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FÜR die Reform
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Christian Melsa
19.04.2001 19.04
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Anzumerken ist hier noch, daß das Lernen der „neuen“ Rechtschreibung natürlich keineswegs weniger Qual erzeugt als das der „alten“ – bei DEN Regeln dürfte wohl eher das Gegenteil zutreffen.

Obwohl... Na ja, wenn man von Lehrern unterrichtet wird, die nicht mal aus dem Stegreif wissen, was ein Partizip ist... Die werden das neue Regelwerk den Schülern wohl kaum korrekt vermitteln können.

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Krino Hoogestraat
18.04.2001 21.04
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Sarah (litebloo)

Liebe Sarah!

Erst einmal finde ich gut, daß auch Schüler(innen) sich an dieser Diskussion beteiligen, denn sie betrifft die Reform ganz besonders, weil durch sie unsere Schreibung dauerhaft geändert werden soll.

Es ist auch sympathisch, daß Du zu Deiner Meinung stehst und Dich nicht einfach von schlauen Erwachsenen mundtot machen läßt.

Ich selber bin 51 und muß allerdings gestehen, daß ich die reformierte Schreibung unterm Strich schlechter finde als die, die ich seit Jahren benutze. Ich hoffe, daß das nicht nur an meinem Alter liegt.

Was mich vor allem aufregt, ist, daß man es damit den Schülern leichter machen will, richtig zu schreiben. (Das wird Dich vielleicht ärgern, da Du ja selber Schülerin bist.)

Mir fällt immer ein Vergleich ein: Um zum Beispiel den Tischlerlehrlingen zu helfen, könnte man die „Regeln“ so vereinfachen, daß es nicht mehr so genau darauf ankommt, ob alle Beine des Tisches wirklich gleich lang sind.

Das ist toll für den Lehrling. Nur die Tische werden natürlich etwas wacklig sein.

Genauso ist es mit der Sprache. Die Vereinfachungen (die ich nur bei der Kommasetzung sehe; andere Änderungen bringen nicht einmal das) mögen die Schüler(innen) freuen.

Aber wenn der Leser Mühe beim Verstehen hat? Wenn er viele Sätze zweimal lesen muß, um den Sinn zu erraten? Wäre es da nicht besser, daß man sich in der Schule ein bißchen quält – mit den alten, aber seit hundert Jahren bewährten und gewachsenen Regeln, und dafür die vielen Leser ganz fix das Gemeinte verstehen könnten?

Ich wünsche mir, daß Du versuchst, diese Ansichten eines alten Deutschlehrers zu verstehen. Ich hoffe auch, daß Du weitere Leute Deines Alters ermutigen kannst, sich an dem Meinungsaustausch zu beteiligen.

Viele Grüße aus Emden!
__________________
Krino Hoogestraat
Graf-Enno-Straße 3
26723 Emden

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Thomas Paulwitz
18.04.2001 18.11
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Faulheit

Die „Faulheit“ ist laut Bundeskanzler ja auch schuld an der Arbeitslosigkeit. Deswegen wird es auch an meiner „Faulheit“ liegen, daß ich Bücher in neuer Rechtschreibung so weit wie möglich boykottiere. ... Ich habe geflunkert. Tatsächlich liegt meine Entscheidung unter anderem darin begründet, daß sich mein Auge von der Beliebigkeitsschreibung beleidigt fühlt und ich dadurch vom Inhalt abgelenkt werde.

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Christian Melsa
18.04.2001 01.10
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Hallo Sarah bzw. littlebloo.

Was für ein glücklicher Umstand, daß Du auf dieser Seite gelandet bist: Du machst einen ziemlich aufgeweckten Eindruck, daher nehme ich an, daß Du die Lügen der Kultusminister und Co. nach Sicht der hiesigen Materialien schnell durchschaut haben wirst. Deine bisherige Meinung zur neuen Rechtschreibung hast Du offensichtlich zwar nicht bewußt von anderen übernommen, unbewußt aber doch. Deine Argumentation geht nämlich – wie das bei fast allen reformbefürwortenden Argumentationen der Fall ist – grundsätzlich erst einmal davon aus, daß die Reform eine segensreiche Vereinfachung gebracht hätte. Mit dieser Werbung wurde sie der breiten Öffentlichkeit immer verkauft, mit teilweise völlig absurden Vorhersagen über gigantische Rückgänge der Fehlerzahlen, mit dreisten Manipulationsmethoden wie der unglaublicherweise immer noch immer wieder behaupteten Aussage, aus den bisherigen „212 Dudenregeln“ seien jetzt nur noch 110 Regeln geworden. Daß der Regeltext aber um 50% länger als bisher ist, daß die Zahlen nur die thematische Einteilung, nicht aber die wirklichen Regeln beziffern, wird dabei natürlich gern verschwiegen.

Ich möchte Dir drei Bücher empfehlen, die mich in meinem Empfinden für Politik und Gesellschaft stark geprägt haben:

„Schöne neue Welt“ von Aldous Huxley (gerade erst endlich selber gelesen),
„Fahrenheit 451“ von Ray Bradbury
und, in Anbetracht der Realität der Rechtschreibreform und all ihrer Begleitumstände besonders schaurig: „1984“ von George Orwell.

Gerade in letzterem wird veranschaulicht, wohin Sprachmanipulation und Wahrheitsleugnung seitens des Staates führen können. Und gerade in Deutschland müßte man auf derlei Dinge viel sensibler reagieren als das zumindest die Medien zur Zeit tun. Die bringen lieber jeden Synagogenanschlag oder Kindertod erstmal mit Neonazis in Verbindung, um kurzfristig mit solchen garantierten Reißerthemen Auflage und Quote machen zu können. Von Skinheads und NPD-Anhängern werden wir aber glücklicherweise nicht regiert. Regiert werden wir dagegen von sogenannten „demokratischen Parteien“, die sich vom Volk nur in ihrer Macht bestätigen lassen wollen, anstatt es tatsächlich in seinem Willen zu vertreten.

In Schleswig-Holstein ist nämlich folgendes passiert: Per Volksentscheid wurde ein Gesetz geschaffen, das den Unterricht der neuen Rechtschreibung an den dortigen Schulen ausschließt. Dafür hatten sich über die Hälfte der abstimmenden Bürger entschieden, für die Fortführung der Rechtschreibreform aber nicht einmal ein Viertel. Der Landtag verabschiedete allerdings kaum ein Jahr später ein neues Gesetz, das den Volksentscheid praktisch annullierte. Da hieran alle Parteien ausnahmslos beteiligt waren, besteht für drei Viertel aller Wahlgänger nicht einmal mehr die Möglichkeit, in dieser Sache einer Partei das Mandat der Interessenvertretung zu geben. Eine solche Verhöhnung der Demokratie kannte man bislang nur aus der DDR. In den Medien wurde über diese Ungeheuerlichkeit kaum berichtet, daher wissen darüber nur wenige Bescheid. Die Medien sind schließlich in den allermeisten Fällen auch befangen, da sie sich selber schon auf die Reform eingelassen haben. All die vielen Fakten, die Unsinn, Unverfrorenheit und Dilettantismus der Rechtschreibreform eindeutig und aufschlußreich belegen, werden nur von vereinzelten Blättern an die Öffentlichkeit getragen, wie etwa der FAZ, für die das inzwischen keinen Widerspruch mit dem eigenen Verfahren mehr bedeutet.

Wenn die Reform gelungen wäre, warum wird sie dann durch die Bank von allen renommierten deutschen Schriftstellern und Dichtern ignoriert bis bekämpft? Sogar von André Marx, einem der gegenwärtigen Autoren der „drei Fragezeichen“, deren neue Bücher in Reformschreibung erscheinen (da Jugendliteratur), weiß ich aus persönlicher Diskussion, daß er die Rechtschreibreform wie die Pest haßt. Er ist, wie ich, erst 28 Jahre alt, gehört also wohl kaum zu den „alten Knackern“ die wohl aus sowas wie Verkalkung angeblich nicht mehr umlernen wollen; andere sehr erfolgreiche Jungautoren wie Florian Illies und Benjamin v. Stuckrad-Barre veröffentlichen ihre Bücher ebenfalls nach wie vor in der „alten“ Rechtschreibung. Das sind doch alles keine Laien, die von Schriftsprache keine Ahnung haben. Sie bräuchten sich nicht einmal umzugewöhnen, wenn sie der neuen Rechtschreibung folgen wollten, da für diese Aufgabe auch die Lektoren in den Verlagen zur Verfügung stünden. Nein, diese Autoren haben ihre Gründe, aus denen sie die Reform ablehnen. Denn je feiner und intensiver im Ausdruck Texte werden, desto schädlicher wirken sich die Änderungen der Reform aus. Davon abgesehen haben viele der Schriftsteller auch ein gewisses Verantwortungsgefühl, aus dem heraus sie gegen das völlig undemokratische, geradezu unverschämte Durchsetzungsverfahren der Reform protestieren.

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Theodor Ickler
10.04.2001 15.14
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Nachricht vom Osterhasen

Liebe Sarah,

ich habe doch gar nicht gesagt, daß Du keine eigene Meinung hast! Es war bloß eine Warnung davor, Dich vor einen fremden Karren spannen zu lassen.
Warum machen die Leute (Zeitungen zum Beispiel) bloß so viele Fehler mit der „neuen“ ss-Schreibung? „Neu“ gehört hier in Anführungszeichen, weil es eigentlich eine uralte Schreibweise aus dem 19. Jahrhundert ist und schon damals viele Fehler verursachte. Im Jahre 1902 wurde sie endgültig abgeschafft, hundert Jahre später zur allgemeinen Überraschung wiedereingeführt. Und prompt gibt es unendlich viele Fehler, obwohl die Regel doch scheinbar so leicht zu begreifen ist. Sogar die Sekretärin des Bundespräsidenten, eine Frau Dr., schreibt soeben „ein Thema, dass (!) dem Bundespräsidenten am Herzen liegt“.

Aber ich habe gleich gemerkt, daß Du im Augenblick nicht viel mit unserer Reformkritik anfangen kannst. Deshalb zum Schluß nur noch mein guter Rat: Besorg Dir die neuen Regeln; Du kannst sie runterladen von http://www.ids-mannheim.de. Es genügt nämlich nicht, bloß ein paar vereinfachte Auszüge zu lesen, man muß die 90 DIN-A4-Seiten im ganzen studieren, das komplizierteste Regelwerk aller Zeiten, dann bleibt einem die Rede von den Vereinfachungen im Halse stecken. Ich selber habe, obwohl ich Profi bin, ungefähr ein Jahr gebraucht, bis ich die Auswirkungen der Reform auf den ganzen deutschen Wortschatz überblicken konnte.
Und bedenk bitte auch, daß alle bedeutenden Lyriker unserer Zeit, weil sie naturgemäß sehr sorgfältig mit der Sprache umgehen, die Reform ablehnen. Sehr wütend zum Beispiel Reiner Kunze, der sich äußerst gewissenhaft mit den neuen Regeln auseinandergesetzt hat. Aber auch Biermann, Kunert, Enzensberger, Grass und viele Jüngere.

Schöne Feiertage!

Theodor Ickler
__________________
Th. Ickler

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litebloo
10.04.2001 13.57
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„Ihr Herz sprechen lassen“ – So nennen sie es. Vielleicht sollten sie mal daran denken, dass der Lehrer ihrer Tochter keine Fehler anstreichen darf, die er vorher noch nciht erklärt hat. Das geht nocht einfach so nach dem Motto 'Schau in irgendein Buch und lern die Sachen!', also wirklich nicht. Mit neun Jahren muss sie das ja wohl auch irgendwo so gelesen haben.
Grammatisch falsch – aber wer kann überhaupt die deutsche Grammatik? Wir wollten letztens von unserem Deutschlehrer wissen, was denn nochmal ein Partizip sei und er meinte, das müsse er nochmal nachschauen.
Solche Kleinigkeiten wie „es tut mir Leid“ kann man nun wirklich lernen. Ich würde „es tut mir Leid“ auch klein schreiben. Aber mein Aufsatz ist sicher nicht verhunzt, wenn ich mal einen Fehler mache, ihn mir anschaue und beim nächsten Mal weiß, wie ich es schreiben muss. Manche Dinge, die jetzt anders geschrieben werden, sind wirklich nicht zum Logischen hin verändert, aber vielleicht sind sie einfacher zu lernen. Schauen sie sich doch mal die Schreibung mit ss und ß an. Was DAS früher war; die reinste KatastroFe.
Ich lass mich von niemandem missbrauchen und schon gar nciht als 'nützliche Idiotin'. Kein Mensch hat mir die Meinung aufgedrängt, dass die neue Rechtschreibung besser sei. Das habe ICH mir so gedacht, als ich die unterschiede in Büchern mit der neuen und der alten Rechtschreibung gelesen habe. ich bleibe bei meiner Meinung solange ich sie für richtig halte und nicht des Besseren belehrt werde und ich werde sie auch ganz bestimmt nicht ändern, wenn Leute wie Sie (die jedem Lehrer eins auf die Nase geben würden, wenn der die Tochter mal anschreit – so schätze ich Sie nämlich ein) so tun, als hätte ich keine eigene Meinung.

1. Was soll denn Gemeinschaftskunde bringen?!
2. Ich lebe nicht ins Schleswig-Holstein und ich hab auch keine Ahnung, was da war, und solange es FÜR die neue Rechtschreibung war, ist es mir auch egal, was da vor sich gegangen ist.
3. Seit wann sind Politiker demokratisch? (Und solang es die Politiker aller Parteien waren, werden diese wohl im Recht gewesen sein)

Lesen sie bitte mal 'Olaf, der Elch' von Volker Kriegel. An dieser Stelle muss ich einen weiteren Satz für mich behalten, da sie sonst einen Grund haben, mich nicht ernst zu nehmen.

Nette Ostereier

wünscht Ihnen und Ihrer Tochter

Der hellblaue Anonymus ohne eigene Meinung, Sarah.
__________________
So sei es.

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Theodor Ickler
10.04.2001 12.47
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Mit 13

Eigentlich wollte ich dem hellblauen Anonymus nicht antworten, aber nun macht Herr Riebe dankenswerterweise auf die persönlichen Angaben aufmerksam, und da sieht die Sache für mich gleich ganz anders aus. Eine meiner Töchter ist nämlich selbst gerade 13 geworden, und deshalb kann ich einfach nicht widerstehen, auch hier mein gutes Herz sprechen zu lassen.
Das war nämlich so: Als sie neun war und ihren ersten Aufsatz schrieb, einen „Brief an eine Freundin“, da brachte sie auch zu Papier: „Es tut mir sehr leid“. Und die Lehrerin strich das kleine l mit grüner Tinte durch und schrieb ein großes L darüber, wie ihr der damalige Kultusminister (Zehetmair hieß er) befohlen hatte. Meine Tochter zeigte mir das und meinte, das könne doch nicht stimmen. Und damit hatte sie recht (und nicht etwa Recht!), denn die Neuschreibung ist GRAMMATISCH FALSCH! Das ist aber das Allerschlimmste, was ein Schulminister machen kann: den Schülern und Lehrern grammatische Fehler zur Pflicht machen!
Der Fall zeigt außerdem, daß eine normale Neunjährige bereits mehr von Sprache versteht als die Rechtschreibreformer, die sich sehr bombastisch als „Fachexperten“ (also „Fachfachleute“!) bezeichnen.
Und diese Kultusminister, die allesamt genau wissen und es privat auch ohne weiteres zugeben, was für einen Mist sie verbockt haben, schimpften damals drauflos: die Kritiker seien alles bloß faule Säcke, die nicht umlernen wollten usw.
Inzwischen wirst Du, liebe Sarah, auf diesen Seiten vielleicht einiges gelesen haben, was Dich davon abhält, in das Propagandagewäsch der Reformer einzustimmen und Dich als „nützliche Idiotin“ mißbrauchen zu lassen. Denk auch bitte an die schäbige, total undemokratische Art, wie die Politiker aller Parteien in Schleswig-Holstein den Volksentscheid ausgehebelt haben! Da lernt man nebenbei was für die Gemeinschaftskunde.
– geändert durch Theodor Ickler am 11.04.2001, 16:59 –
__________________
Th. Ickler

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Manfred Riebe
10.04.2001 12.03
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Eine Lyrikerin gegen die

Wer ist „litebloo“, der oder die für die Rechtschreibreform eintritt?
Wer sich die Mühe macht und im Nutzerverzeichnis nachschaut, findet heraus, daß es sich um eine 13jährige Schülerin aus Frankfurt handelt. Sie hat dort sogar eine Netzseite (Homepage) angegeben: http://dicht.exit.mytoday.de/. Schaut man hinein, so sieht man, daß sie den Vornamen Sarah trägt, Gedichte schreibt, eine Lyrikerin also, und die Netzpostadresse: SuggarSarah@gmx.de hat.

Nun zu Deinem Beitrag, Sarah!

Ich bin Lehrer. Du fragst, „was alle gegen diese neue Rechtschreibreform haben.“ Aber Du gibst selbst eine Antwort. Du hast den Eindruck, daß es nur FAULHEIT sei, die neue Rechtschreibung nicht mehr lernen zu wollen: „Was ihr seid, sind faule, egoistische und unlogisch denkende Mainstreamer.“

Hier und auf der Netzseite http://www.deutsche-sprachwelt.de kannst Du viele Antworten auf Deine Frage finden. Vor allen Dingen wirst Du merken, daß es nicht nur sprachliche, sondern auch demokratische, pädagogische und wirtschaftliche Gründe gibt, die zu einer Ablehnung der Rechtschreibreform geführt haben.

Da Du Lyrikerin bist, stelle ich Dir einmal ein Gedicht der österreichischen Schriftstellerin Hilde Peyr-Hörwarth vor. Sie verfaßt ihre Gedichte aus Protest in traditioneller Rechtschreibung. In ihrem Buch „Aufgelesen unterwegs“ kritisiert sie in einem Gedicht die Rechtschreibreform.
________________________________

Rechtschreibreform

So mancher glaubt, sie sei geglückt,
doch ich bin nicht von ihr entzückt.
Woran ich mühsam mich gewöhnt,
ist neuerdings vielleicht verpönt.
Will ich kein Außenseiter bleiben,
muß Schiffahrt mit drei „F“ ich schreiben.
Ich hadere mit dem Gewissen,
wie schreib ich Guss -
wie schreib ich gießen?

Ich schicke Onkel Julius
jetzt zum Geburtstag einen Kuss
Mit doppelt statt mit scharfem "ß"
und jetzt beginnt für mich der Streß:
Dem Onkel, der wie stets pedant,
ist die Reform noch nicht bekannt.
Er zweifelt jetzt mit Konsequenz
an mir und meiner Intelligenz.

Doch höre ich von andren Seiten,
über Reformen läßt sich streiten.
Sie sind – so sagt ein kluger Kopf -
oft überflüssig wie ein Kropf.
_________________________________

Aus: Hilde Peyr-Hörwarth: Aufgelesen unterwegs. Besinnliches und Heiteres, Lyrik. 1. Auflage 1999, Verlag Rudolf Wimmer, A-4820 Bad Ischl, Kaiser-Franz.Josef-Str. 18, Tel. 0043 – 61 32 – 2 71 43, ISBN 39009 98 442
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Hilde Peyr-Hörwarth, Ignaz-Harrer-Str. 58, A-5020 Salzburg, Tel. 0043 – 662 – 43 26 42
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Mein Kommentar

Hilde Peyr-Hörwarth schreibt in der traditionellen Rechtschreibung. Sie bringt am Anfang ihres Gedichts ihr Mißfallen über die sogenannte Rechtschreibreform zum Ausdruck („ich bin nicht von ihr entzückt“) und zitiert am Schluß den früheren Bundespräsidenten Roman Herzog, die Reform sei "überflüssig wie ein Kropf“. Das ist schon reichlich Widerstand.

Aber darüber hinaus spricht Hilde Peyr-Hörwarth auch indirekt den Gruppenzwang an („Will ich kein Außenseiter bleiben, ...“), den manch ein Verlag auf finanziell von ihm abhängige Schriftsteller ausübt, den Neuschrieb anzuwenden. Sie macht deutlich, daß das Festhalten an der bewährten traditionellen Rechtschreibung ein Ausdruck persönlicher Intelligenz und Integrität sei und daß ein Schriftsteller in einem Interessen- und Gewissenskonflikt steht zwischen dem existentiellen materiellen Interesse am Abschluß von Verlagsverträgen und den ideellen Ansprüchen sowohl an die eigene Intelligenz und die eigene Integrität als auch an das eigene Gewissen, die Gewissensfreiheit und das Grundrecht auf Freiheit der Kunst.

Auch „Onkel Julius“ zweifelt an ihrem Verstand, wenn sie den Neuschrieb anwenden würde. Dahinter steckt folgende Frage: Soll man in Zukunft an der traditionellen Schreibweise bzw. der Erwachsenenorthographie den sprachlich Gebildeten erkennen und an der neuen „Primitiv- und Beliebigkeitsschreibung“ bzw. Kinderschreibweise den sprachlich Ungebildeten, der sich auf das unvollkommene Rechtschreibprogramm seines Computers verlassen muß und damit verlassen ist?

Mich würde interessieren, aus welchen Gründen Du im Gegensatz zu den meisten deutschen Schriftstellern für die neue Rechtschreibung bist bzw. welche Vorteile Du in der neuen Rechtschreibung entdeckt hast.

Mit freundlichen Grüßen
Manfred Riebe

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litebloo
05.04.2001 21.38
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Manchmal frage ich mich wirklich, WAS alle gegen diese neue Rechtschreibreform haben... Tjaja, ich seh es so, dass es nur FAULHEIT ist, es nicht mehr lernen zu wollen, aber die, die sowieso gut in Deutsch waren udn logisch denken können, werden merken, dass es nicht wirklich schwer ist. Eher logisch. Von den ganz alten, die es eh netmehr kapieren und noch in Altdeutsch schreiben, von denen verlangt es ja keiner, aber vielleicht sollten die Erwachsenen als Vorbilder für die Kinder stehen und ihnen es ermöglichen, die Rechtschreibung schneller zu begreifen. Was ihr seid sind faule, egoistische und unlogisch denkende Mainstreamer.
__________________
So sei es.

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