (sind ja auch bloß Menschen!) leider verleiten lassen, Betonungsunterschiede zu postulieren, die in Wirklichkeit nicht existieren. Zum Beispiel was ich im Vorwort anführe: „sitzenbleiben“ (in der Schule, auf dem ersten Teil betont) und „sitzen bleiben“ (auf dem Stuhl, angeblich auf beiden Teilen betont). Letzteres ist einfach nicht wahr, die beiden Konstruktionen werden genau gleich betont. Sind Sie anderer Meinung? Von dieser Art gibt es unzählige Beispiele, daher mein Urteil: systematisch falsch, ein Irrweg. Dazu braucht man keine übermenschlichen Fähigkeiten. „platt machen“ ist nicht das einzige Beispiel, es gibt zahllose. Sehen Sie sich den Duden daraufhin einmal durch. Sie sprechen davon, daß der Duden einen Fehler gemacht habe. In meinen Augen natürlich nicht, nur die ausschließliche Vorschrift der Getrenntschreibung ist falsch, denn es wird sehr oft und (wie Sie ja auch richtig finden) zusammengeschrieben. Ich habe das alles durchgesehen und sachgemäß dargestellt, Sie noch nicht, aber angefangen haben Sie ja immerhin schon. Dabei werden Sie, Ihrem Kriterium folgend, in Hunderten von Fällen vom Duden abweichen müssen, denn er hat viel mehr Getrenntschreibung, als Sie zulassen dürfen. Das ist es ja, worauf ich warte. Und dann ziehen Sie bitte die naheliegenden Schlußfolgerungen: Sie machen eine Reform! Der Dudenmaßstab der Betonung kann überhaupt nicht „konsequent angewandt“ werden, ohne daß es zu einer ziemlich radikalen Reform kommt. Wen wunderts, wenn man weiß, daß es sich um ein kaum durchdachtes Hilfsmittel und keineswegs um ein wohlbegründetes Hauptkriterium handelt? Von mir können Sie doch nicht im Ernst erwarten, daß ich in der Betonung etwas anderes als ein Indiz unter anderen sehe und gar dazu bereit wäre, sie zum „alleinentscheidenden“ Kriterium mache! Tun Sie’s und sehen Sie selbst, wohin Sie damit geraten!
Der Kern des Problems ist eigentlich folgendes: Die Linguistik hat es bisher nicht vermocht, eine schlüssige Theorie der Verbzusätze vorzulegen. Ich habe ja schon auf Drach hingewiesen und auf seine Mißrezeption. Sein Hinweis, daß es sich hier nicht um „zusammengesetzte Verben“ handelt (wie auch Sie wieder irrigerweise sagen), sondern um etwas ganz anderes, ist kaum beachtet worden. Erst neuerdings wird wieder daran gearbeitet, aber die linguistische Theorie ist hier durchweg sehr schwer verständlich und auch nicht ausgegoren. Trotzdem muß die Materie, die so ungemein kennzeichnend für das Deutsche ist, natürlich orthographisch bewältigt werden. Da behelfen wir uns irgendwie, mit der Betonung und mit der Bedeutung, mit der Phraseologisierung und mit Listen, Sie wissen schon! Ich habe hierzu meine Konzeption in Regeln und im Wörterverzeichnis dargestellt und dann noch in dieser sehr förderlichen Diskussion immer wieder begründet und dafür geworben. Bisher haben mich die Gegenvorschläge, die mir auch in keiner Hinsicht neue Argumente gebracht haben, nicht davon abbringen können.

Lieber Herr Riebe, natürlich enthält mein Wörterbuch nur „gutschreiben“, also die Verbzusatzkonstruktion (der Regelverweis fehlt versehentlich, bei allen anderen swie „gutsprechen“ ist er angegeben), aber mit deutlichem Akzentzeichen, so daß eine Verwechslung mit der Adverbialkonstruktion nicht in Betracht kommt. Natürlich kann ich nicht alle Adverbien (schlecht schreiben, undeutlich schreiben) anführen, das ist überflüssig. Unter „gut“ steht Weiteres.    Daß man Adverbien nicht mit Verben zusammenschreibt, ist deutsche Elementargrammtik, das muß und kann gar nicht im Wörterbuch stehen. Wer das nicht weiß, kann sozusagen überhaupt kein Deutsch und kann auch mein Wörterbuch nicht benutzen. Zu „schwer_fallen“ finden Sie alles Notwendige unter dem Lemma und unter „schwer“, in beiden Fällen mit Regelverweis. Niemand ist je auf den Gedanken gekommen zu schreiben: „Er ist schwergefallen.“ (So wie ich neulich mit dem Rad gestürzt bin, vielen Dank noch für die Genesungswünsche!).
Die Fakultativschreibung ist kein Dogma, sondern eine Tatsache: die Tatsache der Varianz bei einem Übergangsphänomen der Sprache selbst. (Bestreiten Sie das? Dann sagen Sie es bitte und geben Sie Ihre alternative Beobachtungsgrundlage an!)

Wer mein Wörterbuch einmal studiert hat, kann sich in der Tat das Nachschlagen oft sparen. Die wenigen Fälle der obligatorischen (d. h. ausnahmslos beachteten) Zusammenschreibung lassen sich leicht merken, der Rest bleibt dem Schreiber überlasse, wie bisher, und er wird es meistens so machen, wie die meisten es meistens machen. Wie denn nicht?

Aus den genannten Gründen muß ich fast schmunzeln über Ihren hoffnungsfrohen Schluß, mit der konsequenten Anwendung der Betonungsregel (dieser Krücke der Dudenredaktion) wären „alle Probleme gelöst“. Kan mir auch denken, wie zum Beispiel Herr Schaeder schmunzelt, wenn er das zufällig liest; er kennt ja die Tatsachen sehr gut.
„Es fehlt nur der Mut, diese Regel konsequent umzusetzen, weil sie zu einfach ist.“ – Sie ahnungsloses Engel, Sie! Nur zu, frisch ans Werk! Aber ich bin sicher, daß es ausgeht wie so manche „ganz einfache“ Idee: Lindenblütentee gegen Krebs usw., man kennt das ...



Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf

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Reinhard Markner
14.01.2001 23.00
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Zusammenschreibungen und zugehörige Substantive

Mir scheint, daß in der (interessanten, aber mitunter arg hitzigen) Diskussion über die Getrennt- und Zusammenschreibung ein Aspekt zu kurz gekommen ist, nämlich die Korrelation zwischen Verb- und Substantivschreibungen. Will sagen: Die Schreibung „wieder sehen“ wirkt befremdlich (oder für den Aufklärungsforscher in mir „alterthümlich“), weil jedermann die Schreibung „Wiedersehen“ geläufig ist („es gab ein Wiedersehen“).



Reinhard Markner

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