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Reinhard Markner
18.06.2001 22.00
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Synopse

Die Idee einer mediengerecht aufbereiteten Kurzfassung der »Regelungsgewalt« finde ich ausgezeichnet -- Journalisten lesen für gewöhnlich keine dicken Bücher. Der Sprachpreis bietet einen geeigneten »Aufhänger« -- was treibt dieser Ickler eigentlich ? Als Adressaten kämen alle Redaktionen in Frage, die sich mit kulturellen und politischen Themen befassen.



Reinhard Markner

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Theodor Ickler
18.06.2001 22.00
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Gute Idee

Dann würde ich die Frage-und-Antwort-Form vorschlagen, in der der erste Teil gehalten ist (mit kürzeren Antworten natürlich). Aus dem übrigen könnte man das Wesentliche herausziehen und in dieselbe Form der „FAQ“ bringen (unter Auswertung unserer Erfahrungen aus vielen Diskussionen). Leider bin ich gerade in Zeitdruck, aber vielleicht schaffe ich es bald.  



Theodor Ickler
Spardorf

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Theodor Ickler
18.06.2001 22.00
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Gute Idee

Dann würde ich die Frage-und-Antwort-Form vorschlagen, in der der erste Teil gehalten ist (mit kürzeren Antworten natürlich). Aus dem übrigen könnte man das Wesentliche herausziehen und in dieselbe Form der „FAQ“ bringen (unter Auswertung unserer Erfahrungen aus vielen Diskussionen). Leider bin ich gerade in Zeitdruck, aber vielleicht schaffe ich es bald.  



Theodor Ickler
Spardorf

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Reinhard Markner
18.06.2001 22.00
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Synopse

Die Idee einer mediengerecht aufbereiteten Kurzfassung der »Regelungsgewalt« finde ich ausgezeichnet -- Journalisten lesen für gewöhnlich keine dicken Bücher. Der Sprachpreis bietet einen geeigneten »Aufhänger« -- was treibt dieser Ickler eigentlich ? Als Adressaten kämen alle Redaktionen in Frage, die sich mit kulturellen und politischen Themen befassen.



Reinhard Markner

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Wolfgang Scheuermann
17.06.2001 22.00
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Richtiger Gedanke, aber ...

Es ist ohne Zweifel richtig, sich immer wieder zu fragen, was im Sinne der Zielerreichung besonders effizient ist.
Das setzt aber voraus, daß man sein Ziel klar kennt. Die Reformer haben es da relativ leicht: Sie möchten möglichst viel von dem erhalten wissen, was sie als ihren persönlichen Eintrag in die Geschichtsbücher ansehen. Die Reformgegner wollen dagegen nicht einfach auf den Status ex ante zurück. Einige wollen das vielleicht, einige sehen darin eher ein taktisches Zwischenziel, wieder andere sind der Überzeugung, daß man einen „vernünftigen“ Kompromiß finden müsse.
Die Diskussionen auf dieser Seite – auch scheinbar unproduktive Auseinandersetzungen – verhelfen dazu, mehr Klarheit darüber zu gewinnen, was „vernünftig“ ist.
Wenn daneben auch mehr Überlegungen treten, wie man die sich entwickelnden Ansätze dann wirkungsvoll voranbringt, ist das natürlich mehr als richtig.



Wolfgang Scheuermann

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Wolfgang Scheuermann
17.06.2001 22.00
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Richtiger Gedanke, aber ...

Es ist ohne Zweifel richtig, sich immer wieder zu fragen, was im Sinne der Zielerreichung besonders effizient ist.
Das setzt aber voraus, daß man sein Ziel klar kennt. Die Reformer haben es da relativ leicht: Sie möchten möglichst viel von dem erhalten wissen, was sie als ihren persönlichen Eintrag in die Geschichtsbücher ansehen. Die Reformgegner wollen dagegen nicht einfach auf den Status ex ante zurück. Einige wollen das vielleicht, einige sehen darin eher ein taktisches Zwischenziel, wieder andere sind der Überzeugung, daß man einen „vernünftigen“ Kompromiß finden müsse.
Die Diskussionen auf dieser Seite – auch scheinbar unproduktive Auseinandersetzungen – verhelfen dazu, mehr Klarheit darüber zu gewinnen, was „vernünftig“ ist.
Wenn daneben auch mehr Überlegungen treten, wie man die sich entwickelnden Ansätze dann wirkungsvoll voranbringt, ist das natürlich mehr als richtig.



Wolfgang Scheuermann

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Gast
15.06.2001 22.00
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Kluge Reformer

Lange habe ich das Gästebuch nicht gelesen, hatte also einiges nachzuholen. Nun muß ich eine Anmerkung machen: während sich die Rechtschreibreformgegner endlos über diese und jene schriftsprachliche Erscheinung auslassen und zu allem Überfluß mit einem Herrn Jansen diskutieren (was völlig nutzlos ist!), machen’s die Reformer klug.
Sie besuchen wichtige Menschen, setzen mit deren Hilfe ihren Unsinn durch, starten Werbekampagnen, in denen sie Reformgegner diffamieren, lassen sich selbst in eine kontrollierende Kommission einsetzen und werden immer wieder mit denselben Sätzen („Immer mehr Menschen schreiben „neu“, Kinder lernen neue Rechtschreibung besser, Lehrer sind zufrieden usw., usw“) in den Medien zitiert, während die Reformgegner...siehe oben!
Ich finde, es sollte einmal darüber nachgedacht werden, wie die guten Argumente der versammelten Rechtschreibreform-Gegnerschaft an die Öffentlichkeit, sprich: in die Medien gelangen können.
Jede andere Reform wird endlos diskutiert, das Für und Wider abgewogen, Kritisches veröffentlicht. Im Falle der Rechtschreibreform stehen nicht einmal die kritischen Bücher in den Regalen, Leserbriefe werden weiterhin unterdrückt. Da muß etwas geschehen!
Ist das nicht wichtiger als Herrn Jansen, der sich sowieso nicht überzeugen läßt (Wie war das noch mit den Perlen???), mit Gegenargumenten und Erklärungen aufzuwarten?  



Claudia Ludwig

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Thomas Rhaire
15.06.2001 22.00
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Word!

!!!



Thomas Rhaire
Hamburg

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Thomas Rhaire
15.06.2001 22.00
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Idee

Ich stimme Frau Ludwig vollkommen zu!!!

Weshalb kostbare Zeit mit ›bockbeinigen‹ Gästebuchbesuchern verschwenden, die sehr viel sinnvoller für Aktivitäten gegen die sogenannte »Recht«schreibreform eingesetzt werden könnte?!

Schon seit einiger Zeit geistert mir die Idee einer mediengerecht aufbereiteten Kurzfassung der »Regelungsgewalt« im Kopf herum, die man zum Beispiel an das Fernsehmagazin »Monitor« weiterleiten könnte ...

Wie wär’s damit?



Thomas Rhaire
Hamburg

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Thomas Rhaire
15.06.2001 22.00
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Idee

Ich stimme Frau Ludwig vollkommen zu!!!

Weshalb kostbare Zeit mit ›bockbeinigen‹ Gästebuchbesuchern verschwenden, die sehr viel sinnvoller für Aktivitäten gegen die sogenannte »Recht«schreibreform eingesetzt werden könnte?!

Schon seit einiger Zeit geistert mir die Idee einer mediengerecht aufbereiteten Kurzfassung der »Regelungsgewalt« im Kopf herum, die man zum Beispiel an das Fernsehmagazin »Monitor« weiterleiten könnte ...

Wie wär’s damit?



Thomas Rhaire
Hamburg

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Gast
15.06.2001 22.00
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Kluge Reformer

Lange habe ich das Gästebuch nicht gelesen, hatte also einiges nachzuholen. Nun muß ich eine Anmerkung machen: während sich die Rechtschreibreformgegner endlos über diese und jene schriftsprachliche Erscheinung auslassen und zu allem Überfluß mit einem Herrn Jansen diskutieren (was völlig nutzlos ist!), machen’s die Reformer klug.
Sie besuchen wichtige Menschen, setzen mit deren Hilfe ihren Unsinn durch, starten Werbekampagnen, in denen sie Reformgegner diffamieren, lassen sich selbst in eine kontrollierende Kommission einsetzen und werden immer wieder mit denselben Sätzen („Immer mehr Menschen schreiben „neu“, Kinder lernen neue Rechtschreibung besser, Lehrer sind zufrieden usw., usw“) in den Medien zitiert, während die Reformgegner...siehe oben!
Ich finde, es sollte einmal darüber nachgedacht werden, wie die guten Argumente der versammelten Rechtschreibreform-Gegnerschaft an die Öffentlichkeit, sprich: in die Medien gelangen können.
Jede andere Reform wird endlos diskutiert, das Für und Wider abgewogen, Kritisches veröffentlicht. Im Falle der Rechtschreibreform stehen nicht einmal die kritischen Bücher in den Regalen, Leserbriefe werden weiterhin unterdrückt. Da muß etwas geschehen!
Ist das nicht wichtiger als Herrn Jansen, der sich sowieso nicht überzeugen läßt (Wie war das noch mit den Perlen???), mit Gegenargumenten und Erklärungen aufzuwarten?  



Claudia Ludwig

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Thomas Rhaire
15.06.2001 22.00
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Word!

!!!



Thomas Rhaire
Hamburg

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Gast
14.06.2001 22.00
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Der Weg zum Paradies

Dieser Grundsatz darf natürlich nicht nur für die Rechtschreibung gelten. Er muß gelten für alle Schulfächer, für alle Prüfungen (man sollte sie eigentlich abschaffen, da sie Ungleichheit hervorrufen), für alle Dinge des Lebens.
Dann werden alle Menschen gleich und glücklich sein. Sie werden wie gute Brüder und Schwestern sein. Es wird keine Verbrechen mehr geben, keinen Streit, keine Mißverständnisse, keinen Neid und keinen Haß. Wir werden im Paradies leben!



Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß

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Thomas Rhaire
14.06.2001 22.00
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Regressionsoptimierung

Vielen Dank für die Antworten auf die Frage nach dem st!

Offenbar gibt es einige praktische Gründe, die für eine Nichttrennung von st sprechen bzw. deren Entstehung erklären. Natürlich ist der Reim mit dem Wehtun nur eine ›Eselsbrücke‹ zur leichteren Einprägung dieser Regel, die seit der Durchsetzung der sogenannten »Recht«schreibreform ja nun nicht mehr ›amtlich‹ ist. Ob die Neuregelung allerdings eine praxisgerechte ist, wird sich wohl erst noch zeigen.
In keinem Fall erhöht sie jedoch den ›sittlichen Nährwert‹ einer sogenannten »Recht«schreibreform, die zwar den Gesetzgeber irgendwie übertölpelt zu haben scheint, die aber mit ›recht‹ im Sinne von ›richtig‹ absolut nichts zu tun hat.

Und aus diesem Grund vermag ich Herrn Jansens Eifer für eine so ›unrechte‹ Sache, wie sie durch die sogenannte »Recht«schreibreform repräsentiert wird, in keiner Weise nachzuvollziehen. Auch wenn er sich auf die Fahne schreibt, die sogenannte Neuregelung in einigen Punkten ›verbessern‹ zu wollen, so erscheint mir dieses Bemühen als dasjenige eines Unentwegten, der eine auf Treibsand gebaute Hütte durch allerlei zusätzliche Lehmaufschüttungen und -umschüttungen vor dem unvermeidbaren Untergang zu bewahren versucht.

Man könnte diese Technik auch als ›Regressionsoptimierung‹ bezeichnen, also als einen Versuch, dem durch die Reform entstandenen Schaden mit allerlei ›kosmetischen Wundpflästerchen‹ entgegenzuwirken (»Set-Decoration«).
Allerdings erkenne ich nicht den Sinn eines solchen Tuns, weil diese Sprache in der vormals gültigen Schreibweise ja ein sehr brauchbares Ausdrucksinstrument zur Verfügung hatte und immer noch hat.
Ich sehe nicht ein, warum etwas Gutes gegen etwas sehr viel Schlechteres eingetauscht werden sollte! Es ist töricht, in einer Welt, die sich immer weiter differenziert, die sprachlichen Ausdrucksmöglichkeiten einer Kultur zu reduzieren! Die Evolution hat jedenfalls einen genau entgegengesetzten Entwicklungsverlauf genommen!

Auf der anderen Seite haben die Einwürfe von Herrn Jansen – so sie denn als ernstgemeint erkennbar sind – auch die Funktion eines ›virtuellen Schleifsteins‹, an dem alle Gegner der sogenannten »Recht«schreibreform sich die argumentative Klinge schärfen können. Oder, um es in den Worten des bekannten Fastenarztes Otto Buchinger zu sagen:

»Nie wird eine Position gehalten,
die keine Opposition mehr duldet,
an welcher ihre Berechtigung und
Stärke sich beweist.«
(aus der Aphorismensammlung »Unterwegs« von Otto Buchinger, Verlag Leonhard Friedrich, Bad Pyrmont 1946, S. 26 )


Abschließend noch ein Kurzkommentar zum Beitrag »Toll!« vom 15.6.2001:
Na, auf die Art von ›Verständigung‹ bin ich ja echt gespannt! Vielleicht sollte man bald damit anfangen, die steinzeitlichen Grunzlaute von ›damals‹ wiederzubeleben ...



Thomas Rhaire
Hamburg

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Christian Melsa
14.06.2001 22.00
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Zurück in die Zukunft - vorwärts in die Vergangenheit?

Man sollte vermuten, daß Menschen wie Theodor Pelster es im Grunde gut meinen mit ihren Vorschlägen. Doch seinem Ansatz wohnt eine fatale Naivität inne. Fatal, weil sie die wahren Gegebenheiten so unglaublich simplifiziert, daß die optierte Methode das genaue Gegenteil des Zieles bewirken würde, auf das eigentlich angepeilt wird. Wie in einigen der letzten Beiträge an dieser Stelle wiederholt erwähnt wurde, wird Sprache zunächst intuitiv angewandt. Das menschliche Gehirn besitzt ein Sprachzentrum, das für die unbewußte Synthese und Analyse sprachlich kodierter Information zuständig ist. Die Sprache, die ein Individuum spricht (also Deutsch, Englisch, Koreanisch, Suaheli usw.) ist aber ganz offensichtlich nicht genetisch bedingt. Ein Mensch lernt die Sprache der Umgebung, in der er aufwächst, in der er lebt. Sprache ist das Produkt eines größeren sozialen Gefüges (eines Sprachvolks) bzw. ihrer Untermengen (Dialektgruppen), die sich auf gewissen Ebenen auch mit anderen Übergruppen überschneiden können (Fachtermini), innerhalb dessen sich semantische Codes, grammatische Traktoren und syntaktische Strukturen herausgebildet haben. Die Maschine, die diese herstellt, ist die Praxis der Kommunikation. Ein kleines Gremium kann eine Sprache nur dann praxistauglich regeln, wenn es den absoluten Grundsatz befolgt, den Gegebenheiten des vorliegenden Zustands zu folgen; jeder normative Versuch ist ein Wagnis und birgt das Risiko der Sprachschädigung. Die Praxis der Kommunikation ergibt sich natürlich bei Menschen auch aus den Gegebenheiten der Signalverarbeitung im menschlichen Gehirn. Ähnlich dem Muskelgewebe findet sich dort die Fähigkeit, sich an oft wiederholende Anforderungen anzupassen. Anfangs noch bewußte Abläufe werden allmählich automatisiert und ins Unterbewußtsein verlagert. So lernt man Fahrradfahren genau wie Klavierspielen und Fremdsprachen. So kann man natürlich auch neue Orthographiekonzepte lernen. Jedoch wird mit jeder Veränderung, wie sie Pelster vorschlägt, wieder neue Anpassung, neuer Lernaufwand fällig werden. Da die Sprache und mit ihr die Rechtschreibung ein komplexes, universelles Instrument ist, das sämtliche konkrete wie geistige Welt zu fassen in der Lage sein sollte, sind den Vereinfachungsbestrebungen natürliche Grenzen gesetzt. Ob diese Grenzen bei Normierungsbestrebungen unbedingt berücksichtigt werden, darf man angesichts der aktuellen Reform zwar schon bezweifeln, jedoch wird jede Änderung des Systems zwangsläufig neue Lernanstrengungen für alle Sprachteilnehmer bedeuten, deren Lebensalter ein wenig über dem geplanten Erneuerungszyklus liegt. Die Komplexität der Materie bringt es mit sich, daß auch die Änderungen umfassend immer nur mit hohen Anstrengungen zu lernen sind (die momentan amtliche „Neuregelung der deutschen Rechtschreibung“ stellt bei alledem ja übrigens noch nicht einmal als Erstlehre eine Erleichterung dar, das ist Pelster wohl auch noch nicht aufgefallen). Unbewußte Abläufe der Sprachformung müssen wieder in die bewußte Sphäre emporgehievt und mühsam durch neue ersetzt werden. Ersetzung der alten Gewöhnung durch neue Gewöhnung – der Aufwand ist offensichtlich, doch wo ist der Ertrag? Denn wenn der Überlegene keine Basis mehr für seine Überlegenheit gegenüber dem Unterlegenen haben soll, dann muß die Qualität der Sprache insgesamt herabgesetzt werden, und zwar entlang des Maßstabs, anhand dem der gegenwärtigen Unterschied zwischen beiden festzustellen ist. Das läuft natürlich auf einen Zwang der Einigung auf den kleinsten gemeinsamen Nenner hinaus. Die Unterlegenen werden während dieser Entwicklung aber trotzdem benachteiligt sein, da sie ihr wegen der dauernden Umgewöhnung und des Umlernens nicht so gut folgen können wie die Überlegenen. Die gegenwärtige Überlegenheit geht ja in Zeiten allgemeiner Schulpflicht normalerweise gerade aus einer besseren Lernfähigkeit bezüglich des sprachlichen Systems hervor. Pelsters Pläne würden die von ihm festgestellten gesellschaftlichen Mißstände also noch verschärfen. Wenn anderes als Begabung die Ursache ist, liegen die Probleme nicht im Lernstoff, sondern im Lehrsystem und den realen Begleitumständen. Ein Zyklus einer Normierung, die sich nicht aus Praxis, sondern aus Simplifizierungsideologie nährt, wird zudem die Verständigung zwischen Angehörigen verschiedener Generationen erschweren, da die Menschen, je älter sie sind, von jeder neuen Umformung verwirrter sein werden. Doch die Verwirrung wird ohnehin darüber hinaus auch allgemeiner Natur sein, denn gerade im Bereich der Rechtschreibung ist das Objekt der Übung ja die alltägliche Lektüre, die sich aus Schrifterzeugnissen zusammensetzt, die aus unterschiedlichen Stufen der Entwicklung stammen (im Idealfall zumindest). Aufgrund der derzeit beobachtbaren Folgen der 1996er Reform läßt sich recht gut abschätzen, was auf die Kulturtechnik der Rechtschreibung zukäme, wenn man ihre Regeln, ihr System, in jedem Jahrzehnt neu ändern würde. Vom Sinn der Rechtschreibung würde nichts übrigbleiben, die Schriftsprache würde starke Abstumpfung des Ausdrucks, der Präzision, ihrer allgemeinen Leistungsfähigkeit erfahren. Solche Ergebnisse pflegt man Kulturverfall zu nennen. Das Mittelalter war in Europa nach den kulturellen Blüten der Antike ein Beispiel für so etwas. Es wäre schön, wenn man Lernanstrengungen lieber in lehrreiche Geschichtsbetrachtungen investieren würde anstatt in sinnlose, ja, sinnwidrige Umbauten des Sprachsystems.



Christian Melsa
22149 Hamburg

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