Lieber Herr Lachenmann,
diesen Beitrag schreibe ich für Sie, Herrn Riebe und alle, die sich angesprochen fühlen: Damit wir uns nicht mißverstehen, Herr Lachenmann, mein voriger Beitrag sollte keine Einmischung in Ihren persönlichen Disput mit Herrn Wrase sein. Es sollte sich nur jeder, der hier mitdiskutiert, überlegen, konstruktive Kritik zu üben, statt sich hier in Detailfragen festzubeißen und seine Sicht der Dinge mit einer Verbissenheit immer und immer wieder zu verteidigen, obwohl von Herrn Ickler oft genug und mit Engelsgeduld widerlegt. Das führt dann dazu, daß ein Dritter, derjenige, der eigentlich mit seinen Worten nur wiederholt, was Herr Ickler schon ausgeführt hat, dabei aber nicht so eine Geduld wie dieser an den Tag legt, plötzlich als Gegner ausgemacht wird. Vielleicht haben bei Herrn Wrase die Emotionen manchmal höhere Wellen schlagen lassen, als es bei einem anderen der Fall gewesen wäre obwohl ich ihm hier nicht das Wort reden will, menschlich in vielen Fällen, denke ich, nachvollziehbar. Wenn Herr Wrase sich hier nun zurückziehen sollte, würde ich das persönlich als Verlust empfinden und sehr bedauern, denn eines kann man Herrn Wrase bestimmt nicht nachsagen, nämlich kein Engagement für unsere Sache zu erbringen; und an seiner fachlichen Kompetenz, zwar nicht auf der Ebene eines Prof. Dr. Ickler (hat er auch nie behauptet, und wer von uns kann sich dessen schon rühmen?) kann wohl ernsthaft ebenfalls niemand zweifeln! Daß er bei den Beiträgen eines L. K. seinen Empfindungen freien Lauf gelassen hat, findet meine vollste Unterstützung, Herr Lachenmann. Was ich von den Beiträgen eines Herrn Jansen halte, habe ich in einem früheren Beitrag schon einmal kundgetan. Ich kann es hier sinngemäß gern wiederholen: eitle Selbstdarstellung und/oder Beschäftigungstherapie für Reformgegner tut mir leid, Herr Lachenmann, anders sehe ich es nun mal nicht. Sie mögen anders darüber denken, das bleit Ihr gutes Recht. Falls die Diskussionen aber weiterhin so geführt werden, wie hier in letzter Zeit zu sehen war, kann das eigentlich die Reformer nur jubeln lassen. Mir scheint, der Streit um Detailfragen, so wichtig er manchmal auch sein mag, wird hier zum alles beherrschenden Thema hochstilisiert. Dabei sollte aber das eigentliche Ziel aller Reformgegner sein und bleiben, diese Schwachsinns-Reform zu kippen bzw. die Rücknahme der Regeln zu erwirken! Das muß oberste Maxime bleiben! Unser Streben kann daher doch nur sein: alte Regeln ja, Dudenauslegung derselben mit seinen Spitzfindigkeiten und nicht regelkonformen Einzelfallauslegungen nein. Und das wiederum führt zwangsläufig in Herrn Icklers Richtung. Daß auch ich, wie vielleicht viele andere auch, mir ein Wörterbuch mit den Erklärungen zu den Stichworteinträgen, wie sie der Duden bringt, gewünscht hätte, muß ich hier ja nicht wiederholen. Die Tatsache aber, daß es zu keiner Zeit Herrn Icklers Absicht war, über ein reines Wörterbuch hinauszugehen (er hat es oft genug hier kundgetan), veranlaßt mich nun aber nicht dazu, dieses immer wieder und in welcher Forma auch immer von Herrn Ickler einzufordern. Als Verleger (hoffentlich irre ich mich da jetzt nicht), Herr Lachenmann, muß Ihnen bestimmt keiner sagen, wieviel Arbeit nötig ist, von quasi Null auf so ein Wörterbuch zu kommen. Daß Herr Ickler nicht über die über Jahre gewachsenen einschlägigen Datenbänke wie Duden verfügt, sein hier nur am Rande vermerkt. Entscheidend ist doch erst einmal, den Reformern und Kultusministern zu beweisen, daß das, was die Reformer (übrigens über einen ungleich längeren Zeitraum) an Regeln und deren Auslegung zustande gebracht haben, drittklassige Arbeit ist. Das jedenfalls ist Herrn Ickler hervorragend gelungen, und Erfolge hat es ja nachweislich auch schon gebracht. Nur so kann man dieser verschworenen Gemeinschaft von drittklassigen Reformern, selbstherrlichen Kultusministern und deren Unterstützer beikommen. Seien wir doch mal ehrlich (ohne hier die Leistungen von z. B. Herrn Peil und anderen schmälern zu wollen): Wer von uns wäre denn in der Lage, etwas Vergleichbares überhaupt zu erbringen, wie Herr Ickler dieses getan hat. Es kann ihm also gar nicht hoch genug angerechnet werden, was er für unsere, ich hoffe doch immer noch gemeinsame Sache schon geleistet hat und immer noch leistet. Ich denke, das stellt hier aber auch niemand ernsthaft in Abrede. Wenn ich richtig informiert bin, wird die überarbeitete Ausgabe seines Rechtschreibwörterbuches, das in Arbeit ist, schon etwas ausführlicher sein als die Erstausgabe. Warten wir es also erst einmal ab. Zu konstruktiver Kritik ist danach immer noch Zeit für eine evtl. Neubearbeitung und/oder vielleicht auch Erweiterung? Diese Frage jedoch kann nur Herr Ickler selbst beantworten. So, nun hoffe ich, daß dieser Beitrag nicht als Aufforderung zu einem unendlichen Hin und Her an Rechthaberei und Schuldzuweisung mißverstanden wird.
Klaus Kolbe (Korrektor) 31553 Sachsenhagen, Tunner-Hartmann-Straße 1
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