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Theodor Ickler
27.01.2001 23.00
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Zwischenbetrachtung

Der Kernpunkt ist wohl wirklich die Stelle, an der Herr Riebe sagt, daß man in einem Wörterbuch „sofort die richtige Schreibweise eines Wortes“ finden wolle. Im Rahmen des Sprachnormenprojekts der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung vor zwanzig Jahren wurde über diese merkwürdige Gesinnung viel diskutiert. Die Deutschen haben wohl einen besonders großen Bedarf an Normen, im Sinne autoritärer „Lösungen“. Gerade heute morgen hat es mich wieder eigenartig berührt, daß die Parteien nicht einfach fair miteinander umgehen, sondern zunächst einmal ein „Fairneßabkommen“ schließen wollen. Anders geht es wohl hierzulande nicht.

Der Glaube an „die richtige Schreibung eines Wortes“ ist der Grundirrtum. Herr Riebe teilt ihn mit den Reformern. Beide sagen: Hauptsache eindeutig! Die Folgen in linguistischer wie pädagogischer Hinsicht sind ihnen egal. Wenn ich Herrn Riebe mit dieser Charakterisierung unrecht tun sollte, möge er sich wenigstens ein einziges Mal zu diesen Folgen äußern, wie ich sie so oft dargestellt habe (Lern- und Nachschlageaufwand). Am besten wäre es wirklich, einmal eine Probestrecke des neuen „Riebe“ vor Augen zu haben und daran weiterzudiskutieren. Ich bin an sich kein Freund von Retourkutschen der Art „Mach’s doch selber!“ Wenn ich eine Kamera kaufe, die schlechte Bilder macht, wäre ich ziemlich sauer, wenn der Hersteller mich aufforderte: Bau dir doch selbst eine! – Dazu bin ich ja nicht ausgebildet, und das kann ich einfach nicht. Aber hier, bei unserer Muttersprache, liegt die Sache grundsätzlich anders, und außerdem behauptet Herr Riebe ja die ganze Zeit zu wissen, wie man es besser macht. Das wollen wir doch gern einmal näher ansehen, sei es auch nur an einer winzigen Probestrecke (aber einer ernst gemeinten, nicht bloß zum Spaß, um unsere Aufmerksamkeit zu testen!).

Es ist richtig, daß mein Vorwurf an die Reformer wegen der Beliebigkeitsschreibungen in einem bestimmten Zusammenhang zu verstehen ist: Sie sind es doch, die mit ihren sonderbaren Regeln zu eindeutigen Schreibweisen zu gelangen versuchen, und wenn es dann nicht klappt, führen sie großzügig Varianten ein. Also nicht etwa wie ich aufgrund der Schreibwirklichkeit, sondern aus ihrer eigenen Verlegenheit. Man sehe sich doch §§ 34 ff. noch einmal an und frage sich, ob die Reformer das Thema „Verbzusätze“ bewältigt haben? Sie haben es genauso dezisionistisch erledigt wie der alte Duden, oder vielmehr noch etwas schlechter, weil wirklichkeitsferner. Was zum Beispiel der Zusatz „wieder-“ heißt, haben sie ganz und gar verkannt, und zwar trotz aller Korrekturen bis zum heutigen Tag. In meinen Kommentaren (nicht im Wörterbuch, aber das wird nachgeholt) ist es erstmals richtig dargestellt. Im Wörterbuch habe ich mich kurz gefaßt, weil ich auf eine Hintergrundgrammatik baue, die allerdings noch nicht ausgearbeitet, geschweige denn veröffentlich ist (bis auf die Rudimente im Glossar). (Übrigens nichts Besonders, alle Regelwerke halten es so.)

Die starre Eindeutigkeit, die Herrn Riebe vorschwebt, beseitigt in der Tat alle Entwicklungsmöglichkeiten. Aber vielleicht will er das ja gerade: Einmal richtig, immer richtig!? Auf diese Weise wäre es allerdings nie zu jenen Schreibweisen gekommen, die ihm heute als die einzig „richtigen“ erscheinen und zum Teil noch vor wenigen Jahren „falsch“ waren.

Zum Schluß: Auch ich kann mich gar nicht genug über die autoritätsgläubige Gesinnung bei Herrn Riebe wundern. Man sehe sich seine Geringschätzung der Journalisten an: Sie läuft auf eine Geringschätzung der Sprachgemeinschaft hinaus. Riebe will Experten heranziehen, die von vornherein Dudenkenner sind und von Berufs wegen die Dudennorm exekutieren: Lehrer, Buchdrucker, Schriftsetzer, Lektoren, Übersetzer – diese sind alle gehalten, die Norm zu kennen und umzusetzen. Schriftstelle, die er ebenfalls erwähnt, sind zwar von Gewicht, aber die normale Sachprosa, einziger Gegenstand der Orthographie, findet man bei ihnen nicht unbedingt. Die „Auflage, nicht nachzuschlagen“, soll wohl ein Witz sein? Ein Korrektor braucht nicht nachzuschlagen, um zu wissen, wie der Duden „wohltun“ geschrieben wissen will. Lauter Leute, die die Norm von Berufs wegen im Kopf haben, sind nicht die Sprachgemeinschaft. So elitär wie bei Herrn Riebe hat man es lange nicht gelesen.

Und ganz zum Schluß das factum brutum et inconcussum: Meine Orthographie ist der Wirklichkeit abgelesen und bringt genau wieder diese Wirklichkeit hervor, nicht wahr, Herr Riebe? Aber wenn das so ist – leider haben Sie in all der langen Zeit nicht zu diesem Hauptpunkt Stellung genommen, außer mit Ihrer Journalistenbeschimpfung –, dann entfällt praktisch der ganze Krampf mit der „richtigen Schreibung“.



Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf

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Gast
27.01.2001 23.00
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Kommentar zu “Es gibt sie noch, die guten Dinge ... “ (25.1.01)

Sehr geehrter Herr Jansen,

zu der in Ihrem Bericht angeführten Schreibweise von einem Baß-Saxophon „Basssaxofon/Baßsaxophon“ schlage ich vor, daß man die spezifiziert Ausführung eines Musikinstrumentes stets mit einem Bindestrich schreibt, denn es sollen ja beide Teilworte gleichwertig erscheinen, auch wenn das erste Teilwort meist mehr Betonung erhält beim Lesen. Dies erscheint mir erwähnenswert, weil auch nach den „alten“ Schreibregeln in einigen Fällen nicht genügend differenziert wurde, indem man einfach Worte aneinanderreihte. Dieser Punkt wird oft auch von Ausländern bemängelt, weil es die deutsche Schrift nicht ohne weiteres lesbar mache, also den Lesefluß hemmen kann.

Letzterem stimme ich nur bedingt zu, da ich eigentlich ein Verfechter der Zusammenschreibung von Wortkombinationen bin, aber nicht bis zum Extrem. Wenn nämlich beide Teilworte bzw. Wortteile des Gesamtausdrucks betont bleiben sollen, sich aber die Getrenntschreibung nachteilig auswirken würde, sollte man immer einen Bindestrich setzen. Dadurch wird gleichzeitig die Lesbarkeit verbessert, und Kuriositäten oder Mißverständnisse werden vermieden,
vor allem bei schlechten Trennungsprogrammen.

Beispiele: Container-Erfahrung statt Containererfahrung, Patent-Anker statt Patentanker, Alt-Flöte statt Altflöte, Baß-Stimme statt    Baßstimme (oder gar Bassstimme), Großkreis-Navigation statt Großkreisnavigation, Teen-ager statt Teenager etc.

Überhaupt wäre die gezielte Setzung eines Bindestriches eine sehr gute Alternative, um sicherzustellen, daß die entsprechende Wortkombination richtig gelesen und ausgeprochen wird. Allerdings auch nur eine „Alternative“, wenn das Zusammenschreiben unglücklich sein könnte.

Sicherlich kennen Sie auch das Gratistischwein (Gratis-Tischwein).

MfG

Beispiele



Dietrich Beck
Großensee

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Gast
27.01.2001 23.00
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Es gibt sie noch ... (Korrektur der Anrede)

Bei den vielen Diskussionen und Beiträgen in dieser Rubrik gerät manchmal etwas durcheinander, also:

der letzte Beitrag sollte nicht an Herrn Jansen, sondern an Herrn Lachenmann gehen, bitte verzeihen Sie mir ...

MfG und bis bald



Dietrich Beck
Großensee

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Norbert Schäbler
27.01.2001 23.00
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Zur Notengebung - Rechtsberatung erwünscht!


Auf der Nachrichtenseite wurde heute ein Schülerdiktat eingestellt.
In diesem Diktat schrieb ein Schüler das Wort „Regenguß“ in herkömmlicher Form. Ansonsten unterlief ihm kein weiterer Fehler.
Der Lehrer bewertete das Diktat mit der Note „2“.
Damit verstieß er gegen die amtliche Verlautbarung, daß während der Übergangszeit bis 2005 die herkömmliche Schreibweise nicht als Fehler anzurechnen sei.

Dies allerdings ist kein Einzelfall! Die Verstöße häufen sich!
So wurde in letzter Zeit bekannt, daß verschiedene Lehrer in ihren Klassen Abstimmungen durchführen lassen, in denen die Schüler erklären sollen, daß sie nach der neuen Rechtschreibung bewertet werden wollen.

Meine Frage an rechtskundige Personen: „Kann ein (möglicherweise 100prozentiges) Schülervotum einen Lehrer dazu berechtigen, sich über amtliche Richtlinien hinwegzusetzen?“

Mein Antrag an Betroffene: Befragen Sie hierzu    Klassenelternsprecher, Elternbeiräte sowie Schulbürokraten (Lehrer, Rektoren, Schulräte, Ministerialbeauftragte)! Führen Sie Statistiken und veröffentlichen Sie diese an geeigneter Stelle (Zeitung, Internetseiten)!“



Norbert Schäbler
Hösbach

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Gast
27.01.2001 23.00
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zu “Schreibsicherheit: sichergehen / sicherstellen³ vom 27.1.

Sehr geehrter Herr Riebe,

zu Ihren Ausführungen hinsichtlich Schreibsicherheit und Schreibweise fällt mir aus praktischer Sicht folgendes ein:

Ob – je nachdem, was ich in meinem Geschriebenen ausdrücken oder „rüberbringen“ will, bei Wortkombinationen die Zusammenschreibung oder Getrenntschreibung die „richtige“ (sprich: treffende) ist, kann sich ganz einfach ergeben, wenn man das zugehörige Substantiv bildet; bei korrekter Zusammenschreibung besteht auch das Substantiv aus allen Teilworten, mit der Betonung auf dem ersten Teilwort wie beim Verb. Wäre im jeweiligen Fall die Getrenntschreibung die treffendere, bildet sich das Substantiv des Vorgangs (o.ä.) nur aus dem zweiten Teilwort, und das erste ist nun nachgeordnete Beifügung o.ä.; Beispiele:

sichergehen (im Sinne von „vergewissern“) – das Sichergehen (= Vergewisserung)
sicher gehen – das sichere Gehen, der sichere Gang

feststellen – das Feststellen, die Feststellung
fest stellen – das feste Stellen, fest-Einstellung (Arretierung) o.ä.

sicherwirkend – die Sicherwirkung
sicher wirkend – die sichere Wirkung

sicherstellen – die Sicherstellung
sicher stellen – das sichere Stellen, Hinstellen o.ä.

wohltun – die Wohltuung
wohl tun – das wahrscheinliche Tun

wohlsein – das Wohlsein (s.a. „Prost“)
wohl sein – das wahrscheinliche Sein

alleinerziehen – die Alleinerziehung
allein erziehen – das alleinige oder ausschließliche Erziehen

sich auseinandersetzen – die Auseinandersetzung
sich auseinander setzen – die getrennte, separate Sitzweise oder –ordnung

sich zusammensetzen – die Zusammensetzung
sich zusammen setzen – das gemeinsame Setzen oder Hinsetzen

Sehen Sie, worauf ich hinauswill? Wenn ich also vom Substantiv ausgehe, komme ich zwangsläufig zur entsprechenden Schreibweise des Verbs oder was auch immer.

Verzeihen Sie, wenn ich es nicht so sprachwissenschaftlich korrekt formuliere, aber ich habe ein sehr gutes Sprachgefühl und komme von diesem Gefühl her auf die richtige Schreibweise, das Ergebnis ist das gleiche wie bei den anders begründeten Schreibregeln. Bei solchen Recherchn stoße ich oft auch auf praxisnähere und praktisch besser anwendbare Zusammenhänge.

Wenn wir uns bemühen würden, die deutsche Sprache (diese wunderbare Klangsprache) stets richtig auszusprechen, hätte es wohl keiner Reform bedurft. Die „alten“ Schreibregeln boten und bieten so gute nuancenreiche Möglichkeiten, den gewünschten Text bzw. die Sprache 100%ig reproduzierbar zu machen, daß die neuen Regeln eine große Verarmung darstellen. Es ist, als wolle man einem Maler die Farbpalette reduzieren und bestimmen, bestimmte Farben und Zwischentöne nicht mehr zu verwenden; oder einem Komponisten sagen:
„Künftig darfst du keine Verbindungsbogen mehr setzen, auch wenn die verbundenen Töne zusammengehören!“
Ja, wie klingt dies dann?

Ich habe auf diese Zusammenhänge bereits mehrfach hingewiesen und werde dies auch weiterhin tun, um das Bewußtsein für die „feineren Töne“ in unserer Sprache zu schärfen, uns des Wertes dieses in Generationen gewachsenen Kulturgutes mehr bewußt zu werden und uns für dessen Erhalt einzusetzen. Hierzu gehört auch, mutig diejenigen Regeln anzuwenden, die passen, also die optimalen „tools“. Ich erinnere an meinen Beitrag vom 24.1. unter dieser Rubrik, mit dem Titel/Untertitel „Wie erlange ich ein besseres „Sprachschrift“-Verständnis?

Ich werde an anderer Stelle wieder dazu berichten.



Dietrich Beck
Großensee

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Walter Lachenmann
27.01.2001 23.00
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Koppeln?

Lieber Herr Beck,

als konzernunabhängiger und vorgesetztenfreier Verleger mache ich es hier, wie ich lustig bin.
Hätte Ihnen hier etwa konzern-unabhängiger und vorgesetzten-freier besser gefallen?

Mir persönlich erscheinen diese gekoppelten Wörter meistens schwerfällig und unästhetisch.
Nur wenn Undeutlichkeiten entstehen können, entschließe ich mich für Koppelwörter.
So schreibe ich in dem neuen Buch über Miles Davis (Herr Dräger, reservieren Sie rechtzeitig!!) nicht
Originalalbum (wegen alal) sondern, wie Sie es täten, Original-Album.
Aber besser finde ich
Originalversion statt Original-Version.

Das wird hoffentlich nicht per Rechtschreibregel vorgeschrieben. Selbst dann würde ich noch Gutdünken verfahren, allerdings innerhalb eines Buches einheitlich.

Wenn Sie nämlich einen längeren Text haben, wirken diese Koppelwörter lähmend auf den Lesefluß.


Mir ging es auch um das Baßsolo, das durch das ß so deutlich und schön ist, daß Basssolo dagegen keine Chance hat. Baß-Solo erscheint, wie gesagt, schwerfällig, diese Schreibweise ist so wenig nötig wie Solo-Flöte. Soloflöte ist doch ein hübsches, klares Wort!
Herr Jansen (Entschuldigung für ss, immerhin nicht ß) hat ja auch nicht widersprochen, das freut mich.



Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen

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Theodor Ickler
27.01.2001 23.00
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Zum Bindestrich

Die Neuregelung nimmt für sich in Anspruch, mehr Freiheit im Gebrauch des Bindestrichs gebracht zu haben. Das ist nur bedingt richtig, denn sie schreibt viele Bindestriche erstmals vor, die bisher nicht stehen mußten. Darauf weist auch das neue Buch von Nerius et al. hin („Duden: Deutsche Orthographie“). Andererseits muß man bei genauerer Betrachtung anerkennen, daß das Regelwerk im alten Duden viel mehr Spielraum ließ, als es das Wörterverzeichnis dann zu zeigen schien. Unter R 33 hieß es z.B. „Zusammengesetzte Wörter werden gewöhnlich ohne Bindestrich geschrieben.“ Was heißt „gewöhnlich“? In den „Ausführungsbestimmungen“, wie man sagen könnte, wird dann restriktiv verfahren, aber erst nach und nach. Zunächst folgt eine Tatsachenbehauptung: „In Ausnahmefällen (vgl. im einzelnen das Wörterverzeichnis) ist die Schreibung mit Bindestrich festgeworden: Ich-Laut, Ich-Roman (aber: Ichform, ichbezigen), Ist-Stärke, Soll-Bestand, daß-Satz, das Als-ob.“ Diese Behauptungen sind teilweise falsch, es sind verkappte Normsetzungen. Es gibt von der Grundkonzeption her keine Einwände gegen „Ich-Form“. Da hier ein Teil „zitiert“ und ein anderer Teil „verwendet“ ist, empfiehlt sich sogar die Setzung eines Bindestrichs, denn der wirkliche Grund der Bindestrichsetzung, vom Duden nie erkannt, ist die semiotische Ungleichartigkeit der Bestandteile eines komplexen Wortes. (Gallmann hat das gut dargestellt.) Fatal der Verweis auf das Wörterverzeichnis, wodurch die Liste der angeblich obligatorischen Bindestrichwörter sich ins Unabsehbare und Unvorhersehbare verlängert!
Ebenso windig ist die irgendwann eingeführte Regel R 34, wonach erst bei „mehr als drei Gliedern“ eine unübersichtliche Zusammensetzung durch Bindestrich zu gliedern sei. Hier hat sich die Dudenredaktion wieder einmal einen Reim auf die Erscheinungen zu machen versucht und eine ziemlich weltfremde Setzung hervorgebracht. Unübersichtlichkeit kann auch bei weniger als drei Gliedern eintreten; warum soll man sie nicht durch einen Bindestrich beheben? Das geschieht ständig, und niemandem fällt es auf. Das sind eben die berüchtigten Duden-Haarspaltereien, die man auskämmen muß. Und da kommt nun R 35 zu Hilfe, der das Vorhergehende grundsätzlich wieder aushebelt: „Einen Bindestrich setzt man, wenn Mißverständnisse auftreten können. (...) In Einzelfällen (?) kann man einen Bindestrich setzen, um Teile eines Wortes besonders hervorzuheben.“ Na also! Setzt Bindestriche, wann ihr es für zweckmäßig haltet, wie bisher! Geschadet haben sie noch nie. Das ganze Bindestrichkapitel (Bindestrich-Kapitel) ist unnötig aufgebläht. Die Neuregelung macht daraus sogar einen eigenen Teil des Regelwerks! Nerius et. al erkennen natürlich, daß es zur GZS gehört, und haben auch sonst allerlei an der Neuregelung auszusetzen.



Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf

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Theodor Ickler
27.01.2001 23.00
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Zwischenbetrachtung

Der Kernpunkt ist wohl wirklich die Stelle, an der Herr Riebe sagt, daß man in einem Wörterbuch „sofort die richtige Schreibweise eines Wortes“ finden wolle. Im Rahmen des Sprachnormenprojekts der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung vor zwanzig Jahren wurde über diese merkwürdige Gesinnung viel diskutiert. Die Deutschen haben wohl einen besonders großen Bedarf an Normen, im Sinne autoritärer „Lösungen“. Gerade heute morgen hat es mich wieder eigenartig berührt, daß die Parteien nicht einfach fair miteinander umgehen, sondern zunächst einmal ein „Fairneßabkommen“ schließen wollen. Anders geht es wohl hierzulande nicht.

Der Glaube an „die richtige Schreibung eines Wortes“ ist der Grundirrtum. Herr Riebe teilt ihn mit den Reformern. Beide sagen: Hauptsache eindeutig! Die Folgen in linguistischer wie pädagogischer Hinsicht sind ihnen egal. Wenn ich Herrn Riebe mit dieser Charakterisierung unrecht tun sollte, möge er sich wenigstens ein einziges Mal zu diesen Folgen äußern, wie ich sie so oft dargestellt habe (Lern- und Nachschlageaufwand). Am besten wäre es wirklich, einmal eine Probestrecke des neuen „Riebe“ vor Augen zu haben und daran weiterzudiskutieren. Ich bin an sich kein Freund von Retourkutschen der Art „Mach’s doch selber!“ Wenn ich eine Kamera kaufe, die schlechte Bilder macht, wäre ich ziemlich sauer, wenn der Hersteller mich aufforderte: Bau dir doch selbst eine! – Dazu bin ich ja nicht ausgebildet, und das kann ich einfach nicht. Aber hier, bei unserer Muttersprache, liegt die Sache grundsätzlich anders, und außerdem behauptet Herr Riebe ja die ganze Zeit zu wissen, wie man es besser macht. Das wollen wir doch gern einmal näher ansehen, sei es auch nur an einer winzigen Probestrecke (aber einer ernst gemeinten, nicht bloß zum Spaß, um unsere Aufmerksamkeit zu testen!).

Es ist richtig, daß mein Vorwurf an die Reformer wegen der Beliebigkeitsschreibungen in einem bestimmten Zusammenhang zu verstehen ist: Sie sind es doch, die mit ihren sonderbaren Regeln zu eindeutigen Schreibweisen zu gelangen versuchen, und wenn es dann nicht klappt, führen sie großzügig Varianten ein. Also nicht etwa wie ich aufgrund der Schreibwirklichkeit, sondern aus ihrer eigenen Verlegenheit. Man sehe sich doch §§ 34 ff. noch einmal an und frage sich, ob die Reformer das Thema „Verbzusätze“ bewältigt haben? Sie haben es genauso dezisionistisch erledigt wie der alte Duden, oder vielmehr noch etwas schlechter, weil wirklichkeitsferner. Was zum Beispiel der Zusatz „wieder-“ heißt, haben sie ganz und gar verkannt, und zwar trotz aller Korrekturen bis zum heutigen Tag. In meinen Kommentaren (nicht im Wörterbuch, aber das wird nachgeholt) ist es erstmals richtig dargestellt. Im Wörterbuch habe ich mich kurz gefaßt, weil ich auf eine Hintergrundgrammatik baue, die allerdings noch nicht ausgearbeitet, geschweige denn veröffentlich ist (bis auf die Rudimente im Glossar). (Übrigens nichts Besonders, alle Regelwerke halten es so.)

Die starre Eindeutigkeit, die Herrn Riebe vorschwebt, beseitigt in der Tat alle Entwicklungsmöglichkeiten. Aber vielleicht will er das ja gerade: Einmal richtig, immer richtig!? Auf diese Weise wäre es allerdings nie zu jenen Schreibweisen gekommen, die ihm heute als die einzig „richtigen“ erscheinen und zum Teil noch vor wenigen Jahren „falsch“ waren.

Zum Schluß: Auch ich kann mich gar nicht genug über die autoritätsgläubige Gesinnung bei Herrn Riebe wundern. Man sehe sich seine Geringschätzung der Journalisten an: Sie läuft auf eine Geringschätzung der Sprachgemeinschaft hinaus. Riebe will Experten heranziehen, die von vornherein Dudenkenner sind und von Berufs wegen die Dudennorm exekutieren: Lehrer, Buchdrucker, Schriftsetzer, Lektoren, Übersetzer – diese sind alle gehalten, die Norm zu kennen und umzusetzen. Schriftstelle, die er ebenfalls erwähnt, sind zwar von Gewicht, aber die normale Sachprosa, einziger Gegenstand der Orthographie, findet man bei ihnen nicht unbedingt. Die „Auflage, nicht nachzuschlagen“, soll wohl ein Witz sein? Ein Korrektor braucht nicht nachzuschlagen, um zu wissen, wie der Duden „wohltun“ geschrieben wissen will. Lauter Leute, die die Norm von Berufs wegen im Kopf haben, sind nicht die Sprachgemeinschaft. So elitär wie bei Herrn Riebe hat man es lange nicht gelesen.

Und ganz zum Schluß das factum brutum et inconcussum: Meine Orthographie ist der Wirklichkeit abgelesen und bringt genau wieder diese Wirklichkeit hervor, nicht wahr, Herr Riebe? Aber wenn das so ist – leider haben Sie in all der langen Zeit nicht zu diesem Hauptpunkt Stellung genommen, außer mit Ihrer Journalistenbeschimpfung –, dann entfällt praktisch der ganze Krampf mit der „richtigen Schreibung“.



Theodor Ickler
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Gast
27.01.2001 23.00
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Kommentar zu “Es gibt sie noch, die guten Dinge ... “ (25.1.01)

Sehr geehrter Herr Jansen,

zu der in Ihrem Bericht angeführten Schreibweise von einem Baß-Saxophon „Basssaxofon/Baßsaxophon“ schlage ich vor, daß man die spezifiziert Ausführung eines Musikinstrumentes stets mit einem Bindestrich schreibt, denn es sollen ja beide Teilworte gleichwertig erscheinen, auch wenn das erste Teilwort meist mehr Betonung erhält beim Lesen. Dies erscheint mir erwähnenswert, weil auch nach den „alten“ Schreibregeln in einigen Fällen nicht genügend differenziert wurde, indem man einfach Worte aneinanderreihte. Dieser Punkt wird oft auch von Ausländern bemängelt, weil es die deutsche Schrift nicht ohne weiteres lesbar mache, also den Lesefluß hemmen kann.

Letzterem stimme ich nur bedingt zu, da ich eigentlich ein Verfechter der Zusammenschreibung von Wortkombinationen bin, aber nicht bis zum Extrem. Wenn nämlich beide Teilworte bzw. Wortteile des Gesamtausdrucks betont bleiben sollen, sich aber die Getrenntschreibung nachteilig auswirken würde, sollte man immer einen Bindestrich setzen. Dadurch wird gleichzeitig die Lesbarkeit verbessert, und Kuriositäten oder Mißverständnisse werden vermieden,
vor allem bei schlechten Trennungsprogrammen.

Beispiele: Container-Erfahrung statt Containererfahrung, Patent-Anker statt Patentanker, Alt-Flöte statt Altflöte, Baß-Stimme statt    Baßstimme (oder gar Bassstimme), Großkreis-Navigation statt Großkreisnavigation, Teen-ager statt Teenager etc.

Überhaupt wäre die gezielte Setzung eines Bindestriches eine sehr gute Alternative, um sicherzustellen, daß die entsprechende Wortkombination richtig gelesen und ausgeprochen wird. Allerdings auch nur eine „Alternative“, wenn das Zusammenschreiben unglücklich sein könnte.

Sicherlich kennen Sie auch das Gratistischwein (Gratis-Tischwein).

MfG

Beispiele



Dietrich Beck
Großensee

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Gast
27.01.2001 23.00
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Es gibt sie noch ... (Korrektur der Anrede)

Bei den vielen Diskussionen und Beiträgen in dieser Rubrik gerät manchmal etwas durcheinander, also:

der letzte Beitrag sollte nicht an Herrn Jansen, sondern an Herrn Lachenmann gehen, bitte verzeihen Sie mir ...

MfG und bis bald



Dietrich Beck
Großensee

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Norbert Schäbler
27.01.2001 23.00
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Auf der Nachrichtenseite wurde heute ein Schülerdiktat eingestellt.
In diesem Diktat schrieb ein Schüler das Wort „Regenguß“ in herkömmlicher Form. Ansonsten unterlief ihm kein weiterer Fehler.
Der Lehrer bewertete das Diktat mit der Note „2“.
Damit verstieß er gegen die amtliche Verlautbarung, daß während der Übergangszeit bis 2005 die herkömmliche Schreibweise nicht als Fehler anzurechnen sei.

Dies allerdings ist kein Einzelfall! Die Verstöße häufen sich!
So wurde in letzter Zeit bekannt, daß verschiedene Lehrer in ihren Klassen Abstimmungen durchführen lassen, in denen die Schüler erklären sollen, daß sie nach der neuen Rechtschreibung bewertet werden wollen.

Meine Frage an rechtskundige Personen: „Kann ein (möglicherweise 100prozentiges) Schülervotum einen Lehrer dazu berechtigen, sich über amtliche Richtlinien hinwegzusetzen?“

Mein Antrag an Betroffene: Befragen Sie hierzu    Klassenelternsprecher, Elternbeiräte sowie Schulbürokraten (Lehrer, Rektoren, Schulräte, Ministerialbeauftragte)! Führen Sie Statistiken und veröffentlichen Sie diese an geeigneter Stelle (Zeitung, Internetseiten)!“



Norbert Schäbler
Hösbach

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27.01.2001 23.00
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zu “Schreibsicherheit: sichergehen / sicherstellen³ vom 27.1.

Sehr geehrter Herr Riebe,

zu Ihren Ausführungen hinsichtlich Schreibsicherheit und Schreibweise fällt mir aus praktischer Sicht folgendes ein:

Ob – je nachdem, was ich in meinem Geschriebenen ausdrücken oder „rüberbringen“ will, bei Wortkombinationen die Zusammenschreibung oder Getrenntschreibung die „richtige“ (sprich: treffende) ist, kann sich ganz einfach ergeben, wenn man das zugehörige Substantiv bildet; bei korrekter Zusammenschreibung besteht auch das Substantiv aus allen Teilworten, mit der Betonung auf dem ersten Teilwort wie beim Verb. Wäre im jeweiligen Fall die Getrenntschreibung die treffendere, bildet sich das Substantiv des Vorgangs (o.ä.) nur aus dem zweiten Teilwort, und das erste ist nun nachgeordnete Beifügung o.ä.; Beispiele:

sichergehen (im Sinne von „vergewissern“) – das Sichergehen (= Vergewisserung)
sicher gehen – das sichere Gehen, der sichere Gang

feststellen – das Feststellen, die Feststellung
fest stellen – das feste Stellen, fest-Einstellung (Arretierung) o.ä.

sicherwirkend – die Sicherwirkung
sicher wirkend – die sichere Wirkung

sicherstellen – die Sicherstellung
sicher stellen – das sichere Stellen, Hinstellen o.ä.

wohltun – die Wohltuung
wohl tun – das wahrscheinliche Tun

wohlsein – das Wohlsein (s.a. „Prost“)
wohl sein – das wahrscheinliche Sein

alleinerziehen – die Alleinerziehung
allein erziehen – das alleinige oder ausschließliche Erziehen

sich auseinandersetzen – die Auseinandersetzung
sich auseinander setzen – die getrennte, separate Sitzweise oder –ordnung

sich zusammensetzen – die Zusammensetzung
sich zusammen setzen – das gemeinsame Setzen oder Hinsetzen

Sehen Sie, worauf ich hinauswill? Wenn ich also vom Substantiv ausgehe, komme ich zwangsläufig zur entsprechenden Schreibweise des Verbs oder was auch immer.

Verzeihen Sie, wenn ich es nicht so sprachwissenschaftlich korrekt formuliere, aber ich habe ein sehr gutes Sprachgefühl und komme von diesem Gefühl her auf die richtige Schreibweise, das Ergebnis ist das gleiche wie bei den anders begründeten Schreibregeln. Bei solchen Recherchn stoße ich oft auch auf praxisnähere und praktisch besser anwendbare Zusammenhänge.

Wenn wir uns bemühen würden, die deutsche Sprache (diese wunderbare Klangsprache) stets richtig auszusprechen, hätte es wohl keiner Reform bedurft. Die „alten“ Schreibregeln boten und bieten so gute nuancenreiche Möglichkeiten, den gewünschten Text bzw. die Sprache 100%ig reproduzierbar zu machen, daß die neuen Regeln eine große Verarmung darstellen. Es ist, als wolle man einem Maler die Farbpalette reduzieren und bestimmen, bestimmte Farben und Zwischentöne nicht mehr zu verwenden; oder einem Komponisten sagen:
„Künftig darfst du keine Verbindungsbogen mehr setzen, auch wenn die verbundenen Töne zusammengehören!“
Ja, wie klingt dies dann?

Ich habe auf diese Zusammenhänge bereits mehrfach hingewiesen und werde dies auch weiterhin tun, um das Bewußtsein für die „feineren Töne“ in unserer Sprache zu schärfen, uns des Wertes dieses in Generationen gewachsenen Kulturgutes mehr bewußt zu werden und uns für dessen Erhalt einzusetzen. Hierzu gehört auch, mutig diejenigen Regeln anzuwenden, die passen, also die optimalen „tools“. Ich erinnere an meinen Beitrag vom 24.1. unter dieser Rubrik, mit dem Titel/Untertitel „Wie erlange ich ein besseres „Sprachschrift“-Verständnis?

Ich werde an anderer Stelle wieder dazu berichten.



Dietrich Beck
Großensee

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Walter Lachenmann
27.01.2001 23.00
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Koppeln?

Lieber Herr Beck,

als konzernunabhängiger und vorgesetztenfreier Verleger mache ich es hier, wie ich lustig bin.
Hätte Ihnen hier etwa konzern-unabhängiger und vorgesetzten-freier besser gefallen?

Mir persönlich erscheinen diese gekoppelten Wörter meistens schwerfällig und unästhetisch.
Nur wenn Undeutlichkeiten entstehen können, entschließe ich mich für Koppelwörter.
So schreibe ich in dem neuen Buch über Miles Davis (Herr Dräger, reservieren Sie rechtzeitig!!) nicht
Originalalbum (wegen alal) sondern, wie Sie es täten, Original-Album.
Aber besser finde ich
Originalversion statt Original-Version.

Das wird hoffentlich nicht per Rechtschreibregel vorgeschrieben. Selbst dann würde ich noch Gutdünken verfahren, allerdings innerhalb eines Buches einheitlich.

Wenn Sie nämlich einen längeren Text haben, wirken diese Koppelwörter lähmend auf den Lesefluß.


Mir ging es auch um das Baßsolo, das durch das ß so deutlich und schön ist, daß Basssolo dagegen keine Chance hat. Baß-Solo erscheint, wie gesagt, schwerfällig, diese Schreibweise ist so wenig nötig wie Solo-Flöte. Soloflöte ist doch ein hübsches, klares Wort!
Herr Jansen (Entschuldigung für ss, immerhin nicht ß) hat ja auch nicht widersprochen, das freut mich.



Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen

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Theodor Ickler
27.01.2001 23.00
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Zum Bindestrich

Die Neuregelung nimmt für sich in Anspruch, mehr Freiheit im Gebrauch des Bindestrichs gebracht zu haben. Das ist nur bedingt richtig, denn sie schreibt viele Bindestriche erstmals vor, die bisher nicht stehen mußten. Darauf weist auch das neue Buch von Nerius et al. hin („Duden: Deutsche Orthographie“). Andererseits muß man bei genauerer Betrachtung anerkennen, daß das Regelwerk im alten Duden viel mehr Spielraum ließ, als es das Wörterverzeichnis dann zu zeigen schien. Unter R 33 hieß es z.B. „Zusammengesetzte Wörter werden gewöhnlich ohne Bindestrich geschrieben.“ Was heißt „gewöhnlich“? In den „Ausführungsbestimmungen“, wie man sagen könnte, wird dann restriktiv verfahren, aber erst nach und nach. Zunächst folgt eine Tatsachenbehauptung: „In Ausnahmefällen (vgl. im einzelnen das Wörterverzeichnis) ist die Schreibung mit Bindestrich festgeworden: Ich-Laut, Ich-Roman (aber: Ichform, ichbezigen), Ist-Stärke, Soll-Bestand, daß-Satz, das Als-ob.“ Diese Behauptungen sind teilweise falsch, es sind verkappte Normsetzungen. Es gibt von der Grundkonzeption her keine Einwände gegen „Ich-Form“. Da hier ein Teil „zitiert“ und ein anderer Teil „verwendet“ ist, empfiehlt sich sogar die Setzung eines Bindestrichs, denn der wirkliche Grund der Bindestrichsetzung, vom Duden nie erkannt, ist die semiotische Ungleichartigkeit der Bestandteile eines komplexen Wortes. (Gallmann hat das gut dargestellt.) Fatal der Verweis auf das Wörterverzeichnis, wodurch die Liste der angeblich obligatorischen Bindestrichwörter sich ins Unabsehbare und Unvorhersehbare verlängert!
Ebenso windig ist die irgendwann eingeführte Regel R 34, wonach erst bei „mehr als drei Gliedern“ eine unübersichtliche Zusammensetzung durch Bindestrich zu gliedern sei. Hier hat sich die Dudenredaktion wieder einmal einen Reim auf die Erscheinungen zu machen versucht und eine ziemlich weltfremde Setzung hervorgebracht. Unübersichtlichkeit kann auch bei weniger als drei Gliedern eintreten; warum soll man sie nicht durch einen Bindestrich beheben? Das geschieht ständig, und niemandem fällt es auf. Das sind eben die berüchtigten Duden-Haarspaltereien, die man auskämmen muß. Und da kommt nun R 35 zu Hilfe, der das Vorhergehende grundsätzlich wieder aushebelt: „Einen Bindestrich setzt man, wenn Mißverständnisse auftreten können. (...) In Einzelfällen (?) kann man einen Bindestrich setzen, um Teile eines Wortes besonders hervorzuheben.“ Na also! Setzt Bindestriche, wann ihr es für zweckmäßig haltet, wie bisher! Geschadet haben sie noch nie. Das ganze Bindestrichkapitel (Bindestrich-Kapitel) ist unnötig aufgebläht. Die Neuregelung macht daraus sogar einen eigenen Teil des Regelwerks! Nerius et. al erkennen natürlich, daß es zur GZS gehört, und haben auch sonst allerlei an der Neuregelung auszusetzen.



Theodor Ickler
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Theodor Ickler
26.01.2001 23.00
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Eindeutigkeit

In der Sache hat Herr Wrase recht: Herr Riebe schätzt die „Eindeutigkeit“, wie er sie versteht, höher als die sprachliche Angemessenheit, und darin gleicht er den Reformern, die ja vielfach bekundet haben, die Hauptsache seien ihnen „eindeutige“ Entscheidungen, mögen sie auch sprachlich so unbegründet sein wie die Vorschrift bei -einander, -ig usw. Auch Herr Riebe ist nicht bereit, Übergangsbereiche als objektive Tatsachen der Sprache selbst anzuerkennen, er will Grenzen ziehen, wo keine sind – um der Schüler willen. In der Tat sind viele Fehler der Reform darauf zurückzuführen, daß überwiegend Schuldidaktiker am Werk waren, die genau zu wissen glauben, was für die Schüler gut ist. Diese Haltung führt zwangsläufig zu einer dogmatischen Herangehensweise; der Natur der Sprache wird sie nicht gerecht. Der Preis dieses scheinbar schülerfreundlichen Irrtums sind unwahrscheinliche Gedächtnisbelastungen – oder eben unendlicher Nachschlagebedarf, wie ich ein paar Nummern weiter unten gezeigt habe.
Der Vorzug meines Ansatzes ist demgegenüber, daß ich sowohl der Sprache gerecht werde und die bisherigen Schreibweisen anerkenne als auch gleichzeitig (natürlich!) für die Schreibenden eine ganz beträchtliche Erleichterung biete, weil die bisherige Schreibung eben, wenn man sich richtig und ohne dogmatische Versteifung auf den Eindeutigkeitswahn darstellt, viel einfacher zu beherrschen ist, als man gemeinhin glaubte.

(Ich bitte die Tippfehler in den folgenden Beiträgen zu entschuldigen.)



Theodor Ickler
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