Kakao gibt´s hier auch
Lieber Herr Lachenmann,
wenn Sie schon meine Worte (Gedankenübertragung?) auf die Goldwaage legen, dann lesen Sie bitte auch genau ab. Daher hier noch einmal zur Erläuterung: Wer hat gesagt, daß der alte Duden, also die 20. und frühere Auflagen, schlecht gewesen sei? Ich? Nein. Ickler? Ich denke, nein. Ickler hat immer nur davon gesprochen, die Ungereimtheiten, die die früheren Auflagen des Dudens nun einmal mit sich gebracht haben, auszukämmen nicht mehr, nicht weniger. Denn in der Duden-Redaktion wurden im einen oder anderen Fall eigenmächtige Festlegungen getroffen, die durch den tatsächlichen Schreibgebrauch nicht zu rechtfertigen waren (Getrenntschreibung wohl fühlen etc.). Das ist im Gästebuch hinlänglich diskutiert worden, braucht hier nicht wieder aufgewärmt zu werden. Ich glaube, Sie legen zu großes Gewicht in meine Aussagen zum Gebrauch des Dudens vor der Rechtschreibtreform. In der Anfangszeit, den ersten Jahren der Leitung des Verlages, hatte ich überhaupt keinen Duden! Wenn ich einmal bei der Schreibweise eines (Haupt)Wortes unsicher war, habe ich in der Brockhaus-Enzyklopädie nachgesehen! Das kam alle Jubeljahre einmal vor. Die 20. Auflage des Dudens habe ich mir ausschließlich wegen der Rechtschreibreform gekauft möglicherweise ist das die letzte Ausgabe aus dem Hause Duden, die man als normaler Mensch noch benutzen kann. Das ist doch ein hinreichendes Motiv, zumal dann, wenn man selber ein Wörterbuch verlegt. Das Werk ist auch durchaus brauchbar, wenn man ein ganz normales Wort nachschlagen möchte, wie etwa Rhythmus oder Homöopathie. Wer keine gestiegene Ansprüche hat, braucht sich bestimmt nicht unbedingt ein neues Wörterbuch von Ickler zu kaufen auch ich hätte mir, ohne das ganze Theater, wohl nie im Leben mehr ein anderes Wörterbuch gekauft, jedenfalls nicht zur Rechtschreibkorrektur (andere Wörterbücher, wie z. B. das einzigartige Grimmsche Wörterbuch, benutze ich für ganz andere Dinge, dabei geht es nicht um Rechtschreibung). Die Tatsache aber, daß etwas durchaus schon brauchbar ist, heißt aber lange nicht, daß man es nicht noch besser machen kann. Das ist der hier diskutierte Ansatz von Ickler, und er ist mehr als berechtigt, zumal es heute den Duden nur noch als völlig ungenießbaren Reform-Duden gibt bei dem einen auf Schritt und Tritt eingetrichtert wird, daß man ein alter, unbelehrbarer Knacker ist, wenn man das verwendet, was man in der Schule und von den Eltern gelernt hat. Über die Art und Weise, wie das Haus Duden mit den sog. Reformern kollaboriert hat, möchte ich mich in diesem Zusammenhang gar nicht erst auslassen, weil mir sonst wohl wieder schlecht wird. Aber noch zu dem von mir angeführten und von Ihnen aufgegriffenen Spielraum: Wenn ich Bedenken habe wegen einer ungewöhnlichen Schreibweise oder verunsichert bin, vor allem bei der GZS und Groß- und Kleinschreibung, schaue ich jetzt nicht mehr im Duden, sondern bei Ickler nach. Und damit bin ich bisher bestens gefahren. Wenn ich also durch eine Schreibweise aufmerksam werde u n d diese auch bei Ickler nicht angegeben ist, dann sehe ich sie als falsch, genauer eigentlich: sehr ungebräuchlich an, und ändere die Stelle so, das sie paßt, richtig wird. Es ist selbstverständlich, daß es hierbei auch auf den Sinnzusammenhang ankommt. Und es versteht sich auch von selbst, daß ich nicht in den Text anderer Leute hineinpfusche ich spreche hier von eindeutiger Fehlerkorrektur, Stellen, über die ein normaler Leser sonst fast immer stolpern würde. Wenn es einmal wirklich nicht ganz klar ist, wie die Passage gemeint ist, wird die Sache mit dem Autor besprochen.
Apropros süße Regeltäfelchen: jetzt zum etwas fröhlicheren Teil (auch ich kann einen Kakao zubereiten, sogar mit Sahne): In Wahrheit stehen Sie dem Konzept von Ickler doch gar nicht so ablehnend gegenüber, wie man aus Ihren Äußerungen als Außenstehender schließen mag. Umso unverständlicher sind mir Ihre zaghaften Versuche (und übrigens auch des Bibliographsichen Instituts in Mannheim), die Auflage des Rechtschreibwörterbuches von Ickler Stück für Stück aufzukaufen. Damit Sie uns hier wirklich in ernsthafte Schwierigkeiten bringen, müssen Sie schon stärker hinlangen, so wird das nichts.
Als nächstes, lieber Herr Lachenmann, erhalten Sie von mir eine Aufstellung der Zutaten des Rechtschreibwörterbuches für Manufactum, damit Sie wieder genug Stoff haben, um Ihren Kakao anzusetzen, durch den ich dann in den nächsten Tagen wieder gezogen werden soll. So muß es sein, man gönnt sich ja sonst nichts . . .
Matthias Dräger Auf dem Hähnchen 34, 56329 St. Goar
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