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Walter Lachenmann
25.01.2001 23.00
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Ernste Fragen

Heute herrscht hier aber vielleicht schlechte Laune allüberall, vor und hinter den Kulissen. Helle Barden.

Lieber Herr Fleischhauer, weil mein Senf für die Allgemeinheit vielleicht nicht so sehr interessant ist, hätte ich Ihnen folgendes direkt geschrieben, wenn unter Ihrem Beitrag Ihre E-Mail-Adresse stehen würde. Nun wende ich mich aber, nolens volens, schon wieder an die Allgemeinheit.

Man muß nicht zwischen den Zeilen lesen können, um zu erkennen, daß ich zu den ganz heißen Verehrern Herrn Icklers und zu den respektvollen Bewunderern seines Wörterbuches gehöre. Nicht umsonst bangt Herr Dräger um seine Vorräte. In meiner Umgebung haben es einige Menschen schon in Gebrauch – nach meiner Schubladengeschichte ahnen Sie vielleicht, wer unter anderem.

Herr Ickler tut hier, auf diesen Seiten, etwas absolut einmaliges. Er erläutert sein Konzept und stellt sein Wörterbuch zur Diskussion. Ich glaube, das ist – zumindest in der Geschichte der Rechtschreibung – ein noch nie dagewesener Vorgang. Bedauerlich ist, daß seine Kollegen von der Reformerseite sich an dieser Diskussion kaum beteiligen, immerhin gibt es einige Reformbefürworter wie Herr Janssen, die hier mitreden. Ansonsten schlägt er sich mit Reformgegnern herum, die ihm in seinen Meinungen nicht folgen wollen oder können, meistens – außer heute – mit viel Geduld.

Da ich mich, siehe oben, für eine Verbreitung und Benutzung seines Wörterbuchs engagiere (hiermit ist auch Herrn Icklers Frage beantwortet, weshalb ich mich überhaupt dafür interessiere, wo ich selbst es doch nicht brauche), bin ich so frei, meine Meinungen zu seiner Konzeption zu äußern und Wünsche zu formulieren. Da ich ein Scherzkeks bin, mache ich dabei gerne Späßchen, außerdem ist mir die Sache sonst selbst zu langweilig.

Leider habe ich den Eindruck, daß Herr Ickler seine »Feinde« viel ernster nimmt als seinen Freund, der ich bin. Ich habe noch kein Wort über mein wichtigstes Anliegen, die Ästhetik in der Sprache, im Sprachschatz und in der Rechtschreibung vernommen. Wie soll verhindert werden, daß »Untugenden« in die Sprache und die Rechtschreibung eindringen, oder soll das nach seiner Ansicht nicht verhindert werden? Da bin ich hinsichtlich des »deskriptiven« Ansatzes skeptisch. Wo hört man auf mit der Deskription? Bei so viel sprachlicher Schluderei, die sehr schnell einreißt in den allgemeinen Sprachgebrauch, auch künstlich aus Eitelkeit und Wichtigtuerei begangenem Sprachfrevel, wie wir das heute allüberall erleben, sollte man darüber schon nachdenken dürfen. Leider habe ich darüber noch nichts erfahren von ihm, obwohl ich dieses Thema immer wieder angesprochen habe. Vielleicht ist dieses Thema für ihn unwichtiger, als sich mit Herrn Riebe herumzuärgern, wobei ich persönlich mir bei diesen speziellen Auseinandersetzungen (GZS...) kein Urteil erlauben kann, denn – wie gesagt – ich kenne keine einzige Rechtschreibregel.

Was die Frage eines »brauchbaren« Wörterbuches angeht (dieser von mir gewählte Ausdruck hat ihn wohl auch einmal geärgert, völlig überflüssigerweise), so vernehme ich neuerdings mit großer Freude und Zuversicht, daß im Sinne von Anwendungsfragen sein Wörterbuch nun doch erweitert werden soll. Nichts anderes habe ich vorgeschlagen. Wie weit das geht, ob das (wie plausibel bestritten) eine Kopie des alten Duden sein muß, ist eine andere Frage. Aber der Wunsch war wohl doch nicht völlig abwegig. Für mich ist damit die Schublade genug aufgeräumt.

Schließlich wäre es vielleicht doch interessant, vielleicht gibt es ja so etwas in Fachkreisen schon, eine Rechtschreibsoziologie oder wie auch immer man das nennen will, zu erforschen. Ich meine u.a. die Tatsache, daß auch kultivierte Menschen bis hin zu Hochschulprofessoren gar nicht selten ein gestörtes Verhältnis zur Rechtschreibung haben, von totaler Unsicherheit oder gar Angst vor ihr, über Gleichgültigkeit bis zur Verachtung. Heinrich Böll etwa war ein verheerender Rechtschreiber, ich habe Originalmanuskripte von ihm gesehen. Ich habe auch Manuskripte von Lehrern und eben auch Hochschulprofessoren der Geisteswissenschaften gesehen – ich wollte meinen Augen nicht glauben. Andere, deren Stellenwert im Gefüge der Bildungshierarchie weniger hoch angesiedelt ist, schreiben oft orthographisch und stilistisch hervorragend. Das geht kreuz und quer durch die Soziologie. Hierüber sollte man sich vielleicht einmal ein Bild machen.

Im Zusammenhang mit Erkenntnissen aus solchen Beobachtungen wäre die Theorie der »Liberalität« in der Rechtschreibung zu bedenken und die Umsetzung dieser Liberalität in die Sprach- oder Orthographielehre. Einige Gedanken dazu habe ich in den vorangegangenen Beiträgen schon geäußert.
Wie gesagt – was hilft es dem, der orthographisch schwach ist, wenn man ihm in Zweifelsfragen die Freiheit gibt, es so oder so zu machen? Um frei und liberal entscheiden zu können, muß man erst einmal wissen, worüber man entscheidet, welche Konsequenzen die freie Entscheidung hat. Sonst wird Liberalität zum Lotto, ist schlicht sinnlos.

Sind diese Gedanken nachvollziehbar, oder singe ich in der falschen Kirche?



Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen

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Manfred Riebe
25.01.2001 23.00
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Auch bei Lehrern regiert die Angst: Verbesserungsvorschläge nur anonym wegen berechtigter Furcht vor

„Wie gut sind die Schulen?“ „Stimmen die Leistungen der Schülerinnen und Schüler, oder stimmen nur die Noten?“ Das fragte die „Nürnberger Zeitung“ (NZ) am 9. Januar ihre Leser. Das Echo war groß, wie die Leserbriefseite in der NZ vom 16. und 27. Januar zeigte. Viele Lehrer wollten Kontakt mit einer Lehrergruppe herstellen, die massiv Kritik an den Zuständen geübt hatte, aber anonym bleiben wollte.

Heute meldete sich ein Lehrer, der über 25 Jahre lang junge Gymnasiallehrer ausgebildet hatte, aber dessen Name nicht genannt wurde. Er berichtet von der Tatsache, daß an vielen Schulen keine schlechten Noten gegeben werden dürfen. Stichwort der Schulleitung: „Wenn Sie schlechte Durchschnitte erreichen, sind Sie ein schlechter Lehrer.“ Unter dem Druck der Schulleitung „frisiere“ der Lehrer die Noten.
Unter meinen Schulleitern war auch einer, dem meine Notendurchschnitte nicht paßten und der meine Schulaufgaben nachkorrigieren ließ, bis sie seinen Vorstellungen entsprachen. Das war reines Mobbing.
Rotraud Sonnabend drückt es richtig aus, man führe Schönheitskorrekturen durch, statt das Übel an der Wurzel zu packen. „Die heutigen Missstände in der Schule beklagen viele, doch angesichts befürchteter Nachteile ziehen es wohl die meisten vor, zu schweigen und sich anzupassen, um sich möglichst gesund (Ärger macht krank) in den Ruhestand hinüber zu retten.“

Interessant ist der heutige Leserbrief von Dr. Dieter Wolz, dem Leiter des Schulwesens der Stadt Nürnberg:
„Ihre Berichterstattung vom 9. Januar über die Initiative von Lehrkräften aller Schularten hat mir sehr zu denken gegeben, zeigt sie doch, dass es eine tiefe und zweifellos sehr ernst zu nehmende Unzufriedenheit mit der Situation an den Schulen gibt. Der Eindruck, dass es hier nicht nur um momentane Einzeleindrücke geht, wird durch das starke Leserecho bestätigt.

Ich fände es sehr bedauerlich, wenn die Angelegenheit damit sozusagen erledigt wäre und die doch sehr konstruktive Kritik wirkungslos verpuffen würde. In dem Artikel und in den Leserzuschriften stecken schließlich interessante und gute Anregungen und Verbesserungsvorschläge. Wollen wir Schule tatsächlich verändern, so sollten wir meines Erachtens kritische Beiträge dieser Art aufgreifen und konkrete Veränderungen im Schulalltag in Angriff nehmen.

Daher bitte ich die Lehrkräfte, die diesen ersten, sehr verantwortungsbewussten und mutigen Schritt der kritischen Analyse gemacht haben, nun aus der Anonymität heraus zu treten, den fachlichen Diskurs mit uns zu suchen – schließlich haben wir bei der Stadt nicht nur Experten für alle Schularten, sondern auch gewisse Zuständigkeiten –, um gemeinsam Lösungen zu erarbeiten. Ich bin sicher, dass sich auch die Bildungspolitiker der Parteien einer solchen Auseinandersetzung stellen werden.

Ich halte es für ausgeschlossen, dass (auch unbequemen) Lehrkräften, die durch konstruktive Kritik den Lern- und Arbeitsort Schule nachhaltig verbessern wollen, irgendwelche Nachteile entstehen. Das ist es doch ganz wesentlich, was Demokratie ausmacht: dass nämlich von behördlichen Regelungen Betroffene ihren Unmut laut äußern und Abhilfe fordern dürfen, ohne Repressalien befürchten zu müssen.
Wir sollten über Missstände in Ruhe und ernsthaft miteinander reden, mit einem einzigen Brandbrief, ohne ganz konkret Adressaten zu benennen, verändert man nichts!“
____________________________

Da kann man nur sagen: Die Botschaft hör ich wohl, doch mir fehlt der Glaube! Da haben sich vor den Augen der Verantwortlichen über Jahrzehnte hinweg Defizite aufgestaut. Wenn es von außen geleitete Qualitätszirkel mit sofortiger Umsetzung und Anerkennung konstruktiver Kritik gäbe, dann gäbe es keine Furcht vor beruflichen Nachteilen und keine Schweigespirale, sondern vertrauensvolle Zusammenarbeit. Solche Lehrer mit gebrochenem Rückgrat sollen Schüler zur Demokratiebereitschaft erziehen?! Man denke an die drei Affen!

„in den Ruhestand hinüber zu retten“, „aus der Anonymität heraus zu treten“. Da begegnet einem wieder die unmögliche neue Getrenntschreibung. Man kann nicht einerseits Lehrern autoritär eine unsinnige Rechtschreibreform aufzwingen, von ihnen Kadavergehorsam verlangen und jede Kritik im Keim ersticken, aber andererseits plötzlich in Demokratie machen. Den höheren Dienstvorgesetzten fehlt eine wesentliche Führungseigenschaft: Mangels demokratischen Führungsstils sind sie kein demokratisches Vorbild. Die Furcht der Lehrer vor Mobbing, Disziplinarmaßnahmen, schlechter Dienstlicher Beurteilung und Karriereknick ist berechtigt.

Diese Internetseite ist bisher ein Qualitätszirkel. Doch auch hier wirken im Hintergrund hin und wieder Gegenkräfte, die entgegengesetzte Meinungen autoritär unterdrücken wollen.



Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg

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Theodor Ickler
25.01.2001 23.00
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sichergehen, sicherstellen

Lieber Herr Riebe,
durch Nachschlagen in verschiedenen Wörterbüchern bestätigen Sie, was ich gesagt habe: Erstens werden „sicherstellen“ und „sichergehen“ nicht gleich behandelt. Nach Ihrem Befund wird für „sichergehen“ erstmals 1941 Zusammenschreibung vorgeschrieben, für „sicherstellen“ schon Jahrzehnte früher; das war zu erwarten, denn die nichtübertragene Verwendung von „sicher stellen“ werden Sie lange suchen können!
Aber Sie verharren bei Ihrem Grundfehler, mir die Einführung bzw. hier die Wiedereinführung einer weiteren Schreibweise zu unterstellen, die zur Verunsicherung führt. Dabei nehen Sie den Duden für die bisherige Schreibweise, während es in Wirklichkeit nur die bisherige obrigkeitliche Norm ist. Die Schreibweise war und ist so, wie ich sie angebe: mal so, mal so. Nur mein Wörterbuch verbürgt also, daß weiterhin geschrieben wird, wie es üblich war und ist. Es entlastet von einer völlig nutzlosen Lernaufgabe und Gedächtnisbelastung – einer von Tausenden! Ob Sie diesen Grundgedanken je nachvollziehen werden? Vorher reden wir ja ständig aneinander vorbei, weil Sie immer den alten Duden im Kopf haben, ich dagegen die „alte“ Rechtschreibung. Sie sind doch sonst so empfindlich gegen obrigkeitliche Reglementierung, aber den autoritären Duden mit seinem rechtlich umstrittenen Privileg erkennen Sie ohne weiteres an. Was die Dudenredaktion – fehlbare Menschen unter einem gewissen Erwartungsdruck –    sich zusammengereimt haben, zitieren Sie wieder und wieder, als sei es in besonderem Maße beachtenswert. (Von Mackensen ganz zu schweigen!) Das ist es, was ich nicht verstehe.



Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf

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Theodor Ickler
25.01.2001 23.00
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Stilisti

Lieber Herr Lachenmann,
obwohl wir auch wieder per E-mail korrespondieren könnten, möchte ich sdoch im allgemeinen Interesse auf dieser Seite antworten. Nein, ich schätze Ihre Gedanken zu den Feinheiten der deutschen Sprache und Schrift keineswegs gering und habe auch die grundsätzliche Zustimmung nicht überhört. Vieles von dem, was Sie sagen, brennt mir im Augenblick nicht so auf den Nägeln, weil es sozusagen nicht in die vorderste Linie der Orthographie gehört, sondern in den unendlichen Bereich der Didaktik und Stilistik. Es geht aber nicht verloren, keine Sorge!
Was den Ausbau des Wörterbuchs betrifft, so sind unsere Überlegungen (ich meine außer mir selbst die Betreiber dieser Seiten und besonders meinen Verleger) keineswegs nue, sondern wir wälzen seit Jahr und Tag die weitreichendsten Pläne, wollen und können das aber nicht alles hier ausplaudern. Bitte etwas Geduld! Alle Interessierten werden sich rechtzeitig dazu äußern können.
Es ist schon wahr, daß ich mich hier vornehmlich mit Reformgegnern herumschlage (naja, schlagen ist vielleicht übertrieben, sagen wir lieber: freundschaftlich balge), aber das liegt darand, daß ein begrenzter Kern von Grundgedanken erst einmal ganz klar gemacht werden muß, weil er so neuartig ist.



Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf

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Stephan Fleischhauer
25.01.2001 23.00
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Um Ihre süßen ...

... bockigen Töchter sind Sie sicherlich zu beneiden, Herr Lachenmann, aber den Vergleich mit Herrn Ickler finde ich doch ein bißchen albern. Aber das nehme ich selbstverständlich zurück, wenn sich in Icklers Neuauflage kein einziger Bogen mehr findet.



Stephan Fleischhauer
Kiel

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Manfred Riebe
25.01.2001 23.00
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Fragen nach den ideologischen Wurzeln der Rechtschreibreform

Hanno Birken-Bertsch, Reinhard Markner haben mit ihrem Buch „Rechtschreibreform und Nationalsozialismus“ versucht, die Frage nach den ideologischen Wurzeln der Rechtschreibreform zu beantworten. Wütende Proteste von Reformbefürwortern waren die Folge. Offenbar ist diese Fragestellung unangenehm oder politisch nicht korrekt. Doch die langfristigen Ziele der Reformer und ihr künftiges Handeln kann man nur dann einschätzen, wenn man nach den Motiven und Ursachen der Reform fragt. Auch die Frage nach den sozialistischen Wurzeln der Reform ist notwendig.

Wolfgang Denk, der Sohn Friedrich Denks, hatte im August 1996 im Sommerurlaub George Orwells visionären Zukunftsroman „1984“ gelesen. Er stellte fest, daß die Rechtschreibreform dem „Newspeak“ ähnele. So wurde Orwells „1984“ auch für viele andere ein zusätzlicher Anstoß zum Widerstand gegen die Rechtschreibreform. Ein Auszug daraus:

„Neusprech war die Amtssprache Ozeaniens und entworfen worden, um die ideologischen Anforderungen des Engsoz, oder englischen Sozialismus, zu erfüllen. Im Jahre 1984 gab es noch niemanden, der Neusprech als ausschließliches Mittel zur mündlichen oder schriftlichen Kommunikation benutzte. Die Leitartikel der Times wurden darin abgefaßt, doch war dies eine tour de force, die nur ein Spezialist bewältigen konnte. Man erwartete, daß Neusprech etwa bis zum Jahre 2050 Altsprech schließlich verdrängt haben würde. (...) Die 1984 gebräuchliche und durch die neunte und zehnte Auflage des Neusprechdiktionärs verkörperte Version war provisorisch und enthielt viele überflüssige Wörter und archaische Strukturen, die später abgeschafft werden sollten. (...)
Neusprech sollte nicht nur ein Ausdrucksmittel für die den Anhängern des Engsoz gemäße Weltanschauung und Geisteshaltung bereitstellen, sondern auch alle anderen Denkweisen unmöglich machen. (...) Neusprech sollte den Gedankenspielraum nicht erweitern, sondern einengen, und dieser Zweck wurde dadurch unterstützt, daß man die Auswahl an Wörtern auf ein Minimum zusammenstrich.“ (Orwell, George: „1984“, S. 302 f.)
_________________________________

Es wäre wünschenswert, insbesondere auch das Zusammenspiel zwischen sozialistischen Rechtschreibreformern der DDR und den westdeutschen Sprachwissenschaftlern zu untersuchen, die der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) angehörten wie der Vorsitzende der Zwischenstaatlichen Rechtschreibkommission Gerhard Augst.



Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg

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Stephan Fleischhauer
25.01.2001 23.00
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Doch, doch

ist deutsch „Ich esse Abendbrot“. Es gibt jedenfalls viele, die sagen: „Wir essen gerade Mittag“ – ganz ohne die vornehme Präposition. Hier könnte ein Übergang zur VZ-Konstruktion vorliegen.      



Stephan Fleischhauer
Kiel

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Christian Dörner
25.01.2001 23.00
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Doch noch Empfehlungen aufnehmen?

Oft habe ich hier versucht klarzumachen, warum eine exakt ins Detail gehende Regelung der Getrennt- und Zusammenschreibung mir nicht sinnvoll erscheint. Trotzdem bin ich nach wie vor der Meinung, daß ein paar genauere Empfehlungen (z. B. bei bereitstellen, fertigstellen, kennenlernen, aufrechterhalten usw.) nicht schaden, sondern sogar nützlich sein würden. Da ich nicht erneut meine eigenen Argumente hier aufzählen will, will ich jemanden zu Wort kommen lassen, der sich auf diesem Gebiet viel besser auskennt:

(Hinweis: Ich habe mich wirklich bemüht, nichts aus dem Zusammenhang zu reißen.)

»Nicht richtig bedacht worden ist bisher, daß dieselbe fatale Wirkung durch eine scheinbar entgegengesetzte Tendenz der Reform erreicht wird, nämlich durch das Geltenlassen oder gar der Neueinführung funktionsloser Varianten: so dass und sodass, das oben Erwähnte und das Obenerwähnte, aufs schönste und aufs Schönste, Nummer Sicher und Nummer sicher usw., ganz zu schweigen von der neuen Kommasetzung. Die Zulassung neuer Varianten wird als „liberal“ und als „Gewinn an Freiheit“ gerühmt. Aber wenn es keine Kriterien gibt, wonach im gegebenen Fall die eine Variante besser ist als die andere, dann herrscht nicht Freiheit, sondern Beliebigkeit und neue Unsicherheit. Die ungeheure Fülle von funktionslosen Varianten, ein Hauptmerkmal der neuen Rechtschreibung, verstößt gegen ein subtiles Gesetz der Sprache, das man nach seinem Entdecker, einem Semantiker des 19. Jahrhunderts, „Bréalsches Verteilungsgesetz“ nennt und ohne das man auch die Sprachgeschichte, vor allem die Ausdifferenzierung sogenannter Synonyme nicht verstehen kann. Dieses Gesetz besagt: Wo mehrere verschiedene Formen existieren, erwartet der Hörer oder Leser, daß sie auch Verschiedenes bedeuten. Diese Erwartung wird von der reformierten Rechtschreibung an vielen Stellen enttäuscht. Es ist auch behauptet worden, Varianten seien notwendig, wenn die Sprache für Entwicklungen offen bleiben soll. Das mag für die Fremdwortschreibung zutreffen, aber welcher Entwicklungstendenz kommt die Schreibung aufs Schönste entgegen? In Wirklichkeit steht hinter diesen Varianten nur die Unfähigkeit der Reformerm eindeutige Unterscheidungskriterien herauszufinden. Beliebigkeit schafft neuen Regelungsbedarf bei den Sprachteilhabern selbst.« (Ickler, 1997, S. 128 f.)

Diesen Ausführungen stimme ich voll und ganz zu. Deswegen wären ein paar genauere Hinweise im Rechtschreibwörterbuch nicht schlecht. Mich würde interessieren, wie die anderen darüber denken.



Christian Dörner
91058 Erlangen

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Walter Lachenmann
25.01.2001 23.00
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Die Schubladen werden aufgeräumt

»Inzwischen ist der Wunsch aufgetaucht, das Buch möge in gewohnter Weise auch noch andere Auskünfte enthalten, und dem wollen wir in Kürze entsprechen.« (Ickler, 27.1.2001)

Na, Herr Fleischhauer, ist der Vergleich mit meinen beiden bockigen Töchtern wirklich so albern?
Ich weiß jetzt nur nicht, ob auch ich zu denen gehöre, denen Herr Ickler seinen Dank ausspricht.
Ich jedenfalls danke ihm.



Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen

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Manfred Riebe
25.01.2001 23.00
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Das Schweigen im Walde

„Aus unzähligen Briefen, auch verstohlen zugesteckten Zetteln ist mir bekannt, daß praktisch alle deutschen Sprachwissenschaftler und Germanisten die Reform für völlig mißlungen halten. Bringt man das Gespräch auf dieses Thema, verdrehen manche nur die Augen. Das soll wohl heißen: ‚Natürlich ist die Reform Unsinn, das sage ich in meinen Seminaren auch, aber Sie wissen ja, der Kolleg X war beteiligt, da hält man sich in der Öffentlichkeit lieber zurück.‘ So lassen sich die wenigen, die öffentlich zu ihrer Einschätzung stehen, an den Fingern einer Hand abzählen.“ (Ickler: Die sogenannte Rechtschreibreform. Ein Schildbürgerstreich, 1. Auflage, 1997, S. 158)

Das ist die Antwort auf die Frage, weshalb hier keine Beiträge von Sprachprofessoren zu finden sind. Aber kollegiale Rücksichtnahme? Weit gefehlt! Es ist die Angst, bei der Gegenseite anzuecken. Streitbare Demokraten sind selten. In unserer Demokratie regiert die Angst. Elisabeth Noelle-Neumann hat dieses Phänomen als „Schweigespirale“ bezeichnet. (Elisabeth Noelle-Neumann: Öffentlichkeit als Bedrohung. München 1977)

Das Gästebuch dient auch dem Brain Storming. Man sammelt ähnlich wie im Verbesserungsvorschlagswesen Gedanken. Dabei gibt es Brauchbares und weniger Nützliches, aber ein Körnchen Wahrheit ist immer dabei. Verbesserungsvorschläge dürfen auch anonym gemacht werden, weil sie erfahrungsgemäß oft als destruktive persönliche Kritik an Dienstvorgesetzten mißverstanden werden. Davon sollte man sich aber nicht abschrecken lassen, sonst müßte jeder mit einem Maulkorb herumlaufen.



Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg

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Stephan Fleischhauer
25.01.2001 23.00
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Zu viele Schubladen

Aufgeräumt wird möglicherweide nur hier: Das Icklersche Wörterverzeichnis enthät keine konsequent durchgeführten Angaben über Geschlecht (z.B. bei „Radiergummi“), transitiven/intransitiven Gebrauch („erinnern“), unregelmäßige Flexion (z.B. Plural „Motore(n)“) usw.
Lieber Herr Lachenmann, noch einmal zurück zu Ihrem Argument, daß der geübte Schreiber auch ohne nachzuschlagen vernünftig schreibt und das deshalb ein orthographisches Wörterbuch differenziertere Ratschläge für den Schreibunsicheren geben sollte.
Bedenkt man, daß das Wörterbuch auch für Korrekturzwecke an der Schule einsetzbar sein soll, läßt sich ein solcher Ratgeber-Korrektor nur unter sehr großem Aufwand verwirklichen: keine Einzelfallfestlegungen, sondern statistische Angaben bei den Bogen-Einträgen. Wer will dabei mithelfen? Freiwillige vor! (Herr Ickler hat auf dieser Seite bereits ausgesprochen, daß dies eine Arbeit von Jahrzehnten wäre – weil er bockig ist?)
Ansonsten ist meines Erachtens keine Verbesserung des Icklerschen Konzepts möglich. Natürlich, Sie können jetzt entgegnen, daß Einzelfallfestlegungen möglich wären, weil ein guter Lehrer „wohl fühlen“ und „wohlfühlen“ gleichermaßen gelten läßt, egal welche Form auch immer er im    Wörterbuch findet.(Und so war es wohl auch.) Aber das heißt eigentlich nur, daß wir mit dem (alten) Duden immer noch gut bedient sind. Wer ihn aus Dummheit weggeworfen hat, kann ihn sich leicht und billig im Antiquariat besorgen.
Lieber Herr Lachenmann, wäre Ihnen geholfen, wenn ich Ihnen Ihren „Ickler“ abkaufe?



Stephan Fleischhauer
Kiel

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Theodor Ickler
25.01.2001 23.00
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Gut gegeben!

Herr Dörner, dessen kritische Solidarität ich außerordentlich schätze, hat das bisher Treffendste vorgebracht, was gegen mein jetziges Verfahren eingewandt werden kann – kein Wunder, denn es stammt von mir selbst. Ich verteidige mich gegen meine Selbstdemontage, indem ich die Hälfte zugebe und im übrigen darauf verweise, daß mir die deskriptive Anlage und der Nutzen für die Vereinfachung der Lernaufgabe wichtiger sind als die Bedenken gegen „funktionslose“ (oder in ihrer Funktion noch nicht geklärte) Varianten. Es ist eine Gratwanderung. „aufs Schönste“ ist wohl obsolet, die Wiedereinführung sinnlos und damit schädlich; bei „sicher gehen“ scheint mir die Bereinigung zu kostspielig, ich will ja keinen Nachschlagebedarf schaffen, sondern ihn vermindern. Ein besonderer Fall sind die neueerdings noch einmal mächtig vermehrten Varianten vom Typ „Aufsehen erregend"/"aufsehenerregend“ (aufgrund der Kritik wiedereingefphrt, gegen die amtliche Regelung), die von der Reformkommission für funktionslos erklärt werden, obwohl sie es in Wirkllichkeit nicht sind (und genau das wird in meinem Wörterbuch erklärt). Summa summarum: Obwohl mir natürlich bewußt ist, daß Orthographie insgesamt eine einzige Variantenbeseitigung war und immer sein wird, scheint es mir Bereiche zu geben, die nicht abschließend in dieser Weise bearbeitet werden können, ohne daß eine abstruse Intensivierung des Nachschlagens daraus resultiert. H. H. Munske hat das oft und eindringlich gesagt. Ich biitte alle Interessierten, sich die Sache in ihrem ganzen Umfang klarzumachen. Übungsvorschlag: Meine Bogen-Einträge durchgehen und ohne Nachschlagen raten, wie der alte Duden es gelöst hatte (ernstnehmen, saubermachen, sattsehen, kaltlassen, kahlfressen usw.). Aber nicht mogeln!
Zur Verteidigung des Duden (den ich ja sowieso nie besonders streng verurteilt habe) möchte ich noch sagen, daß die Dudenredakteure schon früher viel lieber etwas anderes gemacht hätten – mehr in meiner Richtung –, daß sie aber, wie mir der Chef und sein Stellvertreter bei einem sehr offenen und freundschaftlichen Gespräch einmal sagten, mit der staatlichen Privilegierung in einem goldenen Käfig gesessen hätten – golden zwar, aber eben doch ein Käfig. Das heißt, sie mußten immer gewisse Erwartungen bedienen.



Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf

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Theodor Ickler
25.01.2001 23.00
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wohl

Zu Herrn Fleischhauer:
Mein Wörterbuch enthält bisher nur solche nicht-rechtschreiblichen Angaben, die für die Identifikation des Stichwortes notwendig sind, daher auch keine Genusangaben um ihrer selbst willen. Wie gesagt: eine erweiterte Fassung ist bereits im Entstehen, das ist aber keíne Revision des Konzepts, sondern eine kleine Aufmerksamkeit für den Benutzer. Vielleicht stellen wir bald mal ein paar Probeseiten hier ein, damit viele die Neufassung kommentieren können.
Ein Rechtschreibwörterbuch ersetzt keine Rechtschreibdidaktik. Den Ratgeberanteil, der ja eine Art Stilistik ist, kann man auf verschiedene Weise festlegen; das betrifft das Gleichgewicht zwischen dem Minimum, das ins Wörterbuch gehört, und der ausführlichen Lehre, die eine handbuchartige Darstellung fordert. So haben auch die Reformer sehr früh Didaktisierungen herausgebracht – die beste ist von Gallmann und Sitta: Handbuch Rechtschreiben. Zürich 1996. (mit erstaunlich viel Kritik am gerade erst von beiden mitverfaßten Regelwerk!)
Ein schönes Beispiel ist „wohlfühlen“! Mal ehrlich: Wer hat schon gewußt, daß der Duden keinerlei Zusammenschreibung von „wohl“ mit Verben zuließ? (Die Neuregelung natürlich erst recht nicht!) Wir hatten also auch „wohl gefühlt“, aber „wohlversorgt“ usw. – ziemlich weltfremd. Die Reformer begründen die Zusammenschreibung neuerdings mit Steigerbarkeit: „sich wohl fühlen“ wegen „sich besser fühlen“ – was allerdings der Komparativ zu „sich gut fühlen“ ist. Und nun bedenken Sie: Welchen Gewinn bringt es, hier die eine oder die andere Schreibweise als einzige festzulegen? Welche „Kosten“ entstehen andererseits? (Ich bitte herzlich, mich mit dem Einwand zu verschonen, die Getrenntschreibung sei falsch, weil sie Verwechslung mit „wahrscheinlich fühlen“ hervorrufen könnte!)
Was neuerdings aus „wohl“ geworden ist, steht in meiner Übersicht zum neuesten Duden; des Schwankens ist kein Ende, weil die Regelungswut von Grund auf verfehlt ist.



Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf

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Manfred Riebe
25.01.2001 23.00
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Schreibsicherheit: sichergehen / sicherstellen

Im Duden, 8. Auflage, 1908, und im Duden, 8. neubearbeitete Auflage, 1914, steht: sicherstellen, Fußnote 2: B. (das bayerische Wörterverzeichnis von Ammon): sicher stellen.

Im Duden, 12. Auflage, 1941, steht: sicherstellen (sichern; feststellen; in polizeil. Gewahrsam nehmen); aber: sicher stellen (an einen sichern Ort stellen); sichergehen (sich vergewissern); aber: sicher gehen (ohne Gefahr, ohne Schwanken gehen).

Man kann folglich bis 1908 zurückgehen, ohne für die übertragene Bedeutung eine Getrenntschreibung im Duden zu entdecken. In gleicher Weise steht es in Lutz Mackensen: Deutsches Wörterbuch, 12. Auflage, 1991.

Im Duden, 12. Auflage, steht auf Seite 24* unter:
Zusammenschreibung eng zusammengehöriger Wörter
Feste Regeln lassen sich hier nicht angeben. Das Sprachgefühl entscheidet im Sonderfall. Im allgemeinen bezeichnet die Zusammenschreibung eine engere Verbindung und ist geboten, wenn durch die Verbindung zweier Wörter ein neuer Begriff entsteht, den die bloße Nebeneinanderstellung nicht ausdrückt. In der Regel zeigt schon die (starke) Betonung des ersten Gliedes der Zusammensetzung diese stärkere Zusammengehörigkeit an.
Beispiele: feststellen (als zweifellos hinstellen) neben fest stellen (etwas so stellen, daß es nicht schwankt); usw. (...)
Anderseits kann auch bei an sich gleicher Bedeutung eine Verbindung einmal verbunden, ein andermal getrennt gehalten werden, je nachdem sie unter einen Starkton rückt oder das Gewicht mehrere Starktöne erhält, z.B. nicht wiedergutzumachen; aber: dieses Verhalten ist schwer verständlich; ferner: ein sicherwirkendes Mittel, aber: ein ganz sicher wirkendes Mittel (Die Betonungszeichen können hier nicht dargestellt werden. M.R.).

Diese Duden-Schreibweise und -Erläuterung ist für mich eine verständliche, nachvollziehbare, eindeutige Darstellung und Begründung des Schreibgebrauchs.

Wenn nun plötzlich abweichend davon eine Fakultativschreibung mit Bogen (Getrennt- oder Zusammenschreibung) ohne Bedeutungsangabe und ohne hinreichende Begründung und Gegenargumente eingeführt wird: sicher_gehen, sicher_stellen, bedeutet das für mich eine unverständliche Schreibweise und eine völlig unnötige Schreibverunsicherung.



Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg

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Wolfgang Wrase
25.01.2001 23.00
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Herr Riebe, werben Sie bitte für die Reform-GZS!

Es ist Herrn Riebe offensichtlich egal, wie die Leute tatsächlich schreiben oder was in den Zeitungen steht. Hauptsache, eine eindeutige Regel stand im alten Duden. Da sollte man Herrn Riebe auffordern, im Bereich Getrennt- und Zusammenschreibung konsequenterweise die Seite zu wechseln und für die Reformregeln zu kämpfen – mit all seiner Hartnäckigkeit. Denn nach der Reform steht nicht nur ebenfalls etwas Eindeutiges im Lexikon, sondern es gibt auch für Tausende von bisherigen Zweifelsfällen eine meist zum Ziel führende einheitliche Regel – die Erweiterbarkeit/Steigerbarkeit-Probe. Somit braucht der Schreiber nicht einmal mehr nachzuschlagen und hat schon ohne Lexikon meistens die richtige Schreibung, die im Lexikon steht. Wo die Probe nicht eindeutig zum Ziel führt, wird dem Schreiber Wahlfreiheit eingeräumt, und wenn er es dennoch eindeutig haben will, kann er ja in diesen verbleibenden Zweifelsfällen immer noch im neuen Duden nachsehen oder in einem anderen Lexikon (die Wörterbücher werden ja mittlerweile auch weitgehend einander angeglichen). Wie die unklaren GZS-Fälle bisher geregelt waren, konnte man hingegen kaum ahnen, was man bestätigt finden wird, wenn man der Aufforderung von Professor Ickler nachkommt, zu seinen Bogen-Fällen ohne Nachschlagen die Duden-Regelungen herunterzubeten. Das einzig Wichtige für Herrn Riebe – der Maßstab „eindeutige Regelung im Lexikon“ – konnte also bisher nur durch Nachschlagen eruiert werden, andernfalls begaben sich die Schreiber in die von Herrn Riebe verabscheute verwahrloste, degenerierte Beliebigkeitsschreibung. Also, Herr Riebe, wenn Sie trotz mehrfacher Warnungen und vielen wohlwollenden Antworten unbedingt Ihren immergleichen Senf zur GZS loswerden wollen („Schon wieder Unsicherheiten!! Bitte eindeutig regeln!!“), dann wechseln Sie doch in diesem Bereich die Front und kämpfen Sie für die Reform-GZS – sonst machen Sie sich erst recht lächerlich.



Wolfgang Wrase
München

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