Wer ist »wir«?
Bisher war (jedenfalls mir) nur soviel klar, oder ich war der Meinung, es sei so daß die Veranstaltung rechtschreibreform.com ein Diskussionsforum zum Thema Rechtschreibreform ist bzw. sei. Jetzt sagt Herr Wrase, daß »wir hier« für etwas ganz bestimmtes »eintreten«, siehe sein Beitrag. Heißt dies, daß jeder, der für etwas anderes »eintritt«, hier sich nicht zu Wort melden sollte? Von dem Wrestler L.K. ist hier nicht die Rede, über dessen intellektuelle Kompetenz und seine Absichten gibt es wohl kaum Zweifel. Aber Frau Dr.RenateMariaMenges oder Herr Jansen treten doch mit ernsthaftem Bemühen für eine andere Meinung ein. Hier könnte Überzeugungsarbeit gegen Überzeugungsarbeit antreten. Natürlich sind »wir« der Ansicht, wir hätten die besseren Argumente. Haben wir ja auch. Aber was hätte eine Diskussion für einen anderen Sinn, als diese einander gegenüberzustellen?
Ob Herr Riebe und Herr Peil tatsächlich für den alten Duden eintreten, sollten sie vielleicht an dieser Stelle deutlich aussprechen.
Wenn man mich fragen würde, ob ich für den alten Duden eintrete, dann würde ich dies nicht unbedingt bejahen, weil ich in diesen Diskussionen viel darüber gelernt habe, wie problematisch er wohl war, was vielen, auch mir, nicht bewußt geworden ist. Aber nachdem ich immer noch dabei bin, Korrekturen an einem Buch auszuführen, das weder nach Neuer Rechtschreibung noch nach Altem Duden redigiert werden soll, sondern nach einer offenkundig nicht nur mir nicht durchschaubaren orthographischen Eigenkreation, die jeglicher Plausibilität entbehrt und zu absolut albernen Schreibformen führt, wünschte ich mir die Zeiten schon zurück, wo hilflose Redakteure (es ist hier nicht einmal der schreibungewohnte Schreiner oder die sprachlich eher zweitrangig ehrgeizige Sekretärin, sondern es sind professionelle Schreibberufler am Werke! im Zweifelsfall zum Duden greifen und die allgemein üblichen und den Text in aller Regel nicht verunstaltenden Schreibweisen nachsehen konnten.
Und nun wünschte ich mir ein neues Wörterbuch, das all jene, die vom Neuen Duden nichts wissen wollen, den Alten aber nicht mehr finden, er ist nicht mehr zu kaufen, so verwenden könnten, wie man einst den »alten« Duden verwendet hat, ohne seine problematischen Seiten überhaupt wahrzunehmen. Aber ich fange nicht wieder mit meiner Meckerei an Icklers Wörterbuch an, keine Sorge, ich habe das ja nur ein bißchen übertrieben, damit überhaupt hingehört wird. Das wird schon richtig werden.
Und was ich hier vermisse, das sind die vielen, vielen anderen Reformgegner, auch die Journalisten, Redakteure, Verleger, meine Kollegen (Sie, Herr Wrase, sind ja einer), aber wo bleibt die breite Diskussion? Es sieht tatsächlich eher nach einem versprengten Trüppchen leicht angeschlagener Märtyrer aus, die sich anbetungsvoll um ihren keiser scharen und dem mehr huldigen, als ihm genehm sein mag, bis hin zur Proskynese. Da tut ein wohlwollender Stänkerer zwischendurch vielleicht ganz erfrischende Wirkung. So jedenfalls sollte es verstanden werden.
Und weil Herr Ickler einen Schüttelreim von mir bestellt hat, kommt er hier. Ich gehe auf meine Gesprächspartner ja immer liebevoll ein, von Menges bis Ickler. Der Schüttelreim bezieht sich auf Herrn Wrases Zornesepistel im Kleintierzoo und will dessen Messitsch zusammenfassen. Er ist in der Satzmelodie etwas eierig, aber das gehört zur künstlerischen Grundintention, weil er den eierigen Seegang des keiserlichen bots bzw. conteiners versinnbildlichen will.
Big Brother Wrases You! Freund Lachenmann, hier mag Deinen Stänker-Ton keiner, Drum schleich Dich, verschwinde aus unsrem Con teiner.
Na, was sagen Sie jetzt!
Walter Lachenmann immer noch im Krottenthal
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