Duden und ich
Zu einem früheren Beitrag von Herrn Markner (Mehr Inkonsequenz): Völlig richtig gesehen! Der Sinne meines programmatischen Artikels in der FAZ in der damaligen dramatischen Situation war natürlich u. a. der, für eine gewisse Beruhigung zu sorgen. Wie sich mehrmals zeigte, lag das Mißverständnis Schon wieder eine Reform! nahe, und gegen den Entwurf der Akademie, wie er später veröffentlicht wurde, bestand diese Besorgnis auch zu Recht. Wie überhaupt gegen jeden Reparaturversuch; man sieht es ja an den jüngsten Veränderungen. Der Vorsatz, die bisherigen Dudenschreibweisen samt und sonders weitergelten zu lassen, war und ist dagegen äußerst ansprechend, und er verträgt sich auch weitestgehend mit dem, wass ich schließlich gemacht habe. Was beim Duden über die rein orthographische Information hinausgeht, zum Beispiel die abenteuerlichen Betonungangaben, ist hier unbeachtlich. Aber im übrigen dürfte es kaum Schreibweisen geben, die man nun abschaffen müßte, weil sie zum Beispiel gegen grammatische Regeln verstoßen. In meinem Rechtschreibwörterbuch tritt an genau definierten Stellen eine aus der Schreibwirklichkeit gewonnene Liberalisierung ein, und zum Teil werden im Regelwerk andere Zusammenhänge hergestellt als im nach und nach zusammengestoppelten Regelapparat des Duden. Meine Aufgabe war ja ein Spagat zwischen Rekonstruktion der wirklichen Schreibweisen und Verwirklichung einer vollkommen kostenlosen Gegenreform. Ich glaube nach wie vor, daß die Grundidee dieses Projektes richtig und die Ausführung auch nicht ganz verkehrt ist. Die Einzelfragen, die zu Beginn der Arbeit ja unmöglich alle schon erkennbar sein können, lassen sich lösen.
Theodor Ickler Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
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