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Stephan Fleischhauer
24.01.2001 23.00
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Hungrig

Hat der Satz „Ich esse Abendbrot“ eigentlich ein Akkusativ-Objekt?Oder ist es so gebildet wie „Ich gehe Gassi“?



Stephan Fleischhauer
Kiel

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Wolfgang Wrase
24.01.2001 23.00
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Durstig

Ist eigentlich deutsch Satz „Ich esse Abendbrot“?



Wolfgang Wrase
München

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Walter Lachenmann
24.01.2001 23.00
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Gassi Gassi

Schön zu wissen, daß Herr Fleischhauer Gassi geht!
Oder hat sein Waldi das zu ihm gesagt?
Nach dem Hundefutter ist jetzt der Hunde-Ickler fällig, wie wär’s?
Haben Tiere eine Seele, haben Hunde einen Akkusativ – oder einen Hundekackusativ?



Waldi Lachenmann
Hundham bei Miesbach

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Wolfgang Wrase
24.01.2001 23.00
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Wenn Herr Jansen sicher_gehen will ...

... ob er dies zusammen- oder getrennt schreiben soll, dann überlegt er sich vielleicht tatsächlich, wie die Regel heißt, und schreibt erst dann den Begriff hin. Das tun 99,9 Prozent der Menschen nicht, sie schreiben, ohne die Regel durchzuexerzieren. Der Bericht von Professor Ickler anhand des Beispiels sicher_stellen zeigt, wie absurd Herrn Jansens Annahme ist, die Regel (ob vom alten Duden oder von den Reformern) würde die realen Schreibweisen prägen. Ich bestätige: Das ist nur ein Beispiel von Tausenden. Die Antwort von Herrn Jansen unterstreicht nur, was ich zu „Theorie und Praxis“ angemerkt habe.



Wolfgang Wrase
München

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Wolfgang Wrase
24.01.2001 23.00
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sicher_stellen

in der Textmitte steht natürlich für sicher_gehen.



Wolfgang Wrase

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Walter Lachenmann
24.01.2001 23.00
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Schubladen

Herr Janssen, zu dem ich sehr lieb gewesen bin, hat mir leider auf meine Frage hinsichtlich des Baßsaxophons nicht geantwortet. Ich hätte da auch noch das Basssolo beziehungsweise das Baßsolo. Na, was ist besser? Vermutlich gibt er mir recht und schweigt deshalb.

Herr Dräger versteht manches miß. Nicht ums Aufkaufen des Icklerschen Wörterbuchs ging es mir bei meinen wiederholten Bestellungen. Ich will es nicht vom Markt wischen. Haben Sie, verehrter Herr Kollege, schon einmal was von Stützungskäufen gehört? Recht hat er, daß ich dem Buch, seinem Autor und seinem Verleger hohen Respekt zolle.

Überhaupt entdecke ich in Herrn Dräger einen Kollegen mit Sachwissen und verlegerischer Lebenserfahrung, auch einen mit Liebe zum Metier. Das gibt Hoffnung, auch in schwieriger Argumentationslage.

Es geht mir um die von Herrn Ickler postulierte Liberalität in der Rechtschreibung, auch um seinen deskriptiven Ansatz bei seinem Wörterbuch. Den habe ich inzwischen, glaube ich, verstanden, eigentlich von Anfang an. Daß er mich nicht überzeugt und weshalb, habe ich mehrfach versucht deutlich zu machen, offenbar auch meinerseits ohne Überzeugungskraft.

Jetzt also ein Versuch, über die Realität aus der Erfahrung eines Verlegers und eines Vaters rechtschreibschwacher Töchter zu sprechen. Meine Beobachtung ist die:

1. Es gibt Leute, zu denen zähle ich mich selbst, und auch Herr Dräger gehört seiner Aussage nach zu denen, die sind ziemlich sicher in der Rechtschreibung. Auch ich weiß nicht mehr, wann ich zuletzt in den Duden hineingeschaut habe, bevor die Rechtschreibdiskussion losgegangen ist. Ganz selten. Er steht natürlich griffbereit, aber gebraucht habe ich ihn, obwohl ich nicht wenig schreibe und nicht wenig Texte korrigiere, selten. Bestenfalls um nachzusehen, ob ich mich nicht irre, meistens lag ich richtig. Das ist Ergebnis von Routine. Ich kenne keine einzige Rechtschreibregel. – Was soll Liberalität für diese Leute? Sie schreiben ohnehin liberal, brauchen weder Duden noch Ickler, allenfalls jetzt zum Vergleichen und zum Betrachten der schönen Bescherung. (Steht das wirklich so im neuen Duden? Wie war das vorher, wie steht das bei Ickler?)
2. Ich kenne viele andere Leute, die lesen unheimlich viel und schreiben gerne, die Rechtschreibung ist für sie aber völlig uninteressant. Ich verstehe das auch nicht. Meine Töchter gehören zu meiner großen Verblüffung dazu. Die lesen ununterbrochen die besten Bücher. Sie schreiben mit Begeisterung. Sie schreiben, wie es ihnen aus der Hand kommt, achten weder auf Rechtschreibung der Wörter noch auf Zeichensetzung. Auch durchaus intelligente und belesene und kultivierte Bekannte halten es genauso. Bei meinen Töchtern ist es dann immer so, auch heute noch: wenn es darum geht, daß das Geschriebene nach außen gehen soll, eine von ihnen hat sogar ein Buch geschrieben, und kein schlechtes, dann bringen sie es mir: also das mit der Rechtschreibung, das machst dann du, darauf haben wir nicht geachtet. Ich bin nicht nur Verleger, sondern auch freiberuflicher Buchproduzent für eine ganze Reihe namhafter Verlage. Da erlebe ich immer wieder dasselbe. Der Autor liefert einen Text ab, pocht auf seine inhaltliche Leistung, und ist der Ansicht, die Rechtschreibung falle nicht in seine Verantwortung. Das sei Sache des Verlages. Ist ein solcher Autor, dessen Metier immerhin das Schreiben ist, und der mit Schreiben Geld verdienen will, also kein Außenseiter ist, in Icklerschem Sinn ein autonomer, liberaler Rechtschreiber? Nein, die Rechtschreibung ist ihm wurscht. Will man ihm auf die Sprünge helfen und ihn dazu bringen, selbst für ordentliche Rechtschreibung zu sorgen, damit die Kosten nicht im Verlag entstehen, wird er ein Wörterbuch brauchen, das nicht allein deskriptiv ist, sondern ihm deutliche Auskunft über die jeweils zu wählende Schreibweise gibt.

Mit anderen Worten: der Appell an die Liberalität bei der Rechtschreibung läuft meines Erachtens ins Leere, ist wissenschaftlich-ideologische Theorie. Entweder einer schreibt gut, dann schreibt er von alleine liberal und setzt sich über »Vorschriften« hinweg, seine Texte sind dann auch mit Regelverstößen gut. Oder einer hat Schwierigkeiten mit der Rechtschreibung, dann braucht er ein Nachschlagewerk wie es einst der Duden war, mit Erläuterungen, Beispielen, Empfehlungen. Natürlich sollen die dann möglichst unanfechtbar sein, das ist doch klar. Und wenn das beim Duden bisher nicht der Fall war, dann muß das eben besser gemacht werden. Und wenn im Duden Ungereimtheiten waren, ist mir persönlich das gar nicht unsympathisch. Auch das spiegelt die Sprachwirklichkeit vermutlich wider. Nur den Charakter von Vorschriften sollten diese Regeln natürlich nicht haben, das ist unstrittig.

Nun nochmal zu den süßen Regeltäfelchen. Wenn die richtig rezeptiert sind, etwa von Kambly aus der Schweiz, eignen sie sich doch sicherlich hervorragend dazu, sich die Icklerschen Regeln regelrecht einzuverleiben, zwei kräftige Happen, und man hat die Regeln gefressen. Regeln lernen oder sie sich merken – das ist nicht der Weg, wie man zum richtigen Schreiben kommt. Es geht nur über die Praxis, die Routine, das Lesen und Schreiben, das liebevolle Tun. Alles andere ist Ideologie. Finde ich.

Und dann habe ich noch einen Verdacht. Auch als Vater zweier gelegentlich bockiger Töchter. Sie sollen ihre Schubladen aufräumen. Nein, tun sie nicht. Bitte, tut es doch (Argumente, Bitten, pädagogische Verrenkungen) – nein. Drohungen. Nein. Papa ist jetzt aber wirklich sehr, sehr traurig. Scheiß drauf. Dann komm ich nicht zum Gutnachtsagen. Bitte, bitte, komm Papa. Nein, wenn ihr eure Schubladen nicht aufgeräumt habt, komme ich nicht, ich bin jetzt wirklich sehr, sehr traurig, ja sogar betroffen. Ach Papa, komm doch. Na gut, ich gutmütiges Arschloch komme, blicke aber sehr, sehr traurig und sehr betroffen in die unschuldigen Kindergesichter. Wißt ihr, eure Schubladen, an die mag ich jetzt gar nicht denken, da will ich gar nicht hinschauen. Papa, Papa, bitte schau doch in die Schubladen. Nein, das macht mich nur traurig und so betroffen. Bittebittebittebitte, schau rein... – Na, jetzt hab ich’s kapiert. Die Schubladen sind tiptop aufgeräumt und es ist sogar noch von jeder der beiden ein extra für den Papa gemaltes Bildchen drin. Ach nein, was seid ihr doch lieb!

Mal sehen, was Ickler noch alles in der Schublade hat...




Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen

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Manfred Riebe
24.01.2001 23.00
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sichergehen / sicher gehen - eine weitere Verunsicherung?

Theodor Ickler schreibt, im alten Duden habe man für „sichergehen“ nur die Zusammenschreibung gefunden Dagegen stünde in einem Jahrgang der SZ 6mal „sicherzugehen“ und 7mal „sicher zu gehen“.
Ich fand jedoch im Duden sowohl die Getrennt- als auch die Zusammenschreibung in folgenden Bedeutungen. Beispiele: Nur mit einer Gehhilfe kann er sicher gehen (gefahrlos). Er will sichergehen (Gewißheit haben), keinen Fehltritt zu tun.

Wenn man jedoch heute tatsächlich in Zeitungen für „sichergehen“ in der Bedeutung „Gewißheit haben“ sowohl die Getrennt- als auch die Zusammenschreibung finden sollte, dann wäre m.E. die Getrenntschreibung einfach eine schlampige Schreibweise und/oder eine Folge der antiautoritären Erziehung der 68er Rechtschreib-Revolution. Es wäre fatal, gerade dort, wo die herkömmliche Schreibweise mit dem Neuschrieb übereinstimmt, durch Beachtung einer solchen unzuverlässigen Nachrichtenagentur- und Zeitungsschreibe eine neue Verunsicherung herbeizuführen.

Ein Zitat: „Die Rechtschreibreform war der Traum manches Achtundsechzigers. Galt es doch, die Sprache als ‚Machtinstrument der herrschenden über die unterdrückte Klasse‘ zu entschärfen: Befreiung der Sprache von allen ‚Zwängen‘, um so die ‚Klassengegensätze‘ abzubauen. Mancher Revolutionär wünschte sich gar die ausschließliche Kleinschreibung und die Abschaffung jeglicher Interpunktion. Heute sitzen die Achtundsechziger – nach erfolgreichem Marsch durch die Institutionen – mit Schlips und Kragen in den Ministerien und Kanzleien.“ (Leserbrief von Michael Fraas, Passau: Sprache und Macht. In: Bayernkurier vom 20.09.97, S. 6).

Gemäß den hessischen Rahmenrichtlinien Sekundarstufe I Deutsch wurde das Hochdeutsche als Sprache der herrschenden bürgerlichen Klasse verstanden. Ein Ziel der hessischen Kulturrevolutionäre war es, durch eine Rechtschreibreform die Einheitsorthographie zu zerstören, um die Gleichberechtigung der „Unterschichtsprache“ zu erzwingen und den mit dem Hochdeutschen aufgewachsenen Kindern die Sicherheit im Sprachgebrauch zu nehmen. Der Duden galt als das Herrschaftsinstrument der herrschenden Klasse. Im Rahmen der antiautoritären Erziehung sollten die Zwänge der Rechtschreibung abgebaut werden (Vgl. hierzu auch die Beiträge von Günter Loew in: Riebe, Manfred; Schäbler, Norbert; Loew, Tobias (Hrsg.): Der „stille“ Protest. Widerstand gegen die Rechtschreibreform im Schatten der Öffentlichkeit, St. Goar: Leibniz-Verlag, 1997. Dokumentation von 21 Initiativen gegen die Rechtschreibreform, S. 152 ff., 159 ff., 173 ff.)

Heute findet man diese Schreibwirklichkeit einer ideologisch geprägten schlampigen Schreibweise auch in den Zeitungen. Es wäre fatal, die Schlamper- und Beliebigkeitsschreibung mancher 68er, deren Ziel es war, die einheitliche Rechtschreibung des Duden zu zerstören, zur Regel zu machen. Man kann die Rechtschreib-Revolution durchaus als die Ersatz-Revolution der 68er betrachten.



Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg

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Theodor Ickler
24.01.2001 23.00
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sicher

Lieber Herr Riebe,
bei aller Anerkennung Ihrer Hartnäckigkeit, die ja auch eine Tugend sein kann, möchte ich Sie doch bitten, mich nicht für einen solchen Schwachkopf zu halten, daß ich („mit Gehhilfe“) „sicher gehen“ (wie „unsicher gehen“, „schwankend gehen“ usw.) im Duden übersehen hätte. Meine Formulierung bezog sich ausdrücklich auf die „übertragene Bedeutung“, das ist doch selbstverständlich und geht auch aus meinem Beitrag klar hervor.
Völlig falsch liegen Sie mit Ihrer Vermutung, die in Zeitungen schwankende Schreibweise beruhe auf Schlampigkeit und diese sei wiederum eine Folge der antiautoriären Erziehung. Je weiter Sie zurückgehen, desto häufiger werden Sie Getrenntschreibung finden. Ich habe nicht alle Duden zur Hand, aber 1912 gab es zwar „sicherstellen“, nicht aber „sichergehen“, das folglich noch getrennt geschrieben wurde. Dasselbe gilt in Hunderten von Fällen, die Zusammenschreibung „wenn ein neuer Begriff entsteht“ ist viel jünger, als Sie glauben, und sie ist ein Übergangsphänomen, noch längst nicht allgemein üblich, trotz Duden (der aber auch höchst inkonsequent war).
Außerdem beachten Sie, weil Grammatik Sie offenbar nicht sehr interessiert, meine weiteren Argumente nicht, die die Getrenntschreibung rechtfertigen („ganz sicher gehen“, „noch sicherer gehen“). Ich frage mich wirklich manchmal, woher Sie Ihre Gewißheite beziehen, daß nur die von Ihnen gerade für richtig gehaltene Schreibweise richtig und alles andere ideologisch verderbt und falsch sei. Das ist mir ebenso lästig wie Ihre wenig kooperationsbereite Art, fremde Texte absichtsvoll mißzuverstehen und dann dagegen zu polemisieren. Ich warte auf den Tag, an dem Sie mich als ideologisch verbildetes Produkt der 68er-Bewegung entlarven, weil ich ja Ihrer Meinung nach die „Beliebigkeitsschreibung“ propagiere. Und das ist erst einmal mein letztes Wort in dieser Sache, ich werde nicht immer wieder auf dieselben verdrehten Einwürfe eingehen.



Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf

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Theodor Ickler
24.01.2001 23.00
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Wer braucht Wörterbücher?

Herr Lachenmann braucht weder den Duden noch mein Wörterbuch, genau wie ich. Aber warum interessiert er sich so sehr dafür?
Mein Wörterbuch ist in erster Linie nicht für Leute gedacht, die es „brauchen“, sondern es soll, wie ich gleich zu Beginn und dann immer wieder gesagt habe, den Gedanken eines reinen Orthographikons auf deskriptiver Grundlage durch die Praxis veranschaulichen und damit als Argument in dem bekannten Reformstreit dienen. Inzwischen ist der Wunsch aufgetaucht, das Buch möge in gewohnter Weise auch noch andere Auskünfte enthalten, und dem wollen wir in Kürze entsprechen. Das verwässert zwar die Idee, schadet aber nicht. Der deskriptive Ansatz wird nämlich nicht aufgegeben, und das ist der Hauptpunkt. Er ist so leicht zu verstehen und findet so viel Zustimmung, daß ich mehr denn je davon überzeugt bin. Genau wie von der Notwendigkeit, die Orthographie zu entstaatlichen. (Dazu äußern sich die Reformanhänger auf diesen Seiten leider nie.)
Es sind hier schon seit langem keine neuen Argumente gegen die Orientierung am Schreibbrauch mehr aufgetaucht. Ich habe daher vorgeschlagen, daß die Gegenpartei es mir gleichtun und ebenfalls ein Wörterbuch nach ihren Vorstellungen abfassen möge. Sobald es vorliegt, können wir weiterdiskutieren. Für mich jedenfalls ist das Thema wegen erwiesener Unergiebigkeit erst einmal beendet.
Vorläufig danke ich den Mitstreitern, die mir brieflich sehr nützliche Beobachtungen zum Rechtschreibwörterbuch mitgeteilt haben und noch mitteilen werden, sehr herzlich!



Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf

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Christian Dörner
23.01.2001 23.00
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Liberalität bei der Getrennt- und Zusammenschreibung

Da die Diskussion über die GZS anscheinend wieder ein bißchen in Gang gekommen ist, möchte ich gerne noch ein paar Punkte dazu anmerken.
Meines Erachtens wird von den Befürwortern einer exakten Regelung häufig vergessen, daß wir auf dem Gebiet der Getrennt- und Zusammenschreibung *vor* der Reform bereits eine weitgehende Freigabe hatten – auch in der Schule. Die meisten »Fehler« wurden schon deshalb nicht angestrichen, da sich auch die Lehrer i. d. R. die Einzelfestlegungen des Duden nicht merken konnten. Ich möchte dies an Hand des von mir bereits erwähnten Allerweltswortes »zusammensein« erklären. Die (vorgeschriebene) Schreibung dieses Wortes wurde, soweit ich weiß, im Jahre 1980 einfach geändert. Bisher getrennt, nun zusammen, nach der Rechtschreibreform wieder getrennt. Man könnte sagen, daß dieses Wort gerade seine Volljährigkeit feierte, als es 1998 durch die Reform wieder aufgelöst wurde. Nun, änderte sich 1980 plötzlich das Korrekturverhalten der Lehrer in bezug auf »zusammensein« / »zusammen sein«? Ganz bestimmt nicht. Sowohl vor als auch nach 1980 wurden beide Schreibweisen toleriert. Das war auch selbstverständlich. Nun waren – so schreibt auch Prof. Ickler – manche Zusammenschreibungen »mehr oder weniger üblich«. Das Wort »kennenlernen« habe ich bereits erwähnt. Die Getrenntschreibung ist wohl kaum belegbar, mit Sicherheit noch viel seltener als bei »fertigstellen«. Bei den exakt gleich gebauten Wörtern »liebenlernen« und »schätzenlernen« sieht die Sache plötzlich wieder ganz anders aus. Hier ist die Getrenntschreibung reichlich belegbar. (Die Nichtbelegbarkeit der Getrenntschreibung bei »kennenlernen« liegt m. E. daran, daß dieses Wort im Gegensatz zu den eben erwähnten so häufig war, daß man es ständig zu sehen bekam, so daß man sich die Zusammenschreibung relativ schnell einprägte.) Bei »kennen lernen« hätte wohl jeder Lehrer einen Fehler angestrichen; dessen bin ich mir sicher.
Nun kreideten die Lehrer meist nur das an, was sie selbst sicher wußten. Fast niemand schlug ein Wort zu Hause nach. Vorhin betrachtete ich einen 6seitigen Aufsatz, den ich Jahre vor der Rechtschreibreform in der 10. Klasse geschrieben hatte. Angeblich enthält er nur zwei Fehler: einmal »das« statt »daß« (diese Art von Fehler ist jetzt noch häufiger, und zwar vor allem der Fehler »dass« statt richtig: »das«) und einmal ein nicht gerechtfertigtes Komma bei »sowohl – als auch«. Damals habe ich den Aufsatz nicht mehr näher betrachtet, aber heute finde ich plötzlich zahlreiche Fehler. Viermal Schreibungen nach dem Muster »den selben«, »der selbe« usw., einmal »desweiteren«, einmal »je ..., umso ... und umso« (also drei Fehler: zweimal »umso« und einmal ein vergessenes Komma zwischen Hauptsätzen, bei denen ein gemeinsamer Nebensatz inhaltlich weitergilt), einmal »wiesehr« als Konjuktion (statt richtig: »wie sehr«), einmal »weitergehende« und einmal »beiseitelassen«. Nichts wurde angestrichen – trotz des damals sonst so strengen und sachkundigen Lehrers. Was kann man daraus folgern?
Die Freigabe bei der GZS war vor der Rechtschreibreform längst vorhanden, die Dudenfestlegungen führten selbst bei den Lehrern zu einer ziemlichen Gleichgültigkeit. Jetzt ist die Situation völlig anders. Noch nie wurde der Rechtschreibunterrich so intensiviert, noch nie wurde so oft nachgeschlagen, noch nie wurden so viele »echte« Fehler gemacht, noch nie waren die Lehrer bei der GZS und der Rechtschreibung strenger. War das der Zweck der Rechtschreibreform?

Fazit: Die so oft kritisierte Freigabe der GZS, wie man sie im Wörterbuch von Herrn Prof. Ickler findet, war bis auf wenige Ausnahmen Tatsache. Jetzt herrscht – trotz der mangelhaften Neuregelung – Genauigkeit wie noch nie. Es wird peinlichst darauf geachtet, die bereits als fehlerhaft erkannte Rechtschreibung konsequent durchzusetzen. Von Vereinfachung und vielgerühmter Liberalität der Reform ist nichts zu spüren.



Christian Dörner
91058 Erlangen

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Manfred Riebe
23.01.2001 23.00
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Widerstand? Machtmißbrauch? Auch diese Medaille hat zwei Seiten

Professor Ickler zitiert Norbert Bolz aus „Deutsch global“, hrsg. von Hilmar Hoffmann,
Köln: Verlag DuMont, 2000, S. 28. Wer ist Norbert Bolz?
Die Texte des Präsidenten des Goethe-Instituts („das ebenfalls kuscht“) Hilmar Hoffmann, Harald Weinrich, Helmut Glück usw. seien in Neuschreibung umgesetzt worden.

Theodor Ickler wörtlich: „Der Verlag DuMont verfährt da ganz rücksichtslos.“ Mißbraucht der Verlag DuMont tatsächlich seine Macht?

Dieser Verlag gehört zur Verlagsgruppe DuMont-Schauberg, Köln. Diese Verlagsgruppe ist auf dem Tageszeitungsmarkt nach Springer, der WAZ-Gruppe und der Verlagsgruppe der Stuttgarter Zeitung/Die Rheinpfalz/Südwestpresse Ulm der viertgrößte Pressekonzern. Erst dann folgen Gruner + Jahr, Süddeutsche Zeitung/Friedmann Erben, München, die FAZ, Ippen, Holtzbrink und Madsack/Gerstenbert, Hannover.
Diese Verlage sind aber meistens Multimedia-Unternehmen und daher u.a. auch Buchverlage, und sie sind finanziell verflochten. So besitzt z.B. Bertelsmann 74,9 Prozent von Gruner + Jahr, Gruner + Jahr wiederum 25 Prozent am SPIEGEL, die Kirch-Gruppe besitzt 40 Prozent des Springer-Konzerns usw. (aus: Hermann Meyn: Massenmedien in Deutschland). Man spricht also nicht von ungefähr von der vierten Gewalt im Staate. Helmut Kohl erhielt von den Medienbossen Leo Kirch und Erich Schumann, Geschäftsführender Gesellschafter der Verlagsgruppe WAZ, Essen, die meisten Gelder. Die Medienkonzerne sind zugleich zum Big Brother und Big Sponsor geworden: Wer das Geld hat, hat die Lobby; wer die Lobby hat, hat die Macht.

Die Redakteure und Autoren befinden sich in einer wirtschaftlichen Interessengemeinschaft mit den Verlagen und damit in einer Abhängigkeit. Daraus ergibt sich tendenziell eine Schweigespirale, auch wenn Axel Springer einmal sagte, es sei aberwitzig zu glauben, er könne und wolle über 800 geistig unabhängige Menschen die Peitsche schwingen. Keiner der Redakteure brauche zu kuschen (Meyn, S. 159). Klaus Bresser bestätigt dies: Es gibt einen Freiraum für unabhängige Journalisten: Dieser werde aber durch den „Hang zum Konformen, zum Sichabsichern und Nichtauffallen“ nicht genutzt. (Meyn, S. 187)

Kurz: Die Frage, ob der Verlag DuMont rücksichtslos verfuhr, kann man nur dann beantworten, wenn man weiß, ob der Herausgeber und die Autoren nachdrücklich Widerstand gegen den Neuschrieb geleistet hatten. Vielleicht überhaupt nicht oder nicht nachdrücklich genug; denn viele andere Schriftsteller verbieten doch auch auf Grund des Grundrechtes der Freiheit der Kunst (Art. 5 GG) erfolgreich die Umwandlung in den Neuschrieb. Eine Liste dieser Autoren ist veröffentlicht in der Netzseite reformfreier Zeitungen und Zeitschriften http://members.aol.com/jfrieling9166379.

Im Vergleich zum Dritten Reich hat sich die Mentalität der meisten Deutschen generell nicht geändert. Es gibt nur wenige streitbare Demokraten. Die meisten nehmen an der Schweigespirale teil, lassen sich einen Maulkorb umbinden und fördern damit das Duckmäusertum, Mitläufertum, den vorauseilenden Gehorsam und das willige Vollstreckerunwesen, was man am Dritten Reich im Nachhinein so sehr verurteilt. Wenn schon das Gros der sogenannten geistigen Elite kein Rückgrat zeigt, was will man dann vom kleinen Mann erwarten?



Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg

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Theodor Ickler
23.01.2001 23.00
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Nachschlagen!

Herr Dörner beschreibt die Zustände völlig richtig. Auch seine Folgerung, daß infolge der Reform der Nachschlagebedarf enorm gewachsen sein muß, trifft zu. In den Handreichungen des bayerischen „Staatsinstituts für Schulpädagogik usw.“ heißt es ausdrücklich:

„Zweifellos wird die Neuregelung dem Rechtschreibunterricht insgesamt einen gewaltigen Impuls geben.“

und

„Die Neuregelung der Rechtschreibung bedingt, dass für jeden – Lehrer und Schüler – der Umgang mit einem Rechtschreiblexikon selbstverständlicher sein muss denn je.“

Sehr aufschlußreich, nicht wahr?



Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf

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Norbert Schäbler
23.01.2001 23.00
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“Spagetti-Spagat³

Ich will noch einmal meine große Aphorismensammlung bemühen.

Henry Ford ist heute dran, der Erfinder des Fließbandes.

Von ihm stammt die Weisheit:
„Wer nicht mehr danach strebt, besser zu werden, hört auch auf, gut zu sein.“

Und ich bitte Herrn Professor Ickler nicht nur daran zu denken,    viele Menschen aus der Knechtschaft der Orthographie herauszuführen (gerade die gegenwärtige „Spagetti-Fassung“, verurteilt alle – Lehrer und Schüler –    gleichermaßen zu größter Abhängigkeit), sondern auch daran zu denken, daß es Menschen gibt, die in Spezialdisziplinen einfach nur besser werden wollen und das Beste anstreben.

Wenn gar mit Spezialdisziplin die Sprache (egal ob gesprochen oder geschrieben) gemeint ist, dann sollte es sich lohnen über einen Spagat nachzudenken, den Walter Lachenmann kürzlich treffend beschrieben hat.   



Norbert Schäbler
Hösbach

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Matthias Dräger
23.01.2001 23.00
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Gedankenübertragung?

Mir kam gerade der Gedanke, ob ich anläßlich meines Hinweises zur Silbentrennung und der Arbeit beim Neusatz eines Buches auch noch etwas zu Gebrauch von Wörterbüchern bei mir im Verlag sagen sollte – und dann sah ich den Eintrag „Liberalität...“ (Dörner) und „Nachschlagen!“ (Ickler) im Gästebuch. Hier also mein Senf dazu:

Mit der Satzerstellung des im Nachrichtenbrett genannten Titels bin ich jetzt auf Seite 164 (von etwa 400) angekommen. Zwar muß ich den Text dabei nicht mehr Korrekturlesen, man achtet dabei aber dennoch auf den Text, so auch auf Tippfehler und die Rechtschreibung. Bis jetzt habe ich noch nicht ein einziges Mal – und man sehe es mir nach, wenn ich das einmal etwas salopp sage – zum „Ickler“ gegriffen, geschweige denn einen alten Duden zur Hand genommen.

    Bevor das Theater mit der Rechtschreibreform begann, hatte ich im Verlag nur einen älteren Duden in Gebrauch (die 17. Auflage von 1973). Damit ließen sich Fragen, die sich in bezug auf Rechtschreibung stellten, rasch und für meine Ansprüche zufriedenstellend beantworten. Allerdings habe ich keine Texte Korrekturgelesen; die Korrektorin, die derartige Arbeiten für den Verlag ausführt, arbeitet, wie ich weiß, vor allem noch mit dem Duden-Band „Zweifelsfälle der deutschen Rechtschreibung“.
     Mittlerweile stehen bei mir in Griffnähe mehrere Wörterbücher. Außer dem „Ickler“ haben sich dort noch eingefunden: Duden 20. Auflage (da ich die Gelegenheit nutzen wollte, die wohl für lange Zeit letzte noch brauchbare Ausgabe für billiges Geld zu ergattern), ein DDR-Duden (VEB Leipzig, 15. Auflage 1960), nicht zuletzt wegen der Darstellung der Regeln (die Auflage ist auch deswegen interessant, da hier das ß als Großbuchstabe im Titel verwandt wird) sowie die letzte Fraktur- und erste Antiqua-Ausgabe des Dudens (1941 und 1942), mehr aus historischem Interesse, auch wegen des Drucks und der Qualität der Einbände.
    Wenn ich jetzt etwas Einfaches nachschlagen muß, etwa die Schreibweise eines Wortes (das Wort (Bleistift)mine mußte ich vor einigen Wochen tatsächlich nachlagen!) greife ich wahllos entweder zum Duden oder zum Ickler. Wenn ich selber schreibe, tauchen Fragen zur Getrennt- und Zusammenschreibung gar nicht auf, hier gibt es also auch nichts nachzuschlagen. Wenn ich in einem fremden Text auf eine Wortgruppierung stoße, die mir – wegen ungewohnter Auseinander- oder Zusammenschreibung – sehr bedenklich vorkommt, schaue ich jetzt natürlich bei Ickler nach: zum einen deshalb, um zu sehen, welcher Spielraum gegebenenfalls erlaubt ist, und dann natürlich auch deshalb, da ich weiß, daß ich hier festen Boden unter den Füßen habe, da sich die Einträge noch am ehesten am tatsächlichen Schreibgebrauch orientieren.

Was meine Schulzeit angeht, kann ich in diesem Zusammenhang nur sagen: Ich habe nie ein Wörterbuch gehabt, und ich glaube, meine Freunde hatten auch keins. Die Rechtschreibung haben wir hauptsächlich in der Schule gelernt: war etwas falsch, bekam man dafür einen Fehler, und das merkte man sich natürlich.
   Man kann es vielleicht nicht verallgemeinern, aber ich halte es für bedenklich, einem Schüler ein Wörterbuch zu geben. Das ist so ähnlich wie mit den Taschenrechnern: Wenn man ein Wörterbuch hat – dann braucht man es auch . . .

Es gehört zwar vielleicht nicht hierher, aber eigentlich gehört es doch hierher: Ein Bekannter von mir hat noch bis vor kurzem in Singapore einen guten Teil des Palmölhandels Asiens abgewickelt. Vor etwa einem Jahr fragte er seinen Chef, einen Chinesen, ob er nicht mal einen Computer haben könne, damit er nicht die vielen verschiedenen Preise immer im Kopf behalten müsse. Die Antwort seines Chefs war ebenso klar wie unmißverständlich: Wenn er mit einem Computer ankomme, schmeißt er ihn raus.



Matthias Dräger
St. Goar

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Gast
23.01.2001 23.00
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Zu Wrases “Theorie und Praxis³

„Herr Jansen geht von einem Theoriegebäude aus, Professor Ickler von der Realität.“

Das ist ein interessanter Satz. Steckt in dem Satz die Implikation, dass die Regeln der Rechtschreibung nicht Realität sind? Vielleicht war es so gemeint. Die Schreibweisen werden fast alle von den Regeln abgeleitet, die die Menschen im Kopf haben. Hinzu kommt hin und wieder das Nachschlagen. Es kann nicht anders sein, als dass das, was zu den reellen Schreibweisen führt, auch reell ist. Noch deutlicher ist es für den Fall, dass jemand am Computer mit einem Rechtschreibprogramm arbeitet. Das ist heute immer öfter Realität. Soll nur so ein computerisiertes Regelwerk reell sein, das im Kopf aber nicht? Die Ethnomethodologie unterstellt, dass menschliches Verhalten, also auch das Schreiben, regelhaft abläuft, und dass diese Regeln beschreibbar sind. In dieser „Schule“ schließen sich Realität und Theorie nicht gegenüber. Vielmehr gilt es, die vorakademische Theorie herauszubekommen und zu beschreiben. Herr Ickler sieht sicherlich den Regelteil seines Wörterbuchs in Einklang mit dem Wörterverzeichnis. Auch das neue Regelwerk bleibt ja nicht Theorie: Immer mehr Menschen schreiben nach diesem Regelwerk, und damit etablieren sich auch die Schreibweisen. Nicht alle, wie schon bisher wird es einen Abstand zwischen Regelwerk und Schreibrealität geben.
Interessant ist hier noch einmal die GZS. In einer Perspektive wurde hier das Vorhandensein von Getrenntschreibungen (erweitert und gesteigert sowie in Umstellung [ich lerne kennen]) verallgemeinert. Hier wurden also die Regeln den Schreibweisen nachgebildet. In anderer Perspektive erscheint es umgekehrt: Es gibt jetzt eine Regel, die sagt, dass ich die Erweiterungs- und Steigerungsprobe machen muss. So gesehen neu.

Kein Mensch schreibt, ohne Regeln. Ginge es nur um Schreibweisen, so könnte man keine Worttrennung machen und Zeichensetzung. Ich kann schließlich nicht für alle denkbaren Sätze auswendig lernen, wo Satzzeichen hingehören. Man merkt wie einfach es ist, die neuen Schreibweisen mit ss abzuleiten. Da lernt man nicht Schreibweisen, man lernt, dass diese längst bekannte und angewandte, also reelle Regel nun auch für die Verdoppelung von s gilt. Im Englischen und Französischen sieht das schon deutlich anders aus. Das Wort ‚doubt‘ kann ich nicht mit einer Regel finden. Ich kann es nur als Einzelfall lernen. Im Deutschen trifft dies auch auch Hygiene zu (gesprochen Hügene).
Übrigens: Hat man vor 1996 nicht versucht, die Schreibweisen einer bestimmten Regel anzupassen? Was anderes ist das Anstreichen von Fehlern in der Schule? Wozu Lehrsätze wie „Doppel-s am Schluss bringt Verdruss!“, „Trenne nie st..“, „Wer nämlich mit h schreibt...“? Es ist ein ganz normaler Vorgang der Inkulturation, den Menschen nach den Kulturregeln zu „formen“.



Michael Jansen

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