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Theodor Ickler
04.04.2001 22.00
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Verbzusätze

Auf die Frage „Zusammensetzung oder Zusammenschreibung“ kommt es mir nicht so sehr an, lieber Herr Dörner. Interessant sind die Verbzusätze so oder so, und man kann sie keinesfalls am Leitfaden der Schreibweise ergründen, denn die ist, wie der erwähnte Drach feststellte, mehr oder weniger zufällig geregelt.
Einiges ist deutlich: Es werden bevorzugt Ergebniszusätze (Objektsprädikative) mit Verben verbunden, ferner natürlich Richtungszusätze (aber keine Ortszusätze oder? höchstens solche Sachen wie „daliegen“); ein Teil der Verben verleiht dem Ganzen einen Aktionsart-Charakter, nämlich einen inchoativen: kaputtgehen, totgehen (kindersprachlich), kapores –, verschütt –, daher auch pleite gehen usw. (weshalb die Großschreibung hier besonders unsinnig ist); das „gehen“ ist hieer eine Art Hilfsverb (wie engl. to go in entsprechenden Verbindungen). Der gemeinsame Nenner, wenn es einen gibt, ist noch verborgen. Aber die Intuition ist da, und die Zusammenschreibung erfaßt unaufhaltsam alles, was sich dazu eignet („nicht zu umfangreich“ ist, nicht wahr?).
Warum soll man sich hier mit neuen Schreibregeln einmischen? Die „Unsicherheit“ ist ja nicht einmal für die Schule relevant.



Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf

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Gast
04.04.2001 22.00
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Anmerkungen zu “Der Duden und die Regelwerke³

„Der Duden bildete bis 1941 nicht allein die preußischen, sondern auch die bayerischen und österreichischen Regeln ab.“ Das klingt sehr missverständlich. Der Duden bildete nach 1901 weder die preußischen, noch die bayerischen und österreichischen Regeln ab, sondern die gesamtdeutschen. Dass das inhaltlich nur marginale Unterschiede sind, ändert daran nichts.

Was genau meinen Sie mit „österreichisches Regel- und Wörterverzeichnis“, und ist es nicht so, dass das Regelwerk von 1901 durch den Duden weiterlebte? Hat der Duden nach 1945 etwas grundsätzlich anders gemacht als vorher? Wenn ja, was? Wissen Sie zufällig, wann im Duden zum ersten Mal die GZS und die Zeichensetzung geregelt waren? Das mit dem „am Sprachgebrauch orientieren“, das ist so eine Sache. Was hätte der Duden wohl gemacht, wenn er etwas beobachtet hätte, was von dem amtlichen Regelwerk abwich? Hätte er gesagt, der Sprachgebrauch geht vor und wir behaupten trotzdem, dass wir auf dem Boden des Regelwerks stehen (?). Oder hätte er gesagt, tut uns Leid, wir stellen die Veränderung zwar fest, können sie aber nicht „aufnehmen“, weil das gegen das Regelwerk wäre (?). Schon in einem späten Nachdruck des 1991er Duden begründet der Duden warum er grundsätzlich für ein neues Regelwerk war bzw. ist.



Michael Jansen

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Reinhard Markner
04.04.2001 22.00
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Nachhilfe vom Geschichtslehrer

Sehr geehrter Herr Jansen,

Sie sprachen davon, daß der Duden sich am preußischen Regelwerk orientiert habe, und ich habe das richtiggestellt. In jedem Duden bis 1941/42 finden Sie Fußnoten, in denen auf die Unterschiede in jenen drei wichtigsten amtlichen Regelbüchern verwiesen wurde. Der Regelteil kam immer zusammen mit einem Wörterverzeichnis, und diese Wörterverzeichnisse unterschieden sich voneinander. Mit „Regeln“ meinte ich also die Broschüren als ganze.
Übrigens gab es auch sächsische, württembergische „Regeln“ u. s. w., aber die wurden vom Duden nie herangezogen.
Das Regelwerk von 1901 lebte jedenfall nicht allein „durch den Duden weiter“, wie Sie jetzt schreiben. Es gab natürlich auch andere Wörterbücher, Schulbücher u. s. w.
Der Duden selbst hat nach 1955 einen anderen Status in der Bundesrepublik bekommen. In der DDR wurde er verstaatlicht.
Über die GZS und die Zeichensetzung im Duden weiß ich aus dem Stand nichts Näheres, aber in den drei wichtigsten Regelwerken wurde die Zeichensetzung nicht behandelt, hingegen gibt es Anhänge zur Zeichensetzung in anderen Ländern. 1944 wurde dann die Zeichensetzung in das Basler-Reumuthsche Regelbüchlein integriert (dementsprechend in Baslers Nachkriegswörterbuch).
„Was hätte der Duden wohl gemacht, wenn er etwas beobachtet hätte, was von dem amtlichen Regelwerk abwich?“ Diese Frage muß man wohl nicht im Konjunktiv formulieren. Ich wies schon auf die Schreibung „Computer“ hin, die zumindest dem Geist, wenn nicht den Buchstaben der Beschlüsse von 1901 zuwiderläuft. Die Regeln von 1901 sind aber im Unterschied zu denen von 1996 nicht im bewußten Widerspruch zu den sprachgeschichtlichen Entwicklungen des Deutschen und den schieren grammatikalischen Anforderungen dieser Sprache formuliert worden. Insofern waren sie auch flexibel genug, dem Sprachwandel standzuhalten.
Der Duden beziehungsweise seine Macher hätten deshalb natürlich auch nie gesagt, „tut uns Leid“ (aua, Herr Jansen !).
Die Duden-Redakteure haben sich verschiedentlich für eine Reform engagiert, nicht erst nach 1991. Teils aus Verblendung, teils aus Geschäftsinteresse. Solche Verlautbarungen sind reichlich uninteressant.



Reinhard Markner

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Reinhard Markner
04.04.2001 22.00
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Nachhilfe vom Geschichtslehrer

Sehr geehrter Herr Jansen,

Sie sprachen davon, daß der Duden sich am preußischen Regelwerk orientiert habe, und ich habe das richtiggestellt. In jedem Duden bis 1941/42 finden Sie Fußnoten, in denen auf die Unterschiede in jenen drei wichtigsten amtlichen Regelbüchern verwiesen wurde. Der Regelteil kam immer zusammen mit einem Wörterverzeichnis, und diese Wörterverzeichnisse unterschieden sich voneinander. Mit „Regeln“ meinte ich also die Broschüren als ganze.
Übrigens gab es auch sächsische, württembergische „Regeln“ u. s. w., aber die wurden vom Duden nie herangezogen.
Das Regelwerk von 1901 lebte jedenfall nicht allein „durch den Duden weiter“, wie Sie jetzt schreiben. Es gab natürlich auch andere Wörterbücher, Schulbücher u. s. w.
Der Duden selbst hat nach 1955 einen anderen Status in der Bundesrepublik bekommen. In der DDR wurde er verstaatlicht.
Über die GZS und die Zeichensetzung im Duden weiß ich aus dem Stand nichts Näheres, aber in den drei wichtigsten Regelwerken wurde die Zeichensetzung nicht behandelt, hingegen gibt es Anhänge zur Zeichensetzung in anderen Ländern. 1944 wurde dann die Zeichensetzung in das Basler-Reumuthsche Regelbüchlein integriert (dementsprechend in Baslers Nachkriegswörterbuch).
„Was hätte der Duden wohl gemacht, wenn er etwas beobachtet hätte, was von dem amtlichen Regelwerk abwich?“ Diese Frage muß man wohl nicht im Konjunktiv formulieren. Ich wies schon auf die Schreibung „Computer“ hin, die zumindest dem Geist, wenn nicht den Buchstaben der Beschlüsse von 1901 zuwiderläuft. Die Regeln von 1901 sind aber im Unterschied zu denen von 1996 nicht im bewußten Widerspruch zu den sprachgeschichtlichen Entwicklungen des Deutschen und den schieren grammatikalischen Anforderungen dieser Sprache formuliert worden. Insofern waren sie auch flexibel genug, dem Sprachwandel standzuhalten.
Der Duden beziehungsweise seine Macher hätten deshalb natürlich auch nie gesagt, „tut uns Leid“ (aua, Herr Jansen !).
Die Duden-Redakteure haben sich verschiedentlich für eine Reform engagiert, nicht erst nach 1991. Teils aus Verblendung, teils aus Geschäftsinteresse. Solche Verlautbarungen sind reichlich uninteressant.



Reinhard Markner

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Theodor Ickler
04.04.2001 22.00
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Verbzusätze

Auf die Frage „Zusammensetzung oder Zusammenschreibung“ kommt es mir nicht so sehr an, lieber Herr Dörner. Interessant sind die Verbzusätze so oder so, und man kann sie keinesfalls am Leitfaden der Schreibweise ergründen, denn die ist, wie der erwähnte Drach feststellte, mehr oder weniger zufällig geregelt.
Einiges ist deutlich: Es werden bevorzugt Ergebniszusätze (Objektsprädikative) mit Verben verbunden, ferner natürlich Richtungszusätze (aber keine Ortszusätze oder? höchstens solche Sachen wie „daliegen“); ein Teil der Verben verleiht dem Ganzen einen Aktionsart-Charakter, nämlich einen inchoativen: kaputtgehen, totgehen (kindersprachlich), kapores –, verschütt –, daher auch pleite gehen usw. (weshalb die Großschreibung hier besonders unsinnig ist); das „gehen“ ist hieer eine Art Hilfsverb (wie engl. to go in entsprechenden Verbindungen). Der gemeinsame Nenner, wenn es einen gibt, ist noch verborgen. Aber die Intuition ist da, und die Zusammenschreibung erfaßt unaufhaltsam alles, was sich dazu eignet („nicht zu umfangreich“ ist, nicht wahr?).
Warum soll man sich hier mit neuen Schreibregeln einmischen? Die „Unsicherheit“ ist ja nicht einmal für die Schule relevant.



Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf

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Gast
04.04.2001 22.00
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Anmerkungen zu “Der Duden und die Regelwerke³

„Der Duden bildete bis 1941 nicht allein die preußischen, sondern auch die bayerischen und österreichischen Regeln ab.“ Das klingt sehr missverständlich. Der Duden bildete nach 1901 weder die preußischen, noch die bayerischen und österreichischen Regeln ab, sondern die gesamtdeutschen. Dass das inhaltlich nur marginale Unterschiede sind, ändert daran nichts.

Was genau meinen Sie mit „österreichisches Regel- und Wörterverzeichnis“, und ist es nicht so, dass das Regelwerk von 1901 durch den Duden weiterlebte? Hat der Duden nach 1945 etwas grundsätzlich anders gemacht als vorher? Wenn ja, was? Wissen Sie zufällig, wann im Duden zum ersten Mal die GZS und die Zeichensetzung geregelt waren? Das mit dem „am Sprachgebrauch orientieren“, das ist so eine Sache. Was hätte der Duden wohl gemacht, wenn er etwas beobachtet hätte, was von dem amtlichen Regelwerk abwich? Hätte er gesagt, der Sprachgebrauch geht vor und wir behaupten trotzdem, dass wir auf dem Boden des Regelwerks stehen (?). Oder hätte er gesagt, tut uns Leid, wir stellen die Veränderung zwar fest, können sie aber nicht „aufnehmen“, weil das gegen das Regelwerk wäre (?). Schon in einem späten Nachdruck des 1991er Duden begründet der Duden warum er grundsätzlich für ein neues Regelwerk war bzw. ist.



Michael Jansen

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Christian Dörner
04.04.2001 22.00
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Zusammensetzung vs. Zusammenschreibung

Sicher ist es richtig, daß zusammengeschriebene Gefüge aus Verb und Verb keine Zusammensetzungen im eigentlichen Sinn sind, aber trotzdem würde ich weiter gehen, als diese Fügungen nur als Zusammenschreibungen von Gewohnheitsgefügen zu bezeichnen.
Die Duden-Literatur hat bis zur Rechtschreibreform immer darauf hingewiesen, daß es im Deutschen in einigen Fällen Zusammenschreibungen gibt, obwohl „kein neuer Begriff entstanden ist“. Bei den von der Duden-Redaktion immer wieder beispielhaft genannten Wörtern (sauberhalten, kennenlernen und spazierengehen) ist jedoch meines Erachtens schon ein neuer Begriff entstanden, auch wenn der Duden nie in der Lage war, das Entstehen eines neuen Begriffes sauber zu definieren, was die haarspalterischen Festlegungen des Duden bei der Getrennt- und Zusammenschreibung um so unverständlicher machte.
Dennoch gibt es eindeutige strukturelle Unterschiede zwischen „sauberhalten“ und z. B. „sauber schreiben“ oder der von mir soeben verwendeten Wortgruppe „etwas sauber definieren“. Auch zwischen „spazierengehen“ auf der einen Seite und „baden gehen“, „einkaufen gehen“ usw. auf der anderen Seite sind die Strukturunterschiede nicht zu übersehen. (Im übrigen wird „baden gehen“ selbst dann getrennt geschrieben, wenn es im übertragenen Sinne verwendet wird, was das vom Duden favorisierte Kriterium des „neuen Begriffes“ – sicher nicht ganz falsch, aber unzureichend – noch einmal aufweicht.) Zu „kennenlernen“, „liebenlernen“ usw. und „schwimmen lernen“, „Deutsch lernen“ etc. wurde ja schon genügend gesagt.
Eine obligatorische Zusammenschreibung wie bei echten Zusammensetzungen wird man aus den Strukturen dieser Gebilde sicherlich nicht schlußfolgern können. Die Getrenntschreibung solcher Fügungen sollte selbstverständlich zulässig sein, zumal die Zusammenschreibungen noch relativ neuer Natur sind und die Getrenntschreibung bei weniger gebräuchlichen Wörtern dieser Art wie „liebenlernen“ usw. noch häufig anzutreffen war bzw. sogar überwog und bei weitem nicht alle Gefüge von Verb und Verb zusammengeschrieben werden, selbst wenn definitiv etwas Neues entstanden ist (wie bei „baden gehen“).
Somit hatte ich den Begriff „Zusammensetzung“ natürlich in diesem Sinne nicht ganz richtig gewählt, aber mehr als ein bloßes Zusammenschreiben von Gewohnheitsgefügen sehe ich in Wörtern dieser Art schon.



Christian Dörner
91058 Erlangen

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Reinhard Markner
04.04.2001 22.00
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Der Duden und die Regelwerke

Der Duden bildete bis 1941 nicht allein die preußischen, sondern auch die bayerischen und österreichischen Regeln ab. Da von den offiziellen Regel- und Wörterverzeichnissen nur das österreichische den Krieg überlebte (Otto Baslers Versuch, die 1944er Regeln als bayerische Regeln überleben zu lassen, blieb letztlich erfolglos, Preußen wurde 1947 aufgelöst), mußte man sich wohl oder übel am Sprachgebrauch orientieren. Nach dem „Kautsch“-Debakel hat man es z. B. nicht mehr versucht, der Intention der Regelung von 1901 entsprechend das c aus neu hinzukommenden Fremdwörtern („Computer“ !) durch k oder z zu ersetzen.
Daß die Deskription des Usus im Duden allerdings unvollkommen war, hat Herr Ickler immer wieder feststellen können, zuletzt am Beispiel von „dahingehend“ (s. Wörterbuch-Forum).



Reinhard Markner

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Theodor Ickler
03.04.2001 22.00
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Schrift ohne Sinn

Der neue Rechtschreibduden trennt jetzt, wie zuvor schon Bertelsmann, auch „a-brupt“. Die Übereinstimmung geht auf eine geheimgehaltene 60 Seiten umfassende Liste zurück, die von den beiden privilegierten Wörterbuchredaktionen „in Zusammenarbeit mit Vertretern der Zwischenstaatlichen Kommission für Rechtschreibung“ erstellt worden ist.

Man sollte die Frage nach den Vorzügen der Neuregelung auch auf diese Trennungen ausdehnen.



Theodor Ickler
91080 Spardorf

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Gast
03.04.2001 22.00
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Zweierlei Maßstab

Ich melde mich zum Wochenende noch einmal ausführlicher; aber eins läuft hier seit langem völlig schief: Alte Rechtschreibung wird, wenn es eng wird, immer vom Duden losgekoppelt. Wenn jemand aber aktuelle Rechtschreibung vom Regelwerk oder von Wörterverzeichnis abkoppelt, das wird nicht anerkannt. Das geht ja so weit, dass die jüngsten halbamtlichen Korrekturen – Icklers Lieblingkerbe vom Typ aufsehenerregend – irgendwie auch nicht als Teil der neuen Rechtschreibung anerkannt wird. Sie alle haben mir dieses Missverhältnis anhand der Problematik mit -ig deutlich vorgemacht. Ich dagegen wäre ich für „Waffengleichheit“. Ein Argument wie „das steht so zwar nicht im Regelwerk, ist aber sinngemäß neue Rechtschreibung“ muss u.U. akzeptiert werden.



Michael Jansen

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Gast
03.04.2001 22.00
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GZS bei Verben und nochmals Abc-Schütze!

Wer im Ickler’schen Wörterbuch nachschlägt, entdeckt dort nur die Schreibweisen „Abc-Schütze“ und „Abece-Schütze“. Ein „ABC-Schütze“ wird nirgends aufgeführt, wohl aber der „ABC-Flug“. Ich dachte, Prof. Ickler stellt die allgemein übliche Rechtschreibung dar?

Weder Herr Kolbe noch Herr Illauer haben bis jetzt dargestellt, dass die frühere Regelung bezüglich der Getrennt- u. Zusammenschreibung von Verben besser war, bzw. dass die neue Regelung schlechter oder schwieriger ist.
Den irrtümlichen „Dreher“ bei der Faustregel bitte ich zu entschuldigen; natürlich wurde früher in konkreter Bedeutung meist getrennt, in übertragener Bedeutung zusammengeschrieben, oft aber auch nicht. Das hatte ich auch gemeint.



Katharina Wagner
Hamburg

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Theodor Ickler
03.04.2001 22.00
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Maßstäbe

Soweit ich sehe, verteidigen wir ziemlich einhellig die bisher übliche Rechtschreibung gegen den Versuch einer neuen Normierung. Wenn es darum ginge, den alten Duden zu verteidigen, hätte ich sechs Jahre lang im falschen Zug gesessen. Bisher bin ich immer richtig verstanden worden, bis auf ein paar Leute, die mir aus taktischen Gründen etwas unterstellten, was ich von Anfang an in Wort und Schrift abgelehnt habe.

Was also im alten Duden nicht stand oder von ihm geradezu ausgeschlossen wurde, kann durchaus zu jenem Bestand gehören, den ich zusammen mit anderen verteidige. Das ist ja der Kern der Kritik an der Dudenschen Einzelwortfestlegung.

Die „halbamtlichen“ Korrekturen an der Reform sind in Wirklichkeit überhaupt nicht amtlich, da ihnen die Legitimation durch die Behörden fehlt, die sich für zuständig halten. Die Kommission hat daher nach der Abfuhr von Februar 1998 wohlweislich ihre Beschlüsse und Empfehlungen weder veröffentlicht noch auch nur der KMK und dem BMI vorgelegt. Solange das so ist, widerspricht „aufsehenerregend“ dem amtlichen Regelwerk; die Korrektur bleibt „unumgänglich notwendig“, ist aber amtlich noch nicht vollzogen. Daß dadurch eine ganz mißliche Lage und Rechtsunsicherheit an den Schulen entstanden ist, haben die Reformer zu verantworten.

Anders gesagt: Wer Abweichungen von der Dudendarstellung verteidigt, befindet sich in einer weniger „illegitimen“ Lage als derjenige, der die Reform verteidigt und zugleich Abweichungen von ihr rechtfertigen will.

Und was „ABC-Schütze“ betrifft, so wird es durch mein Rechtschreibwörterbuch nicht ausgeschlossen (pauschale Notation ABC...[] für beliebige Zusammensetzungen), könnte aber später auch noch ausdrücklich aufgenommen werden. Der deskriptive Ansatz wird, wie wohl jeder einsieht, nicht dadurch unterlaufen, daß nicht alles Vorgefundene aufgenommen ist.



Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf

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Gast
03.04.2001 22.00
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halbamtlich

Den Begriff ‚halbamtlich‘ finde ich völlig zutreffend. Das Gemeinte ist nicht in der gleichen Weise amtlich wie es die Neuregelung als solche ist; die Korrekturen stammen aber von einer staatlich sanktionierten Institution; eben „halbamtlich“.



Michael Jansen

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Theodor Ickler
03.04.2001 22.00
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Nein

Die Korrekturen existieren offiziell gar nicht, da die politischen Instanzen jegliche Änderung untersagt haben. Sie sind ihnen auch nicht bekannt. Das Verfahren ist gewissermaßen kriminell. Von halbamtlich kann keine Rede sein.



Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf

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Wolfgang Wrase
03.04.2001 22.00
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Fundamentale Unterschiede

Herr Jansen hat, wie so oft, auf einer rein formalen Ebene recht, wenn man großzügig sein will; aber wenn man etwas genauer hinsieht (ich möchte bei seinen Texten regelmäßig sagen: wenn er ehrlicher wäre), erweist sich das Argument als eben nur formal richtig. Was der Duden ursprünglich wollte und leider nur mangelhaft vollzogen hat, war, den Schriftgebrauch aufzuzeichnen und (anschließend) in Regeln zu fassen. Insbesondere die Regeln sind eigentlich recht liberal, was man an häufigen Formulierungen sieht wie „wird in der Regel so geschrieben“, „meist“, „gewöhnlich“, „in den meisten Fällen“. Darin spiegelt sich noch die ursprünglich deskriptive Absicht; übrigens hat der Duden selbst seine „Regeln“ vorsichtiger als „Richtlinien“ bezeichnet. Unter dem Dauerfeuer der Anfragen von Ratsuchenden, die immer wissen wollten, welche von mehreren Möglichkeiten sie denn nun wählen sollten, welche besser sei, oft gestellt in der Form „Was ist denn jetzt richtig?“ (das heißt: „Es kann doch nicht beides richtig/gleich richtig sein!“), kam die Redaktion jedoch auf den Irrweg der Einzelfallfestlegung, die den Schreibgebrauch nicht darstellt, sondern verdunkelt; damit verbunden war auch eine teilweise Umkehr des Prinzips „Regeln aus Schreibweisen ableiten“ zugunsten von „Schreibweisen aus Regeln ableiten“. Wer nun die traditionelle Rechtschreibung verteidigt, der meint damit die Schreibweisen – und das, was der Duden hätte tun sollen bzw. wobei er hätte bleiben sollen: Schreibweisen realistisch verzeichnen und aus ihnen die Regeln ableiten (natürlich mit einer Auswahl auch nach systematischen und qualitativen Aspekten; es geht hier aber ums Prinzip, so daß diese Qualifizierung des deskriptiven Prinzips hier keine Rolle spielt).

Bei der Rechtschreibreform ist es nun genau andersherum: Schreibweisen sollen einzig und allein aus den Regeln hervorgehen, also „Regeln vor Schreibweisen“ (vielleicht sogar: „Keine Schreibweise ohne Regel“); was bisher geschrieben wurde, spielt insofern grundsätzlich keine Rolle. Zwar wurde natürlich nicht alles von Grund auf neu erfunden, aber gerade dort, wo reformiert wird, wo sich etwas ändert, sieht man eindeutig, was hier gemeint ist. Es wird nicht mehr beschrieben, daß sich die Sprachgemeinschaft über Schiffahrt, Gemse, Schluß, sogenannt usw. einig war (weitestgehend jedenfalls), sondern die Regeln wurden geändert, und was ihnen nicht entspricht, soll fürderhin als falsch gelten. Haben Sie den Unterschied jetzt kapiert, Herr Jansen?

Daraus folgt: Erst ein reformerisches Mißverständnis des Duden, daß die Regeln vor den Schreibweisen stünden und die Wörterbucheinträge „richtiger“ seien als der Schreibgebrauch, übrigens auch das Mißverständnis, daß erst die Privilegierung des Duden durch die Kultusministerkonferenz diesem Wörterbuch seine Autorität verschafft habe, erst diese dummdeutsche Auffassung von Rechtschreibung ermöglicht die scheinbar plausible Gleichsetzung von „altem Duden“ und dem Regelwerk der Rechtschreibreform samt deren staatlichem Anspruch.

In Wirklichkeit könnte das Prinzip des alten Duden nicht unterschiedlicher von der Rechtschreibreform sein; anstatt aber zu erkennen, woran die Probleme des alten Duden lagen, nämlich an einer Loslösung der Regeln von der Schreibwirklichkeit und an einer unheilvollen Erhebung des Duden-Inhalts über die Schreibwirklichkeit („Nur das, was im Duden steht, ist richtig“: Jansen, Wagner etc.), sehen die Reformfreunde ausgerechnet in dieser Fehlentwicklung den Weg aus allen Problemen. Das ist so, wie wenn man eine Drosselung der Wirtschaft, die auf eine realitätsblinde staatliche Überreglementierung zurückzuführen ist, dadurch zu heilen versucht, indem man die freie Wirtschaft vollends zugunsten einer bürokratischen Planwirtschaft aufgibt. Viel Erfolg!

Der fundamentale Unterschied bei den jeweiligen „Abweichungen“ vom „Regelwerk“, die Herr Jansen hier in tückischer Absicht gleichzusetzen versucht („Waffengleichheit“), zeigt sich auch darin, daß die „Abweichungen“ vom vorreformatorischen Duden, für deren Anerkennung wir Reformgegner sind, von den Schreibern selbst stammen, ja oft deren mehrheitlichen Geschmack und Wunsch darstellen, während die „Abweichungen“ vom amtlichen Regelwerk nur als gültig angesehen werden können, wenn sie mindestens halbamtlich, wahrscheinlicher: wenn sie ganz und gar amtlich beschlossen werden. Anders gesagt: Im einen Fall soll dem Volk auch offiziell zu seinem Recht verholfen werden, im anderen Fall darf das von der Refom betroffene Volk nach wie vor nur das als richtig ansehen, was die Obrigkeit zuläßt. Wie Herr Jansen ja auch betont: Die Kommission sei immerhin staatlich „sanktioniert“, so fragwürdig diese Aussage auch ist, vgl. die genauere Antwort von Professor Ickler.   

Diese Auffassung der Reformer und der Reformfreunde: Rechtschreibung seien Regeln, alle Schreibweisen müßten den Regeln folgen, der Staat sei dafür zuständig; diese Auffassung trifft auf meine tiefste Verachtung, samt der unredlichen Versuche, immer wieder die grundlegenden Unterschiede zu verwischen und die Reform auf einer rhetorischen Ebene zu rechtfertigen. Mir kommt das vor, wie wenn ein Historiker das Dritte Reich zu rechtfertigen versucht, indem er unermüdlich auf Mißstände in der Weimarer Republik hinweist. Meinetwegen soll ein Historiker das Dritte Reich gut finden, wenn das sein persönlicher Geschmack ist – was mich noch eher stören würde, wäre die Feigheit, dazu nicht einfach zu stehen, sondern mit allerlei Pseudoargumentation so zu tun, als ob zum Beispiel die Weimarer Republik auch nicht besser gewesen sei. Sollen Herr Jansen und Frau Wagner, Lars Kerner, Frau Menges und wie sie alle heißen von mir aus gerne die Reform lieben, ich habe nichts dagegen. Ich weise nur darauf hin, daß sicher nicht nur ich es ehrlicher fände, wenn man ganz einfach zu dieser persönlicher Vorliebe steht, anstatt so zu tun, als ob die Argumente derart objektiv für die Reform sprächen, daß die Reformgegner nur zu blöd wären, sie zu begreifen.

Eine gewisse Feigheit der Reformbefürworter sehe ich auch darin, nur nebenbei bemerkt, daß sie hier insgesamt eine Größenordnung „anonymer“ auftreten als die Reformbefürworter, die keine Scheu haben, zum Beispiel ihre E-Mail-Adresse anzugeben und für jedermann erreichbar zu sein. Was die Reformgegner noch auszeichnet im Gegensatz zu den Befürwortern, ist, daß sie die Bedürfnisse der Mehrheit ernst nehmen, daß sie Demokraten sind, während die Reformfreunde keine Scheu haben, der Mehrheit die Wünsche einer Minderheit aufzunötigen bzw. dies gut zu finden oder sogar als notwendig zu erachten. Mit anderen Worten: Reformgegner sind Demokraten, Reformfreunde nicht. Aber Herrn Jansen fällt bestimmt wieder eine Formulierung ein, die all das „widerlegt“: Er ist eben feige.



Wolfgang Wrase
München

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