Wie sollte ich denn nun schreiben?
Ich bin neu in diesem Forum Gästebuch, überhaupt stieß ich auf diese web-site erst vor wenigen Tagen, war aber angenehm überrascht, wie viel sich auf diesem Sektor tut, und wie viele Menschen auf ihre Weise versuchen, ihre Sprachschrift zu verteidigen. [wie viel habe ich in diesem Zusammenhang mit Absicht getrennt geschrieben, damit die beabsichtigte Betonung beider Worte beim Lesen erhalten bleibt].
Damit komme ich zunächst zu dem weiter unten eingebrachten Kommentar, den ich auch in der Rubrik Nachrichten eingesetzt habe, damit er Beachtung findet. Alles weitere geht daraus hervor, besonders dem erwähnten Interview-Dialog.
Als ich heute (zum ersten Mal) die jüngsten Einträge in dieser Rubrik Forum überflog, fiel mir auf, daß sich viele doch noch zu sehr und mehr verstandesmäßig an bestimmten Schreibweisen ereifern. Dagegen ist zwar nichts einzuwenden, wir sollten aber dabei das Wesentliche nicht aus den Augen verlieren, damit wir uns nicht auf Diskussionsebenen wie die Reformer begeben. Zum Beispiel fiel mir zu sich sattessen und sich satt essen ein, daß es durchaus richtig sein könnte, konsequenterweise es zusammenzuschreiben, dies hätte aber den Nachteil, daß (nicht nur) die Lesbarkeit erschwert würde; und das ist m.E. ein wichtiger Punkt. So ein Verb wie essen drückt ja einen wesentlich komplexeren Vorgang aus als wie z.B. sehen. Wenn ich hier auf das Sättegefühl hinauswill, würde ich die Betonung eher auf beiden Worten belassen und es auseinanderschreiben, dagegen sich sattsehen eher zusammen. Ebenso handvoll als eine lose und ungefähre Mengenangabe durchaus so belassen, aber Hand voll ... schreiben, wenn ich beides betonen will, nämlich die Hand und deren Inhalt. Diese Beispiele kann man beliebig fortsetzen, z.B. staubsaugen ist der allgemeine Reinigungsvorgang mit dem Gerät (hier: Staubsauger), wobei Staub saugen sich eher auf Staub und saugen beziehen würde, meist sogar eher mit der Betonung auf dem zweiten Teilwort dieses Vorgangs, also saugen statt wegpusten usw. Sehen Sie, worauf ich hinauswill? Noch deutlicher wird es bei totschlagen: hier wird jemand ins Jenseits befördert, wogegen ich bei tot schlagen eher eine um sich schlagende Leiche vermuten könnte ...
Es ist also sehr wichtig, daß ich mir beim Schreiben darüber im Klaren bin: was will ich ausdrücken oder dem Leser rüberbringen? Was kann ich tun, um eine Sinn-Entstellung beim Lesen weitgehend zu vermeiden? Ein Vortragender müßte also, wenn ich alles richtig zu Papier gebracht habe, den Hörern den Inhalt einwandfrei und ohne Stocken vermitteln können. Bei einer Rechtschreibreform ergibt sich also daraus eine große Verantwortung für die Reformer!
Aus diesem Grunde hätte ich mir bei der Trennung von Wörtern (wenn überhaupt erforderlich) auch eher eine Trennung nach Sinn-Silben gewünscht und nicht nach Sprechsilben (die ja erst einmal das richtige Sprechen voraussetzen). Aber besonders hier kann ich als Schreiber doch festlegen, ob und wo ich trenne, indem ich diesen Vorgang nicht dem Schreibprogramm überlasse! Es wird ohnehin viel zuviel getrennt, weshalb muß denn überall Blocksatz sein? Der sogenannt Flattersatz (lose Zeilen-Enden) liest sich meist viel angenehmer, auch in Zeitungen, weil vor allem die Zwischenräume im Text weitgehend gleich bleiben.
Daher die Bitte an alle: Schreiben wir so, daß es auch korrekt und möglichst verzögerungsfrei zurückgelesen werden kann und der Ursprungssinn erhalten bleibt!
also: Schrift zur Sprache oder umgekehrt? Wir haben die Wahl ...
Wie erlange ich ein besseres Sprachschrift-Verständnis?
Heute las ich (getrennt) Einkommens-teuer und schwer zumachen und (wieder einmal) daß in verwechselter das/daß-Schreibweise. Ist ja logisch, daß letztere weiterhin verwechselt werden, denn in den Köpfen hat sich ja nichts geändert, vieles ist jetzt eher noch verwirrender. Wir sollten uns aber dennoch nicht zu sehr an Einzelbeispielen und Kuriositäten einer falschen Schreibweise festbeißen, indem wir die täglich gelesenen Unzulänglichkeiten immer wieder anprangern; sie werden uns ohnehin weiterhin verfolgen. Besser ist es, unerschütterlich mit gutem Beispiel voranzugehen, wenn man dieses gewisse Sprach- und Schriftverständnis nun einmal hat.
Der unter dieser Rubrik vor einigen Tagen veröffentlichte Interview-Dialog mit dem Titel Schriftsprache oder Sprachschrift (17.Januar 2001, siehe dort) ist m.E. hier hervorragend geeignet, ein besseres Verständnis unserer historisch gewachsenen bisherigen Schreibweisen zu wecken sowie die Hintergründe zu beleuchten und klarer zu machen.
Jeder einzelne mag also nun überlegen: Wie erreiche ich denn und stelle sicher, daß das, was ich als ehemals Gesprochenes oder Gedachtes in das Medium Schrift übertragen will, beim späteren Zurücklesen auch korrekt reproduziert wird, ohne den originär beinhalteten und beabsichtigten Sinn und Ausdruck sowie Betonung des gesprochenen Wortes zu verändern? Hier ist also die Eigenverantwortung im richtigen Umgang mit unserer Sprache und der ihr zugeordneten Schrift und deren Regeln gefragt.
Beispiel: Will ich ein Musikstück konservieren, z.B. auf Schallplatte, werden mittels Technik die Töne und die Sprache also die vorhandenen Schwingungen jetzt als Rillen eingepreßt; hierdurch ist sichergestellt, daß bei Reproduktion das Original entsprechend wieder so erklingt, wie es vom Urheber gedacht war (und wie wir es auch erwarten). Niemand käme nun auf die Idee, die Form der Schallplattenrillen an einigen Stellen zu verändern, nur weil ihn in Relation zu seinem Musikverständnis einige Kurvenbereiche stören, er sie quasi als unlogisch empfindet und sie daher gerne anders hätte. Ebensowenig würde man die Notenschrift oder die Partitur eines Musikstückes verändern, nur weil man glaubt, ein anderes und vielleicht besserwisserisches Tonverhältnis zu haben als der Autor.
Genau dies ist aber hier in relevanten Bereichen der Rechtschreibung durch die Reform erfolgt.
Ich kann deshalb an dieser Stelle nur jeden, der dies jetzt liest und den Tenor des zitierten Interviews (siehe 17.1.) richtig erfaßt und verstanden hat, ermutigen und animieren, die ihm altbekannten und vertrauten alten (aber hoch-aktuellen) Regeln weiterhin anzuwenden, wenn die neuen nicht den gewünschten Inhalt der Ursprungsaussage/-sprache/-formulierung zulassen oder gar ihn verhindern oder verändern würden.
Ja, es erfordert manchmal ein wenig Mut, aber man muß es auch tun!!! Dies setzt dann ein Beispiel, und andere werden folgen. Es geht um unsere Sprache und unsere Schrift, wir sollten uns ihrer Werte durchaus bewußter sein und sie nicht verwässern lassen!
Wir selbst als die Sprach-Sprecher sind die Herren unserer Schrift und nicht umgekehrt und nicht irgendwelche Bürokraten, welche die Grundregeln in einigen Bereichen scheinbar noch nie begriffen hatten, vielleicht infolge der neuen Regeln sogar ihre früheren Noten in Orthographie nun im nachherein aufbessern könn(t)en oder wollen ...
Übrigens ...: Wer korrekt spricht, schreibt auch korrekt! [Zitat aus dem o.a. Interview] Facit: Wer eine nachlässige Schreibweise zuläßt oder anwendet, ist vermutlich auch nachlässig in seiner Sprechweise ... ... Eigenverantwortung und Disziplin sind halt so eine Sache ...
Dietrich Beck Stubbenrode 12, D-22946 Großensee
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