Ganz recht!
Da muß ich Herrn Jansen ausnahmsweise mal recht geben: Verbessern will ich die Neuregelung gewiß nicht. Sie ist insgesamt so verfehlt, daß es ein Versuch am untauglichen Objekt wäre. Eher will ich die alte Regelung verbessern, genauer gesagt: die bisherige Schreibpraxis so darstellen und darbieten, daß keine Verbesserung erforderlich ist. Daran habe ich seit sechs Jahren nie den geringsten Zweifel gelassen.
Interessant ist noch, daß zum Beispiel die Schweizer Reformer und Kommissionsmitglieder oft gesagt und geschrieben haben, es sei NICHT die Aufgabe der Kommission, die Neuregelung zu korrigieren. Die unterschiedlichen Vorstellungen über die Aufgaben der Kommission haben wesentlich zum Bruch beigetragen, abgesehen von persönlichen Spannungen zum Beispiel zwischen Sitta und Nerius.
Das Sternchen steht bei Hand voll und Zeit lang, und es ist unbezweifelbar, daß Armvoll, Mundvoll usw. ebenfalls beseitigt werden sollten. Warum soll man hier konstruktiv wiederherstellen, was sinnloserweise getilgt worden ist? Man kann dann ganze Kapitel streichen, die ebenso sinnlos sind. Und genau dies geschieht ja zur Zeit. Es ist aber nicht konstruktiv, sondern destruktiv. Die nächstliegende Folge: Alle nun schon zum zweiten Mal umgestellten Wörterbücher werden in Kürze ein drittes Mal umgestellt. Usw. Übrigbleiben wird vielleicht die altmodische Heysesche s-Schreibung bis eine neue Generation von Reformern aufsteht und um der Kinder willen diese Fehlerquelle zu stopfen versucht.
Abschließend: Warum soll man zu retten versuchen, was an einer derart unausgegorenen Neuregelung vielleicht zu retten ist? Wir hatten doch und haben noch eine funktionierende Rechtschreibung. Alle Einwände beziehen sich immer nur auf ihre Darstellung im Duden, nicht auf die Schreibpraxis selbst. Aber wer verpflichtet uns auf den alten Duden mit seinen bekannten Haarspaltereien? Diesen Gedanken wagt fast niemand zu denken oder auch nur zu kommentieren, wenn ihn vorlegt. Vielleicht weil die Deutschen es nicht ertragen, daß Rechtschreibung auch ohne Vater Staat funktionieren könnte ...
Theodor Ickler Spardorf
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