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Walter Lachenmann
25.01.2001 23.00
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Ernste Fragen

Heute herrscht hier aber vielleicht schlechte Laune allüberall, vor und hinter den Kulissen. Helle Barden.

Lieber Herr Fleischhauer, weil mein Senf für die Allgemeinheit vielleicht nicht so sehr interessant ist, hätte ich Ihnen folgendes direkt geschrieben, wenn unter Ihrem Beitrag Ihre E-Mail-Adresse stehen würde. Nun wende ich mich aber, nolens volens, schon wieder an die Allgemeinheit.

Man muß nicht zwischen den Zeilen lesen können, um zu erkennen, daß ich zu den ganz heißen Verehrern Herrn Icklers und zu den respektvollen Bewunderern seines Wörterbuches gehöre. Nicht umsonst bangt Herr Dräger um seine Vorräte. In meiner Umgebung haben es einige Menschen schon in Gebrauch – nach meiner Schubladengeschichte ahnen Sie vielleicht, wer unter anderem.

Herr Ickler tut hier, auf diesen Seiten, etwas absolut einmaliges. Er erläutert sein Konzept und stellt sein Wörterbuch zur Diskussion. Ich glaube, das ist – zumindest in der Geschichte der Rechtschreibung – ein noch nie dagewesener Vorgang. Bedauerlich ist, daß seine Kollegen von der Reformerseite sich an dieser Diskussion kaum beteiligen, immerhin gibt es einige Reformbefürworter wie Herr Janssen, die hier mitreden. Ansonsten schlägt er sich mit Reformgegnern herum, die ihm in seinen Meinungen nicht folgen wollen oder können, meistens – außer heute – mit viel Geduld.

Da ich mich, siehe oben, für eine Verbreitung und Benutzung seines Wörterbuchs engagiere (hiermit ist auch Herrn Icklers Frage beantwortet, weshalb ich mich überhaupt dafür interessiere, wo ich selbst es doch nicht brauche), bin ich so frei, meine Meinungen zu seiner Konzeption zu äußern und Wünsche zu formulieren. Da ich ein Scherzkeks bin, mache ich dabei gerne Späßchen, außerdem ist mir die Sache sonst selbst zu langweilig.

Leider habe ich den Eindruck, daß Herr Ickler seine »Feinde« viel ernster nimmt als seinen Freund, der ich bin. Ich habe noch kein Wort über mein wichtigstes Anliegen, die Ästhetik in der Sprache, im Sprachschatz und in der Rechtschreibung vernommen. Wie soll verhindert werden, daß »Untugenden« in die Sprache und die Rechtschreibung eindringen, oder soll das nach seiner Ansicht nicht verhindert werden? Da bin ich hinsichtlich des »deskriptiven« Ansatzes skeptisch. Wo hört man auf mit der Deskription? Bei so viel sprachlicher Schluderei, die sehr schnell einreißt in den allgemeinen Sprachgebrauch, auch künstlich aus Eitelkeit und Wichtigtuerei begangenem Sprachfrevel, wie wir das heute allüberall erleben, sollte man darüber schon nachdenken dürfen. Leider habe ich darüber noch nichts erfahren von ihm, obwohl ich dieses Thema immer wieder angesprochen habe. Vielleicht ist dieses Thema für ihn unwichtiger, als sich mit Herrn Riebe herumzuärgern, wobei ich persönlich mir bei diesen speziellen Auseinandersetzungen (GZS...) kein Urteil erlauben kann, denn – wie gesagt – ich kenne keine einzige Rechtschreibregel.

Was die Frage eines »brauchbaren« Wörterbuches angeht (dieser von mir gewählte Ausdruck hat ihn wohl auch einmal geärgert, völlig überflüssigerweise), so vernehme ich neuerdings mit großer Freude und Zuversicht, daß im Sinne von Anwendungsfragen sein Wörterbuch nun doch erweitert werden soll. Nichts anderes habe ich vorgeschlagen. Wie weit das geht, ob das (wie plausibel bestritten) eine Kopie des alten Duden sein muß, ist eine andere Frage. Aber der Wunsch war wohl doch nicht völlig abwegig. Für mich ist damit die Schublade genug aufgeräumt.

Schließlich wäre es vielleicht doch interessant, vielleicht gibt es ja so etwas in Fachkreisen schon, eine Rechtschreibsoziologie oder wie auch immer man das nennen will, zu erforschen. Ich meine u.a. die Tatsache, daß auch kultivierte Menschen bis hin zu Hochschulprofessoren gar nicht selten ein gestörtes Verhältnis zur Rechtschreibung haben, von totaler Unsicherheit oder gar Angst vor ihr, über Gleichgültigkeit bis zur Verachtung. Heinrich Böll etwa war ein verheerender Rechtschreiber, ich habe Originalmanuskripte von ihm gesehen. Ich habe auch Manuskripte von Lehrern und eben auch Hochschulprofessoren der Geisteswissenschaften gesehen – ich wollte meinen Augen nicht glauben. Andere, deren Stellenwert im Gefüge der Bildungshierarchie weniger hoch angesiedelt ist, schreiben oft orthographisch und stilistisch hervorragend. Das geht kreuz und quer durch die Soziologie. Hierüber sollte man sich vielleicht einmal ein Bild machen.

Im Zusammenhang mit Erkenntnissen aus solchen Beobachtungen wäre die Theorie der »Liberalität« in der Rechtschreibung zu bedenken und die Umsetzung dieser Liberalität in die Sprach- oder Orthographielehre. Einige Gedanken dazu habe ich in den vorangegangenen Beiträgen schon geäußert.
Wie gesagt – was hilft es dem, der orthographisch schwach ist, wenn man ihm in Zweifelsfragen die Freiheit gibt, es so oder so zu machen? Um frei und liberal entscheiden zu können, muß man erst einmal wissen, worüber man entscheidet, welche Konsequenzen die freie Entscheidung hat. Sonst wird Liberalität zum Lotto, ist schlicht sinnlos.

Sind diese Gedanken nachvollziehbar, oder singe ich in der falschen Kirche?



Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen

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Manfred Riebe
25.01.2001 23.00
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Auch bei Lehrern regiert die Angst: Verbesserungsvorschläge nur anonym wegen berechtigter Furcht vor

„Wie gut sind die Schulen?“ „Stimmen die Leistungen der Schülerinnen und Schüler, oder stimmen nur die Noten?“ Das fragte die „Nürnberger Zeitung“ (NZ) am 9. Januar ihre Leser. Das Echo war groß, wie die Leserbriefseite in der NZ vom 16. und 27. Januar zeigte. Viele Lehrer wollten Kontakt mit einer Lehrergruppe herstellen, die massiv Kritik an den Zuständen geübt hatte, aber anonym bleiben wollte.

Heute meldete sich ein Lehrer, der über 25 Jahre lang junge Gymnasiallehrer ausgebildet hatte, aber dessen Name nicht genannt wurde. Er berichtet von der Tatsache, daß an vielen Schulen keine schlechten Noten gegeben werden dürfen. Stichwort der Schulleitung: „Wenn Sie schlechte Durchschnitte erreichen, sind Sie ein schlechter Lehrer.“ Unter dem Druck der Schulleitung „frisiere“ der Lehrer die Noten.
Unter meinen Schulleitern war auch einer, dem meine Notendurchschnitte nicht paßten und der meine Schulaufgaben nachkorrigieren ließ, bis sie seinen Vorstellungen entsprachen. Das war reines Mobbing.
Rotraud Sonnabend drückt es richtig aus, man führe Schönheitskorrekturen durch, statt das Übel an der Wurzel zu packen. „Die heutigen Missstände in der Schule beklagen viele, doch angesichts befürchteter Nachteile ziehen es wohl die meisten vor, zu schweigen und sich anzupassen, um sich möglichst gesund (Ärger macht krank) in den Ruhestand hinüber zu retten.“

Interessant ist der heutige Leserbrief von Dr. Dieter Wolz, dem Leiter des Schulwesens der Stadt Nürnberg:
„Ihre Berichterstattung vom 9. Januar über die Initiative von Lehrkräften aller Schularten hat mir sehr zu denken gegeben, zeigt sie doch, dass es eine tiefe und zweifellos sehr ernst zu nehmende Unzufriedenheit mit der Situation an den Schulen gibt. Der Eindruck, dass es hier nicht nur um momentane Einzeleindrücke geht, wird durch das starke Leserecho bestätigt.

Ich fände es sehr bedauerlich, wenn die Angelegenheit damit sozusagen erledigt wäre und die doch sehr konstruktive Kritik wirkungslos verpuffen würde. In dem Artikel und in den Leserzuschriften stecken schließlich interessante und gute Anregungen und Verbesserungsvorschläge. Wollen wir Schule tatsächlich verändern, so sollten wir meines Erachtens kritische Beiträge dieser Art aufgreifen und konkrete Veränderungen im Schulalltag in Angriff nehmen.

Daher bitte ich die Lehrkräfte, die diesen ersten, sehr verantwortungsbewussten und mutigen Schritt der kritischen Analyse gemacht haben, nun aus der Anonymität heraus zu treten, den fachlichen Diskurs mit uns zu suchen – schließlich haben wir bei der Stadt nicht nur Experten für alle Schularten, sondern auch gewisse Zuständigkeiten –, um gemeinsam Lösungen zu erarbeiten. Ich bin sicher, dass sich auch die Bildungspolitiker der Parteien einer solchen Auseinandersetzung stellen werden.

Ich halte es für ausgeschlossen, dass (auch unbequemen) Lehrkräften, die durch konstruktive Kritik den Lern- und Arbeitsort Schule nachhaltig verbessern wollen, irgendwelche Nachteile entstehen. Das ist es doch ganz wesentlich, was Demokratie ausmacht: dass nämlich von behördlichen Regelungen Betroffene ihren Unmut laut äußern und Abhilfe fordern dürfen, ohne Repressalien befürchten zu müssen.
Wir sollten über Missstände in Ruhe und ernsthaft miteinander reden, mit einem einzigen Brandbrief, ohne ganz konkret Adressaten zu benennen, verändert man nichts!“
____________________________

Da kann man nur sagen: Die Botschaft hör ich wohl, doch mir fehlt der Glaube! Da haben sich vor den Augen der Verantwortlichen über Jahrzehnte hinweg Defizite aufgestaut. Wenn es von außen geleitete Qualitätszirkel mit sofortiger Umsetzung und Anerkennung konstruktiver Kritik gäbe, dann gäbe es keine Furcht vor beruflichen Nachteilen und keine Schweigespirale, sondern vertrauensvolle Zusammenarbeit. Solche Lehrer mit gebrochenem Rückgrat sollen Schüler zur Demokratiebereitschaft erziehen?! Man denke an die drei Affen!

„in den Ruhestand hinüber zu retten“, „aus der Anonymität heraus zu treten“. Da begegnet einem wieder die unmögliche neue Getrenntschreibung. Man kann nicht einerseits Lehrern autoritär eine unsinnige Rechtschreibreform aufzwingen, von ihnen Kadavergehorsam verlangen und jede Kritik im Keim ersticken, aber andererseits plötzlich in Demokratie machen. Den höheren Dienstvorgesetzten fehlt eine wesentliche Führungseigenschaft: Mangels demokratischen Führungsstils sind sie kein demokratisches Vorbild. Die Furcht der Lehrer vor Mobbing, Disziplinarmaßnahmen, schlechter Dienstlicher Beurteilung und Karriereknick ist berechtigt.

Diese Internetseite ist bisher ein Qualitätszirkel. Doch auch hier wirken im Hintergrund hin und wieder Gegenkräfte, die entgegengesetzte Meinungen autoritär unterdrücken wollen.



Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg

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Theodor Ickler
25.01.2001 23.00
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sichergehen, sicherstellen

Lieber Herr Riebe,
durch Nachschlagen in verschiedenen Wörterbüchern bestätigen Sie, was ich gesagt habe: Erstens werden „sicherstellen“ und „sichergehen“ nicht gleich behandelt. Nach Ihrem Befund wird für „sichergehen“ erstmals 1941 Zusammenschreibung vorgeschrieben, für „sicherstellen“ schon Jahrzehnte früher; das war zu erwarten, denn die nichtübertragene Verwendung von „sicher stellen“ werden Sie lange suchen können!
Aber Sie verharren bei Ihrem Grundfehler, mir die Einführung bzw. hier die Wiedereinführung einer weiteren Schreibweise zu unterstellen, die zur Verunsicherung führt. Dabei nehen Sie den Duden für die bisherige Schreibweise, während es in Wirklichkeit nur die bisherige obrigkeitliche Norm ist. Die Schreibweise war und ist so, wie ich sie angebe: mal so, mal so. Nur mein Wörterbuch verbürgt also, daß weiterhin geschrieben wird, wie es üblich war und ist. Es entlastet von einer völlig nutzlosen Lernaufgabe und Gedächtnisbelastung – einer von Tausenden! Ob Sie diesen Grundgedanken je nachvollziehen werden? Vorher reden wir ja ständig aneinander vorbei, weil Sie immer den alten Duden im Kopf haben, ich dagegen die „alte“ Rechtschreibung. Sie sind doch sonst so empfindlich gegen obrigkeitliche Reglementierung, aber den autoritären Duden mit seinem rechtlich umstrittenen Privileg erkennen Sie ohne weiteres an. Was die Dudenredaktion – fehlbare Menschen unter einem gewissen Erwartungsdruck –    sich zusammengereimt haben, zitieren Sie wieder und wieder, als sei es in besonderem Maße beachtenswert. (Von Mackensen ganz zu schweigen!) Das ist es, was ich nicht verstehe.



Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf

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Theodor Ickler
25.01.2001 23.00
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Stilisti

Lieber Herr Lachenmann,
obwohl wir auch wieder per E-mail korrespondieren könnten, möchte ich sdoch im allgemeinen Interesse auf dieser Seite antworten. Nein, ich schätze Ihre Gedanken zu den Feinheiten der deutschen Sprache und Schrift keineswegs gering und habe auch die grundsätzliche Zustimmung nicht überhört. Vieles von dem, was Sie sagen, brennt mir im Augenblick nicht so auf den Nägeln, weil es sozusagen nicht in die vorderste Linie der Orthographie gehört, sondern in den unendlichen Bereich der Didaktik und Stilistik. Es geht aber nicht verloren, keine Sorge!
Was den Ausbau des Wörterbuchs betrifft, so sind unsere Überlegungen (ich meine außer mir selbst die Betreiber dieser Seiten und besonders meinen Verleger) keineswegs nue, sondern wir wälzen seit Jahr und Tag die weitreichendsten Pläne, wollen und können das aber nicht alles hier ausplaudern. Bitte etwas Geduld! Alle Interessierten werden sich rechtzeitig dazu äußern können.
Es ist schon wahr, daß ich mich hier vornehmlich mit Reformgegnern herumschlage (naja, schlagen ist vielleicht übertrieben, sagen wir lieber: freundschaftlich balge), aber das liegt darand, daß ein begrenzter Kern von Grundgedanken erst einmal ganz klar gemacht werden muß, weil er so neuartig ist.



Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf

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Theodor Ickler
24.01.2001 23.00
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Aus der Wörterbucharbeit

Für die wirklich Interessierten möchte ich hier einen ganz konkreten kleinen Fall ausbreiten – einen von Tausenden!

Im alten Duden fand man für „sichergehen“ nur Zusammenschreibung, und zwar mit der Begründung, daß ein neuer Begriff entstehe; also das Argument der übertragenen Bedeutung. Die amtliche Neuregelung und daher auch der neueste Duden kommen zum selben Ergebnis, aber mit der neuen Begründung der Nichtsteiger- und -erweiterbarkeit. Das ist oft so. Auch bei „kaltstellen“ konvergieren die beiden Kriterien, weil die Metapher gerade die Nichterweiterbarkeit und Nichtsteigerbarkeit zur Folge hat.
Nun aber: Stimmt die Begründung, die der Duden jetzt in einem eigenen Kasten angibt, hier überhaupt? Natürlich nicht. Man kann sagen „um ganz sicher zu gehen“; das ist auch leicht belegbar. Natürlich kann ein Adverb auch auf den ganzen Verbkomplex bezogen werden („ganz sichergehen“ kommt auch vor, aber selten), das scheint hier aber nicht der Fall zu sein. Man kann auch sagen „um noch sicherer zu gehen“ usw. Die Gleichbehandlung mti „sicherstellen“ ist also weder im alten Duden noch in der Neuregelung gerechtfertigt. In einem Jahrgang der SZ finde ich 6mal „sicherzugehen“ und 7mal „sicher zu gehen“. (Vorsicht! Man muß sich die Belege alle einzeln ansehen, um auszuschließen „auf Nummer Sicher/sicher zu gehen“ usw.!)

Die genaue Beschäftigung mit alter und neuer Regelung zeigt also, daß die Sache hinten und vorne nicht stimmt. Was folgt daraus? Ich halte mich an die Grammatik und an die Schreibwirklichkeit, setze also den Bogen, der keineswegs „Beliebigkeit“ signalisiert, sondern gewissenhafte Feststellung der Tatsachen.

Das kleine Beispiel gibt vielleicht einen Eindruck von den Mühen, aber auch dem Gewinn konkreter Arbeit an den Einzelheiten.



Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf

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Stephan Fleischhauer
24.01.2001 23.00
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Hungrig

Hat der Satz „Ich esse Abendbrot“ eigentlich ein Akkusativ-Objekt?Oder ist es so gebildet wie „Ich gehe Gassi“?



Stephan Fleischhauer
Kiel

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Wolfgang Wrase
24.01.2001 23.00
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Durstig

Ist eigentlich deutsch Satz „Ich esse Abendbrot“?



Wolfgang Wrase
München

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Walter Lachenmann
24.01.2001 23.00
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Gassi Gassi

Schön zu wissen, daß Herr Fleischhauer Gassi geht!
Oder hat sein Waldi das zu ihm gesagt?
Nach dem Hundefutter ist jetzt der Hunde-Ickler fällig, wie wär’s?
Haben Tiere eine Seele, haben Hunde einen Akkusativ – oder einen Hundekackusativ?



Waldi Lachenmann
Hundham bei Miesbach

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Wolfgang Wrase
24.01.2001 23.00
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Wenn Herr Jansen sicher_gehen will ...

... ob er dies zusammen- oder getrennt schreiben soll, dann überlegt er sich vielleicht tatsächlich, wie die Regel heißt, und schreibt erst dann den Begriff hin. Das tun 99,9 Prozent der Menschen nicht, sie schreiben, ohne die Regel durchzuexerzieren. Der Bericht von Professor Ickler anhand des Beispiels sicher_stellen zeigt, wie absurd Herrn Jansens Annahme ist, die Regel (ob vom alten Duden oder von den Reformern) würde die realen Schreibweisen prägen. Ich bestätige: Das ist nur ein Beispiel von Tausenden. Die Antwort von Herrn Jansen unterstreicht nur, was ich zu „Theorie und Praxis“ angemerkt habe.



Wolfgang Wrase
München

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Wolfgang Wrase
24.01.2001 23.00
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sicher_stellen

in der Textmitte steht natürlich für sicher_gehen.



Wolfgang Wrase

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Walter Lachenmann
24.01.2001 23.00
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Schubladen

Herr Janssen, zu dem ich sehr lieb gewesen bin, hat mir leider auf meine Frage hinsichtlich des Baßsaxophons nicht geantwortet. Ich hätte da auch noch das Basssolo beziehungsweise das Baßsolo. Na, was ist besser? Vermutlich gibt er mir recht und schweigt deshalb.

Herr Dräger versteht manches miß. Nicht ums Aufkaufen des Icklerschen Wörterbuchs ging es mir bei meinen wiederholten Bestellungen. Ich will es nicht vom Markt wischen. Haben Sie, verehrter Herr Kollege, schon einmal was von Stützungskäufen gehört? Recht hat er, daß ich dem Buch, seinem Autor und seinem Verleger hohen Respekt zolle.

Überhaupt entdecke ich in Herrn Dräger einen Kollegen mit Sachwissen und verlegerischer Lebenserfahrung, auch einen mit Liebe zum Metier. Das gibt Hoffnung, auch in schwieriger Argumentationslage.

Es geht mir um die von Herrn Ickler postulierte Liberalität in der Rechtschreibung, auch um seinen deskriptiven Ansatz bei seinem Wörterbuch. Den habe ich inzwischen, glaube ich, verstanden, eigentlich von Anfang an. Daß er mich nicht überzeugt und weshalb, habe ich mehrfach versucht deutlich zu machen, offenbar auch meinerseits ohne Überzeugungskraft.

Jetzt also ein Versuch, über die Realität aus der Erfahrung eines Verlegers und eines Vaters rechtschreibschwacher Töchter zu sprechen. Meine Beobachtung ist die:

1. Es gibt Leute, zu denen zähle ich mich selbst, und auch Herr Dräger gehört seiner Aussage nach zu denen, die sind ziemlich sicher in der Rechtschreibung. Auch ich weiß nicht mehr, wann ich zuletzt in den Duden hineingeschaut habe, bevor die Rechtschreibdiskussion losgegangen ist. Ganz selten. Er steht natürlich griffbereit, aber gebraucht habe ich ihn, obwohl ich nicht wenig schreibe und nicht wenig Texte korrigiere, selten. Bestenfalls um nachzusehen, ob ich mich nicht irre, meistens lag ich richtig. Das ist Ergebnis von Routine. Ich kenne keine einzige Rechtschreibregel. – Was soll Liberalität für diese Leute? Sie schreiben ohnehin liberal, brauchen weder Duden noch Ickler, allenfalls jetzt zum Vergleichen und zum Betrachten der schönen Bescherung. (Steht das wirklich so im neuen Duden? Wie war das vorher, wie steht das bei Ickler?)
2. Ich kenne viele andere Leute, die lesen unheimlich viel und schreiben gerne, die Rechtschreibung ist für sie aber völlig uninteressant. Ich verstehe das auch nicht. Meine Töchter gehören zu meiner großen Verblüffung dazu. Die lesen ununterbrochen die besten Bücher. Sie schreiben mit Begeisterung. Sie schreiben, wie es ihnen aus der Hand kommt, achten weder auf Rechtschreibung der Wörter noch auf Zeichensetzung. Auch durchaus intelligente und belesene und kultivierte Bekannte halten es genauso. Bei meinen Töchtern ist es dann immer so, auch heute noch: wenn es darum geht, daß das Geschriebene nach außen gehen soll, eine von ihnen hat sogar ein Buch geschrieben, und kein schlechtes, dann bringen sie es mir: also das mit der Rechtschreibung, das machst dann du, darauf haben wir nicht geachtet. Ich bin nicht nur Verleger, sondern auch freiberuflicher Buchproduzent für eine ganze Reihe namhafter Verlage. Da erlebe ich immer wieder dasselbe. Der Autor liefert einen Text ab, pocht auf seine inhaltliche Leistung, und ist der Ansicht, die Rechtschreibung falle nicht in seine Verantwortung. Das sei Sache des Verlages. Ist ein solcher Autor, dessen Metier immerhin das Schreiben ist, und der mit Schreiben Geld verdienen will, also kein Außenseiter ist, in Icklerschem Sinn ein autonomer, liberaler Rechtschreiber? Nein, die Rechtschreibung ist ihm wurscht. Will man ihm auf die Sprünge helfen und ihn dazu bringen, selbst für ordentliche Rechtschreibung zu sorgen, damit die Kosten nicht im Verlag entstehen, wird er ein Wörterbuch brauchen, das nicht allein deskriptiv ist, sondern ihm deutliche Auskunft über die jeweils zu wählende Schreibweise gibt.

Mit anderen Worten: der Appell an die Liberalität bei der Rechtschreibung läuft meines Erachtens ins Leere, ist wissenschaftlich-ideologische Theorie. Entweder einer schreibt gut, dann schreibt er von alleine liberal und setzt sich über »Vorschriften« hinweg, seine Texte sind dann auch mit Regelverstößen gut. Oder einer hat Schwierigkeiten mit der Rechtschreibung, dann braucht er ein Nachschlagewerk wie es einst der Duden war, mit Erläuterungen, Beispielen, Empfehlungen. Natürlich sollen die dann möglichst unanfechtbar sein, das ist doch klar. Und wenn das beim Duden bisher nicht der Fall war, dann muß das eben besser gemacht werden. Und wenn im Duden Ungereimtheiten waren, ist mir persönlich das gar nicht unsympathisch. Auch das spiegelt die Sprachwirklichkeit vermutlich wider. Nur den Charakter von Vorschriften sollten diese Regeln natürlich nicht haben, das ist unstrittig.

Nun nochmal zu den süßen Regeltäfelchen. Wenn die richtig rezeptiert sind, etwa von Kambly aus der Schweiz, eignen sie sich doch sicherlich hervorragend dazu, sich die Icklerschen Regeln regelrecht einzuverleiben, zwei kräftige Happen, und man hat die Regeln gefressen. Regeln lernen oder sie sich merken – das ist nicht der Weg, wie man zum richtigen Schreiben kommt. Es geht nur über die Praxis, die Routine, das Lesen und Schreiben, das liebevolle Tun. Alles andere ist Ideologie. Finde ich.

Und dann habe ich noch einen Verdacht. Auch als Vater zweier gelegentlich bockiger Töchter. Sie sollen ihre Schubladen aufräumen. Nein, tun sie nicht. Bitte, tut es doch (Argumente, Bitten, pädagogische Verrenkungen) – nein. Drohungen. Nein. Papa ist jetzt aber wirklich sehr, sehr traurig. Scheiß drauf. Dann komm ich nicht zum Gutnachtsagen. Bitte, bitte, komm Papa. Nein, wenn ihr eure Schubladen nicht aufgeräumt habt, komme ich nicht, ich bin jetzt wirklich sehr, sehr traurig, ja sogar betroffen. Ach Papa, komm doch. Na gut, ich gutmütiges Arschloch komme, blicke aber sehr, sehr traurig und sehr betroffen in die unschuldigen Kindergesichter. Wißt ihr, eure Schubladen, an die mag ich jetzt gar nicht denken, da will ich gar nicht hinschauen. Papa, Papa, bitte schau doch in die Schubladen. Nein, das macht mich nur traurig und so betroffen. Bittebittebittebitte, schau rein... – Na, jetzt hab ich’s kapiert. Die Schubladen sind tiptop aufgeräumt und es ist sogar noch von jeder der beiden ein extra für den Papa gemaltes Bildchen drin. Ach nein, was seid ihr doch lieb!

Mal sehen, was Ickler noch alles in der Schublade hat...




Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen

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Manfred Riebe
24.01.2001 23.00
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sichergehen / sicher gehen - eine weitere Verunsicherung?

Theodor Ickler schreibt, im alten Duden habe man für „sichergehen“ nur die Zusammenschreibung gefunden Dagegen stünde in einem Jahrgang der SZ 6mal „sicherzugehen“ und 7mal „sicher zu gehen“.
Ich fand jedoch im Duden sowohl die Getrennt- als auch die Zusammenschreibung in folgenden Bedeutungen. Beispiele: Nur mit einer Gehhilfe kann er sicher gehen (gefahrlos). Er will sichergehen (Gewißheit haben), keinen Fehltritt zu tun.

Wenn man jedoch heute tatsächlich in Zeitungen für „sichergehen“ in der Bedeutung „Gewißheit haben“ sowohl die Getrennt- als auch die Zusammenschreibung finden sollte, dann wäre m.E. die Getrenntschreibung einfach eine schlampige Schreibweise und/oder eine Folge der antiautoritären Erziehung der 68er Rechtschreib-Revolution. Es wäre fatal, gerade dort, wo die herkömmliche Schreibweise mit dem Neuschrieb übereinstimmt, durch Beachtung einer solchen unzuverlässigen Nachrichtenagentur- und Zeitungsschreibe eine neue Verunsicherung herbeizuführen.

Ein Zitat: „Die Rechtschreibreform war der Traum manches Achtundsechzigers. Galt es doch, die Sprache als ‚Machtinstrument der herrschenden über die unterdrückte Klasse‘ zu entschärfen: Befreiung der Sprache von allen ‚Zwängen‘, um so die ‚Klassengegensätze‘ abzubauen. Mancher Revolutionär wünschte sich gar die ausschließliche Kleinschreibung und die Abschaffung jeglicher Interpunktion. Heute sitzen die Achtundsechziger – nach erfolgreichem Marsch durch die Institutionen – mit Schlips und Kragen in den Ministerien und Kanzleien.“ (Leserbrief von Michael Fraas, Passau: Sprache und Macht. In: Bayernkurier vom 20.09.97, S. 6).

Gemäß den hessischen Rahmenrichtlinien Sekundarstufe I Deutsch wurde das Hochdeutsche als Sprache der herrschenden bürgerlichen Klasse verstanden. Ein Ziel der hessischen Kulturrevolutionäre war es, durch eine Rechtschreibreform die Einheitsorthographie zu zerstören, um die Gleichberechtigung der „Unterschichtsprache“ zu erzwingen und den mit dem Hochdeutschen aufgewachsenen Kindern die Sicherheit im Sprachgebrauch zu nehmen. Der Duden galt als das Herrschaftsinstrument der herrschenden Klasse. Im Rahmen der antiautoritären Erziehung sollten die Zwänge der Rechtschreibung abgebaut werden (Vgl. hierzu auch die Beiträge von Günter Loew in: Riebe, Manfred; Schäbler, Norbert; Loew, Tobias (Hrsg.): Der „stille“ Protest. Widerstand gegen die Rechtschreibreform im Schatten der Öffentlichkeit, St. Goar: Leibniz-Verlag, 1997. Dokumentation von 21 Initiativen gegen die Rechtschreibreform, S. 152 ff., 159 ff., 173 ff.)

Heute findet man diese Schreibwirklichkeit einer ideologisch geprägten schlampigen Schreibweise auch in den Zeitungen. Es wäre fatal, die Schlamper- und Beliebigkeitsschreibung mancher 68er, deren Ziel es war, die einheitliche Rechtschreibung des Duden zu zerstören, zur Regel zu machen. Man kann die Rechtschreib-Revolution durchaus als die Ersatz-Revolution der 68er betrachten.



Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg

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Theodor Ickler
24.01.2001 23.00
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sicher

Lieber Herr Riebe,
bei aller Anerkennung Ihrer Hartnäckigkeit, die ja auch eine Tugend sein kann, möchte ich Sie doch bitten, mich nicht für einen solchen Schwachkopf zu halten, daß ich („mit Gehhilfe“) „sicher gehen“ (wie „unsicher gehen“, „schwankend gehen“ usw.) im Duden übersehen hätte. Meine Formulierung bezog sich ausdrücklich auf die „übertragene Bedeutung“, das ist doch selbstverständlich und geht auch aus meinem Beitrag klar hervor.
Völlig falsch liegen Sie mit Ihrer Vermutung, die in Zeitungen schwankende Schreibweise beruhe auf Schlampigkeit und diese sei wiederum eine Folge der antiautoriären Erziehung. Je weiter Sie zurückgehen, desto häufiger werden Sie Getrenntschreibung finden. Ich habe nicht alle Duden zur Hand, aber 1912 gab es zwar „sicherstellen“, nicht aber „sichergehen“, das folglich noch getrennt geschrieben wurde. Dasselbe gilt in Hunderten von Fällen, die Zusammenschreibung „wenn ein neuer Begriff entsteht“ ist viel jünger, als Sie glauben, und sie ist ein Übergangsphänomen, noch längst nicht allgemein üblich, trotz Duden (der aber auch höchst inkonsequent war).
Außerdem beachten Sie, weil Grammatik Sie offenbar nicht sehr interessiert, meine weiteren Argumente nicht, die die Getrenntschreibung rechtfertigen („ganz sicher gehen“, „noch sicherer gehen“). Ich frage mich wirklich manchmal, woher Sie Ihre Gewißheite beziehen, daß nur die von Ihnen gerade für richtig gehaltene Schreibweise richtig und alles andere ideologisch verderbt und falsch sei. Das ist mir ebenso lästig wie Ihre wenig kooperationsbereite Art, fremde Texte absichtsvoll mißzuverstehen und dann dagegen zu polemisieren. Ich warte auf den Tag, an dem Sie mich als ideologisch verbildetes Produkt der 68er-Bewegung entlarven, weil ich ja Ihrer Meinung nach die „Beliebigkeitsschreibung“ propagiere. Und das ist erst einmal mein letztes Wort in dieser Sache, ich werde nicht immer wieder auf dieselben verdrehten Einwürfe eingehen.



Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf

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Theodor Ickler
24.01.2001 23.00
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Wer braucht Wörterbücher?

Herr Lachenmann braucht weder den Duden noch mein Wörterbuch, genau wie ich. Aber warum interessiert er sich so sehr dafür?
Mein Wörterbuch ist in erster Linie nicht für Leute gedacht, die es „brauchen“, sondern es soll, wie ich gleich zu Beginn und dann immer wieder gesagt habe, den Gedanken eines reinen Orthographikons auf deskriptiver Grundlage durch die Praxis veranschaulichen und damit als Argument in dem bekannten Reformstreit dienen. Inzwischen ist der Wunsch aufgetaucht, das Buch möge in gewohnter Weise auch noch andere Auskünfte enthalten, und dem wollen wir in Kürze entsprechen. Das verwässert zwar die Idee, schadet aber nicht. Der deskriptive Ansatz wird nämlich nicht aufgegeben, und das ist der Hauptpunkt. Er ist so leicht zu verstehen und findet so viel Zustimmung, daß ich mehr denn je davon überzeugt bin. Genau wie von der Notwendigkeit, die Orthographie zu entstaatlichen. (Dazu äußern sich die Reformanhänger auf diesen Seiten leider nie.)
Es sind hier schon seit langem keine neuen Argumente gegen die Orientierung am Schreibbrauch mehr aufgetaucht. Ich habe daher vorgeschlagen, daß die Gegenpartei es mir gleichtun und ebenfalls ein Wörterbuch nach ihren Vorstellungen abfassen möge. Sobald es vorliegt, können wir weiterdiskutieren. Für mich jedenfalls ist das Thema wegen erwiesener Unergiebigkeit erst einmal beendet.
Vorläufig danke ich den Mitstreitern, die mir brieflich sehr nützliche Beobachtungen zum Rechtschreibwörterbuch mitgeteilt haben und noch mitteilen werden, sehr herzlich!



Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf

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Theodor Ickler
24.01.2001 23.00
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Aus der Wörterbucharbeit

Für die wirklich Interessierten möchte ich hier einen ganz konkreten kleinen Fall ausbreiten – einen von Tausenden!

Im alten Duden fand man für „sichergehen“ nur Zusammenschreibung, und zwar mit der Begründung, daß ein neuer Begriff entstehe; also das Argument der übertragenen Bedeutung. Die amtliche Neuregelung und daher auch der neueste Duden kommen zum selben Ergebnis, aber mit der neuen Begründung der Nichtsteiger- und -erweiterbarkeit. Das ist oft so. Auch bei „kaltstellen“ konvergieren die beiden Kriterien, weil die Metapher gerade die Nichterweiterbarkeit und Nichtsteigerbarkeit zur Folge hat.
Nun aber: Stimmt die Begründung, die der Duden jetzt in einem eigenen Kasten angibt, hier überhaupt? Natürlich nicht. Man kann sagen „um ganz sicher zu gehen“; das ist auch leicht belegbar. Natürlich kann ein Adverb auch auf den ganzen Verbkomplex bezogen werden („ganz sichergehen“ kommt auch vor, aber selten), das scheint hier aber nicht der Fall zu sein. Man kann auch sagen „um noch sicherer zu gehen“ usw. Die Gleichbehandlung mti „sicherstellen“ ist also weder im alten Duden noch in der Neuregelung gerechtfertigt. In einem Jahrgang der SZ finde ich 6mal „sicherzugehen“ und 7mal „sicher zu gehen“. (Vorsicht! Man muß sich die Belege alle einzeln ansehen, um auszuschließen „auf Nummer Sicher/sicher zu gehen“ usw.!)

Die genaue Beschäftigung mit alter und neuer Regelung zeigt also, daß die Sache hinten und vorne nicht stimmt. Was folgt daraus? Ich halte mich an die Grammatik und an die Schreibwirklichkeit, setze also den Bogen, der keineswegs „Beliebigkeit“ signalisiert, sondern gewissenhafte Feststellung der Tatsachen.

Das kleine Beispiel gibt vielleicht einen Eindruck von den Mühen, aber auch dem Gewinn konkreter Arbeit an den Einzelheiten.



Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf

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