Antwort an Herrn Melsa (ein paar Tage her)
Selbstverständlich sind Formulierungen wie dies gilt für Wörter wie nicht unproblematisch. Nur, ein Regelwerk ist kein Wörterbuch, es kann nur Parallelen skizzieren, nicht aber erschöpfend sein. Sagen Sie doch mal, an welcher Stelle Sie konkret welches Problem sehen. Darüber kann man dann diskutieren. Was Sie in Bezug auf die Steiger- und Erweiterbarkeit sagen, ist ziemlich richtig. Das Problem bezieht sich das auf das erste Wort oder auf den Ausdruck als Ganzen? ist die Krux der Grenzfälle von Getrennt- und Zusammenschreibung. Man sollte das in der nächsten Version auch ausformulieren in den Wahlparagrafen. Woher wissen Sie, wie die Kommission die Regeln auslegt? Doch nur indirekt durch den neuen Duden oder? Ich bin anderer Meinung als Sie: Für mich wird mit der Zeit immer deutlicher, dass das Kriterium der Steiger- und Erweiterbarkeit ein tatsächliches sprachliches Phänomen abbildet. Ich sehe es immer mehr parallel zur Stammschreibung; dort macht man auch eine entsprechende Probe (Hand und nicht Hant wegen Hände). Mit der Übung lernt man bestimmte Begriffe, ohne jedes Mal die Probe machen zu müssen. Was ist nun ein tatsächliches sprachliches Phänomen?. Ist es nur das gesprochene t in Hand, oder ist es auch die durch die Stammschreibung abgebildete Zugehörigkeit zu Hände? Alles nicht so einfach!
Mir scheint es bisher allein Ihre Interpretation zu sein, dass sich nur die deutschen Mitglieder der zwischenstaatlichen Kommission [vom Beirat] reinreden lassen wollen. Ich hab das so in Erinnerung, dass die Schweiz und Österreich so einen Beirat nicht für nötig hielten. Ist aber auch Interpretation, geb ich zu.
Was die Fälle mit -ig/-lich/-lisch betrifft, habe ich vor einiger Zeit geäußert, dass ich eine noch konsequentere Auslegung des Regelwerks sinnvoll fände. Die derzeit offizielle Auslegung macht hieraus quasi eine Regel: Wann immer eine Kombination aus Adjektiv oder Adverb mit -ig/-lich/-lisch vor einem Verb auftritt, schreibt man sie immer vom Verb getrennt. Das steht so nicht im Regelwerk. Lesen Sie es einfach, und dicht am Text bleiben! Die offizielle Auslegung bringt zwar Systematisierung, sie schneidet aber die Geltung der Grundregel der Erweiter- und Steigerbarkeit. Die Schreibweise von fertig_stellen und richtig_stellen, die meiner Meinung nach dem Regelwerk am ehesten entspricht, habe ich schon erläutert. Eine andere Erklärung fällt mir nicht ein. Mir war schon immer klar, dass etwas richtig finden keine übertragene Bedeutung hat. Das finden alleine ist meiner Meinung nach auch keine übertragene Bedeutung oder allenfalls historisch. Zu LRS meinte ich nur, dass die Neuregelung die Probleme dieser Menschen nicht lösen kann, weil sie viel grundsätzlicher sind. Da es aber zugleich erwiesen ist, dass schwere Rechtschreibungen den Legasthenikern das Lesen und Schreiben noch schwieriger machen, ist die Sache doch klar. Nach der Neuregelung ist die deutsche Rechtschreibung etwas leichter. Das Wörterverzeichnis ist aus meiner Sicht einigermaßen nebensächlich. Auch Ickler sieht ja eher in den alten Duden-Regeln die deutsche Rechtschreibung und nicht so sehr im alten Wörterbuch. Die Zehetmair-Geschichten betrafen nun einmal keine Regel, sondern Einzelwortfestlegungen. Die haben im Wörterverzeichnis logischerweise einen anderen Status als die bloße Anwendung einer Regel. Portmonee ergibt sich aus keiner Regel des Regelwerks, wenngleich es eine konsequente Eindeutschung ist, nichts anderes als Renommee, Allee und was es da schon alles gab. Natürlich wollte der Duden die Auflage mit Alfabet, Apoteke, Asfalt usw., die zentrale Wörter nicht amtlich schrieb, nicht vermarkten. Die Revisionen werden heute genauso ohne Öffentlichkeit vollzogen wie vor 1996. Ist doch logisch, dass es nicht immer so zugehen kann wie 1996-97.
Michael Jansen
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