Notice: Undefined variable: goto in /home/www/rechtschreibung.com/html/Forum/showthread.php on line 3 Notice: Undefined variable: goto in /home/www/rechtschreibung.com/html/Forum/showthread.php on line 3 Forum - Gästebuch
Willkommen und Rechtschreibforum
Suche in Gästebüchern
Das neue Gästebuch
Dieser Faden ist 199 Seiten lang:    1  2  3 · 10 · 20 · 30 · 40 · 50 · 60 · 70 · 80 · 90 · 100 · 110 · 120 · 130 · 140 · 150 · 160 · 170 · 180 · 190 · 196  197  198  199  antworten       Gasteintrag
Walter Lachenmann
20.01.2001 23.00
Diesen Beitrag ansteuern
Fragen und Antworten

Kann sich ein Wörterbuch darauf beschränken, bloße Aufzeichnung bzw. Registrierung des Sprachgebrauchs zu sein?
Kann es schon, aber wofür und für wen ist das gut?

Kann und darf man in einem Wörterbuch auf Wegweiser und Entscheidungshilfen im konkreten Sprachbeispiel verzichten?
Kann man schon, aber wofür und für wen ist das gut?

Kann man es dem dudenverwöhnten zugleich demokratieerprobten Deutschen zumuten, selbst auszuwählen, ohne jegliche Entscheidungshilfe?
Hier werden mehrere Dinge miteinander verquickt.
1. Dudenverwöhnt. Wieso verwöhnt? Der Duden hat in Millionen von Fällen Millionen von Menschen (nicht nur Deutschen) dabei geholfen, festzustellen wie man ein bestimmtes Wort oder eine bestimmte Wortfolge schreibt, ohne »Fehler« zu machen. Wer von uns hat nicht schon nachgeschlagen und war froh, eine Antwort gefunden zu haben. Die Frage ist wahrscheinlich eher die der Definition von »Fehler« und die Gewichtung eines solchen »Fehlers«, etwa in der Schule, und ob man abweichende Schreibweisen in gewissen Fällen nicht auch gelten läßt.
2. Demokratieerprobt. Was hat die Demokratie mit dem Duden zu tun? Ich bin kein unmündiger Unterthan, wenn ich in einem Wörterbuch nachsehe, wie ich dies oder das schreiben soll. Und wenn dann dabei noch steht, weshalb, dann bin ich immer noch nicht unmündig nur deshalb, weil mir das dann so oder so einleuchtet und ich alleine nicht drauf gekommen wäre – oder vielleicht doch. Ich kann auch als demokratieerprobter Bundesbürger in einem französischen Wörterbuch nachschlagen, was poule auf deutsch heißt und bin dann froh, ungleiche Entsprechungen in differenzierter Weise dort zu finden, hier etwa 1. Huhn, 2. (umgangssprachlich) Hure, Nutte. Entsprechendes gilt auch für GZV. Da kann man sich, wie obiges Beispiel zeigt, ganz schön verhauen, wenn man sich für das falsche »Angebot« entscheidet, als freier Demokrat. (Nebenbei: der offizielle Sartre-Übersetzer, der wohl nicht ganz so firm war in französischer Umgangssprache, hat diesen Bedeutungsunterschied in der deutschen Gesamtausgabe nicht gewußt. Dadurch entstand in der deutschen Sartre-Werkausgabe ein absolut sinnloser und lächerlicher Satz.)
3. Deutsch. Nicht nur Deutsche brauchen Nachschlagewerke, nicht nur Deutsche werden ein solches Wörterbuch benutzen wollen.

Könnte man das Konzept eines andersartigen Wörterbuchs verstehen, erklären, verteidigen, empfehlen und schließlich eine Marketing-Strategie entwickeln?
Darin besteht die Herausforderung.

Wenn ja:
Müßte dann nicht erst die Mentalität des Deutschen gebrochen werden, der gewohnt ist, die Antwort auf seine aktuellen Sprachfragen in einem einzigen Nachschlagewerk serviert zu bekommen.

Bitte keine Mentalitäten brechen! Das hört sich ja fürchterlich an! Warum sind wir Deutsche nur immer so unzufrieden mit unserer Mentalität? Wenn wir eine deutsche Mentalität haben, dann haben wir sie eben. So schlecht ist die doch gar nicht. Und wenn damit der Untertanengeist gemeint ist, die Unsicherheit im Umgang mit Liberalität, so ist das nicht deutsche Mentalität, sondern Menschenmentalität, und auf die muß man sich allerdings schon einlassen, ob sie einem nun in allen Ausformungen gefällt oder nicht.

Kann man es sich unter diesen Umständen leisten, zwei verschiedene Bücher anbieten zu wollen, von denen das eine bloße Bestandsaufnahme, das andere ein Wegweiser im konkreten Sprachfalle wäre?
Das könnte für didaktische Zwecke, Schule, Hochschule, Fachdiskussion usw. vielleicht taugen, nicht für den »Mann auf der Straße (Frau und Kinder inbegriffen). Der will sich nicht mit zwei Büchern herumschlagen, zumal er »dudenverwöhnt« ist.

Muß man nicht – und das gehört zur Untersuchung des Marktes – sein Angebot auf die Bedürfnisse des Marktes abstimmen?
Wenn man nicht mangels Publikumsinteresse Schiffbruch erleiden will, sollte man das allerdings tun. Das bedeutet noch lange nicht, daß man kompromittierende Zugeständnisse machen muß. Gerade darin könnte der Reiz der Aufgabe liegen, diesen Spagat hinzukriegen.

Und ein letztes:
Haben wir es eigentlich auf dem Gebiet der Rechtschreibung noch mit einem freien Markt zu tun? Sind nicht statt dessen gerade hier die Zeiten der staatlichen Zentralverwaltungswirtschaft    zurückgekehrt?

Das ist eine Frage, die sehr weit führt und mit der eigentlichen Diskussion, welches Wörterbuch das richtige wäre, nur noch wenig zu tun hat. Man müßte es ausprobieren. Grundsätzlich ist der Markt immer noch so, daß das Gute seine Chancen, sich durchzusetzen, hat. Hier unterschätzt man oft das »Publikum«. Das lechzt geradezu nach Qualität, jedenfalls ein so großer Teil des Publikums, daß es sich lohnt, für diesen Teil Bücher zu verlegen. Schwierig ist es, diese Leute davon zu informieren, daß es etwas Gutes für sie auf dem Buchmarkt gibt. Daß der Buchmarkt von kapitalstarken Buchproduzenten (der Begriff »Verlag« paßt auf solche content provider nicht mehr) mittels üppiger Marketingmittel vollgeknallt wird mit Schrott aller Art und daß es enorm schwierig ist, hier ein gutes von einem schlechten Angebot zu unterscheiden, ist nämlich leider wahr. Aber ob das nicht immer schon so war? Man kann hier sowohl entmutigende als auch ermutigende Beobachtungen machen. Jedenfalls ist es umso wichtiger, die Interessen eines möglichst großen Käuferkreises zu berücksichtigen.



Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen

Mit Klick die Kennkarte von Walter Lachenmann ansehen    An Walter Lachenmann schreiben   Visit Walter Lachenmann's homepage!   Suche weitere Einträge von Walter Lachenmann        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Stephan Fleischhauer
20.01.2001 23.00
Diesen Beitrag ansteuern
Genau das wollte ich wissen

Ist „staubgesaugt“ eine orthgr. Rückbildg.?
Das Kompositum „staubsaugen“ ist ja orthographisch ganz uninteressant (mein Beispiel war auch schlecht gewählt). Müßte die letzte Unterregel von § 9 folgerichtig nicht lauten: „Einige (!) orthographische Rückbildungen“?



Stephan Fleischhauer
Kiel

Mit Klick die Kennkarte von Stephan Fleischhauer ansehen    An Stephan Fleischhauer schreiben   Suche weitere Einträge von Stephan Fleischhauer        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Stephan Fleischhauer
20.01.2001 23.00
Diesen Beitrag ansteuern
Nachtrag

Muß das Beispiel „fernsehen“ von § 9 nicht in dessen letzte Unterregel? Ich glaube auch, einige Verweise im Wörterverzeichnis auf das Regelwerk wurden der Neuordnung innerhalb der §§ 9-10 nicht angepaßt. Da muß ich noch einmal nachsehen.
Bitte haben Sie doch Erbarmen mit mir, Herr Ickler, und erklären mir nur ganz kurz die wiederholbaren Konjunktionen!



Stephan Fleischhauer
Kiel

Mit Klick die Kennkarte von Stephan Fleischhauer ansehen    An Stephan Fleischhauer schreiben   Suche weitere Einträge von Stephan Fleischhauer        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Theodor Ickler
20.01.2001 23.00
Diesen Beitrag ansteuern
Staub

Lieber Herr Fleischhauer,
wenn ich manchmal nicht gleich auf all die vielen, z. T.    schwierigen Fragen eingehe, die hier gestellt werden, dann liegt das nicht an meinem harten Herzen, sondern an Überlastung (die ich eigentlich zur Zeit vermeiden soll). Erbarmen also auch mit mir!
Zu „staubgesaugt“: Partizipien und Infinitive müssen noch gesondert betrachtet werden. Denken Sie bitte an die vielen fachsprachlichen Verbkomposita wie „preßschweißen“, „spritzgießen“, bei denen man (zunächst) überhaupt keine Personalformen zu bilden pflegt. Das kann mit der Zeit kommen, dann sind es Rückbildungen.
Die ganze Geschichte mit den VZ ist äußerst schwierig und bisher nicht befriedigend erforscht. Man muß aus den bekannten Gründen die VZ-Konstruktion als syntaktische und nicht morphologische verstehen, andererseits ist gerade das Schwinden der Wortartcharakteristik für den VZ bezeichnend, ganz gleich, welche Wortart ursprünglich vorlag.

Die Beispiellisten im Regelwerk möchte ich eher noch verkürzen, vor allem alles Obligatorische auflösen. (Soweit irgend verantwortbar.)
Mit fehlerhaften Verweisen muß ich rechnen, das bleibt noch zu korrigieren, ich bin für Hinweise dankbar.

Lieber Herr Lachenmann, die meisten Wörterbücher sind Bestandsaufnahmen, von Grimm bis zum Großen Wörterbuch von Duden. Man kann ein deskriptives Wörterbuch der Gegenwartssprache aber auch normativ lesen, wobei man bloß die Voraussetzung hinzuzufügen hat, schreiben zu wollen oder zu sollen wie die anderen ...
Der Mensch ist froh, wenn er im Duden fand, wie man „richtig schreibt“, und dabei hat man den Zirkel hingenommen, daß richtig ist, was der Duden sagt. Genauso argumentieren die Reformer: Macht nichts, wenn die -ig/-lich/-isch-Regel willkürlich ist, Hauptsache, sie beseitigt die Unsicherheit. Ich habe zu oft erklärt, warum ich das verkehrt finde.

Über das Marketing, liebe Freunde, braucht Ihr Euch keine Gedanken zu machen! Ich wollte keinen Bestseller schreiben, sondern meine Auffassung von Orthographie durch die Praxis verdeutlichen. Das Wörterbuch ust, wie ich immer gesagt habe, ein zusätzliches Argument.



Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf

Mit Klick die Kennkarte von Theodor Ickler ansehen    An Theodor Ickler schreiben   Suche weitere Einträge von Theodor Ickler        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Stephan Fleischhauer
20.01.2001 23.00
Diesen Beitrag ansteuern
Schon wieder Rückbildung

Ich will ja nicht nerven, aber mir ist noch nicht ganz klar, ob „staubsaugen“ und „Staub saugen“ beides orthographische Rückbildungen sind. Eine Erläuterung des Begriffs im Glossar wäre wünschenswert. (Der Eintrag „Prädikativ“ kann dort übrigens wieder heraus – das Wort stammt noch aus §10 der Entwurfsfassung.)



Stephan Fleischhauer
Holtenauer Str. 53, 24105 Kiel

Mit Klick die Kennkarte von Stephan Fleischhauer ansehen    An Stephan Fleischhauer schreiben   Suche weitere Einträge von Stephan Fleischhauer        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Stephan Fleischhauer
20.01.2001 23.00
Diesen Beitrag ansteuern
Ein bißchen Komma zur Abwechslung

Ich komme mit Herrn Icklers § 19 (1) [Komma bei Aufzählung] nicht zurecht. Enthält der folgende Satz nicht eine Aufzählung mit wiederholter Konjunktion: „Er sagte, daß er kam, daß er sah und daß er siegte“? Ist „sowohl ... als auch“ eine wiedeholbare Konjunktion? Läßt sich „ob ..., ob“ nicht als solche deuten? Vielleicht wäre auch hier eine Erläuterung im Glossar sinnvoll.
Wieder GZS.
Lieber Herr Ickler, am 16.1. schrieben Sie ins Gästebuch „Natürlich enthält mein Wörterverzeichnis nur „gutschreiben“ ...“ – und genau so (ohne Bogen) steht es ja auch darin. Aber irgendwo muß ein Fehler vorliegen, denn „gutschreiben“ findet sich auch als Beispiel für § 10 (fakultative Zusammenschreibung).



Stephan Fleischhauer
Kiel

Mit Klick die Kennkarte von Stephan Fleischhauer ansehen    An Stephan Fleischhauer schreiben   Suche weitere Einträge von Stephan Fleischhauer        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Norbert Schäbler
20.01.2001 23.00
Diesen Beitrag ansteuern
Gedanken zum Vertrieb des Wörterbuches von Theodor Ickler


Kann sich ein Wörterbuch darauf beschränken, bloße Aufzeichnung bzw. Registrierung des Sprachgebrauchs zu sein?
Kann und darf man in einem Wörterbuch auf Wegweiser und Entscheidungshilfen im konkreten Sprachbeispiel verzichten?
Kann man es dem dudenverwöhnten zugleich demokratieerprobten Deutschen zumuten, selbst auszuwählen, ohne jegliche Entscheidungshilfe?
Könnte man das Konzept eines andersartigen Wörterbuchs verstehen, erklären, verteidigen, empfehlen und schließlich eine Marketing-Strategie entwickeln?
Wenn ja:
Müßte dann nicht erst die Mentalität des Deutschen gebrochen werden, der gewohnt ist, die Antwort auf seine aktuellen Sprachfragen in einem einzigen Nachschlagewerk serviert zu bekommen..
Kann man es sich unter diesen Umständen leisten, zwei verschiedene Bücher anbieten zu wollen, von denen das eine bloße Bestandsaufnahme, das andere ein Wegweiser im konkreten Sprachfalle wäre?
Muß man nicht – und das gehört zur Untersuchung des Marktes – sein Angebot auf die Bedürfnisse des Marktes abstimmen?
Und ein letztes:
Haben wir es eigentlich auf dem Gebiet der Rechtschreibung noch mit einem freien Markt zu tun? Sind nicht statt dessen gerade hier die Zeiten der staatlichen Zentralverwaltungswirtschaft    zurückgekehrt?



Norbert Schäbler
Hösbach

Mit Klick die Kennkarte von Norbert Schäbler ansehen    An Norbert Schäbler schreiben   Suche weitere Einträge von Norbert Schäbler        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Stephan Fleischhauer
20.01.2001 23.00
Diesen Beitrag ansteuern
Gedanken zum Gedanken zum Vertrieb ...

Wir brauchen weiterhin den Duden – und sei es, um nachzuschlagen, ob es der oder das Münster heißt.



Stephan Fleischhauer
kiel

Mit Klick die Kennkarte von Stephan Fleischhauer ansehen    An Stephan Fleischhauer schreiben   Suche weitere Einträge von Stephan Fleischhauer        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Theodor Ickler
20.01.2001 23.00
Diesen Beitrag ansteuern
Verschiedenes

Lieber Herr Fleischhauer, irren ist menschlich, sogar im Duden gibt es Versehen. Vielen Dank für Hinweise dieser Art (gutschreiben!) Die Beispiellisten waren genau wie die Wörterbucheinträge dauernd in Bewegung, da ist sicher noch manches passiert. Ich feue mich, daß sich jetzt endlich so viele Augen auf die Einzelheiten richten.
Zu den Rückbildungen: „Rückbildung“ ist eigentlich ein Begriff der Wörtbildungslehre. Zusammenschreibung hat an sich noch nichts mit Wortbildung zu tun. Mit dem Wort „staubsaugen“ habe ich ausdrücklich das Verbkompositum gemeint, daher „ich staubsauge“. Dagegen ist „Staub saugen“ überhaupt keine Rückbildung. In meinem Wörterbuch fehlt noch „staubgesaugt“, das wohl als Mischtyp anermannt werden sollte. Im Duden fehlt wohl „gestaubsaugt“, das meiner Erinnerung nach ebenfalls vorkommt. Muß der Sache noch mal nachgehen ...



Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf

Mit Klick die Kennkarte von Theodor Ickler ansehen    An Theodor Ickler schreiben   Suche weitere Einträge von Theodor Ickler        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Walter Lachenmann
20.01.2001 23.00
Diesen Beitrag ansteuern
Fragen und Antworten

Kann sich ein Wörterbuch darauf beschränken, bloße Aufzeichnung bzw. Registrierung des Sprachgebrauchs zu sein?
Kann es schon, aber wofür und für wen ist das gut?

Kann und darf man in einem Wörterbuch auf Wegweiser und Entscheidungshilfen im konkreten Sprachbeispiel verzichten?
Kann man schon, aber wofür und für wen ist das gut?

Kann man es dem dudenverwöhnten zugleich demokratieerprobten Deutschen zumuten, selbst auszuwählen, ohne jegliche Entscheidungshilfe?
Hier werden mehrere Dinge miteinander verquickt.
1. Dudenverwöhnt. Wieso verwöhnt? Der Duden hat in Millionen von Fällen Millionen von Menschen (nicht nur Deutschen) dabei geholfen, festzustellen wie man ein bestimmtes Wort oder eine bestimmte Wortfolge schreibt, ohne »Fehler« zu machen. Wer von uns hat nicht schon nachgeschlagen und war froh, eine Antwort gefunden zu haben. Die Frage ist wahrscheinlich eher die der Definition von »Fehler« und die Gewichtung eines solchen »Fehlers«, etwa in der Schule, und ob man abweichende Schreibweisen in gewissen Fällen nicht auch gelten läßt.
2. Demokratieerprobt. Was hat die Demokratie mit dem Duden zu tun? Ich bin kein unmündiger Unterthan, wenn ich in einem Wörterbuch nachsehe, wie ich dies oder das schreiben soll. Und wenn dann dabei noch steht, weshalb, dann bin ich immer noch nicht unmündig nur deshalb, weil mir das dann so oder so einleuchtet und ich alleine nicht drauf gekommen wäre – oder vielleicht doch. Ich kann auch als demokratieerprobter Bundesbürger in einem französischen Wörterbuch nachschlagen, was poule auf deutsch heißt und bin dann froh, ungleiche Entsprechungen in differenzierter Weise dort zu finden, hier etwa 1. Huhn, 2. (umgangssprachlich) Hure, Nutte. Entsprechendes gilt auch für GZV. Da kann man sich, wie obiges Beispiel zeigt, ganz schön verhauen, wenn man sich für das falsche »Angebot« entscheidet, als freier Demokrat. (Nebenbei: der offizielle Sartre-Übersetzer, der wohl nicht ganz so firm war in französischer Umgangssprache, hat diesen Bedeutungsunterschied in der deutschen Gesamtausgabe nicht gewußt. Dadurch entstand in der deutschen Sartre-Werkausgabe ein absolut sinnloser und lächerlicher Satz.)
3. Deutsch. Nicht nur Deutsche brauchen Nachschlagewerke, nicht nur Deutsche werden ein solches Wörterbuch benutzen wollen.

Könnte man das Konzept eines andersartigen Wörterbuchs verstehen, erklären, verteidigen, empfehlen und schließlich eine Marketing-Strategie entwickeln?
Darin besteht die Herausforderung.

Wenn ja:
Müßte dann nicht erst die Mentalität des Deutschen gebrochen werden, der gewohnt ist, die Antwort auf seine aktuellen Sprachfragen in einem einzigen Nachschlagewerk serviert zu bekommen.

Bitte keine Mentalitäten brechen! Das hört sich ja fürchterlich an! Warum sind wir Deutsche nur immer so unzufrieden mit unserer Mentalität? Wenn wir eine deutsche Mentalität haben, dann haben wir sie eben. So schlecht ist die doch gar nicht. Und wenn damit der Untertanengeist gemeint ist, die Unsicherheit im Umgang mit Liberalität, so ist das nicht deutsche Mentalität, sondern Menschenmentalität, und auf die muß man sich allerdings schon einlassen, ob sie einem nun in allen Ausformungen gefällt oder nicht.

Kann man es sich unter diesen Umständen leisten, zwei verschiedene Bücher anbieten zu wollen, von denen das eine bloße Bestandsaufnahme, das andere ein Wegweiser im konkreten Sprachfalle wäre?
Das könnte für didaktische Zwecke, Schule, Hochschule, Fachdiskussion usw. vielleicht taugen, nicht für den »Mann auf der Straße (Frau und Kinder inbegriffen). Der will sich nicht mit zwei Büchern herumschlagen, zumal er »dudenverwöhnt« ist.

Muß man nicht – und das gehört zur Untersuchung des Marktes – sein Angebot auf die Bedürfnisse des Marktes abstimmen?
Wenn man nicht mangels Publikumsinteresse Schiffbruch erleiden will, sollte man das allerdings tun. Das bedeutet noch lange nicht, daß man kompromittierende Zugeständnisse machen muß. Gerade darin könnte der Reiz der Aufgabe liegen, diesen Spagat hinzukriegen.

Und ein letztes:
Haben wir es eigentlich auf dem Gebiet der Rechtschreibung noch mit einem freien Markt zu tun? Sind nicht statt dessen gerade hier die Zeiten der staatlichen Zentralverwaltungswirtschaft    zurückgekehrt?

Das ist eine Frage, die sehr weit führt und mit der eigentlichen Diskussion, welches Wörterbuch das richtige wäre, nur noch wenig zu tun hat. Man müßte es ausprobieren. Grundsätzlich ist der Markt immer noch so, daß das Gute seine Chancen, sich durchzusetzen, hat. Hier unterschätzt man oft das »Publikum«. Das lechzt geradezu nach Qualität, jedenfalls ein so großer Teil des Publikums, daß es sich lohnt, für diesen Teil Bücher zu verlegen. Schwierig ist es, diese Leute davon zu informieren, daß es etwas Gutes für sie auf dem Buchmarkt gibt. Daß der Buchmarkt von kapitalstarken Buchproduzenten (der Begriff »Verlag« paßt auf solche content provider nicht mehr) mittels üppiger Marketingmittel vollgeknallt wird mit Schrott aller Art und daß es enorm schwierig ist, hier ein gutes von einem schlechten Angebot zu unterscheiden, ist nämlich leider wahr. Aber ob das nicht immer schon so war? Man kann hier sowohl entmutigende als auch ermutigende Beobachtungen machen. Jedenfalls ist es umso wichtiger, die Interessen eines möglichst großen Käuferkreises zu berücksichtigen.



Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen

Mit Klick die Kennkarte von Walter Lachenmann ansehen    An Walter Lachenmann schreiben   Visit Walter Lachenmann's homepage!   Suche weitere Einträge von Walter Lachenmann        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Stephan Fleischhauer
20.01.2001 23.00
Diesen Beitrag ansteuern
Genau das wollte ich wissen

Ist „staubgesaugt“ eine orthgr. Rückbildg.?
Das Kompositum „staubsaugen“ ist ja orthographisch ganz uninteressant (mein Beispiel war auch schlecht gewählt). Müßte die letzte Unterregel von § 9 folgerichtig nicht lauten: „Einige (!) orthographische Rückbildungen“?



Stephan Fleischhauer
Kiel

Mit Klick die Kennkarte von Stephan Fleischhauer ansehen    An Stephan Fleischhauer schreiben   Suche weitere Einträge von Stephan Fleischhauer        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Stephan Fleischhauer
20.01.2001 23.00
Diesen Beitrag ansteuern
Nachtrag

Muß das Beispiel „fernsehen“ von § 9 nicht in dessen letzte Unterregel? Ich glaube auch, einige Verweise im Wörterverzeichnis auf das Regelwerk wurden der Neuordnung innerhalb der §§ 9-10 nicht angepaßt. Da muß ich noch einmal nachsehen.
Bitte haben Sie doch Erbarmen mit mir, Herr Ickler, und erklären mir nur ganz kurz die wiederholbaren Konjunktionen!



Stephan Fleischhauer
Kiel

Mit Klick die Kennkarte von Stephan Fleischhauer ansehen    An Stephan Fleischhauer schreiben   Suche weitere Einträge von Stephan Fleischhauer        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Theodor Ickler
20.01.2001 23.00
Diesen Beitrag ansteuern
Staub

Lieber Herr Fleischhauer,
wenn ich manchmal nicht gleich auf all die vielen, z. T.    schwierigen Fragen eingehe, die hier gestellt werden, dann liegt das nicht an meinem harten Herzen, sondern an Überlastung (die ich eigentlich zur Zeit vermeiden soll). Erbarmen also auch mit mir!
Zu „staubgesaugt“: Partizipien und Infinitive müssen noch gesondert betrachtet werden. Denken Sie bitte an die vielen fachsprachlichen Verbkomposita wie „preßschweißen“, „spritzgießen“, bei denen man (zunächst) überhaupt keine Personalformen zu bilden pflegt. Das kann mit der Zeit kommen, dann sind es Rückbildungen.
Die ganze Geschichte mit den VZ ist äußerst schwierig und bisher nicht befriedigend erforscht. Man muß aus den bekannten Gründen die VZ-Konstruktion als syntaktische und nicht morphologische verstehen, andererseits ist gerade das Schwinden der Wortartcharakteristik für den VZ bezeichnend, ganz gleich, welche Wortart ursprünglich vorlag.

Die Beispiellisten im Regelwerk möchte ich eher noch verkürzen, vor allem alles Obligatorische auflösen. (Soweit irgend verantwortbar.)
Mit fehlerhaften Verweisen muß ich rechnen, das bleibt noch zu korrigieren, ich bin für Hinweise dankbar.

Lieber Herr Lachenmann, die meisten Wörterbücher sind Bestandsaufnahmen, von Grimm bis zum Großen Wörterbuch von Duden. Man kann ein deskriptives Wörterbuch der Gegenwartssprache aber auch normativ lesen, wobei man bloß die Voraussetzung hinzuzufügen hat, schreiben zu wollen oder zu sollen wie die anderen ...
Der Mensch ist froh, wenn er im Duden fand, wie man „richtig schreibt“, und dabei hat man den Zirkel hingenommen, daß richtig ist, was der Duden sagt. Genauso argumentieren die Reformer: Macht nichts, wenn die -ig/-lich/-isch-Regel willkürlich ist, Hauptsache, sie beseitigt die Unsicherheit. Ich habe zu oft erklärt, warum ich das verkehrt finde.

Über das Marketing, liebe Freunde, braucht Ihr Euch keine Gedanken zu machen! Ich wollte keinen Bestseller schreiben, sondern meine Auffassung von Orthographie durch die Praxis verdeutlichen. Das Wörterbuch ust, wie ich immer gesagt habe, ein zusätzliches Argument.



Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf

Mit Klick die Kennkarte von Theodor Ickler ansehen    An Theodor Ickler schreiben   Suche weitere Einträge von Theodor Ickler        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
anonymer Gast
19.01.2001 23.00
Diesen Beitrag ansteuern
Freund und Feind

Es gibt Freunde, die sind schlimmer als jeder Feind!

Euer

Edmund Stäuber (heute etym. zu „Staub“)



Edmund Stäuber
München

Mit Klick die Kennkarte von anonymer Gast ansehen    An anonymer Gast schreiben   Visit anonymer Gast's homepage!   Suche weitere Einträge von anonymer Gast        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Manfred Riebe
19.01.2001 23.00
Diesen Beitrag ansteuern
Orthogravieh ist nicht ganz leicht!

Selbst beim Abschreiben macht man Fehler; besonders am Bildschirm. Deshalb hier noch einmal die korrekte Fassung. Fundstelle: ALTERNATIVE, Zeitung (nicht nur ) für Senioren, Nr. 56, Oktober/November, Heft 5/2000, S. 10 (Hrsg.: Arbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtsverbände c/o AWO Kreisverband Kiel e.V.). Anmerkung: Finder war Karl-Heinz Requard, Reinsbüttel, der zu den wenigen gehört, die regelmäßig Impressen für die Liste reformfreier Zeitungen und Zeitschriften melden: http://members.aol.com/jfrieling9166379

Rechtschreibung

Delfine schwimmen schnell und leis
(man schreibt sie mit „ph“ – ich weiß;
doch schreibt man ja auch Tele"f"on,
und das bereits seit langem schon) -
sie schwimmen, wie gesagt, mit „f“ -
sie schwimmen – vorn ihr alter Scheff
(wir schreiben schließlich auch „Schofför“) -
sie schwimmen also durch das Meer.

Was heißt durchs „Meer“? – Sogar durch „Meere“!
Und manche altgediente Mähre,
wie überhaupt so manches Ferd
(mit „V“ wär es total verkehrt.)
glaubt, es sei schnell wie ein Delphien!
(das zweite „e“ ist schlecht für ihn.)

Orthogravieh – das sieht man hier -
Ist nicht ganz leicht für Mensch und Tier!

(aus: „Das große Heinz-Ehrhardt-Buch“)



Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg

Mit Klick die Kennkarte von Manfred Riebe ansehen    An Manfred Riebe schreiben   Visit Manfred Riebe's homepage!   Suche weitere Einträge von Manfred Riebe        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Dieser Faden ist 199 Seiten lang:    1  2  3 · 10 · 20 · 30 · 40 · 50 · 60 · 70 · 80 · 90 · 100 · 110 · 120 · 130 · 140 · 150 · 160 · 170 · 180 · 190 · 196  197  198  199  antworten       Gasteintrag
Jemandem das Gästebuch empfehlen! Druckvoransicht zeigen
Gehe zum Forum: