Feige Täter der Rechtschreibreform und ihre mutigen Opfer
Was fällt an dem Brief des genervten ehem. SZ-Redakteurs auf?
1. Der pöbelhaft angegriffene Studiendirektor Wolfgang Illauer gehört zu den besten Kritikern der Rechtschreibreform. Sein ganzseitiger Artikel in der FAZ vom 05.10.2000: Die neue Rechtschreibung in der Schule und in der Zeitung, Widerlegung der Argumente der Kultusminister und Reformer wurde in die Broschüre der FAZ Die Reform als Diktat aufgenommen. Illauer hat mit seinem Aufruf an die Reformbefürworter, doch zu beweisen, daß die neue Getrenntschreibung der alten Zusammenschreibung überlegen sei, nun einen prominenten Reformbefürworter, dem die Argumente fehlen, aus der Reserve gelockt.
2. Diese Reaktion ist ein beachtenswerter Erfolg und eine Ermunterung für uns, weil es sich zeigt, daß schon ein einziger mutiger Gymnasiallehrer die Leute, die an den Hebeln der Macht sitzen, nerven kann. Wir haben noch mehr Lehrer zur Verfügung. Der Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V. (VRS) besteht zu 60 Prozent aus Lehrern und Hochschullehrern.
3. Die beiden Briefe sind anonym. Daraus kann man schließen, daß der Schreiber sich zwar über Wolfgang Illauer ärgert (genervt, wildgewordene Gymnasiallehrer), aber dienstliche Konsequenzen fürchtet und nicht die nötige Zivilcourage hat, trotzdem mit offenem Visier zu kämpfen. Man kann daher auf den ersten Blick nicht erkennen, ob es sich überhaupt um einen SZ-Redakteur oder um einen Gegner Illauers aus dem Kultusministerium handelt.
4. Es gibt zwei identische Briefe, die sich nur dadurch unterscheiden, daß beim zweiten die E-Mail-Adresse redaktion@sueddeutsche.de ergänzt wurde. Das würde ein ehemaliger SZ-Redakteur nicht tun. Also könnte es sich um einen noch bei der SZ befindlichen Redakteur handeln. Dem Stil nach (z.B. schwachsinnige Meinung) könnte es sich eigentlich nur um den Leserbrief-Redakteur Gerd Sowein handeln.
5. Der Name Illauer wird in der Überschrift falsch geschrieben, außerdem heißt es, man habe seinen Quatsch einfach weggeworfen. Beides deutet ebenfalls auf Gerd Sowein hin.
6. Gerd Soweins Vorgänger als Leserbrief-Redakteur, Dr. Christian Ullmann, wußte die Qualität der Leserbriefe Illauers zu schätzen. Er druckte daher viele seiner Leserbriefe und die Briefe anderer Reformkritiker. Das könnte ein Grund dafür sein, daß man ihn nach 25 Jahren Tätigkeit als Leserbriefredakteur im Oktober1998 gegen seinen Willen zum Schlußredakteur und Gerd Sowein als Mann fürs Grobe zu seinem Nachfolger machte. Seitdem beschimpfte Gerd Sowein Gegner der Rechtschreibreform in seinen Briefen und veröffentlichte nur noch sehr selten deren Leserbriefe. Unterdessen hatte Dr. Ullmann vor dem Arbeitsgericht München gegen die Süddeutsche Zeitung Erfolg. Daraufhin erhielt er eine Änderungskündigung. Man könnte Dr. Christian Ullmann daher als erstes prominentes journalistisches Opfer der Rechtschreibreform bezeichnen.
Manfred Riebe Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
Zu diesem 4 Jahre alten Beitrag erreichte uns vom hier angesprochenen Leserbriefe-Redakteur der Süddeutschen Zeitung, Herrn Gerd Sowein, das Verlangen, daß die Punkte 4 bis 6 gelöscht werden sollen; und er stellt uns juristische Folgen mit hohen Kosten in Aussicht. Dazu mehr in einem gesonderten Faden.
(Die Redaktion macht sich keinesfalls diese Einschätzung von Herrn Riebe zu eigen, und er selbst ist in diesem Forumfaden in späteren Beiträgen dazu etwas auf Abstand gegangen.)
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