Polemik?
Lieber Uwe,
zur Frage Polemisierung durch die Reformgegner würde ich mich freuen, einige Beispiele zu hören. Es hat sich nämlich gezeigt, daß unsere Befürchtungen durch die tatsächlichen Auswirkungen der Reform noch übertroffen wurden.
Beim Volksentscheid zur Rechtschreibreform hatten wir als Gegner auf der anderen Seite:
- Die geschaffenen Fakten in den Schulen + die die Angst
der Isolierung (Argument Insellage)
- Die Regierung
- Die Regierungsparteien SPD/ Bündnis 90 Die Grünen
- Das Kultusministerium
- Den Verband der Schulbuchverlage (die eine eigene
Aufklärungskampagne im Land starteten, Kosten nach
eigenen Angaben: 400.000,- DM. Es wurden u. a.in diversen
Zeitungen ganze Serien von Anzeigen geschaltet, Eltern mit
ihren Kindern. Tenor: Eines Taqes wird Lisa bundesweit
eine Lehrstelle suchen. Helfen Sie mit, dass Lisa die
Rechtschreibung beherrscht, die für die übrigen Bundes-
länder verbindlich ist. Für die Reform, für die Kinder.
Die Anzeigen habe ihre Wirkung nicht verfehlt dem
Inselarguement konnten wir kaum etwas entgegensetzen,
zumal wir nicht über einen Etat wie die Schulbuchverlage
verfügten.
- Den Bundeselternrat
- Der Rundfunk hat oft ausgewogen berichtet; allerdings war sich der NDR nicht zu schade, noch am Tag der Abstimmung die Bevölkerung stündlich in den Nachrichten davor zu warnen, für den Vorschlag der Volksinitiative zu stimmen, da das Land dadurch in die Isolierung gerate. Man muß kein Staatsrechtler sein, um eine derartige Verletzung der gebotenen Neutralität, zumal am Tag des Volksentscheids (!), richtig einschätzen zu können.
Eine nennenswerte Unterstützung durch Verbände oder Institutionen haben wir nicht erfahren. Auf unserer Seite stand allein die Bevölkerung und das hat schließlich auch gereicht.
Zur Frage der Polemik stelle ich hier bald einen Artikel aus den Kieler Nachrichten ein (Eine Art Schicksalsfrage).
Zu b) Die Rechtschreibreform war, zumindestens nach Meinung der Öffentlichkeit, bereits seit 2 Jahren in den Schulen eingeführt. Vor dem Hintergrund dieser angeblich geschaffenen Fakten neigen vor allem Eltern sehr leicht dazu, die Reform zu befürworten, damit ihre Kinder nicht mehr umlernen müssen (also ob die Kinder in der Zeit eine Rechtschreibung gelernt hätten, die selbst Wörterbuchredaktionen nicht richtig auslegen können).
Gruß Matthias
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