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anonymer Gast
31.05.2001 22.00
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Rotkäppchen und der Wolf - ein modernes Märchen

Es war einmal vor vielen, vielen Jahren, da herrschte ein mächtiger Herrscher über das deutsche Sprachreich. Er trug den schönen Namen Konrad Duden. Mit seinen Buchverlagen hatte er ein großes Vermögen erworben, so daß er sehr reich war und viele Neider hatte. Seine Frau war die deutsche Sprache.

Seine Konkurrenten waren einige Wölfe im Schafspelz, die ebenfalls Verlage besaßen. Sie hatten Konrad schon immer um seine Macht, seinen Besitz und seine Marktbeherrschung beneidet. Jetzt erschien ihnen die Gelegenheit günstig, und sie wollten sein Monopol unter sich aufteilen. Unter Führung des Wolfes Bertelsmann setzten sie sich heimlich zusammen und berieten, was zu tun sei. Ihr Vorbild war der Wolf Al Capone. Der hatte mit Tankstellenbesitzern Verträge geschlossen und ihnen versprochen, ihren Umsatz zu steigern. Sein Lohn sollten 10 Prozent des Umsatzes sein. Daraufhin schickte er seine Bande mit dem Befehl los, die Reifen aller Autos aufzustechen. Künstlich Bedarf zu schaffen und damit den Umsatz zu steigern, das wollte auch der Wolf Bertelsmann. So wurde beschlossen, Konrad Duden seiner Sprache zu berauben. Zu diesem Zweck hatten die Konkurrenten eine eigene Rechtschreibung erfunden und wollten nun ständig Rechtschreibreformen durchführen, um laufend weltweit bessere Geschäfte machen zu können.

Konrad Duden hatte aber eine Enkelin, der die Großeltern bereits einen seiner Verlage vererbt hatten. Man hatte dem kleinen Mädchen wegen seiner schönen roten Haare den Beinamen „Rotkäppchen“ gegeben. Es war Waise und durfte daher seine Großmutter täglich besuchen, um bei ihr seine Hausaufgaben zu machen. So fügte es sich, daß Rotkäppchen an einem schönen Sommertag durch den Wald ging, um seine Großmutter in ihrem Sommerhaus zu aufzusuchen.

Da begegnete ihr der „gräuliche“ böse Wolf Bertelsmann, der ihr gefolgt war. Er hatte sich ein Schafsfell übergezogen, damit das Kind seine Absichten nicht bemerkte. Rotkäppchen ahnte tatsächlich nichts Böses und glaubte, ein ganz gewöhnliches deutsches treues Schaf vor sich zu haben, das, gehorsam, wie Schafe nun mal sind, die neue Rechtschreibung erfolglos übte; denn es hieß damals, die neue Rechtschreibung geschähe nur zum Wohl der Kinder.

„Grüß Gott, du liebes Mädchen, wo gehst Du denn hin?“ fragte der Wolf. „Ich besuche meine Großmutter“, antwortete das Mädchen. Der Wolf lobte die deutsche Sprache und die neue Rechtschreibung in den höchsten Tönen und sagte, daß er die Großmutter irgendwann auch einmal besuchen wolle, um seine Sprache zu verbessern.

Nachdem der Wolf sich von Rotkäppchen verabschiedet hatte, eilte er schnurstracks zum Haus der Großmutter, fraß die Großmutter auf, zog ihre Kleider an, setzte ihre Brille auf und legte sich ins Bett. Der Wolf hatte natürlich vor, die gesamte Duden-Sippe und insbesondere den ‚viel versprechenden‘ Nachwuchs zu fressen.

Als bald darauf Rotkäppchen eintrat, glaubte es, seine Oma vor sich zu haben und sagte artig: „Guten Tag, liebe Oma, wie geht es dir?“ Der Wolf versuchte, die Stimme der Großmutter nachzuahmen und sagte gekünstelt: „Ach, mein liebes Kind, früher, als wir noch ‚selbstständig‘ waren, ging es uns ‚hier zu Lande‘ gut, heute geht es uns wohl wieder ein wenig besser; es wäre aber besser, wenn es uns wieder gut ginge!“ Da sagte Rotkäppchen erstaunt: „Aber Oma, warum sprichst Du heute nicht so wie sonst?“- „Weißt Du, liebes Kind, wenn ich fernsehe, dann höre ich, wie die Fernsehsprecher sich jetzt nach der neuen Rechtschreibung richten. Das habe ich mir wohl schon ein wenig angewöhnt“, erwiderte der Wolf. – „Aber Oma, was hast du für große Ohren?“ – „Damit ich besser hören kann, ob du auch schon nach der neuen Rechtschreibung sprichst.“ – Was hast du für große Augen?“ – „Damit ich besser sehen kann, ob du deine Hausaufgaben in der alten oder in der neuen Rechtschreibung machst.“ – „Oma, was hast du für eine große Nase?“ – „Damit ich besser riechen kann, ob du auch immer die Wahrheit sagst.“ – „Was hast du für ein großes Maul?“ – Damit ich alle, die die alte Rechtschreibung weiterschreiben, besser fressen kann,“ schrie der Wolf Bertelsmann grimmig und verschlang das Rotkäppchen. Dann legte er sich zu Bett, schlief sofort ein und schnarchte ganz fürchterlich.

Da ging draußen der Rechtschreibreform-Jäger Theodor vorbei und dachte: Nanu, warum schnarcht denn die Großmutter so grauenhaft? Er schaute nach und fand den Wolf Bertelsmann im Bett der Großmutter. Er griff zu seiner Flinte und erschoß den Wolf. Danach schlitzte er ihm den Bauch auf und fand die Großmutter und das Rotkäppchen noch lebend vor.

War das eine Freude! Rotkäppchen, die deutsche Sprache und damit auch Konrad Duden waren gerettet. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie heute noch!

Schlußbemerkung: Dem Wolf zog man das Fell über die Ohren. Man stopfte ihn aus und stellte ihn als Warnung für seine Kumpane in einem Museum aus. Das Fleisch aber drehte man durch den Wolf. Seitdem spricht man vom „Fleischwolf“



Ein verirrtes Schaf

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anonymer Gast
31.05.2001 22.00
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Ein Schaf weiß...

Wenn alle hinken, meint jeder, er gehe richtig. (Serbisches Sprichwort/SS)



SS-Schaf

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anonymer Gast
31.05.2001 22.00
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Ein weißes Schaf weiß nicht...

wie weis‘ schwarze Schafe sind.



ein schwarzes Schaf

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anonymer Gast
30.05.2001 22.00
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Wird die sogenannte Rechtschreibreform von “Schafen³ gemacht?

Zum Schäfer, der seine Schafe weidet

Ein merkenswertes Wort ist die „Schafsgeduld“. So spricht der Journalist Hans Krieger von der „Schafsgeduld der Journalisten“, die sich die sogenannte Rechtschreibreform aufzwingen lassen und somit widerstandslos gegen die Grammatik verstoßen oder eine Vermeidungssprache verwenden. Vgl. Hans Krieger: „Mehr als eine Hand voll Fehler, Die Rechtschreibreform hat den Praxis-Test in der Presse nicht bestanden“, Bayerische Staatszeitung vom 9. Juni 2000, Seite 3. Daraus ergibt sich die Frage: Wird die sogenannte Rechtschreibreform von „Schafen“ gemacht oder nicht?



Ein Schaf

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anonymer Gast
30.05.2001 22.00
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Kleiner Beitrag zur Trendsprache

Neben dem sog. »Hoax« gibt es auch den sog. »Horx«, das ist für die Trendlinguistik etwas ähnliches wie der sog. »Augst« für die Etymologieforschung, in der man neuerdings auch von »Augstizismus« spricht, ein Begriff der auch in die Augenmedizin Einzug nimmt, denn wenn man seinen Augen nicht mehr traut, kann man auch zum Augenarzt gehen, das hängt volksetymologisch und trendmäßig alles eng zusammen.



Noch ein Schaf

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Theodor Ickler
30.05.2001 22.00
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Das Wesen des Schafs

An Schafe habe ich die ganzen Jahre immer wieder denken müssen, sobald ich auf die Form „selbstständig“ gestoßen bin. Zwar ist darüber hier schon mal diskutiert worden, aber ich will es doch noch einmal aufgreifen.

Mich stört, wohlgemerkt, keineswegs diese Form selbst, im Gegenteil, ich habe mich schon früher darüber lustig gemacht, daß der Duden (Band 9) so selbstherrlich verkündete:

„Das Adjektiv ‚selbständig‘ ist mit dem Stamm des Pronomens ‚selbst‘, also mit ‚selb-‘ gebildet. Die heute allein gültige Schreibweise des Wortes ist daher die mit EINEM -st-.“

Das ist ja lustig! Wer bestimmt denn die alleinige Gültigkeit dieser Form? Im Grimmschen Wörterbuch (1905, der Band ist von Moriz Heyne) findet man die ganze heftige Diskussion, die seltsamerweise dazu geführt hat, daß kein mir bekanntes Wörterbuch die ebenfalls schon jahrhunderte alte, aber etwas neuere, ganz propere Bildung „selbstständig“ auch nur anführte, es sei denn mit dem warnenden Hinweis, sie sei „falsch“. Das Wort ist regelrecht gemeuchelt worden, von einer Lexikographenmafia, die es also auch damals schon gab. Das Grimmsche Wörterbuch verteidigt sie noch, aber vergeblich.

Nun zu den Schafen! Ist es schon merkwürdig, daß diese Tiere glauben, im Zuge der Rechtschreibreform sei die „Schreibweise“ mit zwei -st- (wieder) eingeführt worden, obwohl es doch gar nicht um Schreibweisen, sondern um verschiedene Wortbildungen geht und die Sache folglich mit der Orthographiereform überhaupt nichts zu tun hat, so beeindruckt mich noch viel mehr die Schafsgeduld, mit der man VOR der Reform geglaubt hat, das gute alte Wort „selbstständig“ überhaupt nicht benutzen zu dürfen. Es ist daher in den Geruch der Ungebildetheit geraten (und ich verwende es deshalb auch nicht und kann es jetzt auch gar nicht mehr, um nicht in ein schiefes Licht zu geraten; aber in meinem Wörterbuch steht es natürlich). Trotzdem ist das Ganze aber beschämend, weil darin die schafsdumme Grundgesinnung des deutschen Herdenmenschen zum Ausdruck kommt, der die Souveränität des Muttersprachlers an irgendeinen hergelaufenen Schwarm von Rechtschreibböcken abtritt.



Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf

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anonymer Gast
30.05.2001 22.00
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Der reißende Wolf Bertelsmann und sein Opfer Konrad Duden

Schafe lassen sich leicht täuschen, nicht aber ein guter Hirte! Wenn man genau hinschaut, sieht man, daß sich „gräuliche“ Wölfe in Schafskleidern in die Herde geschlichen haben. „Sehet euch vor vor den falschen Propheten, die in Schafspelzen zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe.“



Ein guter Hirte

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anonymer Gast
30.05.2001 22.00
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Reißende Wölfe

Tröstlich mag für die klügeren Schafe sein, daß sowohl Bertelsmann- als auch Duden-Schafswörterbücher in vermutlich mindestens sechsstelliger Größenordnung dem Reißwolf zum Opfer gefallen sind.
Schuld daran geben die geschädigten Geschäftsleute (hier z.B. ein Buchbindereizulieferer, der mich als oberdämliche Heidschnucke ganz übel blöde findet) nicht den Reformern, sondern den Reformgegnern, weil auf deren Betreiben die mißratenen Erstausgaben so nicht in den Verkehr genommen werden konnten. Hier gab der Geschädigte ganz speziell Herrn Zehetmaier die Schuld, weil angeblich dessen Weigerung, den kleingeschriebenen heiligen Vater hinzunehmen, zur Vernichtung von 100.000 halbfertigen Duden (Mz. neudeutsch Düden) geführt haben soll.



Heidschnucke

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Theodor Ickler
30.05.2001 22.00
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Der erste Angriff auf den Dudenverlag

Mit der Vernichtung einer zwar unbekannten, jedenfalls aber sehr großen (weit über 100.000 hinausgehenden) Zahl von Dudenbänden hat es seine Richtigkeit. Alleiniger Grund war die Beanstandung von drei Dutzend Neuschreibungen durch das bayerische Kultusministerium, nachdem Beamte desselben Ministeriums an der Vorbereitung der Reform beteiligt gewesen waren. Der Dudenverlag ist durch diesen Coup zum erstenmal an den Rand des Ruins getrieben worden. Ein Jahr später zögerte er daher mit der Herausgabe der neugestalteten Fassung, so daß Bertelsmann sieben Wochen früher (am Tag nach der Unterzeichnung der Absichtserklärung, die aber gegen alle Bedenken nur unterzeichnet wurde, weil eine anwesende Person sagte: „Bertelsmann hat doch schon gedruckt!“) in den Buchläden lag. Inzwischen hat Duden wieder die Marktführung, wenn auch auf niedrigem Niveau. Um so tiefer ist nun der zweite Sturz, bewirkt durch die ständigen Änderungen am Reformwerk. Man geht wohl nicht fehl in der Annahme, daß die Vernichtung des Dudenverlags der eigentliche Zweck des ganzen Reformunternehmens ist. Es gibt von einigen Reformern gehässige Äußerungen über den Duden; auch eine alte Rivalität zwischen dem Hause Duden und dem IDS, der eigentlichen Brutstätte der Reform, ist in Erinnerung. Irgendwo kommt auch immer der Nervus rerum ins Spiel.



Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf

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Theodor Ickler
30.05.2001 22.00
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Zur Erinnerung

Wer es vergessen oder nie gekannt hat, sei noch einmal auf das Interview des führenden österreichischen Reformers Karl Blüml hingewiesen. Darin stehen die denkwürdigen Sätze:

„Das Ziel der Reform waren aber gar nicht die Neuerungen. Das Ziel war, die Rechtschreibregelung aus der Kompetenz eines deutschen Privatverlages in die staatliche Kompetenz zurückzuholen.“ (Standard 31.1.1998)

Das muß man sich in seiner ganzen Ungeheuerlichkeit einmal klarmachen! Nicht die Änderungen selbst, von denen doch die Propagandaphrasen ebenso handeln wie die kritischen Kommentare, waren das Ziel, sondern die Entmachtung des Dudens! Sind je die Völker deutscher Zunge schamloser mißbraucht, die Schüler rücksichtsloser zu Instrumenten wirtschaftlicher Interessen gemacht worden? (Blüml ist am Österreichischen Wörterbuch beteiligt. Er hat noch andere aufschlußreiche Sachen gesagt, die in meinem Buch „Regelungsgewalt“ angeführt sind.)



Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf

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anonymer Gast
30.05.2001 22.00
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Der Dichter spricht:

Schon als Erstklässler weiß Rolf:
Der Duden kommt in den Reißwolf



Rolf Lämmmle

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Theodor Ickler
30.05.2001 22.00
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Der erste Angriff auf den Dudenverlag

Mit der Vernichtung einer zwar unbekannten, jedenfalls aber sehr großen (weit über 100.000 hinausgehenden) Zahl von Dudenbänden hat es seine Richtigkeit. Alleiniger Grund war die Beanstandung von drei Dutzend Neuschreibungen durch das bayerische Kultusministerium, nachdem Beamte desselben Ministeriums an der Vorbereitung der Reform beteiligt gewesen waren. Der Dudenverlag ist durch diesen Coup zum erstenmal an den Rand des Ruins getrieben worden. Ein Jahr später zögerte er daher mit der Herausgabe der neugestalteten Fassung, so daß Bertelsmann sieben Wochen früher (am Tag nach der Unterzeichnung der Absichtserklärung, die aber gegen alle Bedenken nur unterzeichnet wurde, weil eine anwesende Person sagte: „Bertelsmann hat doch schon gedruckt!“) in den Buchläden lag. Inzwischen hat Duden wieder die Marktführung, wenn auch auf niedrigem Niveau. Um so tiefer ist nun der zweite Sturz, bewirkt durch die ständigen Änderungen am Reformwerk. Man geht wohl nicht fehl in der Annahme, daß die Vernichtung des Dudenverlags der eigentliche Zweck des ganzen Reformunternehmens ist. Es gibt von einigen Reformern gehässige Äußerungen über den Duden; auch eine alte Rivalität zwischen dem Hause Duden und dem IDS, der eigentlichen Brutstätte der Reform, ist in Erinnerung. Irgendwo kommt auch immer der Nervus rerum ins Spiel.



Theodor Ickler
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Theodor Ickler
30.05.2001 22.00
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Zur Erinnerung

Wer es vergessen oder nie gekannt hat, sei noch einmal auf das Interview des führenden österreichischen Reformers Karl Blüml hingewiesen. Darin stehen die denkwürdigen Sätze:

„Das Ziel der Reform waren aber gar nicht die Neuerungen. Das Ziel war, die Rechtschreibregelung aus der Kompetenz eines deutschen Privatverlages in die staatliche Kompetenz zurückzuholen.“ (Standard 31.1.1998)

Das muß man sich in seiner ganzen Ungeheuerlichkeit einmal klarmachen! Nicht die Änderungen selbst, von denen doch die Propagandaphrasen ebenso handeln wie die kritischen Kommentare, waren das Ziel, sondern die Entmachtung des Dudens! Sind je die Völker deutscher Zunge schamloser mißbraucht, die Schüler rücksichtsloser zu Instrumenten wirtschaftlicher Interessen gemacht worden? (Blüml ist am Österreichischen Wörterbuch beteiligt. Er hat noch andere aufschlußreiche Sachen gesagt, die in meinem Buch „Regelungsgewalt“ angeführt sind.)



Theodor Ickler
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Schon als Erstklässler weiß Rolf:
Der Duden kommt in den Reißwolf



Rolf Lämmmle

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Theodor Ickler
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Mich stört, wohlgemerkt, keineswegs diese Form selbst, im Gegenteil, ich habe mich schon früher darüber lustig gemacht, daß der Duden (Band 9) so selbstherrlich verkündete:

„Das Adjektiv ‚selbständig‘ ist mit dem Stamm des Pronomens ‚selbst‘, also mit ‚selb-‘ gebildet. Die heute allein gültige Schreibweise des Wortes ist daher die mit EINEM -st-.“

Das ist ja lustig! Wer bestimmt denn die alleinige Gültigkeit dieser Form? Im Grimmschen Wörterbuch (1905, der Band ist von Moriz Heyne) findet man die ganze heftige Diskussion, die seltsamerweise dazu geführt hat, daß kein mir bekanntes Wörterbuch die ebenfalls schon jahrhunderte alte, aber etwas neuere, ganz propere Bildung „selbstständig“ auch nur anführte, es sei denn mit dem warnenden Hinweis, sie sei „falsch“. Das Wort ist regelrecht gemeuchelt worden, von einer Lexikographenmafia, die es also auch damals schon gab. Das Grimmsche Wörterbuch verteidigt sie noch, aber vergeblich.

Nun zu den Schafen! Ist es schon merkwürdig, daß diese Tiere glauben, im Zuge der Rechtschreibreform sei die „Schreibweise“ mit zwei -st- (wieder) eingeführt worden, obwohl es doch gar nicht um Schreibweisen, sondern um verschiedene Wortbildungen geht und die Sache folglich mit der Orthographiereform überhaupt nichts zu tun hat, so beeindruckt mich noch viel mehr die Schafsgeduld, mit der man VOR der Reform geglaubt hat, das gute alte Wort „selbstständig“ überhaupt nicht benutzen zu dürfen. Es ist daher in den Geruch der Ungebildetheit geraten (und ich verwende es deshalb auch nicht und kann es jetzt auch gar nicht mehr, um nicht in ein schiefes Licht zu geraten; aber in meinem Wörterbuch steht es natürlich). Trotzdem ist das Ganze aber beschämend, weil darin die schafsdumme Grundgesinnung des deutschen Herdenmenschen zum Ausdruck kommt, der die Souveränität des Muttersprachlers an irgendeinen hergelaufenen Schwarm von Rechtschreibböcken abtritt.



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