Jansens “Konvention³ der “Sprachgemeinschaft³ - ein Rätsel
Herr Jansen schrieb: In der Tat: Wir haben es 1996 erlebt, wie sich eine Sprachgemeinschaft geeinigt hat, wie man am besten schreiben sollte. Ich antwortete darauf, daß das absoluter Blödsinn sei, weil sich die deutsche Sprachgemeischaft nicht 1996 auf das Regelwerk geeinigt hatte, sondern das waren die Reformer (im Austausch mit der Kultusbürokratie, wobei die Reformer ihre persönliche Vorstellung von der besten Art zu schreiben in mehrfacher Hinsicht zugunsten des Gegenteils aufgeben mußten, zum Beispiel möglichst groß statt möglichst klein: eine schöne Einigung auf das Optimum). Darauf antwortete Herr Jansen:
Herr Wrase, Sie schießen mit Kanonen auf Spatzen. Mit dem Satz In der Tat: Wir haben es 1996 erlebt, wie sich eine Sprachgemeinschaft geeinigt hat, wie man am besten schreiben sollte. wollte ich unterstreichen, dass Rechtschreibung (nicht wie schreiben die Leute), eine Konvention ist, eine Übereinkunft. Eine solche hat es 1996 gegeben.
Aha: Herr Jansen blieb bei seiner Aussage, daß es die Konvention über Rechtschreibung 1996 gegeben habe dann konnte es sich nur um die Reformer handeln. Ich bemerkte daraufhin unter anderem, daß es einigermaßen ungewöhnlich sei, die Reformkommission als Sprachgemeinschaft zu bezeichnen das tue niemand außer Herr Herrn Jansen. Seine Antwort war sinngemäß, er habe einen solchen Unsinn nie gesagt, daß die Reformkommission die Sprachgemeinschaft sei.
Inzwischen hat sich herausgestellt, daß dieses Dementi darauf aufgebaut war, daß Herr Jansen zwischen den Reformern und der Reformkommission unterscheidet die einen haben die Reform gemacht bzw. sich auf sie geeinigt, die anderen sind nicht die Sprachgemeinschaft, die sich 1996 auf das Reformwerk geeinigt hat. Daß diese Unterscheidung unsinnig ist, hat Herr Ickler gerade dargelegt, und das ist ja auch selbstverständlich.
Demnach wäre also wieder die Frage, die ich zuvor gestellt hatte und die Herr Jansen wieder nicht beantwortet hat: Wer ist denn nun diese ominöse Sprachgemeinschaft, die sich 1996 geeinigt hat? Wenn es ganz und gar unsinnig sein soll, die Reformkommission als Sprachgemeinschaft zu bezeichnen (und wenn sich offenbar doch die Deutschsprachigen nicht 1996 auf die Rechtschreibreform geeinigt haben), sollen wir dann statt dessen glauben, daß die Reformer als Sprachgemeinschaft anzusehen seien auch wenn sie fast dasselbe wie die Reformkommission sind?
Ähnlich im Kreis windet sich Herr Jansen, wo es um Konvention geht. Ausdrücklich hieß es ja: Mit seinem Satz habe er, Jansen, ausdrücken wollen, daß Rechtschreibung eine Konvention, eine Übereinkunft sei, wobei darunter nicht zu verstehen sei, wie die Leute schreiben. Daraufhin zeigte ich die Absurdität dieser prinzipiellen Abgrenzung zwischen üblichen Schreibweisen und Rechtschreibung auf. Herr Jansen fand diese Ausführungen so absurd, daß er sich nicht damit beschäftigen wolle. Ich wiederholte meine Argumentation und kam zu dem Schluß: Rechtschreibung kann keineswegs irgendeine Konvention außerhalb dessen sein, wie mehrheitlich konkret und bewußt geschrieben wird, und genau das hätte ich gesagt. Darauf Herr Jansen: Nein, nein, dass ich von Konvention gesprochen habe, war ein Kommentar auf ein Satz von Ihnen, das weiß ich noch.
Ach so. Erst sagt Herr Jansen, daß Rechtschreibung Konvention ist (das habe er unterstreichen wollen), und wenn es um die Gegenargumente geht, heißt es plötzlich: Das war ja nur ein Kommentar. Was soll das heißen? Natürlich war das ein Kommentar. Wird er bekräftigt, widerrufen, eingeschränkt? Statt einer Diskussion bekommt man von Herrn Jansen nur solche Eiertänze vorgeführt, schon seit je. Deshalb kam ich schon bald zu dem Schluß, daß Diskussionen mit ihm sinnlos sind. Anstatt daß Herr Jansen beispielweise seine groteske Behauptung zurücknimmt, wir hätten 1996 erlebt, wie sich eine Sprachgemeinschaft auf die beste Art zu schreiben geeinigt habe, geht es über unaufrichtige argumentatorische Kapriolen von einer Ecke in die andere und wieder zurück.
Vielleicht kann uns jemand anderes erklären, wer wohl Jansens Sprachgemeinschaft sein soll, die sich 1996 geeinigt hat, wenn er es selbst nicht tut? Die Reformer können es kaum sein, denn es sind ja praktisch dieselben, die heute in der Kommission sitzen (und sie als Sprachgemeinschaft zu bezeichnen sei absurd), und die Deutschsprachigen waren es auch nicht.
Wer Lust hat, solche Diskussionen mit Herrn Jansen zu führen, bitte sehr, ich habe nichts dagegen, aber ich stimme Herrn Kolbe zu, daß Herrn Jansens Ergüsse eigentlich keine Beachtung verdienen, weil Herr Jansen einen ernsthaften, interessierten Austausch zugunsten plumper pseudoargumentatorischer Ausweichmanöver vermeidet.
Wolfgang Wrase München
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