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Walter Lachenmann
19.03.2001 23.00
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Im Wresten nichts Neues

In Tuttlingen, wo ich zur Schule ging, gab es damals schon so etwas wie das, was heute Wrestling heißt, das waren immer Höhepunkte im Sportgeschehen, und hieß Freistilringen. Auch da traten vermummte muskelprotzige Rowdies gegeneinander an und taten so, als ob sie sich furchtbar prügelten und einander entsetzlich weh täten. Schon die Namen der Kämpfer waren furchteinflößend. Besonders berüchtigt war »L.K. Staatenlos«, wenn der in den Ring trat, mußten alle lachen, denn jeder kannte ihn: es war der Renzenbulle aus Stetten am kalten Markt, ein kräftiger, nicht sonderlich heller aber ausgesprochen gutmütiger Kerl, der es ansonsten zu nichts gebracht hatte im Leben und auf diese Weise sich ein paar Mark verdiente. Hier konnte er den Bürgerschreck spielen und alle hatten ihre Freude dran.

Nun haben wir hier also auch so einen Freistilkämpfer, sogar noch mit den gleichen Initialen! Es könnte also lustig sein.

Aber es ist doch ein Unterschied. »L.K. Staatenlos« hätte nie mit seinen tolpatschigen Händen auf jemanden eingedroschen, der freundlich zu ihm war und vernünftig mit ihm reden wollte. Er war zwar wirklich nicht sehr gescheit, aber er merkte, wenn jemand gescheit mit ihm redete, und er freute sich darüber. Und er hatte Anstand. Keilereien, bei denen er wirklich nicht zimperlich war, was allen prima gefiel, mochte er nur mit seinesgleichen, die ihm mit gleicher Münze – also grob, dumm und lustig – zurückzahlten, wobei er auch am Einstecken seine Freude hatte. Da konnte er sich herrlich wälzen am Boden, mit schmerzverzerrtem Gesicht, so daß mancher im Publikum meinte, nun hätte man ihm wirklich ein Leids getan, und da gab es manchen entsetzten, mitleidigen Aufschrei im Saal. Dann sprang der Renzenbulle wieder auf seine Füße und lachte, und alle waren wieder froh. So macht Freistil Spaß! Weil »L.K. Staatenlos« eben nicht nur Humor, sondern – im Gegenteil zu unserem »L.K. Humorlos« – auch Anstand und ein Herz hatte.

Und nochmals, Du dummer, kleiner L.K. – vor Deinen Karren lasse ich mich nicht spannen.

Es wird sowieso alles ganz anders kommen, denn:

Bald werden sich die Wogen legen,
allein der Philologen wegen.







Walter Lachenmann

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Gast
19.03.2001 23.00
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Heute schon geweint?

Armer Herr Lachenmann,

Ihr Erguss klingt aber ganz schön hilflos. Haben Sie heute schon geweint?
Vor meinen Karren wollte ich Sie wirklich nicht spannen. Mein Karren hat einen Motor; Eselskarren sind nämlich schon lange aus der Mode.

Aber Sie haben Recht. Auf einen Gegner einzutreten, der schon lange hilflos am Boden liegt und bloß noch ein wenig japst, ist wirklich gemein. Besser, ich suche mir eine andere Sekte zum Aufmischen. Vielleicht Zeugen Jehova oder Scientology?

Ich muss aber sagen, bei euch wars fast so lustig wie bei uns im Karneval.



L. K.
Düsseldorf

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Gast
19.03.2001 23.00
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Letzter Gruß!

Noch eins muss ich hinzufügen, lieber Herr Lachenmann. Sie haben Recht, wenn sie beim Vergleich von mir und dem L. K. Ihrer Jugend zu dem Schluss kommen, dass ich weder dumm noch gutmütig bin. Mit dem L. K. Ihrer Jugend konnten Sie Ihre Späße treiben, ich treibe meine Späße mit Ihnen und Sie können nichts dagegen tun.
Ich bin nämlich Rheinländer und kein Westfale, und wir Rheinländer sind Jecken.



L. K.
Düsseldorf

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Gast
19.03.2001 23.00
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Lieber Lars!

Ich bin gern bereit, Deinen Wunsch zu erfüllen und Dir kurz zu erläutern, warum die alte Schreibung in Sachen GuZ (natürlich nicht nur da) besser ist. Obwohl eigentlich der die Beweislast zu tragen hat, der etwas Neues einführen und zu diesem Zweck das Alte abschaffen will.
Aber vorher mußt Du mir noch zwei Fragen beantworten:

Hier die erste Frage: Hast Du gemerkt, daß nicht alle Deine Beispiele wirklich gut sind? Überprüf sie noch einmal! Oder hast Du das nicht gemerkt?

Und hier die zweite Frage: Gibt es bei Dingen der verschiedensten Art Qualitätsunterschiede? Gibt es zum Beispiel Autos, die winzige Mängel haben, Autos, die kleine Mängel haben, Autos, die schwerere Mängel haben, Autos, die sehr schwere Mängel haben, Autos, die so mangelhaft sind, daß sie gar nicht mehr fahren können? Gibt es diese Unterschiede?



Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß

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RenateMariaMenges
19.03.2001 23.00
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Jeder treibe die Kunst, die er versteht

Lieber Walter Lachenmann,

nur nicht gleich verzweifeln wegen eines lateinischen Ausspruchs. Immerhin haben Sie mich weiter unten auch sozusagen beschrieben (in Klammer)und nichts Neues an den Ausführungen gefunden. Über die gemäßigte Kleinschreibung berichten Sie ja nichts in Ihrem Schreiben. Der Überschrift Ihres Beitrages stimme ich noch immer voll zu. Dafür werden Sie ein E-Mail bekommen( *schmunzel: und wehe sie sind fiktiv). Übrigens haben wir einen neuen Lehrplan. Amtsvorlage ist    natürlich die neue Rechtschreibung. Wie soll das weitergehen? Der Beitrag wird noch folgen im neuen Gästebuch zum Thema: Amtsvorlagen und Lehrpläne.



RenateMariaMenges

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Christian Melsa
19.03.2001 23.00
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Nee, Lars, das haut nicht hin. Wenn Du glaubst, daß sich hier nur verstocktkonservative Spießer treffen, die keine Form von Veränderung vertragen, dann hast Du Dich allerdings geirrt. Zu dieser Sorte gehöre ich ganz bestimmt nicht. Die meisten Reformgegner hier können auch ganz genau erklären und begründen, warum sie die Reform ablehnen, Punkt für Punkt. Das hat doch nichts mit irrationalem Sektierertum zu tun. Irrational kommt mir eher vor, eben gleich immer alles anzupreisen, was anders ist als das Hergebrachte, weil es den geilen Schimmer des Neuen verbreitet. Es überrascht mich nicht, daß es eine Menge Leute gibt, die auf so etwas hereinfallen, schließlich werfen auch Massen ihr Geld für Börsengeschäfte zum Fenster heraus, weil ihnen die Medien suggeriert haben, das sei erstens jetzt der letzte Schrei und zweitens praktisch eine zuverlässige Geldvermehrmaschine. Schließlich führt das geradezu zombiehaft gehorsame Konsumentenverhalten Tausender dazu, daß die Retortengruppe „No Angels“, deren Künstlichkeit sogar von RTL 2 gleichsam zelebriert wurde und worüber daher jeder Bescheid weiß, gleich auf Anhieb mit dem ersten Lied, dessen Melodie schnell eingekauft wurde, auf Platz 1 der Charts landet. Man braucht manchen Leuten nur zu erzählen, etwas sei toll und müsse man jetzt haben/mitmachen/bejubeln, und wie eine Aufziehpuppe legen sie los. In dieser Atmosphäre ist die bisherige Erfolgslaufbahn der Reformschreibung nicht ganz so erstaunlich, besonders positiv ist diese Gesamtsituation deswegen aber noch lange nicht.

Vorurteile und persönliche Angriffe gibt es hier anscheinend auf allen Seiten immer wieder mal, das kann keine Partei für sich allein in Anspruch nehmen. Die von Dir genannten Zusammenschreibungen, aus denen sich keine neue Sinnfärbung ergäbe, werden aus Analogiegründen zu anderen Zusammenschreibungen zusammengeschrieben. Sowohl aus Erwägungen der Vermeidung nominaler Fehler (hauptsächl. in schulischen Rechtschreibdiktaten, dank weitgehender Fakultativität) als auch einer Technik semantischer Kennzeichnung und somit dem Interesse klaren Ausdrucks, bestmöglicher Verständigung, eindeutigster Methode der schriftlichen Darstellung des Sinninhalts, ist die alte GZS der neuen klar überlegen. Die neue Regelung beschränkt sich selbstverständlich eben nicht auf die simple Direktive „mehr auseinander“, auch wenn es auf dieses Resultat hinausläuft. Vielmehr werden einfach ein paar zumeist völlig an den Haaren herbeigezogene Kriterien aufgestellt, die regeln, wie die Zusammenschreibung nunmehr erfolgen soll (dieser Satz wäre in gemäßigter Kleinschreibung übrigens ziemlich schwerverständlich, dies nebenbei). Dabei handelt es sich um rein formale Kriterien, die mit dem Zweck von Sprache nicht viel zu tun haben und darüber hinaus so ziemlich die kompliziertesten und verworrensten Rechtschreibregeln darstellen dürften, die es in der deutschen Orthographie jemals gegeben hat (nicht zu vergessen solche Wortlisten wie die Partikelliste aus §34).



Christian Melsa
22149 Hamburg

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Theodor Ickler
19.03.2001 23.00
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Wissen, was man tut

Herr Melsa hat noch einmal das Wesentliche sehr klar dargestellt. Gerade die Getrennt- und Zusammenschreibung ist ein gutes Beispiel für die Notwendigkeit, einen Gegenstand zuerst einmal gründlich zu durchschauen, bevor man daran herumbastelt.
Wir stellen fest, daß seit Jahrhunderten Zusammenschreibungen vorkommen und immer systematischer durchgeführt werden, die in krassem Widerspruch zu der beliebten, auf den allerersten Blick auch ganz einleuchtenden Behauptung stehen, Wörter würden zusammen- und Wortgruppen getrennt geschrieben. Diese These, an der die Reformer so hängen, ist auf den zweiten Blick so offensichtlich falsch, daß man sich doch einmal fragen sollte: Waren unsere Vorfahren so blöd, daß sie das nicht wußten? Ich denke, „sauberhalten“ usw. sind derart elementare „Fehler“ (im Sinne jener These), daß es sich schlechterdings nicht um Fehler handeln kann, sondern man wird zu der Schlußfolgerung geführt, daß die These selbst von Grund auf falsch ist. Zumindest muß man eine gewaltige Masse von „Ausnahmen“ als systematisch begründet annehmen. Und zwar eine ganz kleine Anzahl in der einen Richtung, also Univerbierungen, die trotzdem immer noch getrennt geschrieben werden wie z. B. „ein und derselbe“ („mit ein und demselben“ usw.); auf der anderen Seite aber Tausende von Zusammenschreibungen wie „aufgehen“, „dableiben“, „sauberhalten“ usw. – Hier gibt es offenbar einen intuitiven Grund, die Hauptregel zu durchbrechen. Das geschieht fast immer ohne Nachdenken. Die Sprachwissenschaft hat die Aufgabe, diesen für das Deutsche so kennzeichnenden Trick (Minister Meyer sagte „Marotte“, was er von SZ-Redakteur Unterstöger übernommen hat) zu erklären und die Erscheinung, die so tief in der deutschen Rechtschreibung verwurzelt ist, daß sogar die Reformer sie nicht grundsätzlich beseitigen, richtig darzustellen. Statt dessen haben die Reformer nur die Grenzpfähle ein wenig verrückt, wie Munske es einmal ausdrückte, und zwar in einer rein theoretisch, überhaupt nicht durch ein Verständnis der Tatsachen begründeten Weise. Daher läuft nun die neue GZS der Intuition in vielen Punkten zuwider und ist nicht lernbar. Die Reformer haben sie daher praktisch zum Abschuß freigegeben („unumgänglich notwendige“ Korrekturen Ende 1997, stillschweigende Rücknahme in den neuesten Wörterbüchern).
Der Hauptmangel der neuen Regeln besteht darin, daß man, wie auch Herr Melsa andeutet, rein formale Operationen vorschreibt, um die einzelnen Fälle entscheiden zu können. Statt sich der – bisher unzureichend erforschten, aber deshalb nicht minder wirksamen – Intuition zu überlassen (die naturgemäß nicht zu einem Ja oder Nein führt, sondern lediglich Tendenzen ergibt), muß man jetzt aus dem Fluß der inhaltlich orientierten Rede heraustreten auf eine Ebene grammatischer Operationen („steigerbar/erweiterbar oder nicht?“ usw.). Das ist von vornherein mißlich und kann besonders in der Schule nicht gutgehen.
Es ist, alles in allem, ein Kunstfehler, ein kulturelles, historisch gewachsenes Gebilde verändern zu wollen, bevor man es verstanden hat. Die Theorie dazu findet man in F. A. von Hayeks „Die Irrtümer des Konstruktivismus“. Dort erfährt man auch, wie ein solcher Versuch notwendigerweise in Zwangsmaßnahmen und Gewaltherrschaft endet.



Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf

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Walter Lachenmann
19.03.2001 23.00
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... die Kunst, die er versteht

Afro dies & jenes

Auf Ihr Schmunzel*-E-Mail, liebe Frau RenateMariaMenges, freue ich mich natürlich! Plappermäulchen und Schmunzelmailchen erfreuen die Herzen alternder Casanovas immer.

Es muß doch etwa Aphrodisiakisches um mich sein! Da muß Herr Ickler ja eifersüchtig werden, welcher Hirsch würde da nicht platzen!

Hoffentlich schubst er mich nicht von seinem Karren. Oder vom Kahn. Denn:

Kleft zu laut es beim keiser im bot,
liegt gar bald der beiser im kot.


Jetzt aber nichts wie weg nach Silencien,
Palermeremo più tardi!
Bardi!



Walter Lachenmann
ab jetzt erst mal weg

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Christian Melsa
19.03.2001 23.00
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Die sog. “Einzelfälle³

Ich will hier gleich mal etwas vorgreifen und den Diskurs abkürzen, indem ich auf den zu erwartenden Einwand eingehe, bei einer – wie bisher – eher chaotischen, auch ziemlich einzelfallorientierten GZS müsse man praktisch jedes Wort auswendig lernen. Das ist zwar richtig, aber das macht man sowieso. Es ist doch der nächstliegende Prozeß, Wörter so abzuspeichern, wie man sie aus der Letktüre kennt, und sie so auch zu reproduzieren. Kaum einer orientiert sich doch wirklich an dermaßen komplizierten Rechtschreibregeln, wie sie uns die Reform geschenkt hat. Man überlegt, wie man das Wort aus dem üblichen Schriftbild in Erinnerung hat. Zudem beinhalten Wörter wie „kennenlernen“ oder „sogenannt“ ja gewisse eigene Bedeutungen, auch „radfahren“ oder „spazierengehen“ denkt man sich doch als einen zusammenhängenden Begriff für eine Tätigkeit, demzufolge ist es nur natürlich, daraus ein Wort zu machen. Meinetwegen soll man auch „badengehen“ schreiben, soll der Duden doch was anderes empfehlen. So illegal kann die Schreibweise nicht sein, es gäbe genug Analogien. So problematisch und widerborstig ist die übliche GZS doch gar nicht, das ist doch viel eher die neue! Und das liegt wirklich nicht nur daran, daß sie uns momentan noch so ungewohnt vorkommt, wobei sie mir ehrlich gesagt inzwischen schon gewissermaßen vertraut geworden ist, nachdem ich mich so eingehend mit ihr auseinandergesetzt habe. Ich verstehe nicht, warum manche Menschen es nicht einsehen wollen, daß in der Reformschreibe gerade die GZS ein totaler Schuß in den Ofen ist. Schon, weil das intentional doch völlig nach hinten losgeht: Man wollte die Regeln von „Ballast befreien“, und das Ergebnis ist, daß noch eine Menge dazugekommen ist. Diese Rechtschreibung soll allen Ernstes die segensreiche Erleichterung für die bisher Rechtschreibschwachen in der Schule und überall im Leben sein? Es liegt einfach so offen auf der Hand, daß das niemals so funktioniert, daß ich immer wieder überrascht bin, wie einige Personen diese Erkenntnis stur verweigern. Das ist also der Dialog zwischen Volk und Staat in diesem Land. Demokratisch? Man könnte noch hinzusetzen: Und das ist also die Bildungspolitik in diesem Land. Leider ein trauriger Anblick.



Christian Melsa
22149 Hamburg

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Theodor Ickler
19.03.2001 23.00
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Alles “falsch³ - und keiner merkt es?

Besonders aufschlußreich ist die oft vorgetragene, völlig zutreffende Ansicht der Reformer, bei der Getrennt- und Zusammenschreibung würden fast alle Leute fast immer fast alles falsch machen, dies werde aber nur selten bemerkt. Damit geben die Reformer erstens zu, daß hier eigentlich kein großes Problem bestand, daß vielmehr erst die vom Duden mit seinen Einzelfestlegungen provozierte Fliegenbeinzählerei mancher Lehrer ein künstliches Problem und damit Änderungsbedarf erzeugt hat; zweitens wird aber das Grundverkehrte der ganzen Denkweise sichtbar: Was alle ständig machen, kann doch nicht „falsch“ sein! Denn woher kommt der Maßstab für falsch und richtig – wenn nicht aus dem Gebrauch? Erst die Einrichtung einer staatlichen, sanktionsbewehrten Stelle, die in immer größerer Entfernung vom Gebrauch dekretiert, was richtig und falsch ist, erzeugt die abartige Situation, daß die Sprache nicht mehr von ihren Benutzern bestimmt wird, sondern von außen und damit willkürlich. Die Leser dieser Seiten wissen, welchen Ausweg ich vorgeschlagen habe: Rückwendung zum Gebrauch, zur lebendigen Sprachentwicklung; Wiedereinsetzung des Sprachvolks in sein angestammtes Recht. Der grundsätzliche Respekt vor dieser Instanz schließt ein Sichten und „Pflegen“ keineswegs aus; ohne Auswählen und damit auch Urteilen wäre der deskriptive Ansatz sogar unmöglich.
Es ist, wie Herr Melsa sagt: Durch die große Routine beim „Massendurchsatz“ von gelesenen Texten (das Schreiben spielt eine geringere Rolle) prägen wir uns weit über die phonologische Analyse des Gehörten hinaus Wortbilder ein, erfassen intuitiv die zugrundeliegenden oder besser „inhärenten“ Regeln und reproduzieren das dann im eigenen Schreiben. Die Aufgabe des „Auswendiglernens“ von Tausenden von Einzelformen stellt sich gar nicht, solange man nicht auf eine externe Norm glaubt zurückgreifen zu müssen. Die inhärente Norm entwickelt sich im Kopf; im Regal braucht sie eigentlich nicht unbedingt zu stehen.



Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf

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Christian Melsa
19.03.2001 23.00
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Die sog. “Einzelfälle³

Ich will hier gleich mal etwas vorgreifen und den Diskurs abkürzen, indem ich auf den zu erwartenden Einwand eingehe, bei einer – wie bisher – eher chaotischen, auch ziemlich einzelfallorientierten GZS müsse man praktisch jedes Wort auswendig lernen. Das ist zwar richtig, aber das macht man sowieso. Es ist doch der nächstliegende Prozeß, Wörter so abzuspeichern, wie man sie aus der Letktüre kennt, und sie so auch zu reproduzieren. Kaum einer orientiert sich doch wirklich an dermaßen komplizierten Rechtschreibregeln, wie sie uns die Reform geschenkt hat. Man überlegt, wie man das Wort aus dem üblichen Schriftbild in Erinnerung hat. Zudem beinhalten Wörter wie „kennenlernen“ oder „sogenannt“ ja gewisse eigene Bedeutungen, auch „radfahren“ oder „spazierengehen“ denkt man sich doch als einen zusammenhängenden Begriff für eine Tätigkeit, demzufolge ist es nur natürlich, daraus ein Wort zu machen. Meinetwegen soll man auch „badengehen“ schreiben, soll der Duden doch was anderes empfehlen. So illegal kann die Schreibweise nicht sein, es gäbe genug Analogien. So problematisch und widerborstig ist die übliche GZS doch gar nicht, das ist doch viel eher die neue! Und das liegt wirklich nicht nur daran, daß sie uns momentan noch so ungewohnt vorkommt, wobei sie mir ehrlich gesagt inzwischen schon gewissermaßen vertraut geworden ist, nachdem ich mich so eingehend mit ihr auseinandergesetzt habe. Ich verstehe nicht, warum manche Menschen es nicht einsehen wollen, daß in der Reformschreibe gerade die GZS ein totaler Schuß in den Ofen ist. Schon, weil das intentional doch völlig nach hinten losgeht: Man wollte die Regeln von „Ballast befreien“, und das Ergebnis ist, daß noch eine Menge dazugekommen ist. Diese Rechtschreibung soll allen Ernstes die segensreiche Erleichterung für die bisher Rechtschreibschwachen in der Schule und überall im Leben sein? Es liegt einfach so offen auf der Hand, daß das niemals so funktioniert, daß ich immer wieder überrascht bin, wie einige Personen diese Erkenntnis stur verweigern. Das ist also der Dialog zwischen Volk und Staat in diesem Land. Demokratisch? Man könnte noch hinzusetzen: Und das ist also die Bildungspolitik in diesem Land. Leider ein trauriger Anblick.



Christian Melsa
22149 Hamburg

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Theodor Ickler
19.03.2001 23.00
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Alles “falsch³ - und keiner merkt es?

Besonders aufschlußreich ist die oft vorgetragene, völlig zutreffende Ansicht der Reformer, bei der Getrennt- und Zusammenschreibung würden fast alle Leute fast immer fast alles falsch machen, dies werde aber nur selten bemerkt. Damit geben die Reformer erstens zu, daß hier eigentlich kein großes Problem bestand, daß vielmehr erst die vom Duden mit seinen Einzelfestlegungen provozierte Fliegenbeinzählerei mancher Lehrer ein künstliches Problem und damit Änderungsbedarf erzeugt hat; zweitens wird aber das Grundverkehrte der ganzen Denkweise sichtbar: Was alle ständig machen, kann doch nicht „falsch“ sein! Denn woher kommt der Maßstab für falsch und richtig – wenn nicht aus dem Gebrauch? Erst die Einrichtung einer staatlichen, sanktionsbewehrten Stelle, die in immer größerer Entfernung vom Gebrauch dekretiert, was richtig und falsch ist, erzeugt die abartige Situation, daß die Sprache nicht mehr von ihren Benutzern bestimmt wird, sondern von außen und damit willkürlich. Die Leser dieser Seiten wissen, welchen Ausweg ich vorgeschlagen habe: Rückwendung zum Gebrauch, zur lebendigen Sprachentwicklung; Wiedereinsetzung des Sprachvolks in sein angestammtes Recht. Der grundsätzliche Respekt vor dieser Instanz schließt ein Sichten und „Pflegen“ keineswegs aus; ohne Auswählen und damit auch Urteilen wäre der deskriptive Ansatz sogar unmöglich.
Es ist, wie Herr Melsa sagt: Durch die große Routine beim „Massendurchsatz“ von gelesenen Texten (das Schreiben spielt eine geringere Rolle) prägen wir uns weit über die phonologische Analyse des Gehörten hinaus Wortbilder ein, erfassen intuitiv die zugrundeliegenden oder besser „inhärenten“ Regeln und reproduzieren das dann im eigenen Schreiben. Die Aufgabe des „Auswendiglernens“ von Tausenden von Einzelformen stellt sich gar nicht, solange man nicht auf eine externe Norm glaubt zurückgreifen zu müssen. Die inhärente Norm entwickelt sich im Kopf; im Regal braucht sie eigentlich nicht unbedingt zu stehen.



Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf

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Gast
19.03.2001 23.00
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Nee Wolfgang, so läuft dat nich!

Du musst dich nicht für deine Dauer-Leserbrief-Schreiberei entschuldigen. Wir haben alle unsere Schwächen: Du stellst dich in den Gazetten gern als Gut-Mensch dar und ich ärgere gerne eingebildete, konservative Bildungsbürger, für die der Mensch erst beim Akademiker anfängt, auch wenn sie das natürlich niiiiie zugeben würden. Bildungsbürger, die sogar bereit sind für rechtsradikale Zeitungen einzutreten (Junge Freiheit), wenn sie nur die alte Rechtschreibung benutzen.

Nee Wolfgang, so läuft dat nich! Ich habe gezeigt, dass die GuZ im alten Duden eigentlich nur aus einer Einzelfallregelung im Wörterverzeichnis bestand und habe dir anhand von einigen wenigen Beispielen gezeigt, dass da nur ein großes Durcheinander bei rauskam. Nicht mal Ickler hat es geschafft, da Ordnung reinzubringen. Stattdessen hat er seinen lächerlichen Rundbogen eingeführt. Du musst deshalb beweisen, dass die alte Duden-Regelung besser war, sonst lassen wir doch am besten einfach alles so, wie es jetzt ist.

Zeige mir also, dass die Unterscheidung von liegenbleiben/sitzen bleiben, saubermachen/schmutzig machen, geradebiegen/krumm biegen usw. einer geheimen, sinnvollen Regelung entspricht oder für das sinnentnehmende Lesen wichtig ist oder eine ganz tolle Differenzierung möglich macht. Und komm mir ja nicht mit Icklers Quatschbuch, das mögen nicht mal der Manni und der Lachenmann!

Wie gesagt, wenn du mir beweisen kannst, dass die alte Duden-Regelung besser war, können wir über eine Rückkehr zur ihr reden. Ansonsten bleibt halt alles so, wie es jetzt ist.

Lass dir ruhig Zeit!



L. K.
Düsseldorf

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Christian Melsa
19.03.2001 23.00
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Nee, Lars, das haut nicht hin. Wenn Du glaubst, daß sich hier nur verstocktkonservative Spießer treffen, die keine Form von Veränderung vertragen, dann hast Du Dich allerdings geirrt. Zu dieser Sorte gehöre ich ganz bestimmt nicht. Die meisten Reformgegner hier können auch ganz genau erklären und begründen, warum sie die Reform ablehnen, Punkt für Punkt. Das hat doch nichts mit irrationalem Sektierertum zu tun. Irrational kommt mir eher vor, eben gleich immer alles anzupreisen, was anders ist als das Hergebrachte, weil es den geilen Schimmer des Neuen verbreitet. Es überrascht mich nicht, daß es eine Menge Leute gibt, die auf so etwas hereinfallen, schließlich werfen auch Massen ihr Geld für Börsengeschäfte zum Fenster heraus, weil ihnen die Medien suggeriert haben, das sei erstens jetzt der letzte Schrei und zweitens praktisch eine zuverlässige Geldvermehrmaschine. Schließlich führt das geradezu zombiehaft gehorsame Konsumentenverhalten Tausender dazu, daß die Retortengruppe „No Angels“, deren Künstlichkeit sogar von RTL 2 gleichsam zelebriert wurde und worüber daher jeder Bescheid weiß, gleich auf Anhieb mit dem ersten Lied, dessen Melodie schnell eingekauft wurde, auf Platz 1 der Charts landet. Man braucht manchen Leuten nur zu erzählen, etwas sei toll und müsse man jetzt haben/mitmachen/bejubeln, und wie eine Aufziehpuppe legen sie los. In dieser Atmosphäre ist die bisherige Erfolgslaufbahn der Reformschreibung nicht ganz so erstaunlich, besonders positiv ist diese Gesamtsituation deswegen aber noch lange nicht.

Vorurteile und persönliche Angriffe gibt es hier anscheinend auf allen Seiten immer wieder mal, das kann keine Partei für sich allein in Anspruch nehmen. Die von Dir genannten Zusammenschreibungen, aus denen sich keine neue Sinnfärbung ergäbe, werden aus Analogiegründen zu anderen Zusammenschreibungen zusammengeschrieben. Sowohl aus Erwägungen der Vermeidung nominaler Fehler (hauptsächl. in schulischen Rechtschreibdiktaten, dank weitgehender Fakultativität) als auch einer Technik semantischer Kennzeichnung und somit dem Interesse klaren Ausdrucks, bestmöglicher Verständigung, eindeutigster Methode der schriftlichen Darstellung des Sinninhalts, ist die alte GZS der neuen klar überlegen. Die neue Regelung beschränkt sich selbstverständlich eben nicht auf die simple Direktive „mehr auseinander“, auch wenn es auf dieses Resultat hinausläuft. Vielmehr werden einfach ein paar zumeist völlig an den Haaren herbeigezogene Kriterien aufgestellt, die regeln, wie die Zusammenschreibung nunmehr erfolgen soll (dieser Satz wäre in gemäßigter Kleinschreibung übrigens ziemlich schwerverständlich, dies nebenbei). Dabei handelt es sich um rein formale Kriterien, die mit dem Zweck von Sprache nicht viel zu tun haben und darüber hinaus so ziemlich die kompliziertesten und verworrensten Rechtschreibregeln darstellen dürften, die es in der deutschen Orthographie jemals gegeben hat (nicht zu vergessen solche Wortlisten wie die Partikelliste aus §34).



Christian Melsa
22149 Hamburg

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RenateMariaMenges
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Lieber Walter Lachenmann,

nur nicht gleich verzweifeln wegen eines lateinischen Ausspruchs. Immerhin haben Sie mich weiter unten auch sozusagen beschrieben (in Klammer)und nichts Neues an den Ausführungen gefunden. Über die gemäßigte Kleinschreibung berichten Sie ja nichts in Ihrem Schreiben. Der Überschrift Ihres Beitrages stimme ich noch immer voll zu. Dafür werden Sie ein E-Mail bekommen( *schmunzel: und wehe sie sind fiktiv). Übrigens haben wir einen neuen Lehrplan. Amtsvorlage ist    natürlich die neue Rechtschreibung. Wie soll das weitergehen? Der Beitrag wird noch folgen im neuen Gästebuch zum Thema: Amtsvorlagen und Lehrpläne.



RenateMariaMenges

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