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Gast
16.05.2001 22.00
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Unlogik gerade bei der alten Rechtschreibung

Nach langem Lesen Ihrer Texte traut man sich kaum noch einen Beitrag zu leisten.
Jedes Wort wird zerpflückt. Zum Beispiel nimmt ein Kommentator auf einen Fehler („ich laß“ für „ich lese“) Bezug, dieses offenbar falsch geschriebene Wort taucht dabei in dem in Rede stehenden Beitrag nirgends auf
Zweitens enthält, wenn man es objektiv betrachtet, die alten Regelungen viel mehr unlogische Komponenten, Beispiel: autofahren und Rad fahren oder eben umgekehrt.
Wie man zum Beispiel wiederinbetriebnehmen schreibt, ist mir nach der von den Reformgegnern erzeugten Sprachverwirrungen schon gar nicht mehr geläufig.
Die hohe Ablehnungsquote bei den Zeitunglesern lässt sich zu weiten Teilen mit der Anti-Reform-Propaganda der Zeitungen selbst erklären.    Niemand fragt nach, warum die Journalisten, die sich jetzt als Hüter der deutschen Sprache aufspielen, mindestens drei Jahre geschlafen haben, bevor sie sich – was ihr Recht ist – in dieser Sache zu Wort meldeten.
Im Übrigen habe ich dieses Hickhack ohnehin satt, eigentlich hätte ich auch nicht die Zeit mich mit dem Sinn und Unsinn dieser Spitzfindigkeiten zum Thema Rechtschreibreform zu befassen, aber die Diskussion ist so einseitig und emotional geworden, dass wir auf die sachliche Ebene zurückkehren sollten.
Bitte verzeiht mir, wenn nicht alle meine Schreibweisen in die selbe Reform hineinpassen, ich lerne noch.
Als früher sehr guter Schüler in Sachen Rechtschreibung sind mir erst durch die Reformdiskussion einige Ungereimtheiten der (alten) Rechtschreibung bewusst geworden, welche ich alle intuitiv so geschrieben hätte, wie sie seit der Reform auch richtig sind.
Beispiele: zu viel, Rad fahren, schwer verständlich, Schifffahrt. Die meisten Neuregelungen sind logisch und sinnvoll.
Also: Ich will eine Reform oder eben keine Reform, aber keine Reformreform und keine Doch-Nicht-Reform.



Sebastian Skobowsky
Babelsberger Str. 37, 10715 Berlin

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Gast
16.05.2001 22.00
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Unlogik gerade bei der alten Rechtschreibung

In meinem Beitrag ist mir ein Fehler unterlaufen:
Zweitens enthält (hier muss es heißen: enthalten) ... die neuen Regelungen ...
Mit der Bitte um Entschuldigung.



Sebastian Skobowsky
Babelsberger Str. 37, 10715 Berlin

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Gast
16.05.2001 22.00
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Reform ohne Nutzen

In der schulischen Praxis habe ich bislang keinen Vorteil erkennen können, der sich aus der Rechtschreibreform ergibt oder ergeben wird. Allenfalls ließe sich die Regel zur ss/ß-Schreibung anführen. Abgesehen davon, daß es schon vor Dudens Zeiten hier keine Einheitlichkeit gegeben hat, fällt mir auf, daß ich mich selbst an diese Regel leicht gewöhnen kann, weil sie einsichtig ist. Das gilt übrigens auch für die schon bei Thomas Mann übliche Schreibung des Genitiv mit Apostroph bei Eigennamen.
Weit gravierender aber sind die sattsam bekannten Mängel der Reform. Vor allem die Getrenntschreibung von Wörtern, die wir als Komposita verstehen und sprechen, ist unsinnig: Sie erschwert eben sowohl das Verstehen als auch das Sprechen, weil veränderte Bedeutungen und die Betonung erst kontextuell verstanden und erschlossen werden müssen. Wer mit Kindern arbeitet, die in den Bereichen der Orthographie, der Aussprache, der Grammatik und des sinnentnehmenden Lesens erhebliche Defizite haben (und das sind erschreckend viele, auch Kinder muttersprachlich deutscher Herkunft), der weiß, daß dies ein gravierender Nachteil der Reform ist.
Vor allem aber ist das Argument, die Reform erleichtere das Erlernen von Rechtschreibregeln, gänzlich unrealistisch: Das schulische Problem besteht in der Mehrheit der Fälle nicht darin, daß die alten Regeln nicht verstanden werden, sondern darin, daß generell Regeln nicht verstanden werden. Da macht es keinen relevanten Unterschied, welche Regeln nicht gelernt werden. Wer die Kinder in ihrem Schriftspracherwerb fördern will, muß an anderen Stellen ansetzen. Das beginnt bei der schon in der Grundschule zu erlernenden Schrift (die „Vereinfachte Ausgangsschrift“ scheint mir mit Blick auf rechtschreibschwache Kinder gravierende Nachteile zu haben), geht über die Lernmethodik (die eben nicht falsche Schreibungen in der Grundschule akzeptieren sollte, weil einmal angelegte Gedächtnisspuren nur schwer überlagert werden können) und reicht bis zur Einsicht, daß das Schreiben auch im Zeitalter der Computer eine grundlegende Kulturtechnik bleibt, die nur durch Übung beherrscht werden kann.



Dr. Joachim Wittkowski
Mont-Cenis-Gesamtschule, Mont-Cenis-Straße 180, 44627 Herne

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Wolfgang Scheuermann
15.05.2001 22.00
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Tja, Herr Jansen ...

... soll jetzt für Sie gelten: Keine Antwort ist auch eine Antwort? Sie schreiben, wie man sehen kann, weiter das Kotau-gemäße „ss“ – ohne jeden Grund?
Oder haben Sie sich einstweilen nur über die vermeintliche Fehlinterpretation Ihrer Formulierung „in ein und derselben Firma“ so entsetzt, daß Sie erst einmal dieses schwerwiegendere Problem auflösen wollten?
Dann wäre ja noch alles offen und eine Klärung zu erhoffen: Demnächst schreibt Herr Jansen hier wieder „daß“ oder er legt dar, warum er es eben nicht tut. Alles wird gut!



Dr. Wolfgang Scheuermann
Heidelberg

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Sigmar Salzburg
15.05.2001 22.00
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Die ß-Tradition

Vor 1900 wurde das ß in Antiqua meist in zwei Lettern als Lang-s und Kurz-s gedruckt. Sonst war auch die reine ss-Schreibung im Gebrauch, z.B. in Österreich und Bayern bis in die Nazizeit (z.B. in „fortschrittlichen“ Nazischriften, wie auch Hitlers Verbotserlaß für die Fraktur vom 3.1.1941). Die Grimmsche Schule verwendete „sz“. Das ß war auch in anderen europäischen Ländern bekannt und wurde früher z.B im Italienischen unregelmäßig als Ligatur für ss verwendet.

Für Konrad Duden war sicher ein wichtiger Grund für die Beibehaltung des ß, daß es als Schlußligatur ein unverzichtbarer Bestandteil der Ästhetik der Frakturschrift ist. Um 1928 erschien noch über die Hälfte der Druckerzeugnisse in Fraktur (lt. Brockhaus 1928). Die eindeutige Umwandlung von einer in die andere Schriftart wurde durch diese Regelung zwanglos sichergestellt. Andere Vorzüge der höherentwickelten Fraktur – z.B. die Ligaturen für sch, ch, die der Schrift quasi die fehlenden Buchstaben für diese deutschen Laute wiedergaben – entfielen allerdings.

Dies scheint den Machern der „Jahrhundertreform“ aus mangelnder Bildung oder aus Nachlässigkeit nicht gegenwärtig gewesen zu sein, wenn nicht die bewußte Absicht einer Zerstörung der Tradition dahintersteckt. Diese kommt noch zu den bekannten Nachteilen der ss-Regelung hinzu.

Die ss-Regelung (die „Scheiß-Stuss-Regel“) der „Reform“ ist die „Reform“. Bei der Durchsicht einer Ausgabe einer Lokalzeitung („Schleswiger Nachrichten“ v.11.5.01) ist außer einigen „Tipps“ und s-t-Trennungen sonst nichts von der „Reform“ zu bemerken. Das mag aber an der schlichten Journalistensprache liegen und daran, daß von „Gräueln“ nicht berichtet wurde. Im Internetverkehr dagegen sieht man häufiger die Vermeidung auch der Restbestände an ß und sogar die Umlautschreibungen ae, oe, ue, um Konfusionen mit ausländischen Browsern zu vermeiden.

Außer den Profiteuren hat also die „Reform“ niemandem genützt.



Sigmar Salzburg
Dänischenhagen

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Gast
15.05.2001 22.00
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Frage an Herrn Salburg

Wissen Sie, wo sich Konrad Duden zu der Problematik ss/ß geäußert hat? Würd mich mal interessieren.

Zu Herrn Scheuermann:

Ich hab mich schon ausführlich dazu geäußert, warum ich gegen die Ausnahme der Konsonantenverdoppelung bei s bin. Soll ich Ihnen da mal was zuschicken? Ich denke, die Texte habe ich noch. Aber wollen Sie es denn wirklich wissen? Diskussionen müssen doch irgendwann mal weitergehen, man kann doch nicht immer wieder über die Grundsätze diskutieren...



Michael Jansen

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Wolfgang Scheuermann
15.05.2001 22.00
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Nein, nein ...

... ich bin durchaus gespannt darauf, dem ersten realen Argument für diese Regelung zu begegnen. (Wenn aber alles schon im Gästebuch gestanden hat und hier nur unverändert wiederholt würde, wäre es vielleicht besser, sehr geehrter Herr Jansen, Sie schickten Ihre Erläuterungen direkt an mich.) Wenn Sie als Antwort andeuten, daß Sie „gegen die Ausnahme der Konsonantenverdoppelung bei s“ seien, will ich dem aber gleich anfügen, daß es jedenfalls durch das „ß“ nicht zu einer solchen Ausnahme kommen kann, da es ja nur ein anderes typographisches Zeichen für das nicht-trennbare „ss“ ist. (Dann können Sie ggfs. gleich darauf erwidern.)
Herrn Salzburg bin ich nochmals für den Hinweis auf den historischen Hintergrund dankbar. Wenn ich „Genussschein“ schnell zu lesen versuche, entsteht in meiner Vorstellung etwas wie „Genuschschein“, wenn ich „Schussserie“ lese (gerade habe ich dazu eine methodische Anfrage aus unserer Rechtsmedizin bekommen), ist die erste Vorstellung „Schusserie“, mit Betonung auf der letzten Silbe. Das ist auch keine persönliche Eigenart von mir, das ging bisher jedem so, der solche Wörter von mir gezeigt bekam. (Eine wahre „Genussschein“-Orgie von Bertelsmann habe ich heute ins Nachrichtenarchiv zu setzen gewagt.) Historie, Ästhetik und Praktikabilität gehen hier Hand in Hand.
Man kann doch nicht immer wieder über die Grundsätze diskutieren? Man muß es sogar – bis sie stimmen!



Dr. Wolfgang Scheuermann
Heidelberg

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Christian Melsa
15.05.2001 22.00
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Richtigstellung fertiggestellt

Herr Jansen, man kann sich für jeden Bereich der Rechtschreibung irgendwelche Proben einfallen lassen. Sie werfen die völlig unterschiedlichen Phänomene der Zusammenschreibung und der Stammschreibung, in diesem Fall der gleichbleibenden Konsonantenhärte im Schriftbild sowohl bei Singular als auch bei Plural, einfach in einen Topf. Man kann doch erkennen, daß auch mit der neuen Regelung der GZS versucht wurde, ein Modell zu erstellen, das dem bisherigen Gebrauch in den meisten Fällen gleicht. Doch die innere Konstruktion hat an bestimmten Stellen eben überhaupt nichts mit dem eigentlich Grund zu tun, aus dem es in der Sprachgeschichte zur Zusammenschreibung gekommen ist. Das Motiv zur Zusammenschreibung war doch niemals das, weil der erste Bestandteil nicht steigerbar ist. Der Grund zur Entstehung von Komposita ist und war immer eine semantische bzw. strukturell-funktionale Eigenständigkeit, deswegen läßt man den Zwischenraum weg, der sonst jedes Wort vom nächsten trennt, um eben auszudrücken, daß diese verschmolzene Einheit nicht das gleiche ist wie die Bestandteile einzeln. Wieso sollte da ein -ig, -isch-, -lich eine Rolle spielen oder die Frage der Erweiter- und Steigerbarkeit? Das sind gänzlich andere, eben rein grammatisch-formale Kriterien, die die Sprache in ein Korsett zwängen, das genau das Gegenteil von Fortschrittlichkeit bedeutet. Weil die Schreibweisenänderungen im Vergleich zum Gewohnten zuerst wie „erlaubte Fehler“ erscheinen, wird die Reform von vielen Leuten wohl für besonders liberal gehalten, aber sie ist ja in Wahrheit das genaue Gegenteil davon. Die jungen Triebe des uralten Gewächses Sprache werden mutwillig abgekappt von einer verschwindend geringen Minderheit Sprachnutzer. Das ist einfach mit modernen Gesellschaftsparadigmen nicht in Einklang zu bringen, das gleicht dem Verhalten der Katholischen Kirche des Mittelalters, das mit gutem Grund die wahren Reformatoren wie Wiclif, Luther, Calvin usw. zu ihrem Wirken anstachelte.

Was Sie zur Rettung von „fertigstellen“ und „richtigstellen“ im Kontext der Neuregelung anführen, ist einfach falsch. Ich will Ihnen das noch einmal genau darlegen, und ich bleibe dabei ganz dicht am Regeltext, indem ich ihn hier einfach zitiere:

An der Regeladresse §34 E3 findet man die Aussage:

„In den Fällen, die nicht durch §34(1) bis (3) geregelt sind, schreibt man getrennt. Siehe auch §34 E4.“

Wir greifen also mal kurz voraus und schauen, was unter §34 E4 steht:

„Lässt sich in einzelnen Fällen der Gruppe aus Adjektiv + Verb zwischen §34(2.2) und §34 E3(3) keine klare Entscheidung für Getrennt- oder Zusammenschreibung treffen, so bleibt es dem Schreibenden überlassen, ob er sie als Wortgruppe oder als Zusammensetzung verstanden wissen will.“

Sie lesen das anscheinend so:

„Lässt sich in einzelnen Fällen der Gruppe aus Adjektiv + Verb zwischen §34(2.2) und §34 E3(3) eine eindeutig klare Entscheidung für Getrennt- oder Zusammenschreibung treffen, so bleibt es dem Schreibenden überlassen, ob er diese Regeln ignorieren und die Fälle von diesen unabhängig als Wortgruppe oder als Zusammensetzung verstanden wissen will.“

Denn die Fälle „fertigstellen“ und „richtigstellen“ sind durch die genannten Regeln eindeutig abgedeckt. Betrachten wir dazu die hier relevanten näheren Ausführungsbestimmungen des eingangs genannten §34 E3 für Adjektiv + Verb:

„(3) Adjektiv + Verb, wenn das Adjektiv in dieser Verbindung erweiterbar oder steigerbar ist, wenigstens durch sehr oder ganz, zum Beispiel:

bekannt machen (etwas noch bekannter machen, etwas ganz bekannt machen), fern liegen (ferner liegen, sehr fern liegen), fest halten, frei sprechen (= ohne Manuskript sprechen), genau nehmen, gut gehen, gut schreiben (=lesbar, verständlich schreiben), hell strahlen, kurz treten, langsam arbeiten, laut reden, leicht fallen, locker sitzen, nahe bringen, sauber schreiben, schlecht gehen, schnell laufen, schwer nehmen, zufrieden stellen

Fälle, in denen der erste Bestandteil eine Ableitung auf -ig, -isch, -lich ist, zum Beispiel:

lästig fallen, übrig bleiben; kritisch denken, spöttisch reden; freundlich grüßen, gründlich säubern“

Hier ist zunächst einmal anzumerken, daß wir beide trotz eingängiger Beschäftigung mit dem Regelwerk die Endungen -ig, -isch, -lich mit -ig, -lich, -lisch verwechselt haben, es müßte statt -lisch also eigentlich -isch heißen. Wie gut, daß das keine verwirrende und schwer einprägbare Regel ist (Ironie!)...

Kann man nun in Hinblick auf §34 E3 (3) die Adjektive „fertig“ und „richtig“ nun steigern, wenigstens durch „sehr"oder „ganz“, ja oder nein? Hören diese Wörter mit -ig auf, ja oder nein? Sind diese Fälle also in Hinblick auf §34 E4 zwischen §34(2.2) und §34 E3(3) klar geregelt, ja oder nein?

Es widerspricht nun einmal klipp und klar dem Regelwerk, „fertigstellen“ und „richtigstellen“ zusammenzuschreiben, da können Sie sich auf den Kopf stellen. Wenn Sie das Regelwerk an dieser Stelle ignorieren wollen, bitteschön. Doch dann sollten Sie das auch offen zugeben und nicht versuchen, Dinge dort hineinzulegen, die einfach nicht darin sind. Sie haben sich ja bisher trotz Nachfrage nicht zu Ihrem Beruf geäußert, ich kann nur inständig hoffen, daß Sie nicht Richter sind.

Interessant ist ja nun, daß Sie aus irgendeinem Grund es doch für vernünftig halten, diese Wörter zusammenzuschreiben. Das reformierte Regelwerk läßt sich dazu nicht heranziehen, quod erat demonstrandum. Überlegen Sie doch einmal, was Sie dazu bewegt, diese Wörter zusammenschreiben zu wollen – selbst wenn Sie immer noch glauben mögen, diese Freiheit durch §34 E4 gestattet zu bekommen, muß es ja einen Grund haben, daß Sie sie sich nehmen. Hat das irgend etwas mit der Steiger- oder Erweiterbarkeit des ersten Bestandteils zu tun? Wahrscheinlich doch nicht, oder?

„Portmonee“ geht zwar nicht zwingend aus einer Regel hervor, aber es widerspricht auch keiner zwingenden Regel, was die behandelten Fälle demgegenüber tun. Es handelt sich hier zudem freilich wieder um ein ganz anderes Feld, nämlich die Fremdworteindeutschung, die tatsächlich weniger von der traditionellen Sprachentwicklung abweicht als andere Bereiche der Reform. Eingedeutsche Fremdwörter müssen natürlich, wenn es ordnungsgemäß zugeht, zunächst immer erst nur als Nebenvariante angeboten werden, um zu testen, ob sich die Schreibweise im Gebrauch bewähren kann und so durchsetzt. Der Bestand hat gegenüber der Veränderung in der Rechtschreibung, in der gesamten Sprache, immer den Vorrang, solange keine neuen semantischen Inhalte eingeführt werden. Das hat nichts mit Konservativismus im Sinne von verkrusteter Besitzstandswahrung zu tun, sondern mit der Pflege von Sprachfunktionalität, wo Begriffe so gut es geht sowohl wiedererkennbar als auch eindeutig bleiben sollen und jede Verwirrung zu vermeiden ist. Dabei kann man nicht mit Gewalt die Zustände auf diejenigen längst vergangener Zeiten zurückdrehen, denn somit würde vom gegenwärtigen Zeitpunkt aus gesehen wieder Verwirrung entstehen. Die sogenannte alte Rechtschreibung ist aber noch lange nicht Teil der Vergangenheit, sondern sie ist sogar lebendiger als die neue – nur nicht in der Scheinrealität, mit der uns die Medien einlullen wollen, um unsere Meinungen steuern zu können, um uns berechenbar zu halten, uns Zügel anzulegen, immer fleißig die Produkte der Werbekunden zu kaufen.

Übrigens, zu Ihrem letzten Beitrag, inn dem Sie die bissherige ss/ß-Regelung für eine Ausnahme der Konnsonantenverdoppelung hallten...



Christian Melsa
22149 Hamburg

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Wolfgang Scheuermann
15.05.2001 22.00
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Nochmals ss/ß

Sehr geehrter Herr Jansen,
inzwischen habe ich in Gästebuch 13 Ihre Ausführungen zu ss/ß nachgelesen. Sie müssen Sie also nicht mehr heraussuchen. Sie sind ja doch auf das Stammprinzip zurückgekommen: Kuss schreibe man wegen „des Kusses“ so. Das ist überzeugend? Die Begründung „Vereinheitlichung der Konsonantenverdoppelung“ ist nur bei höchst vordergründiger Betrachtung zutreffend, im eigentlichen Sinne ist sie, wie schon von mir vermutet, falsch.
Immerhin bin ich auf der Suche nach Ihren Ausführungen auf den Beitrag von Herrn Professor Ickler vom 6. Jenner gestoßen, in dem ein tatsächlicher Vorteil der Neuregelung benannt ist: Ausländer können dadurch leichter auf die richtige Aussprache zurückschließen!
Vielleicht machen Sie sich in Zukunft diese Begründung zu eigen!?
Ich will abschließend nur noch einmal daran erinnern, daß die Neuregelung eine Erleichterung des Schreibens mit sich bringen sollte. Gerade darin scheitert die neue ss/ß-Regelung kläglich: Außer an dem von Ihnen bevorzugt besuchten „Imbiss“ gab es die Wortendung „ss“ in deutschen Wörtern nicht. (Aber vielleicht hat der eine oder andere Schildermaler gar nicht gemerkt, daß es sich um ein deutsches Wort handelt: „Fight the Stress in my Imbiss!“ – so muß es gewesen sein!)



Dr. Wolfgang Scheuermann
Heidelberg

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Theodor Ickler
15.05.2001 22.00
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Ein typischer Fall

Bisher hat sich die Universität Erlangen-Nürnberg im großen und ganzen standhaft geweigert, ihre Öffentlichkeitsarbeit durch reformierte Orthographie zu verunzieren. Nun hat aber eine neue Leiterin der Pressestelle (sie ist auch SPD-Stadträtin) ihren Dienst angetreten, und das erste, was sie veranlaßte, war die Umstellung auf die Reformschreibung. Nach eigenem Bekunden tat sie dies ohne Rücksprache mit irgend jemandem. So ist es übrigens auch bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft gelaufen: Man überläßt die hochpolitische Entscheidung irgendwelchen untergeordneten Leuten von der Pressestelle.
Selbstverständlich lehnen die Hochschullehrer die Neuregelung weiterhin mit großer Mehrheit ab. Das nützt ihnen aber gar nichts, es wird einfach umgestellt – ein typisches Beispiel für die Eigenmächtigkeit des Verwaltungsapparates, der die Wissenschaft erstickt. Man kann sich denken, was dabei herauskommt: Unser „Unikurier aktuell“, soeben erschienen, wimmelt von Fehlern. Gleich in der dritten Zeile geht es los mit „anstossen“, und dann immer so weiter, „abschliessen“ (aber „Entschluß“) – es ist eine Schande. Man schämt sich, durch derart verwahrloste Texte nach außen repräsentiert zu werden.



Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf

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Christian Melsa
15.05.2001 22.00
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Richtigstellung fertiggestellt

Herr Jansen, man kann sich für jeden Bereich der Rechtschreibung irgendwelche Proben einfallen lassen. Sie werfen die völlig unterschiedlichen Phänomene der Zusammenschreibung und der Stammschreibung, in diesem Fall der gleichbleibenden Konsonantenhärte im Schriftbild sowohl bei Singular als auch bei Plural, einfach in einen Topf. Man kann doch erkennen, daß auch mit der neuen Regelung der GZS versucht wurde, ein Modell zu erstellen, das dem bisherigen Gebrauch in den meisten Fällen gleicht. Doch die innere Konstruktion hat an bestimmten Stellen eben überhaupt nichts mit dem eigentlich Grund zu tun, aus dem es in der Sprachgeschichte zur Zusammenschreibung gekommen ist. Das Motiv zur Zusammenschreibung war doch niemals das, weil der erste Bestandteil nicht steigerbar ist. Der Grund zur Entstehung von Komposita ist und war immer eine semantische bzw. strukturell-funktionale Eigenständigkeit, deswegen läßt man den Zwischenraum weg, der sonst jedes Wort vom nächsten trennt, um eben auszudrücken, daß diese verschmolzene Einheit nicht das gleiche ist wie die Bestandteile einzeln. Wieso sollte da ein -ig, -isch-, -lich eine Rolle spielen oder die Frage der Erweiter- und Steigerbarkeit? Das sind gänzlich andere, eben rein grammatisch-formale Kriterien, die die Sprache in ein Korsett zwängen, das genau das Gegenteil von Fortschrittlichkeit bedeutet. Weil die Schreibweisenänderungen im Vergleich zum Gewohnten zuerst wie „erlaubte Fehler“ erscheinen, wird die Reform von vielen Leuten wohl für besonders liberal gehalten, aber sie ist ja in Wahrheit das genaue Gegenteil davon. Die jungen Triebe des uralten Gewächses Sprache werden mutwillig abgekappt von einer verschwindend geringen Minderheit Sprachnutzer. Das ist einfach mit modernen Gesellschaftsparadigmen nicht in Einklang zu bringen, das gleicht dem Verhalten der Katholischen Kirche des Mittelalters, das mit gutem Grund die wahren Reformatoren wie Wiclif, Luther, Calvin usw. zu ihrem Wirken anstachelte.

Was Sie zur Rettung von „fertigstellen“ und „richtigstellen“ im Kontext der Neuregelung anführen, ist einfach falsch. Ich will Ihnen das noch einmal genau darlegen, und ich bleibe dabei ganz dicht am Regeltext, indem ich ihn hier einfach zitiere:

An der Regeladresse §34 E3 findet man die Aussage:

„In den Fällen, die nicht durch §34(1) bis (3) geregelt sind, schreibt man getrennt. Siehe auch §34 E4.“

Wir greifen also mal kurz voraus und schauen, was unter §34 E4 steht:

„Lässt sich in einzelnen Fällen der Gruppe aus Adjektiv + Verb zwischen §34(2.2) und §34 E3(3) keine klare Entscheidung für Getrennt- oder Zusammenschreibung treffen, so bleibt es dem Schreibenden überlassen, ob er sie als Wortgruppe oder als Zusammensetzung verstanden wissen will.“

Sie lesen das anscheinend so:

„Lässt sich in einzelnen Fällen der Gruppe aus Adjektiv + Verb zwischen §34(2.2) und §34 E3(3) eine eindeutig klare Entscheidung für Getrennt- oder Zusammenschreibung treffen, so bleibt es dem Schreibenden überlassen, ob er diese Regeln ignorieren und die Fälle von diesen unabhängig als Wortgruppe oder als Zusammensetzung verstanden wissen will.“

Denn die Fälle „fertigstellen“ und „richtigstellen“ sind durch die genannten Regeln eindeutig abgedeckt. Betrachten wir dazu die hier relevanten näheren Ausführungsbestimmungen des eingangs genannten §34 E3 für Adjektiv + Verb:

„(3) Adjektiv + Verb, wenn das Adjektiv in dieser Verbindung erweiterbar oder steigerbar ist, wenigstens durch sehr oder ganz, zum Beispiel:

bekannt machen (etwas noch bekannter machen, etwas ganz bekannt machen), fern liegen (ferner liegen, sehr fern liegen), fest halten, frei sprechen (= ohne Manuskript sprechen), genau nehmen, gut gehen, gut schreiben (=lesbar, verständlich schreiben), hell strahlen, kurz treten, langsam arbeiten, laut reden, leicht fallen, locker sitzen, nahe bringen, sauber schreiben, schlecht gehen, schnell laufen, schwer nehmen, zufrieden stellen

Fälle, in denen der erste Bestandteil eine Ableitung auf -ig, -isch, -lich ist, zum Beispiel:

lästig fallen, übrig bleiben; kritisch denken, spöttisch reden; freundlich grüßen, gründlich säubern“

Hier ist zunächst einmal anzumerken, daß wir beide trotz eingängiger Beschäftigung mit dem Regelwerk die Endungen -ig, -isch, -lich mit -ig, -lich, -lisch verwechselt haben, es müßte statt -lisch also eigentlich -isch heißen. Wie gut, daß das keine verwirrende und schwer einprägbare Regel ist (Ironie!)...

Kann man nun in Hinblick auf §34 E3 (3) die Adjektive „fertig“ und „richtig“ nun steigern, wenigstens durch „sehr"oder „ganz“, ja oder nein? Hören diese Wörter mit -ig auf, ja oder nein? Sind diese Fälle also in Hinblick auf §34 E4 zwischen §34(2.2) und §34 E3(3) klar geregelt, ja oder nein?

Es widerspricht nun einmal klipp und klar dem Regelwerk, „fertigstellen“ und „richtigstellen“ zusammenzuschreiben, da können Sie sich auf den Kopf stellen. Wenn Sie das Regelwerk an dieser Stelle ignorieren wollen, bitteschön. Doch dann sollten Sie das auch offen zugeben und nicht versuchen, Dinge dort hineinzulegen, die einfach nicht darin sind. Sie haben sich ja bisher trotz Nachfrage nicht zu Ihrem Beruf geäußert, ich kann nur inständig hoffen, daß Sie nicht Richter sind.

Interessant ist ja nun, daß Sie aus irgendeinem Grund es doch für vernünftig halten, diese Wörter zusammenzuschreiben. Das reformierte Regelwerk läßt sich dazu nicht heranziehen, quod erat demonstrandum. Überlegen Sie doch einmal, was Sie dazu bewegt, diese Wörter zusammenschreiben zu wollen – selbst wenn Sie immer noch glauben mögen, diese Freiheit durch §34 E4 gestattet zu bekommen, muß es ja einen Grund haben, daß Sie sie sich nehmen. Hat das irgend etwas mit der Steiger- oder Erweiterbarkeit des ersten Bestandteils zu tun? Wahrscheinlich doch nicht, oder?

„Portmonee“ geht zwar nicht zwingend aus einer Regel hervor, aber es widerspricht auch keiner zwingenden Regel, was die behandelten Fälle demgegenüber tun. Es handelt sich hier zudem freilich wieder um ein ganz anderes Feld, nämlich die Fremdworteindeutschung, die tatsächlich weniger von der traditionellen Sprachentwicklung abweicht als andere Bereiche der Reform. Eingedeutsche Fremdwörter müssen natürlich, wenn es ordnungsgemäß zugeht, zunächst immer erst nur als Nebenvariante angeboten werden, um zu testen, ob sich die Schreibweise im Gebrauch bewähren kann und so durchsetzt. Der Bestand hat gegenüber der Veränderung in der Rechtschreibung, in der gesamten Sprache, immer den Vorrang, solange keine neuen semantischen Inhalte eingeführt werden. Das hat nichts mit Konservativismus im Sinne von verkrusteter Besitzstandswahrung zu tun, sondern mit der Pflege von Sprachfunktionalität, wo Begriffe so gut es geht sowohl wiedererkennbar als auch eindeutig bleiben sollen und jede Verwirrung zu vermeiden ist. Dabei kann man nicht mit Gewalt die Zustände auf diejenigen längst vergangener Zeiten zurückdrehen, denn somit würde vom gegenwärtigen Zeitpunkt aus gesehen wieder Verwirrung entstehen. Die sogenannte alte Rechtschreibung ist aber noch lange nicht Teil der Vergangenheit, sondern sie ist sogar lebendiger als die neue – nur nicht in der Scheinrealität, mit der uns die Medien einlullen wollen, um unsere Meinungen steuern zu können, um uns berechenbar zu halten, uns Zügel anzulegen, immer fleißig die Produkte der Werbekunden zu kaufen.

Übrigens, zu Ihrem letzten Beitrag, inn dem Sie die bissherige ss/ß-Regelung für eine Ausnahme der Konnsonantenverdoppelung hallten...



Christian Melsa
22149 Hamburg

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Wolfgang Scheuermann
15.05.2001 22.00
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Nochmals ss/ß

Sehr geehrter Herr Jansen,
inzwischen habe ich in Gästebuch 13 Ihre Ausführungen zu ss/ß nachgelesen. Sie müssen Sie also nicht mehr heraussuchen. Sie sind ja doch auf das Stammprinzip zurückgekommen: Kuss schreibe man wegen „des Kusses“ so. Das ist überzeugend? Die Begründung „Vereinheitlichung der Konsonantenverdoppelung“ ist nur bei höchst vordergründiger Betrachtung zutreffend, im eigentlichen Sinne ist sie, wie schon von mir vermutet, falsch.
Immerhin bin ich auf der Suche nach Ihren Ausführungen auf den Beitrag von Herrn Professor Ickler vom 6. Jenner gestoßen, in dem ein tatsächlicher Vorteil der Neuregelung benannt ist: Ausländer können dadurch leichter auf die richtige Aussprache zurückschließen!
Vielleicht machen Sie sich in Zukunft diese Begründung zu eigen!?
Ich will abschließend nur noch einmal daran erinnern, daß die Neuregelung eine Erleichterung des Schreibens mit sich bringen sollte. Gerade darin scheitert die neue ss/ß-Regelung kläglich: Außer an dem von Ihnen bevorzugt besuchten „Imbiss“ gab es die Wortendung „ss“ in deutschen Wörtern nicht. (Aber vielleicht hat der eine oder andere Schildermaler gar nicht gemerkt, daß es sich um ein deutsches Wort handelt: „Fight the Stress in my Imbiss!“ – so muß es gewesen sein!)



Dr. Wolfgang Scheuermann
Heidelberg

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Theodor Ickler
15.05.2001 22.00
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Ein typischer Fall

Bisher hat sich die Universität Erlangen-Nürnberg im großen und ganzen standhaft geweigert, ihre Öffentlichkeitsarbeit durch reformierte Orthographie zu verunzieren. Nun hat aber eine neue Leiterin der Pressestelle (sie ist auch SPD-Stadträtin) ihren Dienst angetreten, und das erste, was sie veranlaßte, war die Umstellung auf die Reformschreibung. Nach eigenem Bekunden tat sie dies ohne Rücksprache mit irgend jemandem. So ist es übrigens auch bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft gelaufen: Man überläßt die hochpolitische Entscheidung irgendwelchen untergeordneten Leuten von der Pressestelle.
Selbstverständlich lehnen die Hochschullehrer die Neuregelung weiterhin mit großer Mehrheit ab. Das nützt ihnen aber gar nichts, es wird einfach umgestellt – ein typisches Beispiel für die Eigenmächtigkeit des Verwaltungsapparates, der die Wissenschaft erstickt. Man kann sich denken, was dabei herauskommt: Unser „Unikurier aktuell“, soeben erschienen, wimmelt von Fehlern. Gleich in der dritten Zeile geht es los mit „anstossen“, und dann immer so weiter, „abschliessen“ (aber „Entschluß“) – es ist eine Schande. Man schämt sich, durch derart verwahrloste Texte nach außen repräsentiert zu werden.



Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf

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Wolfgang Scheuermann
15.05.2001 22.00
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Nein, nein ...

... ich bin durchaus gespannt darauf, dem ersten realen Argument für diese Regelung zu begegnen. (Wenn aber alles schon im Gästebuch gestanden hat und hier nur unverändert wiederholt würde, wäre es vielleicht besser, sehr geehrter Herr Jansen, Sie schickten Ihre Erläuterungen direkt an mich.) Wenn Sie als Antwort andeuten, daß Sie „gegen die Ausnahme der Konsonantenverdoppelung bei s“ seien, will ich dem aber gleich anfügen, daß es jedenfalls durch das „ß“ nicht zu einer solchen Ausnahme kommen kann, da es ja nur ein anderes typographisches Zeichen für das nicht-trennbare „ss“ ist. (Dann können Sie ggfs. gleich darauf erwidern.)
Herrn Salzburg bin ich nochmals für den Hinweis auf den historischen Hintergrund dankbar. Wenn ich „Genussschein“ schnell zu lesen versuche, entsteht in meiner Vorstellung etwas wie „Genuschschein“, wenn ich „Schussserie“ lese (gerade habe ich dazu eine methodische Anfrage aus unserer Rechtsmedizin bekommen), ist die erste Vorstellung „Schusserie“, mit Betonung auf der letzten Silbe. Das ist auch keine persönliche Eigenart von mir, das ging bisher jedem so, der solche Wörter von mir gezeigt bekam. (Eine wahre „Genussschein“-Orgie von Bertelsmann habe ich heute ins Nachrichtenarchiv zu setzen gewagt.) Historie, Ästhetik und Praktikabilität gehen hier Hand in Hand.
Man kann doch nicht immer wieder über die Grundsätze diskutieren? Man muß es sogar – bis sie stimmen!



Dr. Wolfgang Scheuermann
Heidelberg

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Gast
15.05.2001 22.00
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Frage an Herrn Salburg

Wissen Sie, wo sich Konrad Duden zu der Problematik ss/ß geäußert hat? Würd mich mal interessieren.

Zu Herrn Scheuermann:

Ich hab mich schon ausführlich dazu geäußert, warum ich gegen die Ausnahme der Konsonantenverdoppelung bei s bin. Soll ich Ihnen da mal was zuschicken? Ich denke, die Texte habe ich noch. Aber wollen Sie es denn wirklich wissen? Diskussionen müssen doch irgendwann mal weitergehen, man kann doch nicht immer wieder über die Grundsätze diskutieren...



Michael Jansen

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