Herr Jansen: Bitte um Auklärung u. a.
... Herr Wrase, Sie schießen mit Kanonen auf Spatzen. Mit dem Satz In der Tat: Wir haben es 1996 erlebt, wie sich eine Sprachgemeinschaft geeinigt hat, wie man am besten schreiben sollte. wollte ich unterstreichen, dass Rechtschreibung (nicht wie schreiben die Leute), eine Konvention ist, eine Übereinkunft. Eine solche hat es 1996 gegeben. Zum dem jetzigen Stand der Meinungsbildung habe ich nichts gesagt und es auch noch nicht einmal gemeint.
Antwort: Was soll denn das? Wenn ich mit meiner Freundin eine Übereinkunft treffe, welches Auto wir zum Beispiel kaufen, wie käme ich dann dazu, zum Beispiel allen Kollegen in meiner Firma dieselbe Übereinkunft als allgemein verbindlich vorzusetzen? Was interessiert es uns, wie sich die damals aktuelle Besetzung der Reformkommission nach einigem Hauen und Stechen, zum Beispiel unter Protest des Mitglieds Horst Haider Munske geeinigt hat? Es ist einigermaßen merkwürdig, die Reformkommission als Sprachgemeinschaft zu bezeichnen, das tut niemand außer Ihnen. Ihre Argumentation ist derart künstlich, daß Sie selbst für das Mißverständnis verantwortlich sind. Sprachgemeinschaft sind alle Deutschsprachigen, insbesondere die Muttersprachler. Sie lehnen die Reform ab, sie haben die mehrheitliche Übereinkunft, die Reform abzuschaffen. Alles andere ist Diktatur. Im übrigen ist die Rechtschreibung nur sehr begrenzt eine Konvention. Wenn sie ausschließlich eine Konvention wäre, könnte es ja beliebige Regeländerungen geben, zum Beispiel die Regel: Kommas setzt man nach dem zweiten, vierten, sechsten Wort usw. Das ist offensichtlich nicht realistisch.
... Der zweite Teil Ihres Satzes trifft zu: Ich äußere meine Stellungnahmen als freier Mitmensch ... Wer zu solchen spekulativen Verschwörungstheorien greift wie Sie, wie kann der den gleichzeitig so pharisäerhaft von Aufklärung sprechen?
Antwort: Na, dann klären Sie doch mal auf, Herr Jansen: Wer sind Sie, was machen Sie, was haben Sie mit der Reform zu tun, außer daß Sie sich für sie interessieren? Und schon sind alle Theorien vom Tisch. Die Gegener der Reform verstecken sich nicht, aber auffallend viele Befürworter, auch Sie. (Was hatten wir hier nicht alles für Pseudonyme und Anonyme!) Wie sollten Sie da glaubwürdig sein? Wollen Sie sich nicht wenigstens positiv von diesen Feiglingen abheben?
... Ickler sagt, Rad fahren ist eigentlich dudenkonform, Jansen sagt richtigstellen ist eigentlich konform mit dem neuen Regelwerk. Machen Sie vielleicht eher einen Unterschied nach dem Feind-Freund-Schema als an der Sache orientiert?
Antwort: Ein Unterschied ist, daß man Herrn Icklers Aussage nicht widerlegen kann, daß sie richtig ist; er erläutert auch präzise, was er damit meint: eben Übereinstimmung mit dem Regelwerk des Duden. Ein anderer Unterschied ist, daß man deshalb Professor Icklers Aussage voll zustimmen kann und das auch tut, während Ihnen niemand in Ihrer Aussage zustimmt, nicht einmal ein Reformer. (Oder sind Sie einer? Man weiß es ganz einfach nicht, es könnte ja sein; ich glaube es nicht. Also: Was haben Sie mit der Reform zu tun, außer daß Sie sie anpreisen wollen? Man hat entsprechende Informationen von mir, von Professor Ickler, von Norbert Schäbler, von Manfred Riebe, von Christian Melsa, von Walter Lachenmann wie steht es mit Ihnen?)
Wolfgang Wrase München
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