Der Ethikrat: ein Ethik-rat oder ein Ethi-krat?
Die Bundesregierung hat ein neues Wort geschaffen: den Ethikrat, der mit Hilfe der neuen Trennungsregeln als ein Ethik-rat oder ein Ethi-krat geschrieben und verstanden werden kann. Dabei ist Ethi wohl die Mehrzahl von Ethos, die alt- und neugriechisch ethoi geschrieben und neugriechisch ethi gesprochen wird. Ein Ethi-krat ist demnach wohl ein multikultureller Herrscher in einer Ethi-kratie, also in einer multikulturellen Herrschaftsform. Entspricht vielleicht nicht dem, was die Bundesregierung gemeint hatte, aber genau der Wirklichkeit. Die neuen Trennungsregeln haben eine sprudelnde Quelle für neue sich widersprechende Wort- und Bedeutungsschöpfungen und dadurch ganz neue Möglichkeiten für sprachlichen Humor erschlossen. Früher mußten Wortspiele mühsam durch falsche Betonungen erzeugt werden, jetzt geht das mit den neuen Trennungsregeln von ganz alleine. Schade, daß es für Heinz Erhardt und seine Wortspiele keinen ebenso genialen Nachfolger gibt, der jetzt die neuen Möglichkeiten richtig ausschöpft. Ein Wettbewerb wäre nicht schlecht, um alle Möglichkeiten aufzuzeigen. Ernsten Sprachwissenschaftlern dreht sich dabei vielleicht der Magen um, aber für Sprachbenutzer ist das auch lustig und anregend, nach dem Motto: Ein bißchen Spaß muß sein, sogar bei der Rechtschreibung. Vielleicht war der gar nicht beabsichtigt? Wissen ist Macht, Nichtwissen macht nichts. Schließlich haben wir eine Spaßgesellschaft.
Henning Upmeyer Roseggerweg 10, 82140 Olching
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