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Theodor Ickler
02.06.2001 22.00
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wiedersehen

Die Rechtschreibkommission hat oft über den Duden gespottet, weil er aufgrund der schlecht formulierten Angaben in § 34 des amtlichen Regelwerks zu dem falschen Schluß gelangt war, „wiedersehen“ werde nun getrennt geschrieben. Man darf aber nicht vergessen, daß zum Beispiel der Schülerduden „Rechtschreibung und Wortkunde“ (1997), der dasselbe lehrt, unter Mitwirkung von Peter Gallmann und Thomas Lindauer erarbeitet wurde, also gewissermaßen den Segen einiger Reformer hatte.

Auf einem anderen Blatt steht natürlich, daß die Dudenredaktion sich niemals dazu hätte hergeben dürfen, solche Sprachverhunzungen millionenfach zu verbreiten. Daß alle anderen ihr darin gefolgt sind, macht die Sache eher schlimmer. Immerhin hat es den Vorteil, daß nun fast alle Menschen deutscher Zunge sich die Augen reiben und die Frage stellen, was für ein unglaublicher Humbug da mit Hilfe der Staatsmacht durchgezogen worden ist.



Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf

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Thomas Rhaire
02.06.2001 22.00
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wiedersehen

Kürzlich war in der Tagesschau als Hintergrundbeschriftung einer Meldung zu lesen, Staatsoberhaupt X sei    »wieder gewählt » worden! Ich schätze mal, daß damit ausgedrückt werden sollte, daß X in seinem Amt bestätigt und für eine weitere Amtsperiode eingesetzt worden sei.
Die Getrenntschreibung allerdings sagt für mein Empfinden nichts darüber aus, ob X vor der Wahl bereits im Amt gewesen war oder nicht – die Meldung jedenfalls läßt auch folgende Interpretation zu: »nachdem sein Konkurrent Y vier Jahre regiert hatte, wurde X im Jahr 2001 wieder zum Staatsoberhaupt gewählt.«
Im Klartext: »wiedergewählt« heißt für mich »im Amt bestätigt«, die Person WAR, IST und BLEIBT im Amt; »wieder gewählt« hingegen bedeutet nur »erneut gewählt«, wobei offen bleibt, ob die betreffende Person vor der Wahl bereits regiert hat oder nicht.
Ein eindeutiger, präziser Begriff wird durch einen schwammigen, mehrere Verständnismöglichkeiten zulassenden eingetauscht! Was soll denn das? Das ist doch nicht der Sinn einer Sprache! Eine brauchbare Analogie wäre vielleicht, daß jemand mit einem ausgezeichneten Sehvermögen gezwungen wird, sich eine Brille aufzusetzen, mit der er seine Umwelt nur noch verschwommen wahrnehmen kann! Hirnrissig! Auch die ›seriöse‹ Tagesschau trägt nun zur allgemeinen Sprachverblödung bei!
Ich wünsche mir in der Tat nichts sehnlicher, als daß alle Menschen, die es angeht, sich intensiv die Augen reiben und sich klarmachen, »was für ein unglaublicher Humbug da mit Hilfe der Staatsmacht durchgezogen worden ist«. Word!



Thomas Rhaire
Hamburg

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Thomas Rhaire
02.06.2001 22.00
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wiedergewählt

Die Überschrift meines Beitrags sollte natürlich »wiedergewählt« heißen. Sorry!



Thomas Rhaire
Hamburg

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Theodor Ickler
02.06.2001 22.00
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wieder

Der Duden und die anderen Wörterbücher sind inzwischen zwar, was „wiedersehen“ und einige andere Wörter dieser Art betrifft, korrigiert worden, aber trotz der engen (geradezu konspirativen) Zusammenarbeit mit der Rechtschreibkommission ist es nicht gelungen, dieses ganze Kapitel befriedigend abzuschließen. Teils ist die Zusammenschreibung wieder an die Stelle der fälschlich angesetzten Getrenntschreibung getreten („wiedersehen“), teils zusätzlich zur Getrenntschreibung, aber undifferenziert wiedereingeführt („wieder entdecken, auch wiederentdecken“), teils ist aber auch gar nichts verändert worden, so bei „wieder aufnehmen“, „wieder aufsuchen“, „wieder einfallen“, „wieder einsetzen“, „wieder gutmachen“ und wieder herrichten“. Zugrunde liegt die Deutung nach § 34: Getrenntschreibung, wenn „wieder“ im Sinne von „erneut, nochmals“ zu verstehen ist. Das trifft aber gar nicht den Sinn der betreffenen Verbzusatzkonstruktionen. Sie bedeuten allesamt: „durch die Verbalhandlung einen früheren Zustand wiederherstellen“. „wiedereinfallen“ heißt also nicht, daß einem etwas schon einmal eingefallen ist und nun nochmals einfällt, sondern es bedeutet, daß man etwas schon einmal gewußt hat und dieser Zustand durch das Einfallen wiederhergestellt wird. Damit lassen sich diese Konstruktionen einheitlich erklären, und die drei verschiedenen Behandlungen duch die revidierte Reformorthographie sind nichtig. Hinzuzufügen ist nur noch, daß alle Zusammenschreibungen mehr oder weniger fakultativ sind. Es gilt, wie immer: Zusammenschreibung deutet klar auf den Verbzusatz hin, Getrenntschreibung ist neutral, läßt also sowohl diese Deutung als auch die adverbiale zu.

Der Fall zeigt exemplarisch, daß die Reformer in einem höchstfrequenten Zentralbereich der deutschen Sprache außerstande waren, elementare grammatische und semantische Tatsachen zu erkennen. Und mit den Einfällen einer derart ignoranten Truppe schlagen und ärgern sich jetzt zigtausend Journalisten, Lehrer und andere Staatsbürger herum!



Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf

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Theodor Ickler
02.06.2001 22.00
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wieder

Der Duden und die anderen Wörterbücher sind inzwischen zwar, was „wiedersehen“ und einige andere Wörter dieser Art betrifft, korrigiert worden, aber trotz der engen (geradezu konspirativen) Zusammenarbeit mit der Rechtschreibkommission ist es nicht gelungen, dieses ganze Kapitel befriedigend abzuschließen. Teils ist die Zusammenschreibung wieder an die Stelle der fälschlich angesetzten Getrenntschreibung getreten („wiedersehen“), teils zusätzlich zur Getrenntschreibung, aber undifferenziert wiedereingeführt („wieder entdecken, auch wiederentdecken“), teils ist aber auch gar nichts verändert worden, so bei „wieder aufnehmen“, „wieder aufsuchen“, „wieder einfallen“, „wieder einsetzen“, „wieder gutmachen“ und wieder herrichten“. Zugrunde liegt die Deutung nach § 34: Getrenntschreibung, wenn „wieder“ im Sinne von „erneut, nochmals“ zu verstehen ist. Das trifft aber gar nicht den Sinn der betreffenen Verbzusatzkonstruktionen. Sie bedeuten allesamt: „durch die Verbalhandlung einen früheren Zustand wiederherstellen“. „wiedereinfallen“ heißt also nicht, daß einem etwas schon einmal eingefallen ist und nun nochmals einfällt, sondern es bedeutet, daß man etwas schon einmal gewußt hat und dieser Zustand durch das Einfallen wiederhergestellt wird. Damit lassen sich diese Konstruktionen einheitlich erklären, und die drei verschiedenen Behandlungen duch die revidierte Reformorthographie sind nichtig. Hinzuzufügen ist nur noch, daß alle Zusammenschreibungen mehr oder weniger fakultativ sind. Es gilt, wie immer: Zusammenschreibung deutet klar auf den Verbzusatz hin, Getrenntschreibung ist neutral, läßt also sowohl diese Deutung als auch die adverbiale zu.

Der Fall zeigt exemplarisch, daß die Reformer in einem höchstfrequenten Zentralbereich der deutschen Sprache außerstande waren, elementare grammatische und semantische Tatsachen zu erkennen. Und mit den Einfällen einer derart ignoranten Truppe schlagen und ärgern sich jetzt zigtausend Journalisten, Lehrer und andere Staatsbürger herum!



Theodor Ickler
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Thomas Rhaire
02.06.2001 22.00
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wiedersehen

Kürzlich war in der Tagesschau als Hintergrundbeschriftung einer Meldung zu lesen, Staatsoberhaupt X sei    »wieder gewählt » worden! Ich schätze mal, daß damit ausgedrückt werden sollte, daß X in seinem Amt bestätigt und für eine weitere Amtsperiode eingesetzt worden sei.
Die Getrenntschreibung allerdings sagt für mein Empfinden nichts darüber aus, ob X vor der Wahl bereits im Amt gewesen war oder nicht – die Meldung jedenfalls läßt auch folgende Interpretation zu: »nachdem sein Konkurrent Y vier Jahre regiert hatte, wurde X im Jahr 2001 wieder zum Staatsoberhaupt gewählt.«
Im Klartext: »wiedergewählt« heißt für mich »im Amt bestätigt«, die Person WAR, IST und BLEIBT im Amt; »wieder gewählt« hingegen bedeutet nur »erneut gewählt«, wobei offen bleibt, ob die betreffende Person vor der Wahl bereits regiert hat oder nicht.
Ein eindeutiger, präziser Begriff wird durch einen schwammigen, mehrere Verständnismöglichkeiten zulassenden eingetauscht! Was soll denn das? Das ist doch nicht der Sinn einer Sprache! Eine brauchbare Analogie wäre vielleicht, daß jemand mit einem ausgezeichneten Sehvermögen gezwungen wird, sich eine Brille aufzusetzen, mit der er seine Umwelt nur noch verschwommen wahrnehmen kann! Hirnrissig! Auch die ›seriöse‹ Tagesschau trägt nun zur allgemeinen Sprachverblödung bei!
Ich wünsche mir in der Tat nichts sehnlicher, als daß alle Menschen, die es angeht, sich intensiv die Augen reiben und sich klarmachen, »was für ein unglaublicher Humbug da mit Hilfe der Staatsmacht durchgezogen worden ist«. Word!



Thomas Rhaire
Hamburg

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Thomas Rhaire
02.06.2001 22.00
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wiedergewählt

Die Überschrift meines Beitrags sollte natürlich »wiedergewählt« heißen. Sorry!



Thomas Rhaire
Hamburg

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Theodor Ickler
02.06.2001 22.00
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wiedersehen

Die Rechtschreibkommission hat oft über den Duden gespottet, weil er aufgrund der schlecht formulierten Angaben in § 34 des amtlichen Regelwerks zu dem falschen Schluß gelangt war, „wiedersehen“ werde nun getrennt geschrieben. Man darf aber nicht vergessen, daß zum Beispiel der Schülerduden „Rechtschreibung und Wortkunde“ (1997), der dasselbe lehrt, unter Mitwirkung von Peter Gallmann und Thomas Lindauer erarbeitet wurde, also gewissermaßen den Segen einiger Reformer hatte.

Auf einem anderen Blatt steht natürlich, daß die Dudenredaktion sich niemals dazu hätte hergeben dürfen, solche Sprachverhunzungen millionenfach zu verbreiten. Daß alle anderen ihr darin gefolgt sind, macht die Sache eher schlimmer. Immerhin hat es den Vorteil, daß nun fast alle Menschen deutscher Zunge sich die Augen reiben und die Frage stellen, was für ein unglaublicher Humbug da mit Hilfe der Staatsmacht durchgezogen worden ist.



Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf

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Gast
01.06.2001 22.00
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Innenhimmel

Es gibt Himmel außen und innen. So liest man im Juni-Programm des Jazzclubs „Unterfahrt“ in München, Nina Plotzki sei der neue „Stern am deutschen Jazzsänger-innenhimmel.“ Immerhin verschont uns das Programm vor dem unsäglichen Saxofon. Da unsere Sprachforscher herausgefunden haben, daß man „Gräuel“ schreiben muß, weil das Volk angeblich meint, das käme von „Grau“, und daß man „aufwändig“ schreiben muß, weil das Wort sich von „Aufwand“ ableitet (umgekehrt wäre es richtig), muß man damit rechnen, daß dieselbe Forschung zu der Erkenntnis kommt, das „Saxofon“ käme aus Sachsen und müsse demzufolge „Sachsofon“ geschrieben werden.

Angesichts solcher Gräuel kann man sich von dieser Sprachverschandelung nur voll Gräusen abwänden.



Beate Buchberger

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anonymer Gast
01.06.2001 22.00
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Ein versprengter Schäferhund?

Verirrte Schafe fallen Fleisch- und Reißwölfen besonders leicht zum Opfer.
Drum sollten sie möglichst rasch wieder zur Wreide zurückkehren, aber nicht Schäferhund spielen wollen.



Ein verwirrtes Schaf

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Gast
01.06.2001 22.00
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Innenhimmel

Es gibt Himmel außen und innen. So liest man im Juni-Programm des Jazzclubs „Unterfahrt“ in München, Nina Plotzki sei der neue „Stern am deutschen Jazzsänger-innenhimmel.“ Immerhin verschont uns das Programm vor dem unsäglichen Saxofon. Da unsere Sprachforscher herausgefunden haben, daß man „Gräuel“ schreiben muß, weil das Volk angeblich meint, das käme von „Grau“, und daß man „aufwändig“ schreiben muß, weil das Wort sich von „Aufwand“ ableitet (umgekehrt wäre es richtig), muß man damit rechnen, daß dieselbe Forschung zu der Erkenntnis kommt, das „Saxofon“ käme aus Sachsen und müsse demzufolge „Sachsofon“ geschrieben werden.

Angesichts solcher Gräuel kann man sich von dieser Sprachverschandelung nur voll Gräusen abwänden.



Beate Buchberger

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anonymer Gast
01.06.2001 22.00
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Ein versprengter Schäferhund?

Verirrte Schafe fallen Fleisch- und Reißwölfen besonders leicht zum Opfer.
Drum sollten sie möglichst rasch wieder zur Wreide zurückkehren, aber nicht Schäferhund spielen wollen.



Ein verwirrtes Schaf

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anonymer Gast
31.05.2001 22.00
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Ein Schaf weiß...

Wenn alle hinken, meint jeder, er gehe richtig. (Serbisches Sprichwort/SS)



SS-Schaf

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anonymer Gast
31.05.2001 22.00
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Ein weißes Schaf weiß nicht...

wie weis‘ schwarze Schafe sind.



ein schwarzes Schaf

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anonymer Gast
31.05.2001 22.00
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Rotkäppchen und der Wolf - ein modernes Märchen

Es war einmal vor vielen, vielen Jahren, da herrschte ein mächtiger Herrscher über das deutsche Sprachreich. Er trug den schönen Namen Konrad Duden. Mit seinen Buchverlagen hatte er ein großes Vermögen erworben, so daß er sehr reich war und viele Neider hatte. Seine Frau war die deutsche Sprache.

Seine Konkurrenten waren einige Wölfe im Schafspelz, die ebenfalls Verlage besaßen. Sie hatten Konrad schon immer um seine Macht, seinen Besitz und seine Marktbeherrschung beneidet. Jetzt erschien ihnen die Gelegenheit günstig, und sie wollten sein Monopol unter sich aufteilen. Unter Führung des Wolfes Bertelsmann setzten sie sich heimlich zusammen und berieten, was zu tun sei. Ihr Vorbild war der Wolf Al Capone. Der hatte mit Tankstellenbesitzern Verträge geschlossen und ihnen versprochen, ihren Umsatz zu steigern. Sein Lohn sollten 10 Prozent des Umsatzes sein. Daraufhin schickte er seine Bande mit dem Befehl los, die Reifen aller Autos aufzustechen. Künstlich Bedarf zu schaffen und damit den Umsatz zu steigern, das wollte auch der Wolf Bertelsmann. So wurde beschlossen, Konrad Duden seiner Sprache zu berauben. Zu diesem Zweck hatten die Konkurrenten eine eigene Rechtschreibung erfunden und wollten nun ständig Rechtschreibreformen durchführen, um laufend weltweit bessere Geschäfte machen zu können.

Konrad Duden hatte aber eine Enkelin, der die Großeltern bereits einen seiner Verlage vererbt hatten. Man hatte dem kleinen Mädchen wegen seiner schönen roten Haare den Beinamen „Rotkäppchen“ gegeben. Es war Waise und durfte daher seine Großmutter täglich besuchen, um bei ihr seine Hausaufgaben zu machen. So fügte es sich, daß Rotkäppchen an einem schönen Sommertag durch den Wald ging, um seine Großmutter in ihrem Sommerhaus zu aufzusuchen.

Da begegnete ihr der „gräuliche“ böse Wolf Bertelsmann, der ihr gefolgt war. Er hatte sich ein Schafsfell übergezogen, damit das Kind seine Absichten nicht bemerkte. Rotkäppchen ahnte tatsächlich nichts Böses und glaubte, ein ganz gewöhnliches deutsches treues Schaf vor sich zu haben, das, gehorsam, wie Schafe nun mal sind, die neue Rechtschreibung erfolglos übte; denn es hieß damals, die neue Rechtschreibung geschähe nur zum Wohl der Kinder.

„Grüß Gott, du liebes Mädchen, wo gehst Du denn hin?“ fragte der Wolf. „Ich besuche meine Großmutter“, antwortete das Mädchen. Der Wolf lobte die deutsche Sprache und die neue Rechtschreibung in den höchsten Tönen und sagte, daß er die Großmutter irgendwann auch einmal besuchen wolle, um seine Sprache zu verbessern.

Nachdem der Wolf sich von Rotkäppchen verabschiedet hatte, eilte er schnurstracks zum Haus der Großmutter, fraß die Großmutter auf, zog ihre Kleider an, setzte ihre Brille auf und legte sich ins Bett. Der Wolf hatte natürlich vor, die gesamte Duden-Sippe und insbesondere den ‚viel versprechenden‘ Nachwuchs zu fressen.

Als bald darauf Rotkäppchen eintrat, glaubte es, seine Oma vor sich zu haben und sagte artig: „Guten Tag, liebe Oma, wie geht es dir?“ Der Wolf versuchte, die Stimme der Großmutter nachzuahmen und sagte gekünstelt: „Ach, mein liebes Kind, früher, als wir noch ‚selbstständig‘ waren, ging es uns ‚hier zu Lande‘ gut, heute geht es uns wohl wieder ein wenig besser; es wäre aber besser, wenn es uns wieder gut ginge!“ Da sagte Rotkäppchen erstaunt: „Aber Oma, warum sprichst Du heute nicht so wie sonst?“- „Weißt Du, liebes Kind, wenn ich fernsehe, dann höre ich, wie die Fernsehsprecher sich jetzt nach der neuen Rechtschreibung richten. Das habe ich mir wohl schon ein wenig angewöhnt“, erwiderte der Wolf. – „Aber Oma, was hast du für große Ohren?“ – „Damit ich besser hören kann, ob du auch schon nach der neuen Rechtschreibung sprichst.“ – Was hast du für große Augen?“ – „Damit ich besser sehen kann, ob du deine Hausaufgaben in der alten oder in der neuen Rechtschreibung machst.“ – „Oma, was hast du für eine große Nase?“ – „Damit ich besser riechen kann, ob du auch immer die Wahrheit sagst.“ – „Was hast du für ein großes Maul?“ – Damit ich alle, die die alte Rechtschreibung weiterschreiben, besser fressen kann,“ schrie der Wolf Bertelsmann grimmig und verschlang das Rotkäppchen. Dann legte er sich zu Bett, schlief sofort ein und schnarchte ganz fürchterlich.

Da ging draußen der Rechtschreibreform-Jäger Theodor vorbei und dachte: Nanu, warum schnarcht denn die Großmutter so grauenhaft? Er schaute nach und fand den Wolf Bertelsmann im Bett der Großmutter. Er griff zu seiner Flinte und erschoß den Wolf. Danach schlitzte er ihm den Bauch auf und fand die Großmutter und das Rotkäppchen noch lebend vor.

War das eine Freude! Rotkäppchen, die deutsche Sprache und damit auch Konrad Duden waren gerettet. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie heute noch!

Schlußbemerkung: Dem Wolf zog man das Fell über die Ohren. Man stopfte ihn aus und stellte ihn als Warnung für seine Kumpane in einem Museum aus. Das Fleisch aber drehte man durch den Wolf. Seitdem spricht man vom „Fleischwolf“



Ein verirrtes Schaf

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